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Sächsische Volkszeitung : 16.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193601169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-16
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.01.1936
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Solche Romane schreibt dos Leben: Aellirer voin Aautschuk- Rönig adsptiert Die Geschichte des niederländischen Kellners George Buy- tendijk aus Nymwegen liefert den Beweis. das; das Leben zuweilen die Phantasie der Filmautoren weit in den Schatten stellt. Im Mai 1935 liegt der Dampfer „Slamat" des Rotter- damschcn Lloyd am Pier von Tandjong Priok (Niederländisch- Indien). Unter dem Personal befindet sich der Steward George Buytendijk, der seine Kellnerlaufbahn im Kurhans Schewcningen begann und in einem Hotel in der Schweiz den letzten Schliff für seinen Berus erhielt. Die Passagiere, die an Bord kommen, sind meist Holländer, die entweder nach langen Kolonialjahrcn in die Heimat zurückkehren oder den wohlverdienten Urlaub antreten. Unter ihnen befindet sich der amerikanische Kautschuk» König P. W. Litchfield, Präsident der Goadyear Tire und Rubber. Der Kautschukmillionär und der neunzehnjährige Ste ward Vuytendijk teilen drei Wochen das gleiche Schiff mitein ander, der Multimillionär in seinem Luxusappartcmcnt, Vuy- teiidijk in den Personalräumen. Als Vuytendijk dem Millionär einen Aperitif serviert, richtet Litchfield einige freundliche Worte an den Kellner, dessen frische Jugendlichkeit ihm gefällt. Das Gespräch wiederholt sich noch einige Male und der Amerikaner findet immer mehr Gefallen an dem frischen, aufgeweckten Bur schen, dem die weite Welt zu klein scheint für seinen Erlebens drang. Bei dem Vater Vuytendijk in Nymwcgen trifft ein Tele gramm des Sohnes ein: „Erbitte Zustimmung zu Amerikareise mit Mr. Litchfield, Präsident der Goadyear." Einige Zeit spä ter hält ein schwerer Reisewagcn vor seinem Restaurant, dem Mr. Litchfield entsteigt. Er macht dem alten Vuytendijk klar, dah er, der wohl zwei verheiratete Töchter, aber keinen männ lichen Erben besitzt, sich seinen eigene» Sohn immer so vorge stellt habe >vie George Vuytendijk, datz ihm die Holländer im mer sympathisch gewesen seien und datz er deswegen George adoptieren möchte. Drei Tage später sticht die „Washington" nach Rewyork in See. An Bord befinden sich Mr Litchfield und Sohn, vor gestern noch George Vuytendijk und Steward, heute Bewohner einer Luxuskabine. Er fährt nach Akron mit seinem „Dad", der 80 NW Arbeiter und Angestellte beschäftigt, lind jetzt ist der Kellner adoptiert und gehört bereits zu den reichsten Män nern Amerikas. Das Schicksal eines Lrasnrur- Bil-nisses Dor 350 Jahren nach Japan verschlagen. Rotterdam, 15. Ian. Rotterdam begeht in diesem Jahr den 100. Todestag des Humanisten Desiderius Erasmus. Im Mittelpunkt der aus diesem Anlatz stattsindenden Ausstellung wird ein Bildnis Erasmus' stehen, das vor einigen Jahren in einem japanischen Tempel entdeckt wurde. Diese Holzstatuc war lauge Zeit mit dem Schleier eines tiefen Geheimnisse» umgeben, denn niemand wutzte sich eigent lich zu erklären, wie die Statue nach Japan gekommen mar. Nach langem Forschen hat schlietzlich der Direktor des Prinz- Hendrik-Museums in Rotterdam das Rätsel gelöst. Er sand in einem Archiv alte Auszeichnungen, aus denen hervorging, datz am 27. Juni 1598 ein Geschwader von sünf Schissen von Rot terdam aus in See gegangen war. Zu ihm gehörte auch die „Liebe", die vorher „Erasmus" geheitzen hatte. Als Gallions- figur führte sie die Holzstatue Erasmus'. Als einziges Schiff erreicht die „Liebe" nach vielen Abenteuern Japan. Neben der autzergewöhnlichen Aehnllchkeit hat die Holzstatue also auch den Vorzug, mit einem holländischen Schiff zum ersten Male durch die Magelhacns-Stratze und über den Groszen Ozcan ge- sahrcn zn sein. Zum ersten Male Hörle man von dieser Holzstatue im Jahre 1927, als sie in dem Tempel Ryu-Ku-In in der Nähe von Azuma-Mnra entdeckt wurde. Sie hietz dort „Kntekisama", was etwa dem portugiesischen Wort „Cathechista" (Sendling) entsprechen dürste. Sofort versuchten damals die Rotterdamer, die Figur käuflich zu erwerben. Iedo h die Japaner wollten sich des so kostbaren Schatzes nicht begeben und brachten ibn im Kaiserlichen Mnleum zu Tokio unter. Nach lange» Verhand lungen haben sich letzt die Japaner wenigstens bereit erklärt, das Bildnis der Ausstellung leihweise zu überlassen und auch sür die kostenlose Hin- und Rückbeförderung Sorge zu tragen. Das „dritte Auge" Eine bedeutende amerikanische Erfindung Der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung Lier Wissen schaften. die zurzeit in St. Louis tagt, wurde eine neue Elek tronenröhre vorgesührt, von der man sich in wissenschaftlichen Kreisen umwälzende Bedeutung verspricht. Es handelt sich um das „dritte Auge", eine Erfindung von Dr. Vladimir K. Zwory- kin, der durch die Entwicklung des Zworykinscl)en Fernseh-Ver fahrens bekannt geworden ist. Dr. Zmorykin hat gemeinsam mit seinem Assistenten Dr. Morton im Laboratorium der Radio Corporation of America in Camden (New Jersey) eine Röhre entwickelt, di« dem menschlichen Auge erlaubt, auch in der Dunkelheit deutlich zu sehen. Die Röhre fängt autzerdem die bisher mit dem Klotzen Auge unsichtbaren infra-roten und ultra violetten Strahlen auf und verwandelt sie auf einer fluoreszie renden Platte direkt in Bilder. Während das menschiiche Auge nur Lichtquellen von 3500 bis 0500 Angstrom Längeeinhciten auffangen kann, ersatzt das künstliche „dritte Auge" von 1800 Angstrom Einheiten im ultravioletten, bis zu 13 000 Einheiten im insra-rotcn Spektrum: es besitzt also etwa di« vierfache Reichweite des menschlichen Sehvermögens. Die neue Röhre kann sowohl am Mikroskop, wie am Fernrohr angebracht wer den und verspricht daher weitgehende praktische Venvertungs« möglichkeltcn. Das „dritte Auge" wendet ebenso wei das Iconoskop des Zworykinfchcn Televisionssystems di« Prinzipien des mensch lichen Auges an, nämlich Netzhaut, Sehnerv und Gehirn. Es vereinigt Elektronenstrahlen in einem Brennpunkte, wie die optische Linse das Licht. Hierin liegt das Neue der Erfindung, denn bisher war es nicht möglich, die einzelnen Elektronen in folge der Verschiedenheit ihrer Energien und Geschwindigkeiten derart zu zähmen. Das „Auge" besteht aus einer Vacuumröhre von etwa einem Futz Länge. Das Tageslicht oder das „schwarze Licht" (bei Nacht) wird von einer Glas- oder Quarhlinse van etwa vier Zentimetern Durchmesser aufgcfangen. Diese Linse Ist ans der Innenseite mit einer Caesium- oder Silberoxydschicht lxdeckt, die beide sür die unsichtbaren Lichtstrahlen empfindlich sind. Die Caesiumschicht kann als die Netzhaut angesproche» London iin Nebel Tag Nacht — HZrralinen-e Fechfackeln — Lichtscheues Gesindet an der Arbeit London, 15. Ian. Schon seit acht Tagen liegt über der englischen Hauptstadt wieder der berüchtigte Nebel. Diese übrigens für das ganze Inselreich typische Naturerscheinung verschlingt Tag sür Tag ungeheure Summen und bildet eine starke Belastung der Lon doner Finanzen. Im allgemeinen taucht der Londoner Nebel in den letzten Herbstmonaten und im Vorfrühling auf. Er entsteht nach An sicht hervorragender Meteorologen dadurch, datz sich zwei Luft schichten bilden, deren Temperaturen verschieden sind. Die obere Luftschicht ist klar und kalt, während die untere warm, dunstig und schmutzig ist. Lockert nun der Wind die untere Schicht, dann zcrte'lt sich der Nebel. Meist ist es aber so. datz die dunstige Luftschicht unten stehen bleibt und durch weitere Abkühlung der oberen Schicht noch mehr nach unten zusammen- gepretzt wird. Ist dies der Fall, dann ist die britische Hauvt- stadt in einen dichten Nebelschleier gehüllt, der Schrecken, Ge fahren und Unglücke aller Art mit sich bringt. Der Verkehr steht still... Innerhalb weniger Minuten verschwindet dann die Sonne, die eben noch klar vom Himmel hernicderstrahlte, und der Nebel macht den Hellen Tag zur Nacht. Die Menschen ans den Stratzen Hetzen nach Hause oder stürzen in die Lokale. Der ge samte Verkehr ist sahmgelegt. Autobusse. Privatwagen, Taxen und andere Fuhrwerke bleiben einfach liegen. Die Scheinwerfer sind nur noch schwach zu sehen: ihre Lichter dringen wie kleine weitze Punkte durch den Nebelschleier. An den Punkten des Hauptverkchrs trisst man überall Leute mit Pechfackeln, die die Lust noch mehr veryualmen. Das Licht, das von diesen Fackeln gespendet wird, ist so gering, datz eher Schaden als Nutzen mit dieser provisorischen Beleuchtung angerichtet wird. Die Passanten, die nicht rechtzeitig Zuflucht gesucht haben, laufen mit ausgestreckten Armen langsam die Stratzen entlang, bis sie auf einen Schutzmann stützen, der ihnen dann umständlich die Richtung des Weges angibt. Zusommen- stötze mit Pfosten und Laternenpsählen sind natürlich an der Tagesordnung. Sehr ost lausen sich die Leute direkt in die Arme oder geben sich unbeabsichtigt einen krästioen Rwvenslotz. Erst nach langer Irrfahrt kommen sie dann mit Beulen und Schrammen zu Hanse an und aönnen ihrem Goll danken, datz alles noch so glimpslich abgegangen ist. Die Lungen streiken... Der Londoner Nebel, der ost mehrere Tage aubölt. bildet andererseits für die Unterwelt eine Hochkonjunktur Die Gauner inszenieren Zusammenstütze mi« Passanten, bei denen dann Uhren, Brieftaschen und Schmuck'achen gestohlen werden. Das lichtscheue Gesindel weitz eben genau, datz es keine bessere Gelegenheit gibt, im Trüben zu fischen als bei solchen An lässen. Sehr enttäuscht sind von dem Londoner Nebel alle Neu linge. die sich ans Abenteuerlust zu einem Spaziergang Hin reitzen lassen. Meist kehren sie braun und blau geschlagen wieder zurück und schwören, nie mehr einen solchen Ausflug zu unternehmen. Dieser dunstige und schmutzige Nebel macht übrigens nicht nur die Sicht unmöglich, sondern wirkt auch sehr unangenehm auf Geruch und Geschmack. Häufig kann man nur nut einem Tuch vor dem Alande aus die Stratze gehen, da der Nebel ein normales Atmen stört. Die Lungen streiken... Nebeltage in London gehören jedenfalls nicht zu den An nehmlichkeiten, die den Fremden dort erwarten... Das übertünchte Grab Untersuchung über die Lage der christlichen Aivchen in Sswjetrutzland Es ist sehr viel gesagt und viel geschrieben worden über den Standpunkt, den der Kreml den christlichen Kirchen in Nutz land gegenüber einnimmt und eingenommen hat. Hin und wie der hört man davon, datz hie und da «in Gotleedienlt stattgcsun- den habe, und immer nehmen bolsckiewistisck>e Zeitungen Gele- genkzeit, darauf hinzuiveisen, datz also die Kirchen noch freie Ve- tütigungsmöglichkeiten besätzen. Datz dem nicht so ist, brauchte eigentlich kaum besonders beteuert zu werde». Aber es ist doch interessant, an Hand offiziellen Materials Rechenschaft darüber abzulcgen, wie es denn n.in eigentlich in Wirklichkeit aussieht. Zweck und Ziel der „Kirchenpolitik" der Sowjets — wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von einer solchen spre- ckien will — ist. nüchtern und knapp gesagt, die „Liquidierung". Man hat das Bürgertum ..liquidiert", indem man es millionen weise hingeschlachtet hat. Man hat den bänerlickien Grundbesitz „liquidiert", indem man ihn enteignete, kollektivisierte und die ehemaligen Besitzer füsilierte. Liquidierung heisst im Sowjet staat Vernichtung. Auf die Mittel kommt es dabei nicht an. Die mächtigste der christlichen Kirchen in Rutzlanü, die grie chisch-orthodoxe. zählte nach den offiziellen Statistiken, die im Fachblatt, dem „Gottlosen", vor etwa einem Jahre veröffentlicht wurden, insgesamt 50 960 Priester, -15 705 Kirchendiener, 52 032 Nonnen. 17 430 Mönck>e und 15 210 Vikare, zusammen 181337 istersonen in der Kircl-enpslege. Es bestanden 46 137 Kirchen, 21 747 Kapellen und 916 Klöster. Sie lx'satz ferner 4 Akademien, 36 Priesterseminare, 150 Kirchenschulen und 40 000 Volksschulen. Das war der Bestand vor der Revolution. Noch einem Tatsackzenbericht der ..Internationalen Pro-Deo- Komnstssion". der in einer Lodzer Zeitung abgcdruckt wird, sind von den 181 000 Trägern der Kirckze insgesamt noch einige hun dert übriggelüieben. Die übrigen sind tot. in Zwangsarbeits lagern oder in blesängnissen. Ein anderer Teil ist geflüchtet: auch in 'Lterlin lebe» beispielsweise orthodore Priester und ül>en dort ihr Amt aus. Besonders glaubensstarke Männer sind noch heute in Rutzland lximlich tätig. In den Städten und auf dem Lande gibt es noch eintzze Kirchen. Die meisten sind zerstört oder in Klubhäuser und — ein beliebter Verwendungszweck — in Kinos umgewandeli. In Leningrad und Moskau bat man die berühmtesten Kirchen zu Gottlosenmuseen umgestaltet Das erste Kircl»endckret nach der bolschewist'schen Revolu tion kam am 23. Januar 1918 l^raus. Die erste Terrorwelle forderte bereits den Tod von Tausenden von Geistlichen, Mün- werden. Ultraviolette oder infra-rote Strahlen werden von die ser Haut aus in Form von Eiektrone», der optische Sehnerv, durch die Röhre geschleudert. Das grundlegend Neue an der Erfindung besteht ans einem Mechanismus, der den Elektronen je nach ihrer Geschwindigkeit elektrisck-e Stötze riersetzt, und zwar werden die langsameren Elektronen zu grösserer Schnelligkeit angetrieben als die schnel len. Im Brennpunkt haben all« dieselbe Geschwindigkeit, sind aber immer noch unsichtbar. Der Mechanismus In'stehl aus einer Reihe hintereinander gelagerter Metallringe, von denen jeder an die durchwandernden Elektronen ein höheres Potential ab gibt. Di« Sichtbarmachung der Elektronen geschieht schlietzlich durch einen fluoreszierenden Schirm, der einem Spiegel von etwa 23 Zentimetern Durchmesser vorgelnoert ist. Der Schirm erfüllt die Funktion des „Gehirns" der Röhre. Dr. Zworykin führte den versammelten Forschern Filme vor; zuerst bei gewöhnlichem, sichtbaren Licht, indem er das Lichtbiindel durch eine Röhre lenkte. Dann schob er zwischen Lichtquelle und Rühre ein schwarzes Glassilter, das alle sicht baren Strahlen absorbiert«. Zur grössten Verwunderung der Amvesenden wickelten sich di« vergrötzerten Bilder aus der Leinwand iveiter ab, wobei der 'Verlust an Lichtstärke kaum merkbar war. Verwendungsmöglichkeiten der Röhre für militärische Zwecke liegen auf der Hand. So wird ein Flugzeug z. B. bei absoluter Dunkellzeit landen können, wenn der Flugplatz mit einem Scheinwerfer ausgerüstet ist, der nur insra-rote Strahlen ausseirdet. Die Strahlen kann nur der Pilot wahrnehmen, so fern er mit einem „dritten Auge" ausgerüstet ist. Insra-rote Scheinwerfer könnten Flugzeugen in der Nacht eixnso sicl)«r den Weg welsen wie di« gewöhnlichen S<i)einwcrser. In der Mikroskopie wird es in Zukunft nicht mehr nötig sein, empfindliche Mikro-Organismen intensiver und damit sckstidlicher Lichtbestrahlung auszusetzen oder sie zu färben, wo durch schon ost der Organismus getötet wurde, bevor man üiier- haupt Gelegenheit batte, ihn zu untersuchen. Auch aus astrono mischem Gebiet lassen sich natürlich viele interessante Studien mit Hilfe der Röhre denken. ckxen und Nonnen, unter Ihnen die Metropoliten Wladimir und Benjamin. Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, der greise Tichon, der 1917 gewählt worden war. leistete allen Ver folgungen heldenhaften Widerstand. Er setzte sich der Zersplit terung und Spaltung der Kirche gegenüber zur Wehr und zwar immerhin mit einigem Erfolge. Aber zerbrach an den schreck lichen Plagen, die man ihm nntat und starb im Jahre 1925. ver mutlich durch Gift, das man ihm reichte. Nach Tichons Tode Kam es zur zweiten Weile der Clmsten- verfolgung in Sowjetrutzland. Der neue Palriarch. der Metro polit Peter, wurde ins Gefängnis geworsen. aus dem er bis heute »och nicht entlassen ist, wenn er überhaupt noch lebt. Mit ihm erreichte das Schicksal abermals viele Tausende von Priestern, Nonnen, 'Mönchen und Kirchendienern. Der heutige offizielle Kirchenführer. der Metropolit Sergej, versucht durch ständigen Rückzug von der ehemals mächtigen Organisation der Kirche zu retten, was zu retten ist. Er hat sich zwingen lassen, ösientlich zu er klären, es gel»e keine Kirchenversolgung m Sowjetrutz- land. Dieser lügnerische Widerruf, der alle gläub'gen Christen im Lande tief erschüttert hat, weil sie daran die Sckwäckx' des Kirchensührers erkannten, war herbeigeführt worden durch die Drohung weitere Hunderte von Priestern zu erschietzen. Serges wollte dieses an sich nutzlose Opfer verhindern. Mit dem Beginn des Fiinsjahresvlanes nahm auch die Li quidierung der Kirclie ihren Fortgang. Verloren sind die Kir« chengiiter verloren die Priesterstellen, verloren die kirchlichen Volksschulen, die Ausbildungsstätten: die Mittellosigkeit der Kirche wirkt sich lunnahe noch schlimmer aus als der völlige Mangel an Priestern. Die Abhaltung einer sogenannten ..Vi- schofssnnode" in Moskau, die im Jahre 1931 gestattet worden war, ist lediglich als Bluff anzusehen. 'Auch das aus Anlatz dieser Synode ausnahmsweise erlaubte ...Kstchenblatl" ist inzwischen wieder vom Erdboden verschwunden. Nickst anders wie mit der orthodoxen steh! es mit der katholischen und evangelischen Kirche. Im Jahre 1932 waren von 310 Priestern 200 im GesängU's. am Ist Mai 1935 gab es noch 73 Priester auf freiem Futze. davon wurden bisher weitere 90 gefangen oder verschickt, so datz noch etwa io übrigblieben. Diele Tatsache wurde durch den Wiener Ka'dstial Inniber ausdrücklich und öffentlich kundgegeben. Das schlimmste Schicksal — vom Märtyrertod des Prälaten Vutkiewiez einmal abgesehen — ist das der Nonnen in den Zivangsarbeitslagern Die evangelische Kirche, über deren Schicksal das Buch eines Pfarrers, betitelt „Das übertünchte Grab'", erschütterndes Zeugnis ablegt, ist nahezu völlig vernichtet. Es und M Pfarrer übriggeblieben, von denen 19 verbannt wurden. 20 sind ihres Amtes enthoben 14 sollen noch imstande sein hin und wieder ihr Amt auszuiiben. „Kte!nsetznreist-r Ti-ck"... oder das Geld auf der Stratze 'Vertin, 15. Ian. Wenn der 33 Jahre alte Otto Oelze auf seinem Fahrrad durch die Stratzen Berlins fuhr, so freute er sich, wenn an irgendeiner Stelle die Aufhäufung von Pflastersteinen und Bordschivellen zur Abgrenzung der Futzsteige ankiindigte, datz in dieser Gegend durch die Städtische Stratzen Verwaltung Er neuerungs-Arbeiten geplant waren. Otto Oelze, ein verschie dentlich vorbestrafter Mann, war nämlich ein Spezialist im Stehlen von Bausteinen, Pslastersleinen, Gullideckeln und an derem Baubedarf en gros. Wie gesagt, sobald Oelze auf seiner Radtour durch Berlin einen angefahrenen Hausen von Steinen entdeckte, stieg er herunter vom Rad. Mit Kennerblicken mu sterte er das Material, »ahm er und notierte er sich die ein zelnen Matze. Es dauerte dann nicht lange, so war der ragende Steinhaufen verschwunden, lind seine Besitzer standen vor dem Rätsel, wie solide gewichtige Pstastersteine einfach spurlos ent gehn konnten. Oelze kannte des Rätsels Lösung. In seinem Notizbuch landen neben der Mengen- und 'Matze-Ausstellung der von km aus seinen Fahrten durch Berlin registrierten Steinhaufen tädtische» Besitzers auch die aus Zeitungen oder aus anderen Quellen zusammengestelllen Namen und Adressen von Inter essenten für Pflastersteine nsw. Als „Steinsetzmcister Tieck" erschien Oelze dann bei den Interessierten und machte ihnen einen so billigen Preis für seine Ware, datz sie freudig zugris- fen. Sie ahnten ja nicht, wie „billig" ihr Lieferant selbst cin- zukanfen gedachte. Ahnungslos wie die Käufer waren auch die Fuhrleute, die der falsche Steinselzmeister zum Absahren „seiner" Steine verpflichtete. Ohne jeden Arg luden die Fuhrleute und ihre Arbeiter am Hellen lichten Tage die städtischen Steine auf und transportierten sie zu den Käufern. Einmal kam es vor, datz Oelzes Fuhrleute von einem einzigen Stein Lagerplatz acht gefüllte Lastzüge absuhren. In den Monaten 'November und
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