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Sächsische Volkszeitung : 14.11.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193611147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19361114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19361114
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-11
- Tag 1936-11-14
-
Monat
1936-11
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.11.1936
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Nr. 267. — 14. 11. 36. Sächsische Volkszeitung Seite 8 Line vienle Slssksspi'scke in 6ei- Scinveir? In der letzten Sitzungsperiode des Schweizer Parla ments hat, wie die „Times" dieser Tage meldete, ein Ab geordneter aus dem Engadin an die Negierung die An frage gerichtet, ob sie gewillt sei, neben den drei bisher offiziell anerkannten Staatssprachen das Nomontsch zuzu lassen. Die Regierung hat darauf erklärt, das, sie prüfen werde, ob ein derartiger Schritt mit der Verfassung in Einklang zu bringen sei. Die schweizerische Verfassung läßt bekanntlich bisher als offizielle Sprachen Deutsch, Franzö sisch und Italienisch zu. Nach einer Statistik des Jahres 1930 wurde von 2 924 000 Schweizern Deutsch gesprochen, 831000 sprachen Französisch und 242 000 Italienisch. Nomontsch gehört jener Gruppe aus dem Vulgärlatein entwickelter Idiome an, die mehr oder weniger stark mit de» Beständen der ursprünglichen Sprache der Räten ver mischt sind, und die man unter dem Sprachbegriffe „Räto romanisch" zusammenfatzt. Nomontsch, auch Westladinisch genannt, wird heute noch von etwa 40 000 Menschen in Erauoünden gesprochen und gliedert sich in fünf ver schiedene Dialekte: in das Ob- und Niedwaldisch, in das Ober- und Unterhalbsteinische und in das Engadinisch oder Churwelsch. Diese einzelnen Dialekte haben je nach der Nachbarschaft von Romanen, Deutschen und Italienern aus deren Sprachen viele Lehn« und Fremdwörter über nommen. Die Kantonregierung von Graubünden, wo be kanntlich Deutsch gesprochen unrd, hat sich nie veranlasst gesehen, die romontsche Sprache besonders zu hegen oder zu fördern. Wohl bemüht sich jedoch seit vielen Jahren die stigia Nomontscka in Chur, das Nomontsch möglichst rein zu erhalten und seine Gleichberechtigung mit den drei ande ren Staatssprachen durchzusetzen. Als einziges Idiom des Rätoromanischen hat das Nomontsch, hauptsächlich im llnterengadinischen, eine Schriftsprache entwickelt die etwa 75 bis 80 v. H. ihres Sprachschatzes dem Lateinischen und den Rest dem Deutschen und dem Alträtischen entnom men hat. In dieser romontjchen Schriftsprache sind beach tenswerte literarische Erzengnisse entstanden. Sowohl die ältesten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Drucke, wie die neuere romontsche Literatur sind vorwiegend religiösen Inhalts. Über Graubünden hinaus sind eine Volksliedsamm lung und ein religiöses Tobias-Drama aus dem 16. Jahrhun dert bekannt geworden, die der Engadiner A. von Flugi herausgegeben hat. Die l-igia llamontsckr» sammelt nicht nur eifrig alle alten und neuen Dokumente und Literatur erscheinungen in der romanischen Schriftsprache, sondern gibt auch verschiedene Zeitungen und vor allem auch Schul bücher und Grammatiken heraus, denn in den in Frage kommenden Gebieten wird Nomontsch als zweite Sprache in den Schulen gelehrt. Bei einer Reise durch das Engadin fallen einem die fast ausschließlich romanischen Straßen- bezeichnungen auf, und in vielen Orten ist die frühere Be zeichnung „Stadthaus" für das Rathaus in das romontsche „ciiosa clomunola" umgeändert worden. Wenn die Schwei zer Negierung tatsächlich das Verlangen der Nomontsch sprechenden Minderheit erfüllen und ihre Sprache als gleichberechtigt neben die drei vorhandenen Staatssprachen stellen sollte,dann wird diese wohl interessantesteMindcrheits- sprache Europas sicherlich erneut aufblühen und nicht nur in das Parlament einziehen, sondern auch als Hauptsprache in den Schulen der Nomontsch sprechenden Bevölkerung gelehrt werden und so ihren Fortbestand sichern können. Mangels ScksNpIslle Bei den Waffenstillsiandsfeiern in Frankreich hat der ehemalige Postminister und heutige rechtsradikale Abgeord nete Mandel-Rothschild vor seinen Wählern in Medoc eine ener Reden gehalten, wie man sie in den ersten Nachkriegs- ahren einem ohnmächtigen Deutschland ungestraft glaubte steten zu könne». Mandel ist gewitz „berufen", am Waffen- tillstandstag zu sprechen, denn er war nach dem deutschen Zusammenbruch vor 18 Jahren die rechte Hand Clemen- ceaus und hat seinen Einfluß geltend gemacht, daß bei den Waffenstillstandsverhandlungen die brutale Hand des Sie gers auch fest an der Gurgel blieb. Er hat inzwischen nichts gelernt. Am Tage nach der Besetzung der entmili tarisierten Nheinlandzone durch die deutschen Truppen ist es Mandel gewesen, der den Ministerpräsidenten Sarraut drängte, sich dem deutschen Schritt vom 7. März mit Waf fengewalt zu widersetzen. Von einem Manne, der auf solche Weise erschreckend klar bewies, daß er fast zwei Jahrzehnte nach dem Weltkrieae noch vollkommen in der Mentalität Gefängnis für einen „Krebsforfcher" Ueberiveisung in eine Heil- und Pslegeanstalt Heidelberg, 13. Nov. Vor der zweiten großen Strafkammer des Heidelberger Landgerichts wurde am Donnerstag der Prozeß gegen den 68 Jahre alten, in Gengenbach (Scharzwald) geborenen, zuletzt in Neckargemünd bei Heidelberg ansässigen praktischen Arzt Dr. Josef Weiterer abgeschlossen, der des Betruges angeklagt mar. Der Angeklagte wurde wegen fortgesetzten und versuchten Betruges und Wuchers zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis, abzüglich zwei Fahren Untersuchungshaft, ver urteilt. Außerdem wurde seine Verbringung in eine Heil- und Pflegeanstalt nach Verbüßung der Reststrafe angeordnet. Der Angeklagt«- studierte Medizin, arbeitete dann an der Freiburger Hautklinik und am Pariser Pasteur-Institut und ließ sich 1000 in Mannheim als praktisckrer Arzt nieder, um sich später mehr und mehr der Krebsforschung zuzuwenden. 1032 gründete er in Neckargemünd das „Deutsche Radium-Heim für Krebskranke". Bereits während seiner Mannheimer Wirksam keit wurden gegen Dr. Weiterer mehrere Verfahren wegen Be truges eingeleitet, die aber mangels subjektiver Beweise fallen gelassen werden mußten. Von 1034 an wurden die Straf anzeigen aus ganz Deutschland jedoch immer häufiger. Schließ lich griff die Heidelberger Staatsnnwaltsckzast die Angelegen heit auf. Es kam zur Anklageerhebung und in der Verhand lung wurden mehr als hundert Zeugen und fünf Sachverstän dige vernommen. Immer wieder ergab sich das abstoßende Bild, daß W. durch kräftiges Rühren der Reklametrommel es verstanden hat, Krebskranke aus allen Schichten des Volkes für seine Behandlungsmethoden oder einen Aufenthalt in seinem „Radium-Heim" In Neckargemünd zu gewinnen. Mehrfach ist es al>er auch vorgekommen, daß er Leute in Behandlung nahm, die nur an harmlosen Geschwülsten, Warzen oder dergleichen zu leiden hatten. Zahlreich sind zudem die Fälle, in denen festgestellt wurde, daß der Angeklagte eine um 40 bis 50 v. H. geringere Ra diummenge zur Verweirdung brachte, als sich aus den lierech- nelen Bestrahlungen ergibt. Wetter brachte die mehrwöchige Älerhandlung Fälle ans Tageslicht, in denen todkranke Men schen. die schon aufgegeben waren, von Weiterer — nur um des Geldes willen! — von der „Notwendigkeit einer Radium- von 1918 befangen ist, wird man gewiß keine historischen Rückblicke erwarten dürfen, die Anspruch auf Maß, Ver nunft und Gerechtigkeit erheben können. Infolgedessen kann man einen Satz wie diesen, daß der Friede Frankreichs „ein Friede der Würde und der Unabhängigkeit für alle Nationen" sein sollte, nur achselzuckend zur Kenntnis neh men. Der Fall ist hoffnungslos. Bemerkenswerter ist schon Mandels ironisch gemeinte Feststellung, daß der fran zösische Friede von Tag zu Tag mehr in seinen Grund festen erschüttert werde und heute von der Zustimmung der Besiegten abhängig sei. Herr Mandel sucht natürlich die Gründe für diesen Umschwung nicht in der Lebensfeindlich keit der Friedenskonstruktion von Versailles und nicht in der verfehlten französischen Politik, die, buchstabengläubig, blind war für die natürlichen Entwicklungen und für das wirkliche Leben der Völker, sondern in der deutschen „Nc- vanchelust". Deutschland ist nach diesem Deuter der poli tischen Entwicklung der letzten Jahre nur wieder erstarkt auf Grund seiner verschiedenen „Vertragsverletzungen". „Kaum war Deutschland wieder im Besitz des Saargcbietcs, als es die heimlich betriebene Wiederaufrüstung offiziell bekanntgab und die Wehrpflicht einführte." Dem armen Frankreich blieb nichts anderes übrig, als sich nach einer „fragwürdigen Hilfe" umzusehen. Mandel meint damit den Militärvakt mit Sowjetrußland. der von Frankreick Eine neue theologische Fakultät in der Tschechoslowakei In liebereinstimmung mit den zuständigen Kirch stellen Be hörden hat der tschechoslowakische Staat in Preßburg, jetzt Bra tislava genannt, eine neue katholisch-theologisck>e Fakultät ge gründet. Zu den bislang schon bestellenden, oen Fakultäten an den beiden Prager Universitäten und einer dritten in Olmütz erhält die Tscl^choslowakei damit die vierte katholischstlieologi- sche Fakultät. Diese Fakultät in einer Stadt, in deren Bevöl kerung das deutsche Element immer noch sehr stark ist, die im übrigen in ihrer nationalen Zusmnmcnsctzuna ein recht buntes Bild ausweist, dürfte nicht zuletzt lxrechligten Wünsckien und Ve- oürsnissen des slowakisckien Volksteiles entgcgcnkommen. Gegen über der geringen 1sek)echischen Minderheit in dieser Stadt, die mehr dents<l»e und ungarische Bewohner zählt, bilden die Slo- ivakcn die eigentliche Mehr!>eit. Der aus zwölf Professoren und Dozenten zusammengesetzte Lehrkörzrer besteht mit Ausnahme von drei Tscllechcn und einem Ungarn nur aus Slowaken. Ein Slowake, der Professor des Kirchenrechls Junczik, ist zum Dekan dieser Fakultät ernannt worden. Ser „fliegende Pater" unterm Polarkreis Pater Schulte O. M. I., der sich zur Zeit In Kanada auf hält, nm hier Erfahrungen über die Verwendung des Flugzeu ges im Dienst der Missionen unterm Polarkreis zu sammeln, hat in vierzig Flugstunden mit einer mittleren Geschwindigkeit von 160 Kilometer mehr als 6000 Kilometer zurückgelegt. An Bord hatte er den Provinzial seines Ordens, der aus diese Weise alle ihm unterstehenden Missionsstationen visitieren konnte. Pater Schulte l>at ferner eine ganze Anzahl von Patres, Brüdern und Sä,Western, die sich auf ihre Posten kegelten mußten, auf schnell stem Wege an Ort und Stell« gebracht und dafür andere, die behandln»»" überzeugt und ihnen Besserung oder Heilung in Aussicht gestellt wurden. Der Angeklagte hielt es dabei nicht einmal für nötig, sich nach der vorausgegangenen Behandlung zu erkundigen. Er nahm in den letzten zehn Jahren auch an keinem der großen internationalen radiologischen Kongresse teil, vielmehr zog er es vor, als „wichtigste Persönlichkeit Europas für das Krebsproblcm" privatim eine umsangrciche Propaganda aufzuziehcn. Für den von ihm ins Leben gerufenen „Deutschen Volks bund für Krebsliekämpsung", der bald einige tausend Mitglie der hatte, bestellte er sich selbst als „Präsidenten". Der Be deutung eines solchen „berühmten Mannes" entsprechend waren seine „Bchandlungs"-Honorarc meist außerordentlich hoch. In der Urteilsbegründung führte der Vorsitzende, Land- gerichtsdirektor Dr. Erb, u. a. aus: Der Angeklagte war an fangs ein tüchtiger Arzt und ernster Forscher und hat durch sein grundlegendes Handbuch der Röntgentherapie und andere kleine Schriften wertvolle wissenschaftliche Pionierarbeit ge leistet. Im Lauf« der Zeit haben sich aber beim Angeklagten unter dem Einfluß einer ungünstigen Erbanlage, der er keine ethisck>en Hemmungen entgegcnzusetzen vermochte, eine lns Groteske gesteigerte Eitelkeit lind Sellsttüberhebung, eine un gezügelte Erwerbsgier und eine phantastische Unwahrhastigkeit entwickelt. Die in diesem Prozeß verhandelten Fälle bilden nur einen Ausschnitt aus dem Tätigkeitsfeld des Angeklagten; er genügt aber, um seine Persönlichkeit und sein Wirken zu kennzeichnen. Das Gericht hat sich den Gutachten der beiden Psychiater angeschlossen, wonach der Angeklagte ein schiverer Psychopat und deswegen zwar nicht unzurechnungstähig, wohl aber in erheblichem Grade vermindert zurechnungsfähig ist. Strafmildernd war iveiter zu berücksichtigen, daß das ideal« Streben des Angeklagten doch nicht ganz erstorben ist, daß er in manchen Fällen gewissenhaft gearlieitet und dadurch Erfolge erzielt hat, daß er ferner hier und da Patienten kostenlos be handelt und mit seiner Familie ein anspruchsloses Leben ge führt hat. Strafschärfend mußte aber die Gewissenlosigkeit, womit der Angeklagte viele Patienten und deren Angehörige körperlich, seelisch und finanziell schädigte, und di« Gemein gefährlichkeit seines Wirkens In di« Waagschale fallen. Die Unterbringung in ein« Heil« und Pslegeanstalt nach Verbüßung der Strafe wurde angeordnet, weil die öffentlick)« Sicherheit es erfordert. Die Dauer der Entziehung der ärztlläien Approbation bleibt der zuständigen Disziplinarbehörde überlassen. nur deshalb abgeschlossen worden sei, um der Gefahr vori zubeugen, daß ein gehetztes Deutschland sich mit Rußland verbündete. Das ist gewiß eine ebenso neue wie groteske Deutung der französischen Motive, und man ist versucht, einen Augenblick lang die Kaltblütigkeit zu bewundern, mit welcher der Abgeordnete Mandel seinen Wählern solche Ungereimtheiten aufzutischen wagt. Bei dieser Einstellung ist es natürlich nicht erstaunlich, daß dieser Abgeordnete der Rechten die „fragwürdige Hilfe" unbeschadet der üblen Folgen für die französische Innenpolitik und auch unbeein druckt von dem spanischen Anschauungsunterricht verteidigt. Der Abgeordnete geht aber noch weiter und beschuldigt Deutschland der Absicht, Frankreich gewissermaßen als Gei sel zu behandeln und es vor die Alternative zu stellen, ent weder seinen Pakt mit Rußland zu brechen oder einen Straskricg auf sich zu nehmen. Herr Mandel nennt das eine niederträchtige Erpressung. Wir glauben allerdings, wenn hier überhaupt von Niedertracht gesprochen werden darf, dann allein von den Ausführungen des ehemaligen Postministers, der sich nicht gescheut hat, genau wie vor fünfzehn und mehr Jahren den Tag des Waffenstillstandes zum Anlaß einer Hetzrede gegen Deutschland zu nehmen, und mit Behauptungen, die man gar nicht ernst nehmen kann, ohne sich selber dem Fluche der Lächerlichkeit preis- zilgeben, die Atmosphäre zwischen den Völkern zu vergiften. krank geworden waren, der notivendigen Psieg« und Erholung durch die Luft zugeführt. Der „fliegende Prater" setzt seine Flüge, auf denen er in einem ihm bislang unbekannten riesigen Gebiet wichtige Erfahrungen sammelt und zugleich höchste vrok- tisä)« Arlxstt leistet, fort. Sie werden ihn noch höher in den Po larkreis hinaufsühren. SensationSprozefi in Holland Amsterdam. 13. November. Vor dem Gerichtshof von Arnhem hat sich der ehemalige Leiter der Polizei von Nimwegen, van der Mark, ivegen einer Reihe schwerer Straftaten zu verantwor ten. Dieser Prozeß erregt in Hollano gewaltiges Auf sehen. Van der Mark ivar vor Nuchbarwerden seiner Verfeh lungen dienstlich sehr gut angeschriebcn und galt als einer der tüch tigsten Beamten Hollands, der schnell befördert wurde. Wie aus dem Gang der Verhandlung hervorgehl, muß van der Mark jahrelang ein DoppeIlebe n geführt haben. Um die hohen Ausgaben seiner privaten Bergnü "ingen decken zu können, hat er sich an fremden Geldern vergristen, die ihm in seiner dienst- liä>en EigensäMt anverlrnui waren. Veslechungsgelder ange nommen und Urkunden gefälscht. Die lust der Verhandlung zutage kommenden Einzelheiten boten eine sehr trauriges Bild von den elnrrakterlichen Eiaenschaile» des Angeklagten, oer es jahreiang verstanden hast seine Vorgesetzten zu täusäzen und der sogar nicht davor zurüclstchreckte. unter Borgalie falsclzer Anzei gen von seinen Untergebenen Geld herauszulocken. In seiner Anklagerede bezeichnete der Staatsanwalt das Vorgehen des An- geklagten als im höchsten Grade gewissenlos und venverflich. Er beantragte gegen den Angeklagten eine Gefängnisstrafe von vier Jahren, Die Gesamtsumme der Unterschlagungen van der Marks beträgt etwa 30 000 Gulden. Berufsverbrecher in Bernau feflgenommen Bernau, 13. November. Wegen fortgesetzten Diebstahls wurde in Bernau der 24 Jahre alle Bruno Laurenz fcstgcnoininen, der wegen schweren Raulies und Fahrraddiebstahls die Berliner Kriminalpolizei schon mehrfach beschäftigt hat. Er verließ vor einigen Monaten ohne Grund seine Arbeitsstätte und seine Frau mit dem znreieinhalb Jahre alten Kinde, obwohl diese der Gehurt eines zweiten Kin des demnächst entgegensieht. Im Osten Berlins stahl er einer be freundeten Arbeits-Kameradin zivei goldene Ringe und eine gol dene Armbanduhr. Die Saä-eu hat er sofort verschleudert. In Bernau stahl er dann noch ein Fahrrad und andere Saä>en und begab sich auf die Walze nach Saarbrücken, um über die Grenze nach Frankreich zu kommen. Er war dann nach sei nen eigenen Angaben einige Zeit in Saarbrücken mit einem Bernhard Fußjäger zusammen, den er aus seinen früheren Kom munistenverbindungen in M-rnau kannte. Dieser hal>« ihn auf gefordert. von Saarbrücken mit ülcer die französische Grenze zu kommen, weil er .die Internationale mal wieder anständig hören wollte". Da Laurenz ohne Papiere aber nicht über die Grenze kommen konnte, war er nach Bernau zurückgekommen. Hier wurde er am 9. d. M. gesehen und von der Polizei fest - genommen. In seinem Besitz fand man ein Fahrrad, über dessen Herkunft er unglaubwürdige Angaben machte. Laurenz, der dem Berliner Polizeipräsidium zugesührt wurde, gibt die Straftaten alle zu und wird dem Richter vorgeführt. Sin Losunaswork neaen den Kommunismus Die Mitglieder der amcrikanisären katholisckren „Hol» Name Society" sGesellsckiaft vom heiligen Namens haben von ihren Leitern dl« besondere Losung erhalten, sich fester zusammenzu schließen. um gegen den Kommunismus noch stärkeren Wider stand zu leisten und die Welt zur praktischen Religionsübung zurückzufllhren. Im Laufe des ersten, jüngst abgehaUenen Kon gresses ist vorgeschlagen worden, daß man sich jedes Jahr ver sammele, um dem gemeinsamen Feldzug gegen die wachsende Bedrohung durch, den Kommunismus größere Kraft uno Ziel strebigkeit zu verleihen. „Wir amerikanischen Katholiken", hat einer ihrer hervor ragendsten Führer auf diesem Kongreß erklärt. ..sollten die hin- terlMige und spitzfindige Propaganda des Kommunismus sürch- ten. Unsere Gesellsämfi kann und muß zu ihrem Teile die Welt von den Fallstricken des Unglaulrens befreien und Christus das wiedergebcn. was er von uns heischl: die Liebe uno den Dienst der reinen Werke." Oie Oeuffchen-Verhafiungen in Moskau Vie deutsche Botschaft erhebt Vorstellungen - Auch der letzte evangelische Geistliche verhaftet Moskau, 13. Nov. In der Nacht zum 5. 11. wurden In Moskau fünf Reichs deutsche verhaftet, darunter auch der Reiä)sdeutsä^ Thimig, der stellvertretende Direktor der deutschen Konzes sion „Labor Leo". Ta gleichzeitig auch der erste Direktor der Konzession, der litauische Staatsangehörige Ratz, verhaftet wurde, ist die Konzession praktisch ohne Leitung. Bei den Verhafteten handelt cs sich um einwandfreie Per sonen, die als Musiker, Buchhalter, Mechaniker, Fabrikleiter usw. ihrem Beruf nachgehen. Die Botschaft hat wegen dieser Borfälle beim Außenkommissariat nachdrückliche Vor stellungen erhoben. Bei den In Moskau gleichzeitig verhafteten Reichsdeutschen handelt es sich, soweit bekannt wird, um folgende Personen: Buchhalter Hermann Niederweier, Geigenbauer Waldemar Oberberg, Automechaniker Alfred Erlinghäuser, Fa- brikleiter Georg Thimig und Uhrmacher Alfred Mocher. Ein weiterer Reichsdeutscher, der Friseur Heinrich Hönig ¬ hausen, wurde einige Tage früher verhaftet. Gegen welche Personen sich der in der „Taß"-Meldung erhobene Borwurf „staatsfeindlicher Tätigkeit" richtet, Ist zur Zeit unbekannt. In der gleichen Zeit, in der die erwähnten Reichsdeutschen verhaftet wurden, sielen auch Verhaftungen sowjetrussischer Staatsangehöriger, die zur Botschaft oder zu Botschafts mitgliedern Beziehungen unterhielten, bzw. zur reichsdeutschen Schule oder zur evangelischen Kirche gehör ten. So wurden unter anderem verhaftet: Der letzte und cinz:ge evangelische Geistliche in Moskau, Pastor Streck, eine Lehr kraft der reichsdculschen Schule, der Rechtsberater der Deutschen Botschaft, der Hausarzt einiger Vot - s ch a f t s m i t g l i c d e r. In der evangelischen Kirche, die nicht nur von Deutschen, sondern auch von zahlreichen Evangelischen anderer Nationalität, vor allem Angehörigen vieler diploma tischer Missionen, besucht wird, mußte am letzten Sonntag der Gottesdienst bereits aussallen. Alle diese Maßnahmen schassen für die reichsdeutsche Kolonie und für die deutsche Botschaft eine Lage, über die sich jedes weitere Wort erübrigt.
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