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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.07.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150722015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915072201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915072201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-22
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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Donnerstag, 22. Zutt l9is. v Leipziger Tageblatt. Nr. 367. Moryen-klusgave. Sette 3 ein« große Erregung herrsche. Der „Temps" weih vs noch besser. Er teilte am 17. Mai seinen Lesern mit, daß die deutsche Presse selost die Mel dungen von einem «rohen Ausstande auf den Krupp schen Werken bestätige. Die „Franks. Zta." betone den Ernst der Lage und rate der Kruppschen Ver waltung zur Nachgiebigkeit. Die Kruppschen Arbei ter verlangten höheren Lohn und kürzere Arbeitszeit. Auch seien einiae Regimenter in der Um- gebung der Kruppschen Werke untergebracht worden. Jeder Satz dieser Behauptung ist eine dreiste Er- findunß. Weder droht ein Ausstand bei Krupp noch hat irgendeine deutsche Zeitung eine derartige Behauptung oder Andeutung veröffentlicht." Vie Sefthütze -er -Lusitania" Die Frage, ob die „Lusitania" Geschütze an Bord gehabt habe oder nicht, erfährt eine wertere Beleuch tung durch die unter Eid abgegebene Aussage des Kriegsfreiwilligen Franz Lu dolpH, der bis »um Kriegsausbruch als Bootsmann auf dem Dampfer „Präsident Grant" der Hamburg-Amerika- Linie gefahren hatte. Sie lautet nach dem „B. T.": „Ende Oktober oder Anfang November — das Datum kann ich nicht mehr genau angeben —, wurde ich in New Port von einem bekannten Norweger nut auf die „Lusitania" genommen, die dort im Hafen lag. Mein Bekannter war auf der „Lusitania" angeheuert. Ich habe mir das Schiff ganz genau ansehen können. Dabei stellte ich fest, daß auf der „Lusitania" an Back- und Steuerbord des Vor- und Hinterschiffs auf jeder Seite je ein Geschütz, i m ganzen vier Geschütze, standen, die mit Segeltuch überzogen waren. Ich kann aller dings nicht sagen, welcher Art die Geschütze waren, dcch waren die Rohre sehr lang, ich schätze sie auf 3—4 Meter. Signalkanonen konnten es n:cht sein. Mein Freund erklärte mir, das; die „Lusitania" Hilfskreuzer und deswegen armiert sei. In einem Lichtspieltheater in Brooklyn habe ich ziemlich in derselben Zeit eine Darstellung der Ausfahrt der „Lusitania" aus dem Hasen gesehen; man konnte deutlich erkennen, wie die Geschütze eingeschwenkt wurden, um die Ausfahrt zu ermöglichen." Eiserne kreuze Mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse wurden ferner ausgezeichnet: der Major und Kommandeur eines Pionier-Bataillons im 19. Armeekorps G. Rietschier, der Oberleutnant Biedermann aus Mühlhausen i. Thür., der Oberarzt Dr. Alfred Henkel, der Hauptmann Normand Knackfuß und der Hauptmann Hans Hederich aus Kassel, der Hauptmann Georg Köbrich aus Waldkappel, der Hauptmann Hans Obstfelder aus Schmal kalden, der Haupimann der Landwehr Fabrikbesitzer Rudolf Krause aus Georgenthal: vom In fanterie-Regiment 134 der Oberltnt. und Regiments- Adjutant Fiedler, -er Leutnant der Reserve 5 hlert, der Feldwebel-Leutnant Ruderisch, der Vizefcldwebcl Offizier-Stellvertreter Saehert, der Leutnant und Adjutant im Kür.-Regt. 4 Frhr. von Salis-Soglio, der Leutnant und Führer einer Minenwerfer-Abt. Erich Buchholz, ältester Sohn des Bllrodirektors der Berliner Stadtverordneten versammlung Buchholtz, der Fliegerleutnant von Detten aus Trier, der Leutnant Meyer, Lehrer aus Weidenau a. d. Sieg (er erhielt auch die hessische Tapferkeitsmedaille), der Hauptmann im Brigade- Ersatz-Bataillon 80 Landrichter Dr. Becker, zurzeit schwer verwundet im Roten-Kreuz-Lazarett in Kassel. Kleine Kriegsnachrichten * Ausfuhrverbot für Heu und Stroh in Bayern. Das Stellvertretende Generalkommando des I. bayri schen Armeekorps hat, um den Heeresbedarf an Rauyfutter sicherzustellen, gemeinschaftlich mit dem stellvertretenden Generalkommandos des II. und III. bayrischen Armeekorps auf Grund des Kriegs, zustandsgesetzes folgende Anordnung erlassen: Die Ausfuhr von Heu und Stroh aus dem Königreich Bayern wird verboten. Ausgenom men von dem Ausfuhrverbote sind lediglich Liefe rungen der deutschen Proviantämter untereinander und an das Feldheer. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Vie bisherigen Erfolge -er Zsonzokämpfe Italienische Kriegsbriefe von Paul Schwede». Im Küstenlands, im J-Ai 1915. (r.) Aus dem Rahmen der kleineren Gefechte im Gebirge und der Ebene heraus fällt die große Schlacht bei Plava und am Görzer Brückenkopf. Cadorna hatte sich entschließen müßen, seine Taktik des Zauderns auszugeben. Die Verbündeten in der Entente wollten einen Sieg, um auf die Balkan staaten — vor allem Rumänien — Eindruck zu machen, und die innere Stimmung im Lande be durfte ebenfalls notwendig einer Auffrischung durch Siegesmeldungen, da die Stimmung schon ansing start gedrückt zu werden. Nachdem der italienische Oberbefehlshaber seine schwere Artillerie mehrere Tage hatte in Wirksamkeit treten laßen, glaubte er die Stellungen der Oesterreicher reif für den fron talen Sturmlauf. Hierin hat er sich stark getäuscht. Was er erreicht hat, wissen wir: die Jsonzo-Niede- rung wurde zu einem großen Leichen seid. Seitdem herrscht an der Front die den Italienern so notwendige Ruhe. Sie beschränken sich darauf, das Geschützfeuer nicht ausgehen zu saßen, um we nigstens zu zeigen, daß sie noch da sind, und hier und da finden unbedeutende Plänkelgefechte zwischen kleineren Abteilungen statt. Und, um das hier mit anzuführen: an der Tiroler Grenze das gleiche Fiasko. Zusammenfaßend konstatiert der Bericht des K. u. K. Kriegspressequartiers, daß die Italiener mit ihrer Absicht, Tirol zu befreien, immer noch da stehen, wo sie am ersten Kriegslage standen. Wo sie schwächliche Versuche unternahmen, unsere vorderen Linien zu sondieren, wie bei Castello, wo eine Kompanie zer sprengt wurde, werden diese stets schon im Keime erstickt. Um ein klares Bild davon zu bekommen, wie groß das Fiasko des Krieges gegen Tirol ist, muß man sich vorstellen, daß nicht weniger als acht Hauptangriffslinien aus Italien zur Ti roler Grenze führen. In keiner dieser Routen kam es seit Kriegsausbruch zu einer wirklich bedeuten den Aktion. Da, wo die Terrainbeschaffenheit es angemessen erscheinen ließ, dem Feinde schmale Grenzstreifen kampflos beim Kriegsbeginn zu über laßen, wie am Tiroler Südzipfel oder bei Cortina, sind die Italiener nicht einen Schritt über die frei willig eingeräumte Zone hinausgekommen. Herr Cadorna sitzt derweilen in seinem Haupt quartier in der Lombardei und sinnt seinen Sorgen nach. Wenn er das Fazit seiner Feldherrntätiakeit zieht, so muß er zugeben, daß die italinifche Armee den auf sie gesetzten Erwartungen in keiner Weife entsprochen hat, Erwartun gen, dtncn man allerdings von seiten Eingeweihter, z. B. türkischer Militärs, schon vor dem Kriege wenig Wert beimaß. Militärische Sachverständig« neutraler Staaten erblickten in den Einteilungen des Feldheeres im Anschluß an die Friedensorgani sation in die vier Armeen von Rom, Verona, Neapel und Mailand einen schweren Fehler. Auch die vielen Freiwilligen - Formationen, die schon im Frieden organisiert waren, finden jetzt ihre Kritiker. Sie wurden aus privaten Mitteln geschaffen, und das hat sie in dem geldarmen Lande bei den Mili tärs beliebt gemacht. Die freiwilligen Radfahrer und die freiwilligen Automobilisten zählen über 2000 Mitglieder und werden zum großen Teil in geschloßenen Abteilungen verwarft. Es ist leicht er klärlich, daß diese technischen Truppen bei allem guten Willen in selbständigen Formationen nicht das leisten können, wie in festen, schon im Frieden vorhandenen militärischen Beständen. Für ganz unverständlich wird man es halten, daß es eine ein heitlich organisierte Traintruppe überhaupt nichr gibt. Infolgedessen dürfte die Aufstellung der Trains mit großen Schwierigkeiten verbunden sein. Vielleicht weniger in Ooeritalien, wo die Mobili sierung durch das stark entwickelte Eisenbahnnetz begünstigt wurde. Schwieriger waren die Verhält nisse im Süden und in Mittel-Italien, und hier haben ja auch die Versuche der österreichischen Flotte eingesetzt, den Aufmarsch und den Transport des Nachschubes zu stören. Große Sorgen wird Cadorna die Frage der Auffüllung der Verluste bereiten. Schon vor der Plavaschlacht mußte er die Territorialmiliz, den Landsturm, einberufen, wie will er nun das verlorene Viertel seines Heeres wieder ergänzen? Aus Deutschland und Amerika sind die Reservisten nur in ganz spärlicher Zahl eingetroffen, man schätzt den Ausfall auf über 100 000 wehrfähige Männer. Bekannt ist, daß Tau sende von in Deutschland beschäftigten italienischen Arbeitern, namentlich aus der Kategorie der hoch bezahlten industriellen Arbeiter, sich direkt gegen den Krieg erklärt haben und sogar ihre Naturalisation in Deutschland beantragten. Cadorna hat daher ferner schon die Jahresklaßen 1896 und 1897 einberufen müßen, um einigermaßen die Reserveformationen zu vervollständigen. Wie es um das Sanitätswesen, den Nachschub von Verpflegung und Aus rüstung steht, ersieht man aus -en Schilderungen neutraler Zeugen und der zahlreichen Deserteure. Die mangelnde Intelligenz und Initiative des ita lienischen Soldaten laßen kein selbständiges Handeln zu und machen es notwendig, daß selbst kleinere Pa- ticuillen nur durch Offiziere geführt werden. Das bedeutet einen großen Bedarf und damit auch einen erhöhten Verlust an diesen, die sich gerade in Italien nur schwer ersetzen laßen. Mit den Mitgliedern der verschiedenen Alpenvereine aus allen Ständen z. B., die so überaus zahlreich freiwillig unter Oester reichs Fahnen geeilt sind, kann sich in keiner Weise der Piemontese, geschweige denn der Kalabrier, Apulier oder gar der Sizilianer an Anpassungs fähigkeit, Wißen und gutem Willen messen. Auch bei weiteren Vergleichspunkten senkt sich die Schale zugunsten der Oesterreicher. Alle Welt war ja seinerzeit überrascht von der Leistungsfähigkeit ihrer schweren Geschütze, die vor den belgischen Festungen donnerten und seitdem nicht minder wertiger geworden sind. Demgegenüber beriefen sich die Italiener noch im Frieden darauf, -aß es ihnen ebenfalls gelungen sei, einen vorzüglichen Geschütz typ hcrauszubrrngen. Vor allem sollte es das 28-Zentimeter-Eeschütz sein, dein man die gleiche Durchschlagskraft wie dem österreichischen großen Mörser nachrühmte, und ferner das schwere Feldgeschütz vom Kaliber 14,9. Die Erfahrungen, die man auf österreichischer Seite mit den italienischen Kanonen gemacht hat, sind aber keineswegs berühmt. Die Tragweite der 28-Zentimeter-Eeschütze ist lange nicht so groß, wie man nach -en ita lienischen Behauptungen annehmen konnte. Dazu kommt eine überaus große Unsicherheit im Zielen. Auch die Widerstandskraft der Rohre läßt sehr zu wünschen übrig. Schon nach einer ver hältnismäßig geringen Zahl von Schüßen bilden sich Sprünge und Riße, die wohl auf eine Minder wertigkeit des Materials Hinweisen. Man hat in der Vorbereitungszeit auf italienischer Seite die Be deutung einer starken Artillerie für den Gebirgs kampf wohl vorausgesehen und entsprechende An lagen geschaffen. Man hat z. B. nicht die Kosten pe- scheut und sogar einige Straßen gebaut bzw. ein gesprengt, wenn es galt, schwere Geschütze auf eine besonders wichtige Stellung zu bringen. Ob die Italiener imstande sein werden, bei ihrer gering ent wickelten Eeschütztechnik — sie bezogen das meiste Material von Schneider-Treuzot — die Verluste an Eeschützmaterial zu ergänzen, muß die nächste Zu kunft lehren, ebenso, ob die sinnlose Massenvergeu dung von Munition sich nicht bald empfindlich be merkbar machen wird. Bezeichnend für den Geist des italienischen Heeres ist das an verschiedenen Kampfstellen beobachtete gänzliche , Versagen der Elitetruppe, der Bersaglierr. Sie entsprechen insofern unseren Earderegimentern, als sie sich nicht aus einem bestimmten Bezirk, son dern aus dem ganzen Lande rekrutieren. Die Truppe hat im Frieden etwas Operettenhaftes an sich mit dem Haynenfederschmuck und dem berühmten Eil- schritt. Die Hahnenfedern sind jetzt im Kriege ver schwunden, und ihren Elan und Eilschritt Haden die Ocsterreicher nur sehr selten bewundern können. Wenn das schon am grünen Zweig geschieht, wie mag es dann erst bei der Masse der Linicnregimenter, na mentlich bei denen aus Süditalien, ausschen! Ein Volksheer kann auf die Dauer nicht Ojfen- ivkraft entwickeln und den Sieg an seine Fahnen eßeln, wenn nicht die heimische Volkswirt- chaft in den wichtigsten Zweigen wenigstens auf rechterhalten bleibt; und in dieser Beziehung hapert es bei Italien in ganz bedenklicher Weise, auch bet Zweigen, deren Versagen der Oeffentlichkeit noch nicht so recht zum Bewußtsein gekommen ist. Die Heuernte scheint so aut wie ver nichtet zu sein, da es zu ihrer Hereinbringung an den nötigen Arbeitskräften fehlte. Die Ernte der Fruchtarten ist stark gefährdet, wenn die Einberufun gen so wie bisher wertergehen. Die Hoffnung auf Einfuhr fremden Getreides schwindet von Tag zu Tag. Die Möglichkeit, daß das russische Getreide durch die Dardanellen nach Italien kommen könnte, ist angesichts der Kriegslage völlig ausgeschlossen, ganz abgesehen davon, daß das in den Silos der russi schen Schwarz-Meer-Häfen lagernde Getreide entweder verbrannt oder verfault sein dürfte. Die Preise für Lebensmittel steigen in regelmäßigem Tempo, dank einer yänzlich verfehlten Organisation, obwohl die Landwirte ihre Produkte um jeden Preis verkaufen, da sie befürchten, sie später an die Heeresverwaltung abgeben zu müßen, die nur mit Requifitionsscheinen bezahlt. Man sieht, das sind der Sorgen genug für das Land. Und während die italienischen Reihen am Isonzo verbluten, da vertrieb man sich selbst in der dünnen Oberschicht der Gebildeten die Z?it noch mit allerlei Mätzchen. Man entfernte das Bild Kaiser Wilhelms aus dem römischen Jagdklub, verbrannte unter Freudengeheul die verhaßten schwarzaelben Farben und brachte nach russischem Muster al» Steges beute Fahne und Wappen einer österreichischen Een- darmeriestation ein. — Wann wird das Erwachen kommen in diesem Land« und wie wird es sein? Letzte Depesche« ««- Ferrrsprechmel-rm-err. Vie sächsische Negierung ua- -er Lebensmittelwucher (r.) Dresden, 21. Juli. (Eigener Draht, bericht.) Wie erinnerlich hat im autzerorduttlichen Landtag der Minister des Innern sehr scharfe Worte gegen den Lebensmittelwucher gebraucht und ihn unter Zustimmung aller Parteien als Verbrechen gebrandmarkt. Es hat daher großes Aufsehen und lebhafte Verwunderung erregt, daß Sachsen mit seinen Maßnahmen gegen den Lebensmittelwucher vollkommen ins Hinter, treffen geraten ist, während Bayern tat- kräftig oorangeqangen und Württemberg ihm alsbald gefolgt ist. Wie unser Dresdner Mit arbeiter an maßgebender Stelle erfährt, hat dies seinen Grund in der besonderen wirtschaftlichen Lage Sachsens. Während Bayern im wesentlichen ein ab geschloßenes Wirtschaftsgebiet ist, ist Sachsen dies nicht. Es bezieht, um nur ein Beispiel herauszu greifen, einen großen Teil seiner M i l ch aus den be nachbarten preußischen Provinzen Schlesien und Brandenburg. Aehnlich sind die Beziehungen auf anderen Gebieten der Lebensmittelversorgung beschaffen. Verfügungen der sächsischen Geueral- kommarvdos gegen den Wucher würden aber nur die in Sachsen wohnenden Wucherer treffen, während alle außerhalb Sachsens ansässigen Volksausbeuter nicht getroffen würden. Die sächsische Regierung hat daher den einzig richtigen Weg eingeschlagen, der ihr unter diesen Umständen möglich war. Sie hat schon vor einiger Zeit beim Bundesrat den Erlaß schärfster Bestimmungen gegen den Wucher beantragt und hat damit volles Verständnis im Bundesrat gefunden. Der Erlaß solcher Be stimmungen steht, wie schon gemeldet, unmittelbar bevor. (Die Begründung, die hier gegeben wird, er scheint uns nicht stichhaltig. Selbst auf die Ge fahr hin, daß zunächst einige außcrsächsische Wucherer nicht getroffen worden wären, hätten ähnliche Be stimmungen wie in Bayern und in Württemberg für Sachsen frühzeitiger erlaßen werden können. Preußen hätte dann eben in beschleunigtem Tempo nachfolgen müssen. Die Schrift!.) Serufung -es Kmtshauptmanns Michel in -as Kultusministerium (r.) Chemnitz, 21. Juli. (Eig. Drahtber.) Der Vorstand der hiesigen Amtshauvtmannschaft, Amtshauptmann Michel, ist vom 1. Oktober ab mit dem Titel eines Geh. Regierungsrats als Vortra gender Rat in das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts berufen wor den. Amtshauptmann Michel übernahm, von Auer bach i. V. kommend, atzt 1. Iänuat 1910 seitt Cheitt- nitzer Amt als Nachfolger des ins Ministerium des Innern berufenen Geh. Regierungsrats Morgenstern. Zreie Zahrt bei Heimatsurlaub vtb. Berlin, 21. Juli. (Amtlich.) Bisher wurde nur zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit und zur Frühjahrsbestellung und Ernte in die Heimat beur laubten Mannschaften freie Eisenbahnfahrt gewährt. Nunmehr ist für sämtliche Mannschaften bei Heimatsurlaub während des Krieges freie Eisen Kahnfahrt bewilligt worden. Gesterrrichijcher Zliegerersolg ln Sari vtd. Bern, 21. Juli. Die Folgen der letzten Fliegerunternehmung der Oe st er reiche! gegen Bari scheinen erheblich zu sein, da die Zensur fast keine Nachrichten darüber durchläßt. Nach dem in Bari erscheinenden Blatt „Corriere delle Puglie" sind zwei Bomben in die Nähe des Kastells, acht auf die Vahnstation und die anderen in deren Umgebung niedergefallen. Von diesen acht auf den Bahnhof gefallenen Bomben haben drei Las Vordach des Bahnhofs und zwei einen Lagergutschuppen getroffen. Da bei dem Lagergut schuppen Land sturm truppen standen, wurden mehrere dieser Soldaten getötet und verwundet. Auch große süditaliemsche Oel- und Seifenfabriken wurden durch Bomben beschädigt. Vie Sorge vor -em Einfuhrtrust in -er Schweiz rvtb. Zürich, 21. Juli. Die „Züricher Dost" be leuchtet die Organisation des niederländischen Ein fuhrtrusts, der nur formell eine nationale Institution sei, und sagt mit Bezug auf den geplanten schwei zerischen Einfuhrtrust: „Soll der Einfuhr trust nicht unmittelbar zu schweren Schädigungen unserer Ausfuhrindustrie und mittelbar infolge der Vergeltungsmaßregeln der Zentralmächte zu einer förmlichen Katastrophe in unserer Volkswirt schaft führen, so muß er auf einer weit libe raleren Grundlage aufgebaut werden, als die ent sprechende holländische Organisation. Ob sich die Vierverbandsmächte zu solcher Rücksichtnahme auf unsere Interessen gutwillig verstehen? Jedenfalls leistet man der Schweiz einen schlechten Dien st, wenn man ihr rät, sich dem auf reiner Gewalttätig keit fußenden wirtschaftlichen Druck einer Mächtegruppe zu fügen, ohne zu bedenken, welchen Schaden wir durch den Gegendruck von der anderen Seite erleiden würden." Zestjehung -er Setrei-epreise ln Atollen ^vtd. Mailand, 21. Juli. Wie die „Stampa" mit teilt, wandte sich die Sonderkommission zur Fest stellung der jeweiligen Lebensmittelpreise mit einer Resolution an die Regierung, in der sie wegen anhaltender Steigerung der Getreideprelfe eine amtliche Festlegung der Getreidepreise dringend verlangt. Verschlechterung -er türkisch-italienischen Seziehungrn * (r.) Wie», 21. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Die „Neue Freie Preße" meldet aus Lugano: „Jdea Nazionale" und „Giornale d'Ztalia" heben überein stimmend hervor, daß die Beziehungen zwischen Italien und der Türkei sich immer mehr verschlechtern. Da die türkischen Behörden in Kleinasien die italienischen Postdampfer durchsuchen und deren Fahrgäste beim Ein. und Ausstetgen schikanieren, seien die Fahrten nach Syrien und Palästina eingestellt und die italienischen Ansiedler auf amerikanischen Dampfern eingebracht worden. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen stehe unmittelbar bevor. Ve-rohliche Lage -er Italiener in Tripolis vtb. Mailand, 21. Juli. Der „Corriere della Sera" meldet aus Tunis: Die italienische Besatzung von Nalut (Tripolitanien) überschritt die französische Grenze nach Dehibat in Tune sien. Die Streitkräfte der Aufständischen in /ener Gegend wuchsen so an, daß den Italienern kein anderer Äückzugsweg übrigblieb. Vie Urheber -er kronstä-ter Explosion (--.) Wien, 21. Juli. <Eig. Drahtber.) Die „Reichspost" meldet aus Bukarest: „Birshewiia Wje- domofti" berichten, daß di« Explosion im Krön st ädter Arsenal, wobei das ganze Munitions- lager in die Luft geflogen sei, das Werk revolu tionärer Umtriebe sei. Vie Untersuchung -er Moskauer Unruhen rvtb. Petersburg, 21. Juli. (Ueber Kopenhagen.) Das Petersburger Verordnungsblatt teilt mit, daß Kcaschewikow, der die Moskauer Un ruhen untersuchen soll, die weite st gehen, den Vollmachten erhält. Er hat das Recht, Beamte abzusetzen und Disziplinarverfahren einzu leiten. Alle Behörden werden ihm vollständig nach geordnet. Der Bericht soll direkt an den Zaren er stattet werden. Sulgarlen protestier gegen -ie englische Slo<ka-e rvtd. Frankfurt a. M., 21. Juli. Der „Franks. Ztg." wird lvs Konstantinopel von ihrem Bericht erstatter gemeldet: Ich erfahre aus zuverlässiger Quelle, daß Bulgarien in London energisch gegen die englischen Blockademahregeln vor den bulgarischen Häsen im Aegäijchen Meere als im Widerspruche zu den Rechten der Neutralen stehen- Protest erhoben hat. Bulgarien fordert die Aufhebung der Blockade und ist entschlossen, falls seine Vorstellungen keinen Erfolg haben sollten, Gcgenmußrcgeln zu er greifen. Zunahme -er Streikbewegung in Amerika vtb. New Pork, 21. Juli. Heute kam es unter den ausständigen Arbeitern der Standard Oil Company zu ernsten Unruhen. Die Pclizei, die die Ordnung herzustellen versuchte, wurde mit Steinen beworfen, so daß sie schließlich ihre Knüppel gebrauchen mußte, um die Menge ausein- anderzutreiben. Schüße wurden gewechselt, jedoch niemaird verletzt. Die Maschinisten der Waffen- und Munitionsfabriken in Brigdeport haben gestern nicht die Arbeit niedergelegt, wie die Führer angekllndigt hatten. Es verlautet, daß die Forderungen der Arbeiter bewilligt wurden. vtb. New York, 21. Juli. Ueber die bereits gemeldeten Unruhen unter den Arbeitern der Standard Oil Company in Bayonne wird weiter geütetdet: Streikende versuchten, die An- l N g.e n der Gesellschaft zu stürme u. Die Wächter feuerten ihre Revolver ab, verwundeten drei Strei kende und zerstreuten die Menge. Eine spätere Mel dung besagt: Die Unruhen in Bayonne haben sich wiederholt. 59 Personen wurden verwun det, darunter auch Polizisten. Die verwundeten Streikenden wurden in Spitäler gebracht. Wie der Chef der Polizei angibt, zählte die Menge, die die Fabriken stürmen wollte, 5999 Personen. vtd. Paris, 21. Juli. Der „Matin" meldet au» Newyork: 599 Mechaniker und 199 Maur « r der Waffenfabriken Remington traten in den Ausstand. Der Fabrikbetrieb steht still. «evolutionäre Umtriebe in Amerika! vtb. London, 21. Juli. Die „Morning Post" meldet aus Washington: An Bord des Ueberdread- noughts „Oklahoma", der fast fertig war und nächstens seine Probefahrten machen sollte, brach ein Brand aus. Der Schaden ist bedeutend; man glaubt, daß Brandstiftung vorliegt. In der letzten Woche entstanden Brände auf den Schlacht schiffen „Alabama" und „New Persey", die ebenfalls angelegt sein sollen. Um zukünftigen Brand stiftungen zuoorzukommen, werden die Wachen in den Docks und Werften vermehrt und andere Maßregeln getroffen, um das Regierungs eigentum zu beschützen. Die Geheimpolizei unter sucht die Ursachen der vielen Dynamitan schläge auf Brücken, über die Munitions - züge fahren müssen, und forscht ferner nach Leuten nach, die Bomben in Schiffe legen. Auch Umtriebe, um Regierungseigentum in Kanada zu vernichten, die angeblich von den Bereinigten Staaten ausgehen, bilden den Gegenstand einer Untersuchung. (Man beachte, daß diese Meldung einer englischen Quelle entstammt. Die Schriftl.) Neues japanisches Marineprogramm (r.) Wien. 21. Juli. (Eig. Drahtber.) Die „Neue Freie Preße meldet aus Zürich: Das japanische Marineministerium arbeitet letzt den Plan aus, von 1916 bis 1921 vier Ueber- dr«adnoughts vom Typ „Gascogne", zwei Panzerkreuzer vom Typ „Tonga", vier schnelle Kreu zer, acht Unterseeboot« und 18 Minensucher zu bauen. Das Beste zur Zahnpflege HW- Unser« gestrias AbenNausqabe umlaßt 4 Sette», di« vorliegend« Ausgabe 19 Seiten, zusammen 14 Briten. Lauplschnstleiter: Hau« >ch«»ck. Verantwortlicher Zchriilleuer: sür Politik Dr. Ar»» Git»tb*r: sür die Handeltgertun« i. D. Paul Leidet: sür Leipziger und sächsisch« Angelegenheiten Ar»»ttz 2»»t«: jur Kunst und Dissen- schalt Dr. Sriedrich Letzrechl: sür Musik E»«e» Leanitz: Gericht L. -««rseltz: sür die stieise-, Bilder- und verkehrt,eitung L»tz»i« Metzer. — Aür den An,eigenteil Heiur. D»ts«e Verla«: L«iv»i««r r»««tzt»tt: Dr. Aei»tz»ltz L G». Druck: Fischer t tMrsie» Sämtlich i« Leip»t«.
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