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Sächsische Volkszeitung : 01.03.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193603016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360301
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-03
- Tag 1936-03-01
-
Monat
1936-03
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.03.1936
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Sächsische Volkszeitung Nr. 62. — 1. 3. 36. Seite 16 nier noch In Tottenham wohnt, ein Telegramm, da- verstorbene Schwägerin Mrs. Fabris adressiert wnr. So .Weisst du Wünsche, neue Hoffnungen, neue Gedanken, . . . Es ist ein Leben und Streben in diesen Vorfrühlings wie das Murmeln der wieder- Lieber," — dann Liebe aus ihrer zurückzurusen. machte er Ohnmacht Frühling hat begonnen. „Zwar an Blumen Revier — er nimmt geputzte Menschen da- Krautwickels machen ein Geschenk. Nicht aus dem Herzen. Mehr aus dem Verstand. „Hast du auch den Preis wegradiert?" erkundigt sich di« Frau. „Nein." „Da sehen sie doch, daß es nur siins Mark gekostet hat!" „Nein, das sehen sie nicht!" „Warum denn nicht?" „Ich habe noch eine Eins davorgemacht l" Leierkastenmann in England eln einträglicher Beruf Immer wieder wird die Oefsentiichbeit durch Meldungen über große Hinterlassenschaften von Bettlern überrascht, lieber die Einnahmen, die aus diesem Leben erzielt werden, macht Ein junger Mann rettete einmal i n ter eigener Lebensgesahr ein junges Mädchen vom Tode des Ertrinkens. Der Vater der Geretteten war glücklich. „Edler Lebens retter", sprach er, „dir danke ich mein Alles. — 200 000 Marl oder die Hand meiner Tochter, sag, welchen Lohn du willst!" Der junge Mann sah sich das Mädchen an. EI« gefiel ihm nicht Übel, und so entschied er sich für die Tochter. „Da hast du gut gewählt", sagte der Vater. „Die 200 N00 Mark hätte Ich dir nicht geben können, aber die Hand meiner Tochter sollst du haben. Gebt euch die Hände, liebe Kinder!' Die Galerie der Termiten Auf seltsame Weise sind die Bewohner von Kapstadt um wertvolle Gemälde ärmer geworden. Man erfreute sich In der südafrikanischen Hauptstadt einer angesehenen Gemäldegalerie, der Silbergalerie, die in der ganzen Union berühmt war. Kürz lich machte man nun eine fürchterliche Entdeckung. Zwei grö ßere Bilder sollten aus Irgend einem Grunde ausgewechselt wer den. Zum größten Schrecken der betreffenden Beamten zerfiel das eine ganz unerwartet In Staub. Wie sich herausstellte, hat ten Termiten von der Rückseite her das kostbare Stück angefres sen, und zwar In so sorgfältiger Weise, daß Leinen und Farben völlig vernichtet und nur die hauchdünnen Firnisschichten geblie ben waren. Fast bei allen anderen Gemälden ergab sich der gleiche Zustand, und man befürchtet, daß die ganze Sammlung vernichtet ist. Gold im Blut Bekanntlich werden verschiedene Krankheiten, unter ihnen mehrere Arten der Tuberkulose, mit Gold behandelt, und zwar mittels Einspritzung dieses edlen Metalls. Wo bleibt nun dieses Gold, nachdem es in die Blutbahn eingedrungen ist? In Basel wurden kürzlich, wie Professor Gerlach im „Archiv für experimentelle Patholoaie" milteilt, bemerkensiverte Studien über diese Frage gemacht. Der Gelehrte hatte die Organe der nach Galdeinsprißungen gestorbenen Tuberkelkranken untersucht und gefunden, daß vor allem Leber und Milz, In geringem Maße auch die Nieren, als die Organe zu gelten haben, in denen das Edelmetall sich niedrrschlägt. Merkwürdigerweise scheinen die tuberkulösen Herzen, verglichen mit den übrigen erwähnten Organen, keinen erhöhten Goldgehalt aufzuweiscn. Sie sehen sich erst nach der Hochzeit In Fremantle sWestaustralien) sind 80 funge, Italienische Ehesrauen cingetrofsen, die bis dahin ihre Matten noch niemals gesehen hatten, obwohl sie schon mehrere Wochen mit ihnen verheiratet waren. Sie waren nämlich in Genua, ehe sie an Bord gingen, an „Stellvertreter" verheiratet worden, um den gesetzlichen Schußbestimmungen zu genügen. Ihre eigentlichen, in Australien ansässigen Italienischen Ehemänner hatten sie bis dahin nur brieflich kennen gelernt, wobei gewiß auch ein Bild austausch stattsand. Erfahrungsgemäß aber blickt die Kamera doch vielfach anders als das menschliche Auge, und so kann man nur hoffen, daß die jungen Paare durch den gegenseitigen Augenschein angenehm überreicht worden sind. Tu eisriZer Tteuerrakler Daß jemand mehr Steuern zahlen möchte, als der Staats säckel von ihm verlangt, dürfte selten vorkommen. Und doch . . . Erschien da neulich auf dem Finanzamt der kleinen ungarischen Stadt Vasa ein braver Bürger und brachte das seltsame Ver- langen vor, die Steuerbehörde möchte doch fs freundlich sein, fein Steueraufkommen um 200 Pcngö herauszuschen. Aus die besorgte Frage des Steuerbeamten, dem in seiner langjährigen Amtstätigkeit «In solcher Fall eifrigen Steuerzahlens sicher noch nicht vorgekommen war, ob der Bittsteller auch recht bei Trest sei, stellte sich folgendes heraus: Der eifrige Steuerzahler wollt« Viriltst werden. Darunter versteht man In Ungarn solche Leut«, die sich in Körperschaften der Komitate und Städte wählen lassen können. Dieses passive Wahlrecht ist aber an eine gewiße Höhe des Steueraufkommens gebunden. So wird denn auch di« Zahlsreudtgkeit jene« Bafaer Bürgers verständlich. Es erscheint jedoch unwahrscheinlich, daß der Fiskus jenem sonderbaren An» trag stattgeben wird. Hektor wir6 manikürt Ein ehemaliger Tierarzt hat auf einem der Boulevards von Paris einen „Maniküre-Salon" für Hunde errichtet. Jeder, der befürchtet, daß sein Hund zu lange oder zu schmutzige Nägel Hot, kann ihn in das Geschäft führen und ihm dort für 21) Franc« die Nägel kürzen, säubern und färben lassen. Das Geschäft macht in der kurzen Zeit seine» Bestehens glänzende Geschäfte. nymeicyeir«. — rrno vamit begann für Rat Thienemann die schlimmst« Zeit seiner bisherigen rund vierzig Jahre Staats dienst. Er bekam den gemessenen Befehl, neben der landes üblichen Münz« solche Goldstücke auszuprägen, über das Wie aber kümmerte sich Serenissimus nicht weiter. Um das Wie aber war es mehr als verzweifelt bestellt. An Goldvorkommen war in Groitsch-Biberfeld nicht zu denken, und die harmlose Klipper, mehr ein Bach als ein Flüßchen, die sich durch seiner Hochsürstlichen Gnaden Landschaft hinschlängelte, barg in ihrem Schlamm zwar gelegentlich mal einen Fisch oder «in Krebslein, wirklichem Golde aber stand sie genau so fern wi« dl« fürstlichen Kassen, die zumeist leer waren und sich schon lreuren, ao uns zu neden dein Kupfer euzmat e»u>ge vtaalt Taler vorübergehend zu beherbergen. Rat Thieuemann aber ließ nichts unversucht. Er stellte Schmitts, den guten, ehrlichen Schmitts, der als hochsürstlicher Angestellter schon die verschiedenartigsten Rollen in seinem Leben hatte spielen müssen, eine Woche lang an die Klipper. Hier hantierte Schmitts mit Schöpfkelle und Sieb gravitätisch umher, machte sein unergründlichste» Gesicht und goß das Wasser des Baches durch die Maschen. Bastien, Sergeant der Schlohwache, mußte ihm dabei Gesellschaft leisten, teils um die mögliche Ausbeute sofort militärisch sicherzustellen, teils um den Ansturm der neugierigen Biberfelder zu wehren, di« hier Schmitts' seltsames Handwerk bewundern kamen. Nach acht Tagen gab Thienemann den Versuch aus und berichtete Serenis simus von der Unmöglichkeit, Dukaten au» heimischem Gold prägen zu können. Ludwig Wilhelm aber hatte am Abend zu vor zuviel Eänseleber gegessen und folglich schlecht zur Nacht ge schlafen. Er wies ihn unwirsch ab und drohte mit seiner hoch fürstlichen Ungnade, wenn man seinem Befehle nicht endlich nachkäme. Für Rat Thienemann war nun wirklich guter Rat teuer, und die Goldfüchse waren für ihn zur Eristcnzsrage geworden. Gold, Gold, — dieses schreckliche Wort begleitete ihn durch Tag und Nacht, doch woher nehmen und nicht stehlen? Doch als die Frist abgelaufen war, die Serenissimus ihm zur Prägung letztmals bewilligt hatte, da trat Herr Thienemann vor seinen hohen Herrn, in den Händen ein Kästchen, und in diesem sechs Klipper- golddukalen mit dem Bilde Serenissimi! „Eharmant, charmant!" lorgnettierte Ulrike Eleonore dieses Meisterstück; ,,au» dem Golde der Klipper", buchstabierte gerührt der Fürst. Und in einer Anwandlung bet ihr unerhörter Großzügigkeit befahl die fürstliche Schwester dem Rat, thrr Schatulle zu bringen, aus der sie dem verdienstvollen Manne zum Andenken an diese bedeutsame Stunde einen der vetterlichen Isardukaten gnädigst überreichen wollte. . Da geschah das Erschröckliche! Bleich vor Entsetzen kam Rat Thienemann von der Ausführung seines Befehles wieder zurück, in den Händen die Schatulle, die drei Jsardukatcn aber waren nicht darin! „Gestohlen, Fürstliche Gnaden, nicht aus zudenken, gestohlen!", murmelte er und vermied es, in eines der fürstlichen Augenpaare zu blicken, „dion stieu!", mit diesem leichten Aufschrei bester, altsranzösischer Schule fiel Ulrike Eleonore in Ohnmacht. Ludwig Wilhelm aber zeigte sich in diesem Augenblick ganz als Fürst und Landesvater, der sich in so ernsten Situationen auch von seinen Räten nichts vormachen läßt. Nach einem kurzen Augenblick des Ucberlcgens sah er das vor ihm stehende Häuschen Unglück an das der Herr Rat Thienemann verkörperte. Dann kniff er leicht das linke Auge zu, und der arme Sünder vor ihm ließ in stummem Schuld bekenntnis die Schultern noch tiefer fallen. Es wurde kein Wort in diesen schicksalsschweren Minuten gesprochen. Da «der Ludwig Wilhelm im Grunde ein guter Kerl war, ließ er endlich ein Helles Lachen ertönen. Die Waage aber lieh er sich al» vorsichtiger Hausvater dennoch bringen, und als die Prüfung einwandfrei ergab, daß die sechs unigeschmolzenen Kllppergoldsüchfc genau dem Gewicht der drei größeren, üblichen Isardukaten entsprachen, schloß er sein „heimisches" Gold eigenhändig wieder in die Schatulle und sagte: „Was nicht geht, geht nicht, aller Herr, was? Etwas eigenartige Methode, uns das zu demonstrieren — aber mit dem Goldstück als An erkenntnis sür dieses Meisterstück — wird das nun nichts, mein sich seufzend daran, die schwesterliche in all die rauhen Wirklichkeiten schnitt" — nicht jener, den inan beim Fleischer bekommt, sondern die kessen Schlitze an der Seite der Röcke. Sonst aber ist die Frichjahrsmode .ziemlich zugeknöpst, was sehr vernünftig ist im Hinblick auf die Källerückfälle, die bis,zum Juni zu erwarten sind. Statt der Ausschnitte gibt es hübsche Schleifen und Besatz aller Art. Ach, wahre Gedichte von Blusen und Kleidern und Complets sieht man da? Und Schuhe, daß man sich wünschte, ein Tausend- futz zu sein, um recht viel Paare auf einmal tragen zu können. Und Hüte, Hüte, die einen um den Verstand bringen könnten . . . Die Frauen sind hingerissen von all der Pracht. Die Männer aber stehen mit dumpfem Staunen vor dieser krausen Entfaltung der Phantasie. Aber auch diese be zeugt: der fehlt's im Ur .. muß cs sein! noch, Ernst, unter diesem Baum haben wir *kht!"" Kuß gegeben ... ach nein, das warst du ja gar „Doch. Lotte. Ich war es schon, aber du warst es nicht!" Neue neue Ziele Tagen des erivachcnden Bäche, die die letzte dünne Eisdecke bald sprengen werden. Auch von unseren Herzen schmilzt die Eiskruste des müden Winters mählich dahin. Die Gräm lichkeit der Sinne, die Schwere des Blutes beginnt zu weichen. Ein neues Herz schenkt Dir der März! Ein neues Herz! Fühlst Du es nicht auch in Deiner Brust mit neuer Lust Klopfen? Ueberwältigt Dich nicht die Empfindung, welche Gnade, welch unermeßlich hohe Gabe das Erleben-dürfen dieses neuen Frühlings ist? Draußen auf den Wegen werden die letzten Reste des Schnees, Schlamm und verschmutzter Harsch, hinweg geräumt. Mach' auch Du den Weg zu Deinem Herzen frei, damit der Frühling in all seiner Pracht auch bei Dir Einzug halten kann! Schreib' als Leitwort über den März des Angelus Silesius unsterbliche Mahnung: „Blüh' auf, gefrorener Christ! Der Lenz «st vor der Tür. Du blühest nun und nie, Blühst Du nicht jetzt und hier!" von Zwanzig wieder auf eine gesenkt. Hilft es nicht dem Blut, so lernt man doch dabei genau zählen . . . Mein Arzt freilich, der auf alle Leute solcher Art nicht gut zu sprechen ist, sagt: „Das Blut wird in der Lunge gereinigt, und nicht in der Apotheke!" Auch gut! Aber wenn die Lunge das Blut erneuern soll, mutz sie erst dazu in den Stand gesetzt werden. Wenn man sich so früh oder abends in der Stratzenbahn die Musterkollek tion krummer Gestalten ansieht, die da in den bereits viel zu warmen Wintermänteln herumhockt, dann glaubt man allerdings gern, das; diese Winterkrüppel eine Blut reinigungskur notwendig haben! Wie wäre es, Herr Nachbar, wenn wir. die Morgen gymnastik, die wir während des Winters aufgesteckt -alten, wieder aufnehmen würden? Gar so kalt ist es a nicht mehr, wenn man früh aus den warmen Federn «riecht. Und sollten Sie trotzdem frieren, dann waschen Sie sich recht herzhaft mit kaltem Wasser ab — Sie sollen staunen, wie Ihnen warm wird! Und dann: jeden Abend einen kleinen Spaziergang, erst um einen Häuserblock«, dann um zwei — Sie können das genau so steigern wie bei den Wacholderbeeren. Und immer dabei tief atmen: Sie sollen einmal sehen, Herr Nachbar, wie Ihnen die Blutreinigungskur bekommt! Die Frauen freilich haben viel wichtigere Frühjahrs sorgen als nur eine Blutreinigungskur: für sie beginnt der Frühling ja erst dann, wenn sic sich neue Frühjahrs garderobe angeschafft haben. „Der Weg zum Herzen des Mannes geht durch den Magen" — sagt ein Sprichwort, das eine böse les gibt auch nette!) „alte Jungfer" er funden haben könnte. Mit gleick-em Recht könnte man sagen: „Der Weg zum Herzen der Frau geht über den neuen Hut." Wenn man nur immer das nötige Kleingeld hätte! Aber es ist ein Kreuz: wenn man das Geld hat, um sich schöne Sachen zu kaufen, dann hat man meistens nickt (oder: nicht mehr) die Figur dazu. Und wenn man d«e Figur hat, fehlt einem das Geld . . . Und doch bleibt die Versuchung groß für jede Frau! Da yibt es so vielt schicke Sachen! Trumpf bleibt auch im Frühjahr der „Auf» 8p!el mit 6em Köm^ Liebenswürdige Herrscher werden von ihren Untertanen meistens ganz besonders verehrt, denn gerade einem gekrönten Haupt stellen Schlichtheit und Freundlichkeit ein gutes Zeugnis aus. Das wurde besonders deutlich beim Heimgang des eng lischen Königs, das zeigt sich auch immer wieder bei Begegnun gen mit König Gustav von Schweden, dem großen Tennisspieler, und König Christian von Dänemark, der sür sein Leben gern in seinem Urlaub aufs Fahrrad steigt. König Gustav wurde «ines Tages in Nizza mit einem Tennisschläger aus der Straße gesehen und von einigen jungen Mädchen zu einem Spielchen engagiert, ohne daß sie den König erkannten. Der freundliche alte Herr sagte ohne weiteres zu, ließ sich zum Tennisplatz ent führen und tat sein Bestes, um die Erwartungen der jungen Damen nicht zu enttäuschen. Inzwischen sammelten sich viele Zuschauer an, die bei Beendigung des Spiels respektvoll den Hut lüfteten und die Majestät mit allen Ehrungen begrüßten. Den munteren jungen Damen fiel beinahe das Herz in die Höschen, als sie ihren Partner jetzt erkannten, aber König Gustav lachte: „Ich merkte wohl, daß Sie mich nicht erkannt hatten, denn St« haben mich nicht «ine einzige Partie gewinnen lassen!" k'sbel un6 (re-sckickte Unter der Negierung Friedrichs des Großen lag es dem Minister Herzberg daran, den Gelehrten Professor Dohm, der aus dem Gebiete ver Statistik vorbildlich war, in Vie Regierung zu bekommen. Er vcrschasfte dem Gelehrten eine Audienz bei dem großen König, und machte ihn gleich darauf aufmerksam, daß er sich keinessalls durch den durchdringenden Blick und die verbliissenden Fragen des weisen Monarchen aus der Fassung bringen lassen solle. Die erste Frage, welche der Alte Fritz an den Gelehrten stellte, lautete: „Sage Er mal, wo fängt die Ge schichte an?" Dohm, der auf seiner Hut war. antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Da, wo die Fabel aushört!" Dem König gefiel die schlagsertige Antwort so ausgezeichnet, daß er ihn sosort zu sich beries. Der Gelehrte fand durch die rege Aufmerksamkeit, die der Monarch seinem Wirken widmete, ein großes und äußerst segensreiches Arbeitsfeld. Der Auffchneider „Also, mein« Herren, 4!-v Kilometer Gesamlsußmarsck habe ich hinter mir, dazu 20 Miplel über 3000 Meter 10 Gipfel über LOOO Nieter und am Schluß bin ich noch In eine 100 Meter lies« Gletscherspalte gestürzt! Was sagen Sie jeht; nicht wahr, allerhand Leistung?" Zuhörer: „Schad', daß Ihnen in de« Eisszmlt' 's Maul net zug'sror'n Ist" man sich gemeinhin nicht die rechten Boxstellungen. Ein« Illu- stration bot ein« Verhandlung vor dem Wlcher ZivNlandcsge- richt, in der ein Leierkastenmann, der von einem Auto ange. fahren worden war, Schadenersatz für einen Verdienstausfall von mehr als 6000 Schilling verlangte, und zwar für jeden Tag einen Betrag von sieben Schilling oder rund vier Marli Das ist nun keineswegs der gesamte Tagesverdienst; der Kläger setzte vielmehr auseinander, daß er sich inzwischen für seinen Leierkasten einen Vertreter besorgt habe, der täglich siins bi, sechs Schilling an ihn abführe und den Rest als seinen eigenen Verdienst betrachte. Nur die Differenz zwischen dieser Einnahme und seinem normalen Tagesverdienst habe er als Schadenersatz gefordert. Ein Sachverständiger vom Verland der Drehorgel spieler bestätigte dem Gericht, welch einträgliches Geschäft der Leierkasten darstcNt. Ein Tagesverdienst von 13 Schilling müsse im Durchschnitt anerkannt werden. Was darüber hinaus viel fach tatsächlich verdient wird, darüber lehnte er weitere Aus künfte ab. 18 Jahre bewutztlos Vor 18 Jahren wurde der Waffenrock eines englischen Sal- baten iin „Niemandsland" aufgelesen. Eine Photographie in der Brusttasche kennzeichnete ihn als Eigentum des Soldaten Henry Fabris. Er wurde, wie viele seiner Kameraden, vermisst. Auch In sein Haus in Tottenham bei London kam eines Tages eines jener tragischen Telegramme, die lauteten: „Das Kriegs ministerium bedauert..." Seine Mutter starb bald nach dem Eingang dieser Nachricht, auch seine Fra«« fand bald daraus den Tod. Nur seine Schwester und sein kleiner Sohn blieben am Leben. In der vergangene«« Woche erhielt die Schwester, die Im mer noch in Tottenham wohnt, ein Telegramm, das an Ihre verstorbene Schwägerin Mrs. Fabris adressiert war. Es ent- hielt die Aufforderung, sofort In das Londoner Eounty Mental Hospital zu Banstead zu kommen, wo ihr Mann schwer Krantz darniederliege. Bestürzt eilt- Mrs. Gee, die Schwester des ver- mißten Soldaten. In das Krankenhaus Dort fand sie Ihren Bruder, den sie sür tot gehalten hatte, und der sie sofort er kannte. Vorsichtig brachte sie ihm bet, daß seine Frau und Mutter nicht mehr lebten. Sein Sohn, so erzählte sie ihm, stehe im Manneoalter und Kämpfe sich irgendwo in der Welt durchs Leben. Traurig hörte Henry Fabris zu. Erst vor wenigen Stun den hatte sich der Nebel gelüstet, der sich vor 18 Jahren über sein Gedächtnis gelegt hatte. Als man ihn im „Niemandsland" ge funden hatte, war sein Bewußtsein geschwunden. Man brachte Ihn nach London, wo er seit dieser Zeit im Hospital dahin dämmerte. Dann wurde er krank und im Delirium verlangte er seine Frau zu sehen. Er erinnerte sick nach langen Jahren zum ersten Mal wieder ihrer Adresse. Das Geheimnis, das über der Heimkehr dieses Mannes geschwebt hatte, «vor enträiieit Aber nur für eine kurze Zeit, denn wenige Stunden, nachdem er seine Schwester gesehen hatte, sank er wieder in Bewusst losigkeit zurück. Am nächsten Tag ist er gestorben.
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