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«eelagsor! D«»d«». Lnrelgenpttll«: di« IlpalUge rr mm brelt« Zell« I Pigj llle FomUIenon,e!g«» S PI» 8»« Platzwlln,che kinne« wti Kia« SewL-i l«!fte«. «rschelnt I mal «lNhenlNch. vlonalüche« Bezugsp«!« durch Trüge» elnschl. «0 Psg. d»». tzg Psg, Trügerlohn 1.70; durch dl« Post 1.70 «Ia>chli«bllch Postllberweliungogebllhr. »uzllgllch »S Plg. Post-Bestellgeld. Wazrlnumm«« 10 Psg., dl« Sonnabend«. Sonntag» »ich Festla-numm« v) Ps» »» Nummerll» —38. Jahr« SachMe Volfssertung SchrlsNeltnng: Dieoden-«., Polierst,. 17, Fer»»»t 70711 »stlVU T-ichüstestell«, Druck und Verlag: Termaala Buchdruck»«! und Verlag Ld. and T. Winkel, PoNerstrast« 17, Fernruf 71017, Postlcheckr Nr. 107», vanl: Etadtbanl vreede» Nr. M7«7 Dienstag, 12. Mai 1938 Zm Fall« vo» höherer Tewall, Berbol, eliUretenvr, Beiriede» störungen hat der Bezieher oder werbungireibend« lein« kl» lprüch«, fall» di« Zeitung in brlchrSnktein Umlang«, aerl-tllet »der nicht «rlcheint. — Ersllllungsorl Dreede». — — — », Genfer Raisiagung ohne LnWeidnng Keine Beschlüsse üder die Annerion Adessiniens dnrch Zialien zu erwarte» Vertagung der Abessinienfrage auf Juni Auch die Restlocarnomächte hallen nur eine formale Sitzung ab Genf, 11. Mal. Nach den Besprechungen, die der englische Nutzen mlnist er am Sonntag und heute vormittag mit den verschiedenen Diplomaten gesilhrt, gilt es als wahrscheinlich, datz der Völkerbundsrat in seiner gegenwärtigen Sitzung keine Beschlüsse Uber Abessinien fassen wird. Die Frage wird heute nachmittag in nichtöffent licher Sitzung geprüft und wahrscheinlich auf die in Aus sicht genommene autzerordentliche Ratstagung, die am 14. Juni beginnen soll, vertagt werden. Paris. 11. Mai. Obwohl das geschichtliche Ereignis der Einverleibung Abessiniens durch Italien schon 21 Stunden alt ist, und obwohl am Montag in Genf der Völberbundsrat zur Be handlung der abessinischen Frage Zusammentritt, sucht man in der französischen Presse vergeblich nach einer Stellungnahme des amtlichen Frankreichs Diese scheint einstweilen nur in dem Bestreben zum Ausdruck zu kommen, die afrikanische Angele genheit möglichst um vier Wochen vertagt zu sehen. Die Tat sache, daß Frankreich in diesen entscheidenden Wochen praktisch nur über eine geschäftsfiihrende Regierung verfügt und sich auf eine Linksregierung vorbereitet, gibt für die Taktik des Zcit- gewinncnwollens die natürlichste Begründung. Da offensichtlick) jedes Lcitwort fehlt, verzichten die grossen Informationsblätter fast ganz auf Betrachtungen über die et waige Entwicklung der abessinischen Frage und geben höchstens Ihren Genfer Berichterstattern das Wort. Diese sagen übereinstimmend nicht nur eine Vertagung der abessinischen, sondern auch der Nheinfrage voraus. Die Nestlocarnomächte, so melden sie. würden nur eine förmliche Sitzung abhalten und die eigentlichen Ver handlungen solange verschieben, bis die Antwort Berlins auf den englischen Fragebogen vorliege. London wartet die Genfer Besprechung ab London, 11. Mai. Offizielle Kreise In London haben sich, w>e der diplomatische Reuterkorrespondent schreibt, bisher zu der An kündigung Mussolinis nicht gcäutzert Die Ansicht 'n London sei die, datz die Behandlung der Abessinienfrage nach wie vor In den fänden des Völkerbundes liege und datz alle Entschei dungen über eine Anerkennung oder Nichtanerkennung der ita lienischen Besitzergreifung kollektiv vom Völkerbund getroffen werden mützten. Grotzbriiannien werde in dieser Angelegenheit keine selbständigen Schritte unternehmen. London warte auf das Ergebnis der Besprechungen darüber In Genf. An offizieller Stelle In London konnte die Meldung nicht ^bestätigt werden, datz der britische Gesandte In Addis Abeba 'von den italienischen Behörden unterrichtet worden sei, die dort weilenden Diplomaten seien bei einer Regierung beglaubigt, die nicht weiterbcstehe Die diplomatischen Vertreter könnten des halb nur als Ausländer angesehen werden, die man mit Re spekt behandele. Vor Aussprachen und Anfragen in London London, 11. Mai. Eine K a b I n c t t s be r a t u ng, -le am Montagvor- mittag in Downingstreet siaiifand, beschäftigte sich auch mit der Proklamation des Königs von Italien zum Kaiser von Abessinien. Bei den kleinen Parlamcntsanfragen wird die Regierung am Montagnachmitiaa hauptsächlich solche, die im Zusammen hang mit der italienischen Besitzergreifung Abessiniens stellen, zu erledigen haben. Aus dem Lager der Konservativen wird di« Forderung für die sofortige Einstellung der Sanktionen gegen Italien erhoben werden. — Der politische Korrespondent der ..Mnrning-Post" glaubt, datz sich die Regierung eine schwere Kritik der sanktionsfeindlicklen Konservativen wird gefallen las sen müssen, wenn, wie nicht zu erwarten sei. bei del Ratstagung von britischer Seite keine Schritte ergrisfen werden, um die Sühnematznahmen einzustcllen. Im House of Lords wird am Dienstag eine Aussprack>e iil>er die notwendig gewordene Revision des kollektiven Sicher heitssystems stattfinden, wobei als erster Redner Lord Cecil für die Opposition und Lord Halifax für die Regierung spreckwn worden Am Donnerstag wird eine iveitere autzenpolitisck>e Aussprackw im Olwrhaus stattsinden, die sich mit der Reform des Völkerbundes besck)äftlgcn wird. Mit diesem Berfahren ist auch der italienische De legierte Baron Aloisi einverstanden, der am Sonntag eine Unterredung mit dem Generalsekretär des Böl kerb un des hatte. Hinsichtlich der Locarno frage Ist lediglich eine formale Sitzung der sogenannten Restlocar - nomächte beabsichtigt, in der Eden Mitteilen wird, datz noch keine deutsche Antwort auf den engli schen Fragebogen vorliege. Man rechnet unter diesen Umständen damit, datz die Ratstagung am Mittwoch abgeschlossen wird. Nach einer Mitteilung der „Moruing-Post" wird die Regie rung im Unterhaus aufgefordert werden, die Einstelluno Grotz- britanniens zu -en Problemen, die sich durch die Erklärungen Mussolinis und die Besitzergreifung Abessiniens für Grotzbriian nien crgelwn, zu nennen. Wachsende Stimmung für Fortsetzung der Sanktionen London, tt. Mai. Der „Daily Telegraph" hat den Eindruck, datz die vor läufigen Besprechungen, die übers Wochenende in Genf stattsanden, ein, merkliche Versteisnng zugunsten der Fortsctzunc der Sanktionen gegen Italien gezeigt hätten. Der Genfer Berichterstatter des „Daily Telegraph" meldet, datz sich bereits elf Staaten zugunsten der Fortsekuna der Sank tionen ausgesprochen Höllen. Dazu gehören die Staaten der Kleinen Entente und der Balkanentente sowie die sogenannten neutralen Staaten Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, Spanien und die Schweiz. Man halte es für wahrscheinlich, datz Baron Aloisi gegen die Anwesenheit eines abessinischen Vertreters nm Rllslisch Einspruch erheben werde, weil Abessinien nicht länger als un abhängiges Land bestehe Es werde angenommen, datz der Ver treter von Dänemark. Munch, darauf die Erktärnna abgeben werde, datz nach Ansicht der nordischen Staaten Abessinien als ein Mitglied des Völkerbundes betrachtet werde, das seine eigenen Rechte habe. Der Reutcrberichterstatter in Genf glaubt, datz in gewissen Kreisen der französischen Sozialisten eine Erledianng der abes sinischen Frage gewünscht werde, ebe sic das Regicrungsamt übernehmen Der Wunsch aber, die Frage zu vertagen, sei an dererseits so stark, datz mit einer Erledigung auf der gegen wärtigen Ratstagung nicht zn rechnen sei. Verschiedene englisck)« Morgenblätter, darunter der „Daily Telegraph", melden aus Paris, datz Frankreich sich ebenfalls für die vorläufige Fortsetzung der Sanktionen aussprechen und Grotzbriiannien in dieser Hinsicht jede Unterstützung gewähren werde. Die französisch« Regierung sei In höchstem Matze unzu frieden über die Erklärung Mussolinis, datz Italien von Abes sinien Besitz ergrisfen habe. Paris, 11. Mai. Wie Havas aus Genf meldet, macht man dort in Bölkerbuudskreisen gellend, datz. vom Gesichtspunkt der Tatsackx'N wie vom Standpunkt des internationalen Rechts aus betrachtet Abessinien immer noch das Recht halw. im Völker- bundsrat vertreten cu sein, denn die Rechtslage könne nicht durch einen „einseitigen Beschlutz" a-geändert werden. Man >nack>e in den gleichen Kreisen in diesem Zusammen hang« darauf aufmerksam, datz auch während des Weltkrieges das fast völlig von deutschen Trupiwn besetzte Belgien ebenso wie das vollständig besetzte Serbien niemals aufgehört hätten, international rechtlickw Existenz zuerkannt zu erhalten und im Ausland« diplomatisch vertreten zu sein. Man erwarte demnach in Genf, datz eine der Handlungen -es Bölkerbundsrates darin bestehen werde, die von der Römer regierung geschaffene Lage nicht als vollendete Tatsackze anzu erkennen. sondern im Gegenteil die rechtlichen Beziehungen zwischen dem Völkerbund einerseits und der abessinischen Re gierung andererseits aufrecht zu erhalten. Hieraus gebe hervor, datz die Vermutungen über eine baldig bevorstel)ende Aufl)ebung der Sanktionen ivenig Berechtigung hätten. Rom, 11. Mai. Dis Agenzia Stefan! teilt mit: „Die Trupt»en -cs Generals Graziani sind in Har rar singezogen und haben den Plündereien, die dort drei Tag« lang andauerten, ein Ende gemacht. Die Truppen lwsetzten die öffentlichen Gebäude und sicherten die Konsulate der fremden Mächte. Unser« Abteilungen marschieren gegen Diredau«.* „Kaiser von Aethiopien" Seit Sonnabend abend befindet sich das italienische Volk in einem wahren Freudentaumel, nachdem der Duce vom nunmehr schon historisch gewordenen Balkon des Palazzo Venezia die vollständige Annexion Abessiniens verkündete und zugleich mitteilte, das; König Viktor Emanuel fortan den stolzen Titel „Kaiser von Aethiopien" führen werde. Damit ist abermals ein neues Kapitel der europäischen Geschichte, ja vielleicht sogar der Welt begonnen worden. Der Traum vom Imperium Roman um, das ideale Zukunftsbild des Faschismus, längst ehe er zum Marsch auf Nom antrat, ist damit seiner Verwirklichung wesent lich näher gerückt. Mussolini hat mit der ihm eigenen scharfen Formulierung, datz jetzt eine Bresche in die Zukunft geschlagen sei, den Nagel auf den Kopf ge troffen. (Die Rede, mit der Mussolini die Kaiserproklama tion und Annexion Abessiniens verkündete, veröffentlichen lvir auf Seite 5.) Der Jubel, der über die ganze Apennin-Halbinsel jetzt hallt und sich in echt südländischer We'se in nicht endenwollenden Ovationen für den Duce und das Herr scherhaus Lust macht, ist vom Standpunkt Italiens aus gesehen, verständlich und wohl auch berechtigt. Man mag auf Seiten derer, die diesen Abschluss des militärischen Unternehmens weder vorausgeahnt noch gar gewünscht baden, spöttisch ins Treffen führen, datz bei der militäri schen Ueberlcgenheit Italiens oegenüber den schlecht be waffneten, schlecht geführten und noch schlechter beratenen abessinischen .Heerhaufen nickt io überschwänglich gefeiert zu werden verdiene, die Tatsacke bleibt doch unbestritten bestehen, datz es Marschall Badoglio gelungen ist. in einem förmlichen Araonauienzug seine Truppen durch Wüste neien und Gebirgspässe bis in das Herz Abessiniens nach Addis Abeba zu bringen und damit die Entscheidung her beizuführen. Es mag sein, das; frühere Kolonialuntcr- nebmungen mit weniger Aufwand von Materialien ge- wissermatzcn heroischer durckaeführt worden sind, aber in diesen Fällen war die unsichtbare Gegnerschaft niemals so stark wie im Falle des italienisch-abessinischen Kon flikts. Das Land, das früher sich anschickte, afrikanischen Baden in Besitz zu nehmen und der Zivilisation zu er schliessen, kannte wenigstens auf die vallen Hilfskräfte der Heimat, rechnen und brauchte nicht zu fürchten, datz das Ausland versuchen würde, diese Quellen zum Ver sionen zu bringen. Dieser Versuch aber ist Iiallen gegen über unternommen worden. Ein halbes Hundert Staaten hat in Genf den Sanktionen zugcstiinmt, durch die man hasste, Nam auf die Knie zu zwingen. Dieser Versuch ist mitzglückt. Das ist das weitere Aktivum, das das italienische Valk uneingeschränkt für sich verbuchen kann. Der Opfersinn der breiten Massen hat in der geschichtlichen Stunde, da der Duce vor rund einem halben Jahr seinen Appell an die Nalian erlietz, sich die ganzen Manate hindurch bewährt, ja sogar die Spannkraft nach erhöht. Wenn dieses Valk jetzr dem neuen Kaiser zujubelt, sa weiss Viktar Emanuel, datz er diese Ehrung der Disziplin seiner Untertanen, dem Lieges willen seiner Truppen und dem politischen Weitblick seines Ministerpräsidenten verdankt. In Deutschland hat man leidenschaftslos und unparteiisch diesem Wafsengang zwischen Nam und Addis Abeba zugesehen. In Landon und Paris jedoch ist man über den so unerwarteten Ausgang und den vorläufigen Abschluss des abessinischen Unternehmens besorgt, wenn nicht bestürzt. Es mutet fast wie eine Ironie an, datz ausgerechnet Frankreich am gleichen Abend der Prokla mation des Kaiserreiches auf diplomatischem Wege Vor behalte gegen diesen Schritt unternehmen lietz. Frank reich war cs bekanntlich, das sich van Anfang an dem Drängen Edens auf Verschärfung der Sanktionen wider setzte und Klipp und klar erklärte, datz es keinesfalls geneigt sei, irgend etwas zu unternehmen, das die drohende Kriegsgefahr noch verschärfe. In Landon aber ist man sich klar darüber, datz der neue Grenznachbar Aegyptens und des Sudans unter Umständen sehr unbe quem werden kann. Die Befürchtung, datz eines Tages zwischen Libyen und dem neuen Kaiserreich Aethiopien zwangsläufig eine Verbindung hergestellt werden könnte, ist verständlich. Das abessinische Unternehmen ist beendet, aber mit der Schaffung der neuen Kronkolonie Aethio pien beginnt vielleicht ein Zeitabschnitt, der politische und geographische Strukturveränderungen von allergrötzter Tragweite mit sich bringen wird. Auch Paris rechnet mit Vertagung in Gens Roch keine amtliche französische Stellungnahme zur Slnverlelbuna Abessiniens durch Zlallen -j i Z