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Nr. SSI ISIS Freitag, den L.2. Dezember Schrlftl.I'aa- oad V»I<datt« l«U, ^odaanttqa«« Rr. » it«riNor«ch-Ln>chlild Är. KVU2 und I«S>4 Note Wilsons m «Ke Kriezsiheeyhe, Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 22. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Rahe der Küste, im Sommegebiek und auf dem Ost ufer der Maas war die Artillerietät gkeit in den Nach mittagsstunden gesteigert. An der Vier wurde ein belgischer Posten aufgehoben. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern Längs der Düna und am Stochod hielt das russische Artillerleseuer längere Zeit an. Der Vorstob von zwei feind lichen Kompanien südöstlich von Riga wurde abgewiesen. Nordwestlich von Zalocze drangen deutsche Stoßtrupps in die beide« vorderen Stellungen der Russen und in das Dors Zwyzin ein und kehrten nach Sprengung von vier Minenwerfern mit 34 Gefangenen und 2 Maschinengewehren zurück Front des Generalobersten Erzherzog Joseph. Ein Nachtangriff des Gegners am Lfuelemer (nörd lich des Tratusul-Tales) scheiterte. Heeresgruppe des Genqralfeldmarschalls von Mackensen 2« der Großen Walachei hak sich die Lage nicht geändert. Die Dobrnd scha-Armee »achte Fortschrille und »ah» den Rusten 900 Gefangene ab. Mazedonische Front Au der Struma Palroulllengeplänkel. Der erste Generalquartiermeister. Ludendorff. Bulgarischer Heeresbericht vlb. Sofia, 21. Dezember. (Drahtbericht.) Bericht des Generalstabes. Mazedonische Front: In der Gegend von Bitolia oerejnzel.es feindliches Artilleriefeuer. 3m Lerna- Bogen heftiges Arlilleriefeuer. Ein Angriff des Feindes auf die Höhe östlich des Punktes 1050 wurde durch deutsche Truppen mit tels Sperrfeuer und Handgranaten zurückgewiesen. Oestlich der Lerna lebhaftes Artilleriefeuer. Zu beiden Seiten des Wardar und an der Belasica-Front vereinzeltes Artilleriefeuer des Fein des. An der Struma Artillerietätigkeit und Patrouillengefechte. Feindliche Infanterieableilungen versuchten, sich südlich von Ser res festzusetzen, sie wurden durch Feuer zerstreut. Rumänische F ront: In der Dobrudscha kam es auf der ganzen Front zu Erkundungskämpfen. In der östlichen Walachei nichts Neues. Dle Kampfe in Mazedonien (r.) Wien, 22. Dezember. (Drahtberichl unseres Sonder berichterstatters.) Die .Wiener Allgemeine Zkg." erfährt aus Budapest: Nach Mitteilungen der russischen Presse haben in den letzten Tagen an der mazedonischen Front wieder heftigere Kämpfe stakkgefunden, in denen besonders die serbischen Regi menter Wunder der Tapferkeit vollbracht haben. Die Serben stürm ten gegen die deutsch-bulgarischen Stellungen, ohne Rücksicht auf das furchtbare Maschinengewehrfeuer des Feindes und die schweren Ver luste, die sie während der Kämpfe erlitten haben. Die russischen Blätter geben jedoch selbst zu, daß trotz des Heldenmutes der Serben nur ge- ringe Erfolge erzielt werden konnten. Die Kriegslage <T Berlin, 22. Dezember. (Drahtbericht unserer Ber ti n er S ch r l f t l e i l n n g.) Der gestrige Tag Hot auf unseren Fronten >m Osten und Westen keine bedeutenden Ereignisse gebracht, da das Welter gröhercn Unternehmungen ungünstig gewesen ist. Nur die Artillerie hat bei zeitweise besseren Sichlverhältnissen eine regere Tätig keit entfaltet. Die im Heeresbericht vom 21. Dezember erwähnten Vor stöße nördlich von Arras sind von englischen Truppe» in Stärke von anderthalb Kompanien ausgesührl worden. Die Engländer benutzten dabei Flammenwerfer. Am 22. Dezember hielt das Artilleriefeuer an der Somme bis Mitternacht an, an einzelnen Punkten sogar bis in dis Morgenstunden. Infanterieangriffe erfolgten dagegen nicht. Auch wir haben unsere Artillerictätigkeit erhöht. Wir beschossen vornehmlich UnterkunftSorte des Feindes, wie Bazentia, südwestlich von öaupaume. Besonders gute Wirkung Halle die Beschießung in Mavrepas. Der gestrige Vormillag verlief an der Somme ruhig. Am Nachmittag steigerte sich das Feuer an einzelnen Abschnitten. Dasselbe gilt von den Argonncn, wo französische Patrouillen vergeblich vorstießeu. An der Maas hingegen erhöhte sich das Arlilleriefeuer über das normale Maß hinaus. 3a der Nacht legte der Feind Feuer hinter unsere Linien. Dasselbe Bild ergab sich gestern. Dicht an der Schweizer Grenze, bei Obersept, lebt« das Arlilleriefeuer wieder zeitweise auf. Auch die Fllegerlätigkeil war sehr rege. Den 'urch deutsch« Landwehrkräfi« am Stochod erzielten Ge- läadegewinn, über den die Oberll« Aeeresleitung am 21. berichtete, ver- suchten die Rusten durch den Einsatz einiger Bataillone wieder auszu gleichen. Der Versuch mißglückt« jedoch. Am 21. herrschte lebhaft«« Feuer auf dem Nordleil der Ostfront. Ein Klemer Angriff der Rusten bei Dünadurg scheiterte. An der siebendürgischen Ost front war die Gefechtstätigke» infoloe Schneegestöbers und Regen wetterS nur gering. 3n der Dobrudscha gehl unser Vormarsch, nach dem Nachhuten geworfen wurden, weiter. Aus dem mazedonischen Kriegsschauplatz hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Nur an der Struma kam es zu Palrouillen- gefechken. DaS Welter war am 21. unsichtig und daher die GrfechtS- tätigkeit unbedeutend. An der ilalienische^n Front hat die Artillerietätigkei bei auf klarendem Weller zuoenommLn. Der Papst und die Triedensfeage (r.) München, 22. Dezember. (Eig. Drahtbericht.) Wie die über Vatikan sche Vorgänge gut unterrichtete .Münchener Post' erfährt, wird der Papst am 24. Dezember die üblichen Glückwünsche des Kardinal-Kollegiums zu den Weihnachtsfeierlagen und zum neuen Jahre mit einer Allokution beantworten, in der die Stellung des Heiligen Stuhles zur Fr edcnsfrage in aller Offenheit und ent scheidend dargelegt wird. Wenn darunter gemeint ist, daß Papst Benedikt seinem Schmerze über den Weltkrieg den seiner Seelen stimmung entsprechenden Ausdruck verleihen wird, so ist gegen die Wahr scheinlichkeit dieses Gerüchts nichts einzuwenden. Der Papst hat seit dem Ausbruche der Katastrophe keine Gelegenheit versäumt, die Völker zur Einkehr zu ermahnen und sie zu beschwören, dem Kriege um ihrer Menschenehr willen ein Ende zu tun. Daß er diesmal ein übriges tun und der leidenden Menschheit die nahende Erlösung durch die diplomatische Vermittlung des Heiligen Stuhles «„kündigen würde, ist weder wahrscheinlich noch glaubwürdig. Alle Umstände sprechen dagegen. Wie das Blatt ferner mitteilt, .ist es nicht ausgeschlossen, daß der Papsi seinen moralischen Einfluß ausbieten wird, um einer neutralen Macht die Fest stellung einer Formel zu erleichtern, die in der Folge der Ereignisse den Weg zu einer allen Teilen geziemenden Verständigung ebne. Das kann möglicherweise viel rascher geschehen, als nach dem heutigen Stande der Dinge anzunehmen ist. Das Friedensangebot ist , nicht gescheitert, es hat bloß Hindernisse zu überwinden, die zumeist in psychologische» Motive» ihren Grund haben'. Scheidemann und der Reichskanzler wib. Berlin, 22. Dezember. (Drahtbericht.) Die «Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Neuerdings begegnen wir wiederholten Ver suchen in der Presse, aus Artikeln oder Reden des Abgeordneten Scheidemann eine besondere Vertrauensstellung desselben zum Reichskanzler oder doch wenigstens eine Ideengemeinschaft beider namentlich in bezug auf die Friedensziele herzuleiten. Da bei waltet anscheinend die Absicht vor, den Reichskanzler zu ver anlassen, seine Stellung zu bestimmten Kriegszielforderungcn ein zelner Parteien öffentlich darzulegen. Was jeweilig über die Friedensziele gesagt werden konnte, hat der Reichskanzler in all gemeinen Umrissen öffentlich im Reichstag kundgegeben. Als er sich bei der letzten politischen Aussprache im Hauptausschutz des Reichstages zu programmatischen Darlegungen von Ausschuh mitgliedern über ihre Kriegsziele, insbesondere der Abgeordneten Scheidemann und Groeber, äuherte, betonte er unter aus drücklicher Bezugnahme auf feine Reden in den Vollsitzungen des Reichstages, dah, wenn er zu einzelnen Ausführungen schweige, dies weder als Zustimmung noch als Ablehnung gedeutet werden dürfe. Diese Lage besteht, wie wir ausdrücklich feststellen wollen, auch jetzt fort. 22 000 Tonnen Tagesstrecke im Kreuzerkrieg D Berlin, 22. Dezember. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleltung.) Englische und französische Nachrichten behaupten, unser «U-Boot 46" sei im Golf von Biskaya durch feindliche S e e st r e i tk r ä f k e ver senkt worden. In der einen Meldung ist davon die Rede, dah ein Tauchboot «U 46" versenkt hätte. Die englische Meldung sag) aber, es wäre ein Torpedobootszerstörer gewesen. Wir haben von «U 46" keine Meldung vorliegen, was nach Natur der Sache auch nicht möglich ist. Nach den Anweisungen, die unsere Untersee boote haben, ist es allerdings nicht ausgeschlossen, dah sich «U 46" an der genannten Stelle im Golf von Biskaya befunden haben kann. Bevor wir jedoch keine weitere Nachricht von «U 46" über den Vorfall erhalten oder die Zeit der Rückkehr noch nicht verstrichen ist, haben wir alle Ursache, die feindlichen Meldungen mit den» größten Mißtrauen aufzunehmen; denn mehr als einmal schon glaubte der Feind ein U-Boot vernichtet zu haben, das aber durch geschicktes Manövrieren dem Angriff glücklich entgangen war. Inzwischen sind unsere U-Kreuze» weiter rüstig tätig gewesen, allein in den letzten vierundzwanzig Stunden sind Meldungen über 16 versenkte Schiffe mit einem Rauminhalt von über 22 000 Tonnen eingegangen. Unter den versenkten Schiffen waren 10 feindliche. Englands Kampf gegen die Folgen des KreuzerLrieges "td. Rotterdam, 22. Dezember. sDrahtdericht.) Der .Nieuwe Rotterdamsche Courant' meidet aus London: Der neue Ackerbau minister legte gestern im Unterhause seine Pläne über die Vermeh- runz der Erzeugung von Lebensmitteln dar. Die Be hörden werden ermächtigt, Land zu enteignen, die Landarbeiter sollen gezwungen werden, das Land nach Vorschrift zu bebauen. Der Unter staatssekretär des Handelsamles sagte im Unterhause, daß vom Januar ad eine große Einschränkung des Passagierverkehrs auf den Eisenbahnen notwendig wird.. Die Fahrpreise sollen um 50 Prozent erhöht werden. Nach den «Times' werden infolge, des geringen Kohlen vorrats gewisse Industrien wie Brauereien und Brennereien sehr beschränkte Mengen Kohlen zugewiesen erhalten. Wilson als Vermittler? "tb. Berlin, 22. Dezember. (Drahtbericht.) Amerikanische Zeitungen und das Londoner Preh- bureau veröffentlichen eine Rote, die Präsident WNfon an alle Kriegführenden telegraphierte, um sie zur Be kanntgabe der Bedingungen zu veranlassen, dle den end gültigen Abmachungen über den Frieden oorangehea mühten und an denen die neutralen Staaken oeranl- wörtlich keilzunehmen bereit seien. Der Präsident be tont, sein Schritt sei nicht durch das Friedensangebot der Mittelmächte hervorgerufrn. Er schlage keinen Frieden vor, er biete nicht einmal seine Vermittlung an, sondern er wolle durch den Austausch der Ansichten den Weg für eine Konferenz freimachen. vtb. Washington, 21. Dezember. (Drahtmel dung des Reuterschen Bureaus.) Staatssekretär Lan sing erklärte, Wilsons Note basiere nicht auf den mate riellen Interessen Amerikas, sondern darauf, dah Ame rikas Rechte durch die beiderseitigen Kriegführende« immer mehr in Mitleidenschaft gezogen würden. Ame rika treibe näher an den Ran- des Krieges und müsse deshalb die Absichten der Kriegführenden erfahren, o» seine zukünftige Haltung danach einzurichtea. Weder das deutsche Anerbieten noch dle Rede von Lloyd George seien dabei berücksichtigt. Lansing erklärte weiter, Amerikas Neutralitätspolitik fei unverändert geblieben. * ' * ?.k. Die Note des Präsidenten Wilson kommt nach den Nachrichten, die von offiziöser Seite in der letzten Zeit auS Ame rika verbreitet wurden, einigermahen überraschend. Dah der Präsident trotz seiner gegenteiligen Beteuerung zu seinem Schritt mittelbar durch unser Friedensangebot veraniaht wurde, steht wohl außer Zweifel. Wenn man die bisher durchaus england- freundlicye Haltung Wilsons in Betracht zieht, kann man sich so gar des Gedankens nicht erwehren, dah er durch seinen Vorschlag, dah alle Kriegführenden ihre Friedensbedincungen bekanntgeben sollen, den Ententeregierungen aus der schwierigen Lage, in die unsere Note sie versetzt hat, so gut es geht, heraushelfen will. Lansing begründet den Wilsonschen Vorschlag vom rein ame rikanischen Standpunkt aus: mit der Gefährdung amerikanischer Interessen durch die beiden kriegführenden Gruppen, womit deut lich auf unseren Kreuzerkrieg einerseits und die englischen Schwarzen Listen und Posträubereien anderseits angespielt wird. Wenn er in diesem Zusammenhang sagt, dah Amerika infolge der Gefahr, selbst in den Krieg verwickelt zu werden, die Absichten der Kriegführenden erfahren müsse, um seine eigene Haltung da nach einzurichken, so klingt das fast wie die Drohung mit einer Intervention Amerikas, von der wir gewiß keinen Anlah haben, uns besonders Gutes zu versprechen. Wie dem aber auch sei, die Note des amerikanischen Präsi denten in diesem Augenblick beweist, dah durch unseren Friedens vorschlag das Rad ins Rollen gebracht worden ist. Aber noch sind die Friedensziele, wie sie für die englische Regierung am Dienstag Lloyd George wieder kennzeichnete, von denen, die wir fordern müssen, sehr weit entfernt, und die Hoffnung, dah auf einer Konferenz, an der auch die Neutralen ausgleichend teilnehmen können, die Gegensätze so gemildert werden, dah daraus der Friede entstehen kann, ist verschwindend klein. Wir können uns deshalb von einer Festlegung auf bestimmte Bedingungen, ehe man eine Konferenz beschickt, außerordentlich wenig versprechen und müssen unserseits aus der Meinung bestehen bleiben, dah der beste Weg zum Frieden der Vorschlag unserer Regierung ist: dah im Vertrauen auf unseren Friedenswillen unsere Feinde bereit sind, eine Konferenz zu beschicken. Wilson hat durch seine bisherige Haltung die welthistorische Rolle, die er als Friedensbringer, als Arbiter muoäi, hätte spielen können, sich außerordentlich erschwert, vielleicht sogar verscherzt, und einer Friedenskonferenz unter seinem Vorsitz würden wir nicht gerade mit Freude entgegensehen. Trotzdem soll uns auch seine Hilfe willkommen sein, wenn er wirklich einen Weg gehen will, der den Frieden bringt. Wir haben deshalb das Vertrauen zu unserer Regierung, daß sie sachlich wie immer auch die Wil sonschen Vorschläge prüfen wird, wenn wir auch nach dem, was Reuter bisher darüber gemeldet hat, wenig Hoffnung baden, dah sie zum Ziele führen. So sehen wir der Entwicklung des Konferenzgedankens mit Ruhe entgegen, ohne uns übertriebenen Erwartungen hlnzugeben. Die Stellung Deutschlands bleibt so, wie sic der Kanzler am 12. Dezember in feierlicher Form kundgegeben hat. Unsere Re gierung hat den Schritt gewagt, den «Makel der Friedensbereit schaft" auf sich zu nehmen und das erste Wort gesprochen. An den anderen ist es nun, zu erklären, ob sie die liefe Friedenssehn sucht, die durch die ganze Welt geht (und dafür ist WilsonS Note ein neuer Beweis), erfüllen wollen: und wer dazu hilft, die Regierungen der Entente zu diesem Willen zu bringen, soll von uns als Vermittler gewiß nicht abgelehnt werden. * vtik. Berlin, 22 Dezember. (Drahtbericht.) Der amerikanische Botschafter Gerard traf mit seiner Frau gestern abend von seinem Urlaub wieder in Berlin ein. Wie er zu ihn bewillkommenden Freunden äußerte, Kat er eine sehr gute Ueberfahrk gehabt.