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ZS. Iahrg volkssettung Mittwoch» 11. März 19SK Zm galt« vo» hi>h««r E«axilt. t!«rdol, rtninkn»«» ««Irltb— störungrn hat d«r B«z>«h«r oder werbuirglrelbend« t«tn« <l» jprllch«, sall« dl« Zeitung tn belchrönktem Umlang«, ^er1pöt«t oder nicht erscheint. — Erfüllungsort Dreien. — — — »» kchrifNeiiung: Vr«»d«n-N., Polierftr. >7, gernruf 70711 u. 710t» Leschöftiltell«, Druck unl> vertag: Termania «uchdruckeret und L«rlag DH. und <7 itUintel. Polierftroh« 17, Fernruf 7IVI7, hisfischeck: ölr. 107», vant: Etadtbank vr»»d«n Nr IN7S7 v«rl-g»»rt vresd«». «lnöelreniiretf«: dl« Ifpaltig« 77 mm drrit« geil« I Vfg.f für Famitienanvlgen ö Pfg Ktk platzivllnfth« »»»«» «k t«tn« »ewöh, i«tp», Srfchelnt I mal »Schenllich. NonaNichrr veiug«pre>« durch lröger «inlchi »0 Pfg bzw. k> Pfg. Irögerlohn 1,70: durch di« Voll t.7ü «inschliehlich Postüberweifungsgebühr. »u,»glich »« Plg Voft-VesieNaeld. linzelnummer 10 V>«. »>» Sonnadenn- Sonntag, und Festtagnumm«, 70 Pfg. . Nummer«« LüchMe Zusammentriit der LocamomäKte Vor Freitag keine Entscheidung zu erwarten Paris, IN. März. Die Vertreter der Lo- carnomächte traten am Dienstagvormittag 1«.ZN Uhr am Quai d'Orsay zusammen. Die Besprechungen der Vertreter der Locarnomächte dienen einer ersten Fühlungnahme iiber die durch den Einzug deutscher Truppen Im Rheinland geschaffene politische Lage. Unter den Mächten besteht Einigung dorüber, das; vor dein Zusammentritt des Viil- lierbundsrates, der aus klommenden Freitag einbe- liisen worden ist, l, eine Entscheidungen herbei- ge führt werden. Der britische Auhenminister Eden und Lord Halifax, die England bei den Pariser Besprechungen vertreten, trafen gegen Mitternacht In Paris ein: der belgische Ministerpräsident van Zceland weilt seit Montag abend In Paris; für Italien nimmt an den ifkariser Bespre chungen Botschafter Lerrulti teil. Rege diplomatische Tätigkeit in Rom Weiter abwartende Haftung. Rom. 1«. März. Zn Rom wurde mährend des Montaa eine rege diplo matische Täliglieil entwickelt. Der ftalieuisckn' Staatssekretär Suvich euwftug erneut de Botschafter Frankreichs. Englands und B e l > nie ns sowie den Gesandten von Zngoslavien. Auher« dem sanden Unterredungen der Botsckmfter untereinander statt. Es sieh! bis setzt noch nicht fest, ob Baron Aloili zur Teil nahme an irgendwelctx'n 'Besprechuu-zen der Locarnomächie Rom aertaisen wird. D>e Möglichlieit seiner Auinesenheit in bleuf zur S tzung des Bölkerbundsrales scheint jedoch nicht völlig aus geschlossen. , Zur Zusammenkunft der Locarnomachte in Baris erklärt man in hiesigen zuständigen greisen, dah Italien auch weiter hin eine z u r ü ckc h a l I e nd e und abwartende Ballung einnehwen iverde. Italien behalte sich se>ne Stelluuanahme vor und ivarle zunächst «b, irrelchai Standpunkt die übrigen drei Locarnoniächle vertreten werden, um sodann gegebenenfalls seinem Botschafter in Paris, der die faschistische Regierung l>ei den Besprechungen vertritt, neue Znsftuklionen zu getreu. * Paris enttäuscht über die Reden Edens und Baldwins Paris, IO März. Zu hiesigen politischen und öffentlichen greisen interessiert inan sich in erster Linie siir die Haltung, die England bei den heule beginnenden Besprechungen einuchineu wird, da man sich darüber lilar ist, das; der Erfolg oder Richtersolg der sranzö- sischeu Forderungen mehr oder w.anger davon abhnngt. Bon diesem Gesichtspunkt ans bclrcchlet man, sestgestellt werden, das; die Erblärnngen des englischen Aul;»Ministers tvergl. S. ü> ebenso wie diejenigen des Min'aerpräsidenleu im Itnlerhans in Frankreich euliänschl haben Die 'Presse nnler- slreichl zivar in ihren Uebersehriiten einige marlianle Sätze aus der Rede Edens, slelll aber gleichzeilig mil unverhohlener ?ler- nrgerung fest, das; man in englischen Negierungskreisen der absoluten negativen Haltung Tarrants eine wesentlich positivere gegen» b e r st eilt. Unter diesen Umständen fragt man sich mit einer gewissen Besorgnis, was die kommenden Verhandlungen in Paris und Genf bringen werden. Der Autzenpolitiker des „Echo de Paris", Perlinar, erklärt im Zusammenhang mit der Rede Edens, sie gehöre ans die schon lange Liste der englischen Schwächen gegenüber Deutschland s!>. Die Autzenpolitikerin des „Ouevre" äuherl sich ähnlich. Der gestrige Tag stelle kein Ruhmesblatt in der Geschichte der englischen Diplomatie dar. Eden werde jedoch bei seinen Pa riser Besprechungen über die entschlossene Haltung der fran zösischen Regierung erstaunt sein. Demgegenüber setzt sich nun auch der ehemalige Geuerol- sekretär der radikalsozialistischen Partei, Eduard Bseisfer, in der „Nepnbligue" für eine wirklichkeitsnahe Politik ein Es sei zu befürchten, das; Frankreich Henle wieder in denselben Fehler verfalle wie früher. Es verurteile die Haltung des Füh rers, weigere sich, mit ihm zu sprechen und rnfe die Garantie- mächte des Loearnovertrages und den Bötkerbundsrat an. Es bestehe jedoch grosze Aussicht, dah England die Erönnung van Besprechungen zwischen Paris, Loudon und Berlin fordern werde. Vor -er Kammer-Erklärung Sarrauis Französische pressekrittk an der Saliuna des Ministerpräsidenten Paris, !». März. Die Erklärung, die der französische M i n i st e r- präsident am Dienstag nachmittag in der fran- ;i>slschen Kammer verlesen wird, wird nach Ansicht qulunterrichteter politischer Kreise ein Spiegelbild seiner Rund funkrede- vom Sonntagabend sein. Man erwartet daher, dah er noch einmal seinen Entschluh bestätigt, keine Verband, lungcn mit Deutschland zu eröffnen, solange die snilschen Truppen nicht aus dem Rheinland zuriirkgezogen wor- r«n lind. Dieser Standpunkt des französischen Ministerpräsi- rmleu findet jedoch nicht allgemeine Villigung. Der sozialistische „Populaire", der schon am Montag gegen üne derartig verneinende Haltung Stellung genommen hatte, md am Dienstag noch deutlicher. Der Generalsekretär der so- z^listischen Partei, Pau' Faure, schreibt u. a.: Gewisse Aus drucke, die der Ministerpräsident gebraucht habe, seien unge- 'kickt und gefährlich. Nichts sei normaler, als dah Frankreich nerqifch protestiere, aber es sei unnüh, diesem Protest gewisse KKeweuduugen hinzuzufügen, die eine Lösung noch schwieriger Mallen könnten. Es handele sich um einen diplomatisck-en Ztreitfall und nicht um Herausforderungen, die von einer Ne uerung an die andere gerichtet seien. Ein diplomatischer Streit fall aber müsse durch Berl)andluugen geregelt werden. Es sei in deiner Weise verdienstvoll, einen Frieden zu verteidigen, der gar nicht bedroht sei. Daher sei cs bedauerlich, dah der Minister- nraüdent gewisse Wendungen benutzt habe, die den wünschens werten Verhandlungen hinderlich sein könnten. Auch die radikalsozialistische „Republique" fordert eine positive Haltung. Ministerpräsident Sarraut, so schreibt öns Blatt, sei gezwungen gewesen, gegen die Verletzung iil>er- ammencr Verpflichtungen zu protestieren. Der ehemalig urantkämpfer Sarraut aber iverde ebenfalls der Ansicht sein, daß nach dieser ersten Handlung die französische Regierung keine ausgesprochen verneinende Haltung einnehwen dürfe, wie dies aus der Erklärung des Ministerpräsidenten hervorzugehen scheine. , „Le Jour" verspricht sich nicht viel von den Besprechungen M Unterzeichner des Locarnovertrages. Das Abspringen des hauptsächlichsten Verbündeten Frankreichs iverde lediglich zu der Feststellung führen, dah Franlireich allein dastehen iverde. In Erkenntnis dieser Tatsache iverde die französische Regierung gut -Wn tun, ihre Worte^auz genau abz wägen, bevor sie spreche. Sakenkreuzflagge vom deutschen Konsulat genffen DRV. Madrid, 10. März In Cadiz haben am Sonntagmittag Kommunisten die Hakenkreuzslagge voin dortigen deutiä^n Konsulats,zebäude her- untergecissen und zersetzt. Bereits wenige Stunden nach BekauulwerSen des Zivi scheufalles erhob der (Geschäftsträger der Deutsä>en Botschaft in Madrid Einspruch beim spanisä>en Stanlsministeriuni gegen den Uebersail, forderte Genugtuung und ersuchte um stärkeren Schutz der amtlichen deutschen Vertretungen in Spanien. Der deutsäp) Konsul in Cadiz hat l<ei dem Gouverneur ebenfalls Protest erhoben. Auch in Madrid, wo kleine Umzüge von zum Teil uniformierten Kommunisten erfolgten, die die Zniernalio- uale sangen und am laufenden Baud Hoch- und Niederruse ausbrachten, kam es vor der Deutsclpm Botschaft zu Ansamm lungen liomniunistisä>er Demonstranten. Der Bischof von Speyer zur Rüttaewinnung der deutschen Ehre am Rhein Berlin, 10. März. Die NSK. meldet aus Spener, dah Dr. Sebastian Ludwig, der Bischof von Spener, Montag abend den Sonderberichterstatter der Reichspresseslelle, Günter Kauf mann, empfangen und sich mit ihm klier seine Eindrücke vom Einmarsch der deutschen Truppen in Speyer und über die Wie derherstellung der Wehrhoheit am Rhein unterhalten hat. Der Bischof von Speyer gab am Schlug Ser Unterredung eine Er klärung folgenden Wortlauts ab: Wenn der allgütige Gott den neuen langersehnten Lenz in unseren sonnigen Gau einziehen läszt, luerdeu neue Freuden und Hoffnungen in aller Herzen erweckt. Unter den Strahlen einer lachenden Leuzessonne marschiert heute unsere Wehrmacht wie der in die früheren Garuisonstädte ein, herzlich begriisft von Ser gesamten Mvölkeruug, die sich die Erinnerung an die fried- und freudvolle Verbundenheit mit ihren Truppenteilen vergan- aener Jahre wohl bewahrt hat. Wenn es dem gütigen Gott ge fallen hat, zu den Freuden und Hoffnungen des heurigen Früh lings auch das Glück und die Ehre der Wiederivehrhastmachung unserer Heimat uns zu schenken, so soll uns das in der frohen Zuversicht bestärken, dah der Einzug unserer wackeren Wehr macht unserem Grenzlaud wieder zum Nutz und zum Segen iverde. Oie „naimlichen Grenzen" Zn seiner Nuudfunkanjprache hat Ministerpräsident Sarraut den denkwürdigen Saiz geprägt, Frankreich könne cs nicht ertragen, das; Strassburg im Bereich der deut schen Kanonen liege. Dieses Wort verrät eine geistige Hal tung, die siebzehn Jahre nach Kriegsende nur erschüttern kann. Hat denn Deutschland nicht das Recht, an das Gut und Leben der siebzehn Millionen Menschen zu denken, die bis heute jedem Angriff von Westen schutzlos ausgcliesert waren? Konnte eine verantwortungsbewusfte deutsche Ne gierung je einen Augenblick vergessen, das; ein Viertel deut schen Bodens und nahezu ein Drittel aller lebenswichtigen deutschen Industrien in dieser entwasfneten Zone lagen, die in jedem künftigen Konsliktssalle nalurnotwendig die Schlachttenne Europas geworden wäre? Als sich Deutsch land schweren Herzens zum Abschluss des Vertrages von Locarno entschloss, tat cs dies in der von allen Signataren feierlich bestätigten Erwartung, dass die allgemeine Abrüstung auf Grund des Artikels 8 des Völkerbundspak tes unverzüglich in Angriff genommen wurde, und es hoffte zugleich auf die günstigen Rückwirkungen einer un mittelbaren deutsch-französischen Verständigung. Locarno stellte also eine Vorleistung dar, die in der sicheren Er wartung künftiger französischer Gegenleistungen gewagt wurde. Unzählige Enttäuschungen haben wir seit dieser Zeit im Ringen um die Nheinlandräumung und um die Abrüstung erlebt, ein Abrüstungsangebot der Reichsregie rung nach oem anderen in Genf und späterhin auf diplo matischem Wege ist der Ablehnung verfallen. Dann tauchte plötzlich, um das Mas; voll zu machen, hinter dem franzö sischen Festungsgürtel die Vision kommunistischer Angriffs armeen auf, und Locarno wurde durch Frankreich wie ein Fetzen Papier zerrissen, ehe Deutschland Zeit gesunden hätte, seinen Ausbau zur Erörterung zu stellen oder seine moralische Erfüllung einzuklagen. Wenn man aber jetzt nach diesem voreiligen Streich von Paris ans.mit den Megaphonen der öffentlichen Meinung die angeblich atute Gefährdung der französischen Sicherheit in die vier Winde ruft, jo kann das nicht darüber täuschen, das; sür das sran- züsische Bewusftsein etwas anderes verloren gebt als nur das militärische Glacis gegen Las Reich, nämlich ein Ter rain, das im Bewusftsein einer ganzen Generation von französischen Geschichtsschreibern und Staatsmännern in nerhalb der „natürlichen Grenzen" Frankreichs liegt und daher, wenn es schon politisch nicht zu halten war. min destens wehrpolitisch nicht zum neuen Deutschland ge hören sollte. Mit dieser gesährlichen Ideologie, die immer noch in französischen Köpfen spukt, hat die Tat vom 7. März 19N> energisch aufgeräumt. Sie bat Klarheit darüber ge schaffen, das; Reichsgrenze und Wehrgrenze ein und das selbe sind und sein müisen, und sie hat damit dem euro päischen Frieden einen unabsehbaren Dienst geleistet. Es hat sich allmählich berumgesprochen, das; die wirk same französische Propagandasormel von den drei bzw. vier „deutschen Invasionen" in französisches Land erfunden wuroe. um die tatsächlichen dreibundcrtjährigen Ziele der französischen Nheinpolitik zu verdecken. Seit den Tagen des Kardinals R ichelieu ftt es immer wieder das Bestreben starker französischer Regierungen gewesen, mit den Brücken köpfen am Rhein die „Schlüssel zu Deutschland' in die Hand zu bekommen und dadurch einem Zujammenschluf; der deut schen Länder und der Entstehung eines starken Staats wesens in Mitteleuropa cntgegenzuwirken. Wir wollen nicht die traurigen Ruinen der Schlösser und Burgen östlich des Rheins beschwören, welche beule noch sichtbare Zeugen der Angrisfskriege der Generäle des Sonnenkönigs aus uraltem deutschem Boden gewesen sind. Wir dürsen aber auch heute nicht vergessen, das; jede revolutionäre Umwand lung in Frankreich ihr ausjenpolitisches Ventil im Osten ge sucht Hal, mag dies nun unter der Parole der Wiederher stellung der „natürlichen Grenzen" oder der „Verteidigung der Menschenrechte" ersolgt sein. Auf die lov» <>n nm.sic« der Sansculotten folgte der Rheinbund 'Napoleons und die Einbeziehung alles deutschen Landes westlich des Rheins in das ,,grössere Frankreich". Roch auf den» Wiener Friedens kongress hat der französische Vertreter unter Berusung auf Frankreichs natürliche Grenzen eine Sonderstellung für da» meftrheinische deutsche Gebiet gefordert. In den Nevo- lutionsjahren 18.it», 1810, 1818 erscholl als erstes der Ruf „An den Rhein!", und der drille Napoleon hat, eifrig unterstützt von seinem Minister Polignac, sich in seinen po litischen Konstruktionen und Bündnisabreden unablässig be- müht, der Stimmung des Volkes durch Förderung der Rheinpläne entgegenzukommen. Das „vorsichtige und ver deckte Verfahren", das er im Sinne des politischen Testa mentes des Kardinals Richelieu dabei einjchlug, ist an dem klaren Blick und der Entschlossenheit Bismarcks gescheitert, und in den Jahrzehnten die auf 1871 folgen, bleiben die „natürlichen Grenzen" der Wunschtraum der Geschichtsschrei ber, Dichter und einzelner politischer Heisftporne. Aber im Jahre 1918 brechen die alten Tendenzen wieder hervor. Marschall Fpch legte in einer Dentickirilt vom ^7. November