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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.07.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150730027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-30
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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l9lS» ienltar, 17.: ttstmetdunge«. crten 6 Uhr Uhr). Stück- Besprich»», r Sportplatz. MUtitz. Ik >t, und das «S seit drei gewesen; so tt die Tem- elsiu» steigt. Die höchst« elsiutz, Juni u ü. d. M. r im Monat raus ersieht lngscharakter : Witterung der Himmel md zmveilen c vormittag: rad Wärme, mit Regen- nstige Fern- r ist. Der k. Mr die «eres Wetter 8. Juli. -nlich rasch >rend das irts aus- reision er- eutschland och häufig von Ge» : ergiebig, westlichen, n Winden aber noch n sind fast n. enschauer, ipriA lleer^steaö nä!s«!iö >i>s«I>em , iwcieli !Z,S' Vltt»!Itt>g. . S0/S2 IF-»S . Lerprr-. 7.?SS. 'rz/E? kN, eiektr. l. 380 !tM. *rsrv r. , schöne, Zi. vom, s. 820 vi« ohmog iloeizung, quemlich- rt zu ver- auch ge- ch Schlaf- tdertpart, Liier Part. :ca immer, icht, alle te Bedie- löanten- r oiralsi- L1t«7 n. Separ. str.12,U. icht zum anderes SS »e. 2. 88ft »,>nevi. mit an- 'N Mitte . u. L. 15 Lagecl. r.27 ». >«»»» Quantel Stteliyer »st. Mö. t e«7 ^lbenü-^usgabr. 0°zugsprel,e: »»»otttcht.rsm., vierteyährNch 3.7» M. Set »er »esthtzstofteU., unser» LUiaien und stuogadestellrn adgehottr monatlich tM.,»tertetILHrUch»M. duech unser» auowSrttgen Ztltalen tno Hau» gedracht: »»uatttch t^o Ul., vierteljährlich t.ro Nt. vurch die Post: tuuerhald veoksch- «n»» un» »er »rutschen stoloulea monatlich l^a M„ »terteljihrltch M., a«»schli»Alich postbrsteUgel». Preis »er Cazelnummer t» Pf. s» Leipzig, »en Nachbarorten ua» »en Orten mlt eigenen Ziltale» «vir» sie stdeuSauogad» noch am »den» »e» erscheinen» in. Hau» geliefert. hcurdelsFeitung /dntsblatt des Rotes und des polyeuuntes der Stobt Leipzig tteäaMon un» SeschäktesteU«! -»hanni.gast« Nr. *. * Zernsprcch-NnfchluA Ur. >»»94, >4»93 un» >»»94. ISS. Jahrgang sv' Mn,eigen au» »Mpzia an» Um,»dang »i« AUIklÜtzUpkklftz » >spnltt,»petilz»il«r;pf.,ü>» n»kiom»:»ii«> m., »«u au»»art»ro pf., «»Namen I.2S M., stlein» Nnzelgen »iepell«,»N, nur z»pf.,d.wi»»«rb»t.Nad.,stnr«>aeav»n0»h»rSra im amtUchenTeU-iepetit- »eil« »»Pf. O«schSft»an,eigen mit plattvorschrlst im Preis» »rhShl. Nabatt na» Tarif. Seilagen: <V«samtausl.7 M.»o» Taufen» au»schi.p»sta»diihr. Üazeigen-stnaahm«: Johanni»,osfe», bei sämtlichen kilioien »,, Leipzig« Taaedlatt»» un» ollen slnnoncra-Tepeüitiouen »e» 3n- un» stuelan»««. da, Leipziger Tagcdiatt erscheint werkt«,» »mal,Sonn- u. Z«ierta,,lmal. verllner Ne»oklion: 0n »en-eite» >7, »ernlprech-sinschiu-: Hansa Nr. 497. Nr. 383 krellsg, »en 30. Juli. ISIS. ver tzing um Äsrtchau kinlgkeit unü ?rrihei1I ASquith hat kürzlich ganz offen von den Geldern gesprochen, die das englische Unterhaus , unbesehen zu bewilligen habe, weil sie dazu bestimmt sind, noch schwankende Neutrale, die man für Englands Zwecke ausnutzen kann, zu kaufen. Tie britischen Politiker haben offenbar gar kein Gefühl mehr für den moralischen Lumpf, in den sie sich mit solchen Auslassungen begeben, und für die doppelte Ungeheuerlichkeit, die in ihnen liegt. Einmal das zynische Zu geständnis, daß ihnen alle Mttel, auch die gemeinsten der Bestechung und Erpressung recht sind, um zum Ziele zu gelangen, und dann die nicht mehr zu überbietende Be leidigung, die für die in Frage kommen den neutralen Staaten in der Annahme liegt, sie ließen sich für Geld leicht Englands Zwecken gefügig machen, wie es bei Italien der Fall gewesen ist. Und dieser selbe Asquith findet den Mut, aller Welt zu verkünden, daß am 4. August das ganze englische Volk den Gedenk tag der Kriegserklärung feierlich begehen und erneut das Gelöbnis ablegen werde, weiter mit allen Kräften für die Freiheit und Ge rechtigkeit zu kämpfen. Tas übersteigt alles, was bisher an Heuchelei und Verhöhnung der Wahrheit sich ein Volk zu leisten wagte. Aber sie nassen zueinander, die im Drei verband und jetzt im Bierbund sich so lieblich zusammengefunden haben. Auf Haß und Neid gegen das in ehrlicher Arbeit emporstrebende Deutschland ward ihr Bündnis errichtet, was neuerdings wieder die in Brüssel aufgefunoenen und in der „Nordv. Allg. Ztg." zur Veröffent lichung gelangenden Berichte der belgischen Ge sandten an den Höfen der Großmächte, gewiß unparteiische Zeugen, bestätigen. Mit Lügen und Verleumdungen aber und mit einer Vergewaltigung der Wahrheit, wie sie in der Geschichte unerreicht dasteht, begannen sie den Kampf gegen den ihnen militärisch und mora lisch überlegenen Gegner, und mit diesen ver gifteten Waffen führen sie ihn bis zum heutigen Tage. Für die Freiheit der kleinen Staa ten, ja für die Freiheit der Meere soll England nach der neuesten Phrase des englischen Mi nisterpräsidenten Asquith kämpfen, mit der er das ihm unbequem gewordene Unterhaus nach Hause schickte. EnglandundFreiheit! Und gar die Freiheit der Meere! Das ist nach den Vorgängen der letzten Wochen und Monate mit ihrer zum Himmel schreienden Erpresserpolitik gegen alle neutralen Staaten und ihren hundert fältigen Beweisen für die englische Seetyrannis derselbe Hohn, als wenn der russische Fürst Eugen Trubetzkoi, seines Zeichens Professor und literaler Politiker, allen Ernstes den Schutz der schwächen und die Hebung der kleinen Völker, die von den starken geknechtet werden, als die geschichtliche, vom Schicksal Rußland gesetzte Auf gabe zu bezeichnen den Äkut findet. Tas Hohn gelächter der ganzen Welt bildet das Echo auf diese Londoner und Petersburger Phrasen. Tie Indier und Aegypter aber, die Finnen und Bal ten, die Polen und Ukrainer, ja selbst die Ru in änen in Bessarabien stehen auf, Millionen um Millionen, als Ankläger, daß England und Ruß land ihre Freiheit und ihre Menschenrechte mit Füßen getreten haben. Tie Wahrheit läßt sich nicht vergewaltigen. Aber gerade weil nicht nur der Kampf, den England gegen uns führt, und zu dem es oie halbe Welt an seine Seite riß, mit den Waffen der Lüge und Heuchelei ausgesochten wird, son dern weil auch die Bündnisse, oie es gegen uns InS Leben rief, auf denselben unsittlichen Grundlagen ruhen, muß über kurz oder lang das Werk und die Absicht oer Grey und Asquith zerschellen und scheitern an dem festen, uner schütterlichen Felsen der Wahrheit und Gerech tigkeit. Ter Tag wird kommen, da die jetzt schon vorhandene Erkenntnis, daß die skrupel losen Politiker Albions Frankreich und Ruß land 1904 und 1907 nur für ihre selbstsüchtigen Zwecke einfingen und sie dafür in diesem furcht baren Krieg jetzt verbluten lassen, mit elemen tarer Gewalt durchbricht und die Fesseln sprengt, die England mit dem Septemberve rtrag seinen Verbündeten auferlegte. Denn dieser Ver trag allein mit seiner Verpflichtung, daß kein Schuldgenosse Englands einen Sonderfrieden schließen darf, ist es, der die Einigkeit im Treivcrband noch mühsam zusammenhält. Der HaßgegenTeutschland.von Großbritan nien geschickt zu seinen Zwecken ausgcnutzt, hat einen Bund geschaffen, der frühere erbitterte Feinde zusammenbrachte. Ter Haß gegen den einen, der die anderen fast bis zu ihrer Ver nichtung für sich selbst mißbrauchte, um im trüben fischen zu können, wird diesen Bund, oer den Keim der Zwietracht in sich trug, zerreißen und die ganze Erbitterung der bisherigen Part ner gegen das perfide Albion sich entladen lassen. „Frankreich muß sich darüber klar sein, daß, wenn die Politik Telcassss fortgesetzt wird, cs einst die Kosten eines Krieges tragen wird, dessen Früchte England zufallen werden." So schrieb am 24. Oktober 1905, als England seine Einkreisungspolitik gegen Deutschland init Hoch druck zu betreiben begann, Belgiens Gesandter in Paris an seinen Minister des Aeußeren in Brüssel. Dieses Wort ist heute bittere Wahr heit geworden für Frankreich und Rußland. Wie lange wird es noch dauern, bis die Er kenntnis, daß eS so ist, im französischen und russischen Volke Allgemeingut geworden ist? So lange, bis neue deutsche Schläge im Osten und Westen beiden Völkern klar gemacht haben, daß ie die Opfer Englands geworden sind, das zwar eine Jndrer und Zuluneger zur Schlachtbank chickt, das eigene Menschenmaterial aber ängst- ich spart, um nach dem Kriege um so kräftiger dazustehen, während seine Bundesgenossen alle sich verblutet haben. Deshalb hat auch der biedere Asquith in der letzten Sitzung des Unter hauses diesen Bundesgenossen so viele Schmeiche leien gesagt und die Dinge so rosenrot gefärbt, obwohl er weiß und wissen muß, er am besten, wie herzlich schlecht es um den Vierbund be stellt ist. Mit Lüge und Verleumdung führt England den "Krieg untz hat damit die ganze Welt, die Genossen seiner Schuld voran, vergiftet. Tie Lüge, die von London ausgeht, muß auch die Einheit des Vierverbandes zerstören, und sre läßt die Phrasen zur Farce herabsiuken, die vom Kampf für die Freiheit der Völker und der Meere fabeln. Was Einheit ist und Einrg- keit vermag, das zeigen Deutschland, Oester reich-Ungarn und die Türkei der Welt, oie durch das Lügengewebe, das England um sie spann, hindurch zu erkennen beginnt, daß nur der neue Dreibund für ihre Freiheit kämpft, die bei einem Sieg des Vierverbandes in unerreichbare Fernen schwände. Was dieser Tage ein Nentralcr von Hindenburg als dem Manne der Tat schrieb, das gilt vom neuen Dreibund und seinen Geg nern im ganzen, und die Welt wird rechtzeitig erkennen, was des englischen Dichters Long- fellow Worte in „Hiawathas Gesang" bedeuten: Großes Wort, es streckt nicht nieder, Prahlen strafft dir keinen Bogen, Hochmut tötet wie der Pfeil nicht; Werke besser sind als Worte, Prahlen wiegt nicht Handeln auf. der Ring um Warschau tu. Frankfurt, 30. Juli. Der „Franks. Ztg." wird aus Wien gemeldet: Unaufhaltsam verengt sich die Front der Verbündeten um Warschau, indem die Zentraltruppen auf der großen Straße Sochazew nach Warschau bei Pioru- now drei Kilometer von der Befestigungslinie bei Blonie und 22 Kilometer westlich von den Außen werken der Befestigungen Warschaus vorgedrungen sind und im Südwesten von Kalwarja bereits mit der russischen Hauptmacht im Kampfe stehen. Zwischen Weichsel und Bug versuchte der Gegner durch heftige Gegenstöße das Vordringen aufzuhalten. Diese Gegenangriffe mißlangen. sr.) Kopenhagen, 30. Zu«. (Eigener Drahtbericht.) „Politiken" meldet: Die Deut» fchen stehen nur noch einen Tagemarsch von Warschau entfernt. tu. Kopenhagen, 30. Juli. Von halbamtlicher russischer Seite wird in Petersburger Telegrammen erklärt, daß Deutschland, für das Schein st e g e genügen, wenn sie von einer Besetzung feind licher Gebiete begleitet seien, seine Aufmerksamkeit auf die Ostseeprovinzen gelegt hat. Die mili tärischen Mitarbeiter der russischen Blätter erblicken in dem Umstand, daß die Leitung der dortigen Operationen Hindenburg übertragen worden seien, eine Bestätigung ihrer Anschauung, daß der deutsche Generalstab diesen Operationen d,e größte Bedeutung beimeße. Entgegen diesem Stand- punkte schreiben russische Milttärkreise den Opera tionen an der übrigen Front die größte Be deutung zu. Hier wird die den ganzen Feldzug ent scheidende Schlacht vorbereitet und die russischen Heeresführer hätten daher ihre ganze Aufmerksam keit diesem Teile der Front zugewandt. Verstärkung -es englischen Heeres durch Neger Nach der „Voss. Ztg." kommt aus Scheveningen die Nachricht, daß zur Verstärkung des eng lischen Heeres 10000 Zuluneger an der Pser front eingetroffen sind. isoooo Mann italienische Gesamtverluste llgm. ZLrich, 30. Juli. (E i g. Drahtmeld.) Das „St. Galler Tageblatt" meldet, der Domherr der Kathedrale in Lugano, der mit dem Mailänder Klerus in Beziehungen stehe, habe von zuverlässiger Seite die Nachricht erhalten, daß die italieni» schen Eesamtverluste in den zwei Monaten des Feldzuges an Toten, Verwundeten und Ver mißten 18V OVO Mann betragen. Auflösung italienischer Vereine in Sü-tirol (2.) Innsbruck, 3V. Juli. (Eig. Draht nachricht.) Durch Verfügung der militärischen Be hörden wurden 44 italienische Vereine Südtirols als ausgelöst erklärt. Unter den zwangsweise aufgelösten Vereinen besindet sich auch der italienische Alpevverein in Rovereto und die Ortsgruppen der „Sega Nationale". In dem Bezirk Trient sind 14 Vereine auf gelöst. Ein österreichischer panzerzug in einem italienischen Militärlager vtd. Berlin, 30. Juli. Die Wiener Blätter be richten von einem glänzend gelungenen Panzerzugüberfall auf das italienische Militärlager von Mossa. Dem Zuge ge lang es in finsterer Nacht, an die italienischen Zelte heranzukommen, auf die ein heftiges Maschinen gewehrfeuer eröffnet wurde. In dem durch Brand- bombenin Brand gestecktenLager brach eine wahnsinnige Panik aus. Die Flüch tenden wurden reihenweise niedergemäht. Der Zug kehrte unbeschädigt nach Görz zurück. Seschlagnahme privater Kohlenvorräte in Italien fr.) Genf, 3«. Juli. (Eig. Drahtnachr.) Wie das „Journal" au» Rom meldet, beschlag» nahmt« die Heeresverwaltung alle Kohlenvorräte in privatem Besitz, um die Munitionsherstellung zu beschleunigen. Der Turiner „Stampa" zufolge erließ der Ministerrat Ausfiihrungsbestimmungen zur Enteignung der Vorräte an Metall und Kupfer, die sich auch auf die Klöster und kirchlichen Bau werke erstrecken soll. Streik -er Arbeiter für kriegsbe-arf in Petersburg Nach einer Petersburger Meldung der „Voss. Ztg." geht aus einem Tagesbefehl des Höchst kommandierenden, General Rußki, hervor, daß die Petersburger Arbeiter in den für Kriegsbedarf arbeitenden Fabriken die Arbeit eingestellthaben. Der General sagt in dem Befehl, der Streik laste schwer auf der Seele der kämpfenden Truppen und mache dem Feinde boshafte Freude. Die staatlichen Peters burger Fabriken werden durch Militär bewacht. Der leitende Major der staatlichen Pulverfabrik hat seinen Arbeitern erklärt, er werde auf Streiklustige schießen laßen. looooo Personen für MunMonserzeuglrng in Engian- vtb. Loudon, 30. Juli. Lloyd George sagte im Unterhause, es seien nicht weniger als 100 000 Personen für die Munitions erzeugung eingeschrieben. Vier Fünftel davon seien bereits mit Regierungsarbeit beschäftigt. Die Arbeiter, die sich an die Gewcrkschaftsregeln hiel ten, verminderten die Produktion um 25 Prez. Sriechijche Truppen vor valona (r.) Lugano, 30. Juli. (Eigene Drahtnachricht.) Die Mailänder „Sera" erfährt aus Valona: Die Grieche» stehen nur 8 Kilometer vor valona. Das ganze besetzte albanische Gebiet ist von ihnen bereits in Zivilverwaltung genommen. Ueber- all werden Proklamationen der griechischen Militär behörden angeschlagen, die von Südostalbanien im Namen des Königs von Griechenland Besitz ergreifen. Dasselbe Blatt meldet: Die serbischen Truppen vor Durazzo haben 50 Mann in Durazzo ein marschieren laßen als Schutzwache für Vas ser bische Konsulat. Vie russische Gegenoffensive (Von einem höheren Offizier.) Als die deutschen Truppen die Narewfront durchbrochen und damit die rechte Flanke und die rückwärtigen Verbindungen des russischen Heeres in Zentralpolen empfindlich bedrohten, mußte für die russische Heeresleitung die Frage entstehen, wie sie sich demgegenüber verhalten müße. Sie konnte zunächst ihre Lage für so ungünstig ansehen, daß sie auf einen weiteren Widerstand überhaupt verzichtete und einen allgemeinen Rückzug in das Innere des Reiches an trat. Dies wurde auch vielfach erwartet und in aus wärtigen Blättern als die richtig« Maßnahme hin gestellt. Tatsächlich haben die Rußen aber eine» an deren Entschluß gefaßt. Soweit man aus den bisher vorliegenden Nachrichten erkennen kann, beabsichtigen sie, innerhalb des Festungsoierecks ihren Wider stand weiter fortzusetzen, wenigstens werden von allen Seiten heftige Kämpfe geführt, bei denen nicht etwa nur die Nachhuten des abziehenden russischen Heeres, sondern die Hauptkräfte selbst beteiligt zu sein scheinen. Sollte aber der Widerstand fortgesetzt werden, so mußte unter allen Umständen das weitere Vorschreiten der über den Narew vorgedrungenen deutschen Truppen verhindert werden. Der Gedanke lag nahe, mit den Hauptkräften da gegen vorzugehen, um zunächst diese Gefahr zu beseiti gen. Dies war aber nicht ohne weiteres ausführbar, weil der größte Teil des russischen Heeres zwischen Bug und Weichsel in hartem Kampfe mit den dort vordringrndcn Armeen Mackensens stand. Hätten die Rußen von dort erhebliche Kräfte weggenommen, so wäre ihr Widerstand südlich von Lublin und Cholm sehr bald niedergerungen worden, sie hätten die wichtige Eisenbahnlinie Iwangorod—Kowcl und die bedeutenden Etappen- und Stützpunkte Lublin und Lholm ohne weiteres verloren und hätten das rveitere Vorgehen der Deutschen nicht mehr aufhaltcn können. Es erschien um so weniger möglich, Kräfte von dort wcgzunehmen, als die Kümpfe sich im all gemeinen zugunsten der Verbündeten entwickelten. Der rechte Flügel der Armee Mackensen hatte bemer kenswerte Fortschritte gemacht und, westlich des Bug vorgehend, beträchtlichen Raum nach Norden gewon nen. Die im .Süden vorhandenen russischen Kräfte waren dort also unentbehrlich. Die Abwehr der deutschen Truppen am Narew mußte deshalb mit den an Ort und Stelle befind lichen Kräften versucht werden. Es ist aber möglich, daß der Nordflügel der Russen eine Ver stärkung von der Westfront erhalten hat. In der letzten Zeit hatten die Rußen das Westufer der Weichsel vollkommen geräumt und waren mit ihren Hauptkräjten auf Iwangorod und Warschau zurück gegangen. Wenn sich auch ein Teil davon in der erweiterten Brückcnkopfstellung westlich von Warsclxiu befindet, ein anderer Teil zur Verstärkung der Be satzung von Warschau und Nowo-Georgijemsk ver wendet worden ist, so blieben doch immer noch Kräfte übrig, über di« die russische Heeresleitung in anderer Weise verfügen konnte und die voraussichtlich zur Verstärkung des russischen Nordflügels benutzt wor den sind. Sein weiteres Verhalten konnte entweder offensiv oder defensiv sein. Nachdem die Narew- linie verloren gegangen war, kam als nächster größ ter Abschnitt, der sich zur Verteidigung eignete, der Bug in Betracht, der auf der Strecke von Segrze bis Malkin die Richtung von Ost nach West hat und sich dem Vormärsche der Deutschen frontal vorlegt. Hinter ihm konnte wohl eine neue Verteidigungs stellung eingenommen werden, in der der Vormarsch der Deutschen einige Zeit aufgehalten wurde. Die russische Heeresleitung hat sich aber zu einem anderen - Verfahren entschloßen und hat die deutschen Truppen angegriffen. Die Gründe dazu mögen in der Erwägung ge standen haben, daß eine rein defensive Haltung hin ter dem Bug auf die Dauer doch keinen Erfolg haben würde. War es den Rußen nicht gelungen, die lang vorbereitete und mit permanenten Werken versehene Narewlinie zu halten, so war cs wenig wahrscheinlich, daß dies am Bug gelang, wo diese Vorkehrungen nicht langer Hand im voraus getroffen waren. Es kam hinzu, daß die reine Verteidigung wohl den rechten Flügel des russischen Heeres gesichert hätte, aber nicht den Angriff gegen Nowo-Eeorgi- jewsk von Norden verhindern konnte. Vielleicht nahmen die Rußen auch an, daß erst ein Teil der deutschen Truppen den Narew überschritten hätte, und daß andere Teile noch jenseits des Abschnittes ständen, so daß sie es nur mit verhältnismäßig schwachen Truppen zu tun haben würden. Unter diesen Umständen entschloß sich die russische Führung zu einer Gegenoffensive, die auch insofern günstig erschien, als die Rußen in einer doppelten, beinahe rechtwinkelig aufeinander stehenden Front sich befanden, aus der die Deutschen von zwei Seiten aus konzentrisch angegriffen werden konnten. Das Bestreben, die Verteidigung in offensivem Sinne zu führen, und die Deutschen durch einen ein heitlichen, mit starken Kräften unternommenen An griff zu schlagen und wieder über den Narew zurück-
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