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Morgen - Ausgabe L«l»,l, »nd D-r,k1« z»«I»al ,«,»» -,o« grdrachl monatlich M. !L0, »iaNaljLdkllch M. LLÜ: stlr Add«l«r monatlich M. l^S; »nrch »nsar» «tmSNig«» Ftllaia» In« Hao« gadracht monatlich M. 1.7^ »tartal. jehritch M. k^-; dakch dl« Dost innerhaid D«ut>chland« «onat- U» M. »l«k,«l,adkllch M. 5L5 taullchii.bllch Polld«st«ll,«ld). Schritll«!la»g and cheschLslsstell«: -lohannidgall« Nr. 8 hcmdels-AeUuns ftrntsblall des Kcttes und de? poikeüuntrs der Studt Leipzig Nr 57S Freitag, den 1V. November 110. Jahrgang f«r B'^c«ip,I, Umg«d. dl« «kis-aik. p„iij„„Z0ps,v.ao«w.3rPf.:Anj«ig.i, ». Brhdkdrn im amtl. I«II dl« p«titj»ll« 70 Pf., ». audio. 75 Pf.: i>l«!n« 4lni«Ig«n dl« P«tttz«il« 25 Pf.,: S«fchaftdan^«lzrn mit Plaboorfchriftrn im Pltifi «rdddt. B«»az«n: Tefamtaaslag« M. 7.— dal Taufrnd autfchl. Postgedühc. E»nj li.umme 10 P!g. — Sonn- und F-stta .1 15 Psg. Frrniprech AnIchlul, ?Ir. 14892. I489Z and 14894 1916^ Jes ReichMiWs Me-mß mit Greh !i< Der österr.-ung. Heeresbericht >vid. Wien, 9. November. Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz tzeeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl. Südlich und südöstlich des S z u r d u k - Passes blieben rumänische Angriffe abermals erfolglos. Bei Spini machten wir weitere Fortschritte. 150 Gefangene und zwei Geschähe wur den eingebracht. Westlich von Toelgyes nnd bei Belbor wurden die hier vorqegangenen Nüssen durch deutsche Truppen wieder geworfen. Heeresfronk des G e n e r a l f e l d m a r s ch a l l s Prinz Leopold von Bayern. Archer lebhafter Feuerlätigkeil an der Front beiderseits der Bahn Zloczow — Tarnovol keine Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Südö tlicher Kriegsschauplatz An der Vosusa stellenweise mäßiges Artilleriefener Das Geheimnis der amerikanischen Wahlen „Eine Lage, die beispiellos dastehl" rvtb. Amsterdam, 9. November. (Drahtberichk.) Nach einer Depesche des Aeuterschen Bureaus über das Ergebnis der ameri kanischen Wahlen von gestern entstand infolge der verspäte ten Ankunst der Abstimmungs zahlen aus dem lernen Westen und des dadurch verursachten fortwährenden Schwankens eine Lage, die beispiellos dasteht. Die Mehrheit, die Hughes in den östlichen Staaten erhielt, scheint durch die steigende Slimmenzahl für Wilson in den westlichen Staaten ausgeglichen zu wer den. Das Ergebnis der Wahl ist noch unsicher. Die Führer der nationalen Komitees beider Parteien nehmen den Sieg für ihre Kandidaten in Anspruch. Die Morgenblätker verkündeten alle, daß Hughes gesiegt habe, auch die Blätter der Gegenpartei. Aber schon *r>äker ausgegcbcne Eplramorgcnausgaben liehen es möglich erscheinen, daß Milton aewählt sei. Die Stimmenverhält nisse weisen to geringe Unterschiede auf, daß in den westlichen Staaten wahrjche nlich ein erbitterter Streit über die Gültigkeit der Zählungen entstehen dürfte. Einige Höhlungen werden vielleicht wiederholt werden müssen, wodurch der Aus gang der Wahl verzögert wird. Eine spätere Neutermeldung aus New Bork besagt: In dem Maste, wie die Wahlergebnisse einlausen, schöpfen die An hänger Wilsons mehr Mut, da Wilton wahrscheinlich in den Staaten Kansas, Idaho. Washington, Wyoming und Ncu- Meriko siegte Die Republikaner behaupten, in allen übrigen Staaten, wo -:e Wahlergebnisse noch zweifelhaft sind, gewonnen zu haben. Wenn das richtig ist, würde Hughes mit einer kleinen Mchiheit gewählt werden Wilson ist aber in Minnesota noch immer mit einer kleinen Mehrheit voraus, und ohne Minnesota sind die Aussichten für Hughes unsicher. Die Demokraten in New Hampshire wollen eine neuerliche Stimmen zähl u n g vornehmen. Dieselbe wird vermutlich noch in vielen anderen Staaten notwendig sein. (r.) Haag, 9. November. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Die .Times" melden aus New Bork die folgenden Wahlergebnisse: Für Hughes stimmten 17 Staaten mit 242 Stimmen. für Wilson 26 Staaken mit 231 Stimmen. Das Ergebnis in fünf Staaken mit 38 Stimmen ist noch zweifelhaft. Hughes soll, nachdem bekannt wurde, dast cs unbestimmt sei, ob er oher lein Gegner gewählt würde, erklärt haben, dast er für den Fall seiner Wahl beabsichtige die beschränkte Dienst pflicht einzuführen, ein stehendes Heer zu schaffen und die Anlegung einer grosszügigen Küstenverteidigung sowie den Bau von 250 U-Booten zu veranlassen. S Genf, 9. November. (Drahtbrricht.) In einigen Blättern, zu denen auch dgs .IournaldeGenöve" gehört, wird seht schon eifrig erörtert, welchen Einfluß die Wahl Hughes auf das Zustande kommen eines europäischen Friedens haben könne. Es frage sich, ob Hughes, seine Autorität und seinen guten Willen ooraus- geseht, günstigere Bedingungen für eine Bereinigung aller Neutral staaten zu gemeinsamer Fricdensvermittlung vorsinde als Wilson. Die Blätter fügen hinzu, dast den amerikanischen Frauen vielleicht ein be deutsamer Anteil an der Erfüllung dieser großen Aufgabe Zufällen würde. Ium Heldentode des Prinzen Heinrich von Bayern >»tk. Berlin, 9. November. (Drahtberichk.) Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" schreibt: Bom östlichen Kriegsschauplatz kommt die Trauerkunde, daß Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Bayern, ein Neffe Seiner Nasestät des Königs von» Bayern und Sohn des verstorbenen Generalobersten Prinz Arnulf von Bayern, den Heldentod er litten hat. An dem herben Leid des bayerischen Königshauses nimmt das ganze deutsche Volk den innigsten Anteil. Der Ge- tallene war ein Muster jener hohen und unerschrockenen Pflicht erfüllung, von der gerade die Angehörigen unserer regierenden deutschen Fürstengeschlechter so reichlich Zeugnis abgelegt haben. Die glänzenden militärischen Eigenschaften, die ihm innewoknten, und fein ritterlicher Sinn, den er vom Baker geerbt hatte, hat er während dieses Krieges in blutigen Schlachten vielfach bewiesen. Zweimal verwundet. zum letzten Male bei den schweren Stürmen auf Thiaumont und Fleury, ist er immer wieder ohne Besinnen srisch und wagemutig zur Truppe zurückgceilt und hat schließlich Treue bewiesen bis zum Tode. Ein kurzes, aber glänzendes Heldenleben ist in diesem Tode besiegelt. Danktetegramm der preußischen Polen an den Kaiser wtb. Berlin, 9. November. (Amtliche Meldung.) Der Erzbischof von Posen-Gnesen Dr. Dalbor hat folgendes Tele gramm an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet: «Eure Kaiserliche und Königliche Majestät wollen geruhen, daß ich zugleich im Namen meiner in unverbrüchlicher Treue zu Eurer Majestät verharrenden Diözesanen für die Wiederherstellung eines selbständigen polnischen Königreiches meinen unter tänig st en Dank ausjpreche. Ich bitte zu Gott, daß der hochherzige Entschluß Eurer Majestät zum Wohte Deutschlands und des neuen Staates gereiche, der, wie ich zuversichtlich hossc, seine schwere Mis sion erfüllen wird, ein Schuhwall der abendländischen Kultur und Träger des katholischen Gedankens im Osten zu jein." Seine Majestät der Kaiser hat hierauf geantwortet: «Eure erzbischöfliche Gnaden haben zugleich im Namen Ihrer Diöze sanen anläßlich der Bcrkündung der Errichtung eines polnischen Staates in dem bisherigen russisch-polnischen Gebiete mich erneut der un verbrüchlichen Treue der preußischen Polen zu ihrem Landesherrn versichert. Ich danke herzlich für diese Kund gebung. Sie soll mir in diesem historischen Augenblick eine Gewähr dafür sein, daß der gefaßte Entschluß zum Segen des Deutschen Reiches und des neuen Staates wie zur dauernden Sicherung der europäischen Kultur gereichen wird." Protopopoff russischer Lebensmitteldiktator (r.) Stockholm. 9. November. (Drahtberlcht unseres Sonderberichterstatters.) Di« Rückkehr deS Zaren aus dem Hauptquartier nach Petersburg, di« vor einigen Tagen gemeldet wurde, diente Beratungen in der BersorgungS- frage. Während seines viertägigen Aufenthalts in Zarskose Sselo war der Kaiser den ganzen Tag über von den Ministern förmlich be lagert. Die sogenannte «Lösung, die mit ungeheurem Kraftaufwand schließlich erzielt wurde, war die förmlich« Uebertragung sämt licher Bersorgungsa'ngelegenhelten an Protopo po ff. Der Minister des Innern erhält damit fast diktatorisch« Befug nisse. Er trägt nun die alleinige Berantworluna für alle Maßnahmen. Darin liegt gleichzeitig eine Billigung des von Protopopofs vertretenen Systems, das in dem Satze zusammengefaßt werden kann: ES liegt nichts daran, daß die arme Bevölkerung hungert, wenn nur die besitzenden Klassen versorgt sind. Die Absichten Proto- popofss werden weiter durch seine Kriegserklärung an die Duma, dl« ihm kürzlich in der Budgetkommission ein Mißtrauensvotum erteilen ließ, gekennzeichnet. Seine Diktatur wird begünstigt durch die täglich zunehmende Verschlimmerung des Zustandes Stürmers. Der Ministerpräsident leidet an einer gefährlichen Beinentzündung und wird vor Ablauf einer Woche kaum völlig arbeitsfähig sein. Russischer Protest gegen die Petersburger antideutsche Liga (r.) Stockholm, 9. November. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters. Die Antideutsche Liga be gegnet in allen politischen Kreisen wachsendem Widerstand. ES soll eine Bersammlung einderusen werden, um die Mafien über den «frechen Unfug" aufzuklären, den die unter ausländischem Einfluß stehende Gesellschaft unter dem Deckmantel des Patriotismus treibt. Sensationelle Enthüllungen über Umtriebe des englischen Botschafters Buchanan werden angekündlgt. Auch die äußerste Linke rückt setzt von der englischen Propagandagcsellschaft ab. Der Progressistenführer Ioffri emoff, der wegen seiner Zugehörigkeit zu der Gesellschaft von semer Partei ausgeschlossen werden soll, erklärte, daß er ohne sein Wissen in den sogenannten «engeren Borstand" ausgenommen worden ist und trotz seines Protestes hiergegen in den Listen weitergesührl wurde. Die Einberu ung des österreichischen Reichsrates (r.) Wien, 9. November. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) In politischen Kreisen ver lautet, der Neichsrat werde nicht vor Ende Februar oder Ansano März nächsten Jahres einderusen ryerden. vvtb. Wien, 9. November. (Drahtbcricht.) Dse Blätter melden: Mittags erschienen die Präsidenten der beiden Häuser des NeichsrateS beim M t n i st e r p r ä s i d e n t en , um ihm den von allen Parteien des Abgeordnetenhauses und des Herrenhauses ausge sprochenen Wunsch betreffend Räumung der Militärkrankenanstalt im Reict^ratsgebciude zu übermitteln. Der Ministerpräsident bezeichnete die Räumung deS Parlamentsspitalä als durchführbar. Diese rein admini- strative Maßregel sei-jedoch in keiner Weise als politische Angelegenheit zu betrachten. In einer besonderen Besprechung übermittelte Präsident Sylvester dem Ministerpräsidenten die Ergebnisse der letzten Be ratung der Obmänner der Parteien des NeichSrateS über die Frage der Wiederherstellung des parlamentarischen Ledens in Oesterreich. Der Ministerpräsident nahm die Darlegung zur Kennt- nis und sagte in seiner Antwort, daß der Einberufung des NeichsrateS eingehende sorgfältige Berhandlungen der Regierung mit den Parteien vorauSgehen müßten. Die neue Regierung sei erst kurze Zeit im Amte und werde in erster Reihe durch Ernährungsfragen in Anspruch ge nommen. Dr. Dumbas Nachfolger in Washington >vtb. Wien, 9. November. (Drahtberichk.) Die Blätter melden: Wie verlautet, wurde der österreichisch-ungarische Ge sandte in Sofia, Graf von Tarnow-Tarnowski, zum Botschafter in Washington ernannt. Graf von Tarnow-Tarnowski, der das Amt des im vorigen Jahre auf Wunsch der amerikanischen Regierung abberusenen Dr. Dumba über nimmt, vertritt seit dem Jahre 1911 die österreichisch-ungarischen Inter essen als Gesandter in Sofia. Vethmann Hollweg gegen Grey H Besondere Umstände hatten es mit sich gebracht, daß Herr von Bethmann Hoiiweg von der Tribüne des Reichstags herab sich vor dessen Auseinandergehen nicht mehr mit den großen Fra gen der Politik befassen konnte, die seit einiger Zeit die Oeffent- lichkeit beherrschen. Das war auf der einen Seite die von den Zentralmächten am Sonntag verkündigte vorläufige Lösung der polnischen Frage, und auf der anderen die "Rede, die vor etwa 14 Tagen Lord Grey über die Kriegsursachen vor den Londoner Vertretern auswärtiger Blätter gehalten hatte. Es verdient An erkennung, daß der Reichskanzler die erste Gelegenheit wahrnahm, um dem Hauptausschuß des Reichstags nachträglich die Aufklärun gen über diese beiden Ereignisse zu geben, und daß seine Ausfüh rungen im Wortlaute dem deutschen Volke und der Welt sofort zugänglich gemacht worden sind. Lord Grey hatte bekanntlich, was Herr von Bethmann Holl weg als bedeutsam unterstreicht, aus die Wichtigkeit der Frage hingewiesen, wer den Krieg verursacht habe. Sei Deutschland der angegriffene Teil, dann habe es das Recht, Sicherheiten zu ver langen, daß solche Ileberfälle sich nicht wiederholen können. Selbst verständlich versuchte Lord Grey, seinen neutralen Zuhörern zu beweisen, daß Deutschland nicht der angegriffene Teil, sondern der Angreifer war, und er führte diesen auch für ihn einigermaßen schwierigen Beweis mit der Behauptung, daß die russische Mobil machung, die unsere Mobilmachung und das deutsche Ultimatum an den Zaren veranlaßte, von Deutschland hinterlistig erreicht worden sei. Die deutsche Regierung habe, ähnlich wie 1870 mit der Emser Depesche, gearbeitet, und durch eine vorzeitige Bekannt gabe der deutschen Mobilmachung durch ein Extrablatt des «Bers. Lokalanzeigers' die russische Mobilmachung herausgefordert. Diese durchaus neue Lesart zerpflückt nun der deutsche Reichskanzler so gründlich, daß auch nicht der Schatten von Beweiskraft übrig- bleibt. Zunächst stellt er fest, daß es sich bei dem Vorgang tat sächlich um nichts, als ein Versehen geschäftiger Beamter des Berliner Blattes gehandelt hat, die ein vorausgcdrucktes Extra blatt voreilig verbreiten liehen. Die deutsche Regierung hat das Extrablatt sofort beschlagnahmen und durch den Staatssekretär von Iagow, so schnell es möglich war, die Botschafter Rußlands, Frankreichs und Englands telephonisch von dem richtigen Sach verhalt verständigen lassen. Besonderen Wert haben die weiteren Feststellungen des Reichskanzlers, daß der russische Botschafter Scherbejew seine Re gierung in Petersburg offen von diesem Sachverhalt verständigte, und daß der Zar selbst noch am 31. Juli 1914 um 2 Uhr nachmittags — der Vorfall mit dem Extrablatt hatte sich am Nachmittag des 30. Juli abgespielt — als die Mobilmachungsorder an die gesamten russischen Streitkräfte bereits ergangen war, an den Deutschen Kaiser telegraphiert hat, es sei technisch unmöglich, die militärischen Vorbereitungen Rußlands einzustellen, die durch Oesterreich-Un garns Mobilisierung notwendig geworden seien. Der Zar gab also als Grund für seine Mobilmachungsorder die Mobilisierung der Streitkräfte der Donaumonarchie und nicht die durch das Extra blatt des «Berl. Lokalanz." angeblich verfügte deutsche Mobil machung an. Herr von Bethmann Hollweg weist aber ebenso be weiskräftig nach, daß Oesterreich-Ungarn zu der Zeit, als der Zar sein ganzes Heer und seine Flotte mobilisierte, nur 8 Armeekorps für seinen Feldzug gegen Serbien mobil gemacht hatte, so daß dieser Akk keineswegs das Vorgehen des Zaren rechtfertigte. Da zu kommt, daß in dieser kritischen Stunde die deutsche Regierung einen starken Druck auf die Regierung in Wien ausübte, so daß diese sich sogar zu nochmaligen Verhandlungen wegen ihres Strei kes mit Serbien bereit erklärte. Alles jedoch war vergeblich, da Rußland den Krieg wollte. In diesem Zusammenhang ist die setzt mitgetcilke allgemeine Anweisung der russischen Regierung für den Mobilmachungsfall, die aus dem Jahre 1912 stammt, äußerst wich tig, denn es heißt in ihr, daß die Verkündigung der russischen Mobilisation die Verkündigung des Krieges gegen Deutschland sei. Rußland wollte den Krieg, und England und Frankreich haben es in jenen kritischen Iulitagen in diesem Willen aufs tatkräftigste unterstützt. Das ist der Haupknachweis, den der deutsche Reichs kanzler gestern vor dem Hauptausschusse des Reichstages so bün dig und schlüssig geführt hat, daß dagegen Lord Greys Versuche, England reinzuwaschen, in ein Nichts zerfließen. Der Leiter der britischen auswärtigen Politik hatte bereits am 29. Juli unserem Londoner Botschafter Mitteilung gemacht, daß die erste englische Flotte mobil sei, und hat diese Mitteilung gleichzeitig an den fran zösischen Botschafter Paul Cambon weikergegeben. Das mußte Rußland in seinem Kriegswillen bestärken und das mußte Frank reich zu der Ueberzeugung bringen, daß England auf alle Fälle bereit sei, in den drohenden Krieg gegen Deutschland einzugreifen. Dazu kam noch die Drohung Lord Greys, daß England sich im Kriegszustände mit Deutschland befinden werde, falls die deutsche Flotte in die Nordsee auslaufe, um die französische Kriegsflotte an zugreifen und die französische Handelsflotte auch nur zu beunruhl- gen. Diese Feststellungen zeigen, was es mit den Greyschen Phrasen auf sich hak, nur die Verletzung der Neutralität Belgiens habe England in den Krieg getrieben. Mit Entrüstung kann deshalb Herr von Bethmann Hollweq die Verdrehung der Wahrheit zurückweisen, die Grey sich mit der Behauptung leistet. Deutschland habe England zu einer unehrlichen Handlung gegenüber seinen Bundesaenosten verleiten wollen. Indem es der englischen Negie rung anbot. sie möge zur Verletzung der belgischen Neutralität die Augen zudrücken und Deutschland freie Hand lasten, die fran zösischen Kolonien wegzunebmen. Was der deutsche Kanzler zur Zurückweisung dieser dreisten Unwahrheit sagte, ist wieder so bündig und schlüssig, daß kein ehrlich Denkender ihm den Glauben versagen wird. Lord Greys Bemühungen, die Welt über Englands Absichten zu täuschen, sind vergeblich und werden nach -en neuesten Dar-