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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.09.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140903013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914090301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914090301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-03
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
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vonnersnlv, 3. vevtemder 1914. groben Steg verkündete, uns ersuchte, die Fahnen auszuhängen. Sie flatterten bereits fröhlich überall, an Arbrit dachten heute nur Wenige, in kleineren und gröberen Gruppen stand man auf den Straßen und dem Marktplatz mit dem altertümlichen Rat» Haus, tauschte seine Empfindungen au» und lauschte den Berichten einzelner Mitkämpfer. Bi, plötzlich alles an die eine Gassenkreuzung eilte: „Die G«^ fangensn! Die Gefangenen!" Za. da kamen sie, wohl ein hundert, die graugrünen Mäntel umgehängt, unter letzteren recht gute Uniformen, falls diese nicht die deutlichsten Kampfspuren trugen, die Mützen etwas schief, viele der Gesichter von stumpfem Ausdruck, Und hinterher auf drei offenen Wagen ein paar Dutzend rusnscher Verwundeter, teils liegend, teils auf dem Rand der Gefährte sitzend, alle sorgsam verbunden. Kein Wort des Ab« fcheus, des Zornes, der Verwünschung seitens der Menge oder gar der Soldaten — und ich dachte, wie wäre das in Rußland anders, ganz anders, wenn man die Unsrigen so dahinfahren würde! Jetzt am Abend strahlt die Stadt in tausend fachem Ltchterschmuck. Friedlich läuten die Glocken — welch' einen Widerhall findet ihr Klam; in den weit, weit geöffneten Herzen: „Unser der Sieg, dem Herrn und dem Heere sei Ruhm und Ehre!" in den Augen der Blutschuld die die deutschfeindliche Stimmungsmache. Man schreibt uns: Die belgische Diplomatie arbeitet nach dem Muster der verflossenen bel gischen Kriegsberichterstattung, um im Ausland Stimmung gegen das deutsche Reich und gegen das deutsche Heer zu machen. Für diesen Zweck mutz die unabweisbar gewor dene Züchtigung der Franktireur stadt Löwen herhalten. Um die wirklich Schuldigen ganz von der Bildfläche verschwinden zu lassen, wird ein Gejchichtchen erzählt, dessen groteske Unwahrheit jedem deutschen Zuhörer ohne wei teres klar ist. Die belgische Diplomatie streut nämlich aus, das; die von der Antwerpener Besatzung zurückgeschlagenen und auf Löwen zurückgehenden Deutschen von der deutschen Be satzung Löwens für Feinde gehalten wurden, und unter dem Zorn über die Verwechselung habe Löwen leiden müssen. Diese ungeheuerliche Räubergeschichte kann als solche schon darum erkannt werden, weil die Voraussetzung, aus der sie aufgebaut ist, falsch ist. Denn deutsche Truppen sind von der Antwerpener Besatzung überhaupt nicht ge schlagen worden, kamen also gar nicht in die Lage, auf Löwen zurückzugehen und von ihren Landsleuten verkannt zu werden' Aus welchen Gründen aber das Strafgericht über Löwen abgehalten werden mußte, hat die sozialdemo- tijche „Rheinische Ztg." am 29. August richtig in der nachstehenden Darlegung ange geben: „In steiaendem Matze bekommt man von dem belgischen Franttireurkrieg den Eindruck einer zentralisierten und überall sorgfältig vorbereiteten Aktion. Zur völligen Gewißheit ist das seit dem furchtbaren Stratzen- kampf in der alten Universitätsstadt Löwen ge- woroen .. . Die Bewohner arbeiteten offenbar ptanmätzig mit der Besatzung von Antwerpen zu sammen, denn sie unternahmen den hinterhältigen Angriff genau um die Zeit, wo durch einen Aus fall aus Antwerpen die deutschen Truppen ohnehin stark beschäftigt waren. . . . Der Eindruck der Wohl- überiegtheil wird noch befestigt durch die inzwischen belanntgewordene Lchrift eines französischen Offi ziers, die den belgischen Franktireurkrieg chon lange vorher empfohlen hatte, und überhaupt durch Politik der belgischen Negierung, die sich aus Eventualität eines deutschen Einmarsches eit Jahren vorbereitet halte und in Frankreich ebensosehr den willkommenen Freund sah wie in Deutschland den gebalzten Gegner. . . Diese Regierung ist es offenbar auch, die den Franktireurkrieg organisiert und sich dadurch mit einer furchtbaren Schuld bedeckt hat. . . Die Schuldigen aber sind öffentlich anzuklagen. Die Regierung Belgiens bat furchtbare Blutschuld auf sich geladen und wird sie vor keinem Richterstuhl verantworten können. An ihren Händen, nicht an denen des irregeleiteten, matzlos verhetzten und un wissenden Volkes klebt das Blut der Opfer des Franktireurkrieges: gegen die belgische Regierung erheben nicht allein unsere Soldaten ihre Schwur- finger, sondern auch die Leichen der eignen Volks genossen stehen gegen sie auf.. Wer möchte heute an der Stelle der belgischen Regierung stehen!" Offenbar fühlt sich die belgische Regierung an ihrer Stelle heute so unbehaglich, daß sie durch ihre Diplomatie selbst den tollsten Schwindel verbreiten läßt, um des Auslandes keinen Teil an zu haben, die sie sich betreffs des belgischen Franktireurkrieges auflud. Vie enölofen Transporte -er gefangenen Raffen. Der nach dem Osten entsandte, vom Trotzen Generalstab genelmigte Kriegsberichterstatter Herr Rudolf vonKoichützki schickt uns von seiner Reise zum Hauptquartier aus Osterode folgendesStimmungsbild: Osterode, 31. August. Als Ihr Berichterstatter heute nachmittag, stark ermüdet und verhungert, zuletzt nach weiten Landwegen beim östlichen Armee-Oberkommando eintraf, fuhr gerade der kommandierende Ge neral eines russischen Armeekorps in einem großen grauen Automobilkäfig zum Städtchen hinaus. Auf der Eisenbahn war zuletzt nicht mehr weiterzukommen, weil die endlosen Gefangen züge den Verkehr völlig beschlagnahmten. Unter den Gefangenen jab ich die verschie densten Typen vom reinen Mongolen über den Weiß- und Kleinrussen bis zu den Balten und reinrassigen Slawen, die äußerlich von Germanen kaum zu unterscheiden sind. Für unser Gefühl abstoßende und gewinnende Gesichter in buntem Durcheinander. Dazwischen aber zuweilen ein Zug mit ver wundeten deutschen Kriegern, die einander, wie ich auf einer Station beobachten konnte, in auf opfernder Weise beistanden. In der letzten Nacht sah ich sie auf Roll wagen und Brettwagen vor das Bahnhofs gebäude fahren. Aber ob ihre Wunden noch so schwer waren und ihre Lage beim Herunter, heben und die Treppe hinauftragen noch so unbequem: von keinem hörte ich auch nur die leiseste Klag«, so wenig wie von den über- müdeten Eisenbahnbeamten, Krankenträgern und vahnhofskommandanten. Leipzig« Tageblatt. Nr. 447. Moryro-Nosgsvr. Sette 3. Jeder trägt und tut das Notwendige mit einer gewissenhaften und schlichten Selbstver- ständlichkeit, daß ein Gefühl von Zuversicht sich immer stärker im Bewußtsein festsetzt. Ein Volk, das eine solche Summe vorzüg licher Eigenschaften ererbt hat und immer neu erwirbt, kann nicht zugrunde gerichtet werden, wenn sich auch die ganze Welt zu seinem Ver derben verbindet. In den zwei Stunden meines hiesigen Auf enthaltes sah ich übrigens eine ganze Reihe von Leuten und besonders Offizieren, die mit verbundenen Wunden Dienst tun. Auch das als eine Selbstverständlichkeit, von der niemand ein Aufhebens macht. Das Wetter ist ein wenig frischer geworden und die weite wellige Landschaft machte während der Fahrt einen so friedlichen Eindruck, als wenn es nicht wahr wäre, daß hinter den weit gestreckten Wäldern und Seen Massengräber, verbrannte Dörfer, verstümmelte Leichen von Frauen und Kindern lägen. Aber alle diese Teufeleien werden bald aus dem Lande gefegt und unsere Grenzen wieder sicher sein. Rudolf v. Koschützkt, Kriegsbericht er statte r. Hetzte Depeschen und Ferirsprechmrldurrgrrr. lNach Schluß der Redaktion eingegangen.) Der Krieg. kunügebung -eutscher Professoren an üie amerikanische Seisseswelt. Berlin, 2. September. (Eig. Drahtber.) Die Professoren Ernst Haeckel und Rudolf Tücken in Jena haben unter dem »1. August «ine Kundgebung an die amerikanischen Universitäten er lassen. Diese geht aus von den engen Beziehun- gen, die zwischen amerikanischem und deutschem Geistesleben von jeher bestanden haben, und die durch den Prosessorenaustausch noch vertieft wurden. Dann wird die Entstehung des Krieges und die besondere Schuld Rußland» dar gelegt. Nach einem kurzen Abschnitt über Frankreich wird nun die Rolle geschildert, die England bei den Vorbereitungen zum Kriege gespielt habe. Die notwendige Verletzung der belgischen Neutralität sei ihm nur ein Vorwand gewesen, am längst beschlossenen Kriege teilzunehmen. Dann heißt es: „Wenn übri gen- England über eine Verletzung des Völkerrechts »lagt, so ist das krasseste Heuchelei, elende» Pharisäertum. Denn wie zu allen Zeiten die eng lische Politik sich über alle Normen des Rechts unbe denklich hinwrggesetzt hat. sobald das dem eigenen Vorteil dienlich schien, so hat sie solche Art auch in diesen wenigen Wochen zur vollen Genüge be kundet, so in der rechtswidrigen Wegnahme der tür kischen Schisse, so in der Aufstachelung der Japaner zu dem elenden Raubzuge gegen da, deutsche Gebiet in China, der unvermeidlich jenes mongolische Bolt in Gegnerschaft zu Euro päern und Amerikanern bringt. Wie kann ein solches Volk, das in derartiger Weis: wertvolle Interessen der westlichen Kulturwelt verrät, sobald es ihm nützlich er scheint, wie können diese Genossen de» japanischen Raubes sich als Hüter der Moral gebärden?" Zum Schluß der Erklärung wird betont, daß Deutschland nur auf die eigene Kraft und sein gutes Recht vertraue; in dem gewaltigen Kampfe ist es ihm wohltuend und wertvoll, zu wissen, daß di« Gedanken und Sympathien seiner amerikanischen Freunde bei ihm sind. „Dieses ofsen als die Ge sinnung aller deutschen Gelehrten auszusprechen, fühlen wir beide uns wohl berechtigt, da mannig faltigste wissenschaftliche und persönliche Beziehungen uns mit den amerikanischen Universitäten verknUpfen. Diese Universitäten wißen, was die deutsch« Kultur der Welt bedeutet. Vertrauen wir darauf, daß sie zu Deutschland stehen werden." Vortrag Professor Euckens in Berlin. (-) Berlin, 2. September. (Eigener Draht bericht.) Prof. Rudolf Tucken aus Jena wird am 9. September in dem großen Auditorium der Urania einen Vortrag über das Thema „Unsere gerechte Sache" halten. Professor Eucken wird zunächst be weisen, wie ungeheuer viel dir Vertre tung einer gerechten Sache für den Er folg eines großen Kampfes ausmacht. Sie steigrrt das Können und Wollen jedes einzel nen, und sie stärkt seine Kräfte auch zur Ueberwin- duna des Schwersten. Weiter wird er beweisen, w i e unlauter die-feindlichen Beweggründe sind, die sie hinter der Reinheit der deutschen Sache und hinter dem reinen Kampf um unsere heiligen Güter zurückstehen laßen. Fürs Vaterland gefallen. O Berlin, 2. September. sEig. Drahtbcrtcht.) Da» erste Opfer aus der akademischen Welt Berlins ist zu verzeichnen. Der Prioatdozent an der Tech nischen Hochschule in Charlotten bürg, Dr. phil. H. Lattermann. ist auf dem Felde der Ehre ge fallen. Der junge Gelehrte hat sich im vorigen Sommersemcster für das «rach der klassischen Archäo logie als Prioatdozent habilitiert. Ferner ist Branddirektor Bltcsner-Kassel gefallen, der als Brandmeister der Berliner Feuerwe.hr mehrfach von dem Kaiser und der Kaise rin ausgezeichnet wurde. Auch der bekannte Ber liner Porträtist Heinrich Hell hoff ist vor Lüttich gefallen. Hellboff. der ein Alter von 56 Jahren er reichte, ist geborener Mecklenburger und hat sich durch verschiedene vortrefflich gemalte Repräsentattonebild- nisse einen Namen gemacht. Für da» Reichstag»- gcbäud« malte er das Bildnis des Grafen Schwenn- Löwitz. Außerdem fiel am 22. August der Haupt- mann und Kompaniechef von Bennigsen, am 2». August Leutnant Werner Herwart von Bittenfcld, ein Sohn des Sachsen-Altenburgi. schen Kammerherrn Oberleutnant z. D. Werner Her- wart von Bittenfeld. Leutnant Fritz Koch, rin Sohn des Geh. Admiralitätsrats a. D. Paul Koch in Zehlendorf. Di« Stimmung in Pari». Berkin, 2. September. (Eig. Drahtbericht.) Ueber die Lage und Faßung in Paris wird dem „Lokalanzeiger" über Holland gemeldet: Von heute ab bestehen in Nordfrankreich nur noch Telegraphen verbindungen mit London und dem Haag (über Vlissingen), alle anderen Drahtverbin dungen sind von Pari» «bgeschnitten. Da» gleiche gilt vom Eisenbahnverkehr, der bis auf weitere» nur auf den Strecken Paris—Boulogne unb Pari»—Dünkirchen aufrechterhalten bleibt. Durch die Konsulate der befreundeten Mächte wird darauf hingewirkt, daß die noch in Pari», weilenden Au», länder di« Hauptstadt verlassen, weil eine plötzliche Absperrung der Kapitale eintreten könnte. Im Einverständnis mit dem Generalstab beschloß der Militärgouverneur, die Stadt unverzüglich in Verteidigungszustand zu setzen. Be jahrte Männer sind mit dem Polizeidienst in den Pariser Straßen betraut. An der Aufwerfung von Laufgräben in verschiedenen Stadtvierteln arbeiten waffenunfähige Einwohner. Erdarbeiter sowie zahl reiche beschäftigungslose Provinzler sind gegen «inen Tagelohn von 1'4 Franken gedungen worden zur Herstellung des Verteidigungszustandes. Auch weibliche Kräfte werden herangezogen. Zn der Bevölkerung merkt man trotz der von den Blät tern zur Schau getragenen Siegesgewißheit, daß die Dinge einen für Frankreich ungünstigen Verlauf nehmen. Zn den Arbeiterschichten herrscht Miß stimmung über da» von Zules Guesde unter zeichnete Manifest, das die Erhebung des ganzen französischen Volkes gegen den Feind verlangt, also den Franktireurkrieg proklamiert. Die sozialdemokratische Partei ist in zwei Parteien ge spalten. Während die Syndikatsführer von einer Massenerbebung nichts wißen wollen, fordern die in der Mehrheit befindlichen Anhänger Zrrles Guesdes den Kamvf Lis zum letzten Blutstropfen. Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet: Dein römischen Korrespondenten der „Franks. Ztg." er klärte ein italienischer Generalstabshauptmann, nach guten Znformationen seien die Pariser Forts nur von geringem Werte, sie seien vor 1886 gebaut. Die Werke beständen nur aus Erde und Sandstein und seien unmodern. Die Mannschaft „Kaiser Wilhelm» de» Großen" gerettet. Berlin, 2. September. Nach einer telegraphischen Meldung des Kommandanten des nach einem Gefecht bei Rio del Oro versenkten Hilfskreuzers „Kaiser Wilhelm der Große" ist wahrscheinlich die ge- samt« Besatzung gerettet. Die belgische Königin in Sicherheit. O B«rli», 2. September. (Eig. Draht bericht.) Wie aus London nach Rom gemeldet wird, sind die Königin von Belgien, Kronprinz Leopold, Prinz Karl und die Prinzessin Marie tnLondoneinge troff en. Die Ankunft ersvlgte in aller Stille, und blieb auch unbemerkt. Wo die Königin und ihre Kinder wohnen werden, ist noch nicht bekannt. Wie es heißt, machten die Angckommenen einen sehr niedergeschlagenen Eindruck. Zwei Bahnschutzposteu verunglückt. Weimar, 2. September. (E i g. Drahtbcri cht.) Zwei freiwillige Bahnschutzposten, Li schier Riefe und Schuhmachermeister Bienstock, sind in der vergangenen Nacht am Westausgong des hiesigen Bahnhofes durch eine Maschine überfahren und getötet worden. Japan der Waffenbruder Rußlands? Berlin, 2. September. (E i g. Drahtbericht.) Eine Depesche aus St. Petersburg an das „Allgeinene Handelsblad" in Amsterdam meldet, daß Japan sich bereit erklärt hat, mit einigen Armeekorps und mit seinen Pioniertrup pen Rußland zu Hilfe zu kommen. -7- Eine Bestäti gung dieser Meldung lag hier noch nicht vor. Für ganz unwahrscheinlich wird sie nicht gehalten. Immerhin könnte das Anrufen der japanischen Unterstützung für die Russen eine sehr zweischneidige Maßregel bedeuten. Das meinen wir auch. Und wie denkt man sich denn die Beförderung dieser Truppenmaßen? Steigende Mißstimmung in Bulgarien gegen Rußland. Sofia, 2. September. Wie die Blätter mel den, ist die große Wardarbrückc bei Gue- mendschi von mazedonischen Revolutionären vollständig zerstört worden. Infolge der un- aufhürlichen Verfolgungen der Mazedonier durch die serbischen Behörden beginne die Gärung un ter der Bevölkerung gefährliche Formen anzu nehmen, so daß wettere Anschläge zu erwarten seien. — „Kambana" wendet sich gegen die un aufhörlichen Aufforderungen der russischen Pan- slawtsten, Bulgarien möge Rußland zu Hilfe kommen, und sagt, alle diese Hilferufe könnten höchstens die russischen und serbischen Werkzeuge rühren. Da- bulgarische Volk werde da gegen ein kaltes, verschlossene« Herz bewahren. Die bulgarische Selbstverleug nung gehe nicht so weit, daß Bulga rien sich selbst ein Grab grabe, wie die endlosen russischen Aufrufe eS verlangen. vom Koalka»«. Rom, 2. September. Um 11 und um 11,10 Uhr zeigten je eine Sfumata an, daß zwei Ab. stimm »nyen erfolglos verlaufen waren. Eine zahlreiche AknMnmenge e wartet auf dem Petersplatze das Ergebnis der Wahl. Kardinal Mercier, der Primas Bel giens, wird unmittelbar nach Schluß de- Kon klaves wieder nach Ntecheln zucückreisen und den preußischen Gesandten beim Heiligen Stuhl um einen Geleitsbrief durch die deutschen Stellungen bitten. Di« Kämpf« ktz Albanien. Valon«, 1. September. Die ersten Abteilun. gen d«r Aufständischen sind unter Boran, tragung oer türkischen Fahne friedlich in die Stadt ein gerückt, und andere lagern in den Vororten. ES hat sich kein Zwisckmnfall ereignet. Dnrnzz-, 31. August 11 Uhr abends. Ter „Agenzia L-tefani" zufolge antworteten auf eimge Kanonenschüsse, vie von der Ar. tillerie oer Besatzung abgegeben waren, die Auf. ständischen ebenfalls mit einigen Kanonenschüssen. Ein Geschoß fiel oiesseits der Verschanzungen nieder. Bon zwei anderen, die augenscheinlich gegen da- Kgl. Palais gerichtet waren, siel eines ins Meer in der Nähe der Häuser der Stadt. In der Stadt herrscht Panik. — Rack der gleichen Quelle hat die Versammlung der Notabeln beschlossen, die Aufständischen zu bitten, die Entscheidung der Stadt bis Sonn, abend vormittag zu erwarten. Mittwoch vor- mittag wird sich die Kontrollkommission nach Zchiak begeben, um die endgültige Fas. sung dec Forderungen der Aufständischen ent- aegenznnebmen und ein Abkommen zu trcjfen. Der Fürst wird, wenn nicht- Unvorhergesehenes dazwlschenkommt, Donnerstag abreisen. Letzte Lokalnachrichten. Oer Seöantag in Leipzig. 11. In den Abendstunden erreichte die allgemeine Be geisterung in Leipzig ihren Höhepunkt. Um die Freude über die bisher errungenen Liege zum Aus druck zu bringen, spielten «uf Veranlassung des Rates die Kapellen der Musikdirektoren Gustav Lurth und Günther Cob lenz auf dem Markte und auf dem Augustusplatz. Viele Tausende von Zu- Hörern hatten sich Lazu eingefunden, die begeistert die gespielten vaterländischen Lieder mitjangen. Gegen 9 Uhr versammelte sich dann vor dem Sieges denkmal, wo von den Gaskanüelabern mächtige Flammen emporloderten, eine frohgestimmte Menge. Auch hier erklangen in ununterorochener Folge Stegeslieder, sie mit begeistert aufgenommenen An sprachen adwcchjeltcn. Zn den großen Restaurants im Innern der Stadt, die fast ausnahmslos patrio tische Konzerte veranstaltet Hutten, herrschte gleich falls ungeheurer Zubel. Wie in den Tagen der Mobilmachung erklang es fortgesetzt: Teutjchlaiiv, Deutschland über alles, Lieb Vaterland magst ruhig sein, usw. Als dann bekannt wurde, daß der Lei p- ziger Männerchor nach dem Konzert in der Älberthalle, worüber wir an anderer Stelle berichten, noch vor dem Siegesdenkmal singen werde, sammelte sich dort eine unübersehbare Menschenmenge an. Gegen 11 Uhr traf der Mannergesangverein, mit Jubel begrüßt, ein. Der erste Vorsitzende, Rechts anwalt Brecht, hielt zunächst eine zündende An sprache, die in einem begeistert aufgenommenes Hoch auf den Deutschen Kaiser, auf die Bundesfürsten und die siegreiche Armee aueklang. Alsdann brachte der Chor unter Leitung des Königlichen Musikdirektors Wohlgemuth ein« Reihe Lieder, darunter das Niederländische Dankgebet, Lützows wilde verwegene Jagd, Körners Schwertlied usw. in glänzender Weise zum Vortrag. Den Abschluß bildete der allgemeine Gesang der Nationalhymne. Unter Absingung weiterer patriotischer Lieder zerstreute sich dann die vieltausendköpfige Menge. O- Wohltätigkeitskonzert in der Älberthalle. Der Leipziger Männerchor und Meister Gustav Wohlgemuth hatten dis Hörer einbcrufen, deren Menge der weite Raum der Älberthalle kaum zu fassen vermochte, so daß der Zweck, der Kricgsnot- spende in Leipzig neue Mittel zuzufllhrcn, fia-erlich aufs beste erreicht ward. Die gesamte Veranstaltung stand im Zeichen der gewaltigen Siegesstimmung. Die Zetten von 1813 und 1876 sind wiedergekehrt, wie HLrr Reichstaasabgeordneter Felix Marquart in seiner mit sudelnder Zustimmung aufgenommenen Ansprache es bezeichnete, da ein Volk sich erhebt und ein Gedanke auf Sinn und Tat allein bestimmend ein wirkt. Und gerade wollt' es sich fügen, daß bei den letzten, von tiefer Begeisterung getragenen Worten des Redners die Kunde kam von dem neuen Sieg, also daß die Freude und Dankbarkeit gegen Gott, Kaiser und Heer den Höhepunkt erreichten und die große Festversammlung das „Deutschland, Deullchland über alles" anstimmie. Zm engen Zusammenwirken mannigfacher Faktoren war der gestrige Abend in der Tat «rne musikalische Eedanfeier, die ihresgleichen wohl suchen durfte. Die Dortragsordnuna war selbst redend durchweg auf den patriotischen Ton einge- stimntt. Hervorragendes bot der oben genannte Thor und sein Leiter gleich mit der sehr schönen Wieder gabe von H. Zllnasts „Reiterlicd", mit G. Wohl- -emuths statt empfundenem „Deutschland, sei wach!" und Theodor Scharffs außerordentlich lebendigem „Deutschen Matrosenlicd". Ebenso hinterließ G. Wohlgemuths Bismarckgeiang für Männerchor mit Orgel und Klavier (vertreten durch die Herren Mar Fe st und R. Funger) einen bedeutenden Eindruck. Der denklich sympathischste Empfang wurde Herrn Kammersänger Alfred Käse bereitet, dessen Vor träge gewaltigen Beifall fanden. Ausgezeichnet sang der Künstler Emil Pinks' „Sturmlied^ das auf Volkstümlichkeit im besten Sinne die nächste Anwart schaft hat. ferner H. L. Kormanns vortrefflich wirken des „Deutsches Reiterlied", ein richtiger Trutzgesang, und Gerhart Hauptmanns Dichtung sowie Earl Löwes unverwüstlichen „Friedcricus Rex". Eine glückliche Zdee war es, drei neu« Soldatenlieder durch Alfred Käse darbieten zu laßen, dergestalt, daß der Sänger zwei Strophen, die Zuhörer die übrigen sangen. Waltete darin großenteils ein urgesunder Humor vor, so gelangte die festliche Versammlung durch die, den schonen Abend beschließenden „Nieder ländischen Volkslieder" zu ernster und erhebender Stimmung zurück. L. 3. *- * Tödlich überfahren. Gestern nachmittag in der 6. Stunde sind in der Lauchstctdtcr Straße zwei Mädchen von eine in Fleischergeschirr überfahren worden. Das eine wurde leicht verletzt, das andere leider getötet. Da- letztere Kind ist die 2 Jahre alte Else Stracke, wohn, haft Naumburger Straße Io, das einzige Krnd eines Schmiede-, der im Kriege weilt, und dessen Frau schon lange keine Nachricht von ihm er halten hat. * Erhängt aasgesuade». Ein in L.-Lindenau, Angerstraße wohnhaft gewesener, seit dem v. August als vermißt angezeigter 51 Jahre alter Buchhalter, ist in Naunhof von einem Jagdherrn erhängt aufaefunden worden. Die Leiche war bereit- starr in Berwesung über gegangen. Unser« -«str»-e >b«»da»»ßab« »«saßt - E«tt«», di« »»«liegend« An»gabe 10 Seite», zusammen 1i4 Zetten. dauvtssNstlMer: Le. Bernd. Wetzen^raer verantwort!^ -cliriillriter: Mr Politik Br. Ara» Giinttzer: Mr die danke»,eitun, Walther Hchiadler; Mr Leip,i,er und iLsllsche Anaelegenheiien Arnold giiak«; für Kunst und Wissen» schast B». -rledrtch Grdrecht: Mr Musik Gu»rn -e»«ttzi »«Ns« fi. Haatteld: Mr dir Reise», <Md«r» und VtrkthrKeilunq »nd»ts Metze». — Für deu »n,eig«nteil -ein». Balser. Vrrl«»: >«id»t»»» La»edlatt, GesrtlisaN nur b«ssr«nktrr tzastun- Drnck: Fischer 4 Kstrtzr«. kilmtli» ia Wt»,i»
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