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Sonntags-Msgabe. ZrntsblcM desRates und despoUreüuutes der Stadt Leipzig «X «,schüst,N«ll,» »>» e »«aspr.ch-Noschlu, N» NX«, „X, «X ——> 1--. Jahrgang N«MLmpkUst- ?ks 5*"°°"»' w m.. tlx« n»»x,«« «,P«XYXI.« ,XX 4»p». »«schaftonn,.»,«» mtt play»»r»<dxft I» Pr«l,« -rtzide. Nad«tt naX ««l». V«Ua,««i 0,samtou»U7 M.Sa-raas-oü «u»>cht. psNoidütz». Xn»X,«,.st»»«ka>,r^oyaool.goff.», d«t sümtUch.a»«» UegiSXN« an» »ll« Nnaoac-n-expr-Ütonr» 0r» 1«. «,« Nu-IanSe». ^»LX»X,«r««,dlatt «rschitnt »irkta«, rmol,«»»»-». ,«,x«g„»X. »«U—, »X«Nt»oi So »<u2«ll«o >7, Z,r»spr,».„nschiuS. tz,as. Ur. X7 Nr. 386. Sonnt«-, orn t. tlttgull. ISIS. kine Kundgebung des Kaisers am IMrslage äes Mlikrieges vir lvolken im Vrtrn H: In den Tübinger Kriegsschriften „Durch Kampf zum Frieden" (Verlag der Buchhandlung Kloeres-Tübingen) behandelt der dortige Univer sitätsprofessor Dr. Franz, der England aus langjährigem Aufenthalt gründlich kennt, das Thema: „Britannien und der Krieg". Er hat in früheren Schriften der englischen Kultur und ihrem Wert für Deutschlands Entwicklung Ge rechtigkeit widerfahren lassen. Aber es ist merk würdig, auch er kommt, wie so viele, die selbst nach dem Ausbruch de- Krieges .Großbritannien- Schuld nicht zugeben wollten, sondern in ihm den Verführten Frankreichs und Rußlands sahen, nunmehr zu der Ueberzeuauna, daß Englands Neid auf die deutsche wirtschaftlich« und mari time Entwicklung allein diesen blutigen Welt krieg heraufbeschworen hat. Professor Franz wirft wehmütige Blicke zurück aus da- Britan nien der Viktorianischen Zeit, da dre altbritischen Aristokraten die.Geschicke des Landes lenkten, und gebt scharf mit den jetzigen Zuständen und den Männern, die sie verschuldeten, ins Gericht. Er geißelt die Selbstgerechtigteit und den nationalen Hochmut des heutigen Engländer-, seine Unauf richtigkeit in politischen Dingen, die Lüge und Verleumdung, mit der er arbeitet, und stellt ftp, daß diese Kampfesmittel nicht die Zeugen selbst bewußter Kraft, wohl aber tückischer Schwäch« und mangelnden Vertrauens in da- eigene Selbst sind. Auch den Niedergang de- einst so stolzen brrtifchen Parlament-, in dem der Geist des wahren Parlamentarismus neuerdings ersterben und das zum öffentlichen Sprechsaal geworden sei, bedauert Dr. Franz außerordentlrch. „Das britische Parlament führt die Nation nicht mehr, sondern es wird geführt, lieber das Land herrscht das Kabrnett, und hier haben die die Oberhand, di« die ge ringsten Skrupel mit der lautesten Stimme ver binden." Das ist das England von, heute und mor gen, das sich vermaß, das Deutsche Reich zu vernichten, um aus den Meeren und den Märk ten der Welt allein zu herrschen. Und wie dieses England die Welt mit seiner Lüge und Heuchelei vergiftete, so behandelt eS auch das eigene Volk. Als der Premierminister Asquith am Mittwoch das Unterhaus in die Ferien schickte, hatte er den Mut, den Vertretern des Volkes gegenüber die Lage des .Bierverbandes so rosig wie möglich zu schildern ohne Rück sicht auf die Pflicht der Wahrhaftigkeit, die ihm doch diesen Männern gegenüber oblag. Wenige Stunden später aber sprach in einer großen Versammlung der Grubenbesitzer und Bergarbei ter, die sich mit der Möglichkeit der Erhöhung der Kohlenförderung beschäftigte, der Munitions minister Lloyd George es mit Zittern aus, daß die Lage für England und seme Verbün deten ernst, wenn nicht gefährlich sei. „Ich bin selbst weder Optimist noch Pessimist," so sagte er weiter, „aber ich bemerke Wolken, die sich im Osten zusammenballen, und den grauen Himmel, der schwer über Flandern und Frankreich hängt." Man mag diesen schrei enden Widerspruch zwischen den Schilderungen zweier englischer Minister mit der Absicht Lloyd Georges erklären, die Lage schwärzer zu malen, als sie ist, damit er seinen Zweck, dre Arbeiter zu erhöhten Leistungen anzuspornen, erreiche, aber man wird ihn damit mit Nichten aus der Welt zu schaffen vermögen. Er bleibt bestehen als Zei chen des Niedergangs, in dem England sich befindet. In der Tat, grau hängt der Himmel über Flandern und Frankreich, und im Osten ziehen Nch di« Wolken zu einem Wetter zusammen, da-, wenn eS sich in seiner ganzen Wucht entlädt, nicht nur Rußlands Kraft zu brechen imstande ist, sondern auch das Schicksal der im Westen kämp- senden Engländer und Franzosen mit entscheidet. Es ist keine günstige Bilanz, die heute am Schluß des ersten Kriegsjabres unsere Feinde aufzu machen hoben, die in dieser Zeit Deutschland längst medergerungen haben und ihm in Berlin den Frieden diktieren wollten. Wir danken un seren Braven draußen au- vollem Herzen, daß sie vor diesem Schicksal un- bewahrten und mit ihrem Heldenmut und ihrer Ausdauer so große Erfolge errangen, wie sie di« Weltgeschichte bis her noch nicht kennt. Und mit stolzer Zuversicht sehen wir dem Ende de- gewaltigen Ringen» entgegen. Die dunklen Wolken, die sich für unsere Feinde im Open zusammenballen, deuten aber nicht nur auf die plötzliche Entladung eine» mili tärischen Unwetter- hin, sie werden noch lange, -In aas deutsche vollr r Ein Jahr ist verflossen, seitdem Ich das deutsche Volk zu den Waffen rufen mußte. Eine unerhört blutige Zeit kam über Europa und die Welt. Vor Gott und der Geschichte ist Mein Gewissen rün: Ich habe den Nrieg nicht gewollt. Nach Vorbereitungen eines ganzen Jahrzehnts glaubte der Verband der Mächte, denen Deutschland zu groß geworden wcu, den Augenblick gekommen, um das in gerechter Sache treu zu seinem österreichisch-: igarischen Bundesgenossen stehende Reich zu demü tigen oder in einem übermächtigen Ringen zu erdrücken. Nicht Eroberungslrrft hat uns, wie Ich schon vor einem Jahre ver kündete, in den Krieg getrieben. Als in den Augusttagen alle Waffenfähigen zu den Fahnen eilten und die Truppen hinauszogen in den Verteidigungskampf, fühlte jeder Deutsche auf dem Erdball, nach dem einmütigen Beispiele -er Neichrtager, daß für die höchsten Güter der Nation, ihr Leben und ihre Freiheit, gefochten werden mußte. Was uns nun bevorstaud, wenn es fremder Gewalt gelang, das Geschick unseres Volkes und Europas zu bestimmen, das haben die Drangsale Meiner lieben Provinz Ostprentzen gezeigt. Durch das Bewußtsein des aufgedrungenen Kampfes ward das Wunder vollbracht: Der politische Meinungsstreit verstummte, alte Gegner fingen an, sich zu verstehen und zu achten, der Geist treuer Gemeinschaft er füllte aUe Volksgenossen. Voll Dank dürfen wir heute sagen: Gott war mit uns. Die feindlichen Heere, die sich vermaßen, in wenigen Monaten in Berlin einzuziehen, sind mit wuchtigen Schlägen im Westen un- im Osten weit zurückgetrieben. Zahllose Schlachtfelder in den verschiedensten Teilen Europas, Seegefechte an nahen und fernsten Gestaden bezeugen, was deutscher Ingrimm in der Notwehr und deutsche Kriegs kunst vermögen. Keine Vergewaltigung völkerrechtlicher Satzungen durch unsere Feinde war imstande, die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Kriegführung zu erschüttern. Staat und Gemeinden, Landwirtschaft, Gcwerbefleiß und Handel, Wissenschaft und Technik wetteiferten, die Kriegsnöte zu lindern. Verständnisvoll für notwendige Ein griffe in den freien Warenverkehr, ganz hingegeben der Sorge für die Brüder im Felde, spannte die Bevölkerung daheim alle ihre Kräfte an zur Abwehr der gemeinsamen Gefahr. AM tiefer Dankbarkeit ge-enkt heute un- immer-ar -a- Vaterlan- feiner Nämpfer, derer, die totesmntig dem Feinde die Stirne bieten, derer, die wund oder krank zurückkehrten, derer vor allem, die in fremder Erde oder auf dem Grunde des Meeres vom Kampfe ausruhen. Mit den Müttern und Vätern, den Witwen und Waisen empfinde Ich den Schmerz um -ie Lieben, die fürs Vaterland starben. Innere Stärke un- einheitlicher nationaler Witte im Geiste der Schöpfer des Reichs verbürgen -en Sieg. Die Deiche, die sie in Voraussicht errichteten, daß wir noch einmal zu verteidigen hätten, was wir 1870 errangen, haben der größten Sturmflut der Weltgeschichte getrotzt. Nach den beispiellosen Beweisen von persönlicher Tüchtigkeit und nationaler Lebenskraft hege Ich die frohe Iuverficht, daß das deutsche Volk, die im Kriege erlebten Läuterungen treu bewahrend, auf er probten alten und auf vertrauensvoll betretenen neuen Bahnen weiter in Vil-ung un- Gefittung rüstig vorwärts schreiten wird Großes Erleben macht ehrfürchtig und im Herzen fest. In heroischen Taten und Leiden harre« wir ohne Wanken ans, bis -er Frie-e kommt, ein Friede, der uns die notwendigen militärischen, politischen und wirtschaft lichen Sicherheiten für die Zukunft bietet und die Bedingungen erfüllt zur un gehemmten Entfaltung unserer schaffenden Kräfte in der Heimat und auf dem freien Meere. So werden wir den großen Kampf für Deutschlands Recht und Freiheit, wie lange er auch dauern mag, in Ehren bestehen und vor Gott, der unsere Waffen weiter segnen wolle, des Sieges würdig sein. Großes Hauptquartier, den S1. Juli ISIS. (W T. B.) Wilhelm I. L. . auch wenn auf den Schlachtfeldern die Entschei dung fiel, am russischen Horizont stehe:: bleiben. Heute tritt die russische Duma zu einer neuen Tagung zusammen, weil Nikolaus II. angeblich „die Stimme der russischen Erde zu hören" ver langt. In Wirklichkeit beginnt mit dem heu tigen Tage der Kampf auf Leben und Tod, den der Zarismus mit dem Willen des Volkes führen wird, das in dielen Stunden, da sein Schicksal sich entscheiden soll, auch sein Wort in die Wagschale Wersen mochte. Die Regierung des Zaren denkt jedoch nicht daran, trotz aller vagen Versprechungen, die sie den Parteiführern unter der Hand vielleicht gemacht haben mag, den Wünschen nach innerpolitischen Reformen und gar nach einer Entwicklung der Duma zu einem Parlament in westeuropäischem Sinne Zuge ständnisse zu machen. Im Hintergrund all dessen lauert der blutige Bürgerkrieg, die Revolu tion, eine Wolke, noch drohender, als Lloyd George sie im Osten sich zusammenballen sah. Tiefe Niedergeschlagenheit herrscht in des Vierbunds Reihen, und keine schönen Reden, oie heute an dem ersten Jahrestag der Kriegserklä rung die Asquith und Poincarö vielleicht halten werden, könnten über diese Stimmung Hinweg täuschen. Wie eine dunkle, feste Wand steht die Wolke im Osten und Läßt sich durch nichts mehr verscheuchen. Tie Schicksalsstunde naht, die Wür fel sind zuungunsten der Schürer des Hasses gegen Deutschland gefallen, das Spiel ist für den Vierverband verloren. Das scharfe deutsche Schwert aber wird weiter willig und freudig seine Arbeit tun, bis der letzte Schlag gefallen und der letzte Widerstand unserer Feinde im Osten und Westen gebrochen ist. Bis oahin hal ten wir aus, furchtlos und treu, in der festen Ueberzeugung, daß die furchtbare Blutschuld, die England und seine Verbündeten auf sich luven, ihre Sühne finden wird. Zur Kun-sebun- -es Kaisers Borm Jahre, am Abend des 31. Juli, sprach der Kaiser vom Rittersaals des Berliner Schlosses aus zu einer vieltausendköpfigen, seelisch stark be wegten Menschenmenge: „Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung, Man drückt uns das Schwert in die Hand." Noch hegte er in jenen bangen, schwülen Stunden die Hoffnung, durch seine Bemühungen die Gegner zum Einsehen und Ein lenken bewegen zu können. Aber die mißgünstigen Hasser, die scheelsüchtigen Neidinge in Osten und Westen wollten nichts von friedvoller Verständigung wissen. Das deutsche Heer und die deutsche Flotte wurden mobil gemacht, damit wir gegen feindlichen , Ucberfall gewappnet seien. Ein zweites Mal sprach der Kaiser in den Abendstunden des 1. August zur » Berliner Bevölkerung, die ihn mit stürmischem Jubel grüßte. Aber seine Worte galten allen Volksgenossen. In feierlichem Ernste gebot er Burgfrieden. Freimütig hielt er seinem Volke die Rechte hin: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!" Und freudig und begeistert ge lobte das Volk dem Kaiser, alles Zwists und Haders untereinander zu vergessen. Die Stunde furchtbar, ster Gefahr hatte unser Nolk zu einer ehernen Ein heit zusammengeschweißt. Mit starker Erschütterung erinnern wir uns heute der Stunden, die dann kamen, die in ungeahnter Herrlichkeit die Größe, die Kraft und die einmütige Entschlossenheit aller Teile des Volkes offenbarten. Ein drittes Mal sprach der Kaiser zum deutschen Volke: „Die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich. Wir wer den uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß, und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden! Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war." So klang es hell und wuchtig aus dem Aufruf vom 6. August. Ein Jahr ist seitdem verrauscht. Ein Jahr, das uns Tage herrlichsten Hochgefühls und Tage herbsten Herzeleids brachte. Ein Jahr, das uns geduldiges Warten und tapferes Ausharren lehrte, das uns aber nie verzagt gesehen hat. Wieder ftricht heute der Kaiser zum deutschen Volke. Erneut betont er vor aller Welt, daß ihm der entsetzliche Krieg aufgezwungen worden sei. Jedermann im Deutschen Reiche weiß, daß der Kaiser stets zum Frieden geredet, stets für den Frieden ge handelt hat. Das Ausland wird durch die Enthül lungen aus belgischen Archiven wohl nun endlich dar über belehrt sein, daß die andern es waren, di« das Krieg^euer seit Jahren schürten, bis es zum lodernden Brande anschwoll. Deshalb wäre es auch töricht und grundfalsch, uns Eroberungssucht nach zusagen. Unser Krieasztel ist die militärisch«, politische und wirtschaftliche Sicherung unserer Zukunft. Alle Lolksaenosftn find sich in diesen Zielen einig, müssen sich darin einig sein, wenn sie vor ihren Kindern und Kindesktndern mit Ehren bestehen wollen. Das deutsch« Volk fordert für sich .