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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.07.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150723020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915072302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915072302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-23
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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fibea--Msgabe. kV» k»»p»l« ua» Vorort« »urch ans«»« r»va« unSep»Stt»ur»rmoltagU<KIn»yau»g«dro»t: «looattlch l.tt M., v>,rt«y»hrN» r.7S M. 0«i »er »r^SftostrU«. unfern SUtalen un» Nu»gad»N»Uen adeedolti monatlich >M.,vIrrt«I>ahrUchSM. durch unser« auowvrtiorn ZMolrn tno hau» »rdrachl: monatlich US» M.. »>«rt«liahrUch 4.r» M. lurch Si« Post: innerhalb Vrutfch» »nv« un» »«» »«utsch«n stolonirn monatlich 1.5» M., »i«kt«hührlich fv^»M., a«»fchli«Allch postdrstrUgrt». pr«i» »,r <tnz«lnumm«r >»pf. Sn L«lpr>s, »en Nachbarorten un» »en Drten mlt »izenen Zlllalen «lr» - di« stdenöausgad« noch am stdenü »ea erscheinen» in» Hau» aeliesert. ^Nr. 370. Arntsbloü desRockes und des pokreüuntes der Stadt Lcrpzür Netaktion un» Seschstttistell«: Z»honni»gast« Nr. I. * Zernfprech-stnfchluA Ur. I4-4L 1444S uo» 14044. iss. Jahrgang L—»vr stnr«>l»«n au» »etpna un» Umzebun, »>« /--»IVIALNPrklsE. »spaUtsrPrtUzrU«4;ps.,ü!« Neklameretlri m.. von auswärt» SS Pf.. Neklamen >.2S M.. klein» stn,eigen »tepetltzell« nur SSpf.,d.wl«»erhol.Nab.,stn,eigen oonvehorüen im amtlichenreiltiepeti«- zett« »opf. Sefchäftsan,eigen mit piahvorfchrift im Preis» erhöh». Nabatt nach eartf. Veilagra: ivrsomtaufl.7 M.»a»llaus«n» au.fchl.postgedühr. ^azeigrn»stnaahme: ^»hannlogostr», bei sämtlichen Filialen »e» keipziger kagedlatte» un» allen stnnoncen-expeäitionen »e» Sn, un» stu»lan»e». da»L»>p)ig»reagrdlatl erscheint werktags Smal.Sonn. u.;»i»rtag»lmal. Vcrlincr Nc»aktiou:SnörnZel:«n>7, rernivrech'/laschlust: Hansa Nr. 447. ISIS /retlag, »en 23. Suli. kin neuer fiilfezchrel tzu;;lsnclr ver lerne Osten Während im nahen Osten, an der Weich sel, am Rarem und Bug, die Würfel geworfen werden über die künftige Gestalt der europäischen Erde, mährend an den Dardanellen die tapferen Türken um das Schicksal ihres Reiches ringen, und auch auf dem übrigen Balkan die Dinge einer endgültigen Entscheidung zutreibcn, haben mir über all dem Gewaltigen, das sich hier vorberei tet, die Ereignisse iin fernen Osten fast aus den Augen verloren. Und doch bereitet sich dort in aller Öffentlichkeit eine Neugestaltung vor, die für Europa von austerordentlicher Bedeutung werden tann. Japans O st a s i e n - P o l i t i k entschleiert sich von Tag zu Tag mehr, und immer klarer tritt als Ziel dieser Politik die Eini gung Ostasiens unter Japans Führung gegen die weifte Gefahr hervor. Es verschlügt da bei nichts, das;, wie der „Ostasiatische Lloyd" meint, Japan von dem falschen Gedanken aus geht, als ob die europäischen Mächte China zer trümmern und wie ein zweites Afrika behan deln wollten; Tatsache bleibt, das; das Banner der ausgehenden Lonne das chinesische Niesenreich zu überschatten im Begriff ist, das; Japan in China eine moderne Weltpolitik zu treiben sich anschickt, die die größte Republik der Welt seinen Zwecken dienstbar machen will. Wie man sich in Japan das gedacht hat, zeigten die von China zurückgewiesenen Forderungen: die Munitionsdeckung aus Ja pan sollte die militärische Abhängigkeit, die An stellung von japanischen Ratgebern eine solche der Verwaltung, und eine buddhistische Propa ganda endlich sollte den japanischen Knlturein- sluß in weite Schichten des chinesischen Volkes tragen. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch für Ja pan in der nächsten Zukunst die wirtschaft liche Eroberung Chinas, zu der man ge rade jetzt durch die Gründung einer Japanisch- Chinesischen Bank den ersten bedeutsamen Schritt tut, nacydem man durch die China aufgezwunge nen Bedingungen die Grundlagen gelegt hat. Miner weiften Macht darf künftig das Reich des Drachens Teile der chinesischen Küste oder ihr vorgelagerte Inseln zu eigen oder in Erbpacht, abtreten, die Bergwerksrechte in der Ostmongolci und der Bahnbau dort uud in der Provinz Fukien sind ausschließlich den Japanern Vorbehalten, mit einem Wort: Japan will, wie ein russisches Blatt treffend sagte, China „ägyptisicren". Der frühere holländische Gesandte in Pcliug, F. M. Knobel, hat recht, wenn er sagt, die Inselgruppen des Großen Ozeans, die Japan besetzt hat, die Eisen- und Steinkohlenlager und die Eisenbahnen in Schantung sowie Tsingtaus Hafen seien wert volle Figuren auf dem Schachbrett der japa nischen Vorherrschaft, und Peliug erbebe bereits unter dem Schatten des in Korea, der Ostmongo lei und an der südmandschurischcn Bahn aufgc- pflanzten Lonncnbanncrs. Die China bespülen den Gewässer wurden ein japanisches Meer, als .Herr von Formosa verfügt Japan in wirtschaft licher Hinsicht schon über die gegenüberliegenden chinesischen Provinzen Fukien und Tscheliang. Was das alles für die großen curoväischen Inter essen in Mittelchina, besonders im Janatsctal, bedeutet, liegt auf der Hand, und diese Bedeu tung wächst, wenn Japan China nun gar zwin gen will, an deni 100 Millionen Mark betra- jcnden Kapital der Japanisch-Chinesischen Bank ich mit 30 Millionen zu beteiligen und damit eine Unterwerfung mit eigenem Geld zu unter- tützen. Das; China trotz seiner Größe und seiner 400 Millionen Menschen all diesen Bestrebungen Japans keinen ernsthaften Widerstand entgegen zusetzen vermag, ist seine, eigene Schuld, da es sich jahrhundertelang Hinter künstlichen Mauern verstecken zu können wähnte und nichts tat, um seine gewaltigen Kräfte zu heben und für den Staat nutzbringend zu gestalten. In Europa aber zerfleischen sich die Völker, und nie mand ist da, der Japan cntgcgenzutretcn imstande ist. Aber Japan sorgt nicht nur für die Gegen wart, es baut auch für die Zukunft bereits klug vor. Durch sein Bündnis mit England war cs ihm möglich, im Russisch Japanischen Krieg seinen gefährlichsten Wettbewerber Rußland aus dem Felde zu schlagen, so daß cs jetzt im Osten völlig freie Hand hatte. Und da man in Tokio wohl weiß, das; nach diesem Weltkrieg, der Ruß lands Sehnsüchte nach dem Westen ans lange Zeit dämpfen und seine Blicke wieder nach Mittel- - und Ostasien lenken wird, der alle unüberbrück bare Gegensatz zwischen russischer und cngilschcr Politik bald von neuem auflcben "dürfte, suchen die klugen japanischen Politiker sich jetzt schon, mitten im Schlachtendonner, durch ein engeres Bündnis mit Rußland eine Rückversicherung in aller Form zu schaf fen, die so vor allen Ucbcrraschungcn der Zu kunft zu schützen bestimmt ist Daß seine Länder gier Rußland nach diesem Krieg in erster Linie über den Hindukusch und Pamir nach Indien streben läßt, darf man als sicher annehmen, und diesem Bestreben wird und will Japan keine Hindernisse in den Weg legen, da es ihm völlig freie Hand in Ostasien läßt. Englands anscl>ci- nend klug ausgesonncnc Ostasienpolitik steht auf deni Punkte, Schiffbruch zu leiden und die As quith und Grey zum Gespött der Welt zu machen. Hilfe könnte dem „weltbeherrschenden" Al bion allein durch Onkel Sam kommen, aber es ist mehr als unwahrscheinlich, das; dieVereinig - ten Staaten von Nordamerika, da in Zu kunft Rußland nicht mehr im Bunde mit England gegen Japan zu haben sein wird, etwas Ernst haftes gegen Japans Vorherrschaftsbestrebungen in Ostasien unternehmen werden, so unange nehm sie ihnen auch sein mögen. Dabei droht aber der Union auch der gelbe Feind im Westen des eigenen Landes, in Kalifornien und an der ganzen Pazifikküste, ernster als je, uud selbst eine Bedrohung der Philippinen durch Japan ist nicht ausgeschlossen. Wenn die Bereinigten Staa ten sich gegen diese Gefahr schützen wollen, bleibt ihnen bei der Entwicklung, die die Dinge in Ost asien bereits genommen haben und noch weiter nehmen werden, da Nuftland als Rückendeckung und Bundesgenosse aussällt, als einziger zuver lässiger Freund — Deutschland, das vor den Kopf zu stoßen Herr Wilson jedoch sich die redlichste Mühe gibt. Vielleicht betrachtet er sich einmal die Zukunft der Vereinigten Staaten unter den dargelegten Gesichtswinkeln und findet dann eine andere Sprache uns gegenüber, als er sie bisher zu führen beliebte. Man sieht, der ferne Osten bildet ein be deutsames Problem für sich, das wir trotz des Krieges nicht aus den Augen verlieren dürfen. Ja, es ist nicht unmöglich, was der englische Zozialistenführer Ramsay Maedonald dieser Tage im „Labour Leader" ausführte, daß die Politik Japans in Ostasien einen noch größeren Krieg als den jetzigen heraufbeschwören könne. Das; auch für das Deutsche Reich im fernen Osten nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Werte auf dem Spiele stehen, und daß mir deshalb an der dortigen Entwicklung der Dinge nicht achtlos vorübergehen können, liegt auf der Hand, na mentlich wenn, was wir alle hoffen, der uns durch England aufgezwungene jetzige Krieg mit unserem vollen Siege endet. Dann werden wir auch in Ostasien dereinst ein volles und gewich tiges Wort mitznreden haben. Ein neuer Hilfeschrei aus Petersburg (r.) 's Gravenhage, 23. Juli. (Ei gen er Drahtbericht.) „Daily Expreß" meldet aus Petersburg: Die Lage wird, da seit gestern Iwangorod stark bedroht ist, auch für Warschau jetzt als sehr ernst aufgefaßt. Gesten» fand ein Ministerrat statt, in dem be schlossen wurde, die französische und die eng lische Heeresleitung auf das dringlichste zur Aus nahme der stärksten Offensive aufzufordern. Alle Vorräte der russischen Heeresverwaltung, die nicht direkt zur Durchhaltung der Belagerung not wendig sind, werden aus Warschau entfernt. Zwangsweise Entfernung von 110000 Personen aus Warschau lr.) Krakau, 2b. Juli. (Eig. Drahtnachr.) Der „Ezas" veröffentlicht folgende Mitteilungen aus Warschau: Ucber 18 000 Per so ncn haben die Stadt freiwillig in der Zeit vom 1. bis 12. Juli verlassen, und über 118 008 wurden auf Befehl des Eeneralqouverneurs zwangsweise sortgeschafft. Der Pöbel hat auch in Warschau antideutsche Kund gebungen veranstaltet. Unter den Zurückgebliebenen werden massenhaft Verhaftungen vorg.nommen. Vie Munitionssorge in Rußland rvG. Petersburg, 23. Juli. Der Kadettenführer Maklakow befürwortet in einem Artikel im „Rjetsch", in der Duma alle politischen Fragen bei seite zu lassen und alle Kräfte für die Mobilisie rung von Munitions Herstellung zu- sammenzuhaltcn. — „Rjetsch" bemerkt dazu, man könne nur mobilisieren, wo die E r u n d l a g e n da für vorhanden seien. Man müsse lieber von einer Organisierung der Kräfte sprechen; dafür sei das politische Verhalten des Ministeriums von größter Bedeutung. Die „Nowojc Wrcmja" kommt hinsicht lich der Duma zu derselben Ansicht und erklärt, diese müsse scharf die Verschleppungen der Behörden kontrollieren. Die Hauptsache bleibe immer die Herstellung von Maschinen gewehren. Sefürchtungen im Vierverbanö über -ie Lage im russischen hrere nttb. Berlin, 23. Juli. Pariser, Londoner und Havreser Blätter lassen, wie verschiedene Morgen blätter melden, keinen Zweifel darüber, daß die Lage der russischen Heere im Vierver bandslager Befürchtungen einer Kata- strophe aufkommen läßt. Englands Schul- am Kriege Dieses Thema beleuchtete das britische Parla mentsmitglied Jowett, Vorsitzender der Indepen dent Labour Party (Unabhängige Arbeiterpartei), in einer im „Labour Leader" wiedergegcbenen Rede. Schon 1911 habe Lord Rosebery in Glasgow ge sagt, England sei Verpflichtungen eingegangen, über die selbst er im einzelnen nicht unterrichtet sei. Es habe sich daäei immer um das Verhältnis zu Frank reich gehandelt, von dem englisch-französischen Ab kommen über Marokko von 1904 ab, durch das Eng land „ein Stück Papier" (den Vertrag von Madrid) zerrissen habe. Heimlich habe dann England mit Frankreich und Spanien ein Abkommen getroffen, das dem von Deutschland durchgcsetzten Algeciras- Abkommen zuwiderlief; daraus sei Agadir und die deutsche Demütigung, daraus allein die deutsche Rüstung zum Kriege hcrvorgegangen. Sir E. Grey habe im August nach einer friedlichen Lösung ge trachtet, sie aber im Voraus durch seine eigenen Abmachungen unmöglich ge macht. Unter diesen Umständen habe er, Jowett, nicht anerkennen können, daß es sich um einen ge rechten Krieg handele, und für einen aus Unrecht ge borenen Krieg, in den das Land mit verbundenen Augen gerissen sei, habe er sich nicht als Rekrutie rungsagent hergeben können, wie man es ihm ange sonnen habe. Italienischer Generalftabsbericht wtb. Rom, 22. Juli. Amtlicher Bericht von 7 Uhr abends: In Tirol, in Trentino und in Kärnten ist die Lage unverändert. Auf der Jsonzofront fuhr unsere Offensive gestern fort, sich in der ganzen Zone vom Krn bis zum Hochplateau des Karst zu erstrecken. Hier behaupteten wir nach einer Rück kehr der Offensive des Feindes, der unseren linken Flügel von der Jsonzobrücte aozudrängen versuchte, trotzdem unsere »rüheren Stellungen und drangen an einigen Punkten erheblich vor. Hierbei wurden viele Gefangene, etwa 500, gemacht und viele Waffen und Munition erbeutet. Die Luftaufklärung und Aus jagen der Eesangenen lassen erkennen, das; beim Feind Verstärkungen angekommen sind, die nach den Erklärungen von Gefangenen selbst schleunigst und in aufgelösten Formationen an die Front ge schickt wurden, um die außerordentlich großen Verluste des Feindes auszugleichen. ver österreichische Oberbefehlshaber am Jsonzo Wie wir Budapester Blättern entnehmen, führt das Oberkommando der Streitkräfte an der Jsonzofront General v. Boroevic, der früher eine Armee in den Karpathen geführt hatte. Deutsche Zlieger über Nancp ntb. Paris, 22. Juli. „Petit Parisien" schreibt: In den letzten Tagen haben deutsche Flugzeuge meh rere Male Remiremont und Nancy über flogen. Die von ihnen abgeworsenen Bomben ver ursachten nur geringen Sachschaden. Die deutschen Flugzeuge mußten infolge der heftigen Be schießung durch die französische Artillerie schnell nach den deutschen Linien zurückkehren. Ein französisches Unterseeboot vermißt ivtb. Frankfurt a. M., 23. Juli. Wie der Korre spondent der „Franks. Ztg." in Genf aus zuver lässiger Quelle erfährt, wird das französische Unterseeboot „Joule" seit dem 23. Aprcl vermißt. Es ist bisher keinerlei Nachricht wieder von ihm eingclaufen, so daß an dem Untergang des Bootes nicht mehr gezweifelt werden kann. Vie Verluste der französischen hanöelssiotte (r.) Gens, 23 Juli. (E i g. Drahtnachricht.) Die Verluste der französischen Handels flotte feit Beginn des deutschen Unter) ce- booiskriegcs werden in der „Tribüne" bis zum 1. Juli mit 34 Handelsschiffen, 18 Küsten fahrzeugen und 18 anderen Fahrzeugen be ziffert. Seit Beginn des Unterscebootskrieges werden die französischen Handelsschiffe von der Nordsee und dem Kanal ferngchalten, so daß di« trotz dieser Vor sichtsmaßnahme entstandenen Verluste bedeutend zu nennen sind. Handel un- Neutralität in -en vereinigten Staaten Ueber die völlige Unterbindung des Handels- Verkehrs zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten und die daraus entspringenden Gefahren schreibt die „Washington Post" in einem Leitartikel: „Amerikanische Importeure deutscher Waren sehen sich dem Ruin gegenüber, weil England den Warenaustausch mit Deutschland unmöglich macht. Die Warenlager in Rotter dam und Amsterdam wie die Häfen in Norwegen, Schweden und Dänemark sind mit deutschen Waren angefüllt, die nach den Vereinigten Staaten be stimmt sind. Auch nicht ein Pfund Bannware be findet sich darunter. Die einzige gesetzlich zulässige Möglichkeit für England, den deutschen Handel un möglich zu machen, wäre die Errichtung einer Blockade. Aber England selbst wagt nicht, zu be haupten, daß es die deutschen Häfen blockiert halte. Seine Flotte befindet sich nicht einmal in der Nord see, geschweige denn in Ausübung der Blockade der deutschen Häsen. Nicht mit gesetzlich zulässigen Mit teln sucht England seine Ziele zu erreichen, sondern nach Art der Seeräuber fängt es die Schiffe auf hoher See ab. Das Vorgehen Englands zur See stellt eine di rekte Verletzung der Rechtsnormen dar, wie sie von England selbst zu wiederholten Malen festgelegt worden sind. Es ist eine mit Verachtung gepaarte Herausforderung der Vereinig ten Staaten, die die Rechte der amerikanischen Bürger mit Füßen tritt. Läge England mit Deutschland nicht in« Krieg, so würde sein Vorgehen gegen den amerikanischen Handel bei uns einen Sturm der Entrüstung entfachen. Nur wegen der weltcrschüttcrnden Ereignisse im alten Europa findet der englische Angriff auf unseren Handel weniger Beachtung, trotzdem er unsere an diesem Handel interessierten Firmen mit dem Ruin bedroht, wenn keine Acndcrung kommt. Dabei liegt die Gefahr, daß wir tatenlos zu. sehen, wie England unseren Handel erdrosselt, keines wegs nur auf finanziellem Gebiete. Im Gegenteil, unser Verhalten muß ernste Zweifel bezüglich der amerikanischen Neutralität wach rufen. „Wenn die Vereinigten Staaten wirklich un- parteiisch sein wollen, wenn sie ein Freund Deutsch lands sein wollen, warum erlauben sie dann Eng land, die Lcbensmittelzufuhr Deutschlands abzu. schneiden?" So lautet die Frage, die immer hau. figer von deutscher Seite getan wird und die zwei fellos auch die deutsche Regierung in der Antwort auf die „Lusitania"-Notc zur Spräche bringen wird. Die Vereinigten Staaten haben genau so das Recht, Lebensmittel an Deutschland zu liefern, wie Munition an die Verbündeten. Wenn wir uns mit Recht geweigert haben, die Waffenausfuhr zu ver. bieten, uud jetzt zugeben, daß die Nutznießer dieser Ausfuhr auch noch einen derartigen Schlag gegen Deutschland führen können, so ist das keine neu. trale Haltung mehr. Solch Verhalten muß notwendigerweise dazu führen, das gespannte Ver-, hältnis zwrschen den Vereinigten Staaten und Deutschland zu verschärfen. Denn jeder Deutsche muß da die Ueberzeugung bekommen, daß Amerika nicht ernstlich bestrebt ist. seine Neutralität aufrecht zuhalten. Wenn wir unseren Protest gegen England nicht wirkungsvoll machen, so läuft das auf eine tat sächliche Begünstigung Englands und eine ent sprechende Benachteiligung Deutschlands hinaus. Wer wagt da noch zu behaupten, daß ein solcher Kurs angesichts des verzweifelten Existenzkampfes der kriegführenden Mächte klug und vorsichtig wäre?" Mehr als tausend angesehene amerikanische Jmporthäuser haben sich zusammengetan, durch ihren Rechtsbeistanv eine Petition an den Präsidenten Wilson aussetzen lassen und diese durch eine Depu tation dem neuen Staatssekretär Lansing persön lich überreicht. Darin heißt es: „Währens des Jabres 1914 und Anfang dieses Jahres haben wir Kontrakte für groge Liefe rungen mit deutschen und österreichischen Firmen ab geschlossen. Wir Haden uns verpflichtet, diese Waren zu vestimmten Zeiten abzunehmen. Ein großer Teil dieser Waren ist jetzt oersandfertig, und die Fabri kanten verlangen Bezahlung dafür. Wir sehen uns jetzt in der mlßlichen Lage, für Waren, die wir nicht erhalten haben, bezahlen zu müssen, ganz abgesehen davon, daß wir von dieser Ware an amerikanische Firmen weiteroerkauft haben, die uns für prompt« Lieferung verantwortlich halten." Des weiteren wird dann dargeleqt, daß England entgegen allen völkerrechtlichen Be stimmungen die Versendung dieser Waren von Deutschland nach den Vereinigten Staaten unmöglich mache, insbesondere wird darauf hingewiesen, daß eine wirksame Blockade der deutschen Häsen gar nicht bestehe. Die Petition schließt mit den Worten: „Wir ersuchen deshalb unsere Regierung mit allem schuldigen Respekt, so bald wie möglich fcstzustellen, ob uns gestattet ist, unser« Geschäfte unter dem Schutze der bestehenden völkerrechtlichen Bestimmungen jort- zusetzcn."
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