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Segen über Hohenjoft Ein Heimatroman von Christel Broehl-Delhaes vopTrlght d? Karl Lüdler L Co, Lorllir Lodlonckort, S1. Fortsetzung. „Klaes, es ist doch besser, Ihr hört auf und geht mal nach Eurem Kind sehen; es ist schon dämmrig, und es kann ein Gewitter geben.'' „Wo is et Len' denn hin?" wendet sich Klaes noch einmal an seinen Jungen. „Ja, et wollt' in den „Kleuert", da sinn d, meisten Himbeeren." Magda weih auch, wo der Kleuerwald ist. „Graf Lam bert, lassen Sie doch die ganzen Leute suchen!" „Die Ernte muh rein!" Lambert hat wieder «in düsteres, verschlossenes Gesicht. „Lin Menschenleben geht vor Ernteeknfuhr!" „Vielleicht ist das Kind längst zu Hause", weicht Lam bert aus. „Lauf' noch mal schnell heim, Karl, und wenn Lenchen noch nicht da ist, dann komm wieder, und dann gehen wir alle suchen!" Die Arbeit geht weiter. Maada lieht den Klaes manch mal innehalten und den Weg hinabspähen; er hat Angst und will sie nicht zeigen, weil er vermeint, in diesmal törichtem Mannesstolz und in Manneshärte, die Angst um sein Fletsch und Blut nicht zeigen zu dürfen. Tin Gedanke flackert in Magda auf und wird arotz und lodernd und brennend, nimmt eine leidenschaftliche Gestalt an: Sie wist das Kind suchen gehen, will es vor einer Gefahr retten, in der es vielleicht schwebt. Niemand steht, datz sie in der gelben, unheilverheitzenden Dämmerung, die dem heitzen Tage ohne Linderung folgt, davongeht, allein und ohne Furcht. Der Wald hat heute nichts von seiner geliebten Fröh lichkeit, von seiner Vertrautheit, von der Geborgenheit in ihm. Die Bäume stehen wie Riesen, die ihre Keule ge schwungen halten, um zuzuschlagen, wenn der jähe Sturm die Urkraft in ihnen entfesselt. Die Sträucher ducken sich wie boshafte Zwerge, und jedes kleine Wasserrinnsal kichert höhnisch. Nichts aber regt sich. Unheimlich, grausig ist die Stille. Der Himmel scheint mit der bleigelben Wolkenwand dicht Uber der Krone des Waldes zu hängen, so, als wolle er jeden Augenblick einbrcchen in den Bereich der Erde und die Feuer aus den Tiefen des Vodenschlundes anziehen und zu sich locken. In Magda Keritz wird die Furcht unerträglich, nicht um sich, um ihr Leben, nicht darum, das, sie hier einsam geht, wie von tausend Feinden umlauert, nein, um das Kind, das geliebte Kind, dem sie sich nie tiefer und opfer bereiter verbunden fühlte wie in dieser Stunde. Sie erhebt ihre Stimme, fürchtet, datz sie keinen Ton aus der trockenen Kehle bekommt, aber dann hört sie doch ihren eigenen Schrei, der ihr fremd ist, weil er erfüllt ist von dem Grauen in der abwartenden Natur, die «in Schicksal zu er warten scheint: „Lenlein! Lene! Leeeenchen!" Nicht einmal ein Echo antwortet ihr. Magda Keritz hastet weiter aus dem mosigen Wege. Dürre Aeste lnacken knurrend unter ihren hastigen Tritten. „Lenlein — Lenlein!" Hier fangen die Himbeere» an. Schon mehrere scheinen hier gesucht zu habe», denn des kleinen Mägdleins Futz »nd Hand können die Ranken nicht so zertreten und beiseite ge schasst haben. Das kleine Mädchen! Tapfer geht es allein in den Wald mit dem Eimerchen, Himbeeren zu pflücke», da mit die Mutter daheim etwas einzukochen hat, das nichts kostet. Mit de» Waldbeeren wird sie es bereits so gemacht haben; später, nach den Himbeeren, sollen die Brombeeren darankommen. Nein, das nicht mehr! Dann will sie das Kind haben, als eigen, an Kindes Statt. Erkämpfen will sie es. Herrgott, last Ihm nichts geschehen, aber lntz es in Not sein, Iah mich sein Leben retten, damit ich sagen kann: Hier, es gehört mir! Wenn ich nicht dagewesen wäre, lebte es nicht mehr, es wäre euch also nicht mehr verblieben. Gott bat mir sein Leben geschenkt! Nun mützt ihr es mir geben! ttaebckruoll vsrdotoa. „Lenlein — LeillSin —" , Wird es nicht von Nus zu Ruf dunkler? Senkt sich nicht die bleierne Mauer und neigt sich über die Erde, alles zu ersticken, was auf ihr lebt? Magda meint, keine Lust mehr zu bekommen. „Lenlein!" So geht es nicht weiter, immer auf dem Wege, sie mutz andere Pfade einschlagen, kleine, schmale, kaum begangene „Plättchen". Die Ranken greifen nach ihrem Kleid, wickeln sich um ihre Fütze. Im Nu reitzen sie die Haut blutig, die kleinen spitzen Stacheln nisten sich ein in alles, was Wider stand bietet. Jede Masche der Strümpfe sitzt schnell voller Himbeerdörnchen. Sie verursachen einen kleinen, aber un angenehmen Schmerz. Hier ist es auch viel dunkler noch. „Lenlein Lenlein " Da antwortet eine andere Stimme, eine, die längst ge fürchtet war, aber jetzt nicht erwartet: der Donner. Ganz nah grollt es dumpf und rollend, und der Blitz wartet nur, endlich niederzufahren und das zu züchtigen, was er trifft. Gewitter im Walde! Wie entsetzlich, wie schaurig. Und das Kind, das Kind! Sie taumelt fast. Sie weitz nicht mehr, wo sie sich besindet. Sie wird die ganze Nacht nicht mehr aus dem Walde herauskomme». „Lenlein " Herr im Himmel, da leuchtet etwas Blaues, etwas ganz Himmelblaues in die fahle, dämmerige Dunkelheit: ein Eimerchen, Lenchens Eimerchen ohne Zweifel, aber um gestürzt, wie umgestotzen, der köstliche, mühsam gepflückte Inhalt licat im Moos, teilweise zertreten. Aus der Flucht war das Kind. Hatte alles stehen- und liegengelassen, um wegzulaufen! Oder war überfallen worden. „Herrgott, Lenchen, mein liebes, liebes Lenchen!" Sie kann nicht mehr schreien, so wund ist ihr Herz vor Angst, und io zugeschnllrt hat grausige Vorstellung ihre Kehle. Da klingt Weinen an ihr Ohr, aber so weit ist es, so fern. Mitten aus dem Dickicht kommt es. Negentropsen fallen, erst nur zaghaft, aus der bleierne» Himmelswond. Ein Blitz grellt fahl und noch fern aus den Wolke». Mogdas Blick fällt auf eine Wurzel, die, so beleuchtet, wie eine Gift schlange sich am Boden ringelt. „Lenchen!" Sie zwängt sich durch das Dickicht. Him beerranken schlagen sich in den leichten, sommerlichen Stoff ihres Kleides, reitzen Ecken heraus, Löcher hinein. Und plötzlich beginnt die hellrote Frucht vor Magda zu duften, taujendsach, wundersam, ein Labsal. Tas Schreckliche des Waldes ist dahin. Die Himbeeren duften gesund und tröstlich, bekannt und vertraut. „Lenchen, liebes, wo bist du nur? Ich will dir doch Helsen!" Und wieder das Wimmern als Antwort, aber schon wird eine Stimme deutlich daraus, werden Laute ver nehmbar: „Mutter Mutter " Das Kind ruft die Mutter, die arme Frau mit dem zerrunzten Gesicht und den zernarbten Händen. Die un schöne Frau, die ihm so wenig geben kann, die Mutter, immer die Mutter. „Lenchen, ich komme zu dir, nicht die Mutter, keiner sucht dich! Ich nur, ich!" Ein neuer, diesmal scharf niederfahrender Blitz erhellt die Landschaft. Der Donner stürzt brüllend hinterher. Die Schleusen des Himmels öffnen sich, die gefahrvolle Wand ist durchbrochen. Wie aus riesigen Bütten klatscht das himmlische Natz auf den Wald, aus Aecker, Wiese und Dorf hernieder. „Mutter — Mutter —" schreit das Kind in höchster Not. Da hat sie das letzte Dickicht überwunden. Die Ranken haben ihr zuletzt noch das Gesicht zerrissen. Auf einem kleinen Moosplatz, der ringsum von Him beersträuchern wie mit Hecken umgeben ist, liegt die kleine Gestalt am Boden. Tas meiste, beervcrich inerte Sckürrcken über dem verwaschenen Kleidchen schimmert matt in die Nacht. „Lenlein —", sie herzt das Kind, legt den kleinen Kopf in ihren Schatz. „Ich bin s, Tante Magda! Kennst du mich nicht? Lenlein! Lenlein!" „Mutter — Mutter —" lallt das Kind und stützt mit Fäusten nach ihr, die gekommen ist, es für sich zu retten. Magda saht nach den Fäustchen, die sie bedrängen, will das Kind beruhigen, satzt in etwas Warmes, Feuchtes, Klebriges. Blut! Blut? „Lenchen, wer hat dir was getan? Sag' es! Schnell!" „Ich — hingefalle bin ich — auweh, auweh! Nit! Nit!" Aber Magda weitz, datz sie da handeln mutz. Dem Kiude versiegt der Lebensquell, wenn sie noch lange zögert. Es ist schon ganz schwach. Sie sucht ihr Taschentuch. Es ist schrankrein, noch nicht benutzt. Herrgott, das Gewitter ist ein Segen, jetzt ist es eine Gnade. Sende noch einen Blitz, o Gott, damit ich sehen kann, was ich nur ertaste, Licht um Licht geht wie ein einziges Flackern von Horizont zu Horizont, quer Uber den Himmel weg, von Osten nach Westen. So bringt Magda Keritz das rinnende Blut zum Stillstand. Das Kind ist still geworden. Vor Aufregung, Angst und Erschöpfung ist es eingeschlasen. Magda nimmt es sest in den Arm, kriecht tiefer mit ihm in das Dickicht und unter das iiberhängende Buschwerk. Hier ist es noch heitz und trocken, und der Regen dringt so leicht nicht ein; allzu groß war die Dürre und Trockenheit. Im Sicheren tastet sie das Körperchen des Kindes ab, ob ihm sonst nichts geschah, ob nicht noch eine Wunde blutet, die dem zarten Leben gefährlich werden kann. Nichts weiter gefährdet. Eine unendliche wohlige Müdigkeit kommt über Magda Keritz. Vom schlafenden Körper des Kindes geht eine duftende Wärme aus. SUtz und eindringlich ist der Odem der überreifen, noch ungepslückten Beeren. Magda hebt das Gesicht, fühlt etwas Weiches, Duftendes über sich hängen, greift mit den Lippen danach, und der Saft der Beere fchmilzt ihr auf der Zunge. Ah, tut das gut, tut das gut Magda Keritz' Haupt senkt sich gegen das sriedsame Ge sichtchen des schlummernden Kindes; fast bewutztlos schläft sie ein. Der erste fahle Schein des Morgens steht im Osten, als sie auswacht. Sie kann sich zuerst nicht zurechlfinden. Es war ihr, als habe jemand ihren Namen gerufen. Ihr erster Blick fällt auf den Verband, den sie in der Nacht angelegt. Kein Blut kam durch. Und das Lenlein schlief noch immer, hatte sogar schon ein leises Not der Erholung auf den blassen, eingefallenen Wänglein. Da kam der Nus wiederum an Magdas Ohr. „Hoih! Hoih! Magda Keritz! Magda Keritz!" Das ist Lamberts Stimme. Lambert sucht sie. Eine hcitze Welle von Glück und Geborgensein geht durch Magda hin „Hier!" gibt sic zur Antwort, srisch, kräftig. „Wir sind hier! Wir sind hier!" Männer trampeln das Strauchwerk nieder, dessen Ran ken in der Nacht das Gesicht und Arme und Beine der suchenden Frau verwundet hatten. Allen voran Lambert Schoenecken-Vianden. Sein Gesicht ist fahl und übernüchtigt im Morgenjchein. Sein verschlossenes Gesicht ist geöstnet, und seine Not ist aus jedem Zug ersichtlich und deutlich. „Gott sei Dank — wir haben die ganze Nacht gesucht." „Die ganze Nacht —", wiederholt Magda staunend, als begriffe sie nicht. Und sie sieht unter den Männern den Vater Klaes, Bertram Nellen, Jost und einige von den Gästen Hohenjosts. Aber dann stützt ein Weib alle beiseite. Die schwache Frau verfügt über erstaunliche Kräfte. „Lew — Len' —", und in den schlichten Ruse» des Kindernamens liegt die Erlösung von der Not. Tas Haar des Weibes ist grau und flattert wirr um das noch jugendliche, aber von Not und Sorge zerfurchte Gesicht. „Jetzt gehört es mir", annvortel Magda mit unheim licher Ruhe und heiterer Klarheit. „Durch Nacht und Sturm habe ich mich gekämpft und das Kind gesunden. Es ver blutete fast. Wenn Ihr heute morgen gekommen wäret, hättet Ihr es nicht mehr lebend gesunden. Ich habe Golt um ein Zeichen gebeten. Nnn habe ich es bekommen. Ich habe das Kinderleben gerettet, aber nicht für Euch, für mich!" lForUetzuna toiqtl kVte nci i g Icvite n Ein Schlips rettet drei Schiffbrüchige Geradezu unwahrscheinlichem Glück haben cs drei junge Engländer zu verdanken datz sie buchstäblich in letzter Sekunde gerettet wurden, als sie in einer von Schiffen nur selten befah renen Gegend der Nordsee Schiffbruch erlitten. Sic befanden sich mit ihrer kleinen Segeljacht „Mitska" auf der Fahrt von Emden nach Aarmouth und hatten sich anfangs in der Nähe der Küste gehalten. Als sie endlich den Aermelkanal über queren wollten und Ins offene Meer hinnusstcuerten, gerieten sie in schweres Unwetter Die hohen Wellen gingen über das Boot hinweg und füllten es sehr rasch mit Wasser an. Die drei vom Untergang Bedrohten bemühten sich verzweifelt, die Jacht leerzuschöpfen, aber vergeblich! Sic konnten cs nicht verhindern, datz immer neue Wassermassen über Bord kamen. Das Schiff lein war sehr rasch manövrierunfähig. So konnte auch die rettende Küste nicht mehr erreicht werden. Es blieb also nichts anderes übrig, als fremde Hilfe anzurusen. Wie aber sollte das In dieser verlassenen Meeresgcgend geschehen, in der nur zu bestimmten Jahreszeiten holländische Fischer auf den Fang zu gehen pflegen. Und doch sollten die Schiffbrüchigen, die, wie sie später erklärten, bereits ihr Leben aufgcgebcn hatten, von einem holländischen Dampfer gesichtet werden. Der Damp fer hatte nur durch Zufall einen Umweg gemacht und dadurch oas verlassene Meeresgcbiet berührt. Sein Kapitän war auf merksam geworden, als er am Mast der kleinen Segeljacht einen bunten Schlips bemerkte, der augenscheinlich ein Not signal bedeuten sollte. Als der Dampfer Herankain, bcsand sich schon soviel Wasser In dem Segelboot, datz es dicht vor dem Absacken stand. Mit Müh und Not konnten die Schiffbrüchigen geborgen werden. Als man dann aber noch versuchen wollte, die „Mitska" Ins Schlepptau zu nehmen, war sie schon in den Fluten versunken. Sie wollten einem Mädchen aufs Dach steigen . . . In der Gegend von Prctzburg gilt es als unerhörte Bc- leidigung sür eine Frau, wenn vor ihrem Hause eine Ziege an den Zaun gebunden wird. Dies must man wissen, um das Mo tiv sür die seltsame Kletterpartie zu begreifen, die jüngst drei junge Männer auf das Dach eines Bauernhauses in der Nahe von Prctzburg unternahmen, In dem rin junges, hübsches Mäd chen wohnt. Das Mädchen hatte die jungen Leute gekrankt, und daraufhin waren diese iibcrcingekommen, ihr eine Ziege zu vermachen. Aber die Ziege sollte nicht an den Zaun gebun den werden, sondern ans dein Dach zu liegen kommen. Dies wäre dann nämlich eine noch grötzcre Beleidigung geworden. Aber die Burschen hatten Pech. Mitten im schönsten Klettern brach das morsche Dach unter ihnen weg und sie stürzten kopf über ins Haus. Die Wucht des Falles war so grotz, datz sie mit ihrem Körper den Futzbodcn sämtlicher Stockwerke durch schlugen und schiietzlich über und über mit blauen Flecken be deckt im Keller liegen blieben. Sie waren selbst erstaunt, al» sie seststellen konnten, datz sie ohne Knochenbrüche daoongckoin- men waren. Dafür werden sie jetzt aber in der ganzen Um gegend weidlich ausgclacht und der Schadenersatz, zu dem si« sicherlich verurteilt werden, dürste nicht zu knapp aussallen. Das Gebet ber Alutter Es war in der Zeit, da in Deutschland die Truckerpresse Tag sür Tag neue Papierscheine als Zahlungsmittel unter die Leute warf und da die Preise zuerst von Woche zu Woche, dann von Tag zu Tag und schiietzlich sogar vom Morgen bis zum Abend unaufhaltsam, sprunghaft, aber sicher in die Höhe kletterten. Was man am Morgen noch für 750 Millionen hatte kaufen können, das kostete wenige Stunden später, am Nachmittag oder Abend vielleicht anderthalb Milliarden. Manchmal wunderte man sich, datz man überhaupt mit den sich stetig um Nullen verlängern den Zahlenkolonnen noch rechnen konnte. Die Bücher in den Büros reichten längst nicht mehr, und wenn es ans Addieren ging, konnten einem die Haare zu Berge stehen. Ich war als Achtzehnjähriger frisch von der Penne weg auf das Büro eines grotzen Betriebes einer nahen Stadt gekommen. Hatten wir auch auf unserer Abteilung nichts mit der Lohnzahlung zu tun, so wuhten wir doch um die Sorgen der Werkleitung, am Freitag jeder Woche genügend Zahlungsmittel für die Belegschast zur Hand zu haben. Manchmal war es mehr einem Zufall zuznschreiben, datz man an jeden der 4000 Arbeiter den verdienten Lohn rechtzeitig auszahlen konnte. Denn einen Tag Aufschub und die Leute hätten für das Bündel neuer und neuester Banknoten — immer waren neue Scheine darunter, di« man vorher noch nie gesehen hatte! — vielleicht nur noch die Hälfte oder ein Viertel von dem kaufen können, wa» si« bei fok-rstgem Kauf erhielten. Aus unserer Abteilung gab es sozusagen mit jedem Tag etwas Neues, etwas was aus der Not und Neuarrigkeit der Verhältnisse geboren wurde. Und eines Tages platzt« dann dies bei uns herein: unfer 'Werk wird eigenes Geld drucken! Denn so ging cs nichl mehr weicer. Wir konnten doch nicht an all die -UDO Arbeiter Schecks als Zahlungs mittel ausgebcn, wie dies bei den Angeitellren schon ge schehen war. Und von drüben, von Teulicbland konnren wir im von den Franzosen besetzten Gebier kaum noch die nötigen Barmittel für die wöchentlichen Zablungsrermine herüberbekommen. So blieb kaum ein anderer Ausweg. Sofort ging es in unserer Abteilung an das Organisieren dieser neuen Aufgabe. Bis spät in den Abend satzen wir Und schrieben Listen mir langen Zablenkolonnen. von Eins angefangen bis sozusagen in die Unendlichkeit hinein. Denn j^der der zu druckenden Scheine sollte hierin rer-eickner stehen, um bei seiner späteren Einlösung kontrolliert werden Zu können. Es uurr ein netter Berg solcher BerzeiLniöe. die der Bote in die Druckerei brachte. Hier satzen wir nun Tag für Tag, um den Druck zu überwachen. Harte man vorher schon so ziemlich alle Achtung und all« Begriffe für den Wert der vaviernen Zahlungsmittel '-it den sich allmählich vom Pdanrajlüchen zum Groresken stci- gernden Zahlen vtrloren, fo verging nun auch noch dcr allerletzte Rest Edrkurch, vor d«r Nach, des Geld«». i.x.« war da auch schon viel dabei ? Ern iv«rk. «in« grotz« Fabrik druckt Geld, si« braucht und w:c sic es brauch: ».Ob-