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38. Iakrg Sonnabend, 18. Januar 1S3K Schrlstlelt»"«: Dr—deic-«., Polkrftr. 17, 8«nnu» 70711 ». V0U LklchLU,Druck ui» Verlag: ««rmaul, Buchdruck«!«» uu» vrrlag Ift. »ud S. Mnkl, P-N«,straft« 17, 8-niru, »017, V-stlcheck: Rr 107S, Bau«: Stadtbau« Drr^u «r g«7«7 B«rlag«or1 vr«»d«». Unjelgenprell«: »1« IlvalUg« 77 mm drei«* 3«<N I V>> > Illr gamlll«non,'!ge» i Pkr gü, Piaftwünsch« tön»«» »N NI»« »«wLftr Nist««. «rschrlnl I mal «Ochenlllch. okonaNIcher Bkjug,pr«I, durch IrLger «Inlchl S0 Plg d,w. «0 Ptg Irckgrrlahn 1,70; durch dl« Post l,7V «InIchU,glich Poftüb«rwr>lung«gebllhr, ,u,»glich iw Psg P-st.Brstrllgkld L>»j«Iilumm«! 10 Psg. di« Lonnakrud Sonntag, und gesttagnumm« ro Psg. Zm Fall« von hdder«! T«ll>aN, Berdor. «c»cr«I«i>d«i B«trl«d«. Körungen hat d«r «e,Ieher »der Bjerdunglretbend« l«tn« A» sprüch«. lall« di« Zeitung in deschrönktem Umtange, -«h-öt«« oder nick» «rlchetnt - ErliiNunaeoN vresden - - — SüchMe Volkszeitung — ! «i . . ,777-7^7-77^ Mes-nffchesAusmstMOpioMMM Großes Künfjahresprogramm für die Floite Erhöhung der Lufistreitträste — Weitgehende Modernisier» g des Heeres London, 17. Jan. Die neuen A u f r ii st u n gsp l ä n c Englands be herrschen die Presse und haben die Erörterung über den italie nisch-abessinischen Konflikt und die Oeisperre in den Hinter grund gedrängt. Die Vorarbeiten für das neue Aufrüstungsprogramm, das, wie der Daily Telegraph meldet, viele Millionen Psund zusätz- liche Ausgaben erfordern wird, sind bereits ziemlich weit ge diehen. Nach dem Zusammentritt des Parlaments am 4. Fe bruar wird eine grosse Unterhausaussprache über die Verteidi gung Englands stattsinden. Man nimmt an, das; die Regierung ähnlich wie im Mär; letzten Jahres die neuen Ausrüstungsvor schläge durch ein Weitzbuch begründen wird. In diesem Weitzbuch wird, der Morning Post zufolge, auf die Entwicklun gen im Mittelmcer, im Fernen Osten und ans dem europäischen Festlande hingewiescn werden, die eine beträchtliche Verstärkung des englischen Verteidigungssystems erforderlich machten. Das neue britische Aufrüstnngsprogramm wird nach Mit teilung der Presse u. a. folgende Punkte umfassen: 1. Weitgehende Modernisierung und Mechani sierung nebst einer zahlenmätzigen Erhöhung der Veruss- truppen: 2. eine weitere grosse Erhöhung der Luststreit- Kräfte: 3. ein grotzes F ii n f s a h r s e r s a l; p r o g r a m m für die englische Flotte, das u. a. den Neubau von mindestens 70 Kreu zern vorsehen wird. Wie der Daily Telegraph meldet, wird die britische Floite durch das neue Programm in den Stand gesetzt werden, in al len Schifssklassen aus die volle Pertragsstärke anszurüsten. In der Kreuzerklasse wird England sogar über die Grenzen des Ende d. I. ablausenden Londoner Vertrages hinausgehen, der 80 Kreuzer für England vorsah. 4. Eine „Gleichschaltung" und engere Zusammen arbeit zwischen den gesamten Streitkräften des britischen Weltreiches unter der Leitung des Reichsoerleidigungsministe- riums: 8. Modernisierung und voller Ausbau strategischer Stütz punkte wie Malta und Singapore. Die Rolle Wilsons im Weltkrieg Eine neue Veröffentlichung der Washingtoner Regierung Washington, 17. Ian. Das Staatsdepartement veröffent licht jetzt den ersten Teil des 2. Vandes „Amerikas See» Handelspolitik in Kriegszeite n". Der 2. Vaud be handelt die Zeit von 1914 bis 1918, und zwar enthält der erste Teil auf 160 Seiten eine zusammenfassende Darstellung des Inhalts von 4.81 Dokumenten über Massnahmen und Ansichten der amerikanischen Regierung zur Frage Freiheit der Meere. Die Dokumente selbst, die bisher zum Teil noch nicht veröffent licht sind, sollen demnächst hcrausgegebcn werden. Wie im Staatsdepartement erklärt wurde, sind die Doku mente bisher nicht bekannt geworden, weil Autzenminister Lansing, als er seinerzeit seinen Posten verlies;, sic kurzerhand mitnahm. Erst nach Lansings Tod erhielt das Staatsdeparte ment di« Schriftstücke vom Nachlatzverwalter zurück. In manchen Amtskreisen, die sich der Regierung Wilson verbunden fühlen, möchte man den jetzt veröffentlichten Vand al« tveweis dafür ansehen, das; Wilson nicht, wie täglich die Enthüllungen im Munitionsausschutz immer deutlicl)er erkennen lassen, van Anfang an aus feiten der Alliierten gestanden und schsietzlich zur Sici>ernng der ungeheuren Kriegsgewinne Ameri kas nnmittelbar in den Krieg getrieben habe. Dieser üteweis ist aber nicht gelungen, die Darstellung ent hüllt noch deutlicher als je zuvor, das; die Sympathien Wilsons von Beginn des Weltkriegs an aus bri tischer Seite waren, datz seine Ratgeber, insbesondere Lansing, ihn ständig zum Abbruch der ^Ziehungen mit Deutsch land und der Kriegserklärung zu drängen suchten, auf der an deren Seite aber alle Eingriff« der Alliierten in die amerikani sche Souveränität und in die Freiheit der Meere beschönigten und das amerikanische Volk über die wahren Vorgänge völlig im Dunkeln Netzen. Sicherlich würden, wenn Englands brutales Vorgehen gegen amerikanische Rechte sowie die Ausnutzung Amerikas zur Aus- huni^rung der deutschen Bevölkerung dem amerikanischen Volk bekannt gewesen wäre, weder Lansing noch Botichafter Page, der IvOprozentige Britenfrennd, es je vermocht haben, Amerika in den Krieg gegen Deutschland zu zerren. Der neu« Band schildert weiter ausführlich Englands Ein griffe in den Seehandel Amerikas, die Beschlagnahme, Zensur amerikanisäier Post, die Aufstellung schwarzer Listen von ameri kanischen Firmen, die von jeglichem Handel durch das die Meere beherrschende Albion ausgeschlossen wurden, ferner die Auf stellung einer weitzen Liste derjenigen amerikanischen Schis'«, die allein in britischen Häsen Kahlenvorräte erhallen dursten. weil ihre Eigentümer sich willenlos allen britischen Bestimmung«» unterworfen hatten. Der neue Band meist serner aus die Be schlagnahme amerikanischer Schiefe auf hoher See hm. die ein fach in' briliscl)« Häfen abgeschleppt und aus Grund aus der sFortsetzung aus Seile 2> Kelne Abberufung Vadoglios Rom, 17. Ian. Die Gerüchte über eine Abberufung des Marschalls Badoglio werden von amtlicher italienischer Seite dementiert. Außenpolitischer Kurswechsel Oesterreichs? Dr. Schuschniggs Prager Reise. Prag,'17. Januar. Der österreichische Bundeskanzler Dr. Schuschnigg ist am Donner tag 17 Uhr in Begleitung des Prager österreichiscl)«n Gesandten Dr. Marek, der ihm nach Brünn entgegengcfahren war, in Prag «ingetrosfen. Dr. Schuschnigg wurde am Bahnhof in Vertretung des Ministerpräsidenten Dr. Hodza vom Sektions chef des Ministerratspräsidiums, Dr. Bartosch und vom Gesand ten Dr. Krofta in Vertretung des Autzenministeriums, von Mit gliedern der österreichisclicn Gesandtschaft und Vertretern des Inüustriellenklubs begriitzt. Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hielt am Donnerstag a u s Einladung des Prager Industriellen Klubs in Prag einen Vortrag über „Weg und Ziele des wirt- schastlichcn Aufbaues in Mitteleuropa". In sei nen Ausführungen ging Dr. Schuschnigg von der grundlegenden kulturellen Einstellung der Tschechoslowakei und Oesterreich und von den langjährigen Bindungen auf gemeinsamem Lebens- raum aus und versuchte, die Weg« aufzuzeigen die nach seiner Ansicht zu einer Lösung der brennenden Wlrtsckucktsfragen Mit teleuropas führen könnten. Reuter meldet, di« amtlich Presse Oesterreichs und der Tschechoslowakei haben keinen Zweifel gelassen, datz dem Besuch Schuschniggs in Prag grötzteBedeutung beihmessen wer- den müsse. Man erklär», datz der Besuch der Beginn einer völlig neuen politischen Einstellung wonach sich Oesterreich der Kleinen Entente und den Westmächten England und Frankreich nähern und seine bisherigen engen Be ziehungen zu Italien und Ungarn ausgeben werde. Fortsetzung der Flottenlonferenz ohne Zapan beschlossen London, 17 Januar. Ucbcr die Sitzung der Londoner Flot tenkonserenz am Donnerstag wurde ein« amtlich« Mstteclung ausgegeben, in der es heitzt. das; der 'Vorsitzende zunächst den Brief unterbreitet habe, den die japanisch Abordnung am 15. Januar an ihn gerichtet hat, und in dem zum Ausdruck gebracht wird, datz die japanisch Abordnung nicht länger an den Bera tungen der Konferenz teilnehmen könne Die Konferenz, oder richtiger gesagt, der Hanptausscbus; der Konferenz einigte sich dann auf die Antwort, di« der Vorsitzende dem javanisch» Ad miral Nagano senden soll. In der Antwort, di« Lord Monsell in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Hauptausschusses an Admiral Nagano gerich tet hat, heitzt es, alle Abordnungen seien der Ansicht, das; die Entschidung der japanischen Abordnung aufrichtig hdauert werde. Trotz der hierdurch geschaffenen Schwierigkeiten sei be schlossen woiÄcn, datz die Konferenz mit ihren Arbeiten fortfahren solle. Ser Suez-Kanal soll befesslat werden In einem gewissen Widerspruch zur Erklärung der Neu tralität des Suez-Kanals steht das jetzt in Kairo verbreitete Gerücht, das; am Autzenhafen von Port Said sAusgang des Suez-Kanals nach dem Mitlelmeer) Besestigungeu zur Vertei digung des Kanals angebracht werden sollen. Zur Beförderung der Truppentransporte von Port Said nach Alexandrien hoben die ägyptischen Behörden auf Ersuchen der englischen Behörden den Bau eines direkten Schienenweges von Port Said nach Damiette in Angriff genommen und dabei zwei Brücken über den Manzoh-Kanal projektiert. Die Negierung Aegyptens hat für diese Werke, die am 15. Januar begonnen wurden, 54 000 Pfund Sterling bewilligt. Oie japanische Absage In seiner Erklärung zur Londoner Flottenkonjerenz hat Ministerpräsident Oka da gesagt, das; Japan den anderen Mächten die Hand zum Frieden geboten habe, aber znrückgewiesen worden sei, und der Flottcnches Takahaschi ist noch deutlicher geworden, als er die Ablehnung der japa nischen Vorschläge als eine Bedrohung des Welt friedens bezeichnete. Wir halten es für unwahrschein lich, das; Japans Staatsmänner jemals ernstlich an eine Erfüllung der Tokioter Paritätsforderungen geglaubt haben und müssen daher in diesen sehr pointierten Erklä rungen einen wohlberechneten Appell an das eigene Volk und vielleicht auch an die Weltöffentlichkeit erblicken. Japan will von vornherein den Verdacht von sich ab wälzen, als ob es an dem weiteren Anwachsen der herr schenden Spannungen die Schuld trage, und die Erklärung des Admirals Nagano in London zeigt das deutliche Be streben, durch eine Betonung der japanischen Verständi gungsbereitschaft die Verhandlungspartner ins Unrecht zu setzen. Auch die alarmierenden englischen und amerika nischen Pressestimmen dürfen kaum als ein Ausdruck der Ueberraschung gewertet werden, denn man hat auf angel sächsischer Seite kaum irgendwo crnsthast an ein Nachgcben der Japaner in der Frage der Flottengleichheit geglaubt. Es verdient Beachtung, das; sogar der britische Antzen- minister Eden kurz vor dem Austritt Japans einem japa nischen Pressevertreter erklärt hat, das; er die Beweggründe für die japanische Unnachgiebigkcit durchaus verstehe, und das; Grotzbritannien seine Freundschaft mit Japan nickt mit dem Schicksal dieser Flottenkonferenz verknüpfen werde. Die termingerechte Zusammcnberufuna der Flottendele« »E»—Ni— -Mc — » — Achtung! KeiUs neuer Roman! gierten konnte vom ersten Augenblick an nicht darüber hin- wegtäuschen, das; seit der Kiindi'una des Washingtoner Floltenvcrtrages durch Japan vor cnum Jahr die Gegen sätze sich weiter zugespitzt hatten, und das; die Konferenz bestenfalls einige positive Teilergebnisse zeitigen konnte. Die englische Admiralität batte demgemäss von Anfang an ihr Hauptaugenmerk aus die Vorbereitung qualita tiver Einzelvorschläge abgestellt, und es war eine be dauerliche..Zwangslage. welche die Konferenz veranlasste, an die Spitze ihrer Verhandlungen die leidige Paritäts frage zu stellen. Die angeliäcksijcken Delegierten haben die japanische Forderung mit fast al'icklantcnden Argumenten abgelehnt: Die Verschiedenheit der Sickerheitsbediirsnisse der einzelnen Länder, die Unm -Nckkeit der Unterscheidung zwischen Verteidigungs- und Angrissswanen. die Not wendigkeit der Vermeidung des Wettrüstens durch ein Minimum an Tonnagezifsern. Die Vertreter Frankreichs und Italiens kamen zu den gleichen Endergebnissen Die Washingtoner Verhalinisziffern sind also endallltig tot, eine neue Aera der Machtverteilnng auf den Weltmeeren ist angebrochen. Nur widerstrebend hatte sich Japan in Washington mit dem Flottenverhältnis tz: ö abgeiunden. Die japanische Politik hatte die Festlegung der europäischen Mächte aus den europäischen Kriegsschauplätzen dazu benutzt, nm Tsingtau und Schantung zu besetzen und Ehina das riesige Expansionsprogramm seiner „21 Forderungen" anjznzwin- gen. Als aber England in Washington Java» fallen lies; und eine angelsächsische Gemeinschaslsaktion zum Schutze der englischen und amerikanischen Interessen im Fernen Osten drohte, stellte Japan fest, das; seine militärischen und wirtschaftlichen Kräfte einem solchen doppelten Druck nicht gewachsen waren, und es gab den grötzien Teil seiner Welt» triegserrnngcnschaftcn wieder preis. Das Ergebnis der 'Washingtoner Konteren; wird bis beute in Tokio als die grösste diplomatische Niederlage seit dem Frieden von Sbimonoseki betrachtet, und das leidenschaftliche Bestreben aller Regierungen und Militärfiihrer Japans ist seit jenen Tagen darauf gerichtet gewesen, die Scharte auszuwetzen und bei gegebener Gelegenheit das Verlorene zurückzu holen. Das Unternehmen in der Mandschurei bewegte sich durchaus auf den im Kampf mit den Sowjets 1918—1920 beschrittenen Bahnen, und die sriedlich-unkriedliche Durch dringung der Mongolei und Nordchinas stellt einen Teil jenes Programms dar, das in den 21 Forderungen zum Ausdruck kam und in dem sogenannten ..Tanaka-Memoran dum vom Jahre 1927 gewissermasien 'Weltberühmtheit er langt bat. Schritt um Schritt wichen England und USA. vor diesem konsequenten japanischen Vorgehen zurück aber niemand konnte erwarten, das; den angelsächsischen Mächten