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Sächsische Volkszeitung Nummer 19. ?.?. Zmnmr IMS. „Ich die Jugend der Welt!" Vov dein Beginn dev deutschen Olympiade 6. Februar vormittags 1t Uhr! Kurze Zeit noch, dann Ist cs so weil; dann ist der große Augenblick des O l y m p i a b e g i n n s gekommen. Es ist nicht so, daß man, wie sonst, großen Ereignissen mit Rnhe entgegensieht. Im Gegenteil, überall fiebert es schon, überall arbeitet man an den Vorbereitungen. Sie gehen ins Gigantische, wie ja die Olym piade selbst eine der allergrößten Veranstaltungen ist, die die Völker kennen. Olympiade in Deutschland! Wir sind beglückt, sie in un serer nächsten Nähe erleben zu diirsen. Es ist noch nicht lange her, da hielt man in der Welt, die es wissen wollte, nicht viel von den deutsck>en Sportleistungen im Wintersport. Die Nor weger, Schweden, Zinnen und Amerikaner behaupteten hier das große Feld der öffentlichen Weltmeinung. Aber seht ist cs anders. Die Leistungen des deutschen Wintersports haben bei den Veranstaltungen der leisten Jahre immer wieder die höchste Anerkennung gefunden. Alan weiß es, Deutschland wird selbst Sportsmänner in den Kamps schicken, die zu den grössten Erwartungen berechtigen. Allerdings, überschätzen wollen wir sie auch nicht. Wer da glaubte, lx'i allen Kämpfen müsse und werde die deutsche Flaagp zuerst steigen, der würde sich in einem gewaltigen Irrtum be finden. Dabei ist die Zahl jener, die so denken, gar nicht klein. Wer übrigens in den Spitzenleistungen allein den Haupt ¬ wert der Olympiade sieht, verkennt ihren Zweck. „Ich rufe di« Jugend der Welt" ist ihr Motto. Die Betonung liegt aus „Jugend". Nicht allein einig« wenige, sogenannte Sport kanonen, sollen an dem Austragen der Kämpfe interessiert wer den. sondern die ganze Jugend. Ein jeder soll angeregt werden, durch Fleiß und Ausdauer besondere Leistungen seines Körpers zu erzielen. Wenn dann die Sieger mit Ergebnissen auswarlen, die Staunen erregen, so ist das Wichtigste dabei, daß sie zeigen, daß solche Leistungen überhaupt möglich sind, also als Vor bild dienen können. Bon der Olympiade soll ja eine erzieherische Wirkung aus die gesamte Jugend ausgehen, sie soll die Freude an der sportlichen Betätigung beleben, soll anregen und Erfah rungen sammeln. Aber niemals kann es sich um Spitzenleistun gen handeln, die auf Kosten der Gesundheit gehen. Eine solche Spitzenleistung wäre keine Spitzenleistung, auch wenn sie zu nächst mit der Siegespalme ausgezeichnet würde. Der erste Teil der Olympiade ist dem Wintersport gewidmet. Er ist nicht weniger interessant als der Hauptleil des großen Wettkampfes, dessen Schauplatz die Reichshauvt- stndl sein wird. Jedenfalls ist G a r m i s ch gerüstet. Was die Auslandspreise silier die ersten Eindrücke in Garmisch schreibt, ist voll der Anerkennung und des Lobes. Die Deutschen waren von jeher Meister der Organisation und werden diese ihre Fähigkeiten auch diesmal unter Beweis stellen. Farben-Ingenicurc haben die Tatsache, daß weiße Farbe Licht und Hitze zurückwirst.zu wertvollen Ersparnissen in der Oelindustri« ausgewertet. Ein Versuch, bei Benzintanks von btlNtXt Liter Inhalt verschiedene Farben anzuwenden, zeigte, daß der Berlust durch Ausdünstung bei einem roten Tank l25v Liter mehr betrug als bei einem weißen. Die rote Farbe zog soviel Hitze aus der Sonnenstrahlung an. daß die Temperatur des Benzins aus einen Punkt stieg, wo die Ausdünstung groß genug mar, um das Gas durch die Ventile zu drücken. Ein ähnlicher Vorgang fand natürlich auch in dem weißen Tank statt, doch war die Hitze nickst annähernd so groß. Die Schiffe, die tropische Meere befahren, sind nicht etwa nur des schönen Anblicks wegen weiß angestrichen; sondern auch aus anderen Erwägungen. Ein großer Ozeandampfer war mit weißem Anstrich auf einer Tropensahrt um 4—l> Grad kühler, als aus einer früheren Fahrt mit schwarzem Diese Tatsache wurde vor allem aus den Fruchtlransportdampfern verwertet. Ter Bodennnstrich ist für Schisse noch wichtiger ats die Bemalung der über Wasser sichtbaren Teile des Schisfsrumpses. Ohne diesen Anstrich würben sich Seetang und Muscheln in solchem Ausmaß am Schisfsboden ansammeln, daß die Geschwindigkeit des Schisses nur durch erhöhten Brennstoffverbrauch eingehallen werden könnte, was das Schiss natürlich unrentabel machen würde. Der Farben-Ingenieur ist ständig lx'slrebl die Wir kung des Anstrichs und seine Haltbarkeit zu steigern. Zentral- heizungskörper werden durch weißen Anstrich leistungsfähiger gemacht. Prüiungen haben ergeben, daß die Heizungskörper ein Sechstel weniger Hitze ausstrahlen, wenn sie beispielsweise Bronzefarbe haben. Nicht nur mit der weißen Farbe hat sich der Farben- Ingenieur abzugeben. Da ist zum Beispiel die Lockennadel. Ur sprünglich waren diese Nadeln glänzend schwarz. Jetzt alxr werden sie in einer Färbe geliesert. die der Haarfarbe gleicht. Es gibt überhaupt viele Gebiete, auf denen die Farben von Mit Morgan vor -ein Senatsanssehnsz Wichtigkeit sind. Ein glänzendes Gelb wird lxi Verkehrszeichen. Flughafen- und Lenchttürmen gewählt. Die Außenreklamen be anspruchen besonders dauerhafte Farben, Industrie und Heim verlangen ständig neue und verschiedene Tönungen, Farben- Ingenieur« erfinden ständig neue Anstriche, um Molare uud Von John Pierpon! Morgan dem Jüngeren ist einmal ge sagt worden, er habe chronologisch und geographisch jeden Zu sammenhang mit seiner Zeit verlaren nnd Amerika sei für ihn „ein Land, in dem man keine Grizzly Bären mehr schießen kann". Es steckt ein Kern Wahrheit hinter diesen Warten. Wenn die Munitionsverhüre var dem Senalsausschuß jetzt Im ganzen Lande so starken Widerhall gesnnden haben und wenn jedes Wörtchen, das während der Verhandlungen fällt, vom lesegierigen Publikum geradezu verschlungen wird, so ist das weniger dem Charakter der Enthüllungen zuzuschreiben. als der Figur des Bankiers John Pierp a nI Mor gan. Was Amerika in den Krieg hineingetrieben hat, hat sich nachgerade herumgesprochen: Jeder wusste, daß die Morgan- Firma drei Milliarden für die Alliierten flüssig gemacht hat, daß sie allein dabei dreißig 'Millionen Dollar Prosit mackste. Jeder kennt die Geschichte dieser Kriegsgewinne, denn Amerika Hal während der letzten sechs Jahre böse dafür bezahlen müssen. Und was den Unterseebootkrieg nnlxstrisit und die englifck>e Propaganda in den ersten Kriegsjahre», den „Friedenswillen" Woodrow Wilsons oder gar die „ehrlichen" Absichten seines Außenministers Lansing, so sind darüber viele Bücher geschrieben worden, denen man nichts mehr hinznzusctzen braucht. Aber I. P. Morgan! Er personifiziert für die Anhänger des New Deal die Wallstreet; er vertritt in ihren Angen jene verhaßte Eligne gewinnsüchtiger Kapitalisten, die Noosevelt in seinen letzten Reden so scharf gegeißelt hat. Er ist nicht nur einer von ihnen, — er i st die internationale Hochfinanz schlechthin! Größer und mächtiger als alle anderen, der Mann, gegen den sich das ganze Mißtrauen der Farmersena- toren und Kongressteule und Millionen betrogener Amateur spekulanten richtet. Morgan, das haben sie nicht vergessen, ist der Mann, der vor kaum zwei Jahren einem anderen Senats ansschuß erzählen musste, er habe in den ganzen Deprcssions- jabren keinen Pfennig Steuern bezahlt. Die Senatoren hätten also den Boden ihrer beabsichtigten Neutralitätsgeseße nicht besser düngen können, als mit dem psychologischen Eindruck, den John Pierpont Morgans öffentliches Berhör hinterlassen wird. Als an einer Stelle die Fragestestung sich zuspitzte und die R.de aus Morgans Beeinslnssung der Wilsonsckzen Politik kam, richtete sich der bisher scheinbar uninteressiert dasißende Morgan ans, nahm seine P'eise aus dem Mund nnd fragte den Bor sitzenden scharf: „Glauben Sie. daß ich meinen Sohn in den Krieg geschickt habe, weil das Geschäft ont war?" Und fügte aus di: plötzlich eintrelende Stille hinzu: „Das habe ich getan." Man muß, um Morgans verhängnisvolle Rolle in den Kricgsjahren zu verstehen, seine Vergangenheit in Betracht zicken. John Pierpont der Jünger« ist in englischer Tradition ausgewachsen. London war in den neunziger Jahren für die reichen jungen Amerikaner das Weltzenlrnm nnd Amerika bis in die Kricgszeilen hinein mir eine „Provinz". Newyorker Ban kiers bauten die Ethik ihrer Geschäfte aus den Grundlagen der „City", kleideten sich wie Londoner Bankiers, verheirateten ihre Töchter an englische Peers. Ihre Pachten waren wie englifche Segelboote, ihre Parforce Jagden, ihre Diener, ihre Häuser wie die englischen. Das galt noch viel mehr für den jungen 'Morgan, dessen Vorfahren acht oder neun Generationen hindurch Neu- england-Farmcr waren und dessen Großvater ein berühmter Londoner Bankier war. John Pierpont Morgan der Aeltere schließlich war es, der stüst den Burenkrieg zu einem Fünftel finanzierte, der zur Rechten neben König Eduard VII. dinierte, und der sich den Ausspruch leisten konnte: „Ich habe gestern den Kaiser getroffen. Er gefällt mir." I. P. Morgan Ir. selbst lebt die Hälfte des Jahres in England, in seinem Maysair Haus In London oder auf Schloß Wall Hall in Schottland. Es hieße über der Persönlichkeit dieses Ministers nicht gerecht werden, wollte man sein Erscheinen vor dem Senat nur als politische Sensation deuten. Auch seine sagenhaften Reichtümer sind es nicht, die die Phantasie des Volkes an regen. Henry Ford und Andrew Mellon sind reicher, vielleicht sogar William Hearst. Es ist der Nimbus des Unge wöhnlichen, Geheimnisvollen, der ihn umgibt. Schon der Anblick des Kopfes ist ungemein fesselnd. Aus dem breiten, massiven Körper ruht ein wuchtiger, gigantischer Kops, dessen Züge das ganze Machtbewußtsein dieses Mannes aus drücken. Ein festgeschlossener Mund, in den Mundwinkeln ein gezogen, «in« hockMwölbt« Stirn und stahlharte Augen unter buschigen, stark ausgeprägten Augenbrauen verkünden unge wöhnlich hohe Intelligenz und unbeugsamen Willen zugleich. Pressephotograplien haben von der seltenen Gelegenheit, 'Morgan auf di« Platte zu bekommen, ausgiebig Gebrauch gemacht. Ge wöhnlich endet nämlich jeder Annäherungsversuch an diesen Mann aus der ersten Stufe der Morganbank in Wallstreet, am Psörtnertor seiner Besitzung auf Lang Island oder seines New- yorkcr Stadthauses. Alle sind Tag und Nacht von Detektiven bewacht. 'Morgan benimmt sich aber keineswegs scheu oder ängst- lich, nun er einmal vor das Tribunal der Oessenllichkcit zitiert worden ist. Im Gegenteil, es scheint ihm Spaß zu mack-en. etwa wie dem Thcaterbesuclzer, der sich interessiert ein neues Stück ansieht. Während der Verhandlungen sitzt er meist lässig zurück- gelehnt, an seiner Pseise saugend und überläßt die technischen Auseinandersetzungen seinen Teilhabern. Wenn der Un er- suchungsanwalt unvermittelt eine Frage an ihn richtet, schreckt er aus seinen Gedanken aus und lächelt wohl auch nachsichtig, wenn er allzu ossensichllich gar nicht bei der Sache war. Mi der letzten Senatsuntersuchung schockierte er sogar di« alten Damen des Landes, indem er sich mit einer Zwergtanzerin aus dem Schoß, di« sich vorgedrängt hatte, photographieren ließ. Das Tuscheln und Zisck)«ln der Menge dringt einfach nicht bis zu John Pierpont Morgans Thron hinaus. Senatoren sind wahrscheinlich die letzten, die erfahren wer den, was hinter diesem aeivaltigen Schädel vorgeht. Aber der spöttische Zug um den Mund sagt: „Wenn es je wieder zum Kriege kommen sollte — und daran kann weder Eure Muni- tionsunlersuchung noch die B'ilisch Royal Commission etwas ändern — dann werdet Ihr wieder an meine Tür Klopsen. Wer weiß, wie fest Eure blesetze dann aebout sind und wer dann Prä sident der Bereinigten Staaten sein wird." Der Farbeiitiigenieur Warum sind Tropendampser weiß angestrichen? Hellere Autos, weniger Unsiille Der Farbeningenieur ist ein neuer Beruf, eine Verbindung von Kaufmann, Maler, Chemiker und Ingenieur. 'Man lxdars seiner, wenn es sich um die Herstellung von Lockennadeln, um den besten Anstrich einer 'Brücke oder der Gondel eines Strato sphärenballons handelt. Er bekümmert sich um Benzinlanks, Rohrleitungen. Dampfschiffe, Mnichinenanlagen, Fabriken, Flug zeuge, kurz um alle Dinge, die Farbe oder Schutz benötigen Als Professor Piccard im Jahre tlt.st seinen ersten Strato- sphärenslug unternahm, ließ er die Kugelgondel seines Strato sphärenballons schwarz anstreichen, weil er glaubte, daß die schwarze Farbe die Sonnenstralstcn ausnehmen und den Innen raum warm hallen würde. Alxr als er die Stratosphäre er reichte. wünschte er, keine schwarze Far'oe gewählt zu haben, denn lxst einer Außentemperatur von minus tiN Grad Celsius listen die Ballonfahrer unter einer Hitze von 38 Grad in der Gondel. Bei seinem zweiten Stralosphärenslug wurde die Gon del weiß angestrichen. Diesmal zitterte Piccard non Kälte; das Thermometer in der Gondel stand gerade aus dem Gefrier punkt. Cleneratoren zu isolieren, blütenweiße Farben sür bessere Be leuchtung von Fabriken, Schutzbekleidungen für 'Metalle, mit denen man Rost und Zerstörung bekämpsen kann, und rckuch- beständige Farben sür chemische Fabriken, in denen Schwefel schwaden austrelen. Rostschutzfarben spielen eine wichtige Rolle bei der Er- hollnng der Oberfläche metallener Gegenstände. Farbe ist die beste Waffe gegen die Zerstörung durch den Rost. Da Rost ein elektrolytischer Borgang ist. müssen die Farben-Ingenieur« die verschiedensten Typen von Schutzsarben für die verschiedensten Eriordernisse zusammenstellen. Hochspannungsmasten dürfen nicht mit einer graphithaltigen oder metallischen 'Masse be strichen werden. In der Kohlenindustrie müssen säurebeständige Far'xn verwandt werden, weil der Kohlenstaub, der geringe Prozentsätze von Schwefel enthält, sich beständig aus dem An strich sestsetzt. Wenn Regen auf diesen Kohlenstaub sä»!, ent wickeln sich schwache Lösungen von Schwefelsäure, die di« Ober- slache angreisen. Die allgemeine Verwendung hellerer Farben an Automo bilen würde nach Ansicht des Farben-Ingenieurs di« Zahl der Berkehrsunfälle bedeutend herabsetzen. In Amerika Hal man statistisch errechnet, daß einen sehr hohen Prozentsatz der Un fälle Wagen mit schwarzer oder sehr dunkler Farbe stellten. Das betrissl besonders in der 'Nackt zu. wo die größer« Sicht barkeit des helleren Wagens sich vorzüglich bewährt. Auch die Herstellung non Möbeln zu erschwinglichen Prei sen wäre nicht möglich, wenn die Industrie nicht mit neuen Anstrichen arlxilete. Ti« Farben und Beizen, die man noch um die Jahrhundertwende gebrauchte, würden soviel Arbeit verur sachen, daß di« Preise nm 5>t> bis st><> Prozent höher liegen müßten. Diese neuen Anstricharien haben aber auch noch an dere Vorteile. Einige sind gegen Alkohol gefeit, andere wiederum können sogar brennenden Zigaretlenstummeln widerstehen. Es gibt sogar Anstriche, aus denen ohne Schaden Tinten-, Fell- und selbst Iodflecke abgewaschen werden können. Aus den» Lieben des verstorbenen englischen Rönigs Nach kurzer Krankheit hat, wie berichtet, der König von Großbritannien die Augen für immer geschlossen. Wir zeigen hier einige bemerkenswert« Bilder aus dem Leben des Königs, der von seinem Volk geliebt und verehrt wurde wie wenig« vor ihm. Links oben: „Majestäten abseits", ein seltener Schnappschuß von dem greisen 'Mo narchen, ivi« er sich ein wenig ab seits von irgendeiner offiziellen Veranstaltung mit der Königinbespricht. Rechts oben: Der König inspisten das Regiment der Coldstream-Garde im Jahr« 1827, nach dem er ihm neue Farlx'n verliehen hat. Links unten: In Schostenuniiorm schreitet er die Front des .Schwarze» Regiments" in Schostlandab. Rechts unten : Der König auf der Jagd in Indien im Jahre 1!U2. (Deutsche Presse-Pholo-Zentrale 1, Weltbild 2. Scherl Bilderdienst 1. 'M.)