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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.06.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160628019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-28
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
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lammen 5,2 Milliarden als jährliches Erfordernis nach dem Kriege berechnet. Diese Rechnung war auf die Annahme, daß der Krieg ,m Mat oder Juni dieses wahres sein Ende finden werd«, ge- gründet. Der württcmbergische Abgeordnete Lleschtng hat »n diesen Tagen eine Schätzung zum besten Legeben, wonach bet einer Dauer des Krieges von wenig über 2K Jahren 60 Milliarden Kriegsschuld einen jährlichen Aufwand für «Verzinsung und Tilgung von 4,8 Milliarden bedingen würden, wozu 2,2 Milliarden Leistungen des Reiches an Kriegsbeschädigte, Hinterbliebene usw. kämen, zusammen also 7 Milliarden Mark. Es ist zweifellos, dah, wie die Dinge heute liegen, letztere Rechnung der Wirklichkeit näher kommt. Auch von solchen 7 Milliarden jährlich im Frieden auf Rechnung des Krieges schlägt sich aber ein nicht unerheblicher Teil in Einkommen, wie weiterhin in Rücklagen nieder. Immer hin bedeutet diese Erhöhung der Steuerlast eine weitere Herab setzung der Ersparnisquote. So ist es gar nicht aus geschlossen, vielmehr wahrscheinlich, daß man im ersten Jahrzehnt nach dem Kriege mit keinem höheren Wertzuwachs des deutschen DolkSvermögcns als etwa 5 Milliarden jährlich gegenüber den 10 Milliarden in den letzten 3 Jahren vor dem Kriege zu rechnen haben wird. Auch dann würden die Spuren, die ein etwas über zweijähriger Krieg im Volksvermögen hinterlassen würde, in un gefähr 5—6 Jahren getilgt sein, so daß man 1922 oder 1923 ungefähr dort stünde, wo man Ende 1913 gestanden hat. Für den einzelnen, hoch und niedrig, arm und reich, werden die Folgen des Krieges aber vor allem in der Last neuer Steuern bemerkbar sein, die sich bei 7 Milliarden mit 100 Mark pro Kopf berechnet. Vor dem Kriege ist die Gesamtfieuerlast des Deutschen für Rechnung von Reich, Staat und Gemeinden rund 70 Mark pro Kopf gewesen. Die Steuerlast infolge des Krieges wird also er heblich verstärkt werden. Bei Len deutschen Truppen vor Luzk ll. Heeresgruppe Llnsinge», 22. Juni. (Kd.) Die Russen wittern Pulver. Eie sind zwar hinter Hügeln und Gräben versteckt, aber Unruhe, Erwartung lagert, fast sichtbar, über ihren Stellungen. Der Krieg hat seine eigene Sprache, seine Wortkunst und dichterische Gestaltung. Er bedient sich der Kehllaute der Geschütze. In einer Zeit gelangweilten Stellungskrieges machten sich die Geschosse nur zu vorgeschricdenen Stunden ihre kurzen Lustbesuche. Ls sind Förm lichkeiten ohne innere Anteilnahme. Bei mehr oder minder begründeter Gereiztheit hat die Aussprache etwas Zänkisches an sich, man freut sich, unangenehme Ueberraschungcn bereiten zu können, und hat gerne das letzte Wort. Artet die Unfreundlichkeit gar in einen Angriff aus, dann läßt die Raserei der Tod und Teufel kündenden Schimpfwort« keinen Sinn mehr erkennen. Ist der Feind in nervöser Spannung, kann er sich selten beherrschen. Dann möchte er gerne durch eine lebhafte Beunruhi gung die eigene Besorgnis verbergen, er droht mit seinen Eisenfäusten nach allen Richtungen. Seine Geschosse sind wie grotze Stielaugen, die in der Luft Herumsuchen und schauen, was vor sich geht. Ihre hilflose Reugier hat etwas Belustigendes. Die Russen trauen dem Morgen nicht. Dom frühen Morgen ab bellen ihre Geschütze wie aufgescheuchte Hofhunde. Unweit des kleinen Bauernhauses, in dem der Divisionsstab die letzten Vorbereitungen des Tages trifft, schlagen wiederholt Granaten ein. Es ist eine menschenleere Stelle mitten im Felde. Weih der Himmei, was der russische Beobachtungsoffizier an ihr Berabscheuungsrvürdigeä findet, daß er eigensinnig eine Geschohlage nach der anderen auf sie niedergehen lätzt. Im Sande entstehen Kuchenformen in riesenhaften Ausmatzen, und man freut sich seines Irrtums und Spieles. Bon 8 Uhr ab läutet das Erz unserer Geschütze zum Sturm. Das Scherenfernrohr saugt das Gc- fechtsbild in unsere Nähe. Wir sehen die auf den russischen Linien aus gereihten Hellen Häuflein, hinter denen die Russen hocken. Der Tod tanzt um die selbstgegrabencn Gräber und holt sich die Seelen heraus. -And während die im Feuer gefesselten Wichtlein mit ihm hadern und handeln, kriechen graue Gestalten vor ihre Erdhäuschen. Unser Blick .folgt ihnen pochenden Herzens. Die Annäherung unserer Sturmtruppen wird bemerkt. Das bringt den halbbcläubten Feind wieder zu sich. Infanteriefener brodelt wie kochendes Fett. Es wird von den deutschen Musketieren ausgenommen und nach und nach erstickt. Vereinzelt gurgelt noch ein feindliches Maschinengewehr wie ein letztes Röcheln. Eine frohe Kunde geht von Mund zu Mund: die Unsrigen sind in den russischen Gräben. Der Sturm treibt das schwere Gewittergewölk des Kampfes in weite Ferne. Cs entlädt sich über einer Hügelkuppe, um die sich die rückwärtigen Linien des Gegners schlingen. Unsere Kanoniere senden Blitz und Donner wie die Herrgötter. Die Erdschollen dampfen und rauchen, als breche der Feuerlelb der Erd« entzwei. Man mutz es der .Eisernen Division', der gegenüberliegenden russischen Elitctruppe, lassen, sie ist dickleibig. Sie leistete bis zuletzt hartnäckigen Widerstand. Aber auch ihr eisernes Herz zerbarst schließlich unter dein stählernen Willen unserer Musketiere. Was bleibt der Be satzung der vordersten russischen Linie auch anderes übrig, als der Selbst erhaltungstrieb der Tapferkeit? Dor ihnen und hinter ihnen lauern drohend die Maschinengewehre. DaS Schicksal schleudert die pulvergeladenen Würfel. Die letzte Lebens hoffnung des einzelnen ist, dah der geschwungene Becher sie nicht gerade in sein Erdloch rollt. Und mancher von denen, der tot oder verwundet schien, als die erste Sturzwelle unserer Infanterie über den russischen Graben hinwcgging, erwacht nachdem wieder zu fröhlichem Leben. Die Mehrzahl aber hat der launische Würfel sich ausgesucht. Die Musketiere sind über die Kuppe hinweg. Das Zaubcrauge deS Scherenfernrohrs hat jeden einzelnen auf seinem schweren Wege be gleitet. Der Kampfiärm war abgeklungen, schwillt aber mit einem Male wieder an. Alle Pulvcrgeistcr werden lebendig. Uebcr die Höhe be wegen sich rückwärts schwarze Gestalten. Was bedeutet daS? Der Fern sprecher rasselt. Bon allen Beobachtungsstellen wenden sich ihnen die Glasaugen zu. Sind es russische Gefangene oder Ilederläufer? Oder sind cs die Unsrigen? Haden sie sich etwas zurückgezogen, um eine schwierige Steilung durch Umgebung zu bezwingen? Oder sind sie zurück geschlagen? DaS kann doch nicht sein! Es sind spannungsvolle Minuten. Unser Blick hängt an den kleinen, rätselhaften Pünktchen. Jetzt stehen sie. Der Draht meldet «inen starken Gegenangriff der russischen Reserven. Kein Zweifel, unser« Sturmtrupp«» Haven sich etwas zurück gezogen und hinter der Höhe aufgebaut, um die Angreifer in günstigerer Stellung zu empfangen. Nun laufen diese in die Dornenhecke der spitzen Geschosse. Der prasselnd« Hagelschlag klingt zu uns herüber. Feindliche Schrapnellwölkchen sam meln sich wie wutgeballtc Fäuste über unseren Schützen. Es stört sie ntctrt. Das Feuer erlischt immer mehr. Die käserkleinen Schalten sind wieder über die Höhe hinweg. Der feindliche Gegenangriff ist blutig zusammen- gebrochen, der Gegner völlig erschöpft. Mein Weg führt durch das Dorf, von de», unser Insanterieangrlss ausging. Hier lagern bei fröhlichem Geplauder die Reserven. Ein Teil der Häuser steht in Flammen. Der Wind faucht in di« feuertolle Glut. Der Brand hat zahllose Bienenschwärme aufgestvdert. Sie fasten in dichten Scharen über die Menschen her. Im Dorfwethrr locken die Frösch« in lautem Streit ihre Liebchen. Ein verstörter alter Mann kommt von den brennenden Gehöften her. Der rote Hahn hüpft von Dach zu Dach. Bor einem von feinem hettzen Atem umzitterten Hause steht wie gebannt eine junge Frau, mit einem Kind auf dem Arm«. Bet einem Artillerlebeobachter unweit deS Dorfes verfolge ich den Fortgang des Gefechtes. Ich sehe nur noch Gelände, Einschnitt«, Höhen mit Zahlen, seh« nur noch das Erdungeheucr, mit dem und gegen daS unser« Hoff nungen ringen. Mich zieht'S nach den Menschen vorn im Kampf«. Ich begegne ihnen, sie tragen die frischen, blutroten Wunden der Schlacht. Ihre Gedanken sind schon leise der Heimat zugewandt, der sie stolz Ihr Opscrmal dringen. Llnrr kriecht mit verbundenen Fügen aul Händen und Knien. Man will ihn tragen, er weist hinter sich, dort seien Kame raden, die dringender als er der Hilf« bedürfen. Er krabbelt muntcr weiter. Sanitätsmannschaften durchsuchen im feindlichen Feuer die wogenden Kornfelder. Russische Verwundete kommen vorüber. Eie grüßen demütig. Ein leichtverletzter Feldarauer stützt «inen schwerver- wundeten Rusten. Sie zünden sich aemetntam ein« Zigarette anl Wäh rend ich durch dl« scharlachfarbenen Mohnfelder schreit«, dl« flch, an« d«r Ver deutsche Tagesbericht <Wt»d«rvoIl. w«Il im» in einem Teil« der Aufla-») DaS Wolffsche Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 27. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz: An der englischen und dem Nordslügel der französischen Front ist es mehrfach zu Patrouillengefech ten gekommen. Zahlreiche Gas- und Rauchwolke» strichen zu «nS her über; sie schädigten die brutschen Truppen nicht und schlugen teilweise in die feindlichen Gräben zurück. Das gegnerische Feuer richtete sich mit besonderer Heftigkeit gegen unsere Stellungen beiderseits der Somme. Durch die Beschießung von Reste durch die Franzosen sind 23 ihrer Landsleute gelötet oder verwundet worden. Rechts der Maas blieben französische Angriffe nordwestlich und westlich deS Panzerwerkes Thiaumont sowie südwestlich der Feste Baux ergebnislos. Im Ehapitre-Walde wurde eine feindliche Abteilung in Stärke von zwei Offizieren und einigen Dutzend Leuten überrascht und gefangen genommen. — Ein englischer Doppeldecker ist östlich von Arras im Luftkampf abgeschossen; die Insassen sind verwundet gefangen. Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Gencratfeldmarschallü von Hindenburg: Deutsche Ad- ' teilungen, die in die russischen Steilungen vorstiehen, brachten südlich vonKekkau 26 Gefangene, ein Maschinengewehr, einen Minenwerfer und nördlich vom M i ad z i o l a - See einen Offizier, 188 Mann, sechs Maschinengewehre, vier Minenwerser ein. Feindliche Patrouillen wurden abgewiesen. Der Güterbahnhof von Dünadurg wurde aus giebig mit Bomben belegt. — Heeresgruppe des General feldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Die Lage ist unverändert. — Heeresgruppe des Generals von Lin- singcn: Südwestlich von Sokul stürmten unsere Truppen russische Linien und brachten mehrere hundert Gefangene. Feindliche Gegen- angrlfse hakten nirgends Erfolg. — Bal konkriegSschon platz: Keine besonderen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Ferne gesehen, wie ein blul g'S S rnband um daS Kampfseld der Anbö.ie zogen, kehrt in meine Gedanken bas Bild von der Frau nut dem Kinde zurück, das mir in dem brennenden Dorfe begegnet war. Und mir ist, als sei mir in dem herzbeklemmenden Jammer der Menschheit die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde erschienen, als geleite ihre lichte Erscheinung diejenigen, die aus der Schlacht kommen, in ihr Reich der Barmherzigkeit, Dr. R. Dämmert, Kriegsberichterstatter, Die deutschen Abgeordneten in Sofia >vtb. Sofia, 27. Juni. (Drahtbericht.) Ministerpräsi dent Radoflawow gab gestern im Ministerium des Aeuhern zu Ehren der deutschen Abgeordneten ein Gala frühstück, zu welchem sämtliche Mitglieder der Regierung, die Gesandten der verbündeten Länder, der Präsident und der Vize präsident der Sobranse und der Generalsekretär des Ministeriums des Aeuhern geladen waren. Dabei sagte in einer Ansprache Ministerpräsident Radoflawow: Meine Herren! Freudigen Herzens entbiete ich den Vertretern des deutschen Reichstages den herzlichen Willkommengrutz Bulgariens. Der Zug, der Sie zu uns gebracht, hak Sie an uns allen heiligen Gefilden und Grabhügeln vorbeigeführt, die teuere, nunmehr verstummte Helden bergen, die mit ihrem edlen Blute den Bund besiegelten, der mit Eisen und Feuer den hehrsten Rechten stolzer Völker gegen eine Welt von Feinden Geltung verschaffte, ein Bund, den die gemeinsamen und ähnlichen Geschicke des grotzen deutschen Volkes und des vom Schicksal so hart geprüften Bulgarenvolkes vorauSbestlmmen. Es Ist mir ein« grotze Ehre und erfüllt mich mit Stolz, Ihnen, und so auch dem ganzen deutschen Volke, in einem bulgarischen Haufe herzlichen Dank zu jagen dasür, dah Sie zu unS gekommen sind, um unser Land und seine Bewohner kennen zu lernen. Wir Bulgaren sind sehr zurückhaltend in der Aeutzerung unserer Gefühle, aber wer uns einmal di« Freundeshand gereicht, wer uns mit Achtüng und Vertrauen .einmal,begegnet, kann sicher sein, in Bulgarien einen dauernden üntz wahtLn Freund gewonnen zu haben. And so glaube ich, wer ten auch Sie sich nicht nur in unserer Hauptstadt, sondern auch in dem kleinsten Dorse, das Sie während Ihres Besuches berühren, von der Auf richtigkeit und Herzlichkeit unserer Gefühle überzeugen können, und ich hoffe, Ihr kurzer Aufenthalt in unserem Lande wird Sie weiterhin über zeugen, dah das bulgarische Volk nicht minder nüchtern, arbeitsam und vaterlandsergeben ist, als daS deutsche. Und darin liegt wohl die beste Gewähr für die Unverbrüchlichkeit unseres Bünd nisses. Lin Volk, das mit Recht das Volk der Denker und Dichter genannt wird, ein Volk, das auch auf dem Gebiete der materiellen Kultur unübertroffen, ja sogar unerreicht dasteht und nur den ohnmächtigen Neid seiner Nebenbuhler erweckt, ein solches Volk, meine Herren, kann durch seine Feinde, wie mächtig sie auch sein mögen, weder gebrochen, noch vernichtet werden, und die siegreichen Banner des grotzen deut schen Volkes, daS mit solcher Todesverachtung für seine nationale Erl- stcnz kämpft, bringen auch anderen Völkern nicht Knechtschaft, sondern Befreiung Aber, meine Herren, wenn ich in diesem feierlichen Augen blicke der unsterblichen Heldentaten des deutschen Volkes gedenk«, richten sich meine Blicke ganz unwillkürlich zu seinem erhabenen Führer, der die Macht und GeisteSgröhe seines Volkes so glänzend in sich verkörpert und der bei seinem letzten Besuche in Risch auch unsere Herzen mit inniger Liebe und ti«fer Dankbarkeit erfüllt hak. Ls lebe Kaiser Wilhelm Hl Hoch, hoch, hoch! Im Namen der deutschen Abordnung erwiderte daraus Reichtlagsabgeordneler Erzberger: Sure Exzellenz! Verehrte Herren! Genehmigen Eure Exzellenz, den allerherzlichstcn Dank für die ehrende Einladung und die freund- lichcn Worte entgegenzunchmen. Der gestrige Tag von den Grenzen Neubulgariens beginnend bis zur Hauptstadt Ihres schönen Landes war ein überwältigender Triumphzug der BundeS- treue deS bulgarischen Königreiches. Was wir gestern erleben durften, zählt zu den schönsten Tagen unseres Lebens. Wohl haben wir stets gewußt, datz in Altbulgarien unser Bündnis feste Wurzeln schlug, die Reise durch die neuerworbenen Gebiete erbrachte uns jedoch den unwiderleglichen Beweis, dah Bulgarien dort nicht nur als Befreier gefeiert ist, sondern datz auch wir als ihre Freunde und KampseSgefährten in jenen Gebieten herzlich willkommen sind. Der Kampf um unsere Existenz und um die nationale Einheit hat unsere Völker zusammengeführt und hat sie auf Gedeihen und Ver derben verbunden. Im heutigen Völkerringen hat man dem deutschen Volke mancherlei Fehler nachgesagt, eines aber wagte niemand an zutasten und zu bestreiten: die deutsche Treue. Unser Kaiser ist treu, und unser Kanzler hat den wohlbegründelrn Ruf aufrichtiger Ehrlichkeit. Die deutschen Abgeordneten sind, kaum als die Sobranje- Mitglieder a!r> l ebe Gaste unser Land verlassen halten, gern gekommen, um als Vertre.er ihre-, Voikcv aller Welt zu bekunden, datz das Bündnis zwischen Deutschland und Bulgarien keine vorübergehende Erscheinung ist, sondern für alle Zetten un erschütterlich dasteht. Kurz vor seinem Auseinandergehen hat der Reichstag die Forderungen für ein deutsches Gesandtschafts gebäude einstimmig genehmigt. Möge diese- KriegSdenkmal ein Haus der ewigen deutsch-bulgarischen Freundschaft werden. Die junge Kraft Bulgariens und Deutschlands altbewährte Treue, vereint mit den tapferen Verbündeten, sind Bürgschaften dafür, daß Bulgarien seine nationalen Forderungen in diesem Kampfe restlos durchsetzen wird. Mr sind Verbündete, und Deutschland wünscht nur stark« Verbündet«. Je kräftiger und stärker Grohbulgarien ist, desto bester ist es auch für Deutschlands Interessen. Bulgariens Ziele und Deutschlands Wünsche wandeln dieselben Pfade und gehen har monisch ineinander über. Darin liegt der Wert und di« Festigkeit unseres Bündnisses. Die aufrichtigsten Wünsche deS deulschen Volkes begleiten Bulgarien bei seinem nationalen Ausstieg, den es in wunder bar raschem Tempo trotz vieler Hemmnisse genommen hat unter Füh- rung feines erhabenen und tatkräftige» Herrscher-, des Zaren Fer dinand, des großen Diplomaten auf dem Königsthron. Das bulgarisch: Volksheer war das mächtig« Werkzeug zur Erfüllung der nationalen Wünsche, die in seltener Einmütigkeit das ganz« bulgarisch« Volk be seelt««. Gestatten Sie mir, dl« deutsche Huldigung zusammenzusassen in d«n Ruf: Seine Majestät der Zar der Bulgaren Ferdinand I. und das jugendstark« bulgarisch« Volk: Hurra! Hurra! Hvrral Russischer Generalstabsbericht ntd. Petersburg, 27. Juni. (Drahtbericht.) Amtlicher Bericht vom 28. Juni: Westfront: In einigen Unterabschnitte» der Stellungen bei Iakobstadt und Düaaburg heftiges Artillerlefeuer. Oestlich Gorobischtsche (22 Kilometer nördlich Baranowttfchl) griff der Feind in der Rächt zum 25. Juni nach «ingebender Feuervor- vereitung unser« Stellungen bei der Meierei Skroovroo (ÜH Kilo meter östlich Gorobischtsche) an, er wurde zurückgervvrfe». Zur selben Zeit wurde «in« feindliche Abteilung, die läng- der Chaussee von Sluck gegen unsere Schtschara-Stellung vorgehen wollte, durch unser Feuer abgewiesen. Nordöstlich des W ygonows Koje-Sees scheiterte gestern morgen ein von den Deutschen gegen den Hof Salushje, 8 Werst südwestlich Lipka unternommener Angriff. Mittags nahm der Feind den Angriff an dieser Stelle in größerem Ilmfange unter dem Feuerschutz seiner leichten und schweren Artillerie wieder auf. Gestern morgen starben den Heldentod als Flieger Unterleutnant Krahnow und Unterofsizier Wladimirow. Am S t y r abschnitt, im Raume Kolki-Soknl, beschosten die Deutschen unser« Stellungen mit schwerstem Geschütz und trugen einige Angriffe örtlichen Charakters vor, die jedoch alle erfolgreich abgewiesen wurden. Wiederholt«, ge schlossen vorgebrachte Angriffe bei Liniecka am Stochod brachen in unserem Feuer zusammen. Dabei verfolgte eine unserer Kompanien den Feind über das offene Angrisfsgelände und nahm 45 Deutsch«, dar unter einen Offizier, gefangen. An der Straße nach Luzk und weiter südlich ist die Lage unverändert. Feindliche Teilangrisfe auf Zaturce wurden abgeschlagen. Galizien-Bukowina: In den D n j e st r - Krümmungen gingen unser« Don-Kosaken bei Snowidow (21 Kilometer südwestlich Buczaez) kämpfend über den Fluh, warfen Teile feindlicher Vorhuten mrück, besetzten die Dörfer Cierkierezvn (4 Kilometer westlich von Pistrow, 3H Kilometer südlich Snowidow) und nahmen fünf Offi ziere, 350 Soldaten gefangen. Im Raume von Kimpolung besetzte unsere Kavallerie nach Kampf die feindlichen Stellungen bei Pamorrilta (6,5 Kilometer westlich Kim polung). Nach er gänzenden Meldungen nahmen wir an der Strecke Gurahnmora — Kaczika (1VL Kilometer nördlich Gura hum ora) auf den Bahn höfen große Holzlager und 31 vom Feinde zurückgelastene Waggons fort. Weiter nach Süden vorgehend, kamen wir auf dem Wege nach Transsylvanien bis an die Berge vor. Kaukasus: Im Abschnitt von Trap «zunt wurden nächtliche Angriffe der Türken bei Plata na und Djeviczlik durch Feuer und Handgranaten abgewiesen. Auf dem rechten Euphrat-Ufer griffen die Türken mit Tagesanbruch die eroberten Höhen von Muri (? Kagdarlsch) an. Gegen Mittag würben sie wieder von den Höhen hinabgeworfen. Im nördlichen Mesopotamien griff der Feind nach Artillerievorbereitung auf Richtung auf Rewandug an. Er drang anfangs in einen Teil unserer Gräben ein, wurde ober gleich wieder durch einen Bajonettangriff hinausgeworfen, wobei er vor unse ren Stellungen Tote und Verwundete zuriicklieh. Die türkische Offen sive aus Richtung Bagdad wurde von unseren Truppen mit Leichtig keit angehallen. Sie fügten dem Feir.be schwere Derlnske zu. „Rechtsorientierung- in Nutzland G Stockholm, 27. Juni. (Drahtbericht.) In Petersburg erheb! die Reaktion kühn ihr Haupt. Goremyktn kehrte nach Petersburg zurück. Er leitete dort die Versammlung der rechten Gruppen des Reichs rates, die ein umfastendes Programm für eine neue Rechts orientierung des Landes ausstellten. Auf Betreiben GoremykinS läßt der Ministerrat die Bildung eines neuen Polizei ministeriums und gleichzeitig eine bedeutende Erweiterung der politischen Polizei vornehmen. — In Petersburg wurden 17 Fälle von Hungertyphus festgestellt. Die Aerzte befürchten ein Weitergrcifcn der Seuche. (.Lok.-Anz.') Die korrigierten Dumareden (r.) Stockholm, 27. Juni. (Drahtbericht.) Wie der .Djen' mitteilt, entspann sich in der letzten Sitzung des Sentorenkonvents der Duma eine Debatte über die Z e n s u rierung der Abgeordneten durch den Dumapräsidenten. Der Sozialist Skobelew riet dem Präsidenten, sich deS ihm zugesprochenen Rechtes, die Reden in der Duma zensurieren zu dürfen, lieber nicht zu bedienen. Scherzend antwortete däräus Rodzianko, Skobelews und Tschenkeliü Reden würden durch seine Ilmrcdlgierung nur vorteilhaft gewinnen, was im Konvent all gemeine Heiterkeit hervorrief. Skobelew erwiderte, er zöge es dennoch vor, daß die talentvolle Stilisierung deS Präsidenten künftig ausbliebe. Markow II einigle sich mit Skobelew dahin, daß der Dumapräsident wiederholt seine Befugnisse überschritten habe. Markow war sogar der Ueberzeugung, daß Rodzianko mit sozialistischen Duma mitgliedern ein Uebereinkommen getroffen hätte, wonach aus den Steno grammen kritische Stellen, die man als MajestätSbeleidigung betrachten könnte, gestrichen würden. Dadurch käme die äußerste Links um die nach Gesetz und Recht ihr zustehende Strafe, wogegen er, Markow, ganz entschieden protestiere. Ihm stimmte der nicht unbe kannte Pogromist Zamyslowski bei. Darauf erklärte Skobelew, was ihm angehe, so sei er immer bereit, für sein Mort einzustehen und fürchte keine Verantwortung. (.Voss. Zig.') Japan als Munitionsfabrik Rutzlands >D Budapest, 27. Juni. (Drahtbericht.) Aus Bukarest wird ge meldet: Di« Agentur .Radio' verbreitet in rumänischen Blättern folgendes Telegramm: Unter dem Titel .Japan als Munitionsfabrik Rußlands' schreibt der französische Botschafter in Tokio. Görard, im .Petit Journal' einen Leitartikel, der die großen Munitions- lieferungen Japans an Rußland darlcgk. In den letzten sechs Monaten, sagt Görard, hat Japan Kanonen, Gewehre, Granaten, Munition, Uniformen, Stiefel und andere Artikel in großen Mengen nach Rußland gesandt. Ganz Japan ist eine riesige Munitionsfabrik, die aus schließlich für Rußland arbeitet. Die transsibirische Bahn befördert von Wocks zu Wecks riesige Mengen Munition nach Rußland. Von Riga bis Czernowitz sind an der Front japanische Artillerie und japanische Granaten in Arbeit. (.Lok.-Anz.') Russischer Durchmarsch durch RumSnien- (r.) Bukarest, 27. Juni. (Eig. Drahtder.) RutzkojeSlowo' schreibt: In unserem Interesse steht es lediglich, daß wlr mit größter Kraft auf dem Balkan auftreten. ES ist natürlich, daß wir zu diesem Zwecke durch rumänisches Gebiet ziehen müssen, aber nicht bloß durch die Dobrudscha, sondern auch durch die Molda u. Dagegen kann Rumänien keine Einwendungen erheben; denn wir haben keine feindlichen Absichten. — Wie verläßlich gemeldet wird, befinden sich unter den russischen Truppen in der Bukowina auch zwei ser bische Neg im enter. Das Nea-Petta-Fort von den Bulgaren besetzt (r.) Wien, 27. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Die .Zeit ' meldet aus Genf: Nach einer aus Athen hier eingetroffencn Meldung besetzten die Bulgaren endgültig daS Nea- Petr a-F ort. Nach einer Athener Meldung der Sofioter Zeitung .Balkanska Pochta" haben deutsch-bulgartsche Truppen auf ihrem Vormarsch die von den französisch-eng lischen Truppen geräumten Stellungen bet Kilkis besetzt. Rache an Bulgarien — das Kriegsriel des Bierverbandes D Budapest, 27. Juni. (Drahtbericht.) Die Bukarester Steagul' kommentiert einen Artikel des Pariser .TempS', in dem die Kriegs- ziele des Vierverbandes in außergewöhnlicher Welse enger gesteckt werden. Nach dem französischen Bmkle verfolgt der Vierver- dand setzt keinen anderen Zweck mehr. a!s den. an Bulgarien Rache zu nehmen und aus dem Balkan e ne neue Organisation zu schassen. In dem Artikel wird ge'agl: Der V croerband l ai>s den Ser ben nickt geslatle», Bulgarien anzugreifen, als eS noch mögt! war, Bul garien ganz niederzuringen. Der Visrverdand habe Serbien keine Hilfe geboten, um das Land zu retten. Hierauf sei di« Stellungnahme Griechenlands und Rumäniens zurückzuführen. Nur wenn Bulgarien ein« militärisch« Niederlage «rl«id«n würde, wär« «s möglich, das B«lkanpr»bl«m zu lösen, und dies sei, was - - . «... »
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