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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.11.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19151127019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915112701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915112701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-11
- Tag 1915-11-27
-
Monat
1915-11
-
Jahr
1915
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Seite 2. Nr. 604. Morgen-Ausgabe Leipziger Tageblatt Sonnabend, 27. November ISIS Kriegserinnerungs-Lasel 27. November 1V14 3m Argounenwald «achte« di« Deutschen welker« Fort schritte. Czernowitz wurde von den österreichisch«« Truppe» wieder geräumt. bereitet ist trotz bet Jubelt, den die Dierverbandsdlplomatte ob ihres Sieget in Athen vorlaut anstimmt. Inzwischen gehen die Ereignisse auf dem serbischen Kriegs schauplatz ihren Gang. Di« Metdung. datz die zurückflutenden Serben über Prizrend durch das Drintal nach Albanien marschie ren und sich über Prilep mit den Ententetruppen vereinigen wür den, hallen wir für die Ausgeburt einer starken Phantasie, zumal das serbische Heer nach derselben Meldung noch 120 000 Mann stark sein soll. Einmal ist diese Zahl völlig unzutreffend, denn so viel serbische Truppen haben bei Mitrowitza und auf dem Amsel feld nicht mehr im Kampfe gestanden, und dann wird der voraus gesagte kühne Zug auch schwächeren Kräften unmöglich sein. Da trifft Henry Bercnger in der «Action' die Situation schon richtiger, wenn er schreibt: «Gelingt et Mackensen, Prilep und Monastir zu besetzen, so ist die Verbindung nach Albanien unterbrochen und ein« Landung der Italiener in Durazzo oder Santi Ouaranka zwecklos. Die Mittelmächte und die Bulgaren werden sich mit sechsfacher Uebermachl aus dle Armee deS Generals Sarrall stürzen, die noch durch die Griechen bedroht ist. Ciatt dem Gene ral Sarrall die geforderten vier Armeekorps zu schicken, hat man den ehrenwerten Denyt Lochin nach Athen entsandt, aber vermutlich wird seine Honigzunge gegenüber der schweren Artil lerie Deutschlands nichts auSrichtcn. Man müsse alles daran setzen, die Einschließung des Expeditionskorps zu ver- hindern und den Generalen Monro und Sarrall aut der Klemme Helsen.' Wie daS aber geschehen könne, darüber zerbrechen sich nicht nur dle Diplomaten, sondern auch die Generalstäbe deS BierverbandS vergeblich die Köpfe. Hoffentlich erlösen dle Schläge der deutsch-österreichlschen und bulgarischen Waffen sie bald aut diesem Hangen und Bangen, so datz sie einschen, datz allet zu spät ist, was sie planten und versuchten — auch der Druck auf Griechenland. W Nachhutgefechte an der montenegrinischen Grenze XV Die Verbündeten stehen im Begriff, die letzten Gebiets- streifen Neulerblens im Sandschak und westlich der Linie Mitrowitza—Pristina von den feindlichen Nachhuten zu säubern. Bel der Verfolgung sind sie von Priboj, Prisepolje, Ejenica und Novibazar aus teilweise schon über die Grenzen Montenegros vorgedrungen. Sie haben montenegrinisch« Truppen von der Gil Ieva Planina (12 Kilometer südwestlich Ssenlca) und serbische Truppen von der M o k r a P l o n i n a (34 Kilometer süd lich Novibazar) vertrieben und sind dabei über die Grenzen deS Machtbereiches des Königs Nikita vorgcskotzen. Im Zusammenhang damit steht zweifellos auch dle Rückwärks- bewegung der montenegrinischen Truppen, die sich zwischen Lim und Drina bislang noch aus dem Boden Bosniens zu hallen ver mochten. Die österreichische Visegrad-Gruppe Hal hier den Goles- Bergrücken und den K o z o r a - Sattel überwunden und sich der Stadl Lasnica (30 Kilometer südwestlich Viscgrad) bemächtigt. Auch auf der Linie von Easnica bis zu dem 23 Kilometer weiter süd westlich, an der Drlna gelegenen Orte Foea sind kstL OestörrStcher im Vorrückcn aus die montenegrinische Grenz«. In Bosnien und lm Sandschak werden sehr bald keine montenegrinischen oder ser bischen Soldaten mehr stehen; das ganze Amselseld haben die Feinde den Verbündeten überlassen müssen. Nur südlich Pristina in der NIchtung aus Prizrend leisten dle Serben noch zähen Widerstand. Vermutlich ist der Hanpkstrom der zurückflutenden Serben auf Prizrend und weiterhin lnS Tal des C z e r n l Drin gerichtet. Das Bestreben dieser letzten Neste der serbischen Streitmacht, dle man vielleicht aus 100—120 000 Mann schätzen darf, geht natürlich dahin, etwa in der Gegend deS Ochrlda-SecS den Anschluss an die serbische Südormee zu gewinnen. Diesem Plan stehen grohe Schwierigkeiten entgegen. Der Weg durch daS Tal des Czerni Drin führt durch albanisches Gebiet, ist also angesichts der zweifelhaften Haltung der Albanier nicht ungefährlich. Anderseits müssen die Serben auch fortgesetzt ernster Flankenstötze von bulgarischen Truppen gewärtig sein, die sich schon vor längerer Zeit von Kalkan- delen (Tetovo) über Gostavlr südwärts vorgcarbeitet haben. Ob der Durchbruch gelingt, hängt demnach von verschiedenen gewich tigen Faktoren ab, über die noch keine Klarheit herrscht. Rußland und Galizien Verstaatlichung der Putilow-Werke Telegraphischer Bericht vib. Moskau, 26. November. «Nutzkose Slowo' meldet: Dle Putilow-Werke sollen instaatltcheVerwaltung übergehen. In der K r a n k e n- kasseder Putilow-Werke sind viele Personen wegen revolu tionärer Umtriebe verhaftet worden. Erfolgloser russischer Pumpversuch in Amerika Eigener Drahtbericht (r.) Haag, 26. November. Holländische Banken vernehmen aus London, datz Rutz - land Verhandlungen über dle Eröffnung eines Handels- Kredits von SO Millionen Dollar in den Vereinigten Staaten geführt hat, scdoch ohneErfolg. Die russische Re gierung werde deshalb nunmehr zur Besserung der Wechselkurse auf Petersburg für fünf Millionen Pfund Sterling Gold nach London überweisen. Nusfischer Generalstabsbericht Telegraphischer Bericht «Nb. Petersburg, 28. November. Amtlicher Bericht vom 25. November: Gestern argen Abend ver suchten di« Deuischen gegen Kammern (südöstlich Tuknum) vorzusiotzen; sie wurden zviückgeschiagen. Bet dem GehS.le Berlemünde dauert d«»r Kamps noch an. Bei der Besetzung einer Anhöhe in dieser Gegend machten unsere Truppen hundert Deutsche zu Gefangenen und eroeu- ketan sechs Maschinengewehr«. An der Südwestspihe det Sw«nt«n- s««S gingen unsere Truppen neuerdings vor. Der Feind griff zum zweiten Maie dies» Eng« und di« Schützengräben erfolglos an, dl« er vor einigen Tagen verloren halte. In der Gegend von Smorgon eröffnet« der Gegner an einigen Stellen «In heftiges Artilleriefeuer. Im Südwester, der Gegend von Pinsk aus dem rechten Strumenuser griff der Feind da« Dorf Kvmera (14 lcm östlich des NobeseeS) an; «r wurde zurüchgeschlagen. Nach einer Neihe von Gefechten blieb daS Dorf tn unserer Hand. In der Gegend deS Dorfes Siemikowe« (nordwestlich Trembowla) an der Stropa griffen unsere Truppen den Feind an und sagten ihn diS an den Fluh zurück. Hier tn dt« Enge a«- trt«b«n, wurd« «tn T«ll d«s Feinde- durch Feuer v«rntcht«t, «in Teil ertrank im Flusse, mehr als hundert Tote und Schwerverwundei« blieben auf d«m VesecktSfelde. Auf der übrigen Front in Galizien an einigen Stellen lebhafter Arlisterlekampf. LS wurd« beobachtet, daß der Feind häufig iränenerzeugend« Gase benutzt hat. Aas der Kau kasus front kein« Veränderung. Frankreich und England Trarr-öfischer Generalstabsbericht Telegraphischer Bericht vid. Paris, 28. November. Amtlicher Bericht von Donnerstag nachmittag: Im ArtoiS und in Lothringen Kämpfe mit Granaten. Im Lauf« der Nacht deschotz unsere Artillerie an einigen Stellen der Front wirksam Maschinen- aewehrstellunaen in der Gegend von Friss, im Scmmetal in der Gegend von Noye, den Bahnhof von VeuvraigneS und Lancourt. Auf der übrigen Front gewöhnliche- Geschützseuer. Amtlicher Bericht von Donnerstag abend: CS ist kein wichtiges Er eignis zu verzeichnen. Belgischer Bericht: Mit Ausnahme einer kurzen De- schietzung von Nordschoote herrschte fast völlige Nuhe an der ganzen Front. Unsere Batterien zcrspcngten feindliche Gruppen westlich vom Schloss« Vicogn« bei Drle-Ärachlen und bei Luyghem. Orient-Arme«: Am 23. November hatten unsere Truppen einen Zusammenstotz b-ü Bruzik östlich von Krlvoiac mit bulgarischen Kräften. Diese sind zurüchgeschlagen. Dardanellen-Armee: Der Feind zeigt feit einigen Tagen eine wachsende Tätigkeit. Am 2l. machte er nach einer heftigen Beschießung hlniereinandcr drei Angriffsversuch« legen die englische Front, um die am 15. November ver- orenen Schützengräben zurückzugewinnen. Seine Anstrengungen chrlterien überall. Er wurde vom englischen Infanterie- und Artillerie- euer, an daS sich dle Artillerie und Maschinengewehre der Franzesen aus dem benachbarten Abschnitt schlossen, dezimiert und liest zahlreiche Tote auf dem Gelände. Aus beiden Seilen wird der unterirdische Krieg mit derselben Lebhasilgbelt fortgesetzt. Am 21. Netzen wir mit Erfolg eine Ouelschmine springen. Am 22. fliehen unsere Eopveure auf ei-en türkischen Minengang und schlugen de feindlichen Minenaräber in di« Flucht. Wir legten sofort eine Gegen mine und l esten sie spr'ngcn, wodurch das feindliche Werk vernichtet wurde. Am 23. November während des ganzen Tage- heftiges Ee- wehrfeuer. Artllleriebeschlcstung und Bombenkämpfe von türkischer Seite. Die Türken sind wohl mit Munition sehr gut versehen, zeigen sich aber dennoch aufgeregt und von unseren Fllegern beun ruhigt, di« den Schienenstrang Konstantinopel —Dedeagatsch mit Bomben bewarfen. Wir beschädigten auch feindliche Kunst bauten durch Monitoren und leichte Kriegsschiffe, die häufig di« asiatisch« Küste bcschiesten. Auf diese Weise sind die Türken unaufhörlich in Atem gehalten und genötigt, uns bedeutende Kräfte «ntgegenzustellen. Balfour auf den Pfaden Lord Derbys Drahkberlchk vid. London, 26. November. Die Admiralität keilt mit, datz dasRekrutlerungS- Programm für dieFlotte in Zukunft von derselben Art sein wird, wie der von Lord Derby ausgestellte Rekrulie- rungsplan sür die Armee. Die Rekruten, die sich melden, werden, se nachdem sie verheiratet oder unverheiratet sind und nach ihrem Ai!cr. in Gruppen eingekeilt. Nach Bedarf werden zuerst d'e sungen Unverheirateten, später dle älkerenUnver- heirateten, sodann die sungen Verheirateten und schließlich die älteren Verheirateten eufgerufen. . Leutnant Goschen frelgelassen . Telegraphischer Bericht vid. Berlin, 28. November. Ein Berliner Blakt hak die Nachricht gebracht, daß der Sohn d«S früheren englischen Botschafters Goschen, der tn deutsch« Kriegsgefangenschaft geraten war. zur Entlassung gekommen sei. Diese Nachricht ist zutreffend. Leutnant Goschen, der eine schwere Kopfwunde erholten Hali«, ist auf Gründ der allgemeinen Verständigung mit der englischen Negierung über dle Entlassung der untauglichen Kriegsge fangenen freigelassen und über Holland nach England abtranS- porttert worden. Balkan und Orient Immer wieder dieselben! Meldung der «Agence Bulgare' vtb. Sofia, 26. November. Die bulgarische Regierung hak neuerdings bei den Regie rungen der neutralen Staaken gegen dle Verwendung von Dum-Dum-Geschossen durch die Engländer und Franzosen Verwahrung eingelegt und gedroht. Wieder- Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. Montenegrinischer Generals absbericht Telegraphischer Bericht >vtd. EeMnje, 26. November. Amtlicher Bericht vom 25. November: Am 23. und 24. November nichts Neues. Lin österreichisches Flug zeug belcgle San Giovanni diMedua. unsere Ver- pflcgungsbasis, mit Bomben, ohne wesentlichen Schaden anzu richten. Der allzu heiße persische Boden Telegraphischer Bericht wlb. Teheran, 26. November. Der englische und der r u s s l s ch e K o n s u l sowie dle Mitglieder der englischen und rus sischen Kolonie sind von Hamandan inKaswin elngetrofsen. Türkischer Tagesbericht TelegraphlscherDerlchk "tb. Konstanlinopel, 26. November. Das Hauptquartier teilt mit: AnderIrak-Front ließ der Feind am 22. und 23. November nördlich von Kor na und amTigris westlich von Kutulamara unter dem Schuhe der Kanonen von 10 Kriegsschiffen seine neuen Verstärkungen gegen unsere vorgeschobenen Stellungen dieser Gegend vorgehen. Unsere Vorlruppen fügten dem Feinde sehr bedeutende Verluste an Toten zu und zogen sich dann auf ihre Hauptstellungen zurück. Der Feind versuchte, seinen Angriff weiler oorzukragen. Sein Versuch scheiterte, aber unsere Truppen gingen zum Gegenangriff über und nahmen dem Feinde ein Maschinengewehr, zwei Munllivnswagen und einige Gefangene ab. Ferner erbeuteten wir dort ein viertes feindliches Flugzeug. — An der kaukasischen Front hak sich nichts von Bedeutung ereignet. — An der Dardanellen front Kampf der Artillerie und Bombenwcrfer. Unsere Artillerie zerstörte bei Anasorla und Art Burun einige feindliche Maschinengewehr- und Bombenwrrfcrstellunqen und tötete eine große Anzahl feindlicher Soldaten, dle In der Umgegend des Landungsplatzes von Art Burun unkeraebrachk waren. Bei Anasorka nahmen wir mit gutem Erfolge eine groß kalibrige Kanone samt MunttivnSwagen unter Feuer, di« der Fetn- g«en KlretchTepe in Stellung bringen wollte. Wir töteten alle Bedienungsmannschaften und Zugtiere. 3m Geschwindschritt durch eine Musteretappe 1».) MUau, den 7. November. Vorgestern abend kamen wir in Bausk « an, mit der Ab sicht, andern Morgens di« alle Ordensburg zu besehen, und gleich nach Milau wetterzosahren. ES war sinster, wlr waren erfroren und verhungert und stiegen tn unfern dicken Mänteln, lnnerltch knurrend, zur Elappcn-Kommanvantur hinaus, um einen Ouarlter- rettel zu «mpsanacn, aus irgend ein warmcS oder Kalles, möb liertes oder unmdbllerks Zimmer; denn wir wußten, baß um Bauske hefttq gekämvst worden war. Nur ein Zehntel der Be- rvlkerung ist zurückgeblieben. Außerdem hörten wlr den Ka nonendonner aus der Ferne... solch« Orte pflegen zusammen- acduckten Hühnern zu gleichen, denen der Habicht über den köpfen schwebt, und die sich darum kaum M rühren wagen, nur aus den Augenblick passen, in dem das Raubtier auf sie her- niebersiößt. In dem elektrisch beleuchteten Arbeiksraum des Ekappen- KommandeurS empfing unS «in blonder Hauptmann mit großer, schmaler Nase, hohem Kopf, einem muntern Ausdruck lm Gesicht und dem weihen Iohanniterkreuz auf dem feldgrauen Nock. Im Osfizlerheim könnten wir Unterkommen, essen lm Kasino, und wenn wir sonst noch Wünsche hätten, stünde er zur Verfügung. Er sprach rasch und deutlich, aber ohne Hast, wie jemand, dem se ne Arbeit von der Hand geht. Wir kragten noch einiges, m hr aus Höflichkeit, als aus Bedürfnis. Aocr br.ld begannen wir dle Ohren zu spitzen und aunumerken, wie drei Schießhunde, denen unvers yens ein schönes Str ck Wlld vor den W.nd kommt. Diese Etappe hier war offenbar keine gewöhnliche, hier war nicht ein Mann am Werke, der recht und schlecht und nach gutem Ge wissen seine Pflicht tut. sondern ein Talent, ganz offenbar ein 'arkes Talent. Schon auf der Treppe stand unser Enrschlutz est, in Bauske außer den allen und neuen Ruinen auch das zu rekrachlcn. was sich an neuem Leben so nahe hinter der Kampf- ronk wieder regt. Im Osfizlerheim empfingen uns saubere, geheizte Zimmer, und ein Bad wurde unS angeboren, — ein richtiges, warmes Bcd sür süns'-a Reich-Pfennige, so datz wir sr.schgebadct antreten konnten, als der Herr Etappen-Hauptmann andern Morgans um neun dereitwillla unsere Führuna durcb Bauske übernahm, soweit et durch die Wiederbelebungsversuche der Etappe zur Bewegung rurückgekchrk Ist. Der Leser wolle sich aus einen bequemen Stuhl setzen, um nicht schwindlig zu werden, denn ich mutz, um heute fertig zu werden, den gleichen Ge- schwindlgkeilsschrikt cinschlciacn, in dem der Herr Etappen Kom mandeur uns durch sein Geoict führte. Ich habe auch nicht Zeit, die Erzeugnisse seiner fünfwöchigen Tätigkeit in Handel. In dustrie und Landwirtschaft, oder nach sonstigen Gesichtspunkten säuberlich zu ordnen, sondern wir lausen dle Straße entlang wie vorgestern. An der Straße ist ein Borbierladen im Betrieb. Wir öffnen die Tür. Sauber, hell, warm. Ein Feldgrauer sitzt auf dem Stuhl, ein Husar schwingt das Messer. Ich glauoe, aus der Gcncsungsadtellung; denn Herr v. F. hält eine leichte Be- scbLfNnuna für aes"ndheikszuträalicker a's völl'qes Fauienien. Es ist nur die Hälfte des Unternehmen-. Nebenan ist eine zw.ile Ln'haarungsanstalt für Offiziere im Betrieb. Ueber einer Tür steht das Work Wirtschastsossizier. Soldaten und Zivilisten gehen hindurch. Hier wird Holz verabfolgt oder ver kauft, Bestellungen auf Warencinköufe in Deutschland en.grgen- genommen. ES ist voll, wir müssen weiler, zum Kriegsgcricytä- rcht; der ltz zunlcicb alS Friedcnsri-l'ter eingesetzt, und entscheide: die zahllosen Zweifel und Streitfälle der Tauern, z. B. datz den A. das Pferd des B., den die Russen mitgenommen haben, be nutzen darf, da ihm sein Pferd requiriert wurde. Die Straf" gefangenen sind mit Holzsägcn und -spalten beschäftigt. Eine Entlausungsanstalt Ist unken im Hofe im Betrieb; sie ist einfach aus einer Dämpslonne angescrtigt. Auch in der Versprengken-Sammelstelle wird gearbeitet: Eine Schlosscrwerkslatt Kat sich hier ausgrtan, c n Dampfkessel wird eingebaut, die Decke darüber verschalt und c.b- gepuht. In einem Hof liegt das P f e r d e l a z a r e t t, die Ställe, der Operationsraum und sogar ein Wartezimmer für die vierbeinigen Patienten. Der Obernelcrinär ist gerade am Ope rieren und bedankt sich sür die zweckmäßige Einrichtung. Es si d derzeit über hundert Patienten anwesend, beziehungsweise a f leiaste Arbeit außer dem Hause. Denn auch für die vierbeinigen Gcnesendcn hält der Herr dieses etwa vier deutsche Kreise gro en Etappengebietes leichte Arbeit sür besonders gesundheikssördcrnd. lind Arbeit hat cr in Hülle und Fülle. Unten am Fluß ist eine Wasser- und Dampfmühle in Betrieb gesetzt. Ein feld grauer Obermüller hantiert darin mit seinen Knappen. Alle Näder und Mühlsteine drehen sich, vor dem Hause laden Bauern Korn ab und Mcklsäcke auf. Seit Wochen sind zahlreiche Ernkekommandos unterwegs, und noch immer wird drau en auf den Dörfern geerntet und gedroschen. Für 40 H kenn man einen Zentner Getreide mahlen lassen. Im übrigen versieht die Mühle fünf In Betrieb aeietzle Bäckereien, ko datz die Be völkerung mit Brok genügend versehen ist. Der Obermüller macht eine Mehlkammer aus und zeigt mir stolz einen großen Dera schneeweißes Weizenmehl, auf den noch immer ein we'ßrS Bächlein nicdcrrieseik. Ein langbärtigcr Müller lm Blirgcrüleid hantiert auch zwischen den Feldgrauen, ist gerade dabei, einen Haufen Weizenkörner nmzustechen. «Ick sanqe alle Unkernek- '.nungen zunächst mit Soldaten an', sagt der Kommandant. ..Wenn sich dann genügend Zivilisten ankristall'sieren, zieke ick sachte ein Bein nach dem andern heraus. Laust die Sache von selbst, bin ich froh. Eine Windmühle habe ich auch in Be- trieo gesetzt, mit einer Lokomobile, wenn kein Wind geht.' «Ge körte die Lokomobile schon vorher zur Mühle?' «Nein, bloß der Wind.' Wlr gehen um die Mühle herum, die Dampf- inaschtne im Kcstelraum zu besehen. Die Rusten hatten alle Hähne und Messinglelle entfernt. Ist aber alles ersetzt worden. Ein paar Schritte welker geraten mir In einen neuen Fabrik raum. Ls ist eine Wolldockerel und Spinnerei, und ich bin überzeugt, datz sie dem Kommandanten schlaflose Stunden kostet. Es fehlen nämüch nur ein paar Teile an den Maschinen, um sie in Gang zu bringen. .Wenn doch blotz Vertreter von Maschinenfabriken herkämen!' seufzt er. .Sie ist in Aachen ge baut. Vor allem fehlen Kratzen in der Dockcrei. Molle ist genug da. Es könnte gleich losqchen.' Anten auf der städtischen Schwenkbrücke fahren Baucrnwaaen über den Fluß. Drüben wird Brückenzoll erhoben. .Es mntz Geld in den Stadtsäckel, sonst kann man nichts onsangen", sagt unser Führer. .Fahren sie da nicht einfach über die Ptonierbrücke?' .Ist verboten sür Zivilisten', lacht er. .Mutz Geld in den Skadtsäckel.' In unfern deutschen Städten macken die Damen eine Soldatenrast auf. Hier mutzte es der Etappenkommandant tun. Bis hundert und mehr Soldaten kommen täglich hier durch, nach der Front, von der Front. Sie mögen kommen, wann sie wollen: es ist immer warmes Esten bereit. Warme, behagliche Zimmer für Mannschaften und für Unteroffiziere. Tee, Kaiser. Zigarren, Seife, Sktefelschmier«, Zeitungen, Bücher. . . Melker: eine Beutesammelstelle. ES werden nicht nur Gewehre. Patronen und alte Stiefel hier ge sammelt, sondern auch Gemälde, Kirchen- und Hausgerät, das ohne Aussicht abhanden Kommen könnte, hier ausdewahrt. Eine Eisen- warenhandlrmo ist damit verbunden, deren Ware teils verkauft, teils unenkgcltllch an kandleute abgegeben wird. Eine .Ein kaufs k o m m i s si o n' ergänzt das Notwendiqe fortlaufend aus Deutschland. In einem andern Ladenraum sind Möbel aus oerlostenen Wohnungen eingestellt und unter Verschluß gehalten. Metall ist gesammelt worben; ab« mU Maßen, bamtt nicht KLnst-
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