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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.11.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191611053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19161105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19161105
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-11
- Tag 1916-11-05
-
Monat
1916-11
-
Jahr
1916
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4. Vellage. Son«ag, v November ISIS Leipztger Lagevlan Nr. 5S4. Sonntags-Ausgabe. Sette 17 Kunst . Wiffenschast. Leben Gebt de» Mesche» da» Bewatzkstt» deffe« wat er tß. m»d er wird bald «ch lerne«, zu sei», wa» er soll. Schelling. Die lange 3ule Vorstellung de» Schiller-Vereins lm Alten Theater am 4. November 1916. Um das Vatergut kämpft die lange Jule mit der tlerhaften Kraft einer ins Dämonische wachsenden Getricbenheit, um «das großmächtige, schöne Vatergut', das der sie bis in den Tod hassende Vater, der alte Hallmann, ihr vorenthielt, um es seiner zweiten Frau zu vererben. Aber die lange Jule hängt an diesem Stück Erde mit zäher, unerlöschlicher Leidenschaft, und ihre Sucht, die alte Hallmann aus ihm zu vertreiben, stirbt ebensowenig wie der Haß ihres Vaters. Hier ist ein ursprünglicher dramatischer Streit. Daß ihn Earl Hauptmann nicht rein dramatisch löste, sondern daß neben starken, ja wuchtigen Szenen auch auSgesponnene Breiten sich hereinlegen und daß mancherlei Episches an Gestalt und Hand lung mitwirkt, liegt in des Dichters Grundslimmung, die ihr Voll kommenstes in der ins Geistige, ja bis ins Unbewußte sich ver tiefenden Novelle darzubioten vermag. Die lange Jule luchst dem satanischen Kerl, dem Dreiblatt schuster, die Hypothek ab und weiß schließlich das Gut in ihren Besitz zu bringen. Die Geistererscheinung des alten Hallmann spukt in der unheimlichen seelischen Ver wirrung der Frau. Diese Vision ruht nicht und wird glechsam zum Nächer. Das «großmächtige Vatergut' geht in Flammen auf. Die Verzweiflung der langen Jule mischt sich mit dem Elend der Alten, die sie vertrieben hat. Aber sie rechtet noch um die Trümmer, auch der Jammer soll ihr sein, nicht der anderen. Es ist beinahe groß, wenn sie klagt: «Das Weib ver giftet mir meinen Jammer ...ich bin die Betroffene . . . meine ist das Vatergut, das jetzt nicderbrennt... ich bin vernichtet...' Eine durch und durch dramatische, allbeherrschende Leiden schaft, wie jedes dramatische Wesen, verwurzelt im rein Instink- liven, wird bis zu ihrer letzten Konsequenz geführt. Die Handlung selbst wurde freilich nicht in gleicher Weise zum eigentlichen Drama gelöst. Wohl ist die Cterbeszene des alten Hallmann ldie Forde rung der Jule, das Testament, der Fluch), ferner der zweite Teil des dritten (der Kampf Jules um die Hypothek mit dem Dreiblatt schuster) und der letzte Teil des fünften Aufzugs ebenso dramatisch theatralisch erfüllt, andere lange Stücke des Dramas schleifen um so empfindlicher. Auch ist in den Entwicklungen wie in den Charak teren manches für das Theater zu wenig geklärt oder nicht ein deutig genug. Daß die Motivierung deS Brandes nicht klar wird, wenigstens als dramatische Notwendigkeit nicht, braucht hier weniger zu stören, da sie leicht genug begründet werden kann. Das Auftreten des ver rückten Zonäthan gibt immerhin Andeutung. Earl Hauptmann selbst, der ja auch als Novellist durchaus Metaphysiker ist und die Tiefen hinter den Dingen sucht, Kan» es wohl mehr auf die symbolischen Bedeutungen an. Und dieser Brand stürzt nicht nur die Jule in ihr Schicksal, sondern er bringt sie auch psychologisch und tragisch zur letzten Steigerung. Ebenso ist die Erscheinung des alten Hall mann vor allem ein Körper gewordenes psychologisches Phänomen. Ueber die Wirklichkeiten htnausgreifend, möchten wir wieder glauben an die Magie geheimer Kräfte, und wir werten wieder Oie Rätsel des Daseins. Menschen leben in diesem Stücke, wie sie nur die krause Phantasie Carl Hauptmanns schaffen konnte: der Dreiblattschuster, der verrückte alte Jonathan, der verträumte, bucklige junge Dorffiedler Theobald. Das harte Auf einanderstoßen von Jules Triumph und dem Zusammensturz in der Brandszene des letzten Aufzuges wurde dichterisch packend. Wie überhaupt dichterische Netze und psychologische Feinheiten immer wieder für das Werk einnehmen. Earl Hauptmann gehört zu denen, die unsere Liebe mählich, aber um so sicherer und tiefer ge winnen. s Hermann Rudolph führte sich durch diese Aufführung mit Erfolg als Spielleiter ein. Das Dekorative war in Einzel beiten liebevoll herausgearbeitek. Die Schänkszene des dritten Aufzugs mit ihrer Fiedelmusik trug die rechte Dorfkneipen- phyllognomie. Auch die Geistererscheinung wurde als leichenhafke Vision in grünem Lichte selten eindringlich, und in den Stim mungen wurde fein überbrückt. Auch die Ilnheimlichkeit der Brandszene war suggestiv gestaltet. Margarethe Schwar zer-Paschkes lange Jule hatte einen Zug von fast Strind- bergscher Energie. Das andere Element, das Wurzelhafte, Boden ständige, das, was wir Scholle nennen, fehlte. Sie traf überall da und hatte statt» Momente, wo da» instinküve oder bewußt« Raffinement zum Ziele drängt«, so im dritten Auszug gegenüber d«m Dreidlattfchuster. Die fiebernde» Aengst« und Verzweif lungen der letzten beiden Aufzüge hingegen litten unter jenem Mangel. Schon die Stimmlage erscheint zu wenig robust; salon mäßig spitze Töne dringen ein. Lothar Koerner als Drel- blattfchuster ein hämischer, unklarer Geselle mit flackernden Augen, von gefährlichem Lachen und wild aufleuchtend im Zorn. Im einzelnen viel interessante Gestaltung. Engsts alter Hall mann hatte gleichfalls scharfen, knorrigen Umriß und erwies in der Sterbeszene beträchtliches Können. In seiner Maske be währte sich erstaunlich die von Eugen Zadeck erfundene Mas kenmethode, die dem Gesicht beliebige Formung bei aller Wahrung der Beweglichkeit verschafft, eine Entdeckung, deren Fruchtbarkeit und deren weitreichende Bedeutung bald genug sich erweisen wird. Sie ermöglicht denkbar glückliche Verbindung der aufgesetzten, aber starren Maske des antiken Schauspielers und der lebendigen, indessen in ihrer Wandelbarkeit beschränkten des modernen. Ein Problein der Schauspielkunst scheint hier seiner Lösung nahe zu sein. (Wir werden gelegentlich eingehender auf diese Erfin dung zurückkommen.) Karl Huth konnte im allen Jonathan ein seltsam verschraubtes Original zu einem Meisterstücke schaffen. Zeise-Gökt erfreut immer, wenn er solche bescheidene, ver sonnene Eigenbrödler bilden kann; Marie Schippang veran schaulichte den Kummer der alten Hallmann, Hans Beßler einen klapprigen alten Stief. und Paula Nonay wies als Tochter der Jule herbe, individuelle Linie. vr. ^rieärick öebreclit. Ium 70. Geburtstage von Pro'. Dr. Gregory Wohl einer der volkstümlichsten Professoren unserer Alma maker, Pttof. Dr. Caspar Nene Gregory, vollendet am 6. N o - vembcr d. I. sein 70. Lebensjahr. In bei diesem Alter seltener Frische an Geist und Körper zog ec mit jugendlicher Be geisterung als Freiwilliger in den Krieg und teilt alle Gefahren und Entbehrungen mit den wesentlich jüngeren Mitkämpfern in vorbildlicher Weise. Dies beweist, welch inniges Band ihn mit seiner neuen Heimat, dem deutschen Vaterlan-e, sich eins füh len läßt, obwohl seine Wiege in Amerika stand, wo er am 6. No vember 1846 in Philadelphia das Licht der Welt erblickte und auf der Universität zu Philadelphia und dem Theologischen Seminar zu Princeton seine Vorbildung erhielt. Seit 1873 ist er in Leipzig, wo er unter Kahnis, Lulhardt, Delitzsch, Hölemann und Harnack sondierte und 1876 die philosophische Doktorwürde erwarb. Von 1876 bis 1884 war er Mitherausgeber der «Theologischen Litera turzeitung'. Auch begann er 1876 mit der Umarbeitung und wesentlichen Erweiterung der von Tischendorffschen Prolegomena zu dessen kritischer Ausgabe des Neuen Testaments, womit er sich einen hohenNuf erworben hat. Auf zahlreichen wissenschaftlichen Reisen untersuchte er kritisch die neuteftamentlichen Handschriften, besonders die bis dahin vernachlässigten Mnuskeln, die sich in den Bibliotheken Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs, Ita liens, Griechenlands, Skandinaviens, Belgiens, Hollands, Ruß lands und vor allem des Orients, aus dem Athos, auf Patmos usw. befinden, und stellte dabei so viel wertvolles Material zusammen, daß er nach von Tischendorfs Tode als einer der ersten Lexkkriti- ker des Neuen Testaments gilt. Die von ihm herausgegebene «Textkritik des Neuen Testaments* und sÄne «Griechischen Hand schriften des Neuen Testaments* haben die Würdigung aller Fach genosten gefunden. Auch machte er Vorschläge und Vorbereitun gen für eine Ausgabe des griechischen Neuen Testaments. Im Iabre 1884 erwarb -er Gelehrte in Leipzig den Lie. kheel. und habiliNerte sich hier als Privatdozenk in -er geologischen Fakultät. 1889 wurde er hier zum außerordentlichen Professor und 1891 zum ordentlichen Honorarprofessor befördert. In -en Jahren 1895, 1808, 1901 und im Winker 1911/12 unternahm er beifällig ausgenom men« Vortragsreiten durch -le Vereinigten Staaken von Nord amerika und durch Kanada. Im politischen Leben Deutschlands hat sich Gregory in national-sozialer Richtung betätigt. Kleine Mitteilungen Dl« BildnIS-AuSstellung auS Leipziger Privakbestk im Kunstverein, die sich seit Eröffnung eines ganz ungewöhnlich let>- l-aften Besuches erfreut, füllt die Haupträmne. In den Kabinetten fin det stch eine Serie neuer Kriegsgraphik von verschiedenen Meistern, sowie ein« Sonderausstellung des jungen Leipziger Graphikers HanS Magr. — Heute, am >s12 Uhr, findet im Gewandhaus der erste der diesjährigen Lichtbildervorträge statt: Herr Dr. Wacker nagel spricht über .Dl« Blütezeit der mittelalterlichen Plastik in Sei getreu! 32) Roman von Erica Grupe-Lörcher Cop^rtzkkt ISIS d? 8oU«-I cr. m. N. (Nachdruck verboten.) Dem Kleinen sanken dle Augen zu. Um lhn vor den Sonnen strahlen zu schützen, stellte sie das Dach des Wägelchens hoch. Doch das Wachstuch war zerrissen, und die Sonnenstrahlen huschten in kleinen Streifen zu dem schlummernden Kinderköpfchen herein. Trotz der Müdigkeit, trotz der beginnenden Erschöpfung und trotz Durst und Hunger lag ihr Blick doch immer wieder mit einem stillen Glück auf ihrem Kinde. Die vornehmen, so kostbaren Kleider des Kleinen stachen merkwürdig zu dem bäuerlichen, defekten Wägelchen ab Und doch, jetzt war er nicht mehr der kleine Vicomte von Höraocourt, der Pseudoerbe eines altodligen Besitzes, sondern jetzt war er wieder ihr Kind, ihr Knabe! Jetzt würde f i e wieder für ihn sorgen. Der Ankauf dieses Wägelchens war der erste bescheidene Schritt. Wenn sie nur erst in deutschen Händen war! Aber wo standen sie, die als Feinde über diesen Boden schritten, und die ihr Freunde waren? Wie lange mußte sie noch durch dieses wette, sommerlich stille, verlaßene und sonderbare Land wandern? — Die Räder des Wägelchens, das sie über die ausgedörrte Landstraße karrte, klangen als einziger Laut durch di« Still« weit and breit. Da tauchten in der Ferne niedrige, Helle Häuser auf. — Immer mehr — es war das nächste Dorf! Ihre Müdigkeit überwindend, ging sie jetzt schneller voran. Am ersten Hause stand ein weißer Spitz auf einer kleinen Trepp« und b«llte sie wütend an. Doch als sie ibn lockte, kam er mit eingezogener Rute, umsprang sie einige Male und trabte dann neben ihr her. Vielleicht selbst froh, jemand gefunden zu haben, nachdem er feine Pflicht als Wächter des Hauses erfüllt. Denn in dem ganzen Dörfchen schien keine Menschenseele mehr zu Hausen. Auf der Straße war niemand zu sehen. An keinem Fenster tauchte ein Kopf auf. Das Dorf war vollständig ausaeslorben. Vielleicht schon einige Tage lang. Denn wie sie den Blick zur Ktrchenuhr hob, zeigte der Zeiger noch die Morgenstunde an, während in Wirklichkeit die Sonne längst über den Mittag geschritten war. Die Turmuhr war abgelaufen, niemand zog sie auf. Die Stille in diesem ausgestorbencn Dorfe war zuerst be fremdend. Dann wurde sie lastend, fast beängstigend. Auf dem Marktplatz rieselte der Brunnen. Es war daS einzige Geräusch, als sie einige Augenblicke lauschend stehen blieb. Vor den Fenstern blühten die Blumen. An den Gärten hing das Spalier voller Obst. Endlich kam sie an ein Haus, welches sich durch Bänke und Tische unter n! dr g sich zweig nden Linden als Wirtschaft bezeichnete. Es war wie in einem Märchen, wie in einem verzauberten, verwunschenen Orte. Der Brunnen rieselte, die Blumen blühten, und die Vögel sangen — doch die Menschen fehlten, die dem Ganzen hier das Leben und das Gepräge verliehen. Der Kleine hatte sich anfangs erstaunt umgesehen, als seine Mutter ihn aus dem Wägelchen nahm und ihn zu stch auf den Schoß hob. Doch die tiefe Stille, die sie hier rings umgab, machte ihn bald von neuem schläfrig. Eine Zeitlang streichelte die Kinder hand noch den kleinen Spitz, der sich jetzt vertraulich an Clämence schmiegte. Regungslos, den Arm um den kleinen Körper ge schlungen, saß Lknnence eine Zeitlang da. Sie war ermüdet, war an dem heißen Sommertage schon ein gutes Stück Weges ge gangen. Ob sie hier keck in eines der verlaßenen Häuser gehen sollte und übernachten? Doch die Unruhe kleb sie vorwärts. In ihre Fragen über Gegenwart und Zukunft mischte sich jetzt auch die Erinnerung. Uebermächtig groß stieg besonders jene Stunde wieder vor ihr auf, da sie, mit ihrem neugeborenen Kinde auf dem Arm, ratlos und innerlich gebrochen an den Ufern der Seine umherirrte. Jetzt stand sie wieder mit ihrem Kinde allein auf der Welt. Doch die Qual der Situation, die ihr inzwischen mmer bewußt gewesen war, hatte sie innerlich erstarkt und gr ündet. Nun nahm sie ihre Mutterpflichten wieder mit voller leberzeogung auf, nachdem sie längst das höchste Gebot des Lebens n der Treue gegen die Pflicht erkannt. Gukzumachen hatte sie eht, was sie damals gefehlt, als sie in ihrer Verlaßenheit in der großen, fremden Weltstadt in Seelenschmerz und Not ihr Kind in andere Hände gab. «Sei getreu!' Nnn galt es, ihre Treue als Mutter zu beweisen. Das Schicksal bot ihr jetzt endlich die Gelegenheit in dieser Flucht. — Sie war gefahrvoll genug — würde sie ihr Ziel erreichen? In ihrem Sinnen hob sie plötzlich den Kopf. Durch die tiefe Stille, welche nur durch das gleichmWge, leise Rieseln der Dorf brunnen unterbrochen wurde, klang ein fernes, dumpfes, rollendes Geräusch. Sie lauschte mit ungehaltenem Atem, wahrend sie dle Lippen an dle Locken des schlafenden Kinderköpfchens gepreßt hielt. Es war unverkennbar ein Gefährt. Da sie sich bereits am andern Ende des Dorfes befand, konnte ihr Auge in die Weite schweifen. Ein feiner, ziemlich geradliniger Strich In der Ferne deutete auf eine Chaussee hin. welche unweit des Ortes -lese durch das Dorf führende Landstraße kreuzte. Schlaftrunken sank das Kinderköpfchen zurück, als sie den Kleinen behutsam auf die Bank legte. Der Spitz stellte sich neben daS Kind und sah Cftmence mit klugen, ernsten Augen an, als sei süchsischea Landen*, und zwar speziell über die Skulpturen tm Nau»- oaryer Dom, i» Wechselburg und die Goldene Pforte in Freiberg. Ja der Kunstausstellung P. H. Beyer L Sohn ist zum erste» Male vollständig Max Klingers neuer AadicrungS-ZykiuS »Zelt-, 46 Original-Radierungen. Gemälde von Erich Erler-München, Richard Dönig-OuaSnitz, graphische Arbeiten von Sella Hasse-WiSmar und Elha Richter-Dresden. 10 lithographische Original-Zeichnungen voa Emil Preetorius-München und Original-Lithographien zu »Der Golem" von Prof. Steiner-Prag-Leipzig. In der Galerie Del Vecchio dauert dle Sonderausstellana der Expressionisten an. Weiter eine kleine Sammlung Werke von Gret« Waldau, viele Einzelwerke deutscher Meister. Graphiken von H. Hadert, H. Hecker, I. Fliegerbauer, M. Brüning, E. Langkammer, P. Aust. Am 1. November konnte das bekannte Zschochersche Musik- institut in Leipzig (Inhaber Theodor Raillard) sein 70jähriges Bestehen verzeichnen. Ferner beging am 1. November der Musik verlag von PaulZschocher in Leipzig sein 25jährigeä Jubiläum. .11 eder den Wassern', das Drama Georg Engels, der soehea seinen 50. Geburtstag feiern konnte, ging am Natronaltheater in Lhristiania in norwegischer Spracix in Szene und erzielte dort einen außerordentlichen, tiefgehenden Erfolg. Bisher fanden bereits zehn Wiederholungen bei glänzend besetzten Häusern statt. Auch in Dänemark und Schweden werden daraufhin Aufführungen deS Werkes geplant. Vie vom Verein „Moden-Museum" Berlin vorbereitete Aus stellung „200 Jahre Kleiderkunst 1700—1900" wird am Sonn tag, den 12. November, eröffnet werden. Die Ausstellung, die aus Prlvatdesitz aus ganz Deutschland reich beschickt worden ist und nur alte Originale zeigt, findet in dem der Stadt Berlin gehörenden alten Ermelerhaus (erbaut 1762), Breite Straße 11, statt. Neun farbige Steinzeichnungen von Eharlotte Berend- Corinth.die den Künstler Max Pallenberg in seinen markantesten Rollen darstellen, wird in Kürze bei Oesterheld L Lo., Berlin, erscheinen. Am 6. November vollendet Paul Schreckenbach, der Meister des historischen Romans, sein 50. Lebensjahr. Acht Roman«, .Die von Wintzingerode', «Der böse Baron von Krosigk', .Der ge treue Kleist', .Der König von Rothenburg', Ilm die Wartburg', .Die letzten Rudelsburger', .Der deutscl-e Herzog' und .Markgraf Gero* (alle bei L. Staackmann in Leipzig), und mehrere kleine geschichtlich« Erzählungen, .Der Windmüller von Melpitz' (Rauhes HauS in Ham burg) und .Die Pfarrfrau von Schönbrunn' (Evang. Gesellschaft in Stuttgart) hat er hervorgebracht. Volkskunst lm besten Sinne deS Wortes sind sie alle. Sie erzählen uns von starken Persönlichkeiten aus der Vergangenheit. Mit Vorliebe führt uns Schreckenbach in Zeit«« unserer deutschen Geschichte, in denen der Staat zum größten Telle hoh er Begriff war. In solcher Umwelt blühte in Deutschland immer dle persönliche Kraft und schuf im Verfall neue deutsche Mittelpunkte. Ihren eigensten Gehalt gewinnen die Bücher durch deS Dichters rea- Uftische ÄarstelkungSgabe. Klar und durchsichkg erzählt und gestaltet er auS dem Reichtum seiner Phantasie. Eingehende Geschichtsstudie», deren Ergebnisse in zahlreichen wissenschaftlichen Essays und Unter suchungen, wie in seiner Disfertationsschrifl .Luther und der Bauern krieg', und in Büchern, wie .Der Zusammenbruch Preußens 1806', nieücrgelegt sind, haben dem Dichter den Rohstoff für sein« Romane und E.-zäh.ungen gegeben. > Der ungarische Untcrrtchtsminister bewilligte für dle Zwecke der Balkanforschung 10 000 Kronen. Zur Teilnahme an -en Forschungen, dl« zunächst in Serbien beginnen werden, haben stch Professor Albert Persl als Geograph, der Assistent deS Ampelologische« InstttÄS Dr. Josef Andreanßky als Botaniker, daS Mitglied der Unga rischen Akademie der Wissenschaften, Generalsekretär der Ungarischen Geographischen Gesellschaft Graf Paul Teleki, sowie der Universitäts professor und Präsident der Ungarischen Geographischen Gesellschaft Dr. Eugen Tholnoky als Geographen und schueßnch der Kustis der zoologischen Abteilung am Nationalmuseum in Budapest Ernst Csiki als Zoolog« gemeldet. Die Genannten haben sich bereits, mit Ausnahme deS Grafen Telekl, der auf eigenes Ansuchen einer in Siebenbürgen stehenden Arme« zugetetlt wurde, nach Serbien begeben. Die Verhältnisse deS unter der Leitung von LhorHedberg stehen den Dramatischen Theaters in Stockholm haben stch, wie uaS von dort geschrieben wird, zu einer Krise zagesplht. Zunächst droht dem Theater ein sehr empfindlicher Verlust. Fra» Harriet Boße, StrtndbergS früher« Frau und anerkanntermaßen eine der genialste« Kräfte d«S gegenwär tigen schwedischen Theaters, die schon seit einiger Zett in eine» ge wißen Gegensatz zur Leitung der Bühne geraten war, hat stch jetzt end gültig entschlossen, aus dem Verbände des Dramatischen Theaters aaS- zuscheiden. Ihr Austritt erfolgt am 1. Ivll nächste« IahreS mit dem Ablaufe ihres Vertrages. Gleichzeitig schickt sich na« der Verein schwedischer Dramatiker zu einem Sturmlauf gegen Thor Hedderg an. Es wird ihm oorgeworfen, daß das Dramatische Theater unter seiner Leitung für dle moderne dramatische Literatur kein Verständnis habe und sie nicht fördere. Hedderg soll bei der Auswahl von Neuheiten ein seitig seine eigenen Werke und die der ihm nahestehenden literarischen Gruppen bevorzugen. Der Verein schwedischer Dramatiker beurteilt die Art, wie daS Dramatische Theater gegenwärtig geleitet wird, als eine ernste Gefahr für die Entwicklung der modernen dramatischen Lite ratur Schwedens. er sich des Wächterdienstes bewußt, den er jetzt übernahm. Dann eil.e sie an den letzten Häusern des Dorfes entlang ans dle Land straße hinaus. Als sie einen kleinen Hügel von ansgehobener Erde neben begonnenen Erdarbeitcn erkletterte, tauchte ein Auto ans» das in einiger Entfernung unter einer Gruppe von Bäumen ge halten zu haben schien. Es setzte sich langsam in Bewegung, an der Motor warf sein Knattern durch die Last. Da lief sie vor wärts, so schnell ihre Füße sie tragen konnten. ES galt, stch den Insassen des Gefährtes bemerkbar zu machen, ehe das Auto, die Landstraße überquerend, der anderen Chaussee folgte, dle in -er Ferne zwischen den Häusern eines anderen Ortes mündete. Der Mut wollte ihr sinken, als ihre Augen die Entfernung übermaßen. Im Geräusch des Motors schien ihr Rufen unkerzu- yehen. Sie winkte, hob die Hände. Ihr ganzes Sein vereinigte sich fiebernd in dem einzigen Wunsche: die dort vorn möchten sie bemerken. Vor ihren Augen begannen Lichter zu tanzen. Ihre Knie wankten und zitterten von der ungewohnten und langen An strengung an diesem heißen Tage. Sie atmete immer mühsamer, und es war ihr zuletzt, als ob ein Strom von Blut jeden Augenblick aus ihren Lungen hervorquellen müsse. — Da schien man sie bemerkt zu haben. Der Wagen verlang samte seine Fahrt, dann hielt er. Sie hob beide Arm« in die Höhe zum Zeichen, sie bedürfe ihrer Hilfe. Eine graue Gestalt sprang auS dem Wagen, das Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett in der Hand. An dem Helm erkannte sie den deutschen Soldaten. Nun war sie gerettet! Doch ihre heiße Freude konnte die nun hervorbrechende Schwäche nicht mehr bewältigen. Sie sah nach, wie der deutsche Soldat ihr entgegenellte. Dann brach sie ohn mächtig am Fuße eines Baumes zusammen. . * Seit Ausbruch des Krieges rollte Kanonendonner über das Elsaß, hallte auch über da» Städtchen Kolksheim, daS in einer Tal senkung zwischen den Ausläufern der Vogesenberge lag. Bald zog der Lärm in dumpfem Brüllen über daS friedliche Städtchen, bald zitterte von Süden her aus der Ferne das langgezogene Grotten hinüber. BiS jetzt war der Ort selbst noch nicht in die Kamvfzone miteinbezogen worden. Nur unzählige Truppendorchzüge sah er immer wieder — bei Tag und bei Nacht. — Mit einer schier un erschöpflichen Neugierde staunte die Jugend von Kolksheim diese Truppendurchzüge an. Auch jetzt, kurz vor Weihnachten, standen die kleinen Burschen und Mädchen in ketten Scharen umher, um dem Personal eines Feldlazaretts zuzusehen, das auf dem Durch marsch vom Gebirge in die Ebene zurück sich hier einige Stunden Rast gönnte. (Fortsetzung in der Morgen - Ausgabe.)
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