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Sächsische Volkszeitung : 12.03.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193603127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360312
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-03
- Tag 1936-03-12
-
Monat
1936-03
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.03.1936
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Franz Rudolf Bornewasser Zum 7V. Geburtstag des Trierer Oberhlrten am 42. März Ode an das Auto Dein Vater mclr Erfindergeist „Zerstreut" In deutschen Hirnen: In der Idee hat dick) geschweisst Die Esse dieser Stirnen. „Stark im Glauben — In Treue fest", so lautete aüf Deutsch der Wappenspruch „In side sortis", den sich der Nachfolger des ersten deutschen Bischofs Korum erwählt hat. Die Treue zu Kirche und Vaterland hat er ganz besonders im Sttar- kampf bewiesen; ei» gut Teil des deutschen Wahlsieges an der Saar ist das Verdienst des Trierer Bischoss Vornewasser. Mit seinen Bemühungen, die Saar dem deutschen Vater land zu erhalten, trat er in die Fussstapsen seines grossen Vorgängers Michael Felix Korum von Trier, der beim Auf tauchen des Planes, ein eigenes Saarbistum zu errichten, als 78iähriger Greis eigens nach Rom fuhr und in einer denk würdigen Audienz beim Papste senen für das Deutschtum ge- sährlichen Plan erfolgreich bekämpfte; das altehrwürdige Bis tum Trier, wozu der grösste Teil des Saargebietcs gehört«, ist solcherart unversehrt erhalten geblieben. Bischof Korum war am 4. Dezember 1021 gestorben; An fang 1022 wählte das Trierer Domkapitel den damaligen Köl ner Weihbischof Bornewasser in Aack>en zum Nachfolger; an seinem Geburtstag 1022, am 12. März, wurde Bischof Borne wasser vom Papste bestätigt. Am 3. Juni 1023 war der saar ländische Katholikentag in Saarbrücken, der sich ge radezu zwangsläufig — aus innerem Zwang — zu einer grossen deutschen Kundgebung entwickelte. Der neue Bischof stand auf der Freitreppe des Saarbrücker Rathauses, 70 MO Personen mit 375 Fahnen huldigten ihrem Bischof, dem deutschen Bischof; es war zugleich ein Gelöbnis für das deutsche Vaterland. Die „Saarbrücker Zeitung" schrieb darüher: „In der Saalversammlung ersclieint Bischof Borncwasser. Eine stürmische Ovation begrubt seinen Eintritt und legt sich erst, als der Bischof ein Zeichen gibt, dass er sprechen wolle. In bewegten Worten dankt er für die Kundgebuno am Nach mittag. Der Bischof schliesst seine Rede mit den Worten: „Treue um Treue! Euer Bischof von Trier hat den Schwur geleistet.euch treu zu bleiben, und der Treue der katholischen Saarländer zum Bischof von Trier ist er ge wiss." Ta durchbraust ein orkanartiger Beifall den weiten Saal. Nährend seht der Bischof darauf hinzu: „Ich danke euch; ich weih, was ihr euch dabei gedacht habt". und spendet den Anwesenden den bischöflichen Segen." In der Entschliessung, die in einer Versammlung angenom men wurde, hiess es u. a.: „In der ganzen christlichen Vergangenheit war das Saar- aebiet seinem überwiegenden grössten Teile nach stets mit der Mutterdiözese Trier aufs engste verbunden. Dieselben kirchlichen Gewohnheiten, Rechte und Gebräuche, dieselbe kirchliche Tra dition. dieselbe deutsche Sprache Halwa stets und aufs innigste diesen Bund geschlossen. Daher beteuern wir es feier lich vor der ganzen Welt, dass wir wie in der Vergangenheit, so auch in aller Zukunft mit unsrer Mutter- und Heimatdiözese unzertrennlich und treu vereinigt bleiben wollen." Als Trier in der unseligen Besatzungszeit von Fran ¬ zosen und den schwarzen Spahis beherrscht wurde, hat Bischof Vornewasser unerschrocken und unermüdlich mit allen Volks- genossen ohne Unterschied des Bekenntnisses kür das Deutschtum gekämpft; er ist furchtlos für die politischen Gefangenen und Ausgewiescnen eingelrcten, so dass er von der ranzösischcn Presse als deutscher Heisssporn („Chauvinist") osr- chrien wurde. Auch gegen alten französischen Druck sprach er ich Mitte April 1034 in einer Unterredung in dem Sinne aus, »ass die Geistlichkeit im Sactrgebiet es „als selbstverständlich au- ehe, sich riickhaltos für die Rückgliederung des Saargebietcs in das Deutsche Reich einzusctzen". Eine deutsche halbamtliche Erklärung urteilte solgen- dermassen hierüber: „Diese Aeusserung des V i l ch 0 f s D r. Borncwasser, der Im Saargebiet grosses Ansehen auch bei Andersgläubigen besitzt und dessen bischöf liche Autorität sich bisher sehr segensreich auf das Verhalten des Grenzvolkes auswirkte, wurde von der gesamten Saarbevölkerung herzlich bcgrüsst." Nun wurde von gegnerischer Seite eine Zeitung gegründet, die unter den Katholiken für den Status guo werben sollte; da trat wieder Bischof Borncwasser auf den Plan; zusammen mit dem Bischof von Speyer, zu dessen Sprengel auch ein Teil des Saarlandes gehört, erschien er am 28. Juli 1834 in Saar brücken vor der Saarjugend und sägte in einer grossen Rede: „Katholische Jugend, wenn dir einer sagt, dein Bischof stel)« zu «iner neu gegründeten saarländischen Zeitung, daun sage ihm im Namen deines Bischofs: Du bist ein Lügner! Und wenn die Freunde dieser neuen Zeitung dir sagen: unser Vischos denkt wie wir, er sagt es nur nicht — oder gar. er darf es nicht sagen, dann sage ihm: Du bist schlimmer als ein Lügner, du bist ein Verleumder!" Mit männliclzer Festigkeit und Offenheit trat er z. B. zum Christkönigsfest 1833 und vor den Wahlen vom 12. No vember für das Dritte Reich ein. „Wir tun es, weil unser katholisches Gewissen es gebietet und unsere Liebe zum deut- sclwn Vaterland." Auch schwierige Zeiten entbinden uns nicht von der Pflichttreue gegenüber Regierung, Volk und Vaterland". Bischof Dr. Bornewasser ist in Radevormwald bei Rem scheid und Lennep — Röntgens Vaterstadt — geboren; er war erst Lehrer. In einer Predigt des Bischofs Korum zur Aus stellung des Hl. Nockes in Trier 1801 entschied sich der 25jährige Lehrer Bornewasser endgültig zum Pricsterberuf. Er mar Mit glied der CV.-Verbindung Riauaria-Vonn. Als Priester hat er viel in der Seelsorge gewirkt: zehn Jahre leitet« er als Direktor des St. Gregoriushäules die m u s i k a l i s ch c n Z e i t- schriften „Greaoriusblatt" und .Gregoriusbote". Im März 1821 wurde er Stistspropst nm Liebsrauen-Münster zu Aachen, im Mai desselben Jahres Wcihbischof. Noch ehe ein Jahr ver gangen war, ergriff er den altehrwürdigen Hirtenstab des Vistums Trier. Sein Leben ist die Verwirklichung seines Wopnenspruches „In side sortis: Stark im Glauben — in Treue fest!" Lin Blick auf das japanische Schulwesen Die Mutter, „Deutsche Wertarbeit", Hat dann, bewährt in Präzision, Zu ihren Kindern noch gereiht Dich, ihren längsterwünschten Sohn. Und einer Werkstatt lauter Raum Ward deine heimatliche Wiege; Ter Menschheit alter Lieblingstraum Erhielt hier wirkliches Gefüge. Nun bist du schon Jahrzehnte alt Und im Besitz von Millionen, Bist in verschiedenster Gestalt Daheim in allen Erdenzonen. Du bringst uns vom Verkehrsgewühl hinaus zur lieben Welt der Berge; Wir fahren dich iin Hochgefühl Der Herrschaft Uber deine Stärke! Wir danken dir so manche Fahrten, Du wardst »ns unersetzbar lieb. Wir lieben dich in allen Arten: Mit Front- und auch mit Heckantrieb! Ob du heisst Opel, Ford. Mercedes, Ob B. M. — oder D. K. W. — Voll Dankbarkeit fährt dich ein jedes; Und wer's nicht kann, fährt dich — in spe? Wenn aber je mal was passiert. Dann schelten dich nur Dilettauten (Wiewohl sie selbst dich malträtiert) Und traditionsverbundne Tanten. fllllllilllllllllllllllllllllllilllllillllllililllllilllllllllillillllillllllllllllilllllllllllliillllllllillllllillllll englisch gesprochen und englisch verstanden wie in Nippon. In manchen Cafes hört man aus dem Lautsprecher statt englischer Musik englischen Sprachunterricht. Die Anwendung der englischen Sprache wird auch über trieben. Ja. man wollte sogar in den ersten Jahren der west lichen Angleichung Englisch als offizielle Landessprache ein führen. Zwar war die Undurchsührbarkcit dieser Idee bald klar, aber die fremden Begriffe, die die neue Zivilisation mit sich brachte, wurden mit ihren englischen Namen in die japa nische Sprache übernommen. So sind z. B. matches, collar, handkerchief, beer, fork, knife unverändert in die Landessprache llbergegangen. Alle amtlichen, geschäftlichen, sozialen und künst lerischen Institutionen haben neben ihren japanischen Bezeich nungen genau festgclegte englische Namen. Eine vollständig in japanischer Sprache erscheinende grosse Tageszeitung vergisst z. Ä. nicht, die Worte The Tokyo Asahi in lateinischen Buch staben an die Spitze ihrer Ausgaben zu setzen. Grosse Geschäfts häuser führen mit ihren japanischen Filialen im Ausland die Korrespondenz in englischer Sprache. Selbst die volkstümlichen Zigaretten haben englische Namen, so: Cherry, Golden Bat, Hope. Japaner, die aus dem Ausland zurückkehren. treten in Gesellschaften ein. die den Namen der Stadt führen, aus der sie kommen. Englisch ist die Parallelsprache zu Japanisch gewor den. Uebcreifrige, die gerade mit dem Studium der englischen Sprache beginnen lesen schon Vocons Essays mit Wörterbuch, lind wenn sie so viel Englisch können, nm Bacon auch ohne Wörterbuch zu verstehen, beginnen sie Französisch zu lernen, Erziehung in Nippon / Edgar Lajtha hat als Ergebnis einer längeren Reise durch Japan im Verlage Rowohlt, Berlin, eine Schrift veröffent licht. die den Titel trägt: „Japan. Gestern, Heute, Morgen." Tas Werk, das von grundlegender Kenntnis des Gegenstandes und einem ungewöhnlichen Einfühlungsvermögen in die Welt des Fernen Ostens zeugt, ist angesichts der augenblicklich in Japan sich abspielcnden Vorgänge von besonderem Interesse. Im Folgenden bringen wir ein ausschlussreiches Kapitel der Schrift über das japanische Erziehungswescn: „Die geistige Nahrung des modernen Japaners ist eine sonderbare Mischung von grundverschiedenen, nicht zueinander passenden, weither geholten geistigen Dingen. Der Japaner will wissen, was der Osten und der Westen zusammen missen. Das Wissen des Ostens hat Nippon im Laufe der Jahrhunderte all mählich in sich aufgesogen. Das Wissen des Westens will Nip pon von heute aus morgen verdauen. Aber diese geistige Nah rung ist weniger dazu da. damit die Seele davon lebt, sondern sie ist eine Triebfeder für die persönliche Erziehung des ein zelnen. Eine Sehnsucht z B., sich in Goethe zu vertiefen oder sich an Goethe zu erbauen, nimmt man weniger wahr, als den Willen, sich durch Goethe erziehen zu lassen. „Von nun an fast die Bildung so verbreitet werden, dass c» kein Dorf mehr mit einer unwissenden Familie und keine Familie mit einem unwissenden Familienmitglied geben darf." Mt diesem Verfassungsspruch verkündete Mutsuhito, der Kaiser der japanischen Volkserneucrung, am Ende des 10. Jahr hunderts die Erziehung eines mittelalterlichen Fernostvolkes zur modernen Weltmacht. frühester Jugend Brillen tragen. Nicht nur die Augen leiden infolge geistiger Ueberanstrcnguug. auch Nervenzusammenbrüche sind häufig und Hypcrscnsibilität. Ost genug ist auch aus meinem Kreis der eine oder andere der Studenten ausgeblie ben, um sich von der Uebcranstrengung des Studiums in einem Heilbad zu erholen. Faschistische Vereinigungen bestürmen gerade In letzter Zeit das Unterrichtsministerium. Sic fordern eine japanische Er ziehung und mehr militärischen Drill. Doch der Unterrichts minister bleibt bet dem Doppclideal der japanischen Erziehung. Denn die Völker, die den anderen verkehrstechnisch immer näher kommen, müssen Kenntnisse haben von anderen Nationen, und die Aera des Pazifik erfordert diese japanische Erziehung. Der Unterrichtsministcr gibt zwar zu. dass manche Folge erscheinungen der ungeheuren geistigen Anforderungen an die Erziehung junger Japaner unerfreulich sind. Er gibt die Not wendigkeit einer gewissen Lockerung zu. Aber er fordert statt der Lockerung noch grössere Kenntnisse, denn der iavaniscke Vormarsch ist im entscheidenden Stadium. Und Wissen ist Macht! Zweifellos wird in keinem nichtenglischcn Land so viel und lesen nun Baudelaire mit dem Wörterbuch. Es gibt in Tokio Biicherstrossen. Jedes Geschält ist eine Buchhandlung Bis spät in die Nacht sind diese Geschäfte ge öffnet. Auf hohen Leitern verbringen junge Autodidakten ganze Tage und halbe Nächte. Wenn sie kein Geld haben. Bücher zu kaufen, so lesen sie oben in einer Ecke in der Bsickhandlung. Buchhandlung Maruzen ist die grosse Durckaangspassagc der westlichen Kultur. Sicher gibt es nur wenig Bücher, die nicht bei Maruzen landen und zu haben sind. Nach der Ankunft der grossen Dampfer annonciert Maruzen in den Tageszeitungen die neu angekommcnen Bäcker Die fremdsprachigen Kataloge werden regelmässig in die Häuser der Kunden geschickt... Diese Unmasse von fremder Literatur verschwindet aber Im Vergleich gegen die sehr rege einheimische Buchvroduktion. Cie steht an zweiter Stelle in der Welt 1033 wurden in Japan 24 025 Micher herausaegeben Allein 015 über Musik. 2025 über Literatur. 302 Biographien und eine Unzahl von tech nischen Büchern, die fast gratis in den Betrieben verteilt werden. Denn der japanische Arbeiter soll seelisch jn das Zeitalter der Maschine hineinwachsen Allein in Tokio leben sechshundert Schriftsteller, die in literarischen Jahrbüchern verzeichnet sind. Mck / Lln« und Au*brechev Tautz / vor drin Berliner Sondevgericht Heute, nach wenigen Jahrzehnten, hat Nippon keine An- alphabeien mehr. Neunundneunzigcinhalb Prozent der schul- pslichiigen Kinder gehen in die Schule. Und die Zahl der Uni versitäten wuchs von eins auf fünfundvierzig. Die Schöpfer des neuen Japan wussten schon nm Ende des 10. Jahrhunderts, dass sie weder durch starke Muskeln noch durch Maschinengewehre allein die Welt erobern können. Sie er kannten, dass an erster Stelle die Getsteserzichung stehen muss. Ten Kindern wird schon In der Schule eingebläut, dass sie nicht für sich, sondern für Nippons Grösse lernen Noch heute stehen die japanischen Schulkinder bei Sonnen aufgang auf. Im Winter studieren sic in den frühen Morgen stunden In ungeheizten Räumen, um sich so besser auf die Arbeit zu konzentrieren. Ein japanischer Elcmentarschiiler muss allein zweitausend chinesische Äildbuchstaben (Mittelschüler müssen so gar fünf- bis sechstausend Vildbuchstaben beherrschen), das japanische und das europäische Alphabet können. Sie sind die ineistbelastct'cn Schulkinder der Welt. Die japanische Sta tistik beziffert die Zahl der jährlichen Schiilersclbstmorde auf dreitausendzwelhundcrt. Viele Lehrer wagen aus diesem Grunde kaum, Ihren Schülern schlechte Noten zu geben. Der japanische junge Mensch erhält eine nationale Er ziehung und eine Welterziehung. Ihre Erzieher wissen genau, dass die internationale Erziehung Im Endeffekt die nationalste Erziehung ist. Neben den chinesischen Klassikern werden In die jungen japanischen Köpfe die Prinzipien des modernen Welt mannes eingchämmcrt. Je weiter die Studienjahre vorwärtsschreiten, umso stärker wird die Velastung. Nur ein Drittel der Studenten besteht die ilniversitätsoxamen. Indem sie wissen, welche ungeheuren Examenshindernisse ihnen bevorstchen, stürzen sich mit der artigem Eifer in die Arbeit, dass selbst diejenigen, die durch fallen, im Verhältnis zu amerikanischen Studenten derselben Altersklasse etwa, glänzende Erfolge erzielen. Es ist kein Zufall, dass die japanischen Männer schon st» Zwei schwere Jungen In des Wortes krimineller Bedeu tung sitzen auf der Anklagebank des Sondcrgerichts: der 34 Jahre alte Willi Tautz, der 15 mal, darunter häufig wegen schweren Diebstahls, vorbestraft ist und der 37 Jahre alte Hans Thomas, der 18 Vorstrafen ähnlichen Charakters auf dem Rücken hat. Äusser den bc'dcn Einbrechern ist noch die um 15 Jahre ältere Vraut des Tautz. Emma Beyer, angeklagt, die ihn vor der Polizei versteckte, und ausserdem «in Kurt Wilde, der dem gewalttätigen Verbrecher Tautz gegen die gesetzlichen Vorschriften Munition verkaufte. Die Anklage gegen Tautz den Banditen lautet auf Widerstand gegen die Staatsgewalt, auf versuchten Totschlag In mehreren Fällen, auf schweren Diebstahl, gemeinschaftlich mit Thomas, auf ungesetz lichen Waffenbesitz. Das Sondergcricht ist zur Aburteilung dieser Verbrechen nach dem „Gesetz zur Wahrung des Rechts friedens" vom Jahre 1835 zuständig. Der Prozess ist auf zwei Tage berechnet. Die vor dem Sondergcricht aufgerolltcn Geschehnisse in den Tagen zwischen dem 12. und 14. November vorigen Jahres wirken wie ein Streifen aus einem früheren Verbrechcr-Schund- film. Tautz und Thomas habe» sich während ihrer Strafhaft in Kottbus kennengelernt. Als Thomas bas letzte Mal aus der Strafanstalt heraus kommt, sucht er seinen Ganovcnfreund Tautz auf, der mit Emma Beyer zusammcnlebt und ihr, wie sie vor Gericht sagt, äusserst geschickt bei ihrer Konsektionsnüherei hilft. Thomas wird eine Weile lang unterstützt. Aber dann ist es aus mit der ehrlichen Arbeit des Tautz. Der Ganove meldet sich in beiden. Und am 12. November fahren Tautz und Thomas auf Ihren Fahrrädern hinaus nach Schöneiche. Sie haben eine „Annonce" bekommen, dass dort eine Villa von 20 Zimmern gänzlich unbewacht ist. und sie sind ausgezogcn, sie auszurauben. Die Verbrecher finden aber die richtige Villa nicht und machen sich spät abends aus die Heimfahrt. Sie kommen an einem Siedlerhaus vorbei, >n dessen Erdgeschoss ein Fenster offen steht. »Da hole ich 10 Taler raus!", sagt Tautz lm Gauner-Jargon. Die Räder werden im Walde versteckt. Tautz zieht die Schuhe aus. die Thomas, der Schmiere stehen soll, zu hallen bekommt. Tautz steigt ein und Hal sich gerade eine Brieftasche und ein silbernes Zigarettenetui angeeignet, als ihn der Hauseigentümer überrascht und stellt. Hausbewoh ner kommen zu Hilfe Der Einbrecher wird umzingelt. Ein Ringkamps entspinnt sich. Tautz seuert, um sich Lust zu machen, drei Schüsse auf die Bedränger, ohne jedoch zu trcssen. Nun wird er überwältigt, lind bald sind die herbeigerusenen Polizei beamten heran, die den Verbrecher mit zur Wache nehmen. Auf der Wache legt sich Tautz einen falschen Namen zn. Sein Portemonnaie, in dem ein Krankenschein mit seinem ge nauen Nationale steckte, hat er aus dem Wege zur Wache un bemerkt wegwersen können. Als ein Beamter sich anschickt, den Fingerabdruck des Einbrechers zu nehmen, springt Tautz un versehens aus dem Fenster und entkommt, In Strümpfen, tat sächlich teils zu Fuss, teils als blinder Autopassagier nach Ber lin. Der Beyer, die ihn mit Sorge erwartet, sagt er, dass er sich rasch umziehen und verschwinden muss. Bald könne die Polizei da sein. Auf keinen Fall dürfte sic der Polizei sage», dass er bei Thomas zu finden sei Drei Uhr morgens ist cs. als Tautz bei Thomas eintrisst. Thomas freut sich: „Bin froh, dass du da bist. Ich dachte schon, du wärst erschossen worden." Ganz früh am Morgen fahren die beiden wieder nach Schönciche. Thomas soll das von Tautz weg geworfene Portemonnaie suchen, dessen Inhalt Tautz verraten muss. Das Portemonnaie ist nicht mehr zu finden. Also weiss die Polizei nun sicherlich Namen und Adresse des Tautz. „Die Sache sicht faul!" sagt Tautz zu Thomas. Am Nachmittag des 13. erfährt er. dass die Polizei in der Wohnung der Emma Beyer nach ihm gesucht hat. Als er nach einer Nacht des Herumtrcibens in der Morgenfrühe sich zn Thomas hinaustraut, findet er neben Thomas einen „fremden Herrn" stehen. Schnell entwickelt sich das Folgende: „Wer sind Sie?" fragt der Fremde, „Kriminalpolizei!"
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