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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.12.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19161227023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916122702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916122702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-27
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
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Sette 2. Slr. VS6. Sbeno-Ausgave LerpzHger -ragedlatt Mittwoch, 27. De-emoer 1V1L Hgelehnt umr-e« Schließlich hören wir auch noch von einem Marme, der galellschafllich — nicht politisch — der gleichen Sphäre «aehSrl wie der neue Ministerpräsident: Graf Tlam-Martlnih h«t» a»ch schon vor dem Krieg, auf der letzten Delegation des Jah res 1914, ein« scharfe Anklagerede «wer die nach Rußland schie lende A-Nakion der Xramanch und Geaasten hallen »ollen, die sei ihnr aber von feinen Parteifreunden abgeschnttten worden. Das wären also allerhand nicht unerfreulich« Vorzeichen; ob aber aut der Verheißung auch wirklich Erfüllung wird, wird man doch zunächst adwarten müssen. Drei Forderungen vornehm- lich melden die Deutschen silr die Neuwerdung der Dinge in Österreich an: Einführung der deutschen Staatssprache, nationale Abgrenzung der Kreise in Böhmen und Ausscheidung der Polen oder, wie man hier sagt, der Galizianer aus dem Relchsrat. Der letzte Programmpunkt wird sich wohl erst im Frieden verwirklichen lassen: einstweilen weih man sa noch gar nicht, wie Galizien nach dtm Kriege aussehen wird. Aber daß die beiden anderen For derungen durchgesekt werden, dafür ist uns eine starke Gewähr, dah zwei so erprobte Vorkämpfer des österreichischen und böh mischen Deutschtums wie Dr. Bärnreither und Dr. Karl Urban sich bereit erklärt haben, in das Kabinett des Grafen Elam-Martlnitz einzutreten. ES gibt zwar auch Deutsche, zumal von der radikalen Spielart, die den beiden Herren das verübeln und di« am liebst«« schon heute vom «Verrat völkischer Belange' murmelten. Das dünkt uns reichlich verfrüht und vor allem unge mein weltsremd und unpolitisch. Unsere deutschen Volksgenossen ist Oesterreich dürfen nicht wieder die «Herbstzeitlosen' spielen. Es wäre die denkbar schlechteste, nämlich gar keine Politik gewesen, wenn sie gleich beim ersten Male, wo der Auf des jungen Kaisers an st« erging, sich in den Schmollwinkel gestellt und sich so von vornherein in den Geruch der Unfruchtbarkeit und der Unlust zu positiver Mitarbeit gebracht hätten. Dah das Programm, mit dem die neue Negierung vor zwei Tagen an die Oefsenkllchkeit trat, der deutschen Forderungen, die doch zugleich Forderungen des Etoalswohls und objektiver Slaaks- notwenoigkeiten sind, nur in einer ziemlich verwaschenen Wendung gedenkt, braucht an sich noch kein Fehler zu sein. Es gibt Dinge in der Politik, zumal wenn ringsum so viel Zündstoff gelagert ist, die man am besten geräuschlos und ohne viel Neben zurechk- rü«kt. Nur beim Eierlegen und nur beim Hühnervolk ist das Ge- gacker erstes Kommentgevol. Dafür spricht sich das Programm der neuen Negierung mit erfrischender DeutlichK»it über einen anderen Herzenswunsch des österreichischen Deu schtums aus, dosten Verwirklichung vielen von ihnen geradezu als eine Daseins- frag« gilt: die Anbahnung engerer wtrtschafklicherBe- zt«hungen mit dem Deutschen Neich bezeichnet das neue Ka binett neben dem Ausgleich mit Ungarn, mit dem sie notwendig zu- fammnhängk, als sein« «nächste Aufgabe'. Schon darin möchten wir den wohltätigen Einfluß der beiden parlamentarischen deut sch«« Minister sehen: Dr. Kari Urban sowohl als auch Dr. Bärn- reikhor Haden seit Jahr und Tag im Sinne des ZollbundeS mit Deutschland gewirkt. Dr. Bärnreither Hot sogar, was wir hier mttonkreichen möchten, als Erster eine Denkschrift über diesen Zoll- mrschmh voröffentlicht. Aus den Vertragsabschluh mit Ungarn behalten wir uns vor in den nächsten Tagen zurückzukomme'n: auch diese Dinge sind bislang bei uns im Neich viel zu wenig be achtet worden. Die Sprachenfrage in Oesterreich (r.) Prag, 27 Dezember. (Drahtber. unseres Sonde- berlchterstatters.) Wie die .Bohemia' meldet, soll Minister präsident Eros Elam Martin itz in Gesprächen, die er im Laufe der zur Kabinettsbildung fahrenden Verhandlungen pflog, sich als gruno- säj^ficher Anhänger ber deutschen Staatssprache erklärt Siae Kundgebung Lar österreichischen Sozialdemokratie fr.) Men, 27. Dezember. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatter-.) Die Beratung des Klubs dor deutschen Sozialdemokraten beschloß eine Kundgebung, in der eS heißt: «Der Klub der deutschen So zialdemokraten ist mit ber großen Masse unsere- Proletariats überzeugt, dah auch in allen anderen Ländern, wie die jüngsten Tatsachen zeiaen, der Friedenswille der Massen, der immer vorhanden war, täglich schärfer zum Ausdruck kommt und «ine Kraft zu werden im Begriffe sieht. Die Abgeordneten »erden dafür sorgen, daß womöglich allerorts die Arbeiterschaft Gelegenheit findet, auch in Versammlungen ihren Frie denswillen zu bekunden.' * Tob eines preußischen Laudtagsabgeordnete«. Der preußische Lanbtagsabgeordneke Amtsgericht-rot Freiherr v. Eynatten ist in Geilenkirchen an einer Lungenentzündung gestorben. Er vertrat als Mitglied ber Zentvrmspartei den Wahlkreis Gellenklrchen-Heintberg- Orkeknz seit fast einem Vierteljahrhundert Im preußischen Landtage. Am Sereth Von einem militärischen Mitarbeiter Schon vor acht Tagen tröstet, die ViatverbanbSpress« ihre Leser, dem rumänischen Heer, werde et gelinge«, sich hinter der Gerethlint» in SlcherhM za bring«. Dori werb« es an den raststchea Tnwpen endlich die «sehnte «ätze sind«» — et» blutig-boshafter «ch der Wett geschtchte, denn eben dies« SerettzKnte ist al- Sperre gegen etwaige rassische Einfälle erricht« werden. Di« nach den Abschlägen bis FestnngSbanretS Schamann angelegten Befestig»»-« sollten tm Verein Mit dem schwer zu durchschreitenden Gelände die in der Nordwdlachet liegend, Versammlung von rumänisch« Streitkräften decken, feindliche Unternehmungen vom Schwarzen Meer auS donauaufwärl- erschweren und unter Umständen als Ausgangspunkt« für rumänisch« Angriffs- Unternehmungen dienen. Di, Befestigung« erstreck« sich über ein« Abschnitt von etwa 80 Kilometer Breite Misch« der sumpfigen Donau- Niederung tu, Osten und den Südkarpath« tm West«. Si, lehn« sich in diesem Abschnitte nur zum Teil an den Laus de- Serekh, nach dem st« benannt sind, an; der link« Flügel der befestigten Linie tFoksani) wurde dis zur Patna, einem Nebenflüsse de- Sereth, zurückgezogen. Da- Gelände tm Süden de- Sereth, der bet Hochwasser etn sehr be ¬ deutende- Hindernis bildet, ist flach. Da- linksseitige User begleitet von Romoloassa an ein hoher Talrand, auf den die Befestigungen be leckten Flügels bei Gal atz htnübergretfen. Die Gegend am linken, zurückgezogenen Flügel bei Foksanl ist eben; östlich davcn komm« Sumpfstricke vor. DaS Fluhsystem nördlich und östlich von Foksant hat insofern eine besondere Bedeutung; als die für gewöhnlich unbedeuten- den Wasserläufe nach starken Regenfällen oder bei der Schneeschmelze tm Gebirge ost unberechenbar schnell und gewaltig anschwellen. Aach meist sehr hohe Kält« und gefährliche Schn ««stürm« können hier die Operationen erschweren. Die Befestigungen d«r Serethltnt« bestehen also au- den links seitigen Brackenköpfen Galatz und Romoloassa, der Gürtel festung Foksant und ber vorgeschobenen Serethbrückenkopf- befestigung und Etsenbahnstcherung bet Kosmestt. Die erstgenannten wurden al- ständige Befestigungen mit Panzerbauten, die Anlagen bei Ko-mestl nur al- Befestigungen feldmäßtger Art gebaut. Den recht« Flügel ber Serethdefestigungen (immer gegen Rußland gedacht) bildet die Hafen- und Handelsstadt Galatz. Der hier vorhanden« 15 Kilo meter lang, befestigte Gürtel besteht au» zehn Schumannsch«, in drei hintereinander gelegenen Linien gegliederte Gruppen mit Panzer lafetten, Fahrpanzern und Senkpanzern. Die Donaufronl blieb un geschützt, da vertragsmäßig Befestigungen im Frieden hier nicht angelegt werden durften; für den Kriegsfall sind sedoch anscheinend Vorkehrungen zur Anlage von Batterien und Flußminensperren getroffen worden. Zur Verteidigung der Enge zwischen dem Bratescv-See und der Donau sollen berett- vor Beginn de- Weltkriege- einige Batterien angelegt worden sein. Auf Mitwirkung der Donau-Flottille bei der Verteidigung wurde gerechnet. Bei Romoloassa befindet sich ei« ganz in der Eben« liegender einfacher Brückenkopf, der als Ausgangspunkt eines Vorstoßes starker rumänischer Kräfte Üver d« Sereth gegen die Flanke eines Angreifers bei Galatz gedacht ist: ihm nähert sich der oben erwähnte Talrand im Norden und Nordosten auf wenige Kilometer, und vor dem linken Flügel liegt bis auf wirksame Schußweite heran unüber sichtliche« Gelände. Di« Befestigungen, in einer Ausdehnung von 20 Kilometer, bestehen auS 8 Grupp« gepanzerter Geschütz« in zwei hintereinander liegenden Linien. Auf dem linken Flügel liegt Foksani in einer vollkommen über- sichtlichen Ebene, die im Westen von den Ausläufern der Karpathen be herrscht wird. Die 23 Kilometer lange Gürtelbefestigung befiehl aas 15 Panzergruppen, dl« in drei hintereinander liegende Ltni« a«glt«dert sind. Die durch einen Wasserlauf betonte Südfront ist ursprünglich nicht befestigt worben. Ein« adgezwelgte ständig« Haabltzbattert« sollte etnen feindlichen Einfall von den Karpathenausläufern her abwehr« und verhindern, dah Foksant im Westen umgangen wird. Seit der großen Wendung tm «KrtegSalück' Rumäniens ist hier wohl viel ge schanzt und befestigt worden. Der felbmählg befestigt« Brückenkopf von Kosmestt besteht aus S Schanzen, die in einem Halbkreise von etwa 5 Kilometer angeordnet sind und tm ArmterungSfall« durch ein« zu- sammenhängenden Schützengraben verbunden Verden sollt«.' Hinkst' dieser Infanterieverteidigung sollten Stellungen für mobtsis Batterien vorbereitet werden. Wieweit man hier Überall die russisch, Front unter Beihilfe der neuen russisch« Freund« argen die von Süden und Westen her vordrtngenden siegreichen Mittelmächte in letzter Stunde «umzudrehen' versucht hat, wird sich bei dem nun begonnen« Waffen gang am Sereth zeigen. * Moltk« über -tndendara. Der schwedische Legationsrat Fredrik Rappe, der in den Jahren 1888/90 Attachs bei der schwedischen Gesandt- fchast in Berlin war, hat einem Mitarbeiter von „Sydven-Ka Daa- bladet" folgende Erinnerungen an Hindenburg aus der damaligen Zeit erzählt: Der schwedische Diplomat wohnte um jene Zelt in der Doro- kheenstrahe gegenüber der Kriegsakademie und begegnet« fast täglich einem riesenhaften preußischen Offizier, der in derselben Straß« wohnt« und sich zur Kriegsakademie begab. Dem jungen Attachs, der selbst 1,94 Meter groß ist, fiel dieser vreuhtsch« Offizier auf, da er noch einen halben Kopf größer war als er selbst. Bet einer Festlichkeit traf der Attachs mit dem alten Feldmarschost Grafen Moltk« zusam men, und da der alt« Herr gerade sehr guter Laune war, fragte er ihn, wer denn dieser riesenhafte Generalstadsoffizier sei. Ja, das fei der Major von Hindenburg und Beneckendorsf, erklärte der Feld marschall, und er halt« Vorlesungen über Strategie an der Kriegs- akademte. Moltk« fügte noch htnni, bah dieser «in außerordentlich prächtiger und vielversprechender Offizier sei und daß er sicher eine gute Zukunft hätte, solange er, Moitke, noch lebe. Wie es allerdings nach leine» Tode werden würde, könne er nicht voraussag«. Auf die Frage das Attachss, was ihn zu dieser Bemerkung veranlasse, sogt« der alt« Feidmarschall: -Ja, yindenburg hat jo kolossales Selbltver- trauen, b« er setxn Willen absolut nicht unter den eines anderen daagen will und »ur das tut, was er selbst will. Ach für meinen Leif hab« h«aas,ef»d«, daß alles, was Hindenburg in di« Hand nimmt, ausgezeichnet varläuft, und infolgedessen lasse ich ihm sein« Willen. Ob am» metn Nachfolger dieselben Rücksichten nehmen wird, ist jo nicht sicher. ' Die Stimmung in England Ein <uis England zurückgekehrter und in einem nordisches Hafen gelandeter Neutraler berichtet der .Köln. Volksztg." übest die englischen Zustände: .Ach hatte Gelegenheit, mit führenden Persönlichkeiten mich eln- gehend über die Kriegslage unterhalten zu können, und habe hierbei festgestellt, dah man ül^r die französischen Verbündeten sehr stark ent- täuscht »st. Man tadelt di« maßlose Unordnung der Franzosen, ihr« völlige Unfähigkeit, sich zu organisieren, und ist enttäuscht darüber, daß sie sich LinerseitS dem englischen Oberbefehl nicht untcrordnen wollen, um die englischen Operationen zu unterstützen. AuS diesen Gründen hätte man auch dmchgesetzt, dah General Ioffre beseitigt wurde. Eng lisch« seit» macht« man Ioffre auch zum Vorwurfe, daß er zu langsam in seinen Entschlüssen sei und insbesondere bei dec Somme-Offensive französisches Mensche »material zu sehr geschont habe.' Bezüglich des deutschen Friedensangebotes erfuhr der neutrale Herr von diesen maßgebenden Politikern, dah es sehr will- kommen gewesen war, weil unbedingt der Krieg so nicht weitergehen könne und eine Aenderung auf jeden Fall etntreten müsse. Wenn der Krieg noch weiter fortgesetzt werd«, drohten Schwierigkeiten in England selbst, di« Bevölkerung ertrage nur sehr schwer die mit dem Kriege in Zusammenhang stehenden Beschwerden. Vor allen Dingen aber sei Uneinigkeit unter den Verbündeten selbst zu befürchten, namentlich unter den Führern der verbündeten Armeen. Lloyd Georg« genießt das größte Vertrauen, und man ist test davon überzeugt, dah er genügend Advokat und Kaufmann sei, um den Deutschen bi« bestmöglich« Bedingungen schon vor einer etwaigen Konferenz herauszulocken und sie darauf festzulegen. Man fühlt sich deutschen Unterhändlern schon im voraus überlegen und hofft, selbst bei den eigentlichen Verhandlungen noch bedeutende Vorteile herauSzu- schlaaen. Man nimmt an, dah die Verbündeten zunächst da- Friedens angebot in schärfster Wels« ablehnen wrrd«, dabei aber doch ein Hinter türchen offen lassen werben, um es doch zu Verhandlungen komme» zu lassen, um. wie gesagt, möglichst viel herautzuschlagen. Di« Stimmung unter der Bevölkerung ist sehr schlecht. Di« Preise sind unverhältnismäßig hoch. Am Durchschnitt sind si« um 100 Prozent höher als in Friedenszelten, und teilweise sind Lebens mittel überhaupt nicht zu erhalten. So sind z. D. Milch und Zucker sehr selten, ferner Eier und andere Lebensmittel zeitweise gar nicht zu er- halten. Der U-Bookkrleg wird sehr gefürchtet, und Lord Robrrt Eecil soll geäuhert hab«, dah «uf jeden Fall verhindert werden müsie dah die Deutschen den verschärft« U-Bootkrieg noch einmal wieder elnführea. Zu diesem Zweck« müsse man di« sich an den deutschen Vor- schlag etwa anknäpfenden Verhandlungen möglichst lang« hlnziehen. Lin Ende des Krieges wird auch herbeigewünscht aus moralischen Gründen. Die Trunkenheit, schon immer «in Nattonallaster der Eng länder, hat stark zugenommen, namentlich unter den Frauen, die in den Munitionsfabriken tätig find. Hier verdienen sie 4—8 Pfund die Woche and nach englischer Manier leg« sie ihr« Wochenlohn entweder in Schmack und Laad oder in Alkohol an. An den Arbeitspausen strömte alles in die Wirtschaft, und nach Ablauf der Pausen mühten die Frauen vielfach mit Gewalt wieder in die Fabrikräume zurückgetrieben werde» Der riesige englische Veizenpreis vtb. Berk«. 27. Dezember. (Drahtbericht.) Für amerikanischen Wetz« müssen die Engländer jetzt 98 »k per Quarter (217,7 lcg) bezahle» . Di« Befürchtung vieler englischer Wtrtschasttpoliklker, dah bas Ein arelfen der Regierung in dl« Wetzen frage nur zu einer Steigerung der Preise — wie beim Zucker — führ« werd«, hat sich rasch erfüllt. Seit den letzten Mahnahmen der englischen Regierung ist der Welzenpreis um etwa 10 sk per Quarter gestiegen. Der Preis von 93 sk per Quarter entspricht, wenn man das Pfund Sterling mit 2OH0 Mark berechnet einem deutschen Preise von etwa 440 Mark pro Tonne, während der heutige Berliner Weizenhöchstpreis 200 Mark pro Lonne beträgt. An Ault 1914 kostete amerikanischer Weizen in England etwa 165 bis 17! Mark pro Lonne. Der heutige Preis in England ist also um mehr als 150 Prozent höher als damals und mehr als doppelt so hoch wie in Frieden der Wetzenprels in Deutschland za sein pflegte. * Di« Staatenlos« dänischer Abstaannnng. Das «Armeeverord nungSblatt" teilt mit: Den staatenlosen Personen dänischer Abstammun, ist durch dänisches Gesetz vom 27. November 1916 die dänische Staat angehörigkeit zuerkannt worden. Derartig« tm He«re befindliche Per sonen sind zwecks Entlassung unverzüglich ihren Lrsatztruppen keilen zu überweisen, die in zweifelhaften Fällen die Prüfun, der Frag« der Staatsangehörigkeit herdeizvführen haben. Sollte» dies« Personen den Wunsch Haden, im Heere zu verbleiben so kann ihrem Wunsch entsprochen und ihr« Einbürgerung dean tragt werden. In diesen Fällen hat «ine Uederweisang zu den Ersatz truppsnteilen nicht zu erfolgen.' A« einem offenen Paradiesgärtlein gehl Ker Mensch gleichgültig vorbei und wird erst ßraurlg, wenn es verschlossen ist. G o t t f r. K e l l e r. Die Warschauer Zitadelle (GHaNffichraag i« Schauspielhaus am 26. Dezember iS 16.) MM einem Stück polnischer Politik hat Gabryela Zagolska chU handgreifliches Theaterstück gebaut, das in seinen Ansprüchen wie t« sein« Wirkungen und seiner Zugkraft unbedingt mit dem Kino wetteifern kann. Film 1: Ein« Warschauer Animterknetpe mit »edie- aaner MlVeuzetchnung. Polnischer Patriotismus gerät in Konflikt mit k« Heravsfordervngen alkoholisierter russischer Offiziere. Lu; Intrige studak sich ein unb bringt in ihrer Folge Effekte zustande, wie sie nur Garbo» an technischer Ueberschraubung und nur das Detektivstück ä I» Ghertock Holmes und Rasfles an Sensationen hervorbrtngen konnte. Ede pmger Pole hat, aus der Haft entlassen, sein Ehrenwort verpsändet, Sch nicht wleder an potnischer Propaganda zu beteiligen. Durch die be tast« Intrige wird er von neuem verdächtigt. Eine LiebeSverwickiung «st Mr Steigerung der Effekte. Allgemeine Verhaftung erfolgt bet «tner literarischen Zusammenkunft, al- man eben tm Begriffe ist, Ibsens -Fkvv vom Meere* zu lesen. Die Sache vollzieht sich so aufregend, dah »aner einer etn Wort von Absen liest und dazwischen schrillt eine Klingel. Dann gleich Verhör und Visitation aller Beteiligten. Rührseligkeit gG MMgang dies^ zweiten Aktes: Ein alter russischer Gmdarm tröstet Polnische Kinder. Stärker ist schon der dritte Akt, weil er die spannende Wttarfschang vorführt. Ein gut und sachlich gezeichneter russischer BM»eM«era1 siretttt mlt dem eintgermahen humanen Oberst über Gchmd md Unschuld. Natürlich muh noch der General dem Oberst die Pistol« tn di« Hand drück«, für den Fall, dah dieser unrecht oehält. Mtwttch b« Wortbruch des Polen droht ihn selbst zu kompromittieren, t» « sich für ihn eingeletzt hat. Schliehllch erschießt sich mit der Dananntin Pistol« der versoff«« Antrtgenspinner. Am letzten Aufzug «Matzt man den Blick in ein russisches Gefängnis. Die für schuldig besimd«« Geliebte wird nach Sibirien verbannt; aber man bewilligt ihr «iw« .fünf Minuten lang«' Abschied von Gorski, aus Menschlichkeit Wh d» damit das Stück noch einmal knall« kann. Die Leidenschaft des Bat« rast «in Furioso, und der Vorhang fällt. Die dankbaren Rollen MO das geschickte Theater muh für den Mangel an literarischer Qualität stRadarv» konnte an der Rolle des Polen sich schauspiclerisck ttzrk «nfladeru «r machte einen Menschen daraus und lebte ibn mit allen Nerven bis zum letzten ekstatischen Ausbruch. Gertrude Langfelder hakle als seine Geliebte Töne von seltener Kraft und war in stummer Duldung elne wunderschöne, bezwingende Märtyrerin. Sturm als General und Leibelt als Oberst zeigten scharfe Physiognomien; Wilbenhain, zu Anfang etwas Operettenrvsse, fand sich mit der heiklen Selbstmordszene so gut wie möalich ab. Stella Davids Schenkebesitzertn ke-fte, bettelte, schmollte, flöte?« tn allen Klangarten, nnge-poht jeder Situation, und vor dem Polizeigeneroi kroch sie bei jedem Anschnauzer in eine Hundehütte, während Lina LarstenS ihr glänzen des charakteristische- Talent an den Exaltiertheiten der Kellnerin be währte. Melanie K rü g e r-M i ch a « l i S freilich gefährdet ihren Mutterschmerz dadurch, bah sie jeden Ton übertönt und immer wie tn ein Hörrohr spricht. Sie muh mehr mahhalten, zumal wenn sie neben der Unmittelbarkeit Mcderows steht. Fortschritte in sprachtechntscher Entwicklung wir in darstellerischer Hinsicht bewies wiederum der talent volle Han- K ö n i g, der viel Empfindung und Glut tn seine jugendlichen Gcktaltrn zu strömen vermag. Di« Bühnenbilder atmeten vielfältige Stimmung. Erich Gruner hatte die treffliche Regie Fritz Viohwogä mit seinen Sinnen malerisch unterstützt, und man hätte sich für die Form dieser Ausführung nichts als etnen gleichwertigen Anhalt gewünscht, l-r. frieäried hedrookt. Dresdner Theater ..Die verlorene Tochter', Lustspiel In drei Auszügen, WeihnachtSgabe von Ludwig Fulda, verabfolgt im Königl. Schauspielhaus«, wurde vom Publikum in keiterster Launr und mit lautestem Beisoll empfange». Nun jo, Ludwig Fulda hatte immer daS Glück, gute Menen zu seinen bösen Spielen zu f-:idcn. Schließlich, böse nur für den, der einen Augenblick naiv genug war. anzunehmen, Fulda könnte irgendjemand oder irgendetwas, sich selbst und öle dich- terisch« Berufung einmal ernst nehmen. Dem bekannten Tändelver hältnis mtk den Musen Ist auch d?« verloren« Tochter entsprungen. Auf geputzt, gut frisiert, witzig, wie der geistige Urheber Ihrer Existenz, so iaht sich da- Kindchen gut leaitinueren. Di« längst üblich« Weihnachts stimmung verbürgt die wärmste Aufnahme. Verschiedene meße Häuser im Reim, die es sich zur Aufgabe machen, wohlgeratenen Musensprötz- fingen die erste Pflege zu erweisen, sie gesellschaftsfähig zu mache», hatten ihre Lore diesem neuesten Adkeqer weit geöffnet. Der gute Ruf der verlorenen Tochter ist aber doch zuerst in Dresden begründet worden. St« sieht Nelly Kornemann, Tochter de- Rentner-Korne- mann und dessen Frau, Adolfine, und qenieht. in Berlin, alle Nackteile kleinstädtisch «ngbcrziger Erziehung. Nelly steht, ganz wie Fulda, tm Vannkrefe der Literaturgeschichte: sie ist in ihren Lehre*. den Literor- Historiker Dr. LtpS, vernarrt. Mik ihm brennt sie durch, hinaus ins wefi» rauschend» Lrben- Selbstverständlich führt eine solch« Unter nehmung zuerst ins Hotel, in ein Wintersporthaus. Unb dabei bleibt'- bis zum Schluß. Man lernt etn paar Verlegenheiten wieder kennen denen ein Inkognito reisendes Paar bei solchen Gelegenheiten auSgesetz ist, was Anlaß zu «hübschen' Pointen und verständnisvollem Schmun zeln gibt. Der Familienanwalt Kurt Westfal taucht wiederholt auf weltmännisch-verliebte Einkreisungspolitik. Rellychen — sie hat de» keuschen Lips längst satt — wär nicht ganz abgeneigt, ist sich aber tn dunklen Drange de- rechten Wege- wohl bewußt. Da erscheint aock schon die ganze erschreckte Familie, Vater, Mutter und Onkel - Landtagsabaeordneter; Lips, endgültig abgestoch«, tritt listig in de» Hinter- und Westfal, an der Seite Nellys, strahlend in den Vorder aiund eines Theakerlebens, dessen einzig« Bedeut»»- in de« gelungene» Experiment liegt, die zufällig Anwesenden über Ihre besseren Erwartun gen gefällig hinübergetäuscht zu haben. Man lacht. Das Spiel ww trefflich oinstudiert. Doch ist vorauszusehen, dah auch »tndere Leistun aen di« Zugkraft dieser bunten Spiegelei kaum beeinträchtig« werden Alics Verden versteht eS immer, durch innige Mtschang von Keck heit. Grazie und Schalk, höheren Töchtern prickelnden Netz zu ver leihen. Fischer gab in guter Laune den sptehtgen Ltkerarhlstoriker Meyer (Onkel Kornemann) und Müller (Vater Kornemann) stopf len und modellierten tn ihr« Figuren mHr hinein, als der gar ^u ein gängige Tex» an Umrissen verrät; hier Papier, dort Leb«. Der an wesende Dichter wurde von seinem Publikum herzhaft bttadeft Gr schäft ist Geschäft, sagt der Bürger. Und das wirb ein Geschäft. ». Lebäer. Arrnst rrir- Wissenschaft Der zurzeit im Berliner Krtegsmtntfiertum beschäfügte Dr. Wt! Helm Schmtdtbonn, dessen .Stadt der Besessen«»' an 1Z Januar seine Uraufführung im Alten Theater eneben sollte, >s militärtscherseits nach der Schweiz abkommandierk worden «b infolge dessen behindert, die von ihm sür wesentlich erachtete Mitarbeit an de Erst-Inszenierung seine- Werkes zu leisten. Die Uraufführung diese Wiedertäufertragödi« muh nun aus- Frühjahr verschob« werd«. Staß ihrer wird als nächste Neuheit des Schauspiels das Lustspiel ,Dt Logik des -erzen-' von Franz Blei tm SptehKan «rschetner In der Aula der Kunst-Akademie Leipzig, Wächter strahe 11, Ist etn« Ausstellung eröffnet worden, die das Ergebnis at»« Wettbewerbes zeigt, der von der .Deutschen Parfümerie-Zeitung' gs meinsam mit dem Deutschen Werkbund und dem Verein der Plakat freund« zur Erlangung von Parsümeriefleschen und -Packung« geschrieben wurde. Mit dieser Ausstellung verbunden sind Arbeite unserer Leipziger Akademie gezeigt aus der Klasse des Lehrers Pr» Steinet Prag, di« sich mit bemselb« Gegenstand beschäftigt hab«. Professor Otto Heinrich Engel, der bekannt« und geschätzt Ge»re- und Landschaftsmaler, begeht am 27. Dezember d. I. sei» g 50. Geburtstag. Engel flammt aus Erbach im Odenwald.
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