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Seite 2. Nr. 266. Abend-Ausgabe dann vielleicht vor dein russischen Einsoll bewahrt oder uns mit seiner Flotte unterstützt baden würde. WaS vor einigen Tagen Herr von Bcthmann Hollweg Sir Edward Grcn zu bören gab. bat ibn anscheinend an empfindlichen Gleiten getroffen, so daß er im Unteikause mit Ausdrücken um sich ivar», die ein verantwortlicher Staatsmann eines großen «Reiches >oiisl wobl lianm gebraucht. Dust der deutsche Reichskanzler mit der Feststellung von Englands Kricgslust während der bosnischen risis reebt batte, beweist die Erwiderung ÄreyS, der diese Be> bauvtung cinc Lüge erster Klaffe nannte. Dir brauchen den ianOer negen solche Ausfälle nicht in Schul; zu nehmen, dazu steht er Mil seinem Wchnsicils- und Gerechtigkeitssinn viel zu hoch. -Inch ober den Ausdruck des gekränkten Sir Edward, es sei h indi s cb . zu sagen, weit Deutschlands Feinde die deutschen .7 iedensbedinglingcn ohne Rücksicht ans die eigenen Interessen in. t annebincn wollen, deshalb seien sie verantwortlich sür die Fortdauer des Krieges, regen wir uns nicht im geringsten . in. Mit Schimpfen macht der britische Ausgenminister lein' Sache nickt besser, und damit überzeugt er ouch die Welt nickt, der er einzurcden suchte, das; man mit dem deutschen Volke ict't vcrniins'ig reden könne, solange cs mit Lügen gefüttert sei n'.d nichts von der Wahrheit wisse. Sir Edward Grey ist tief ge il' en. daß er zu solchen plumpen Täuschungsvcrsuchen greisen muh Aber man weist nun: das Sckwert must den Frieden er- winoen. und nicht eher wird Frieden werden, als bis bei Verdun nnä i„ ^berilaüen die Waffen das entscheidende Wort gesprochen hoben Dann wird auch Sir Edward Grey, falls er noch lebt und England-, Geschicke in der Hand hält, den Frieden wollen, den das deutsche Volk will. ll-.l Asquiths Erklärung über Arland >^ib. London, 25. Mai. (Droblbericht.) Am Unterhaus siglo Rsguilh in seiner Erklärung über die irische Frage: Unsere erste Pflicht war, die Ordnung in Irland wiederherzusiellen und der Wiederholung der Unruhen vorzubeugen. Wir waren froh, bah mit voller Sicherheit zutage getreten war, dast die graste Masse des irischen Volkes mit dem Aus st and nicht sympathi sierte. Das Kriegsgesch sei als Vorsichtsmaßregel ansrechterhalten geblieben, aber die Regierung hosse, seine Aushebung werde bald und vok'Uändig, erfolgen, Zwei Eindrücke Hobe er hauptsächlich bei seinem Besteh in Irland gewonnen, nämlich den Zusammenbruch der A c g i c r u n q s in a s ch i n c r'i c in Irland und die Stärke, Tiefe nnd Allgemeinheit der in Irland herrschenden Stimmung, dast eine vorzügliche Gelegenheit seht geboten sei, um die Bei legung der i r i s eh c n Fragen zu orreichen. Die Regierung habe Lloyd George ausgesordcrt, dieses Ergebnis ins Werk zu festen. Er habe sich mit den irischen Führern in Verbindung gesestt, und ASguith appelliert: an das Haus, cs möge keine irische Angelegenheit erörtern, die eine umfassende und dauernde Regelung der Frage gefährden könnte. Redmond nnd Earfon unterstützten das Ansuchen und es sand infolgedessen keine Erörterung statt. Ansprache des englischen Schatzkanzlers an Schulkinder (^.) Haag, 2s. Akai. stDrahtbericht.) Frau Mac Ken na hat am letzten Sonnabend unter den Schulkindern von Walton- o n - l h c - H i l l Sparkassenbücher mit dem Betrage von je 1 Schilling .-erteilt. Ihr Gatte, der F i n a n z m i n i st e r, Kat dabei die Kleinen > mahnt, eisr.g zu sparen und das Geld nach den Sparkassen zu bringen, ainit das Vaterland imstande sei, den Krieg zu gewinnen. Der Minister i'.tt dabei eine A nspracke, die cm bezeichnendes Beispiel ist sür die Irl, mit der man später wohl den englischen Kindern vaterländische Ge schichte beibringcn wird. Mac kenna sagte: Wir Kämpfen, weil unser ^and gelobt bat. ein kleines und schwaches Land zu beschützen, das kleine Belgien, und weil wä fest entschlossen sind, dies Gelöbnis zu halten, was cs auch kosten möge und obgleich eines der gröhten Länder der Welk wie ein wütender Stier über uns herfällt. Aber wir werden Kämpfen, bis wir die Gewistbei! bekommen haben, dast grostc Länder auch nut kleinen Ländern ehrlich verfahren. Wenn wir auch niemals den Krieg gewünscht haben, und wenn wir auch den Krieg am liebsten ver mieden hätten, so müssen wir doch wcitcrkümpsen. da cs ein Kampf um die Wahrheit und die Gerechtigkeit ist. Die amerikanischen Munitionslieferungen (V Haag, '-'st. Mai. (Eig. Drahtbcricht.) Wie dem „Rieuwe Pottcrdnmschcn Eourant' aus Rcw^ork gemeldet wird, dauern die M u n i t i v n s v c r s ck i f s U n g c n an. Der Wert i er Ausfuhren aus Rcw Vorst allein belief sich im März aus 52 !>8i 3>6 Doll, gegen 37 !>^i IM Doll, im Februar und 31 331 068 Mä. im Januar d. I. Obgleich die Ausfuhr an fertigen G ranalc n von !> 083 887 Doll, im Februar auf 3 122 883 Doll, im März z u r ü cst g i u g und die voir Projektile» voir 13 335 782 Doll, auf Doll., wurde dieser Rückgang mehr als auf- gewogen durch ciu Steigen der Ausfuhr von rauch losem Pulver, die sich von >,310 776 Doll, im Februar auf 18 823 530 Doll, im März hob. Die Ausfuhr von Kupfer in Stäben flieg in derselben Feit von 6 802 386 Doll aus 12 383 383 Dollar. Deutsches Erbe h'-'l Roman aus dem Baltcnlandc von Lena Vost. , i-.cci^'in 1>v !.sn .e < <. i>. m. !- li Negirix MM. .Run. mein Golteskühnchen", ries Zipol dem Pastor höhnisch zu. sollen wir noch mal deine Salbadereien anhören von dem Iudenstingcn von Razareth. Mack's kurz, wir fahren ja doch mit Extrapost ins grostc Nichts, und hätte kaddist nicht für dick Schonung verlangt, du wärest uns schon als Quartiermacher vorangcgangen und kältest uns bei deinem Prinzipal anmeldcn können. Ein Schrei der Entrüstung brach von kaddiks Lippen bei diesen blasphcmi'chcn Worten des Lehrers. .Zipol. wie staun ein Mensch so verworfen sein. In wenig Minuten stehen wir alle vor unserem höchsten Richter, und du lästerst seinen Ramcn im letzten Augenblick deines verlorenen Lebens." Hellwig war tief erblaßt; als er kaddiks Stimme hörte, fuhr er zurück und strich sich mit der Hand über die Augen. . Kaddist. auch du, auch du! Wie ist cs möglich! Unter Deut schen bist du grost geworden, deutschen Männern verdankst du deine ganze Bildung, nnd nun hast du die Hand gegen uns ge kehrt — du — der du geistig zu uns gehörst. Sage, dast du un schuldig bist, ich will ein gutes Wort sür dich Anlegen, vielleicht gibt cs noch cinc Rettung ' .Der unschuldig , lackte der russische Offizier höhnisch, .einer ihrer klügsten Kopse ist er, viele von den Hetzschriften stammen wohl aus seiner Feder. Wenn alle so schuldig wären wlc er, wäre das Blutgcrickt eine einfache Sacke sür uns. ' Hellwig trat zu seinem ehemaligen Schützling, aber ehe er etwas sagen konnte, redete Kaddist sckon mit fester, klarer Stimme zu ihm: Dast ick noch einmal zu Ihnen sprechen kann. Herr Pastor, ist der einzige Wunsch, den ich noch ans Leben habe, denn ich möchte Mick Ihnen gegenüber rechtfertigen. Sic sagten, ich ver dank: meine ganze Bildung den Deutschen. Das ist richtig: Leipziger Tageblatt Freitag, 26. Mai 1916 Das bisherige Ergebnis der österr.-ung. Offensive in Südtirol Von unserem auf den österreichisch-italienischen Kriegsschauplatz entsandten Berichterstatter. (?.) K. u. k. Kriegspressequartier, 25. Mai. Eine Woche vor Vollendung des ersten Kriegsjahres trat an der österreichischen Südwcstgrcnzc eine' grundlegende Aenderung in den Operationen der gegenüberftchenden Hcercskörper in Erscheinung. Die Kaiserlichen und Königlichen Streitkräfte nahmen in Südtirol eine kräftige Offensive auf, und die Italiener wurden in die Verteidigung gedrängt. Ueberraschend kam diese Aenderung nicht. Seil Monaten war es in allen neutralen und feindlichen Zeitungen zu lesen, dast die Monarchie zum Schlage gegen Italien auShole, und die „Agencia Stefani" teilte sogar mit, dah in den Tiroler Bergen von den Ocstcrrcichern Truppen und Kriegszcug versammelt würden. Gleichzeitig kamen Nachrichten, dast Italiens Generalissimus Cadorna sein Quartier nach Bas- sano verlegt habe, womit gesagt wurde, dast Italien in Parade stellung den drohenden Hieb erwarte. Diese Vorbereitungen haben indessen nicht genügt. Die Welschen waren in der Abschätzung der österreichisch-ungarischen Angrissswuch» ebenso leichtfertig wie seinerzeit in der Beurteilung unserer Wider standskraft. Den zuerst gemachten Fehler haben sie in den Isonzo- kämpfen mit ungefähr siebenhunderttausend Menschen bezahlt, und die bisherigen Folgen des jüngsten Fehlers sind eine durch nichts zu be- schönigcnde Niederlage zwischen Etsch und Brenta, ausgedrückt im Ver lust von mehreren gepanzerten Werken auf italie nischem Boden — darunter Campomolon und Toraro im Befesti gungssystem von Arsiero nnd die sehr starken Werke Verena und Lam- polongo im Vorgürtel von Asiago — ferner von über zwei Kun- dertscchzig Geschützen, darunter solchen schwersten Kalibers und nahezu 25 000 Mann an Gefangenen. Außerdem verloren die Italiener ungefähr 300 Quadratkilometer besetzten Gebietes, davon die Hälfte eigener Boden. Soweit bisher bekanntgeworden ist. wurden die Operationen der k. u. k. Angrisfsgruppen in folgender Weise durchgeführt: Zwischen Etsch und Brandtal schob sich eine Stohgruppe süd lich Rovreit (Rovereto) vor, vertrieb die Italiener aus Moscheri und erstürmte die Zugna Torta, wodurch die Feinde gezwungen wur den, die flankierten Orte Mori und Marco fluchtartig zu verlosten. Zwischen Brand- und Laintal verjagte eine andere Gruppe die Italiener bis zur Linie Lhicsa am Nordhang des Pafubio. Inner halb dieses Raumes waren die Erstürmung des Cot Santo und die Besetzung des Bvrcola-Passes besonders hervorragende Leistungen. Zwischen Lain- und A st a ch t a l vollbrachte die unter dem Kom mando de» Erzherzog-Thronfolgers vom Vielgereuther Pla teau heroorgebrochene Stohgruppe — bestehend aus Kerntruppen, darunter Tiroler Kaiserjägcrn und einer Linzer Division, — hervor ragende Taten. Sie strebte nach achttägigen Kämpfen im schwierigsten Gcbirgsgcländc nahezu 15 Kilometer vor nnd gelangte bis zum Po- sinatal und vor den inneren Kern der Befestigung von Arsiero. Die Nachbargruppe zwischen A st a ch t a l und Valdasso, das sieggewohnte Korps Graz, begann, von der Lafrauner Hochfläche aus gehend, am 20. Mai den Angriff. In vier Tagen erstürmte cs die erste Feindeslinie südöstlich von Lusern und Vezzcna, überschritt die Fcindesgrcnze, eroberte die Werke Lampolongo und Monti Verena und beherrscht jetzt die Wege gegen Asiago. Am 22. Mai machten sich schliehlich die AngrissSgrupxcn im Sn- ganatal, deren eine bereits am 15. Mai auf dem Armcntrrr?- Nücken Fuh gefaßt hatie, auss nachdrücklichste bemerkbar. Die Ita liener wurden, nachdem sic schon am IS. Rundschein (Roncegnvf aufgeben mutzten, nunmehr aus Burgen (Borgo) verjagt, nördlich der Brenta vom Salnbio und dcr CimaLista bis über den Maso - Bach geworfen. Sic räumten S t r i e g e n (Strip,no) und wurden südlich des Suganatales gegen die Hochfläche der Siebene,eineinden obqcdrängl. mo die österreichisch-ungariscken Truppen — über den Kempctbcrg vor dringend — schon Corno di Lampoverde nahmen. Dcr Feind ist somit in einer Breite von 30 Kilo metern geworfen und seine Front stellenweise bis aus 15 Kilo meter eingedrückt worden. In den befestigten Räumen von Sckio. Arsiero, Asiago und Primobano, aus denen er im Vor jahre inS Gebiet der Monarchie einbrach, organisiert er. überrannt nnd geschwächt, den Widerstand aus Leben und Tod. Denn cs gilt, die siegreichen Ocsterreicher und Ungarn in den Aiisga.'gr-Iorcn zur venezianischen Ebene ouszuhalten. Der bisherige Erfolg ist. wenn man die EchwicngkeUcn de? Ge ländes, die langen Vorbereitungen des Feindes und demgcgenüöcr die Kürze der Zeit in Betracht zieht, bedeutend. Ermöglicht haben ibn die in den Karpathen, in Serbien und Montenegro erworbene- Kr>cgs- crsahrung, die großzügig-einfache Wahl des Durchkost,raumes nnv i->c exakt mathematische Voraussicht und Durchführung der Vorarbciiei. Errungen Haden ihn unsere Truppen, deren altes überrennender An griffsgeist im Siegesläufe nur widerwillig Pausen cinschalict. die nvr durch den Nachschub — namentlich dcr schweren Artillerie — erzwungen werden. Heinrich Wodnik. Vcrichteritoilcr. Eine Rechtfertigurrasnote Stefanie rrlh. Vern, 25. Mai. (Drahtbcricht.) Die „A g c n z i a Ste fani' gibt cinc Schilderung beS e r st c n Abschnitts dcr öjtcr- reichisch-ungarischcn Osscnsive, in der cS Heist!: Unsere Insonteric leistete den feindlichen, zum Ansturm vorgcworscncn Infantcriema»cn zwischen Etsch und Brenta, besonders aber zwischen Ter rag- n o lo t a l und Hochaslico hartnäckigen Widerstand. Um den Wir kungen der heftigen feindlichen Beschiessung zu entgehen, zogen sich aber unsere Fusttruppcn nach und nach aus die rückwärts liegenden Ver teidigungslinien zurück. Hätte sich die Verteidigung versteift, die vor geschobenen Stellungen zu behaupten, so hätte man zwar cinc tapfere Tat vollbracht, aber sehr schwere unnötige Opfer gebracht. Die Kom mandanten zogen sich deshalb auf verschiedenen Abschnitten nach den Hauptwibcrstandslinien zurück. In dem Frontabschnitt, in dem dcr Feind seine Hanptanstrengung machte, nämlich auf dem Tonczzaplateau, hatte uns die Beschaffenheit des Geländes ge zwungen, unsere Hauptvertcidigungslinie auf den Monte Maggio. Monte Torraro und Campomolon zu legen, weil hinter diesen Höhen das Gelände jäh in die Täler abstürzt. Diese Linie war ober nur vier bis sieben Kilometer von den feindlichen Batterien entfernt. Diese äuherstc unvermeidliche Nähe verantahte unS, in diesem Ab schnitt auf die Hauptverteidigungslinie zu verzichten und die Verteidi gung zurnckzuverlegcn Natürlich kostete die Zurücknahme unserer Trup pen Verluste an Menschen und Geschützen, da sic in rauhem, abschüssi gem Gelände ausgcsührt werden muhte. aber lernt nicht immer ein Volk vom andern? In Ihre geistige Gemeinschaft haben Sic mich ausgenommen, aber war ich nicht sonst ein Ausgestostencr, Verachteter in Ihrem Kreise? Haben Sic oder Ihresgleichen je daran gedacht, dast der arme Lette in Herzenseinsamkeit und Scclcnnot zwischen Ihnen dahinlcbt? Kann totes Wissen ein Entgelt sein sür lebendige Bande, die sich stärkend und beglückend vom Mensch zum Menschen schlingen? Die Macht der Liebe, die Sehnsucht des Herzens bestimmt ebenso sehr die Prägung unseres Lebens wie die Schulung des Ver standes oder die Erfolge oder Misserfolge im Kampfe umS Dasein. Zwei süstc, leuchtende Sterne slrahlien über meinem Leben, und ich flehte aus meinen Knien, dast sie sich mir neigen möchten. Aber sic neigten sich einem anderen Manne, über mein zuckendes Herz hinweg, und ließen mich in dcr bitteren Einsamkeit zurück: da wandle ich alle Kräfte dcr Liebe meinen StammcSgenossen zu. Was ich getan habe, lat ich in reinster Absicht, in Heistester Hin gabe an mein Volk, dem ich zu einer geachteten Stellung in der Well verhelfen wollte, an die es dasselbe Recht hat wie Ihr Volk. UnS ist kein Erfolg beschiedcn, daS stempelt uns zu Verbrechern anstatt zu Rationalhclden. Ich habe meine Heimat und meine Liebe verspielt, mir liegt nichts mein am Leben, das ich nach irdischer Gerechtigkeit verlieren soll, die himmlische Gerechtigkeit aber wird sich meiner erbarmen." In diesem Augenblick zuckte ein verirrter Sonnenstrahl durch die schwere Wolkcnmassc, kaddist stob den Kops und sah in das funkelnde Licht, ein ergreifender Ausdruck lag in seinen braunen Augen, er hob die gefesselten Hände zum Himmel, als wollte er die göttliche Gnade auf sich berabflehen. „Unser Herr Jesus EhristuS, dcr für unS Sünder den bitteren Kreuzestod erlitten hat, erbarme fick deiner armen Seele, in Ewigkeit Amen!" sprach Hellwig erschüttert, dann trat er auf einen Wink des Offiziers zurück; daS Kommando ertönte. Sic sielen einer noch dem andern, wie sic in dcr Reihe standen, nnd wurden rasch von den Soldaten verscharrt. Die Sonne war ver schwunden. grau und trübe lag das stille Land; cs begann zu schneien, leise sanken die weichen weißen Flocken aus die Richt stätte nieder. „Da hätten wir gründliche Arbeit getan, die lettische Kanaille macht so bald keinen Aufstand wieder", sagte dcr Offizier selbst gefällig, und ging in den Kirchcnkrug, sich mit einem Wodka *) zu belohnen. Am Abend desselben Tages wurde an dcr Kirchhossmauei' noch ein schmales Grab auSgehoben; ohne Sarg, nur in ein wcistcs Laken gewickelt, wurde die arnie Maddc hincingelcgt, deren Leiche man aus dem Schlostleich gezogen hatte. Herrenlicbe war ihres Lebens Anfang und Ende gewesen. Als Hellwig von der Hinrichtung nach Hause kam, war er kaum eines klaren Gedankens fähig. Sein warmes Herz siost über vor Jammer. Gerade die begabtesten und hossnungsvoitstcn seiner Schüler waren cs gewesen, die, von Hetzern irregeleitet, nun wie tolle Hunde nicdcrgcschosf'en waren. Dcr junge Pastor vermochte nichts zu essen, sand keinen Schlaf, keine Worte aus das freundliche Zureden seiner Frau. Angstvoll blickten seine Augen umher wie die eines gehetzten Wildes. Emmi) wagte ihn nicht einen Augenblick allein zu lassen, bis endlich ihr Vater kam und den Unglücklichen in cinc Irrcn- nnstalt brachte. Acustcrlich war die Ruhe im Lande nun bald wieder hergc- stellt, innerlich zeigten sich um so schärfer die Folgen dcr Revo lution. Fremder denn je standen sich der Deutsche und der Lette gegenüber — verächtliche Empörung auf dcr einen — ohnmächtiger Hast auf dcr andern Seite. Der Russe aber stand vergnügt öabci und kraute seinen strup pigen Kops. „Dies hast du zu schön gekonnt, liebes Väterchen! Dem verhaßten Rjemetzki **) einen gründlichen Schlag versetzt, und die dickschädeligc lettische Brut gleich empfindlich mit getroffen! Des Himmels Segen ist sichtbarlich mit deinem Tun, mein kluges, starkes Väterchen! Der Zwiespalt, dcr nun im Londe herrscht, wird den Boden gut vorbcreiten für das weise Regiment unserer TschlnownikS ""). Roch zehn Jahre so weiter und auch hier ist unser heiliges Rußland!" (Fortsetzung in dcr Morgen - Ausgabe.) *) Schnaps. ") Deutsche. "*) Beamte