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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191611053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19161105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19161105
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-05
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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Ernste Fragen Hundertundachtzehrtte Kriegswoche * Wir sind in den achkundzroanzigsten Krieqsmonat cin- ssstreicn. An seiner Schwelle bietet die Kriegslage sür unS daS alte erfreuliche Bild: an der Westfront halten wir, von dem Rück- schlage bei Verdun abgeschen, unsere Stellungen fest in der Hand und wehren dem immer von neuem und unter Mißachtung der Menschenleben wiederholten Ansturm unserer Feinde, an der Ost front mehren wir sowohl den Aussen al« auch den Rumänen gegen über unseren Gewinn. Diese günstige Entwicklung gibt uns die Ge wißheit, daß wir mich den vollen Sieg erringen werden, ohne daß wir den hier und da auftanchenden und durch die Ablehnung des Dicnslzwanqs in Australien genährten Gerüchten von FriedenS- sehnsucht in Rußland und sonstwo eine aüzugroße Bedeutung bei- zumessen brauchen. Ilm so ernster aber mässen uns eine Reihe von fragen stimmen, die im Lause dieser Woche im Reichstage zu leb haften Auseinandersetzungen führten und den in diesen Blättern schon sooft ausgesprochenen Gedanken von neuem als richtig er weisen. daß eine Reuorienlierung unserer innerpolitischen Ver hältnisse nicht nur mit schönen Worten sür die Zukunft versprochen werden darf, sondern miiten im Kriege, soweit cs irgend angängig ist, zur Durchführung gelangen muß. Die bitteren Klagen, die von allen Paricien über die durch die Verhängung der SchuHb ast und durch die Ausübung der Zensur erzeugten unhaltbaren Zustände geführt wurden, zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, daß hier svkach als möglich und gründlich Wandel geschaffen wer den muß. E^isr über diese Zustände schon so viel geschrieben wor den, daß wir nicht noch einmal des näheren darauf einzugchen nötig baden. Aber dein Bedauern darüber dürfen wir wob! Aus druck leg-cn, daß der Stellvertreter des Reichskanzlers mit der Kallen bureanklatßchcn Art, in der er mit all diesen Dingen sich beschäftigt, der Svene des Vaterlandes keinen guten Dienst leistet. And auw bei der Versickerung einer wohlwollenden Behandlung der Frage der Beförderung von Dissidenten zu Offizieren darf cS sein Bewenden nicht haben. Solche Rückständigkeiten- wider sprechen dem Ernste der Zeit, in der wir leben, und sie schädigen vor allem in empfindlicher Weise unser Ansehen im Auslande. .Gerade die notwendig gewordene Wiederholung dieser Klagen über die Schutzhaft und die Zensur beweist ihre Rastlosigkeit'', schreibt leider mit Recht die .Reue Zürcher Ztg." und sie zieht ans den unliebsamen Erörterungen im Reichstage Schlüße über die Stellung der deutschen Regierung, die dieser zu denken geben sollten. Das deutsche Volk hat in diesem Kriege einen so herrlichen Geist und einen so bewundernswerten Opfermut an den Tag gelegt, daß man es billigcrweise von Fesseln befreien sollte, die seiner un würdig und ihm gegenüber unnötig sind. Gewiß hgtte Dr. Helfferich recht, als er sagte, lm Kriege sei das wichtigste Interesse die Sicherheit des Vaterlandes, und die Regierung könne nicht dulden, daß in Munitionsfabriken Streiks entstehen. .Da ist es mir lieber, daß ein Unschuldiger leidet, als daß ein Schuldiger unsägliches Ilnhcil über das Vaterland bringt." Dos tristt ganz sicher zu, denn gerade die Beschaffung von M unition in immer größeren Mengen ist eine ernste Auf gabe, vor deren Lösung uns der kommende Winter stellt, und cs taucht sogar die Fraae auf, ob zu ihrer Lösung nicht alle vor handenen und brachliegenden Kräfte des Volkes herangezogen oder wenigstens wie bei den Ernterrbeitcn zu freiwilliger Mit arbeit aufgerusen werden sollen. Es gilt hier das Wort Luden dorffs: .Herstellung der Munition im höchsten Ausmaße ist die wichtigste Ausgabe der Kriegführung, und dieses Höchstmaß muß ein wirkliches Maximum der Leistungsfähigkeit darstellen', und wir müssen, wie der neue preußische Kriegsminister im Reichstage erklärt hat, alle Mittel, die von unseren Gegnern ins Tremsen ge führt werden, noch zu übertreffen suchen. Ob es aber zstr Er reichung dieses Zieles nolwendw ist, ein allgemeines.,Ver- "bot aller Zeitungsanzeigen zu erlassen, dukry die gewerbliche und industrielle Arbeiter angeboten werden, ist doch eine große Frage. Ganz abgesehen von der neuen bedeutenden Schädigung, die durch eln solches Verbot den Zeitungen, die wahrlich nicht auf Rosen gebettet sind, drohen würde — diese Interessen haben aber schließlich zu schweigen, wenn dasVaterland inRot ist- »darf man dock starke Zweifel aussprechen, ob die Verteilung der Arbeitskräfte aus die einzelnen Fabriken und Werke allein durch den Arbeitsnachweis richtig ist. Einmal werden durch diese Maßregel dunkle Vermiltlerezistenzen geradezu gezüchtet, die den bisherigen ehrlichen Verdienst der Zeitungen cinstecken, und aus der anderen Seite wird die gesetzlich garantierte Freizügigkeit der Arbeiter in einer Weise eingeschränkt, die be denklich erscheint. Einen Mißbrauch mit diesem Rechte werden die gut bezahlten Arbeiter in den Munitionsfabriken kaum treiben, da sie ja meistens für einen bestimmten Betrieb reklamiert sind. Dagegen wird es ohne den Weg der Zeitungsanzeigen neu entstehenden Fabriken schlechterdings nicht möglich sein, die not wendigen Kräfte rasch zu erhalten und dauernd sich zu sichern. Faßt man das alles ins Auge, so darf man ruhig sagen, daß daS beabsichtigte Verbot der Zeitungsanzeigen für gewerbliche und industrielle Arbeiter den Zweck nicht zu erfüllen vermag, den man damit verfolgt, daß es aber schwere Schädigungen auf wirtschaft lichem Gebiete und eine Verärgerung in» Gefolge haben muh, die man in dieser ernsten Zeit doch wohl vermeiden sollte. Eine andere ernste Frage, die unser Volk schon lange im Innersten berührt, wurde am Donnerstag im Reichstag ausgiebig besprochen: die Behandlung der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen in den feindlichen Ländern. Wir misten alle aus gelegentlichen Schilderungen, die in unsere Hände geraten, welche entsetzlichen Leiden namentlich unsere Gefangenen in Ruß land erdulden, wir misten aber auch, daß bei den Engländern und Franzosen, die die Zivilisation in Erbpacht zu haben glauben, ebenfalls in dieser Richtung Zustände herrschen» die eine Aende- rung dringend erheischen. Der Haß, mit dem namentlich die fran zösische Presse die deutschen Gefangenen verfolgt und sie als blöde, vertierte Geschöpfe tagtäglich dem Publikum darstellt, hat seine Wirkung auf das französische Volk nicht verfehlt, so daß unsere Tapferen, die ein unglückliches Schicksal in die Hand der .ritter lichen' Nation gab, wüsten Beschimpfungen und gar tätlichen Be leidigungen ausgesetzt sind. Gewiß kommt Hel uns, die wir über zwei Millionen Gefangene aller Rationen beherbergen, gelegent lich auch ein Mißgriff bei ihrer Behandlung vor, aber darüber sind sich alle neutralen Kommissionen, die unsere Gefangenlager besichtigten, einig, daß alles getan wird, um den Un- glücklicyen ihr Los zu erleichtern. Es liegt eben in dem Wesen deS deutschen Volkes begründet, daß eS ritter lich und human ist. Ilm so mehr darf es verlangen, daß auch seine Söhne, -le in fremder Gefangenschaft schmachten, anständig und menschenwürdig behandelt werden. Können sich unsere Feinde trotz aller Vorstellungen dazu nicht be quemen, und lehnen sie den Austausch Zug um Zug nach den deutschen Vorschlägen ab, so bleibt unserer Regierung nichts an deres übrig, als auf dem Wege der Vergeltung zu erzwingen, waS man freiwillig nicht gewährt. UnS wist sogar scheinen, als ob wir in der Anwendung von Vergeltungsmaßregeln bisweilen zu lange gezögert hätten. Diese übertriebene Vorsicht, so sehr sie uns ehren mag, ist nicht am Platze Feinden gegenüber, die selbst imstande sind, die schändlichen .Baralong"- und .King Stephen'- Fälle noch zu überbieten, indem sie unter Mißbrauch der amerika nischen Flagge wieder ein deutsches U-Boot vernichtet und zwei Ueberlebende in scheußlichster Weise mißhandelt haben. Da der fromme Hüter der Menschenrechte in Amerika auS Besorgnis vor einem Durchfall bei der kommenden Präsidentenwahl sicher lich keine Zeit findet, gegen solche SchSndlichkeiten die nötigen wirkungsvollen Schritte zu fvn, so müssen wir selbst tn rücksichts losester Weise uns dagegen zur Wehr sehen und dafür sorgen, -aß unsere Tapferen, die man also mordet und mißhandelt, ge rächt werden. Zum Schluß noch einige Worte zu der ernstesten Frage, die uns seit langen Monaten beschäftigt. Zwar hat im Reichstage der Präsident deS Kricgsernährungsamtes das tröstliche Wort ge sprochen, daß nach Prüfung der Gesamtiage keine Gefahr für die Ernährung unseres Volkes besiehe, und daß wir bis zur nächsten Ernte durchkommen werden. Auch im sächsischen Land tage, der sich in seiner neuen, am Domwrstoa geschlossenen Tagung wiederum ernsthaft mit dieser Frage beschäftigte, ward die Versicherung gegeben, daß alles geschehen werde, um die Ver sorgung unseres engeren Heimatlandes mit den notwendigsten Lebensmitteln sicherzuflcllen. Aber gar manche Erscheinung der letzten Wochen und Tage liegt doch wie ein Alpdruck auf der großen Maste der Verbraucher, die recht sorgenvoll in die Zu kunft blicken. Es gibt eben leider immer noch Widerstünde zu überwinden, die unendlich groß sind, und es gibt immer noch Leute, die diesen Krieg als eine Konjunktur betrachten, die sie ausnutzen, um sich an der Rot ihrer Mitmenschen zu bereichern. Hier muß rücksichtslos zugegriffen werden, wenn cs bester werden und wenn nicht sür die Zeit nach dem Frieden Stimmungen Zurückbleiben sollen, die sür die weitere Entwicklung unseres Vaterlandes ver hängnisvoll werden können. Darum mögen alle, die es angeht, ihr Bestes tun, daß die vorhandenen Vorräte gerecht verkeilt und zu angemessenen Preisen der Bevölkerung zugesührt werden. Das Durchhaiten hinter der Front ist für den endgültigen Sieg so not wendig, wie die Beschaffung von Munition und wie die Helden taten unserer Söhne und Brüder Im Trommelfeuer und in der offenen Feldfchlcicht. Rur wenn für alles richtig gesorgt wird, ist der volle Sieg unser! Der öftere.-unq. Heeresbericht Wien, 4. November. Amtlich wird gemeldet: Oesttichsr Kriegsschauplatz Heeresfronk des Generals der Kavallerie Erzherzog Earl. Der Feind fehle in der nördlichen Walachei seins An griffe fort. Von der Rückeroberung der Grenzhöhe Rosca (im Raume südöstlich von Brasfo) abgesehen, hatte er nirgends Erfolg. 3n den Kämpfen um eine gegen heftigste Angriffe be hauptete Hökenstellung nordwestlich von Pre de al wurden über 25t) gefangene Rumänen elngebracht. An der s i eb e n b ü rg i s ch e n Ostgrenze erhöhte rumä nische Arlillerietätigkeit. Heeresfronk des Generalfeldmarfchalls Prinz Leopold von Bayern Bei Bohorodczany überfiel ein k. und k. Iaadkom- mando die russischen Vorposten und ebnete deren Stellungen ein. An der Narajowka erstürmten deuiscke Bataillone abermals einige russische Gräben und behaupteten sie gegen er bitterte Gegenstöße. Italienischer Kriegsschauplatz Rach den lchweren Kämpfen des 1. nnd 2. November ver- lief der Vormittag des 3. an der Schlachkfront des Küstenlandes ohne größere Kampfhandlnng. Am Nachmittage nahm iedoch die AngriffSlätigkeit der Italiener wieder zu. Auf dein Karst wurden wiederholt angesehke Teilangriffe durch unser Sperrfeuer niedergehalten. Der Feind konnke trotz zahlloser Versuche nirgends Raum gewinnen. Im Mip'pach - Tale streßen abends starke feindliche Krittle bis in unsere Stel lungen zwischen Verlojba und Vlasta vor. Durch Gegen- autzrlff Wut-«» lkurz darauf alle Gräben von uns zurückge- wonnen. Vor den Hindernissen des Sv. K a k a r l n a und Dember verbluteten mehrere Bersaglieri-Bataillone in erfolglosen An griffen. Die Zahl der seil 1. November gemachken Gefangenen ist auf 3500 gestiegen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Ereignisse zur See Am 3. d. M. abcndS belegte eln Seeflugzsuggeschwader die mili- tärisch'e« Objekte von San Lanziano.Monfalcoue und die Adria-Werke ausgiebig mit Bombe«. ; - Die Schranke der Karstfront (r.) Lugano, 4. November. (Drahlbericht.) Die jüngsten Er fahrungen auf dem Karst scheinen der italienischen Hee resleitung bittere Enttäuschung bereitet zu haben. Die «Stainp«' erhält von besonderer Seite aus der Kriegszone unter dem 28. Oktober eine Beschreibung der Karstfront, deren Ernst nnd Pessimismus stark von der Beschreibung abweicht, welche die Zeitungen noch vor kurzem aus der Kriegszone zu erhalten pflegten. Der Artikel spricht von einer Schranke, die nicht im Sturm zu nehmen sei, von der Unverrückbarkeil der österreichisch-unga rischen Stellungen vom Hermada, der wie ein Vulkan Lavaströme auf etwaige Angreifer sich entsetzlich ergießen würde, und vom feindlichen Willen, der nicht matter, sondern stärker in der unbedingten Festhaltung jeder Handbreit Bodens geworden sei. Vermutlich, um die Trostlosig keit dieses Tatbestandes zu mildern, erklärt der Artikel, daß diejenigen Hindernisse, weiche nicht von vorn genommen werden können, umgangen und so durch seitlichen oder rückwärtigen Angriff zum Sturz gebracht werden sollen. Freilich werde selbst dies, wie bisherige Erfahrungen ans das drastischste lehren, viel Zelt kosten und immerhin eine bedeutende Aufgabe sein. Wenn die italienischen Linien nordwärts Konstanjevlca erreicht, und die Italiener Selo genommen haben werden, dann werden anscheinend vielleicht die Belagernngsoperationen gegen Hsnnada als bei ihrem Anfang angelangt bezeichnet werden können. Wer ans die Nachricht von der Räumung TriestS hineinfalle oder glaube, daß eln Küstenweg nach Triest führe oder italienische Ka vallerie hingelangen könne, den solle man auf den Karst schicken, wo er sich hundertmal die Beine brechen und ein Plätzchen in einer Ambulanz des Roten Kreuzes sür die Beförderung nach rückwärts erflehen würde. Die Talgen der italienischen Kohlenkrise (r.) Wien, 4. November. (Drahtbericht unseres Son derberichterstatters.) Wie der Genfer Korrespondent de» .Neuen Wiener Journals" erfährt, hat das italienische Kabinett in einer Mittetlang an di« Reg-erungen Englands and Frankreichs be tont, daß die italienisch« Karst-Offensiv« gegenwärtig die einzige von einer Ententemacht unternommene AKNon sei, von der man eine» greifbaren, die Desamtlag« ändernden Erfolg erhoffe« könne. Rallen habe diese AKNon in der Boranssehong begonnen, daß es bei der Durchführung möglichst entlastet werd«. Sarrall bleibe aber natälig, obschon die italienische Heeresleitung entgegen ihren Plänen de» englische« Mansch nach Herstellung der Verbindung zwischen ita lienischen Truppen lm Epirus und der Salonikiarme« erfüllt habe. Dl« rassischen Operationen an der Ostfront seien abgeflan», angeb lich wegen Stockungen in der Munillonszufnhr. Man müsse befürchten, dah dies« Stockung noch empfindlicher werd«, wen« die deatschen U-Boot« di« russischen Seetransporte noch mehr behindern. 3t allen könne in «ine ähnlich« Zwangslage geraten, wenn die durch Englands neue Zngeständnist« keineswegs behobene Kohlen st r i s« eine Arbeitseinschränkung in den italienischen Munitionsfabriken notwendig «ach«. Das wenigste, was Italien von England beanspruchen mSfi«, sei ein »eilgehendes Entgegenkommen del der Lieferung von Kriegsmaterial »nd Kohlen. Die rumänischen Greuel an den Bulgaren vtd. BsrÜn, 5. November. (Drahtbericht.) Heber die Greueltaten der Rumänen in Bulgarien liegen jetzt ausführliche amtliche Berichte vor, auS denen zu ersehen ist, daß die Schandtaten der rumänischen Armee noch weit ungeheuer licher sind, alS man angenommen halte. Bei dem kläglich ge scheiterten Donauübergang bei Ajahovo am Morgen des 4. Oktober 1910 und ihrem Rückzug am 2. Oktober haben die geschlagenen Rumänen schändliche Greueltaten an der wehrlosen und friedlichen Bevölkerung verübt. Ab gesehen davon, daß sie verschiedene Dörfer in Brand steckten, raubten und mordeten die Rumänen in entmenschter Weise. Vielfach wurden wohlhabende Bauern durch Foltern gezwungen, den Versteck ihres Geldes anzu geben. In Babowo wurden dem 85jährigen Passe Wassilew ckM Lewa abgepreßt, dcm 50jährigcn Kuntschew 4000, dem 60jährigen Kosiadm Kalinow 8900, dem 74jährigen Marin Gospodinow 8000 Lewa. Alle diese Unglücklichen wurden später < 'zgejchlachtet. Im Dorfe Breslen waren drei Frauen und v, »er Kinder bereits vor ihrem Grabe ausge stellt,' u m erschossen zu werden, als die Rumänen von den Bulgaren vertrieben wurden. Die Mvrderbanden verschonten weder Greise noch Säuglinge und Mütter. Man fand mehrere verbrannte Leichen zusammengebunden vor. Aus den Umständen muß geschloßen werden, daß diese Unglücklichen zusammen- gefesselt, mit Petroleum begossen und lebendig verbrannt worden sind. Im Keller des Hauses des Passe Massilew wurden 20 Leichen geftprden. Die Unglück lichen wurden in das Haus eingesperrt und verbrannt; unter ihnen befanden sich die 45jühriqe Marina Vekowa, die die Leiche ihrer einhalbjährigen Tochter Dimitra noch im Arme hielt. Ferner die Lerchen ihrer fünf anderen Kinder im Alter von 7 bis 18 Jahren. Außerdem die 25jährige Pena Zanewu mit ihren beiden Söhnen von 2 und 5 Iahrcn, die 75jährige Kern Marinowa mit ihren beiden Enkeln im Alker von 2 und 3 Jahren, die 18iährige Rada Iwanowa mit ihren drei K'ndern. Alle diese Unglücklichen sind Opfer des 46. rumänischen Infanterie-Rcgiments. Line alte Frau Baba Dona, die verschont wurde, weil sie sich als Rumänin ausgab und gut Rumänisch sprechen konnte, berichtet, daß ein Offizier erklärt habe, die rumänischen Soldaten hätten den Befehl, alles zu töten, was sie antrüfen. Die 7Mührige Mitra Petrowa wurde mit ab geschnittenen Ohren und Lippen aufgefundcn, viele andere Opfer, schrecklich verstümmelt durch Bajonett, Kolben und Messer. Ein Gefangener sagte vor den bulgarischen Leutnants Wekilofs und Pekronoff aus, vor dem Uebergangc über die Donau hätten die Offiziere den Soldaten erklärt, daß nach dem Kriege das gesamte besetzte Gelände unter den rumänischen Soldaten verteilt werden würde. Deshalb müsse die ganze Bevölkerung ge tötet werden. Ferner hätte ein Offizier den Soldaten ein geschärft, daß jeder mindestens 10 Frauen zu schünden habe. 3m Dorfe Breslen wurden 7 Personen ermordet, in Babovo 54. In Borisovo 3, in Elivopole 7, in Rjahovo 0. Untn den 79 hkn- qeschlachleten Unglücklichen aus der Gegend von Rjahovo befanden sich 45 Personen über 50 Jahre, von denen 20 über 70 Jahre waren. Die meisten der übrigen sind Kinder. Verstärkter russisch-rumänischer Widerstand in der Dobrudscha? (r.) Genf, 4. Novembcr. (Drahtbericht unseres Son derberichterstatters.) Der «Mail»" metdet aas Bukarest, die Ernennung deS neuen Kommandochess Sacharow iu der Do brudscha bedeute den russischen Entschloß, das Donauufer um jede« Peels gegen Mackensen zu verteidige». Dl« Agcnlur Radio meldet, das Personal des französischen Sanitäts dienstes wäre in Bukarest angekommen, aber sämtliches Material wäre unterwegs steckengebliebeu. Die Mission wäre zur Be kämpfung der Seuchen bestimmt. (r.) Bon der Schweizer Grenz«, 4. November (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Der «Neuen Zürcher Zeitung' wird aus Bukarest berichtet, daß bet dem letzten Zeppe ll n a n g r i f f außer einer Reihe von Privathäusern auch die im Aus lande berühmte Fabrikanlage von Lemaitre sowie andere große fran zösische und belgische Fabrikanlagen beschädigt wurden. Eine der ru mänischen Nationalbank zugedachte Bombe fiel auf das wohlbekannte Geschäftshaus Lazarovizi, zerstörte das Gebäude völlig und tötete den Besitzer. König Konstantins Entschlossenheit (r.) Haag, 4. November. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) «Daily Telegraph" melde» aus Alhen: König Konstantin beschloß, seinen Befehl, zwei Armee korps von Thessalien nach bemPeleponaeszu über führen, wegen des Aufmarsches naiionalislischer Truppen wieder rückgängig zu machen. Hierdurch wäre der Gegensatz zur Enlenie wieder erneut verschärft worden. (/0 Sofia, 4. November. (Bon unserem Privatkorrespondenten.) Alle Bemühungen der Entente, den Hatz des griechi schen Volkes gegen Bulgarien z» schüren und dadurch Zwistigkeiten zwischen den Nachbarvölkern hervorzurusea, find, wie ein bulgarischer Staatsmann erklärte, vergebens. Ob wohl die griechisch« Regierung mit ihrem Gesandten in Sofia nur durch »»chiffrierte Depeschen versiegen kann, bemüht sie sich» jeden Zwischen fall zu vermeiden. Sie hat vor einigen Tagen darch ihren Gesandten Raum versichern lasten, daß sie auch in Zukunft neutral bleiben werd«, and hat erklären lasten» daß die Tätigkeit von Venizelos und seinen Freunden das offizielle Griechenland nicht engagieren kann. Wie der bulgarisch« Staatsmann erklärt, ist Ke Empörung in Grie chenland über die Gewaltstreiche der Entente allgemein und beginnt bereits, di« Benizelistenkreise za beeinflusse». Der erste, der seine Tätigkeit berent, ist Lhristodulos. der offen erklärte, daß die gegen den König gerichtete» Maßnahmen Griechenland selbst träfen. Auch im Schoße der provisorischen Regierung in Saloniki find Strelt'g- keiten ausgedrvchea. Di« bulgarisch« Regierung erwartet noch >mmer das Ultimatum, daS ln Saloniki vorbereitet wird und von den Agenten der Entente vor über zehn Tagen angekündigt ward«. Der bulgarische Staatsmann schloß seine Erklärung mit den Worten: Solange König Konstantin in Griechenland an der Regierung dleibt, wird Griechenland nicht qegen uns seine Hand «rheben. Di« Regierang in Sakv- niki befindet sich aber bereits in Verfall. vtd. Bem, 4. November. (Drahtbericht.) «Secolo" meldet ans Athen: Laut «Eleutheros Typos" erörterten die Gesandten der Entente die Frage der Besetzung der Stadt Ekaterini und beschlossen, ein« neutrale Zone zu schaffen, um Zusammenstöße zwischen Athen und Saloniki zu vermeiden. Ekaterini würde der SalonliUer Regierung -«geteilt. Zusammenstöße zwischen Revolutionären »nd KönlgStreuen hätten jedoch schon begonnen. Das Blatt .Athenai" schreibt: Die Köntgstreue« von Litochor! hätten di« Revolutionär«, die Ekaterini besetzt halten, ange griffen. Das Gefecht dauer« an. Di« Köaigstreuen, die Berstäp- kungen erhielte«, hätten LS Lot« «ad 20 Verwandet«; di« Verluste der Revolutionäre seien unbekannt. Rücktritt des russischen Ackerbaumlnlster» (r.) Wien, 4. November. (E i g. Drahtbericht.) Das .Ne»« Wiener Journal" meldet indirekt aus Petersburg: Ein Mitarbeiter deS .Nußkoje Storno" hatte etne Unterredung mit dem Ackcrbau- minister Bobrinski, in deren Verlauf der Minister erklärte, daß er nach Zusammentritt der Duma demissionieren werd«. Das Blatt sagt dazu, daß das Scheiden Bobrinskis nicht freiwillig sei; er müsse wegen seiner Schlappe auf de« Gebiet« der Lebensmittelversor gung gehe»
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