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888 ,»»« Mittwoch, den L7. DEKEmber 9*r«t»'«ch-A>.'chl°b «r. 146« 14SS3 »nd 146>»4 1V16 Ein rnsMer ÜriPentrnnsPtt gesnnken Bulgarische Heeresberichte vtd. Sofia, 26. Dezember. (Drahtbericht.) Bulgarischer Generalstabsbericht vom 26. Dezember. Mazedonische Front: Zeitwelliges Artilleriefeoer in gewissen Frontabschnitten. Rumä«ischeFro»k:Inder Dobrndscha habe» feindUche Monitoren die Stadt Tnlcea beschaffen. Zehn Hauser wurde« zer- stört und mehrere Frauen und Kinder getötet. Bei Ifaecea hatte der Feind zwei Brücken über die Donau geschlagen, eine rumänische und eine russische. Beim Rückzug gelang es de« Ruffen die ru mänische Brücke auf das nördliche Ufer der Donau zuräckzuziehen, während die russische in Brand gesteckt wurde. Dor Marin ist der Kampf mn die brückenkopfartig auSgebauke Stellung im Gange. Maffenflucht aus Vetzarabien (r.) Kope « hage », 27. Dezember. (Drahtberichk unsere« Sonderberichterstatters.) Bezeichnend für die Stimmung, die infolge ter Siege in der nördlichen Dobrndscha la der Bevölkerung SSd- nrßlandS herrscht, ist «la Erlaß des Generalgonvernenr» von Odessa, in dem es heihk: «Infolge der Annäherung der feindliche» Truppe» und fianloser Verficht«, die im Zusammen hang mit militärischen Maßnahme» entstehe», befindet sich die Be völkerung i» Verwirrung. Zahlreiche Bauern und auch Bewohner der Städte Akermaau, Kiewinew habe» ihre Wohnsitze »erlaffea u»d find in die innere» Gouvernements Rußlands gezogen. Ich ordn« daher an. daß ohne Erlaubnis der Behörden das Verlassen der betzara bisch«» Gouvernements verbotea ist. Di« Polizei nllrd an- oewiesea werde», alle ohne Passierschein reisenden Personen festzu nehmen und sie den Kriegsbehörde» zur Bestrafung za übergebe». Die ernste Lage auf de» Kriegsschauplätzen ist nur ein vorübergehender Zu stand.' Gleichzeitig gib! die Leitung der südwestlichen Eisenbahnen Ruß sands bekannt, daß eiim Einschränkung de« Personenverkehr« ans ei» Viertel de« bisherige» Umfange« etntreteu müsse, angeblich wegen dringend nötiger Truppenoerschiebungev. (r.) Wien, 27. Dezember. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Di« «Wiener Allgemeine Z^.' schreibt: Im russischen Hinterlande wird nach hierher gelangten Meldungen eine neue Armee gebildet, die im Frühjahr eingesetzt werde» soll. Der Kampf um die Serethlinie (r.) Seaf, 27. Dezember. (Drahkbericht unseres Sonderberichterstatters.) Der Kriegsberichterstatter des Tempä' meldet von der rusfischen Front: Die Vierbundtarmeen gehen mit unerbittlicher Hartnäckigkeit noch ihren Kriegsplänen gegen Ru mänien vor. Die russisch-rumänische Ärmeeleitung mutz neue große Opfer ins Auge fasten. Die Serethlinie werde jene fein, an der man zuerst versuchen werde, deu feindlichen Sturzwelle« Einhalt zu gebieten. Verfüge der Feind jedoch über genügende Truppenmassen. so würde man die Entscheiduugskämpf« noch weiter hi», ausz^ehen müssen. Eröffnung der rumänischen Kammer fi.) Amsterdam. 27. Dezember. (Drahtberichk.) Havas meldet aus Lyon: Aus Jassy wird berichtet, daß am Morgen des 24. Dezember Ne Kammer wieder eröffnet worden ist. Der König hielt die Thronrede, die beifällig ausgenommen wurde. Nach den Worten des Königs, die seinen und seines Landes festen Entschluß zum Ausdruck brachten, den Krieg dtS zum vollständigen Sieg fortzusetzen, wurde ihm lebhaft zugejubelt. tu. Frankfurt a. M., 27. Dezember. (Drahtberichk.) Der .Frkf. Zig." wird aus Budapest berichtet: Der Tag der Eroberung Tulceas ist ein künftiger großer Gedenktag für die Bul garen, da, wie das Blatt des Kriegsministeriums, «Voenni ISvestia', sogt, mit dieser Einnahme alle rechts der Donau gelegenen Gebiete mit bulgarischen Elementen mit dem Stammland vereinigt seien. (r.) Stockholm, 27. Dezember. (Drahtbericht.) Der Aufruf des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch an die Rumänen hat der «Rjeksch' zufolge nicht den erwarteten Widerhall gefunden. Die rumänische Bevölkerung hat zu Rußland kein Vertrauen mehr und auch der Großfürst hat seine Popularität infolge der Kriegsereignisse eingebühk. Der Aufruf hat das Gegenteil seines Zwecks bewirkt und starkes Mißtrauen gegen Rußland hervorgerusen. Protest gegen den Tagesbefehl Mangins (r.) Genf, 27. Dezember. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) Die Liga für die Menschenrechte prptestlerte gegen den Tagesbefehl des Generals Mangin, der feine Soldaten aufforderte, entgegen etwaigen Beschlüssen der Diplomatie bem Feind keine« Frieden z» geben. Dieser Beseht, so i cißt es ia einer Kundgebung, ist «ine Einmischung des Militär« in die Pvlnik. Die Diplomatie der Republik mutz im eigenen Interest« einen Zusammenstoß des zivile» und militärische» Machtgebietes mit oller Energie zu verhindera suche». Englische Triedenswetten Laut .Nationaltidende" werden ln London zurzeit zahlreiche Wetten über den Zeitpunkt des Friedensschlusses abgeschloffen. Man wettet 4 gegen 1, daß der Frieden bis zum 30. Juni 1917 ge schlossen sein wird. England am Ende feiner Widerstandskraft tu. Bcrll», 27. Dezember. (Drahtbericht.) Dem .Lok.-A«z." wird aus Zürich berichtet: DI« .Reve» Züricher Rache.' erhalte« folgend« Meldung a»« Rotterdam: Eia« der ersten politischen Persönlich keiten de« Landes sagt« mir in, La»fe eines Sesprächs, di« Red« von Lleyd Georg« hä daS Friedensangebot nicht gelötet. Dir wissen »ar z» gnt, daß England am End« seiner Wider standskraft ongekamme« ißh Es ist bereits ans den Tod ver wundet. Das weiß man a»ch in den maßgebende« Kreisen der Univ«. Di« Rot« Wilsons nnterstfitzt das Friedensangebot, ohne baß st« eck« Honbrilchnnq an den Vierbnnd biet«. Sie ist eher an England gerichtet. um es vor dem Untergänge zu bewahren. Wilson braucht wahrscheinlich nicht mehr den Mittelmächten za helfen. Ich wäre gar nicht überrascht, wenn später di« Enthüllung erfolgte, daß hinter der Rote auch hohe Persönlichkeiten in England ständen, die sich über die wahre Lage seit einiger Zeit einer Täuschung nicht mehr hingebe«. - - Ei« russischer Truppentransportdampfer gesunken (r) Kopenhagen, 27. Dezember. (Drahtberichk unseres Sonderberichterstatters.) Ein Schiffskapi- täu, der aus Helsingfors hier eingekroffen ist, and den ich als völlig zuverlässig kenne, berichtet mir auf Grund eigener Anschauungen: Anfang Dezember stieß der finnische Dampfer «Oyama" (10 000 Tonnen), der das vorübergehend ans den Alandinseln stationierte Küstenartillerieregimenk Rr. 22 zum Standort des Armeekorps m Heffingfors bringe« sollt«, auf eiae russische Mine und sank mit alle« an Bord befindlichen Personen. Kau« 50 Mann wurde« gerettet. In di« Tiefe sanken mit dem Schiff ferner mehr als 1000 Pferde sowie bedeutende Mengen Artilleriematerial. Ein ähnliches Angtück traf «e»ige Tage später den regulären Poschampfer «Abo Marieha « «". Auch hier war der Menschenverlust beträchtlich. Man spricht von nur fünf lieberlebenden. Die Unglücksfälle »erde« darauf zu rückgeführt, daß die schlechkveranterten Minen, Vie von den Russe» vor zwei Monaten im Finnischen Meerbusen gelegt warben, sich ans dem Minenfelde lösten und von den Strömung«« tose im Meer unchergetrjebsn warben, A-Vootblockabe der portugiesischen Küste? (r.) Genf, 27. Dtzember. (Dra-tberlcht »nfereS Sonderberichterstatters.) Der.Pettt Parisi«»" erfährt aus Lissabon: Der Leuchttnrm von SagmS meldet Ille An wesenheit deutscher Tauchboote von riesige« Di mensionen in de» portugiesische» KüstengewSs- sera. Man befürchtet in Portugal, dah di« Anwesenheit der U-Boote die LtntÄtung zu einer Blockienmg der portugiesischen Küste ist. tu. Basel, 27. Dezember. (Drahtbericht.) Aus Lissabon meldet die Agence Havas: Der Ministerrat beschloß die Gründung eines Kriegskomitees und eines Komitees für National ökonomie. 2n beiden Komitees werden Mitglieder des Mi- nisterrakes als Delegierte sitzen. S. M. U-Voot „38" und sein Kommandant D Berlin, 27. Dezember. (Drahtbericht unserer Berliner Schrifkleikung.) Kapitänleutnant Max Bal lentiner, dem kürzlich der Orden Ponr le Merite ver liehen wurde, hat nicht weniger oiä 128 Schiffe mit 282 000 Brutto-Register-Tonnen versenkt. Darunter befinden sich ein französisches Kanonenboot, ein Truppentransportdampfer, vier Dampfer mit Kriegsmaterial, ein französisches UnterseeboottranS- portschiff und 14 beladene Kvhlendampser. Kapikänleutnant Baltentiner hatte zahlreiche Gefechte mit bewaffneten französischen Schiffen zu bestehen. Bon den in den Gefechten überwundenen Schiffen hat er zwei Geschütze mit als Beute nach HauS gebracht. Im Hafen von Funchal versenkte er mit seinem U-Boot «38' am 4. Dezember innerhalb von zehn Minuten daS französische U-Boot .Surprise", den bewaffneten französischen Dampfer .Känguruh' und den bewaffneten französischen Dampfer .Dacia'. Das Bovt wurde dabei von einem portugiesischen Fort sehr heftig beschossen. ES erwiderte das Feuer wirkungsvoll und erzielte Treffer im Fort, die heftige Detonationen hervorriefen. Darauf ging das U-Boot auf etwa 4000 Meter an die Stadt heran und nahm den Hafen unter wirksames Feuer. Englands Kampf gegen die Frachtraumnot (r.) Von der holländischen Grenze, 27. Dezember. (Drahtberichk unseres Sonderberichterstatters.) Nach dem „Nieuwe Rotterdams«-« Courant' ist in England ein Plan erwogen, um Frachtschiffe zu lauen, die gegen Torpedos Wider stand bieten können. Noch einer Mitteilung der Regierung sei dies aber ousgegeben, um den Frachtraum nicht allzu sehr zu vermindern. Man erinnere sich, dah bei der Beschießung von Gallipoli -ngliscke Kriegsschiffe Dienst taten, die gegen Torpedoschüfl« Widerstand Voten. Sie waren hierzu mit einer bloßen Wand versehen, die von der -izenk- l.chen Wand b< brütend abstan). Die Zwischenräume waren mit einer unbekannten Masse gefüllt. vtb. London, 27. Dezember. (Lloyds-Meldung.) Die Mannschaften der versenkten Dampfer .Dansborg" und .Marques de Urquijo' sind gerettet. Ferner sind 9 Mann des dänischen Dampfers .Hroptatyr' an Land gebracht; einer ist verwundet. Der Deutsche Heeresbericht lag bei Redaktkmtschlrch «och nicht vor. Don Koerber zu Elam-Martinitz Von unserem z. Z. in Oesterreich weilenden Berliner Mitarbeiter wird uns geschrieben: D Wie«, 24. Dezember. Nun ist der McihnachtSfriede auch in die in den letzten Wochen recht stürmische und wenig übersichtliche innerösterreichische Politik eingekchrt. Kaiser Karl hat sein erstes Ministerium ge bildet — das Ministerium Koerber hakte er ja auf dem Erbwege übernommen — und wenn sich einstweilen auch noch kein Einblick in olle Borgänge dieser Tage gewinnen läßt, wenn der letzte Sinn der Begebnisse vorderhand noch verschleiert bleibt, so kann man immerhin den Bersnch wagen, daS eine und andere auszu deuten. Am wenigsten Schwierigkeiten bereitet einem solchen MutungSversuch die Kurzlebigkeit deä Kabinetts Spitz- Müller. Herr von Spitzmüller — wir wiesen darauf schon hin, als er nach dem Rücktritt Ernest v. Koerbers mit der Kabinetts bildung betraut wurde — ist kein eigentlicher Politiker und hat wohl auch nie den Ehrgeiz gehegt, eS zu sein. Sein Ministerium sollte eine ausgesprochene UebergangSregierung werden. ES sollte den Ausgleich mit Ungarn zustande bringen, nebenher noch gewiße Forderungen, die wir hier einmal schlagwortartig als .die Forde rungen der Deutschen' bezeichnen wollen, durchdrücken Helsen und dann zurückkreken. Für dieses Programm aber, das schon von dem KabinekkSchef selber eine nicht alltägliche Entsagungsfähigkeit verlangte, hat Herr v>. Spitzmüller keine Mitarbeiter gesunden. Wenigstens in dem Augenblick nicht mehr, wo er — über den Rahmen des Beamkenministeriums hinansgreifend — seiner Re gierung auch einen leisen politischen Anstrich zu geben versuchte. Es haben sich ihm da, wie wir zuverlässig wissen, auch Männer versagt, die hernach dem Grafen Clam-Martinitz sich nicht mehr verweigerten. Es erschien ihnen — und eS erschien wohl auch an deren, die sie berieten — wenig reizvoll und vor allem nicht ein mal opportun, sich in ein paar Wochen verbrauchen zu lassen. So hat Herr v. Spitzmüller denn seine Hände von der Aufgabe ge lassen, nach der er sich nicht gedrängt hakte, und ist an den Platz zurückgekehrk, an den er gehört. Seine sachlichen Tüchtigkeiten sind unbestritten; als Finanzpolitikcr von eindringendcr Erkennt nis, von Umsicht und Können wird er auch von der Wissenschaft anerkannt. Bleibt also noch, was freilich das Hauptstück ist, der Weg von Koerber zu Clam-Martinitz zu erklären. Man hat bei unS im Reich, hat aber auch hier in Oesterreich, die Dinge meist so dargestellt: Herr v. Koerber ist gegangen, weil die Lärm frohen und nicht immer von BerankmortlichkeitSgefühl Beschwerten um Karl Hcrm. Wolff gegen ihn eine Reihe von Gasangriffen unternahmen, und weil er den Ausgleich mit Ungarn anders und weniger madjarenfreundlich als der verstorbene Graf Stürgkh zu gestalten wünschte. Bielleicht hat aber noch ein drittes Moment mitgespielt und sogar den Ausschlag gegeben. Kann sein, daß Herr v. Koerber gegangen ist, weil er nicht gehalten wurde. Weil der junge Kaiser in ihm nicht mehr den rechten Mann für sein Ver trauen sah. Herr v. Koerber hatte sich kenntlich stark gemacht, die Grundsorderungen für den Neuaufbau des Staates und seines parlamentarischen Lebens, die wir vorhin die Forderungen der Deutschen nannten, .auf verfassungsmäßigem Wege' durchzu führen, und er hatte dafür auch die Unterschrift Kaiser Karls er halten. ES scheint aber, daß inzwischen dem jungen Kaiser, der ja nicht mit der Anwartschaft auf den Thron erzogen wurde, und der auch in den zwei Kriegsjahren keine Zeit und keine Gelegenheit fand, sich mit den politischen Dingen näher zu befassen, klar ge worden ist (oder auch, daß man'S ihm klargemacht hat), daß dieser verfassungsmäßige Weg nach menschlicher Voraussicht gleich bedeutend sein würde mit Sturmszenen am Franzensring, dle leicht einen unerquicklichen Schatten auf die Anfänge seiner Regierung werfen könnten. Wobei noch nicht einmal sicher war, daß nach den Nebeln PhöbuS erscheinen und der verfassungsmäßige Weg auch wirklich ans Ziel führen würde. Man gewinnt den Eindruck, als ob gerade das Herrn v. Koerber vom Kaiser verübelt sein könnte, daß er'S nicht hat verwinden mögen, nickt von seinem Kabinettschef selber über die Möglichkeiten aufgeklärt worden zu sein, die sich hinter der immer schön klingenden Wendvng vom verfassungsmäßigen Weg verbargen. Aber wenn nicht Ernest v. Koerber, warum mr-gerechnek Heinrich Elam-Martini tz? Den neuen Mann Habmr, karun daß er den knrolischen Sessel erklomm — das ist nicht nur bet nns des Landes so der Brauch —, alsbald Meihrauchwölkchen um fächelt. Herr Karl Hermann Wolff hat sogar in die Welt hinaus telegraphieren lassen — ein Sah, der schon durch seine pointierte Fassung sich als legendär erweist: so spricht vielleicht Herr Wolff, nicht aber ein zu wohladgemeffenen Formen enogener Abkömm ling des Hochadels — der neue Kabinektsches hab« var, .seinen Herren Landsleuten" äußerst unangenehm zu werden. Ls liegt, scheint uns, kein Grund vor, sich so überschwenglich zu gebärde». Tatsache ist, daß sehr zahlreiche Angehörige des böhmische« Fe»- daladels über die Früchte erschrocken sind, dle unter ihrem warmen Schutzdach der tschechische Nationalismus hat ausrelfen dürfe», und daß sie seither begonnen haben, von ihm abzurücken. Tatsache ferner, dah Graf Heinrich Llam-Markinih zusammen mit nenn fein« Standesgenoffen aus dem Wahlausschuß des konservativen (also tschechisch orientierten) Großgrundbesitzes ausgetreten ist, well sein Antrag über .bedauerlich« Erscheinungen im tschechischen öttenklichen Leben während -er Kriegszeit" von dessen Mchr-eit