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Nr. 113. — 15. 5. 33. SLchslsche Volkszeitung Seite » De?- ÄeZ ^-ro^/>i7v ^0^/ L/r/o^ 6/r t/? L - I. O/r o//L/r* t. l. L KLLttTL V O K v 1-T L b4 bl /Z L tt O K O L K. V L K v O T B bl Schluß Am anderen Morgen trat Julia, als er an das Kinder zimmer pochte, Übernächtig vom Wachen und noch mitge nommen von seelischer Erschütterung, von Sorge und Er regung, entgegen. Sie winkte ihm, ihr an das Kinder bett zu folgen. „Es geht dem Kleinen zum Glück besser. Das Fieber ist zurlickgetreten. Die Nacht verlief unerwartet gut. Ich hoffe zuversichtlich, dass der Kleine im Laufe des heutigen Tages wiederhergestellt sein wird." Voll impulsiver Freude ergriff Haltermann ihre Hand. „Wie soll ich Ihnen all Ihre Treue um den Knaben dan- len?" meinte er dankerfüllt. Nach einigen Tagen brachte ihm einer seiner Diener die Nachricht, das, bei dem Umsichgreifen der Cholera auch der deutsche Arzt Dr. Herdegen von der schrecklichen Seuche ergriffen und fortgerasft worden sei. Haltermann entschloss sich, Julia die Todesnachricht des Mannes zu bringen, der so verhängnisvoll in ihr Leben eingegriffen hatte. Julia war erschüttert. „Herr Haltermann", sagte sie nach minutenlangem Schwelgen, „da Sie gestern durch diesen Zwischenfall einen unerwarteten Blick in mein persönlichstes Leben getan haben, möchte ich Ihnen eine Beichte ablege». Seitdem ich Ihnen zum erstenmal in Paris im Findelhaus begeg nete, trage ich ein Geheimnis mit mir umher. War es ein Unrecht, war es vielleicht mein Selbsterhaltungstrieb unter den widrigen Umständen, wenn ich Ihnen bis heute ver heimlichte, daß die Mutter des Knaben noch lebt? Und — dass ich feine Mutter bin . . Was alles stand in seinen Zügen, als er sie nun an sah und in ihren Augen las? Ueberraschung, Bestürzung! Aber kein Funke von Ablehnung und Empörung. Das gab ihr Mut, nun weiterzusprechen: „Ich war früh verwaist und musste mir mein Brot verdienen. Als Begleiterin einer mir bekannten Dame lernte ich während der Karnevalstage in Nizza den deut schen Arzt Dr. Herdegen kennen. Ich verliebte mich in ihn. Leider erfuhr er durch die Indiskretion unserer Zofe, dass ich gerade einen grösseren Geldbetrag durch ein Lotterieios gewonnen hatte. Er bewarb sich um mich, wie ich glaubte, aus Zuneigung. Wir heirateten sehr bald darauf. Aber obgleich er im Begriffe stand, in Nizza eine gute Praxis zu bekommen, trieb ihn eine entsetzliche Abenteuerlust und ein unbezähmbarer Wandertrieb, alles auszugcben und nach Paris überzusiedeln. Er schwindelte mir vor. dort von meinem Vermögen eine Privatklinik nuszubauen und sich mit einem Pariser Kollegen assoziieren zu wollen. In Wahrheit aber . . ." Sie hielt inne, um sich aus einen nahen Stuhl niederzulassen. Die Erinnerung an jene ent- setjlichen Stunden rüttelte eine ungeheure Erregung in ihr auf. „In Wahrheit aber benutzte er nur diese Umstünde, um zu entfliehen und mich zu verlassen. Aber nicht nur, das; er auch mein Vermögen mit sich nahm und mich mittel los zurückließ, er nahm mir auch mein Kind und brachte es ins Pariser Findcihaus! Können Sie es fassen? Er wollte mich dadurch persönlich aufs empfindlichste treffen, denn er hatte — ich weis; nicht, aus welchen Gründen — begonnen, mich zu hassen. Pedro Pedang, der unser Zimmernachbar im Hotel war, nahm sich meiner an und brachte mich aus die Spuren meines Kindes, die ins Findelhaus führten. Es war jedoch nach den Statuten des Findclhauscs unmöglich, den Knaben mir vor seinem einundzwanzigsten Lebensjahr zurilckzugeben. Deswegen nahm ich — als Mutter uner kannt — eine Stelle als Wärterin an um w-in-"v Kn"'"i wenigstens räumlich nahczubleiben. Niemand ahnte etwas, auster Pedro Pedang. Da traten Sie in unser Leben, Herr Haltermann, und nahmen den Knaben in Ihre Arme, um ihn zu adoptieren." Er stand unbeweglich In ihrer Nähe und sah aus dem Fenster. Durch den einen, halb zurückgeschobenen Flügel schien der aussteigende, leuchtende Tropenmorgen. Nun begann er zu verstehen, was für ungeheure Schick- salsschlüge und Schwierigkeiten von Julia zu ertragen ge wesen waren, und wie sie allem stark und mutig, die Stirne geboten. Seine Zuneigung zu ihr mischte sich nun mit Bewunderung und einem feinfühligen Verstehen. „Sie sind die Mutter des Knaben, Julia?" Und nach diesem Aufrufe setzte er hinzu: „Soll ich Ihnen sagen, dass, wenn ich mir die Mutter dieses lieben Kindes in Gedanken ausmale, sie keine anderen Züge haben, keine anderen Eigenschaften besitzen dürfte als die Ihren?" Sie machte eine unwillkürliche Bewegung impulsiver Freude, als seine Worte nicht den gefürchteten Vorwurf enthielten, dass sie ihm das Geheimnis verborgen, sondern ein verständnisvolles Eingehen cruf ihre Beweggründe. Haltermann neigte sich etwas zu ihr herab und ergriff ihre Hand. „Ach, Julia, ich fürchte fast, Cie sagen mir jetzt das alles, weil Sie — nun, weil Sic von neuem Ihre Mutterrcchte an dem Knaben erheben wollen. Meine Gat tin hat als Adoptivmutter nie ihre Pflichten an ihm er füllt. Aber ahnen Sie nicht, daß der Knabe bereits be gonnen hat, mir etwas in meinem Leben zu bedeuten? Ahnen Sie nicht, dast Cie mir etwas entziehen wollen, was ich schmerzlich vermissen werde?" Das Morgenrot schien in langen rosigen Streifen ins Zimmer, als ob diese Stadt kein Grauen, keinen Schrecken, kein Sterben ringsum kennen würde. Julia senkte den Kops. Sie fühlte, dast, wenn sie jestt ein Kompromiss schloss, sie nicht mehr volle Rechte ans den Knaben aus seelischen Rücksichten auf Haltermann bekommen würde. „Ich kann auf den Knaben nicht verzichten, Herr Haltermann! Gerade gestern nach der unvermuteten Be gegnung mit Herdegen kam mir die Ucberzeugung, dast ich mein Schicksal wieder in die Hand nehmen und es ganz auf die Hoffnung bauen must, nun wirklich für mein Kind leben und es als seine Mutter betreuen zu dürfen." Ein unwillkürlicher Ausruf entfuhr ihm, der Freude und Schmerz und Hoffnung zugleich war. „Julia, lasten Sie uns eine Einigung finden! In dieser Stunde wird es mir klarer denn je. dast ich mir meine Zukunft auch nicht mehr ohne Cie denken kann. Tre ten Sie als meine Gattin neben mich, wenn ich mich wieder in unserer deutschen Heimat niedergelassen habe!" Sie hielt den Blick gesenkt, weil ihre innere Erschütte rung übergross in ihr bebte und sie zu jedem Worte un fähig machte. „Sie sollen dann fürs Leben geborgen und beschützt sein, Julia. Gerade nach soviel Schwerem haben Sie die Fürsorge und den liebevollen Schutz eines Mannes doppelt verdient. Und nicht nur Ihr — mein lieber Knabe soll fortab seine wirkliche Heimat bei mir haben, sondern auch Sic! Denn endlich sollen Cie rechtmässig und vor aller Welt wieder als Mutter neben ihm stehen. Wollen Sie?" „Ja!" sagte sie schlicht, denn das grosse Glück gab ihr noch keine Worte, trotzdem ihr Herz jubelte. Aber mit einer Bewegung von unendlichem Ver trauen und mit dankbarem Glück schmiegte sie ihren Kopf in seine Hand. Sie dachte still an den edlen Pedro Pedang. Hatte er ihr nicht immer wieder zugerufen, durchzu halten, stark zu sein, das Schicksal zu meistern, weil das Leben in seinen unendlichen Windungen immer neue Mög lichkeiten zum Aufstieg bot? Nun hatte sie sich durchgerungen mit dem tapferen Losungswort: Dennoch! Ende ig Icsitsn Einbalsamlert im Kindcrziimner aufgebahrt Die Polizei in London machte vor kurzem eine seltsame Entdeckung. Sic fand bei einer Frau namens Evelnn Kind eine cinbalsamiertc Leiche im Kindcrzimmer. Die Frau hatte Im August 1981 ihren Sohn im Alter von 2t Jahren durch ein Autounglück verloren Dieser Tod ging der Muller derart zu Herzen, das; sie sich nicht von ihm trennen konnte. Sie liest die Leiche einbalsamieren und in einem Glassarg im Kinder zimmer ausstellen Bel den Behörden war man von dritter Seile aus vorstellig geworden, sic erklärten jedoch, dast sie in diesem Falle nicht das Recht hätten, einzuschreiten, da die sa nitären Vorschriften befolgt worden seien. Eine einbalsamierte Leiche in einem Mlassarg könne ihnen keine Handhabe geben, gegen die untröstliche Mutter vorzugchen. 153 NON Ohrfeigen bekommen Der ehemalige Clown Mark Angel, der heute In Brasilien lebt, schildert in seinen Erinnerungen, welche Rolle die Ohr feigen in seinem abenteuerlichen Leben gespielt haben. Mark Angel rechnet aus, dast er in der Arena rund 159 999 Ohr feigen bekommen hat. Die Berechnung sicht so aus: Während 39 Jahren jeden Abend 29 Stück, wozu noch die Sonntagnach mittagsvorstellungen mit einer entsprechenden Portion Maul schellen hinznkommen. Nach seiner Berechnung hätte die Kraft aller dieser Ohrfeigen zusammen ausgereicht, um eine Schnell- zugslokomotive zmcleinhalbmal um den Mount Everest zu heben. Das Honorar für jede Ohrfeige betrug rund 59 Cents. Strasten leuchten in Regenbogenfarben Seit längerer Zeit überlegen die Derkehrstechniker, durch welche Epczialfärbung eine Chaussee oder eine Strastc über haupt in der Dunkelheit die beste Sichtbarkeit haben kann, ohne Laternen oder etwa gar Leuchtfarben zu verwenden. Die Fachleute konnten sich über die Farbe nicht einigen. Des halb ist man nun dazu übergegangen, die Chaussee von Shef- sicld mit allen Farben zu bemalen, die der Regenbogen über haupt aufweist. Mit Hilfe dieser praktischen Anwendung der Spektralanalyse auf die Vcrkehrstechnik hofft man der Dun kelheit jenes Geheimnis zu entrelsten, dem die Verkehrsfach, leute nun schon seit Jahren nachspüren. Sie geht wieder Am 16 Januar war die berühmte Uhr auf dem Markus» platz in Venedig, deren Spielwcrk bei jedem Glockenschlag zwei Mohren am Zuschauer vorüberziehen lästt, stehen geblieben, das vierte Mal seit ihrer Anbringung im Jahre 1497. Unter grasten Mühen ist sic wieder in Gang gesetzt worden, und seit der vergangenen Woche künden die Mohren nach jahrkundert- alter Weise mit gewaltigen Hainmerschlägen wieder die Mittags stunde auf dem Markuaplah. Und Ben Akiba hat doch recht Peter Scklemihl, der Mann ohne Schatten! Ein heim liches Grauen ourchriefelte uns früher, wenn wir an ihn dach- len. Doch wir leben ja Im 29. Jahrhundert, mir leben im mo dernen Amerika: und gesetzt den Fall, der Mann ohne Schatten würde es sich einsallen lassen, heule zwischen uns Kindern der modernen Zeit zu wandeln, so würden wir alle ebenso wie die gestrengen Behörden Ihn »lewist unbehelligt lassen, vorausge setzt. dast seine Paniere in Ordnung wären, gestempelt und un terschrieben, mit Photographie und Fingerabdrücken wohl ver sehen. Besonders die Letzteren find wichtig, die Fingerabdrücke, denn bekanntlich soll es aut unscrin Planeten keine zwei Men schen geben, deren Fingerabdrücke die gleichen Linien ausweisen. Aber wie nun, wenn eines Tages ein Mann austauck«, an besten Fingern jeglich« Linien fehlen» Sin moderner Schleinihl. nicht wahr? Zwar besitzt er einen Schatten, doch seine Hände hin terlassen nicht die geringsten Spuren! So erschien dieser Tage aus der Polizeibehörde der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires der Nordamerikaner Jnslee Mount, um sich eine Jden- tilätsbeschcinigung, die sogenannte Cedula de Jdentidnd, aus stellen zu lassen. Aber w>r beschreibt das Erstaunen der Be amten, als cs sich beim Abnehmen der Fingerabdrücke heraus stellt, dast der Abdruck nur einen dunklen Fleck ergibt und auch nicht die geringsten Linien aufzuweisen hat! Das ist kaum zu glauben! Und, dem allen Ben Akiba zum Trotz, ganz gewitz noch niemals dagewesen! Man fragt den Amerikaner, man nimmt ihn ins Verhör, warum, inwiefern, wodurch und woher er zu dieser Eigentümlichkeit, die seine Hände sowohl als auch seine Füße ausweisen, und die mit einer absoluten Empfind ¬ lichkeit und Gefühllosigkeit in den genannten Gliedern ver bunden ist, gekommen sei. Und da stellt cs sich denn heraus: Die merkwürdige Eigenschaft, keine Fingerabdrücke zu hinter lassen, ist erblich Schon der Vater des Amerikaners hatte keine Linien an Händen und Fristen. Verzeih, alter Ben Akiba, du hast auf der ganzen Linie gesiegt, du hast Recht behalten: Es ist alles schon dagewcsen! — Aber wir leben im modernen Amerika, und uns und unsere Behörden kann kein Scklcmihl ohne Schatten und kein Amerikaner ohne Fingerabdruck all dem Gleichgewicht bringen. Als der n rkwürdige Mann unsere Polizeibehörde verliest, da trug er an Stelle der Fingerabdrücke In seiner Jdentitätsbescheinigung eine beglaubigte und gestem pelte Erklärung davon die ihm das Fehlen der Fingerabdrücke amtlich bestätigte. Schreckensnacht über den: Abgrund Kinder in -en Aspen — Der Opfermut einer Schwester Ein furchtbares Drama hat sich dieser Tage in den Bergen der Dauphine, die gegen Italien grenzt, abgespielt. Dort, mitten in den Bergen, die sich von Grenoble ostwärts erheben in Bourg d'Oisans, lebt der Betriebssichrer Cadi mit feiner Frau und vier Kindern. Da Frau Cadi durch den Haushalt besonders in Anspruch genommen war, schickte sie an einem der letzten Tage, nach dem gemeinsamen Mittagbrot, ihre vier Mädel, die 15jährige Alice, die 14jährige Vvonne, Jacqueline mit 8 und Simone mit 7 Jahren, aus einen Spa ziergang. Die Kinder begaben sich aus den Weg zu dem Puy- Berg, besten Besteigung an sich keine besonderen Schwierigkeiten bietet. Trotzdem waren die Kinder bis abends 7 Uhr von ihrem Ausslug noch nicht wieder -urückgekehrt, so dast sich der Eltern große Sorge bemächtigte.. Sie liefen selbst hinaus und suchten di« nähere Umgebung ab. Aber all ihr Rusen war umsonst. Sie wandten sich schließlich in ihrer Verzweiflung an den Bür germeister, der alsbald an der Spitze einer freiwilligen Ret tungsmannschaft in die Berge zog. Ein leises Wimmern ... Die Rettungsmannschaft hatte sich vorsorglichcrweise mit Fackeln ausgerüstet, denn inzwischen war längst die Nacht her- «tngcbrochen. Es wurden mehrere Abteilungen gebildet, die in verschiedenen Himmelsrichtungen auseinandergingen. Der Bürgermeister und der unglückliche Vater der vermißten Kinder gehörten zu der Gruppe, die sich nach dem Puy-Berg wandte. Stunde um Stund« stiegen die Männer mit ihren Fackeln, di« ein gespenstig huschendes Licht an die Felsen warfen, durch di« Nacht. Von den Kindern war keine Spur zu finden. Etwa gegen S Uhr morgens war es dann einem der Männer, als hörte er «in leis«», Nagendes Wimmern. Man ging diesem Laut nach. Er schien von oben, von der Höhe «tner steilen und ge fährlichen Feljengruppe, die direkt über einem Abgrund lag, zu kommen. Nur «in ganz schmaler Saumpfad, den nur geübte Bergsteiger zu gehen vermögen, führt dort oben in der Höhe über den gähnenden Abgrund hinweg. Obgleich es kaum wahrscheinlich schien, daß sich die Kinder dorthin verirrt hatten, klettert« man, sich an di« Felsen klam mernd. den Pfad entlang. Tatsächlich fiird dann ausgerechnet an dieser lebensgefährlichen Stell« di« Kinder ausgesunden worden. Et« kauerten vor Angst, Schrecken und Kält« bleich an der Steilwand und trauten stch w«d«r vor noch zurück. Es war«» ihrer nur noch drei. Mit «eistrsgr-rniocutt in d«, Lod Di« älteste Schwester Alic« ist tot. Da» 15jährige Mädchen W i» d«n 49V M«te« tiidn» Adaruird »«stürzt, wo «» am nächste» Morgen von den Netter» mit zerschmetterten Gliedern und gräßlich verstümmelt aufgesunden wurde. Das Unglück hat sich nach dem Bericht so abgespielt, daß die Aelteste der vier Schwestern in einem bestimmten Augenblick — vermutlich da durch ermüdet, daß sie ihr kleines Schwesterchen Simone, das nicht mehr weiter konnte, auf dem Arm trug — strauchelte, hin siel und ins Rutschen kam. Plötzlich gähnte der Abg'rr.nd vor ihr. In ihrer Geistesgegenwart gab das heldenmütige Mädchen dem kleinen Schwesterchen noch raich einen Stoß, dann stürzte es selbst mit lautem Aufschrei in die Tiefe. Die klein« Simone ist nur dadurch gerettet worden. Die Kinder schrien verzweifelt nach ihrer Schwester. Als sie keine Antwort bekamen, wagten sie sich auf dem schmalen FeUenpfad vor. um in die Tiefe hin unterzuschauen. Erst jetzt erkannten sie die Gefahr, in der sie selbst schwebten. Sie trauten sich nicht mehr zurück. Man konnte noch lange in ihren Gesichtern den Schrecken lesen, den sie in jener Nacht über dem Abgrund, der ihrer Schwester zum Grab werden sollte, ausgestanden haben. Ortner: „himmlische ^ocbzsit" Uraussühruug In Frankfurt a. M. Das Frankfurter Schauspielhaus brachte das Drama „Himmlische Hochzeit" de» österreichischen Dichters Hermann Heinz Ortner zur Uraufführung. Eine von starken symbolischen Elementen getragene szenische Ballade von hohem ethischen Charakter. Es geht hier um die Heiligkeit der Ehe. Ein Feld obrist des Wallenfteinschen Heeres ließ sich auf seinen Kriegs zügen mit einer Marketenderin ein. Nach der Rückkehr in die Heimat erfährt sein Weib von dem Ehebruch und bricht seelisch und körperlich zusammen. Die bewußtlose Frau wird vom Arzt als tot erklärt. Erschüttert von der Auswirkung seiner Untreue will der Oberst den Dienst quittier«». Er hält sich für ehrlos, für unwürdig de» Soldatenberuss. Der Aufbruch der Truppen bringt die scheintote Frau zum Erwachen. Sic befreit den Mann von seiner Eewistensqual und zwingt ihn zur Rückkehr in» Regiment. Da» Schauspiel, das den Zuschauer in erster Lini« durch feinen gedanklichen Gehalt und seine bedeutenden Stimmungs wert« packt, fand unter der Leitung von Richard Salz mann «in« bildkrästig« Aussührung von Charakter und Atmo sphäre. Dt« Frankfurter Darsteller spielten ihr« Rollen mit menschlicher Hingabe und künstlerischer Disziplin. Im Border- -rund der erfolgreichen Aussührung stund«, H«r«an, Echo»b«r> «rd Lll«, Da »de