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,» I3t, 12. Juni IS12. Nichtamtlicher Teil. flüssige Einrichtung sei. Die Herbstversammlung hat unge meines Interesse gesunden in allen Kreisen des Buchhandels; ich bin überzeugt, daß dieses Interesse von Jahr zu Jahr wachsen wird und daß wir diese Einrichtung unter keinen Umständen werden fallen lassen können. Diese freie Aus sprache der Vertreter aller Zweige des Buchhandels ist un bedingt notwendig. Sie müssen berücksichtigen, daß wir in der Herbstversammlung ganz anders verhandeln können, als hier in Leipzig. Das Leipziger Programm ist überlastet, wir haben die ganze Tagesordnung des Börsenvereins, haben die un mittelbar notwendigsten Sachen zu verhandeln, sitzen hier von 3 bis, je nachdem, 9 oder ll Uhr, wissen alle, daß wir in den letzten Stunden kaum noch die nötige Spannkraft haben und unter Umständen Beschlüsse fassen, die wir nachher bedauern; ich erinnere an die Paragraphen der Verkaufsordnung und Verkehrsordnung, die wir teilweise in Bausch und Bogen an genommen haben, weil uns in der vorgerückten Stunde die Augen zugefallen sind. Auf der anderen Seite fällt die Herbstversammlung in eine ruhige, geschäftsstille Zeit, wo wir den Sommer mit geringerer Arbeit und die Urlaubserholung hinter uns haben. Wir haben viel mehr Zeit und Kraft, dort Dinge in Angriff zu nehmen, die nicht unmittelbar brennend sind, die wir aber vorbereiten können, bei denen wir verhindern können, daß sie zu brennenden Fragen werden, die den Buch handel und das Sortiment schädigen. Aus diesen Gründen glaube ich annehmen zu dürfen, daß Sie alle mit uns der Meinung sind, daß die Herbstversammlung sich als durchaus notwendig für den ganzen Buchhandel erwiesen hat. Wir sparen auch sehr viel Zeit durch die Herbstversammlung. Was wir im Herbst als Wünsche des Buchhandels hinstellen, das können der Börsenvereinsvorstand und die Kreisvereine oft schon in der nächsten Ostermesse erledigen; ohne Herbstver sammlung ist eine Erledigung erst ein volles Jahr später möglich. Wenn wir jetzt den Beitrag von 2 ^ auf 3 ^ zu erhöhen Vorschlägen, so sind mir bei vielfachen Rücksprachen mit Ver tretern der Orts- und Kreisvereine Einwendungen der ver schiedensten Art gemacht worden. Die einen sagten: die kleinen Vereine dürfen nicht über Gebühr belastet werden, die großen können die Kosten tragen. Die großen haben gesagt: wir be zahlen schon so viel zu den Kosten des Verbandes, die kleineren müssen mehr herangezogen werden. Meine Herren, beide An schauungen sind nicht richtig. Wir haben eine Kopfsteuer, also ist es gleichgültig, ob jemand einem kleinen oder einem großen Verein angehört, er zahlt pro Kopf 2 resp. 3 .M. Und berück sichtigen Sie eins, daß z. B. die kleinen Vereine mit wenigen Mitgliedern, die weit von Leipzig entfernt sitzen, etwa der ost- und westpreußische oder der elsaß-lothringische, und die einen verhältnismäßig geringen Beitrag zahlen, oft eine größere Summe, als sie gezahlt haben, an Diäten und Reisespesen zurückerhalten, so daß wir ihnen eine direkte Zubuße leisten müssen, die dann die großen Vereine zu zahle» haben. Es ist selbstverständlich daraus den kleinen Vereinen kein Vorwurf zu machen, aber die Sache liegt so, daß wir nicht zweierlei Mitglieder schaffen können. Die großen Vereine, die jetzt schon einen erheblichen Beitrag bezahlen, sind insofern einigermaßen im Recht, wenn sie sagen, daß sie die größte Beisteuer zu den Kosten des Verbands tragen. Der Verbandsvorstand wäre deshalb unter Umständen damit einverstanden, daß wir eine Höchstsumme festsetzen, bis zu der die Beiträge überhaupt gehen können, etwa 500 ./k, so daß also Vereine, deren Bei träge über 800 hinauswachsen, bei dieser Summe stehen bleiben würden, vorausgesetzt, daß Sie die Beiträge aus 3 pro Kopf erhöhen. Der letzte Einwand ist der, daß drei Vereine: Berlin, Leipzig und Österreich-Ungarn, einen Pauschalbetrag zahlen, der unter der Kopfsteuer der Mitglieder bleibt. Meine Herren, berücksichtigen Sie, daß dieser Pauschalbetrag aus alten Ver trägen beruht. Als der Verband begründet wurde, waren die Leipziger, Berliner und Österreicher unsichere Kantonisten; die Leute, die den Verband gründeten, waren heilfroh, daß sie die drei großen Vereine überhaupt unter einen Hut brachten. Diese alten Verträge können wir nicht kurzerhand verschwin den lassen. Sie haben gesehen, daß wir uns bemüht haben, Leipzig und Berlin zu höheren Beiträgen heranzuziehen, das ist uns geglückt. Österreich nimmt leider noch eine Ausnahme stellung ein, aber wir hoffen, daß wir auch mit diesem Vereine dahin kommen werden, daß er einen seiner Größe und Würde entsprechenden Beitrag zu den Kosten des Verbandes zahlt, und wir glauben sicher, daß wir keine Fehlbitte tun, wenn wir an die Herren herantreten. Wir bitten Sie also, lehnen Sie den Antrag nicht ab. Er ist nicht gestellt, um uns Schätze zuzuführen, oder für un nötige Ausgaben die Mittel zu beschaffen, er ist aus dem Zwange der Notwendigkeit gestellt, für die Arbeiten des Ver bands die erforderlichen Mittel zu haben. Sagen Sie nicht, daß Ihre Mitglieder die Beiträge nicht aufbringen können, denken Sie an unsere Gehilfen: die zahlen sür den Hilfsverein heute schon li> ^k, und dieser Betrag soll auf 24 erhöht wer den. Bedenken Sie, ein Gehilfe mit 125 Monatsgehalt bringt 24 für seine Vereinigung auf! Es wird doch keiner der Herren sagen wollen, daß er für die Arbeit, die der Ver band Jahr für Jahr leisten muß, nicht den geringen Beitrag von 3 .ll ausbringen könne. Nehmen Sie deshalb, bitte, einstimmig unseren Antrag an, daß der Jahresbeitrag auf 3 ^kl erhöht werde. Herr Rudolf Hargens, Braunschweig: So sehr ich anerkenne, daß die Kasse des Vorstandes der Kreis- und Ortsvereine bedeutend in Anspruch genommen wird, so tut cs mir doch leid, zum Ausdruck bringen zu müssen, daß der Verband Hannover-Braunschweig in seiner Haupt versammlung beschlossen hat, einen höheren Beitrag nicht zu bewilligen, weil es ihm nach reiflicher Überlegung absolut un- möglich erscheint, seinen Mitgliedern noch höhere Lasten aufzu bürden. Wir haben in unserem Verband nach allen Richtun gen gespart, wir wissen wirklich nicht, wie wir auskommen sollen, auch haben wir die Schwierigkeit bereits erfahren, bei unseren Mitgliedern eine Beitragserhöhung durchzusetzen. Unser Verband muß es daher leider ablehnen, den höheren Beitrag zu bewilligen, und wir können nur dringend befür worten, die größeren Verbände noch mehr, als es bereits in Aussicht genommen ist, zu den Zuschüssen heranzuziehen. Herr Albert Diederich, Pirna: Ich habe sür das Königreich Sachsen zu erklären, daß unser Verband aus alle Fälle die Erhöhung des Beitrags ab lehnt. Sie wollen nicht alle Vereine über den gleichen Kamm scheren; wir können es aber nicht billig finden, daß die großen Vereine einen so viel geringeren Beitrag zahlen. Berlin zahlt bei seinen 410 Mitgliedern 450 also ungefähr 1 pro Kopf, Leipzig mit 43g Mitgliedern 500 .F, auch nicht viel über 1 ^k, Österreich mit einem Jahresbeitrag von 100 ./k zahlt ungefähr 30 H für das Mitglied. Das sind ungesunde Zustände, und wir können uns nicht bereit erklären, diese un gesunden Zustände noch ungesunder werden zu lassen. Was ist das, wenn Sachsen mit 150 Mitgliedern für die Zukunft 450 ./k beitragen soll, also genau so viel, wie Berlin jetzt zahlt? Berlin hat aber dafür 17 Delegierte zu senden, Sachsen 6! Zu der außerordentlichen Hauptversammlung schickt Sachsen 2 Delegierte, Berlin 5, nach den Satzungen zahlt es aber denselben Beitrag. Da können wir nicht mitmachen. Wenn Sie für alle Vereine gleiche Rechte und gleiche Pflichten schaffen, dann sind wir bereit, wenn es nötig ist, unsererseits »31»