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Sächsische Volkszeitung : 26.06.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193606263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360626
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360626
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-06
- Tag 1936-06-26
-
Monat
1936-06
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.06.1936
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Nr. 147. — 26. 6. 36. SSchsische Volkszeitung Seite 6 Eine Million für ein zerbrochenes Leben Nie Tragödie -es Elsässers Zoseph Wendling ^otiisn ttllsnlis — nun eine knNnriung Nlstos? Da haben sich Wissensck-aftler und Laien nun Jahre hin durch den Kopf zerbrochen, wo Atlantis, die versunkene Welt mit dein vollkommenen Staatssystem, gelegen haben kann. Man sprach von Zentralasrika söhne die jetzigen Klimaverhält nisse) man tippte aus den Atlanlisä-en Ozcan, der einst gewiss« Inseln ctusgewiesen l)aben mutz, die l)eute vcrschwuirden sind. Bis nach Asien hinein und nach Amerika hinüber verlegte man in der Phantasie und der Theorie dieses Traumreich. Nun aber erleben alle jene Theoretiker eine unerwartete Ueberraschung. Der Professor für griechische Sprache an der Wesleyau-Univer- sität in Connecticut, W. A. Heidel, glaubt nämlich eine hoch interessante Feststellung gemacht zu haben über die er jetzt in Athen einige Mitteilungen der Oeffentlichkeit übergab. Danach l)attv Plato, der uns die vollkommenste Ausfüh rung über Atlantis überliefert und auch eigentlich der erste ist, der davon spricht sich nur «inen Witz geleistet. Er erdachte diese Geschichte von dem Wunderreich, das in einer Nacht an einer furchtbaren Flut und durch ein schweres Erdbeben zugrunde gegangen sein sollte, nur, um gewisse innenpolitische Vergleiche ziehen und einige bissige Ironien an den Mann bringen zu können. Der Philosoph wollte seinen Schülern klar n;a<i>en, wie eine richtig durchorganisierte Republik in einer Krisenzeit und im Falle eines Krieges leben könne. Er suchte darum einen Vergleich und sprach von den Einwohnern Athens, die etwa vor VVM Jahren gelebt haben könnten und damals in einem Kamps mit den Kriegern von — Atlantis standen. Um nun aber diese Atlantisleute wieder richtig zum Verschwinden zu bringen, nach dem sic ihren Dienst getan hatten, erdachte er jene Geschichte. Einige seiner Hörer durchschauten aber den Hintergrund der Angelegenheit nicht, sondern meinten eben, Plato habe bei seinem Aufenthalt in Aegypten darüber von den Priestern er fahren. Kurzum, man nahm sein Märchen für bare Münze. Wenn man in der Folgezeit noch irgend einen Vergleich braucht« wenn man jemanden ganz unauffällig einen gewünsch ten Zustand erläutern wollte, dann griff man eben ganz einfach auf Atlantis zurück. So wurde Atlantis geboren und war noch nach vielen tausend Jahren geeignet, gelehrte und ungelehrte Hirne in Verwirrung zu bringen. Was verdient Ford an seinen Automobilen? Eine interessante Bilanz aus Detroit Dem Elsässer Joseph Wendling, der in Hagenau wohnt, ist aus Washington mitgeteilt worden, das; die Bundesregierung ihm eine Entschädigung von 500 MO Franke» zu gesprochen habe. Alles in allem erhält Wendling eine runde Million. Wofür? Für ein zerbrochenes Leben. Geständnis aus dem Totenbett Im Juni 1935 stürzte unweit von Philadelphia ein alter Landstreicher von einem Güterzug nnd brach beide Mine. Nach vier Tagen stellten sich schwere Krämpfe ein. Der Alt« würde die Beinbrücl>e nicht überstehen, darüber waren sich die Aerzte klar. Der Landstreicher schien selbst zu fühlen, dah es mit ihm zu Ende ging. Da verlangte er plötzlich nach einem Untersuchungsrichter: er habe ein Geständnis abzulegen, bei dem es um die Rettung eines anderen Menschenlebens gehe. Noch in der gleicl>en Nacht erschienen zwei Gerichtsbeainte an seinem Sterbelager. Was sie hörten, war das klare Geständnis eines Verbrechens — vor 25 Jahren verübt. Das Rätsel von Kentucky „Im Dezember 1909 arbeitete ich in Kentucky aus einer Farm. Man hatte mir erzählt, datz die Kellers schwerreiche Leute seien und besonders innig an ihrem Kuck hingen. Dar auf baute ich meinen Plan auf. Eines Nachts entführte ich das Kind. Ich wollte cs irgend wo verborgen hallen und dann ein Lösegcld dafür erpressen. Aber auf der Flucht erstickte das Kind unter dem Mantel, in den ich es eingehüllt hatte. Ich war also der Täter — ich ganz allein! Ich hab« keinen Helfer gehabt. Niemand nutzer mir wusste den wahren Tat!>estand. Aber ich habe geschwiegen, obwohl ein Unschuldiger verhaftet und zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde. Das Gewissen hat mir keine Rul>e mehr gelassen. Ruhelos bin ich durch die Staaten gestreift. Doch jetzt — wo es zu End« g«ht — mutz ich mein Gewissen entlasten." „Was haben Sie ausgehalten, Wendling!" Drei Tage brauchten die Justizbehörden, um in Kentucky di« einzelnen Angaben des Landstreichers, der inzwischen schon verstorben war, nachzuprüfen. Tun» erschien in der Zell« des Sträflings 11 305 (Joseph Wendling) in der Zentralanstalt von Francfort sUSA.) der Direktor und teilt« jenem Joseph Wend ling mit, datz er ab sofort frei sei. Wendling taumelte zurück. — Ein Gnadenerlatz? — Eine Amnestie? — Der Direktor schüttelte den Kops: „Heute ist es erwiesen, datz Sie unschuldig sind. In diesem Bewusstsein haben Sie 25 Jahre hinter Gittern gesessen. Gott» lob, nun sind Sie frei!" Als Fremdling in der Heimat Damals, vor 25 Jahren, war Wendlii^ aus Dijon nach den Staaten heriibergekomnien. Er hatte bald hier, bald da als Elektriker gearbeitet, bis sie ihn eines Abends verhafteten. Echlietzlich war er als einziger Fremder zuletzt in der Nähe des Hauses der Kellers gesehen worden. Niemand anders als er kam als Täter in Betracht. Ein halbes Dutzend Indizien sprachen gegen ihn. Ehe er begreifen konnte, was mit ihm geschah, war er trotz verzweifelten Leugnens zu lebcnslänglicl)em Zuchthaus verurteilt Er wurde in die Strafanstalt Francsort (USA.) eingeliesert, hinter deren Gittern er 25 Jahre seines Lebens verbrachte. Ein müder, früh gealterter Mann schritt schwankend in die Freil)eit hinaus. Er suchte irgendeinen Rechtsanwalt aus und erzählt« ihm von seinem Geschick. Der Rechtsanwalt gab ihm ein paar hundert Dollar und riet ihm. in aller Stille ab- zuivarten. Wendling fuhr mit dem nächsten Dampfer nach Europa. Er hatte Sehnsucht nach seiner alten Heimat, dem El sas;, bekommen. Aber er sprach zu niemanden von seiner Vcr- gangenl)«it. Schlietzlich mar er dock; ein Mensch, der ein halbes Leben hinter Zuchthausmauern verbracht hatte. Wer würde ihm glauben, datz er unschuldig war? D«r Sieg über Washington Nun hat Joseph Wendling den Sieg über Washington da- voidgetragcn. Das Oberste Gericht hat der Bundesregierung mit geteilt. datz man dem Sträfling 11305 aus der Zentralstraf- anstalt von Francfort einen Schadenersatz in Höhe von 500 000 Franken ausbezahlen müsse. Am gleichen Tag ersuchte die Familie Keller die Bundesregierung, durch ihre Vertretung in Frankreich dem unschuldigen Zuchthäusler eine Summe von 250 000 Franken als Geschenk zu überweisen, lind schlietzlich wurde eine Sammlung veranstaltet, die eine fast ebenso hohe Summe ergab. Ein einsamer, alter Mann ist Millionär aeworden. Er hat keine Pläne, weil er den Kontakt mit der Welt noch nicht zurückgewann. Wenn er denkt, dann Kreisen seine Gedanken noch immer in den Rundmaucrn der Zentralstrasanstalt von Jrancfort. Das Rätsel von Kentucky ist zu Ende. Ein Mensch zer brach daran. Auch eine Million wird ihm sein zerbrock>enes Dasein nicht ersetzen. Newyork, 25. Juni. Eine Antwort auf die häufig er örterte Frage, was der clmerikauische Autokönig Henry Ford an seinen Automobilen verdient und verdient hat, gab vor kurzem sein Neklamechef in einer Rede anlätzlich des wöck;entliche» Rundfunkkonzertcs, das die Ford Motor Company jeden Sonn tag abend von Detroit aus über die Bereinigten Staaten ver breiten lässt. Ford hat danach in den 33 Jahren seiner Auloerzeugung rund 24.5 Millionen Wagen und andere Automobile gebaut und dafür 12 951 338 028 Dollars eingenommen. Von dieser Summe wurden 12109 321884 Dollars an Löhnen und für Materialien bezahlt. Von den verbleibenden 842 016 144 Dollars gehen wei tere 60 Millionen für Steuern und andere Verpflichtungen ab, so das; sich schlietzlich ein Reinverdienst von 782 016 144 Dollar ergibt, oder weniger als die Betriebskosten des letzten Jahres. Diese Summe steckt zum grössten Teil in Immobilien in Hoch öfen, Schmiede». Fabrik- und Maschinenanlagen usw. Die Farb werke, so erklärte der Redner, geben sich durchschnittlich mit «inem Nettoverdienst von 20 Dollars (50 Mark) aus jeden Wa gen zufrieden. Ford mar der erste, der den wirtschaftlichen Grundsatz der hohen Umsätze bei niedrigen Verdiensten «ingesührt hat. und der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Er sorgt für seine Arbeiter besser als irgendein anderer amerikanisck>er Grotzbetrieb, aber er duldet keine Gewerkschaften. Jeder Arbeiter, der auch nur im Verdacht gewerkschaftlicher oder gar kommunistischer Um triebe steht, wird auf der Stelle entlassen. Die OsthllfeWußverordnuna Berlin, 25. Juni. Im Rcichsgesetzblatt ist soeben die Ver ordnung über die Beendigung und die finanzielle Abwicklung der Osthilfe (Osthilseschlutzvcrordnung) vom 20. Juni 1936 (Rcichsgesetzblatt I S. 499) veröffentlicht, die sicherstellt, das; die Ofthilseversahren «beschleunigt abgcwickeit und bis aus einzelne Ausnahmen bis zum 1. April 1937 endgültig durch geführt ivcrden. Die Vsthilseschlutzverordnung regelt weiter im wesentlichen das finanzielle Verhältnis zwischen Reich und Indnstricbank. Dabei hat sich eine Senkung der Jahresleistung der Schuldner ermöglichen lassen. Die Umlage siir die Haftungsvcrbände fällt sofort weg; darüber hinaus tritt nach Einlösung der Osthilfe- entschuldungsbricfe also etwa im Jahre 1939, eine Senkung; der Jahresleistungen auf insgesamt 5 v. H. ein. Ob daneben noch der bisherige Haftungszuschlag iveiter erhoben werden soll, wird noch bestimmt werden. Die Bürgschaft, die das Reich der Industriebank gegen über übernommen hat, erlischt nach der Verordnung im Jahre 1939. Das Reich kann jedoch auch nach diesem Zeitpunkt rück ständige Jahresleistungen an Sielte des Schuldners zahlen, um die Zwangsversteigerung erhaltungswürdiger Betrieb« abzu wenden. Die Frist für die Durchführung der bei der Entschuldung dem Vetriebssichabcr gemachten Landauflagen ist von drei auf fünf Jahre seit Bestätigung des Planes verlängert. Vorschriften über die Entschuldung der Verschuldeten Erbhöfe Berlin, 26. Juni. Durch eine Achte Durchführungsverord nung zum Schuldenregelungsgesetz vom 20. Juni 1936 (Reichs gesetzblatt 1, S. 496) sind nunmehr die noch ausstehenden Vor schriften über die Entschuldung derjenigen Erbhöfe erlassen wor den, bei denen die Schuldenregelung auf Grund der bisherigen Bestimmungen wegen starker Ueberschuldung bisher nicht durch geführt werden konnte. Die Schuldenregelung wird In der Weise durchgcfiihrt, das; grundsätzlich sämtliche nichtmiindelsichcrcn Gläubiger mit den vierprozentigen Ablösungsschuldverschreibungen der Deutschen Rcntenbank abgefunden werden, wobei 20 v. H. des nach Kür zung verbleibenden Forderungsbetrages abgcsetzt werden. Gläu biger, die nach den allgemeinen Vorschriften die Ablösung Ihrer Forderung in bar verlangen können, erhallen auch in diesem Verfahren Bargeld. Auch hier beträgt der Abzug 20 v. H.; die sonst bestehende Staffelung der Abzüge von 10 v. H. bis zu 50 v. H. findet hier also nicht statt. Der entschuldete Betricbsin- haber hat an die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt auf 52 Jahre eine Entschuldungsrcnte zu erbringen, deren Höhe sich nach der Zinsleistungssähigkeit des Betriebes richtet. Soweit der Vetriebsinhaber Schulden ausgenommen hatte, dle aus der Zinslcistungsgrenze nicht verzinst und getilgt werden können, werden die zur Ablösung dieser Verbindlichkeiten erfordcrl-.chcn Ser Antrag des Oberstaatsanwalts im Großheringer Prozeß Naumburg, 25. Juni. In dem Prozcs; gegen die beiden Lokomotivsiihrer Dccl-ant und Bande lreanlrag!« der Oberstaatsanivalt unter Zubilligung mildernder Umstände gegen Dechant eine Gefängnis strafe von 11«! Jahren, in die die Untersuchungshaft von uirgefähr 10 Wochen eingerechnet werden soll. Gegen Bande wurde eine Gefängnisstrafe von einem Jahr l»ean- tragt. An diesen Antrag schlossen sich die Plädoyers der drei Anwälte, die bis in die späten Abendstunden andauerten. Naumburg, 25. Juni. In seinem Plädoyer erörterte Staa'sanwaltschastsrat Dr. Varrentrapp die Schuld frage des Angeklagten De cha n t. Er sei schuldig, das auf Halt stehende Vorsignal ül>ersahren zu hal»en. Auch habe er nach Ueberfahrcn des Vorsignals nicht sofort gebremst. Di« Sorge um die Instandhaltung der Kesselfeuerung könne Dechant nicht entlasten. Uebcr dieser Verpflichtung stand die Verpflichtung, auf die Signale und die Sicherheit der Fahrgäste zu achten. Ein Verschulden des Fahrdienstleiters von Grotzherin,»:» könne nicht in Frage kommen. Oberstaat-anwakl Gorkow beschästigi« sich mit der Schul d- frage des Angeklagten Baude. Er habe oie Strecke genau gekannt, da er sie alle drei Wachen etwa !>efahren habe. Bande habe aber weder auf die Beobachtung der Strecke noch genügend auf seinen Vordermann geachtet, sonst hätte er sehen müssen, das; sich Dechant viel mit der Feuerung beschäftigte. Daher hätte Paude noch mehr auf di« Signale achten müssen. Die Mhinderung der Sicht durch die Naucl-entwicklung auf Vandes Maschine sei nach der Aussage mehrerer Zeugen nicht so stark gewesen, wie der Angeklagte und sein Heizer behaupteten. Auch Bande hol'« sich der Fahrlässigkeit schuldig gemacht. Er habe di« beiden Warnungspfiffe Dcckants nicht gehört deren Abgabe von drei Personen bezeugt werde. Durch ihr Verhalten nach der Fahrt und ihr« damals geführten Reden hätten sich die bei den Angeklagten belastet. Unter Berücksichtigung aller mildern den Umstände sei die beantragte Strafe von einem Jahr feclrs Monaten Gefängnis und ein Jahr Gefängnis für Bande eine sehr milde Strafe. Der Verteidiger Deckguts, Rechtsanwalt Dietze. bezweifelte, ob sich der Angeklagte ücrerlmupt strafbar gemacht habe. Es sei nicht nachgewiefen. das; das Vorsignal im Augenblick des Vor- sahrens des D 44 auf Halt gestanden hake. Die Strafe von eineinhalb Jahr Gefängnis sei zu hoch für einen Mann, der bis her nur seine Pflicht getan habe. Er wolle keinen bestimmten Antrag stellen, er empfehle aber den Angeklagten -er Mild« des Gerichts. Rechtsanwalt Dr. Gietzncr glaubt, das; eine Schuld des Baiche nicht fcstgestellt werden könne und beantragte sein« Frei- Beträge und Schuldverschreibungen aus Reichsmitleln zur Ver fügung gestesit. Der Bauer und sein voraussichtlicher Anerbe müssen ihrer seits zur Entschuldung dadurch bcisteuern, datz sie ihr Vermö gen nach näherer Bestimmung des Entschuldungsamtes zur Ver fügung stellen; diese Verpflichtung wird gegebenenfalls im Voll- strcckungswcge durchgeseht. Das Entschuldungsamt kann auch dem Ehegatten des Bauern die gleiche Verpflichtung auserlegcn, sofern eine andere Regelung dem gesunde» Volksempsinden gröblich widersprechen würde. Auch im Osthilfeverfahren werden die Erbhosübcrgangs- fordcrungcn mit Schuldverschreibungen aus Mitteln des Reiches abgclöst. Die Landstellen werden die Gläubiger benachrichtigen, sobald die Ablösung erfolgen soll. Vorherige Anfragen sind zwecklos. Da sich gezeigt hat, datz eine Reihe von Bauern, die -hren Verbindlichkeiten ohne Schuldenregelung nicht Nachkommen können, bisher den Entschuldungsantran noch nicht gestellt ha ben, ist letztmalig die Möglichkeit geschaffen worden, den An trag bis zum 1. Januar 1937 zu stellen. — Neben den Bauern ist auch der Kroisbauernsührer selbständig antragsberechtigt. Der Eröffnung des Verfahrens steht nicht entgegen, das; ein früherer Entschuldungsantrag des Bauern abgelehnt oder das Verfahren aufgehoben oder eingestellt worden ist. Hat ein Gläubiger einem Bauern, der erst jetzt Ins Verfahren geht, nach dem Ablauf der ursprünglichen Äntragssrist (3. Oktober 1934) Kredit gewährt, so ist er dadurch gesichert, datz seine For derung nicht am Verfahren beteiligt ist, sofern er die Beteili gung nicht selbst beantragt. sprcchung. Sollte sich das Gericht diesem Antrag »ich! anickiie» tzen. so bitte er um milde Siras« im Hinblick auf das Vorleben des Angeklagten. Oberstaatsanwalt Gorkow wandte sich darauf aegen den Vorwurf, datz er zu hohe Strafen beantragt habe. Man dürft nicht nur an die Angeklagten denken, sondern auch an di« Opfer, die durch ihr Verschulden gefordert worden seien Der Amieklagte Dechant erklärte in seinen; Schlutzwort, datz er seine Pflicht so gut getan habe, wie er konnte. Der An geklagt« Mnde beteuerte, er halx- sofort, als er das rote Licht sah, gebremst. Er bitte um Freisprechung. Shurmann kommt zur Heidelberger Llniversltätsfeier Heidelberg, 25. Juni. Zu- 550-Iahrsiur der Heidelberger Universität komm; auch I. G Ekurarann der ehemalige Bot schafter der Vereinigten Siaalen in B-r!in Er war einst selbst Heidelberger Student und hat seiner Liebe zu dieser ältesten Ünioevlität auf deutschem Boden durch tatkräftige Förderung Ausdruck gegeben Wenn dos romantische Heidelberg sich gerade bei den Amerikanern so grotzcr Beliebtheit erfreut, so hat Jacob G Shurmann dazu nicht nunia beigetragen. Die eigenartige Stimmung der Universitätsstadt hat er seinen Landsleuten durch eine glückliche Uebersctzung des Liedes „Alt Heidelberg, du seine" nahegebracht. Nie Tochter Mussolinis lm Rheinland Köln, 2b. Juni. Gräfin Ciano, die Tochter Mussolinis und Gattin des itnlicnisck>en Autzemninisters, staitete am Dienstag als Gast des Oberpräsidenten der Rhcinprovinz dem Rheinland einen Besuch ab. Sie traf morgens in Köln ein, wo sie am Bahnhof von zahlreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bc- grützt wurde. Nach einer Besichtigung des Domes und der Stadt be« suchte Gräfin Ciclno das italienische Generalkonsulat und das Petrarcahaus. Am Nachmittag machte sie eine Autokahrt durch das Ahrial, zum Nürburgring und zum Kloster Maria-Laach und verbrachte den Abend aus den Rheinterrassen im Rhein hotel Dreesen in Bad-Godesberg, wo sie Wohnung genommen hatte. Ain Mittwoch fuhr Gräfin Ciano von dort nach Kob lenz weiter, um anschlictzend von dem Regicrunasdampfcr „Preutzen" aus aus der Strecke von Koblenz bis Atzmanns- Hausen die Schönheiten des Rheintals kenncnzulcrnen Auch dle Behörden sollen pünktlich zahlen Der Reichsfinanzminister weist in einem Erlatz darauf hin, das; von der Wirtschaft Klage darüber geführt worden ist, das; sowohl behördliche als auch private Auftrag geber in der Bezahlung ihrer Rechnungen sehr säumig sind, wodurch erheblicl)« Störungen im Wirtschaftsleben cintreten. Er hat deshalb die olrersten Reichsbchörden, die Dentsche Reichs« bahngcscllschaft. das Reichsbankdirektorinm, die Landesregie rungen, dem Deutschen Gemeindetag, die Reichslcitung der NSDAP, und die Deutsch Arbeitsfront darauf aufmerksam gemacht, datz es siir ein geregeltes Wirtsckgftsleben unerlätzlich ist. die vereinbarten oder üblich» Zahlungsfristen einzuhaltcn. Menn auch di« Prüfung der Rechnungen oder die Klärung der daknei auslretendcn Meinungsverschiedenl)eiten oft längere Zeit in Anspruch nehmen werden, so wird es dock; möglich sein, annf den unbestrittenen Teil der Forderung des Anstroanebmers eine entsprechende Abschlagszahlung zn leisten, so datz dadurch auch er instand gesetzt wird, seinen; Perpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern nachzukommcn. Tanzen Sie Sulla? Hawaii mutz seinen Amerikanern etwas bieten. So hat man denn jetzt einen Hawaii-Expretz goschasfcn, In dem mit Strohröckchcn bekleidete Hawaii-Mädchen, soweit es die Kur« ven des schnellsnhrendcn Zuges erlauben, Volkstänze schon während der Fahrt Ins Innere Hawaiis offerieren. Der Ken ner wird schmunzeln. Denn er weis;, datz von den angeblichen Schönheiten Hawaiis so gut wie gar nichts übrig geblieben Ist. Ab und zu kommt freilich aus Hawaii irgendeine interessante, kleine Sensation an die Küste Amerikas. So ist zum Beispiel Im Augenblick ein Tanz die grotze Mode, der angeblich Original- Hawaii ist und den schönen Namen Hulla führt. Allerdings wird von Kennern versichert, datz die Hawaii-Bewohner, das hcitzt die Eingeborenen, diesen Tanz noch keineswegs richtig gelernt haben, sondern mit einem verzweifelten Nachahmungs trieb die merkwürdigen Bewegungen der Amerikaner nachzu machen bemüht sind, die diese mit dem Namen Hawaii-Tanz Hulla belegen.
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