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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.07.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150722015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915072201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915072201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-22
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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Sette 2. Nr. 367. Mvrarn-Kusysbe.Letpztger Tagebtate preußischen Militarismus so arg bedroht sind, mit «einem Herzblut verteidigen will ? War e» nicht so? Und nun auf einmal kommt wieder die Teufelstlaue ,um Vorschein: Wer nicht Englands Vasall sein will, wer sich nicht duckt und um seine gütige Erlaubnis bettelt, in der Welt etwas sein zu dürfen, der ist mit Albions Fluche beladen, dem geht es wie den Deutschen in Südwestasrika. Wir werden uns diese» Geständnis für gelegenere Zeiten gut merken. Die ganze Welt von Englands Gnaden das ist das Ziel, das man an der Themse seit Jahr hunderten beharrlich verfolgte und dem man in diesem Kriege um ein gut Stück näher zu kommen wähnte. Und wie weit ist man heute davon entfernt! Aber trog aller Schläge, die die Russen empfangen, trog aller Mißerfolge der Iofsre und French sitzt man auf dem hohen Roß und will die Welt weiter kom mandieren. Auf dem Baltan gehls absolut nicht vorwärts, alle Millionen, die man hat springen lassen, sind nutzlos geopfert; aber was tuts, findige Kopse juchen neue Wege. Da verlangt die Zeit- jchrift „Rear East", daß die Balkansrage endgültig aus dem Stadium der ewigen und keinen Fortschritt zeigenden Verhandlungen heraus einer praktischen Lösung näher gebracht wird. Es ist unbedingt nötig, daß die B a l k a n st a aten eingreifen ober ziemlich ciuogeichlosscn, daß sie sich untereinander einigen. Tie Dreioerbandsmachte sollten daher eine B a l k a n l o m m i s s i o n einetzen, bestehend aus Vertretern von Rußland, England und Frankreich. Diese Kommission habe alle strittigen Gebiete zu besuchen und die Grenzen im Rainen der D r e i v e r b a n d s m ä ch t e sc st zu sei; en. Italien dürfte dieser Kommission nicht nngehören, da es selbst gewisse Balkangebiete beansprucht. Die Ent scheidung dieser Kommission müßte bindende Gewalt haben. Sie würde wahrscheinlich den leitenden Staatsmännern der Ballaiistaatcn gar nicht unwill- kommen sein, da die meisten von ihnen sich nur des halb nicht zum Losschlagen entschließen können, we.t sie befürchten müssen, daß ihre politischen Gegner ihnen Vorwürfe machen, wenn sie nicht imstande ge wesen sind, ihr ganzes Ballanprogramm zu verwirk lichen. Eine gemeinsame Entscheidung der Drei verbandsmächte würde dagegen allen beteiligten Staaten als höhere Gewalt gegenübertreten und die Schwierigkeiten am schnellsten lösen. Ist dieser Vorschlag nicht kolossal einfach? Das reine Ei des Kolumbus. Weil die Balkanstaaten sich nicht einigen wollen und können, setzt man Frank reich, Rußland und England als Schiedsrichter ein, und ihrem Spruch haben sich alle unweigerlich zu fügen, selbst Italien, das noch eben als vierte gleich, berechtigte Großmacht dem Dreiverband beigetreten zu sein glaubte. Wir zweifeln daran, daß man in Bukarest und Sofia, in Belgrad und Athen mit dieser glänzenden Lösung der Balkanfrage einverstanden ist, denn dort dürste vielleicht der Gedanke aufkommen, daß man so gleich drei Bocke zu Gärtnern gemacht hätte. Man sieht aber: alles von Englands Gnaden — alle Welt hat sich dem zu fügen, was Albion in seinem Interesse jür gut hält. Daneben bleibt man aber der — Allerweltsfrcund, der Beschützer der Kleinen und Schwachen. Eine widerlichere Heuchelei ward noch nie gesehen! Au öen Tagesberichten Die Russen haben sich lange genug über die mangelnde französisch-englische Oftcntzvtäugkeit be schwert. Je ernster ihre Bedrängnis wurde, um jo vernehmlicher ward ihre Klage. Endlich rafften sich die W e st m ächte auf. Was sie aber bisher geleistet haben, wird die Russen nicht befriedigen: noch viel weniger dient es zu deren Entlastung. An verschie denen Stellen der Front, besonders in den Vogesen, strengen sich die Franzosen an, die deutschen Linien za erschüttern. Heftige Kämpse tobten besonders in der Gegend von M ü n st e r. am Reichsacterkopj und am H i l j c n f i r st. Nirgends jedoch konnte der Feind jein Ziel erreichen. Im Osttetl der Ar gon neu aber, wo die Deutschen erneut angriffs weise vorgingei., wurden den Franzosen mehrere Grä ben entrissen, deren Besitz zur Verbesserung der neu gewonnenen Stellungen der Deutschen notwendig war. Sehr rege war im Westen die Flieger.ätigkeir. Auch Eolmär im Elsaß ist von einem sranzösijchcn Flug zeuggeschwader heimgejuchr worden. Während aber Jcfsre behauptet, nur auf die Bahnhojsanlagen seien Bomben abgeworien worden, stellt der amtliche deutsche Bericht jejt, dag zehn Bomben aus Häuser und Straßen der Stadt gefallen sind und zwei Per sonen als Opfer forderten. Im Osten nehmen inzwischen die Dinge ihren für die deutschen Wassen so außerordentlich erfreu lichen Fortgang. Die russische Heeresleitung hatte sich osfenbar viel davon versprochen, wenn sie ihrem sübigslcn Führer, dem General Rußkij, den Ober befehl gegen die deutschen Armeen in Kurland und Kowno anvcrtraule. Aber jeder Tag erweist deut licher, daß gegenüber dem Schlachtengenie Hinden burg niemand etwas auszurichlcn vermag. Vom nördlichsten Abschnitt, aus der Gegend von M i t a u, liegen zwar keinerlei neue 'Rachrichten vor. Die Durchquerung des sumpfigen Waldes zwischen der Bahnstrecke Tukkum—Milan und dem linken Ufer der Aa erfordert natürlich einige Zeit. Mitaus Stunde wird aus jeden Fall bald schlagen, da ja nicht nur von Westen, sondern auch von Süden, aus der Gegend Usingen-Grünhos, die Deutschen vordringen. Auch östlich von Popeljany, Kurschany und Ross ienq bewegen sich die deutschen Heeressäulen rach erfolgreichen Gefechten träftig vorwärts. Rur Schau! en wird noch von den Rußen behauptet. Nachdem jedoch die letzte russische Verschanzung west lich dieses Ortes erstürmt wurde, wird es auch hier für die Russen kein Halten mehr geben. Wesentliche Fortschritte sind in der Umsasiungsbewegung gegen die Njemenfestung Kowno gemacht worden. Südlich der Straße Maryampol—Kowno wurden die Dörfer Kickieryszki und Ianowka erstürmt. Kiekie- ryszki liegt 21 Kilometer südwestlich vom Befcjti- gungsaürtcl von Kowno, Janowka lJglowka?) 13 Kilometer südlich des ebengenannten Dorfes und 27 Kilometer nordwestlich der Festung Olita. An der Na rew-Front leisten die Russen er- bitterten Widerstand: aber ihre Vorstöße aus Rozan, Pultusk und Nomo-Georgiewjk mißlangen. Bei Rozan wurde sogar ein starkes Werk der Vorstellung dieser Festung erstürmt. Nach dem russischen Bericht haben in die Kämpfe bereits die Festungsgeschütze von NowoKeorgiewsk ein- aegrisien. An einer scharfen Erwiderung der deut, ichen schweren Geschütze wird es zweifellos nicht ge fehlt haben. Jedenfalls geht aus alledem hervor, wie gefährlich nabe die Deutsck^n der eigentlichen Narew- linie gerückt sind. In dem Abschnitt -wischen Weichsel und Pi- lica hatte man aus ein schweres Ringen um die Bloni e—G rojec - Stellung gerechnet, die von den Rußen seit langem aufs sorgsamste ausgebaut war. Diese Vermutung scheint sich aber nicht zu bestätigen: wenigstens haben die Russen am südlichen Teile dieser Stellung bei Grojec ihre Befestigungen auf ge geben. Der furchtbare Druck der deutschen Ver folger hat sich eben als -u stark erwiesen. Die Russen traten hier den R ü ck z u g a u f W a r s ch a u an. sie haben, um einen Ausdruck aus der älteren russischen Militärlitcratur anzuwenden, das „vordere Kriegs theater" verlassen. Auch südlich der Pilica steigert sich der Raum gewinn der Deutsck-en ganz beträchtlich. Die Truppen der Armee Woyrsch, die sich bei der Ueberwinduna des Jlzanka-Abschnittes so wacker auszeichneten, sind bereits über Zwolen nordostwärts vorgedrungcn, haben eine vorgeschobene Brückenkopfstellung südlich von Iwangorod erstürmt und sind in die feind lichen Linien bei Wladislawow eingebrocknn. Sie haben sich damit der Festung Iwangorod selbst bis auf lii Kilometer genähert. Nun wird sichs bald entscheiden, ob der an der Weichselfront führende Großfürst Nikolai Nikolajewitsch diese wich tige Linie zu behaupten vermag. Wie die Dinge liegen, wird er dazu ebensowenig imstande sein wie General Russkij im Norden und General Iwanow in dem Kampfraum zwischen Weichsel und B u g. Hier hatten die Russen nach ihrem eigenen Bericht eine zweite Stellung be zogen: aber auch hier ward ihr Widerstand von den Truppen Mackensens gebrochen. Die Verbündeten haben die Linie Vorzechow — Niedrzwica — M a l a — S k r z y n i c e erreicht und stehen hier durchschnittlich nur noch 12 bis 1'» Kilometer süd lich von Lublin. Weiter östlich, etwa in der Linie siidöglich Piaski — südwestlich Viskupice wiesen sie gleichfalls mit gutem Ersolg den neuen Widerstand der Russen ab. Die Annäherung der Ver bündeten an die erstrebte Bahnlinie wird immer be drohlicher für den Feind. Aus dem italienischen Kriegsschauplätze tobt die neue beiß: Schlacht mit ringest!:Wächter Heftigkeit weiter. Abermals wurden am Görzer Brückenkopf und am Plateau oon Dobcrdo die Stürme des Feindes abgeschlagen. Ungeheure Opfer sind von den Italienern nutzlos gebracht worden. Die Sorge um den Mannschastsersotz wird immer dringender, und gleich drückend ist der Mangel an Munition. Trotz der langen Zeit der Vorbereitung hat die Negierung des wortbrüchigen Savoyers geradezu jämmerlich schlecht gerüstet. Und da sollen sich die Italiener noch mit ins Dardanellenalentcuer stürzen? Es sieht allenthalben schlimm aus für den Vier verband. Aber die Schläge müssen und werden noch schwerer niedcrfahren, ehe er einsieht, daß seine An strengungen einer verlorenen Sache gelten. Der französische Generalstabsbericht rvtb. Paris, 21. Juli. Amtlicher Bericht von Dienstag nachmittag. Im Artois um Couck-ez, bei Neuville und st. Vaast nachts heftiges Bombardement. Einige Kümpfe mit Handgranaten ereigneten sich nördlich des Schlosses Carlcul. Im Aisnc-Tal meldet man ziemlich lebhafte Kanonade. Soissons wurde beschossen. Auf den Maashöhen war die Nacht unruhig, aber ohne Jnfantcriegcfccht, außer beim Graden von Talonne, wo zwei Angriffs versuche der Deutschen leicht zuriickaeschlagen wurden. Vier »vierer Flugzeuge warfen gestern 48 Erana- te n o.liden Abzwcigungsbahnhof Lhallerange, südlich Vüuziers. Ein Geschwader von 6 Flugzeugen bombardierte vormittags den Bahnhof von Colmar. Es wurden 8 Granaten von 155 Milli meter und 8 von 90 Millimeter auf Gebäude, Schienenstränge und Züge geworfen. Am Hauptbahn hose und am Kütcrbahnhofe wurden Schaden festge- stellt. Keine Granate siel auf die Stadt. Die Flugzeuge sind wohlbehalten zurückgek.'hrt. zvtd. Paris, 21. Juli. Amtlicher Bericht von Dienstag abend. Im Artois Artilleriekämpfe ohne Infanterie gefecht. Die heftige Beschießung von Reims forderte mehrere Opfer unter der Zivilbevölkerung. Zwischen Maas und Mosel, in Les Eparges, im Gebiet von Fey - enHaye. im P r i e st e r w a l d e ziemlich lebhaftes Gcschützfeuer. In der Nacht vom 1!'. zum 20. Juli belegte eines unserer Lcnklust- schijfe Militärdahnhof und Munitionslager von Vigneulles les Hattonchatel mit 23 Granaten. Das Luitschiff kehrte ohne Unfall in unsere Linien zurück. Zrenchs Gericht ivlb. London, 21. Juli. (Reuter.) Nach einer gut gelungenen Minenexplosion besetzten die Eng länder gestern ungefähr 150 dards feindlicher Schützengräben westlich des Schlosses Hooge. Tie gewonnenen Stellungen wurden ver stärkt. Fün-zehn Mann wurden gefangen, darunter zwei Offiziere, zwei Maschinengewehre erbeutet und zwei vernichtet. Türkischer Tagesbericht >vtl>. Konstantinopel, 21. Juli. Das Hauptquartier teilte gestern mit: Bei Ari Burnu ließen wir am 19. Juli eine Mine vor unseren Schützengräben springen, wodurch feindliche Gegenminen vernichtet wur den. Zwei starke Abteilungen, die der Feind in die Vorvostenkämpfe auf dem linken Flügel hineinwarf, ließen wir mit schweren Verlusten zurück. Unsere Artillerie zerstreute eine lange In fanteriekolonne, die der Feind seinem linken Flügel zur Verstärkung schickte. Unter den Franzosen, die wir am 18. Juli in unseren Schützengräben ge fangen nahmen, befinden sich schwervcrwundete Offi ziere. In der Nacht vom 20. Juli und am folgenden Tage beschossen unsere Batterien auf dem asiati schen User Lager und Landungsbrücken des Feindes bei Te k k e B u r n u und seine Truppen bei Mortoliman. Im I r a k griffen unsere Vortruppen in der Nacht vcm 18. Juli den seindlichen rechten Flügel östlich Kalat-el-Nedschim an und zwangen ihn nach vierstündigem Kampf zum Zurückgehen: unsere Artillerie versenkte ein mit Lebensmitteln beladenes feindliches Boot. Eine Anzahl gewaltsam in die feindliche Armee eingestellter Moslems ist am 17. Juli desertiert und zu uns geflüchtet. Die Verluste des Feindes in der Schlacht bei Kaba-Tul- main am 14. Juli werden auf 2000 Mann ge schätzt. Eine unserer aus Freiwilligen bestehenden fliegenden Kolonnen überfiel in der Nacht vom 18. Juli ein feindliches Lager und kehrte mit reicher Beute zurück. Von den anderen Fronten nichts Wesentliches. vtb. Konstantinopel, 21. Juli. Bericht des Ge neralstabs. An der Dardanellenfront hat sich am 20. Juli nichts von Bedeutung er eignet. Tie Mine, die wir am 19. Juli gerade vor einer feindlichen Gegenmine zur Explosion gebracht haben, hat feindliche Soldaten, die dort arbeiteten, verschüttet. An den übrigen Fronten nichts Be sonderes. Krifenluft in Englan- wtb. London, 21. Juli. „Reynolds News Paper" greift Sir John Simon wegen der jüngst gehal. lenen Rede, in der er sich gegen eine Debatte des Parlaments über die M u n t t i o n s f ra ge aus- sprach, an. Das unter der Leitung des Parlaments mitgliedes Sir Henry Dalziel stehende radikale Blatt sagt: Als die Frage, ob England sich am Kriege beteiligen solle, auf der Tagesord nung stand, erklärte John Simon dem Kabinett, daß er hierfür keine persönliche Verantwor- tung übernehmen könne, und sprach den Wunsch aus, aus dem Kabinett auszutreten Das Blatt fordert Simon auf, so lautenden Gerüchten, wenn sie falsch sind, entgegenzutreten. Vie Veiiegung -es kohlenarbeiterstrelks !n Sü-rvales vtb. Cardiff, 21. Juli. fReutermeldung.) In einer Konferenz der Delegierten der Berg arbeiter wurden heute morgen die Arbeits bedingungen, wie sie von dem Exekutivkomitee gutgeheißen worden sind, mit überwältigender Mehr heit angenommen. fr.) Köln, 21. Juli. sEig. Drahtber.) Die „Köln. Ztg." meldet von der holländischen Grenze: Ueber die letzte» Unterhandlungen in Cardiff meldet Reuter: Der aussührcnde Ausschuß der Arbeiter und die Vertreter der Grubenbesitzer hatten Räume an je einem Ende des Flurs in einem Gasthause eingenommen. .Lloyd George, Runciman und Henderson besprachen sich bald mit der einen, bald mit der andern Partei. Man erwartet allgemein, daß die Arbeit morgen wieder ausgenommen wird. Die wichtigsten neuen Be dingungen sind folgende: ein höherer Min destsatz wird als Grundlage für die Lohnstaffel festgesetzt: das Abkommen wird sechs Monate nach dem Kriege in Kraft bleiben: niemand soll wegen seiner Beteiligung an dem gegenwärtigen Streike zur Rechenschaft gezogen werden. Das Abkommen gilt allgemein als ein großer persönlicher Erfolg Lloyd Georges. vib. London, 21. Juli. Im Unterhause verlas Premierminister Asquith ein Telegramm von Lloyd George und Runciman, in dem diese berichten, daß die Konferenz der Bergleute sich dahin entschieden habe, den Arbeitern zu empfehlen, die Arbeit sofort wieder auszunehmen und zu versuchen, den Zeitverlust wieder einzubringcn. In dem Telegramm heißt es weiter: Die Beseitigung der Schwierigkeiten war leichter durch ein Abkommen zu erzielen als durch Zwang. Es wurde ein gemeinsames Vorgehen mit den Bergwerksbesitzern ermöglicht, die sich zur sofortigen friedlichen Beilegung des Streikes vorbehaltlos der Regierung anvertraut haben. porros Auftrag* aus Paris «ft. Genf, 21. Juli. Der „Matin" kündigt die An kunft des Generals Porro in Rom an zu dem ent scheidenden Ministerrat im Beisein des Königs. Das Blatt erwartet den Entschluß, den Krieg aus andere Kriegsschauplätze anszudehnen, also gegen die Dardanellen, vielleicht auch gegen Albanien zum Zwecke einer Vereinigung mit Montenegro. fr) »" Italiens Munitionsforgen N2. Lugano, 21. Juli. Ueber Italiens Muni- tionsnöte, die schneller eingetreten zu sein schei nen, als man selbst im eigenen Lande geahnt haben mag, zeigt sich das regierungsoffiziöse „Giornale d'Jtalia" in einem Leitartikel im höch sten Maße besorgt. Zum Beweis, wie ernst das Munitions- prcblcm zu nehmen sei, verweist das Blatt auf ein Telegramm seines Petersburger Berichterstatters, der in der Lage war, mitzuteilen, daß das russische Heer infolge seines Munitionsmangels vor Ablauf von zwei Monaten nicht an eine Offensive denken kann. Auch scheint nach dem genannten Blatte die Frage der Versorgung des italienischen Heeres mit Muni tion sich durch einen Streit der Regierung mit der Kriegsindustrie von Tag zu Tag kri tischer zu gestalten. Van-erve!-e in Mailan- la. Chiasso, 21. Juli. Ter belgische Minister Bande rveldc setzte gestern seine Wander predigten in Mailand fort. Vandervelde be tonte seinen unentwegten Glauben an die Wiedcr- erstchung der Internationale. Für den Krieg und das Recht müßten aber auch die eingefleisch- testen Pazifisten einstehen. Der Krieg könne nur mit der Entwaffnung Deutschlands enden. Haase, Kautsky und Liebknecht könnten nicht in Betracht gezogen werden, da sie nicht die Regierung darsielltcn. Als der Redner, der 1912 in Mailand im Volkshause eine Rede gegen den Tripoliskrieq gehalten hat, auf diesen zu sprechen kam, wurde er von Nationalisten unterbrochen, und cs entstand Lärm. Einer der Naitonalisten, der bekannte dramatische Schriftsteller Marco Prags, mußte die Versammlung verlassen. Vandervelde kehrt heute nach Paris zurück, um an einem Ministerrat tcilzunehmen. Verhaftungen von Sozialisten in Italien vtb. Brescia, 21. Juli. Die Brescianer Zeitungen „Jl Cittadino" und „La Scntinella Bresciana" bringen die Nachricht von der Verhaftung der MitgliederdersozialistischenVerwal. tung von Gardone. Unter den Verhafteten befinden sich der Bürgermeister, der Bize- sckrctär und fünf Eemeindeassessoren. Sie wurden im Militärautomobil unter Begleitung zahlreicher Cara binieri nach Brescia Lbergeführt. Die Zeitungen schreiben, daß die Verhafteten der antimili- taristischen Propaganda angeklagt sind. vtd. Rom, 21. Juli. „Avanti" erfährt aus Brescia, daß vorgestern früh in den Räumen des dortigen jungsozialistischen Vereins eine Untersuchung vorgenommen wurde, infolge deren fünfVereinsmitgliederverhaftet wurden. Man glaubt, daß eine weitere Verhaftung in Val di Trempia erfolgt ist. «vtk. No», 21. Juli. Das Amtsblatt veröffentlicht einen Erlaß, wodurch der Bürgermeister von Pieve di Teco in der Provinz Porto Maurizio seiner Stellung enthoben wird, weil er am 16. Mai öffentlich eine heftige Red« gegen die Be teiligung Italiens am Kriege hielt. vonnersiay, 22. IuU ISIS. Der ttalienijche Munitivnsaussihrrß hat getagt vtk. Rom, 21. Juli. („Agenzia Stefani".) Gestern ist der Munittonsausschuß unter Salan. dras Vorsitz zusammengetreten. General Porro vertrat die Oberste Heeresleitung. Der Ausschuß faßte einige grundsätzliche Beschlüsse, über die Siche rung der Versorgung des Heeres mit Munition, auch für eine lange Kriegsdauer und die Organi- ierung der Hilfsindustrien für die militärischen Zn- stitute und Anlagen. Einziehung -er Neunzehnjährigen in Rußlan- vtb. Petersburg, 20. Juli. „Rjetsch" meldet: Der Ministerrat hat beschlossen, noch im Laufe des Jahre» 1918 di, im Jahre 1896 geborenen Wehrpflichtigen, die nach den geltenden Bestimmungen erst tm Jahre 1917 zu dienen haben, einzuziehen: das Blatt tritt in einem Leitartikel dafür ein. daß Volksschul lehrer auf dem Lande und andere des Lesens Kundige, um den Krieg zu einem wirklichen Volkskriege zu machen, von der Regierung besonders volks tümliche Berichte über die Sachlage zum Zwecke der Meiterverbrcitung erhalten, da unter den Analphabeten, achtzig von hundert der russischen Bevölkerung, die wildesten Gerüchte über die Kriegslage verbreitet seien. von -er Kaukasussront rvtb. Petersburg, 21. Juli. Der Generalstab der Kaukasusarmce meldet vom 18. Juli: Im Küstengebiet gegenseitiges Eewehrfeuer. Unsere Torpeoobootc zerstörten 69 mit Ak e h l b e l a d e n e S e g e l s ch i s f e. Ein russisches Motor boot kaperte ein Segelschiff mit einer großen Mais ladung. In Gegend O! ty Gcwehrfeuer. In Gegend Muck dauert der Kampf an. Unsere Truppen er oberten das Dorf Nzvk. Auf der übrigen Front keine Veränderungen. Rumänien un- hin-snburgs Gsiensive la. Lasel, 21. Juli. Zur neuen Offensive Hinden burgs sagt der Bukarester „Vitorul": Der rumä nische Een er al st ab habe die tatsächliche Lage besser festgcstcllt als die Köpfe exaltierter Po litiker, die das rumänische Heer nutzlos geopfert hätten. — Die großen bulgarischen Ma növer bei Newrokop in Neubulgarien haben unter dem Oberkommando des Zaren Ferdinand be gonnen. Die Türkei hat zwei Offiziere dazu ent sendet. Ein neuer weibeversuch bei Rumänien fr.) Köln, 21. Juli. sEig. Drahtber.) Die ..Köln. Ztg." meldet aus Bukarest: Fürst Trubetzkoi, der angeblich den hiesigen russischen Gesandten er setzen soll, traf gestern in Bukarest ein. Dieser Tage soll ferner ein Sondergesandter des Königs von England gleichzeitig in Bukarest eintrefsen. Das Entlastungsgefuch -es griechischen Ministers -es Zensieren genehmigt n-tb. Athen, 21. Juli. s„Agence d'Athcnes.") Das Entlassungsgesuch, das der Minister Les Aeußern Zographos aus Gesundheitsrücksichten eingereicht hat, wurde geuehmigt. Minister präsident Gunaris führt vorläufig die Eesck>äfte. Eine Richtigstellung wtd. Wien, 21. Juli. Die Politische Korre spondenz meldet: Gegenüber den Zeitungsnachrichten, wonach der Pap st den serbischen Gesandten Gavrilovic in offizieller Antrittsaudienz empfange» habe, erfahre» wir von zuständiger Seite, daß der Vatikan daran fcsthält, für die Krieqsdauer den amtlichen diplomatischen Verkehr mit Serbien nicht aufzunehmen. Gavrilovic, dem bloß oft per- 8OUUM der Titel eines bevollmächtigten Ministers zu kommt, ist von der serbischen Regierung ausschließlich als offiziöser Agent zur Durchführung des Konkordats entsandt und als solcher vom Heiligen Stuhl empfang«-» worden. Veut-ch-rusiijcher Austausch von kriegsinvali-en ntb. Stockholm, 21. Juli. Die deutsche und die russische Regierung billigten die Vorschläge der Direktion des Roten Kreuzes über die Auswechs lung der invaliden und verwundeten Gefangenen zwischen Deutschland und Rußland. Vier Züge mit Einrichtungen für die Krankenpflege gehen dreimal wöchentlich von Haparanda nach Trelleborg oder umgekehrt ab, jeder mit 250 Verwundeten. Die Verbindung Saßnitz—Trelleborg wird von schwedischen Spezialdampfern besorgt. Eine Besichtigung zur Verhinderung vcn Epidemien findet in Saßnitz und Tornea statt. Der erste Zug geht in der ersten Hälfte des August ab. Stu-ienreije eines türkischen Gelehrten -urch veutfchlan- vtb. Konstantinopel, 21. Juli. Der frühere Chef der Kabinettstanzlei des Sultans, Dichter und Pro fessor der westländischen Literaturgeschichte an der türkischen Universität in Konstantinopel, Halid SiaBei, ist von der türkischen Regierung mit einer Studienreise nach Deutschland betraut worden. Die Reise, die, wie aus unterrichteter tür kischer Quelle verlautet, mit Politik und Tagessragen nichts zu tun hat, bezweckt die Erforschung des geisti gen, künstlerischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens, sowie überhaupt des deut schen Kulturlebens, wobei die hauptsächlich sten Städte besucht werden sollen. Die Berichte sollen im „Tanin" erscheinen und sodann in Buchform durch das Unterrichtsministerium veröffentlicht werden. Tatarennachrichten über Krupp fr.) Köln, 21. Juli. sEig. Drahtber.) Die „Köln. Ztg." schreibt: „Eine Stefani-Melduna des ..Corricre della Sera" aus Genf vom 9. Juli be hauptet, daß nach Berliner Meldungen unter den Arbeitern der Kruppschen Werkstätten
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