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Sächsische Volkszeitung : 01.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193601013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-01
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.01.1936
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I^vtirvn Oei» welknsckksbsum ist von -en Sowjets lin Dezember 1929 durch Dekret filr das gesamte Gebiet der UdSSR, verboten worden. Man wollte da mit dem russisei)en Volk, dessen tiefe Religiosität in der Feier der Christnacht ihre höchste Steigerung erfährt, das Symbol weihnachtlichen Mottessriedens, rauben. Aber man hat in- zmiscl)«» eingeselien, datz christlicl)es Brauchtum sich eben so schwer ausrotten lässt wie Gottesgläubigkeit, und so hat man sich entschlossen, diesen Weihnachtsbrauch zu entchristlichen und In dieser Form nicht allein beizubchalten, sondern sogar von üben her zu fördern. Der Weihnachtsbaum soll in Zukunft „Ne u j a h rsb au m" heissen und am Neujahrstage anstatt am Heiligen Abend aufgestellt werden.- Die „Prawda" überrascht ihre Leser mit einer Erklärung des Mitgliedes des Polit-Büros, Postyschew, daß die „Festtanne" von „Linksextremisten" fälschlicherweise In Berruf gebracht worden sei. Er empfiehlt zum neuen Fahr die allgemeine tlienutzung des „Neujahrs baumes" nebst Kinderbesci-erung. Auch der Moskauer Rund funk teilt seinen Hörern mit, datz im Rahmen der Winter- seieru die Veranstaltung von Neujahrsfeiern mit „fröhlichen Nenjahrslanncnbäumen" geplant sei, und dass man bereits von Staats wegen mehrere Tausend junger Tannenbäumc für die offiziellen Feiern besorgt habe. Es ist ein Zeichen der allge meinen Not, wenn die Moskauer Presse es beklagt, das; kein Baumschmuck und kein Kinderspielzeug vorhanden sei und Ker zen überhaupt nicht z» beschaffen wären. Dieser Vorgang hat aber noch ein anderes, ernsteres Gesicht. Er beweist, was alles aus dem Tannenbaum werden kann, wenn man ihn seines christlichen Sinnes und Symbolwertes entkleidet. Der Weih nachtsbaum als Zierstück kommunistischer Stnatsseiern, als Symbol wer weih welcher Kampfparolen des kommunistischen Weltproletarlats. Der Vorgang ist eine unüberhörbare War nung für alle diejenigen, die den Weihnachtsbaum und das Weihnachtsbrauchtum seines christlicl)«n Sinnes berauben möch ten. vss kn6e 6e>» Ppivsldsnknolen Bisher gab es neben der Reichsbank noch vier einzelstaat- liche Banken, die das Recht der Notenausgabe besahen. Als nämlich im Fahre 1875 die Neichsbank als Zentralnotenbauk geschaffen wurde, lieh mau den Banke», die sich damals im Be sitz der Befugnis zur Notenausgabe befanden, dieses Recht im Bereich des Einzclstaates, auf den sich ihre Tätigkeit erstreckte. Dieses Nebcueinandevbestehen der Neichsbank ist seitdem auf- rechlcrhalten worden, wenn sich auch die Zahl der «inzelstaat- llchen Notenbanken immer mehr verringerte. Zur Zeil bestehen private Notenbanken nur noch in Bayern, Sachsen, Württem berg und Baden. Sic sollen jetzt im Zuge der fortschreitenden Vereinheitlichung als Notenbanken verschwinden. Ihre noch umlaufenden Privatbanknoten im Gesamtbeträge von 158 Millionen Mark werden eingezogcn. Damit wird wieder ein Ueberrcst des Partikularismus, der aus dem Gebiete des Geldwesens bis jetzt erhalten geblieben mar, end gültig beseitigt. Von den überflüssig gewordenen Privatnoten- banken werden zwei in Kreditbanken umgewandelt werden. Sie werden die besonderen Kreditbediirsnisse ihres regionalen Arbeitsgebietes pflegen und sich dadurch einen neue», dem Gemeinwohl dienenden Wirkungskreis schassen können. Aus dem Gebiete des Geldwesens aber ist für sie in einem geeinten nationalsozialistischen Reiche kein Platz mehr. Hier gebühren aste Rechte und Befugnisse allein der Neichsbank. Die einge zogenen Privatbanknotcn wird niemand vermissen. Sie werden durch Neicl>sbanknotcn ohne weiteres ersetzt werden. Neben diesen Rclchsbanknotcn werden künftig als einziges Papier geld nur noch die Rentcnbankscheiue der Deutschen Renten bank im Umlauf sein. So kommen wir der Verwirklichung des Grundsatzes „Ein Reich — ein Geld" immer näher. 8psnien von rlem Umselrzvung Die Entwicklung der politiscl>en Lage In Spanien hat seit der Neubildung der Regierung eine radikale Veränderung er fahren. Die Talsach der Ausschiffung der Ceda und ihrer Mi nister, an der Spitze Gil Nobles, gab der neuen Regierung «rneut Möglichkeiten, dem Wunsche des Präsidenten Alcala Zamora zu entsprechen und einen gemeinsamen Arln-itsplan mit der Linken anszuarbeiten, Gil Nobles ist der Mann Spaniens, der es allein in der Hand hätte, das Volk um sich zu sammeln! eine dauerhafte Regierung zu bilden und das Land vor dem Abgrund zu bewahren. Er hat mit zäher Energie an einer Ver- fassungsrcform gearbeitet und hat das Werk der Konstituante, der versastungsgehuden Versammlung, so gut wie aus den Angeln gehoben. Aber diese lückenhafte neue Verfassung Spa niens war das Noll me tangere, das Pflänzlein .Rühr' mich nicht an" des Herrn Alcala Zamora und seines Freundes, des Exministcrs Alzana, der seit seinem Sturze unablässig an seinem Wiederaufstieg arbeitet. Das sind jetzt die großen Gegensätze, die sich zu offenem Kamps zuspitzen. Gil Nobles, der Führer der Rechten, fordert Befragung des ganzen Landes In Neuwahlen, Er hat von diesen nichts zu fürchten, aber alles zu erwarten: die Bestätigung seine» Zieles durch das spanische Volk In seiner großen Mehr heit. Anders, ganz anders die Gegner. Sie wollen keine Neu wahl. Die Linke steht es voraus, datz In der Neuwahl sie noch eine größere Niederlage erleiden mutz.als in der vorigen Wahl. Auf einer linksrepublikanischen Versammlung hat es Frau Viktoria Kent unverhohlen ausgesprochn, datz sie kein Vertrauen zur Neuwahl hat, weil die spanische Frau nur rechts wählt. Die Linke sLinksrepublikaner und Sozialisten) aber for dern zunächst Amnestie für die verurteilten Revolutionäre, sie erstrelnm eine Einigung zwllchn Linksrepublikanern und So zialisten, um dadurch mit Hilfe der Cortes instandgesetzt zu werden, die Regierung zu übernehmen. Um dieser Vereinigung der Linken eine möglichst grotze Basis zu geben, fordern di« Sozialisten noch die Miteinbeziehung der Kommunisten, die Abschaffung der Bürgcrwehr sZivilgarde), die Entmilitarisierung des Heeres (!) und die Sozialisierung von Grund und Boden. Aus diesen Forderungen ersieht man, um wie vieles es geht, um die totale Zerstörung der bürger lichen Ordnung. Datz dieser Zerstörungsarbeit die bürgerlichen Radikalen unter Lerroux und Alba nicht in die Hände arhiten wollen, ist klar, und aus diesem Gegensatz zwischen Radikalen und den sozialistensreundlicl-en Linksrcpublikanern heraus er klärt sich auch der Rücktritt der Regierung Portela Die Radi kalen wollen nicht die Verantwortung einer zweiten Revolution, die blutiger wäre als die erste, auf sich laden. Bereits kommt «s zu revolutionären Zuckungen. Der Exminister und R vo- lutionär Largo Cavallero konnte bereits ein Volkshaus (der j Herd der Revolution) ln Llnare» wiedererösfnen, «s ist dies das erste nach der Revolution, das geöffnet wurde. Für Spa- nien scheinen die Lehren von Uruguay und Brasilien umsonst gewesen zu sein. Vs» I»!sm-Pi«oblem Das Thema der Beziehungen -wischen Katholiken und Mohammedanern, das der Bibliothekar der Akademie der Lincei Prof. Gabriel!, der als Arabist einen Namen von Rus besitzt, zum Gegenstand interessanter geschichtlicher Be trachtungen machte, um aus ihnen auf neue Wege zu gelangen, die der Missionierung unter den Anhängern Mohammeds förderlich sein könnten, kann von vielfach umstrittenen Ge sichtspunkten her angeschnitten werden. Don einem Ueberblick über die weltgeschichtliche Bedeutung des Islams in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht gelangt Prof. Gabriel! zu der christlichen Misstonstätlgkeit in mohammedanischen Län dern. Er stellt dabei fest, datz die Ergebnisse änherst spärlich waren und wendet sich darauf dem Punkto zu, wo die Ge dankenwelten von Christentum und Islam sich schneiden, näm lich in der Verehrung ihrer Gründer: Christus für den Katholi zismus, Mohammed für den Islam. Der Missionar darf nach der Meinung des italienisch» Gelehrten von Mohammed nicht die gleiche Anschauung, wie die mittelalterlichen Prediger und die Polemiker des 18, und 17. Jahrhunderts sie verteidigten, haben. Außerdem sei Christus sür die Mohammedaner — aus dem Korttn zu schlietzen — immer Gegenstand der Bewunderung und Achtung gewesen. Das eingel)ende Studium der Koran lehre über Christus könne dazu dienen, di« unüberwindlich er- fchincnde Schranke und den Stein des Anstoßes zwischn Christentum und Islam zu beseitigen. Vieles hänge dabei von der kulturhistorischen, literarischen und philologisel>en Vorbe reitung des Missionars ab, die mit seinem apostolisch» Eiser, seiner Duldsamkeit und Menschenliebe verbunden sein müßten. Der Islam, der nach Prof. Gabriel! eher als eine Abzweigung vom Christentum als eine Antilhesis zu ihm angeschaut werden könne, würde einer Missionsnrbeit nicht so wie heute verschlossen sein, wenn sie über stärkere wissenschaftlich und literorische Hilfsmittel verfügte. In die Reihe fallen Ausgaben des Evangeliums und anderer auch literarisch wertvoller Werke, in denen di« christlicl)« Weltanschauung einen starken und reinen Niederschlag gesunden hat, in arabischer Ueversetzung oder in einer anderen Spracl>e. die wenigstens einem Teil der islami- tisciien Völker verständlich ist. Der hier ausoezeigte Wea wurde schon durch die Ucbersetzung von Tantes Göttlicher Komödie ins Arabische erstmalig beschritten. Der frühere NIMM von Indien Lord Reading gestorben London, 81. Dez. Im Alter von fast 76 Jahren starb am Montagnachniltag ln London der frühere Vizekönig von Indien und ehemalige Außenminister Lord Reading. Reading hat eine romantische Lckifbahn hinter sich. Er hat als Schiffsjunge und Börsenmakler begonnen und erreicht« aus dem Wege über das Parlament die höchsten Staatsämter. U. a. mar er viele Icchre lang oberster Rcchtslord. Von 1821 bis 1926 bekleidete er den Posten des Vizekönigs von Indien und war kurze Zeit in der ersten nationalen Regierung englischer Außenminister. Reading hieß vor seiner Erhebung ln den Adelsstand Nusus Daniel Isaöcs. Dle delleidskrmdaebunaen des Auslandes zur Katastrophe von Großheringen Berlin, 81. Dez. Neben den schon früher mitgetellten hö ben folgende Missionschefs der Reichsregierung ihr« und ihrer Regierungen Anteilnahme am Eisenbahnunglück bei Großherin gen zum Ausdruck gebracht: der Apostolische Nuntius, der Polnische Botschafter, der Kgl. Schwedisch« Gesandte, der Bo livianische Gesandte, der Tschchoslomakischc Gesandte, der Kgl. Griechische Gesandte, der Kgl. Bulgarische Gesandte, der Kgl. Jugoslawische Gesandle, der Kgl. Belgische lOeschaftsträger. der Finnische Geschäftsträger, der Sclpveizerische Geschäftsträger. polizeiliches SmMelten ae.ien Nichtorganisierte Künstler statthast Auf die Frage, ob die Polizei gegen Personen Einschreiten könne, die künstlerische Darbietungen bringen oder Musik-, Gesang- und Tanzunterricht erteilen, ohne Mitglied der Neichs- kulturkammer zu sei», hat der Deutsche Gemeindetag bejahend geantwortet. Gemäß 8 4 der Ersten Verordnung zur Durch führung des Reichskulturkammcrgesetzes müsse jeder, der bei „der Erzeugung, der Wiedergabe, der geistigen oder technischen Verarbeitung, der Erhaltung, dem Absatz oder der Vermittlung des Absatzes von Kulturgut mitwirkt", Mitglied der Einzel kammer sein, die für seine Tätigkeit zuständig ist. Sofern je mand die Mitgliedschaft des zuständigen Verbandes nickt besitzt, könne die Ausübung der Berufstätigkeit als gegen das Gesetz verstoßend polizeilich unterbunden werden. Der vergeßliche Shirurg Barcelona, 81. Dezember. Einer der bekanntesten Chirgurczen von Barcelona hatte sich dieser Tage vor dem Gericht zu verantworten. Er war von dem tslalienten, den er nm Blinddarm operiert hatte, auf Schmerzensgeld verklagt worden. Und war behauptete der Kläger, datz er überstüssigenveise ein zweites Mal operiert wer den mutzte, weil der Arzt seinen Zwicker in der Bauchhöhle des Patienten verloren Halle. Tie Beweisaufnahme ergab die Richtigkeit der Anschuldi gung. In der Hitze des Gefechtes war dem Chirurgen tatsäclp lich der Kneifer von der Nase in die Bauchhöhle des Patienten gerutscht Erst nach mehreren Tatzen wurde er dann vermittels einer neuen Operation hrausgebolt. Tas Dierk würdige an dieser Geschichte ist nun die Erfahrung, daß der vergeßliche Chirurg trotz allem freigesprachn werden wird, weil alle sein« Kollegen als Zeugen ausgesag! haben, daß so etwas immer ein mal passieren könne.... Sowjetrußland schließt die Grenze nach Mndschukno Moskau, 81. Dezember. Die sawjetamtliche Nachrichtenagentur Tatz teilt mit: „Angesichts dessen daß auf dem an Sowjctrutzland im Ge biet von Blagoweschtschnsk angrenzenden Territorium Mand- sciplkuas pestverdächtige Erkrankungen mit tödlichem Ausgang vorgekommen sind, hat die Regierung der Sowjetunion beschlos sen, die Grenze zwischn Sowjctrutzland und Mandschukuo längs des Flusses Amur zwischn den Grenzorlen Kumara und Pasch- kowo (d. h. in einer Länge von etwa 500 Kilometer) vorüber gehend zu schließen. Die Durchfahrt durch den Grenzkontroll punkt der Stadt Blagoweschtschensk wird eingestellt." Verschmelzung von Zeitungen Bremen, 81. Dez. Nach einer Mitteilung des NS-Gau- verlages Weser-Ems gehen ckis Grund freundschaftlicher Ver einbarung das „Leerer Anzeigeblatt" und der „Allgemeine An zeiger für Ostsriesland" in die „Ostsriesische Tageszeitung", das gauamtliche Organ für Ostsriesland, Regierungsbezirk Aurich, aus. Das „Leerer Anzeigeblatt" (88. Jahrgang) hatte im Mo nat Novernber dieses Jahres eine TurchschniNsanslage von 8l23. der „Allgemeine Airzeiger" (44. Jahrgang) eine Auslage von 4614 Exemplaren. ,Gclw der Gegenwart" stellt sein Erscheinen eln Mit dem Beginn des neuen Jahres stellen im Rheinland mehrere Zeitungen ihr Erscheinen ein, so die „Allgemeine Zeitung" in Opladen und das „Echo der Gegenwart" in Aachen. Das „Echo der Gegenwart" wurde 1848, also im Jahr« des ersten Deutschen Katholikentages gegründet und ist damit nicht nur die älteste Zeitung Aachens, sondern auch über haupt die älteste katholische Zeitung Preußens. Seit der Grün dung des Zentrums stand das „Echo der Gegenwart" dieser Partei politisch nahe. AeujalMvunsch (Frei nach dem Mittelhochdeutschen) Geschäftiger, halt an! Halt an! l Ein seliges neues Fahr hebt an. / Alles, was dein Herz begehrt, / Sei dir in diesem Jahr gewährt. / Häuslichen Frieden und Glückseligkeit / Selsen Ke dir Maria, die reine Maid, / Behüte dich vor großem Herzeleid, / Vor schlechten Freunden und vor Streit. / Frucht bar sollen deine Felder sein, / Reich au Obst die (bürten und an Wein, / Dazu wolle Gott dir so viel Erfolge geben, / Als heute Sterne am Himmel stehn / Und Tchuee- slocken durch den Winter weh». / An guten Stunden sehr viel mehr, / Als Sandkörner Hal das große Meer, / Und hernach zu End' das ewige Leben. / Das ist mein Wunsch zum neuen Jahr, / Sprich Amen, datz er »verde wahr! Warum brauchen wir mehr Gier? Es ist eine alte Erfahrung, datz sich Schwierigkeiten In der Versorgung mit einer bestiminien Art von Waren leicht auf be nachbarte Warengcbiete »(»ertragen. Der Konsum sucht die Spannungen dadurch zu m'rringern. datz er au Stelle der ver knappten eine andere Ware zur Bedarfsdeckung heranzieht, so weit das eben praktisch möglich ist. In der Ernährung kommt ein derartiger Ersatz des Verbrauchs unzureichend verfügbarer Nahrungsmittel durch andere in weitem Umfange in Frage. Es kann daher nicht verwundern, datz die gegenwärtig zu beobach tende» zeitlich begrenzten Spannungen in der Versorgung mit Fette» usw. einen Mehrvcrbrau ch auch a u f anderen L e be n s m i I te l m ä r k l e n verursacht haben. Das macht sich naturgemätz am mensten auf denjenigen Gebieten fühlbar, aus denen die Versorgung der Verbraucher ohnehin nicht allzu reichlich oder gar von der Einfuhr aus dem Auslande ab hängig ist. Die Hausfrau z. B„ der es an Fleisch und Wurst als Brotbelag fehlt, wild ast versuch», sich durch vermehrten Verbrauch von Eiern zu Helsen. So werden die Eier praktisch zu einem Ersatznahrungsmittel. Dadurch müssen aber noiwendig neue Spannungen am Eiermarkt hervorczerufen »»erden. Denn die Versorgung Deutschlands mit Eiern ist ohnehin nur unter Zuhilfenahme ausländischer Importe möglich. Schon seit mehr als fünfzig Jahren mutz Deutschland Eier aus dem Auslände beziehen, um den Nahrungsbedarf seiner wachsenden Bevölkerung ausreIrland zu decken. Man hat natür lich grotze AnstreNjTungen gemacht, um durch Erweiterung und Berbcsferumg der Hühnerhaltung unseror deutschen Landwirtschaft die inländische Eiererzeugung dem stei- gendcn Bedarf anzupassen. Die Steigerung der Eiererzeugung ist heute ein wichtiger Teil der landwirtschaftlichen Erzeugungs schlacht, die auch auf diesem Gebiete schon recht wertvolle Er- folgc aufzunieisen vermag. Es Ist z. B. gelungen, die durchschnitt- lich Legeleistung der deutsch» Hennen um etwa 10 bis 12 Pro zent zu erhöhen. Man veranschlagt die inländische Eiererzeu gung gegenwärtig auf 6.2 Milliarden Stück im Jahre. Ihr sicht al>er ein I n l a nd s ve r b r a u ch von 7.5 NI: lliarden Stück gegenüber, so datz noch im Jahre 1934 trotz der De visenknappheit mehr als 1,3 Milliarden Eier aus dem Ausland« eingeführt werden mutzten. Der Einfuhrbedars ist natürlich am größten in den W i n te r m o n a te n, in denen die Inländisch Eiererzeugung aus klimatisch» Gründen stark zu sinke» pflegt. Vlan hat die großen sahr«szeitliä)cn Sclpvankungen dec deut- schn Eiererzeugung, die Im deutschen Klima begründet sind, denen sich aber der Konsum nicht in genüczendem Matze anpaßt, durch vermehrte Einkühlung von Eiern zu mildern versucht. Die im Sommer «ingekühlten Eier werden dann im 'Winter als Kühlhuseier an den Markt gebracht. Zwar vermag dieses Kühlhaus«! das Frisch! nickt voll zu ersetzen, al»er es Hal zwei fellos zur Verminderung der Eiercwrknappung und des erhöhten Bedarfs an ausländischen Eiern in den Wintermonaten wesent lich beigetrcuzen. Vor allem hat die Einkiihlung der Eier ein« gleichmäßiger« Entwicklung der Eierpreise, also eine Abschwä chung der Schwankumzen der Eierpreise in den verschiedenen Jahreszeiten ermöglicht. Die Marktregulierung führte dazu, daß die Eierpreise in den Monaten des Ueberflusses erhöht, in den Wintermonaten aber gesenkt iverden konnten. Dieses mühsam hcrgestellte Gleichgewicht am deutsch» Eiermarkt wird nun gegenwärtig durch die Verbrauchs steigerung infolge der Verknappungen am Fettmarkt emp findlich gestört. Gerade in diesem Jahre war es endlich gelun gen, den deutschen Verbrauchern ei» Kühle! inlän discher Erzeugung zur M-rsmzung zu stellen, das dank sorgfälti ger Kontrolle und Behandlung das Auslandsci in hohem Maße zu ersetzen und entbehrlich zu machen ge eignet ist. Aber die Markwerkimppunczen für einige Fleisch arten halben In der letzten Zeit einen so starken Anreiz zum Mehrverbrauch von Eiern ausgeübt, daß der Eiermarkt diesen Anspruch» nicht geivachsen sein konnte. Glücklicherweise Ist die Entspannung dieser eigenartigen Marktlage nicht mehr fern. Schon Anfang Februar pflegt die Lsgelütigkeit der deutsch'» -Hennen wieder erheblich zuzuneh men. und im Monat März beginnt bereits die Zeit, in der in früheren Jahren die sogenannte „Eicrschivemme" zu entstellen pflegt. Dann wird das Eierangebot bald auch den durch di« Verknappung an den Fett-, Fleisch- und Wurstmärkten erhöhten ?>edarf an Eiern ausreichend zu hfricdigcn rermögen. Außer dem wird durch Tausch- und Kompcnsationsver- träge mit ost- und siidosteuropäischn Eiererzeugungsländern für eine erhöhte Einfuhr ausländisch» Eier ohne eine Belastung der deutschen Devisenbilanz gesorgt werden. In der Zwischnzeit aber werden sich die inländischn Eierverbraucher den nun ein mal nalurgejzebencn Erzeugungs- und Marklverhältnissen an passen und bedenken müssen, daß in den eierknappen Winter monaten da« Ei nicht immer den geeigneten Ersatz für den Min- dcrvcrbrauch von Butter, Fleisch und Wurst zu bieten vermag.»
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