Volltext Seite (XML)
Handels-AsLtuns Amtsblatt Les Nettes und Les AalLAeLarrrtes der: Stadt LerpAtg 112 «chsMI.N.n, »«d Z.H«E,«N« «r. » Sonnabend, den 3/ Mä z S«rn,pr«» BnIch!.d: «k lc«r >««z -n» resse 1917 Jelikslhec StmmW in MlhWieii Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 3. März. Westlicher Kriegsschauplatz Bor Tagesanbruch versuchten starke Erkundungs abteilungen der Engländer bei Hutluch und Litwin, in Len Abendstunden an anderen Stellen der Artois sront kleine Trupps in unsere Gräben zu dringen; sie sind überall zuruckgejchlagen worden. Aus beiden Ancre-Ilfern spielten sich wieder heftige Jnfanteriegejechte ab, bei denen der Feind neben blutigen Berlui en 1.0 Gefangene und acht Maschinengewehre einüützte. An der Ais ne und in der Champagne scheiterten Vorstösse der Franzosen gegen einige unserer Gräben. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Gen rralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Boyern Zwischen Jllaxt und dem Naroc z-See sowie am Stochod war das Artilleriefeaer lebhafter als in den Vortagen. Bei Woronezyn, westlich von Luzk brache« Sturm trupps in 2'/, km Breite etwa 1500 m tief in die russisch« Stellung vor und kehlten noch Zerstörung von Unterständen mit 122 Gefangenen und o.er Maschinengewehren zurück. Bei dem Vorstoß östlich der Narajowka hat sich die Gesangcncnzahl auf drei Offiziere, 270 Mann, die Beute aus sieoen Maschinengewehre erhöht. An der Fron» des Generalobersten Erzherzog Joseph und bei der Heeresgruppe des Generalseldmarschalls von Mackensen blieb bei anhaltendem Schneefall die Gesechtskäligkelt gering. Mazedonische Front Keine Ereignisse von Bedeutung. Der Er,re Generatqaartlermeister. Lod endorff. Schwedens Neutralitätspolitik * Stockholm, 3. März (Privattclegramm.) Der kürzlich durch Vranting we.^cn seiner politischen Ansichten zum Austritt aus der sozialdemokratischen Retchstagsgruppe gezwungene Redakteur Christiernson hielt geslern in Upsala vor einer zahlreichen Zuhörerschaft einen aufsehenerregenden Vortrag über die Rot des Reiches. Er erklärte, daß Schwedens politische Lage sich immer mehr verschlechtere, wies auf die russischen Befestigun gen auf Aaland und den immer heftiger werdenden Ver- nichiungskamps zwischen den Eros,Mächten hin und sagte, die schwedische Ration könne ihre Ausgabe innerhalb des europäischen Systems nur erfüllen, wenn sie ihr eigenes Mesen vor der slavischcn La barei schütze. Diese Ausgabe sei eine Pflicht, der man sich nicht entziehen könne, ohne sich selbst zum Tode zu verurteilen. Ange sichts dieser Sachlage sei es unbegreiflich, daß gewisse Kreise der Hochfinanz und der Arbeiterschaft sich dazu vereinigen könnten, die Wehrpflicht im Lande nach Möglichkeit herabzudrücken. Man müsse doch Schwedens Lage zusischen zwei kämpfenden Macht gruppen und die Gefahr bedenken, daß das Land sein Ansehen um so mehr verliere, je mehr man versuche, seine Kraft zu schwächen. Redner schick mit rückhaltloser Anerkennung für Hammerskjölds Neutralitätspolitik und einem Appell an den König, in dessen Macht es liege, zwischen einer zielbewußt schwedischen Politik und schwächlicher Nachgiebigkeit zu wählen. — Dieses politische Glaubensbekenntnis des Sozialdemokraten Ehristiernson ries bei den Zuhörern stürmischen Beifall hervor und wird heute von der gesamten Presse ausführlich wiedergegcben. (r.) Von der Schweizer Grenze, 3. März. (Drahtder. unseres Sonderberichterstatters.) Die .Neue Zürcher Zeitung' meldet aus Stockholm: Infolge von Beschlagnahme für Schweden bestimmter Kosfeeladungen durch England, ver fügte die schwedische Behörde soeben die Beschlagnahm« einer ür Rußland bestimmten ans Kafsee bestehenden Schiffsladung, die «'crade nach Finnland transportiert werden sollt«. Her«rellung von Dum-Dum-Geschoffen in Amerika vtb. B'rlin, 3. März. (Drahtbericht.) Nach einer Meldung des .Deulschen Journals' in New Dort» vom 8. Januar hat das amerika nische Kongreßmitglied Julius Kahn aus Kalifornien bet einer Reise »ach der amerikanischen Grenze festgestellt, daß amerikanische Firmen D u m - D u m - G e s ch o s s e an mexikanische Sol daten lieferten. Die Patronen trugen die Fabrikmarken der Remington Arms Co., der Union Metallic Cartridge Co., der Winchester !? cpcating Arms Co. und der United Stales Cartridge Co. 2 ie amerikanische Hilfskommisfion für Belgien O Berlin, 3 März. (Drahtbericht unserer Berliner 4 ^rlftleilung.) Die amerikanische Htlfskommisslon f » rB « lglen ist nach wie vor an d « r Ard «tt. Von unserer Seite Ist erklärt wordcn, daß wir die amerikanischen Beamten ruhig weiter amtieren lassen würden. Die meisten sind trotzdem abgercist. Ein <cit der Herren ist aber noch In Belgien tätig. Allmähltg sollen sie allerdings durch Spanier, Schweizer und Holländer ersetzt werden. Der deutsche Vündnisvorschlag an Mexiko S Berlin, 3. März. (Drahtberichk unserer Ber liner Echristleitung.) Herr Wilson hat, um für seine deutschfeindliche Politik die bislang keineswegs einheitliche Stim mung des amerikanischen Volkes zu gewinnen, eine .Aktion" nötig gehabt, und er hat sich deshalb — mit welchen Mitteln und aus welchem Wege hat sich einstweilen nicht seststellen lasten — sensationelle Enthüllungen t?sorgt, die das Entente märchen von der deutschen politischen Unmoral den Amerikanern in neuer, für sie einaerichteter Beleuchtung zeigen soll. Aus den Anweisungen an unseren Gesandten in Mexiko erweist sich nun aber klar und deutlich, daß für nüchterne Leute zu einer moralischen Entrüstung kein, aber auch gar kein Anlaß vorlieat. Mer nickt absichtlich In diese Anweisungen einen fal schen Wind hineinleat. findet nur bestätigt, daß, als von uns die Instruktionen nach Mexiko ergingen, wir von dem aufrichtigen Bestreben geleitet waren, mit Nordamerika aus friedlichem Fuße zu bleiben. Nur für den Fall, daß Amerika trotzdem beabsick- tiaen sollte, mit uns einen Krieg anzusanaen, hielten wir aemiste Vorl>ckt und defensive Mnßreneln für geboten. Zur moralischen Entrüstung ist für Amerika übrigens nm so weniger Anlgß vor handen, als Herr Wiilon dock bekanntermaßen nack der Ver kündung des hemmungslosen li-Bootkrieaes durch uns in der ganzen Welt die Neutralen gegen Deutschland auf- zuhetzen versucht bat. Eine große argentinische Zeitung bat zudem vor kurzem die mit Recht aufsehenerregende Mitteilung aebrncht. daß Herr Wilson schon Im vorigen Jahre versucht hak, durch Verträge die s^damerikguischen Staaten zum Kriege geaen uns zu bewegen. Auch die scharfe Note, in der Ekina gegen unseren li-Bootkriea proteRerte, Ist ans den Druck Amerikas zu- rückmführen. And bei asten diesen Dingen bandelt es sich um Tatsachen, nicht wie in unserem Fast um Pläne und Absichten, die an gewiße Bedingungen geknüpft waren. Ilm es kurz und mit einem Saß zu sagen: Die deutsche Regierung Kat, als sie ikre Fühler nach Meriko ans^reckte. nur Ihre Pslickt getan, wenn sie nack Sicherung suchte für den Fall einer amerikanischen Kriegs erklärung. * tu. Rotterdam, 3. März. (Drahkbcricht.) Ilm das letzte Zögern des amerikanischen Kongresses in der Frage der Kriegs- voilmachten zu überwinden, greift die amerikanische Regierung zu dem außerordentlichen Mittel der Enthüllung des Komplotts, das die deutsche Regierung durch Vermittlung von Mexiko und mit Hilfe von Japan gegen die Vereinigten Staaten angczettelt haben soll. Spalten lange Depeschen aus Washington berichten über die Entwicklung der Dinge. Wenn man die chronologische Reihenfolge der Mel dungen betrachtet, kommt zuerst eine Meldung der .Associated Preß', die Reuter zufolge das Folgende enthält: Als Deutschland den uneingeschränkten U-Bootkrieg plante, schlug es Mexiko und Japan ein Bündnis vor für den Fast, dcß die Vereinigten Staaten nicht neutral bleiben würden. Mexiko sollte auf Japan einwirken, daß dieses seine Alliierten im Stiche ließ und sich an dem Angriff gegen Amerika beteilige. Als Lohn sollte Mexiko Deutschlands finanzielle Unterstützung sowie Texas, Reumexiko und Arizona, weiter einen Anteil an dem Gewinn des siegreichen Friedens haben, den Deutschland erreichen würde. Die Regelung der Einzelheiten wurde dem deutschen Gesandten in Mexiko, von Eckardt, übertragen, der in einer von Staatssekretär Zim mermann unterzeichneten Anweisung vom 10. Ja nuar beauftragt wurde, Carranza ein Bündnis mit Mexiko vor zuschlagen und ihm mitzuteilen, daß Mexiko Japan in die Ver schwörung hineinziehen könnte. Jene Anweisung wurde Herrn von Eckardt von dem deutschen Botschafter Grafen Bernstorfs zugestellt, der damals sich gerade anschickte, mit freiem Geleit nach Hause zurückzubegeben. Deutschland stellte es Mexiko gegenüber so dar, als ob England geschlagen sei, und als ob Deutschland durch den uneingeschränkten U-Bootkrieg die Welt beherrsche. Eine Abschrift der Anweisung sei in den Händen der amerikanischen Regierung. Ein Dementi Japans (r.) Frankfurt a.M., 3. März. (C i g. D r a h t b e r t ch 1.) Die .Franks. Ztg." erfährt aus Basel: Wie dem .Matin' aus Washington gemeldet wird, erklärte die japanisch« Botschaft offiziell, sie betrachte das deutsche Komplott als eine Ungeheuer lichkeit. Japan würde einem derartigen Vorhaben niemals seine Hilfe erteilen. Ein amtliches japanisches Kommunique erklärt, Japan werd«, in inniger Beziehung zu den Ententemächten, mit denen es durch formelle Verträge verbündet sei, einer Einladung wie der von deutscher Seit« durch Vermittlung Mexikos ihm zugegangenen, kein Gehör schenken. Die Beziehungen zwischen Japan und den Vereinigten Staaten seien begründet auf guter Freundschaft, Aufrichtigkeit und Herzlichkeit. (r.) Frankfurt a. M., 3. März. (Etg. Drahtbericht.) Wie der .Frkf. Ztg.' aus Basel berichtet wird, meldet Havas aus Paris: Die sensationellen Enthüllungen über die Umtriebe In Mexiko haben hier starken Eindruck gemacht. Man glaubt, daß Deutsch land Wilson eine schneidende Waffe biete; die diesem gestatten wirb, die Bestätigung der von ihm beantragten Vollmachten zu erlangen. Steuerpolitische Selbsttäuschung Von Geh. Reg.-Nak Professor Dr. Julius Wolf-Berlin Dem Stcuerpolitiker und Steuerthcoretiker gibt die Kohlen steuer, die uns demnächst geschenkt werden soll, zu denken. Kaum wird von einer Seite geleugnet, daß sie eine indirekte Steuer ist, wie die sonstigen Verbrauchssteuern, d. h., daß sie vom Ver braucher, vom kleinen Mann so gut wie vom Reichen gezahlt wird, und doch bringt man ihr in weiten Kresien, die sonst der Ver brauchssteuer mißtrauisch, ja ablehnend gegenüberstehen, verhält nismäßige Sympathien entgegen. Woher kommt das? Die Tat sache fi.hrt sick offenbar einmal darauf zurück, daß der Name, den sie führt, in nichts verrät, daß die breite Masse ihre Trägerin sein soll Für den oberflächlichen Beobachter mag es den Anschein haben, daß die Kchlensteuer, sei es von Kohlenhändlern, sei es von den Kohlcnproduzcnten, cestritten wird. Im letzteren Fall stellt man sich etwa die sogenannten Kohlenmagnatcn als ihre Träger vor. und jene, die diesem Kreise nabestehen und die den Besitzenden bei gezählt werden. Bei der Bier-, Branntwein- und Tabaksteuer ist das ganz anders. Diese Steuern sind ersichtlich aus Gegenstände deS leiblichen Genusses gelegt. Es bedarf l eines umständlichen Nachweises, um darzutun, daß sie von jedem, der da ißt und trinkt und raucht, getragen werden Aber auch die Kohlensteuer ver teuert, wie die Kohle selbst, so alles, was mit Benutzung von Kohle helgestellt wird, sie schraubt das bcieits überhöhe Preisniveau noch etwas höher. Im allgemeinen kann man sich ihr auch nicht entziehen, wie man sich der Bier-, der Branntwein- und der Tabaksteuer durch Genußoerzicht entziehen kann, woraus diese Steuern einen moralischen Rcchtstitel herleiten. Sie rückt in ihrer Wirkung damit in eine Reihe mit senen indirekten Steuern, die aus Gegenstände des unentbehrlichen Ge nußes gelegt sind. Aber wenn von der indirekten Steuer sonst schon gesagt wird, daß man sie nicht kühle, weil in dem Preise, der dem Konsumenten abgesordert wird, Steuer und ursprüngliche Pro duktionskosten nicht zu unterscheiden sind, so gilt das doppelt von der Kohlcnsteuer. Bei den Genußsteuern ist mindestens die rech nerische Möglichkeit der Unterscheidung von Steuer und ursprüng lichem Preis voihonden, weih man im allgemeinen doch genau, zu welchem Betrage die Steuer auf die Objekte fällt. Bei der Kohlenstcuer ist die Quote, mit der diese die Produktionskosten der Waren belastet, nicht bekannt und ohne genaue Kenntnis der Betriebsrechnung, sa vielfach selbst mit Kenntnis dieser nicht zu errechnen. So ist sie eine .doppelt' verhüllte Steuer und wird dem Konsumenten der Produkte, die sie belastet, noch weniger als jene anderen indircklen Steuern offenbar. Man sicht darum mit noch größerer Sicherheit übe: sie hinweg als beim Erwerb der mit den vorhin genannten Genußsteuern belegten Güter, und dieses psychologische Moment der Scjbsitäusckung des Steuerträgers, dem sie besonders wirksam Vorschub leistet, rettet sie. Es rettet sie um so zuverlässiger, da sie noch verteilter auftrikt. in noch kleineren Partikelchen im Prelle der mit Hilfe der Kohle erzeugten Güler eingchoben wird als dies im Falle der anderen Verbrauchssteuern geschieht. Die 500 Millionen Mark, die sie jährlich bringen soll, verkeilen sich aus Millionen und aber Millionen, ja aus viele Milliarden von Verbrouchsakien. lind nur die sehr viel größere Häufung der Verbrouchsakte hier macht, daß die Steuer nicht weniger bringt als die anderen großen indirekten Steuern. Das moralische Moment der Ausweichmöglichkeit, von dem im Falle der Steuer aus die entbehrlichen Genußmittel die Rede war, kann für sie nickt in Anipruch genommen werden, sie drückt zweifellos stärker aus die Masse der kleinen Leute, als viele stark befehdete indirekte Steuern cs tun. Der Reiche mag zwar in ge wißen Einkommensgrenzen zu einem höheren Prozentsatz seines Einkommens als der Arme Käufer von Jndustrieartikeln sein, aber auch die landwirtschaftlichen Produkte haben die Kohlen steuer. bcsptelswcise in den Kosten der Transporte, zu tragen. Und die landwirtschaftlichen Güter gehören zu den gewichtigsten. Jeden falls ist danach die Kohlensteuer aus einem anderen Standpunkt als dem eines politischen, beziehungsweise taktischen und vielleicht auch technischen Opportunismus einer Steuer» wie — sogen wir — die Zuckersteuer es ist. kaum oorzuzieben. Auch sie wirkt vermut lich antiprogresslv, zieht die kleineren Einkommen mit höherer Quote als die größeren heran. Sozial wirken 500 Millionen Mark Kohlenstcuer ungefähr wie die Zuckersteuer verdreifacht, denn der Ertrag der Zuckersteuer ist nur ungefähr ein Drittel so groß. Daß der Realpolitiker des SteoerwesenS das soziale Moment nicht allein sprechen lasten dai f, liegt freilich auf der Hand: Das soziale Moment allein bringt noch keine Erträge. Eine Steuer kann überdies sozial fürs erste anstößig, trotz alledem ökonomisch produktiv, die Wirtschaft fördernd, der Nachfrage nach Arbeitern dienlich und insofern dann — mittelbar — auch sorial produktiv sein. Don dem Getreidezoll scheint daS nach den Erfahrungen des Krieges behauptet werden zu können. Er hat nicht nur der Land wirtschaft, sondern mittelbar auch den arbeitenden Klassen Deutsch lands genützt, indem er der landwirtschaftlichen Produktion ein Ausmaß schuf, daS unS das Durchhalten ermöglicht. Kann ähn liches von der Kohlcnsteuer behauptet werden? Ich habe an anderer Stelle dargeton, daß sie auch aus dem Gesichtspunkt der ökonomi schen Produktivität die Prüfung kaum verträgt. So kommt ihr in der Tot nur der technische Gesichtspunkt verhältnismäßig ein facher Erhebung, die ste allerdings mit vielen anderen indirekten Steuern teilt, und der im Titel dieses Aussatzes niedergelegte psychologisch« Gesichtspunkt zugute. Hinz« kommt endlich, dah^