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Nummer 34. Sächsische Volkszeitung 3. Februar 1S3S. Oer Gaartruppenabmarsch festgesetzt Saarbrücken, 8. Februar. Der D r e i e r a u s s ch u ß hat nunmehr dem Haupt quartier der internationalen Truppen im Saargebiet die endgültige Weisung sür den Abtransport der Truppenkontingente erteilt. Es bestätigt sich, daß die Holländer am 16. Februar, die Schweden am 18. Feb ruar abrücken werden. Die englischen und italieni schen Truppen werden in gleicher Stärke und in gleichen Mstanoen in der Zeit vom 19. bis 28. Februar, beginnend mit je einem italienischen und einem englischen Batail lon, das Saargebiet verlassen. Die englischen Tanks tre ten am 25. Februar die Rückreise an. Am 26. Februar wird das Hauptquartier der englischen und italienischen Truppen in Saarbrücken aufgelöst. Als letzte werden italienische und englische Kraftwagen sowie eine Rachhut beider Kontingente von hier scheiden. Am Tage der llebergabe des Saargebietes an Deutschland werden also, wie vorauszusehen war, keine internationalen Truppen mehr hier weilen. Lasses lm katholischen Krankenhaus Plutarco Elias Calles, der in den Jahren 1926 27 in Mexiko eine Katholikenversolgung inszenierte und auch im gegenwärtigen mexikanischen Kulturkampf eine Rolle spielt, erschien in Los Angeles im Flugzeug, um sich im Et. Binzentiushaus einer Operation zu unterziehen. Das Krankenhaus gehört den katholischen Schwestern von der christlichen Liebe. Der frühere mexikanische Prä sident hofft, bei ihnen von seinem Gallensteinleiden zu ge nesen. Aus der Fahrt zur Taufe aus dem Steckkissen gefallen Schutzengel zwischen den Wagenachsen. Vromberg, 7. Febr. Ein glücklicher Vater aus der Nähe von Bromberg wollte seinen Iiingstgeborenen in der Kirche des nächsten Ortes taufen lassen. Man spannte also einen Wagen an, und der Vater nahm den Säugling in einem Steckkissen zu sich in das Ge- sährt, in dem neben ihm noch die Taufpaten und der Kutscher Platz nahmen. Dann ging es in schneller Fahrt dem Ziele, der Kirche, zu. Als man angekommen war, wurde der Wagen von einer Anzahl Neugieriger in Augenschein genommen Wie grotz aber war das Entsetzen, als man das Steck- Kissen öffnete und das Kind spurlos verschwunden war. Sofort wurde eine Suche eingeleitet, bis man das Kind schreiend, aber wohlbehalten zwischen den Achsen des Wagens fand. Es war beim Aussteigen hinausgesallen, und sein Schutzengel hatte es behütet. Erbhof und Mischehe Tas Nachrichtenbüro Deutscher Zeitungs verleger teilt mit: „Die Entscheidung des Landeserbhofge richtes Celle, wonach ein Bauer einen zur Anerbenfolge beru fenen Sohn nicht schon deshalb von der Anerbensolge ausschlie- ßen darf, weil er ein Mädchen von anderem Religionsbekennt nis geheiratet hat, wird durch einen kurzen Kommentar des Ministerialrates im Rcichsjusnzministerium Dr. Vogels unter strichen. Der Referent sagt, das; das Gericht mit Recht für Duldsamkeit in religiösen Dingen eintrete. Die Eingehung einer Mischehe für sich allein rechtfertige es nicht, dem Sohn des Bauern die Anerbenstellung zu nehmen. Der Bauer hatte sei nem Sohn die Ancrbonstcllung nehmen wollen, weil der Junge, ein Protestant in protestantischer Gegend, ein katholisches Mädchen geheiratet hatte. Das Gericht hatte berells in der Begründung unter anderem gesagt, das; es nationalsozialistischer Auffassung widersprechen würde, Vorurteile gegen Mischehen einfach als gegeben hinzunehmen, datz vielmehr der National sozialismus das deutsche Volk zu einer Einheit zusammen schmelzen wolle." Ser Fall des Elberfelder ev. Pfarrers Kluakist-Seffe Wuppertal, 7. Febr. Pastor Klugkist-Hesse, Pfarrer der reformierten Gemeinde in Elberfeld, war durch eine Verfügung des Neichsbischoss vom 15. März 1934, die der Reichsbischof in seiner Eigenschaft als Landcsbischof der evangelischen Kirche der Altpreutzischen Union ausgesertigt hatte, mit sofortiger Wirkung in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Im Zusammenhang mit dieser Matznahmc war auch ein Disziplinarverfahren eingeleitct wor den. Pastor Hesse hatte diese Matznahmc gerichtlich angefoch ten, doch hatte die Zivilkammer des Elberfelder Landgerichts die Klage auf Zahlung der Pfarrbeziige kostenpflichtig nbgc- geben und daraus aufmerksam gemacht, datz es dem Diszipli narverfahren überlassen bleiben müsse, Anlab und Endgültigkeit der rcichsbischöslichen Matznahmc festzustellen. Pastor Hesse wurde nunmehr vom Konsistorium in DUsscldors verständigt, datz das am 9. Juli eingeleitete und noch nicht rechtkrästig abgeschlossene Disziplinarverfahren eingestellt worden sei. — Gleichzeitig wurde ihm mitgeteilt, datz das Konsistorium die Verfügung aus Versetzung in den einstweiligen Ruhestand auf gehoben habe. Die Bevollmächtigten der reformierten Kirchen- gemeiitde in Elberfeld sind angewiesen worden, den Unter schiedsbetrag zwischen dem Warlegeld und den Dienstbczügen, die Pastor Klugkist-Hesse vor der Versetzung in den einstwei ligen Ruhestand zugestanden hatten, nachzuzahlen. Urteil im Prenzlauer Rauschalfivrozeß Nach elstäglger Verhandlung verurteilt« die Vrotze Straf kammer des Landgerichts Prenzlau den «xüherrn Leiter und Inhaber verschiedener Sanatorien in Hohenlychen, den 43jäh- rigen Dr. med. Hans Pannivltz wegen Verleitung zum Meineid, Konkuraverbrechens, oersuchten Be- truges und vergehens gegen das Opiumgesetz zu einem Jahr 8 Monaten Zuchthaus und zu 1099 Mark Geld strafe, an deren Stelle im Nlchtbeitretbungsfall« weiter« 59 Tage Zuchthaus treten. Die Mitangeklagten des Pannwitz, der 60jähr. Apotheker Hans Spangenberg und dessen Sohn, der 30- fahr. Heinz Sp., beide aus Lychen, wurden wegen fortgesetz ten vorsätzlichen Vergehen» gegen dad Oplumgesetz zu s« 2999 NM. Geldstrafe, bzw. 299 Tagen Gefängnis verurteilt. Das Verfahren gegen den Bruder des Hans Spangenberg, Alsred Epangenberg, wurde aus Grund des Amnestiegesetzes «Inge- stell«. Zwischenfall in -er Aotre-Oame-Kathe-rale Der 9. Februar, der Jah restag der blutigen De monstrationen gegen die französische Regierung, ist in Paris nicht so ruhig verlaufen, wie man es er- warlet hatte. Obwohl die Kundgebungen selber sich reibungslos abwickelten, mntzleu doch zahlreiche Verhaftungen vorgenom men werden — so auch nach dem offiziellen Ge denkgottesdienst in Notre Dame, wo die Polizei absperrungen von De monstranten durchbrochen wurden. Paris, 8. Febr. Der Jahrestag der blutigen Zusammenstöße des 6. Febr. 1934, bei denen auf dem Concordienplatz über 20 Personen von der Mobilgarde erschossen wurden, ist in Paris nach den vor liegenden Berichten im allgemeinen ohne ernstere Zwischen fälle verlaufen. Nur bei der amtlichen Trauer feier in der N o t r e-D a m e - K a t h e d r a l e , an der bekanntlich auch Ministerpräsident Flandin teilnahm, was im Lager der Marxisten als Herausforderung und Bruch des Wasfenstill- standcs angesehen wird, und nach Beendigung des Gottesdienstes kam es zu Krawallversuchen. Ein Mitglied der Action Francaise hatte es verstanden, in der Kirche während der Andacht bis zum Ministerpräsidenten zu gelangen. Als er ihn erreicht hatte, stietz er laute Beschimpfungen gegen ihn aus. Der Mann wurde sofort fcstgcnommen und abgeführt. Als dann der Wagen des Ministerpräsidenten nach dem Gottesdienst den Vorplatz vor der Kirche verlieh, veranstalteten dort ver sammelte Camelots du Roi ein Johl- und P f e i f k o n z e r t. Die Polizei verhaftete eine Anzahl von Kundgeber. Im An schluß daran zogen etwa 300 Personen in geschlossenem Zuge vor die Polizeipräfektur und drangen durch ein Neben portal in den Inn en Hof ein. Hier liehen sie ihrem Umvillen gegen die Mobilgarde freien Lauf mit Ru fen: „Nieder die Mörder!", „Fort mit dem Gesindel!". Sie bemächtigten sich der im Hofe stehenden Müllkästen, die sie aus den Seine-Quai schleppten und ausschüttcten. Städtische Po ¬ lizei griff ein und trieb die Kundgeber auseinander, die sich hieraus in das St.-Germain-Viertel begaben, wo die Lärm szenen andauerten. Es wurden fünf weitere Verhaftungen vor genommen. Die Störung des Gottesdienstes in Notre-Dame des Dic- toires zu Paris ist bezeichnend für die Grundeinstellung dieser attsam bekannten Action francaise, einer radikalen chauvini- tischcn Gruppe der äussersten Rechten. Datz sie sich nicht cheutc, gerade das französische Nationalheiligtum zu ihrer De monstration zu wählen, bezeugt von neuem, wie wenig diese chauvinistische Bewegung die Kirche und ihre Heiligtümer achtet. Schon bei früheren Gelegenheiten, wo die französischen Bischöfe den Eintritt in die Action francaise im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl verboten, haben sie dieses Verbot der Vischöse zum Anlatz ähnlicher Ruhestörungen in französi schen Kirchen gemacht. Heute ist es die Anwesenheit der fran zösischen Regierung in Notre-Dame, die ihnen ein Dorn im Auge ist. Man kann der Regierung Flandin sicher nicht vor werfen, datz sie die Zügel schleifen lieh und untätig wäre. Selbst bei dieser Gelegenheit, die eigentlich dem Andenken der Toten geweiht war, stören sie den Frieden. Die Action francaise war immer als schärfster Gegner einer Verständigung Frankreichs mit Deutschland ausgetreten. Vor drei Jahren wurde zum Beispiel Kardinal Berdier durch die Action sran- caise verhindert, Worte zum Frieden und zur Verständigung zu sprechen. Reue Besprechung Simon-Laval Pari», 8. Febr. Auhenmlnister Laval ist aus London mit einer Erkältung zurückgekehrt, die sich zu einer leichten Grippe entwickelt hat und den Minister in seinen arbeitsfreien Stunden ans Bett fesselt. Die Erkrankung wird Laval jedoch nicht daran hin dern, die emsige Tätigkeit, die er seit seinem Einzug in den Quai d'Orsay entwickelt hat, auch in den nächsten Tagen fort zusehen. Der englische Autzenminister Sir John Simon wird am Freitag in Paris eintreffen, um an dem Iahresbaukett der Englischen Handelskammer teilzunchmen, und es ist, obwohl bestimmte Nachrichten darüber nicht vorliegen, wohl anzuneh men, datz er den kurzen Aufenthalt zu einer Zusammenkunft mit seinem französischen Kollegen benutzen wird. Den Ge sprächsstoff wird den beiden Autzenministern wahrscheinlich der deutsche Botschafter Köster liefern, der nach eln- wöchigem Aufenthalt in Berlin, wo er mit dem Führer, dem Reichsautzenminister Frciherrn von Neurath und allen zuständigen Amtsstellen Fühlung über die durch die Lon ¬ doner Protokolle geschaffene internationale Lage genommen hat, am Donnerstag aus seinen Pariser Posten zurückkehrte und höchstwahrscheinlich unverzüglich mit dem Quai d'Orsay in einen Meinungsaustausch cintreten wstd. Man nimmt hier nicht an, datz der deutsche Botschafter bereits bestimmte An weisungen von der Reichsregierung erhalten hat, die ihm die Beantwortung der von London und Paris aus an Deutschland ergangenen Einladung zum Beitritt zu dem Londoner Abkom men ermöglichen. Vielmehr glaubt man, Köster wolle zunächst einmal Sondierungen bei Laval vornehmen, um gewisse in depr Londoner Kommuniguö und den daran anknüpfenden Minister erklärungen dunkel gebliebene Punkte zn klären nnd dadurch der Reichsregierung ihre abschlictzendc Stellungnahme zu erleich tern, die erst in etwa zehn bis vierzehn Tagen erwartet wird. Der Entschluß der Reichsregierung — darüber gibt man sich hier keinen Illusionen hin — wird vor allem durch die Nordostpaktfrage beeinflußt und erschwert werden. Da auch die englische Regierung über die Haltung zu diesem Pakt einige Unklarheit bestehen läßt, glaubt man. datz die Pariser Minister zusammenkunft dem Zweck dienen wird, die bestehenden Mei nungsverschiedenheiten zu beheben. Verfasser v. Schmähschriften gegen den Klerus werden in Polen zu Gefängnis verurteilt In Polen wurden die Schriftsteller von zwei anti- katholischen Zeitungen wegen Verleumdung von Prie stern zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die eine der beiden Zeitungen, die von einer Frau geleitet wird, hatte die Nachricht verbreitet, der Pfarrer der Heiligen-Kreuz- Kirche in Warschau habe sich für die Beerdigung des ver storbenen japanischen Gesandten Hirouki Kawai 5000 Zloty bezahlen lassen, und der Apostolische Nuntius habe den Gesandten getauft, als er auf seinem Sterbebett be reits das Bewußtsein verloren hatte. Der Richter er klärte, daß diese Verleumdungen angetan seien, die Kirche und den Klerus lächerlich zu machen und zu diskreditie ren. Im zweiten Fall handelt es sich um die altkatholische Zeitung „Poland Re-born": sie behauptet, der gleiche Priester habe sich 85000 Zloty bezahlen lassen für die Beerdigung der beiden Flieger Zwirko und Wigura. Beide Angeklagten wurden zu vier Monaten Gefängnis ver urteilt. Todestag König Alberts l- von Velaien Die belgische Hierarchie hat den 17. Februar, den Todestag König Alberts I. von Belgien, zum Gebetstag für das ganze Land bestimmt. SeMgsprechvngSfeier erst tm Mat Während man ursprünglich davon sprach, daß die Heiligsprechung der englischen Märtyrer Kardinal Fisher und Thomas Morus am Osterfest gefeiert werden sollte, scheint es jetzt festzustehen, daß dafür ein Sonntag im Mai angesctzt wird. Man nimmt an, daß dieser Zeit punkt den großen Pilgerscharen, die aus England erwar tet werden, günstiger liegt als die Ostertage. Furchtbarer Racheakt Mord an einem früheren Bergassessor. Breslau, 8. Febr. Am Dienstag mittag wurde dk« Mordkommission deo Polizeipräsidiums Breslau davon in Kenntnis gesetzt, datz man an einem Feldweg zwischen Loh« und Kundschlltz in der Nähe von Breslau verdächtige Blutspu ren gesunden habe. Der Oberstaatsanwalt, der Polizeipräsident und die Mordkommission begaben sich sofort an Ort und Stell« und konnten nach kurzer Arbeit bald eine Schleisspur entdecken, die in einen ausgetrockneten Wassergraben führte. Hier sand man eine sestgetretene Erddecke, die mit frisch ausgcrissenem Gras überdeckt worden war. Nachgrabungen ergaben, datz an dieser Stelle die Leiche eines Mannes vergraben worden war, der durch einen Schutz in den Hinterkopf getötet wurde. Die weiteren Ermittlungen durch Vorgefundene Papiere, die durch Abschleppen der Leiche in der Schleisspur gesunden worden waren, von denen aber die Täter nichts ahnten, führten zu der Feststellung, datz es sich bei dem Ermordeten um einen 40fähr. Bergassessor a. D. Willibald Fritsch aus Peiskretsciwm O.-S. handelt. Die Polizei ermittelte noch im Laufe der Nacht zum Mittwoch di« Täter. Es handelt sich um zwei Männer im Al ter von 21 bzw. 24 Jahren namens Hellmut Kirchhoff und Bernhard Polohek, beide aus Breslau. Nach stundenlangem Verhör haben die Täter ein Geständnis abgelegt, aus dem sich vorläufig ergab, datz es sich bei der Mordtat um einen Rache akt handelt, bei dem persönliche Beweggründe vorliegen. Verwalter nichtarlscher Hausbesitzer können Parteigenossen srln. Die Reichsbetriebsgemcinschaft 17 sHandeN in der Deut schen Arbeitsfront weist darauf hin. datz die Rcichsleitung der NSDAP, entschieden hat, datz ein Verwalter, der gleichzeitig Mitglied der NSDAP, ist und Häuser eines nichtarischcn Haus eigentümers verwaltet, diesen vor Gericht vertreten kann, ohne daß ihm hieraus partcigerichtliche Schwierigkeiten entstehen. Sic weist ebenfalls daraus hin. datz Hausverwalter, die mehr als 20 Grundstücke verwalten und wenigstens 20 Hauswarte beschäftigen, ebenfalls eine Betriebsordnung aufzustellen haben.