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Ausgabe K-S unr>O Sächsische Uolrsseituna Donnerslag, 17. Januar 1935 V«rlag—r1 L«««»«» «I-Itig-ei-il«: »t« llpaltigi rr mm drei«, Jill, I V!g, — für gamiltenan^Igen und Llekl-ngefuch« b Plst- -» gür Piatzvolfchlifi«, Unn«, »i« t«>u« D-wLhi leist«» Nummer 14 — 34. Jahrgang »I>ck>«tm * «al wöchentlich «ll »er tllust«t«rle» Tiall» della»« ^D«« geueeeell««' und mehreren lerlbetlnge, M«n,t»ch< v«tng,p'e>I«: »us» » mit Et. «ennoblal« und geuerrelte, vi. r,7i> üusg. «. ohne Et. «ennoblatt » m» geuerrell«« M. 7^0 llusg <l ahn« St. Bennoblatt ». ohne lleuerrelle« M. 1,7» Stnjelnummer lv Pf,.. Sonnabend, u. Sonnlag-Rr, 70 Pf». Gül« vki'HsAivkv IL- KuIKun Sledalllo»; Dre«d«»-<t., Polterst,. II, g««,«. A>7U ». rl0U »«fchöfl-ft«»,, Liml und Verl«,! Sermanl, Buchdrucker«« «. B«rla» Ist. ». ». Wlntet, Polt«rstr. 17, gernr. riair, Postlcheck: Nr. 102L, Bank: Sladlbanl Dresden Nr. IU7S7 Im Fall« von höhere« S-watt, Berbot, «inUetod« Betriebsstörungen hat der Bejieher ober Injeren« lein, Ansprüche, fall, dl« Z-liung >u dejchianltem Umfang«, verspätet oder nicht erscheint - iirju.iungsort Lresde, Keule nachmittag Senser Saartasms Sor der Entscheidung des Vötkerbundsrats Mutmaßungen über die Erklärungen Lavals, Litwinows und VeneschS Gens, 16. Januar. Mit grotzer Spannung erwarte« man hier die Saar tagung des Bölkerbundorates, die Mittwoch nachmittag vier Uhr angesetzt ist. Es scheint, datz di« Rats- niitgtieder sowohl die Regierungskommission wie auch di« Ab- slimmungskoinmission erst In geheimer Tagung hören wol- len, bevor in össentlicher Tagung der grundsätzliche Entschlutz über die Rückgliederung der Saar an Deutschland gefotzt wird. Wie es der Uebung entspricht, werden voraussichtlich alle Rats mitglieder ihre Zustimmung mit kurzen oder längeren Erklä rungen begleiten. Ratllrlich werden die Erklärungen der Grohmächte und besonders die des französischen Autzen- ministers ihre besondere Bedeutung haben. Man erwartet ähnlich wie in der Pariser Erklärung Ftandins vor der Presse auch von der Red« Lavals wenigstens eine indirekte Bezugnahme aus die gestrige Rede deg Führers, wobei voraussichtlich ähnliche Medankengänge entwickelt wer- den, wie von Flandin selbst. Man versicl-ert aber von sran- zösiskl)«r Seile, datz Laval sich kurz fassen werde. Erhebliches Interesse wird di« Stellungnahme Litwinows und Be it e s ch s erregen, von denen es heitzt, datz sie den sranzösisä-en Autzenminister in seinem Bestreben, noch gewisse Bedingungen an die Festsetzung des Termins für die Rückgliederung zu knüp fen, eifrig unterstützen. In Bölkcrbundskreisen wird heute über die Frage der Ent Militarisierung des Saar gebietes eifrig diskutiert. Bon französischer Seite sucht man den Eindruck zu erwecken, datz es sich hier um eine Selbstverständlichkeit und eine reine Formalität handele. Damit steht aber die Art, wie diese Frage hier hinter den Kulissen be trieben wird, und die Absicht, eine besondere Bestätigung dieser Entmilitarisierung der Saar durch den Bölkerbundsrat zu er halten, ossensichtlich in Widerspruct). Ter Eisen bah nzug mit den Wahlurnen aus dem Saargebiet tras unter Bedeckung kurz vor Mittag in Gens ein. stätigt, datz hauptsächlich von französischer Seite noch eine Reihe von Fragen aufgeworfen ist, die man von dieser Seite vor der Bestimmung des Zeitpunktes für die Rückgliederung mit Deutschland regeln will. Das Journal des Nations be hauptet heule sogar schon, datz es nicht möglich sei, einen vor dem l 5. März liegenden Zeitpunkt Ins Auge zu sasscn <!). Die Havas-Meldung aus London, wonach man in englischen Kabincttskrciscn über diese Bcrzögerung beunruhigt sei, und befürchtet, oatz sich daraus eine neue Spannung und neue Unruhen im Saargebiet ergeben können, wird hier stark beachtet, ebenso wie die Bcbauptung, datz man in London der Meinung sei, die Entmilttariperungsbestimmun- gen des linken Rhcinufers mützten auch aus das Saargebiet an- gewendet werden. Die Tatsache, datz Sir John Simon Ende der Woche wieder in Gens eintrcffen soll, wird aber vorwie gend in dem optimistischen Sinne gedeutet, datz es möglich sein könne, bis dahin alle noch bestehenden Schwierigkeiten aus der Welt zu schassen und, wie es der Logik entspricht, dann die Saarsrage in allen wesentlichen und vor allem politischen Ein zelheiten restlos zu liquidieren. Aus alle Fälle scheinen die Engländer die Absicht zu haben, ihren Einslutz in diesem Sinne einzusctzen. sicht, datz die Friedensangebote mit der Herstellung von Gist- gasen unvereinbar seien. Sicherlich sei gewitz Vorsicht am Platze, aber Zurückhaltung sei jetzt nicht mehr angebrachl. Nachdem Deutschland Frankreich einlade, müsse die sranzbsische Negierung endlich einmal Klipp und klar sagen, was sie wolle. Die Friedensaussichlen, die augenblicklich vorhanden seien, for dere die Ausgabe der bisherigen negativen Haltung. Vie Führer der Deutschen Front in Genf etngetroffen Genf, 18. Ian. Um Mitternacht trafen In Genf die Führer der Deutschen Front Ptrro, Röchling, Leva «her und Schmelzer ml« dem sahrplanmätzigen Zuge ein. Zur Begrützung hatten sich am Bahnhof mit dem deutschen Konsul die Mitglieder der deutschen Kolonie Genfo eingesunden. Die Ortsgruppe der NSDAP, ehrt« die Führer des Saarvolkes durch den Gesang des Saarlledes. Kiel, 16. Ian. Der deutsche Flottenchef hat an den Saar bevollmächtigten Biirckel folgendes Telegramm gerichtet: Besatzungen deutscher Flotte übermitteln zu überragen dem Heimatbekenntnis der Saar herzliche Glückwünsche. Sie laden 25 bedürftige Saarländer zu btägiger Mitsahrt im Früh jahr auf Schiffen der Flotte einschlietzlich Eisenbahnfahrt ein. In Treue verbunden Heil Hitler! gez. Vizeadmiral Förster, Flottenchef. Unsere Bischöfe Die deutschen Bischöfe haben während des abgelaufe nen Jahres in einem Ausmaße die öffentliche «Führung des deutschen Katholizismus in die Hand genommen, wie wir es lange nicht mehr gewohnt waren. Fast keine Woche ver. geht, ohne dag einer von ihnen das Wort ergreift, um zu den aktuellen Fragen und zur Gesamtlage der Kirche in Deutschland zu sprechen. Und das Besondere der Entwick lung liegt darin, das; ihr Wort nicht nur die eigenen Diözesanen erreicht, sondern i n g a n z D e u t s ch l a n d und über seine Grenzen hinaus sreudig ausgc- n o m m c n, ja b e g i c r i g e r w a r t e t wno. Tas; unsere Bischöse auger''lickiich von einem sehr wirksamen Wege zur Oefsentlichteit, vom N unds u n k nämlich, ausgeschlos sen sind, hat zur Folge gehabt, das, sie in einem viel aus giebigeren Mage von der Möglichkeit Gebrauch machen, in perjönli ch e Fühlung zum Bolke zu treten. Bald hier, bald dort sind sie im Lause des letzten Jahres an Wall, fahrtsorten, bei Jubiläen und sonstigen ses'.üchen Gelegen heiten unter ihren Diözesanen erschienen, haben nicht nur die Massen angejprochen, sondern sind von ihnen auch an gesprochen worden mit einer Belehrung und Begeisterung, die wir fast nur noch aus den Erzählungen unserer Eltern und Grogeltern kannten. Unsere gewaltigen deutschen Dome sind zu eng geworden, um die Massen der Besucher zu jassen. Heute kommt die Jugend, morgen kommen die Mütter, am dritten Tage die Handwerker, am vierten Tage die Arbeiter. Der Bischof erscheint wieder, wenn wir jo sagen sollen, als der eigentliche „ Psarrer " seines Sprcngels, die Kirche des Bischofs als die „Pfarr- k i rrhe" der ganzen Diözese. Rechtlich hat das zwar nie ausgehürt, so zu fein. Tatsächlich aber war der Gedanke daran im Bois« sehr verklagt. Tie ungeheure und viel- scitige Tätigkeit, die die Kirche während der vergangenen Epoche auf deu verschiedenen Nandgebielen des religiösen Lebens entfaltete, brachte es mit sich, das; die Fachleute auf diesen Gebieten — gleichviel ob Geistliche oder Laien — als geistige Führer des deutschen Katholizismus stark in den Vordergrund traten: Die Berbandssührer. die kuliurpoli- tiker, die Soziatpolitiker, die ParteipoUliier. Lie alle haben sich die gröglen Verdienste um die Geltendmachung der katholischen Grundsätze im öffentlichen Leben erworben. Eine künftige Zeit wird auch ihre Verdienst um das deut sche Volk vorurteilsfreier fchen als die l :enwart. Es soll auch keineswegs behauptet werden, das; o,e Ausczaben, um die sie sich bemüyten, beu-e schon alle gelöst und deshalb latholischen Einsatz nicht mehr nölig machten. Anderseits ist es aber doch auch wahr, das; wir uns durch diese vielseitige und zersplitterte Tä tigkeit stark ansgegebcn hatten und darum gut daran tun, eine Beschneidung aus diesen Gebieten mit einerechten S a m m lung auf das W i ch t i g st c u n d Wesent, l i ch st e unserer religiösen L c n d u n g zu beant worten. Bei dieser Wendung aber treten die Bischöie als die natürlichen Führer von selbst wieder in den Vorder, gründ. In derselben Richtung wirkt die Tatsache, das; gegen über mancher schwierigen Litualion nur die Vischöse das N e ch t und die nölige Autorität haben, um im Rainen des katholischen Volkes sprechen zu können. Tas katholische Volk weis; das und gibt durch seine stürmische Zustimmung zu erkennen, wie grenzenlos das Vertrauen ist, das es in die Klugheit und Festigkeit seiner Bischöse setzt. Haben wir cs nicht erst in diesen Tagen wieder er, lebt, wie die Gläubigen des Laargebietes in erhebender Eesolgschaftstreue den Kundmachungen ihrer Diözcsanbischöse von Trier und Lpcyer, wie das ganze katholische deutsche Volk den Eebelsaufrusen des Eesamlepiskopats freudigen Herzens entsprach und mit dem Ltiinnizettcl oder durch das Gebet für den deutschen Lieg an der Laar cintrat. Und wenn es den einen oder anderen politisch strauchelnden oder Verirrten unter dem deutsch-christlichen Laarvolk gegeben haben mochte, so lies; er sich belehren und folgte gern und freudig der Parole seiner Bischöfe, die zugleich die Parole Deutschlands wa r. Unsere Ltärke liegt in der g n a d c n v o! l c n Lebcndigkeit unserer Kirche. Vermittlung und Eckutz Lim -en Zeitpunkt -er Rückgliederung Will Frankreich neue Schwierigkeiten machen? Genf, 16. Jan. Niemand bezweifelt in Genf, datz dxr Bölkerbundo- rat heute nachmittag einstimmig beschiietzen wird, datz aus dem Ergebnis der Abstimmung im Saargebiet nur die eine Folgerung gezogen werden kann: Ungeteilte Rückkehr der Saar ins Deutsche Reich. Diese grotze Frage ist nicht durch die diplomatischen Verhandlungen, sondern einfach durch den überwältigenden Wahlsieg der deutsche» Sache und durch «ine Willensäutzerung des Saarvolkes, die keine Aus legungsversuche mehr möglich macht, entschieden worden. Bon keiner Seite, auch nicht aus den deutschfeindlichsten Winkeln in Gens, kann man mehr Stimmen hören, die sich für eine andere Deutung der Abstimmung aussprechcn. Tas alles ist schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden. Um so grötzeres Interesse erregt in politischen Kreisen die nun nicht mehr bestrittene Absicht, den Zeitpunkt der Rückgliederung heute noch nicht im Rat zu be stimmen, sondern ihn einer späteren Sitzung vorzubchaiten. Gleichzeitig hört man, datz auch der Zeitpunkt der Rllck - <T> sendung der internationalen Truppen vorläu- fig in der Schwebe bleibt. Es ist hier langsam durchge- sickert, und wird nun heute durch Meldungen aus London be- Vor einer Antwort Lavals an Hitler? Die französische presse fordert Klarheit! Paris, 16. Iauar. Di« Genfer Sonderberichterstatter des Journal und des Petit Parisien weisen aus eine Erklärung hin, die der französische Autzen Minister Laval am Mittwoch im Völkerbund abgeben werd« und di« gewissermatzen eine Antwort aus die Erklärungen des Reichskanz- ler* darstellen würde. Diese Erklärung, schreibt der Petit Parisien, würde in der ganzen Wett «inen «lesen Eindruck hin terlassen. Laval werde sich dabei von dem Gedanken leiten lassen, datz eine ehrlich« deutsch-französiscl-e Zusammen arbeit die beste Friedensgarantie darsteitt. Der Quotidien fordert die französische Re gierung aus, nunmehr ihre Zurückhaltung aufzugeben und einmal deutlich zu sagen, was sie wolle Bor der Abstimmung habe man gesagt, wenn die Saar für Deutschland stimme, so stimme sie für Hitler, und man werde erst dann die wahren Gefühle der Bevölkerung für den Führer kennen . Der Beweis sei heule erbracht. Hitler rcici)« Frankreich die Hand hin. Er habe von Wicderversöhnung und Befriedung gespro chen, und Dr. Goebbels habe das Wort Annäherung gebraucht. Vor so viel Herzlichkeit bleibe Frankreich zurückhaltend, und die Aeutzerungcn Flandins seien bezeichnend dafür. Man be- sürchie immer noch ein schlechtes Geschäft und vertrete die An«