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Nummer 131—34. Jahr« Erscheint k mal wöchentlich. Monatliche, «ezuasprei, 2,70 NM. Einzelnummer 1» Psg., »ie Sonnabend'. I»«I« Sonntag, und gesttagnumm«, 20 Vsg. Verlags»«« Dresde«. — Unzeigenpreis«: die Ispast « tret«« Zeil« t Vf«. — ft« Zamilienanzeigen und Stellengeluch^ t Pfg. — Ftlr Platzoorschrilte« können wir kein« Sewilhr leist«! LächUche Volkszeitung öledaltion: Dresden-«., Polierstrahe 17, Fernrus 2S711 u. 2l0l2 EeschöstssteN«, Druck und Verlag: Germania vuchdruckerel imd Verlag ist. und E. Winkel, Polierstrahe 17, Zernrus 21012, Postscheck: Nr. 102V, Bank: Etadtbank Dresden Nr. «787 Donnerslag, 4. Juli 1S3S Zm Hall« von höherer Gewalt, verbot, «inlrelende« Betrieb», störungen hat der Bezieher oder Inserent leine Ansprüche, soll, di« Zeitung in beschrönktem Itmlange verspätet «de« nicht erscheint — Ersullungsort Dresden — — — — — Der polnische Außenminister in Berlin Herzlicher Empfang -es polnischen Gastes Berlin, 8. Juli. Mil dem fahrplanmäßigen Zuge aus Warschau traf am Mittwoch um 8.02 Uhr der polnische Außenminister Oberst Bech auf dem Bahnhof Friedrichstraße ein. In seiner Begleitung befanden sich seine Gattin, seine Toch ter, sein Kabinettsches Gras Lubienski sowie der Privat sekretär. Zur Begrüßung der polnischen Gäste holten sich aus dem Bnhnsleig B des Bahnhofs eingesunden: Slnolssekretür Meißner in Vertretung des Führers und Ncichknnzters, Außenminister Freiherr von Neurath, Stocttssekretär von Bülom, der deutsche Botschafter in Warschau von Mattste, der Ehef des Protokolls Graf von Basseivilz und der Ministerial ¬ direktor der vstabteilung des Auswärtigen Amtes Meyer. Bon polnischer Seile waren sämtliche Herren der polnischen Bot schaft in 'Berlin unter Führung des Botschafters Fases LiPski sowie zahlrcict-e Mitglieder der Berliner polniscl)en Kolonie an wesend. Nach der Ankunft unterhielt sich der Außenminister in angeregtem Gespräch mit dem Reichsaußenminisler und begab sich dann durch däs Fürsten,zimmer aus den Bahnhofsvorplaß, wo gegenüber dem Bahnhof eine Ehrenkompanie der Leib standarte Adolf Hitler mit präsentiertem Genrchr den polni schen Außenminister ehrte. Nach einem kurzen Dank verab schiedete sich der polnisck)« Außenminister non den deutschen Herren und fuhr in 'Begleitung des polnischen Botschafters nach der polnischen Botschaft, wo er während seines zweitägigen Berliner Auseiilhalles Wohnung nehmen wird. Besuche beim Führer und Außenminister Berlin, 3. Juli. Der polnische Außenminister stattete um 10.45 Uhr in Begleitung des polnischen Botschafters L ip s- k i im Auswärtigen Amt in der Wilhelmstraße dem Reichs, außenminister Freiherrn von Neurath einen Besuch von etwa 15 Minuten Dauer ab. Eine größere Menschenmenge hatte sich aus diesem Anlaß auf der gegenüberliegenden Seite der Wilhelmstraße eingesunden. Anschließend begab sich Minister Beck, vom Botschafter und vom Reichsaußenminister begleitet, zu Fuß in die Reichskanzlei, wo die Wachen da» Gewehr präsentierten. Der Adsntant des Führers und Reichskanzlers, Ober, gruppenführer Brückner, empfing die Gäste am Ein. gang und geleitete sie zum Führer. Sie polnische presse zum Besuch Secks Warschau, 3. Füll. Dir Warschauer Presse veröffentlicht das Programm de» Berliner Besuche» des Außenministers Beck und bringt lange Auszüge aus den Artikeln Berliner Blätter. Dabei wird allgemein auf den herzlichen Ton der Begrüßung des Mi nisters Beck durch die deutsche Presse hingewiesen Die politische Bedeutung des Besuches wird dabei von der Negierungspresse unterstrichen. Der zum Regierungslager gehörende Kurjer Porannq schreibt, die politische Bedeutung des Besuches Becks stehe außer allem Zweif"l. Es handelte sich dabei um die Fortsetzung der Friedensarbeit in den gegenseitigen Beziehungen und in der nachbarlichen Verständigung, um die Fundamente des europäi schen Friedens zu festigen. Es wäre natürlich übertrieben, schreibt das 'Blatt, wenn man de» Besuch nur als eine reine Höflichkeit ausfassen wollte. Der polnische Minister werde mit dem Führer und Reichskanzler und mit dem deulschen Außen minister die beide Länder interessierenden laufenden politischen Fragen besprechen. Er werde versichern können, daß Polen entschlossen ist, dl« Politik seines großen Marschalls sortznseszen. Kurjer Polski, das regierungssreundliche Blatt der Schwerindustrie, hebt hervor, daß es sich bei dem 'Besuch Becks um den ersten amtlichen Besuch eines polnischen Außenministers in Berlin handele. Er werde zweifellos zur weiteren Festigung der Nachbarbeziehungen zwischen beiden Ländern beitragen. Adolf Sltler an Professor Sauerbruch Berlin, 3. Juli. Der Führer und Reichskanzler hat an Professor Sanerbruch am Dienstag folgendes Glückwunschtelegramm gerichtet: „In herzlichem Gedenken spreche ich Ihnen zu Ihrem morgigcn KO. lkeburtotag meine besten Wünsche für Ihr per. sönlichcs Wohlergehen wie für Ihre nxitere Arbeit im Dienste leidender Menschheit aus. Mit deutschem Gruß Adolf Hitler." Mlrauensantrag der Arbelterpartel gegen die englische Regierung London, 3. Juli. Am nächsten Dienstag wird im Unterhaus eine Aussprache über einen Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei wegen des der Regierung vorgeworfe nen „Fehlschlages ihrer Arbeitslosenpolitik" stattfinden. News Chronicle zufolge wird die liberale Opposition diesen Antrag unterstützen. Zwei Verräter HInperlchtet Berlin, 3. Iuln. Die Iusttzpressestelle Berttn teitt mit: Der Volksgerichtshof hat am 29. November 1SS4 den 8» Jahre alten Brun» Linden»» au» Perieberg wrgen Verrate» militärischer Veheimniss« und am 1. Februar 1833 den 28 Jahr« alten Sgsn Bresz aus Wilhelmshaven wegen Erforschung militärischer Geheimnisse zum Tod« verurteilt. Di« beiden Verurteilten sind Mittwoch morgen in B«riin hingerichtet worden. Ferner ist durch Urteil des Volksgerichtshofes vom 28. Juni d. I. der 4S Jahr« alte Wilhelm Battesch aus Eammlnk« wegen verrat«» militärischer Geheimnisse und wegen oerluchter «an- desverräierischer Fälschung und gewinnsüchtiger Priuaturkun- densälschung zu lebenslänglichem Zuchthaus ver urteilt worden. Vor Herriots Entscheidung Paris, 3. Ful> Das Tagesgespräch der parlamentarischen Kreis? bildet die Frage, ab Herriot Barsitzendcr der rodikolsozialistii'chen Partei bleiben oder ob er ganz ans der Partei avstrelea werae Herriat hat in Lyon seinem Unwillen ü>- r van DalaV.er vertretene Tendenz, die aus den 'Anschluß >-r Naa lialiazialiil. n an die Balkssrvnt abzielt. in harten Warten Au druck a - geben nnd angekündigt, daß er, falls er in der heui gen Bttl- sitznnq keine ('Genugtuung erhalle, den Parsit; n ederlegen würde. Das Echo de Paris will erfahren haben, daß der Staats minister im Ministerrat vom Dienstag seine Ministerknllegen von diesem Entschluß in Kenntnis gesetzt Halle. Die Folgen eines solchen Schrittes könnten für di« französische Fnnenpolitik weittragend sein Ztt Prozent weniger Sunde in Deutschland Berlin, 3. Juli. Nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes sind bei der letzten Hundezählung in Deutschland insgesamt 2,6 Millionen Hunde gegen 3,7 Millionen Ende 1928 ermittelt worden. Danach ist im Laufe von sieben Jah ren eine Abnahme nm 1,1 Millionen Hunde oder 36 Prozent zu verzeichnen. Die starke Einschränkung in der Hundchaitunq dürfte sowohl mit der Erhöhung der Hundesteuer als auch mit der Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse zusammen- hängen. ÄermMeg öder dl« Sesepma de- Seitlner dlschöMen Studie« Das „Berliner Tageblatt" bringt in seiner letzten Ausgabe folgende Meldung, die wir mit allein Vor behalt zur Kenntnis unserer Leser bringen: Aus vati- kanisck-en Kreisen verlautet, daß der Papst den Bischof von Eichstätt in Bai>ern, Konrad Gras von Prei)sing- Lichtenegg Moos zum Diözesan-Bischos von lierlin ernannt hat. Das Ernennungsdekret sei bereits ausgeserligt. Die amtlich« Veröffentlichung durch den „Osservatore Romano" ist aber aus formalen Gründen noch ausgesetzt worden. Oer Berliner Besuch Oberst Beck's Als der große Marschall von Polen die Augen schloß, fragte man sich in Europa teils lnuerud, leils leiliiabms- voll, welche Rückwirkungen dieses Ereignis aus die polnische Innen- und Außenpolitik ausübcn werde. Man wußte, baß Pilsudski weitschauend genug gewesen war, vor seinem Hinscheiden, das er lange herannahen suhlte, die polnische Verfassungsreform unter Dach zu bringen, eine Nesorm, welche der Republik ohne vollkommene Verleugnung demo kratischer Grundsätze die Sicherheiten eines autoritären Re gimes gewährleistete. Aber man übersah vielfach, daß in dieser Reform nicht bloß ein System verankert wurde, son- dern daß hinter diesem System Männer von ausgesprochener eigener Prägung standen, welche das Erbe des ver« storbenen Marschalls sinnvoll zu vermalten wüßten. Die Legionäre und Kriegskameraden, die mit Joses Pilsudski in Galizien und später an der Weichsel gegen die Russen gekämpft hatten, und die nach dem Staatsstreich von 1926 zusammen mit dem Marschall in die Schlüsselstellungen des Staates einzogen, wuchsen zu einer militärisch-politischen Oligarchie zusammen, die über den Tod des Marschalls hinaus unerschüttert Bestund behielt. Zu diesem obersten Führerrat gehört, um eiuen Namen zu nennen, der Führer der Armee, General Nydz Smigly, den Pilsudski schon zu Lebzeiten zu seinem Nachfolger ausersehen hatte. Wir neunen weiterhin den heutigen Ministerpräsidenten O b e r st S l a w e k, der gleichfalls zu den ältesten Freunden und Mitkämpfern des Marschalls gehört und der das inner politische Spiel trotz der wachsenden Aktivität der Oppo sitionsparteien unbestritten beherrscht. Schließlich und nicht zuletzt ist es der polnische Außenminister, Oberst Beck, den man als einen der wichtigsten Garanten des Pilsudstismus und vor allem anderen seiner außenpoliti schen Linie bezeichnen darf, welche gerade durch ihn im Namen Pilsudskismus vor zwei Jahren neu eingeleitet wor den ist. Mit Oberst Veck, der heute und morgen der Neichs- hauptstadt und der Führung des Reiches seinen ersten Be such abstattet, entsendet Polen nicht nur die für die pol nische Außenpolitik, sondern für die gesamte Linie Polens mitbestimmende Persönlichkeit ins Reich. In diesem polniichen Staatsbesuch haben wir zunächst und vor allem einen Akt internationaler Höslichkcit, eine Antwort aus die verichicdenen Besuche deutscher Minister in Warschau zu sehen. Die non Becks Vorgänger Zalefki geübte und von den Franzosen übcrtommcnc Gepflogen heit, Berlin in weitem Bogen zu umkreisen oder ohne Auf enthalt zu passieren, gehört einer vergangenen Zeit an, non der wir wünschen möchten, daß ne nicht wicderkckrt. Gerade in den Tagen des Abschlusses des deutich-engliichen Flotten abkommens sind wir lebhaft daran erinnert worden, daß es der deutich-polnijche Ausgleich vom Februar 1931 war der zum ersten Male den eu-opäiichen Fronten eine neue Aus richtung gab und eins Bresche in das allmählich erstarrte System der französischen Biindnispolitik schlug. Die im Zusammenhang mit den Viererpakt-Verhandlungen zum Ausdruck kommende französische Bereitschaft, sich gegebenen falls mit Deulschland direkt zu verständigen, weckte in Warschau die Sorge um eine drohende Vereinsamung Auf der anderen Seite dämpfte die deutsch-rnffische 'Abkühlung die vermeintlichen Gefahren, welche man in Polen von Ber lin und Moskau drohen sah, sie gab der polnischen Außen politik die große Chance, sich die Handlungsfreiheit nach der einen Seite wieder zu erringen, ohne sie nach der anderen aufheben zu müßen. Vom Februar 1934 datiert die Großmachtstellung Polens, die in den Formen der diplo matischen Vertretungen, im selbständigen Auftreten Polens in Genf und in feiner selbstbewußten Haltung gegenüber Paris und den Barthoufchen Plänen zum Ausdruck kam. Man wußte in Deutschland wie in Polen, daß das Freundschastsabko m m en kein Liebesver hältnis war, sondern auf den wohlerwogenen Interessen beider Länder beruhte und damit wesentlich realer und fester verankert war. Ohne die Substanz dieses Freund schaftsabkommens zu ändern, konnte es geschehen, daß man in Warschau in der Ostpaktsrage weitgehend mit der deut schen Haltung Ubereinstimmte, während man hinsichtlich de» Rlistungsproolems seine Reserve offen zum Ausdruck brachte. Lavals Besuch in Warschau endet« mit dem Er gebnis, daß der polnisch-französisch« Bündnisvertrag in Kraft blieb, während gleichzeitig Polen sich die Gewißheit verschaffte, daß es nicht als Sturmbock gegen eines der Nachbarländer angesetzt werden konnte. Die Verankerung des sranzösisch-rujsijchen Bündnisverhältnisses bestärkte die Warschauer Politik nur an diesem Grundsatzvölliaer Handlungsfreiheit. Es zeugt für den Weitblick und die guten Nerven des polnischen Außenministers Peck, daß er dieses schwierige Spiel auf einer jchmalen politischen Basis folgerichtig weitergejührt Hal.