Volltext Seite (XML)
verlagsoN Dresden. Anzeigenpreis«: di« Ispnliige rr mm breit« geil« i Pfst.j s!ir Famlllennnzelgen b Psg. gar Platzwllnsch« können wir kein« Dewä-r leiste». Srschelnl S mal wöchentlich. MonaINcher Bezugspreis durch IrSger einschl. «> Psg. bzw. <V Psg. Irilgerlohn 1.70; duich di« Post 1.70 «inlchliebiich Postllberweisungsgebühr, zuzüglich Sb Psg. Post.Beslellgeld. kinzelnumme, l0 Psg . di« Sonnabend., Sonnlog. und Festlngnummer SO Psg. . . Nummer 17Z — 3S.Iahrg Sächsische V olkSSMUNS LchrisNeltung: Dresden-A., Pollerstr. 17, Fernruf W711». voll Eeschäsl,stelle, Druck und Verlag: Termanla Buchdruckerei und Verlag DH. und <S. Winkel, PoNerstratz« 17, Fernruf LIV», Postscheck: Nr. 10LS, Bank: Stadtbank Dresden Nr. lU7«7 Sonnlag, 28. Juli 1SZS Am Falle von höherer Tewalt, Verbot, »inlretender Velried» störungen hat der Bezieher »der Werbungireidend« kein« A» fprüch«, fall, die Zeitung tn beschränktem Umsange, oerspätet oder nicht erscheint. tL r s ii l I u n g s o r t ist Dresden. Sine nationale Regierung in Burgos Sie neiigehildele spanische Regierung seht sämtliche Provinz- und Genieindcverwastungen in acht Zehnteln des Landes ad o Ltnter -em Vorsitz General Cabanellas Hendaqe, 25. Juli. Die Nadiostation Castilla in Burgos teilte um Mit ternacht durch Rundfunk mit, datz sich in Burgos am Freitagabend eine nationale Regierung gebildet stabe unter dem Vorsi 1; des Generals Cabanel - las; ausserdem sei in diesem Kabinett General Mola vertreten. Diese Regierung stabe sofort alle Provinz- und Gemeindeverwaltungen abgesetzt in den acht Zehnteln des gesamtspa Nischen Gebie tes, in dein die Militärgrupve angeblich die Macht aus- libe. Neue Verwaltungen seien eingesetzt worden. Ferner sei sofort eine Verordnung erlassen worden, wonach der bisherige Gcneralgouvcrneur der Guardia Civil abgesetzt und als sein Nachfolger General Bullosa ernannt wurde. Dos wichtig Griibengcbict zwischen Leon und Valencia sei oin Freitngnachmittag, den gleichen Rodiomcldungcn zufolge, von den nationalistischen Truppen lreselzt worden. In dem Ge birge Soinosierra, 7V Kilometer nördlich von Madrid, sei ein drciinotoriges Bombenflugzeug der Madrider Regierung abge schossen morden. Wie der Sender in Burgos weiter mitteilt, sei der Faschi- stensiihrer Primo de Rivera, der sich im Gefängnis von Alicante als Strafgefangener befand, geflüchtet und lwbe bei Albacete eine motorisierte Freiivilligensormatlon der Fa ¬ schisten ausgestellt, die bereits 50 Kilometer vor Madrid stehen soll. In Saragossa seien am Freitagnachmittog auf dem Wege nach Madrid, von Navarra stammend, >>000 Mann freiwillige Carlistensormationen smonnrchistisch eingestellt eingetrofsen, wo sie von der Bevölkerung mit stürmischem Jubel empfangen wurden. Ter frühere Mafor der Guardia Civil. Toval soll mit einer in Portugal aus spanischen Slaalcongestörigen gebildeten Freiwilligentruppe in Salamanca aus dem Wege nach Madrid eingetrofsen sein. Echliehlich behauptet der Sender, dah in Valencia Ver bände der spanischen Fremdenlegion und der Reguläres <Ein- geborenentruppenf gelandet seien. Interessant ist weiter die Behauptung, dah der Sprecher der Nadiostation San Sebastian kurz vor dem Eintreffen der nationalistisclzen Truppen und nach Zerstörung des Senders von den Marxisten nach Bilbao verschleppt worden sei. wo er ge zwungen iverde, als „Radio-Sender San Sebastian" zu sprechen, um so die Bevölkerung zu täusclzen, In Madrid soll angeblich der Befehl erteilt worden sein, s ä m t l i ch e B r ü ck e n d es V o r ge l ä n d e s z u s p r e n - gen und die Transformatoren zu zerstören. In Badajoz sollen Abteilungen der Fremdenlegion und der Reguläres eininarfchiert sein. Oie Militärgruppe meldet Vormarsch Schwere Kampfe um Madrid Lissabon, 25. Juli. Die in den Händen der Militärerhebung befindlichen Sen der geben bekannt, dah sich der Vormarsch auf Madrid in bester Ordnung vollziehe. Den Berichten zufolge rückt eine Abteilung ans Salamanca über Avila, eine weitere aus Valla dolid und eine dritte aus Burgos über Segovia nach Villalba vor. wo sich alle drei Kolonnen vereinigt haben sotten. Die Truppen von General Mola, unter denen sich auch schwere Artillerie befinde, habe Losario erreicht. Weiter wird gemeldet, dah die von Primo de Rivera gesührte Abteilung auf Albacete aus Madrid vorgeht und die Verbindung zwischen der Hauptstadt und Valencia gesperrt habe. Lissabon. 25. Juli. Dcr im Bcsihe der Mililärerhebung befindliche Sender von Valladolid meldet, dah eine grohe Anzahl von Mitgliedern des Rechtsverbandes ..Spanische Phalanx" ans Valladolid in di« nalionalistis^ze Armee eingetreten sei. Der Sender verbreitet weiter die Nachricht vom Vorrilk - Ken General Molas, dessen schwere Artillerie sich bereits der Haupt st adt nähere, um sich mit der Vorhut zu vereinigen. Die Vorhut der Militärerhebung habe bei Somoslerra die Streitkräfte der Linksregie rung schwer geschlagen. Bel den blutigen Kämpfen sei General Munos ums Leben gekommen. Auch aus verschiedenen anderen Funksprüchen geht hervor, dah im K n ad a r r a m ag e b l rge unweit von Madrid seät gestern schwere Kämpfe zwischen den vorgeschobenen Ab teilungen von General Viola und marxistisclier Miliz und Sturm scharen im Gang« sind. Vom Ausgang dieser Kämpfe dürfte das Schicksal der spa nischen Hauptstadt abhängen. Bisher scheinen die Truppen der Militärerlzebung Fortschritte zu machen. In Madrid, wo bereits eine grohe Anzahl von Toten und Verwundeten eingetrofsen sein sollen, seien, wie gemeldet wird, sämtlich Aerztv und Krankenschwestern mobilisiert worden. General Queipo de Llano teilte Freitag abend über den Sender van Sevilla mit. das bei Cordoba ein groher Testl der von der Madrider Regierung gebildeten Miliz zur Mlitär« crhebung übergegangen sei. In Sevilla selbst herrsche grösste Ruhe, und das Leben in der Stadt nehm« seinen normalen Ver lauf. In seiner Rundfunkerklärung wandte sich der General dann noch gegen die van ilitn als vollkommen unwahr bezeicl»- neten Nachrichten der Linksregicrung in Madrid, und erklärte zum Schluss, dah er mit der Einnahme der Hauptstadt im Laufe des Sonntags rechn«. Der Krvnzer „Libcrlad" soll, aufgefangenen Funkspriistien Zufolge, der Madrider Regierung mitgeleilt lnrben. dah seine Lage verziveifelt sei, da seine Vorräte an Tvinkwasser und Brenn stoff erschöpft seien. Sapag-Gebäude in Malaga in Brand gesteckt Der Sonderberichterstatter des Malin gibt seinem Blatte eine Meldung von den kommunistischen Ausschrei tungen in Malaga. Unter anderem hat eine Schar junger Burschen und schwer bewaffneter junger Mädchen der kommunistlschen Jugend das Gebäude der Ha m bürg-Amerika-Linie ge- stürmt, die Büros geplündert und schliehllch die Mö- belstücke zusammengeschlagcn und das Haus angezilndct. sEine Bestätigung dieser Meldung mar noch nicht zu erlangen. Die Schriftleitung.s Nach vollbrachtem Werk setzte die Horde ihre Plünderfahrt fort und stürmte das Haus einer Zeitung, das sie ebenfalls anziindete. San Sebastian im Besitz der Miiitärgruppe? Die Rundfunkstation von Navarra hat offiziell mitgeteilt, dah San Sebastian von der Miiitärgruppe besetzt worden sei. Die Truppen sollen von der Bevölkerung mit stürmischem Ju bel begrüht worden sein. Da unmittelbare Nachrichten aus San Sebastian um Mit ternacht in Hendaye nicht Vorlagen, geben wir die Meldung un ter allem Vorbehalt weiter. Auch die Stadt Leon befindet sich im Besitz der Militär gruppe. Die dort liegende Militärflieaertruppe, deren Haltung anfangs zweifelhaft war, ist zu der Militärgruppe übergegan gen. Deutsche und französische Staatsangehörige ans San Sebastian gerettet 53 deutsche Staatsangehörige In San Sebastian wur den am Freitag auf Veranlassung der deutschen Botschaft an Bord eines englischen Kreuzers nach dem benachbarten fran zösischen Hafen St. Jean de Luz gebracht. Der französische Fahrgastdampfcr „Mexlque" Ist am Frei tag von Bordeaux aus in See gegangen, um In Sau Sebastian französische Staatsangehörige an Bord zu nehme». Ein Teil von ihnen konnte bereits im Laufe des Freitagnachmittag nach St. Jean de Luz gebracht werden. Es handelt sich um 200 Frauen und Kinder. Vrltiscbe Zerstörer in San Sebastian In Tanger ist zur Ablösung des Zerstörers „White Hall", dcr nach Gibraltar zurückkehrt, der Zerstörer „Brillant" ein- getroffen. Zwei weitere britische Zerstörer trafen ferner auf Er- suchen des britischen Botschafters am Frcitagvormittag In San Sebastian ein. Es handelt sich um die erste Mitteilung die die britische Regierung seit Tagen von ihrem Botschafter in Spanien erhalten hat. Infolge dcr revolutionären Wirren war cs dem Botschafter bisher unmöglich, nach Madrid zurück zukeh- ren. Die Lage in San Sebastian wird in London als sehr ernst bezeichnet. (Weitere Meldungen aus Spanien mif Seite 2.) <Ls geht ums Ganze Die Entsendung zweier deutscher Kriegs« schisse nach Spanien und die Tatsache, dal', auch andere Nationen zum Schutz ihrer Staatsangehörigen Kriegsschiffe nach der spanischen Küste deorde't haben, zeigt, dah sich die Lage in Spanien bis zum auherslen zugespitzt hat. Es wäre zu wünschen, dasz möstichn schnell die Entscheidung fallen wöge, damit weiteres Bäitver- gieszen vermieden wird. Nach ist es sehr schwer, sich über die wirklichen Vorgänge ein Bild zu machen, aber soviel ist sicher, das; Grausamkeiten und BluNcrror das Volk bis ins Innerste uinwühlen und auswühlen. Wahrschein lich werden wir erst nach wieder eingetret'ner Beruhi gung einen Ueberblick über das Sch'achtfeld gewinnen können. Die Opfer dürften unser bisheriges Vorsteliungs- vermögen von Revolutionen weit übersteigen 'Nur bei der Sowjetrevolution ist noch mehr Blut geflossen. Wie es dazu kommen konnte? Wer die innen politische Entwicklung der letzten Jahrzehnte in Spanien verfolgt hat, dem konnte cs nicht zweifelhaft sein, das; die Bildung einer marxistisch bestimmten Negierung mit erkennbarer Anlehnung an Moskau eine leidenschaftliche Gegenbewegung der Rechten auslösen würde. Seit Be ginn des Jahrhunderts, seit beinahe vier Jahrzehnten, wird die politische Entwicklung in Spanien in dem Raun, zwischen zwei p o l it i s ch e n Extremen hin und her gezerrt. Der anarchistische Arbeiterausstand nach dem ver lustreichen Marokkofeldzug, wo die Volksmenge zahl reiche Kirchen und Klöster niederbrannie, erinnert an die Vorgänge der jüngsten Zeit. Der Erschießung Ferrer Guardias folgte eine liberale Aera von Eanaleas bis Nomanones. 'Nach dem Weltkrieg fiel der Führer einer wehr nach rechts gerichteten Negierung, Dato, im Zusam menhang mit neuen sozialen Unruhen einem anarchisti schen Attentat zum Opfer. Die Reaktion war eine Stärkung der Bewegung, die in der Bildung von O f s iz i e r j u n I as und in dem Kampf gegen die parlamentarische Mihwirtjchast ihren Ausdruck fand und schliesstich im Einverständnis mit dem König Alfons XIII. zur Begründung der Militär diktatur des Generals Prinio de Riviera führt e. Prinio de Riviera kam aber nicht, getragen von einer gewaltigen Volksbewegung, an die Macht, noch konnte es ihm gelingen, nach dein Vorbild Mussolinis albnählich mit dem Boden des Volkes ,sti verwachsen und die Massen um sich zu sammeln. Der „Union Palrio- tica", die nach dem Muster der faschistischen Partei ge bildet wurde, fehlte der Grundton eines natio nalen Sozialismus, sür den sich eine Volksmehr heit hätte begeistern können. Die wachsende Gegnerschaft der Sozialisten sowie die katalanische Bewegung zwan gen schliesstich Primo de Riviera zum Rücktritt, und nun schlug das Pendel wieder weit nach der anderen Seite aus. Die von der Ueberganas;eit Berenguer ausgeschriebenen Parlamentswahlen führten zu einem überwältigenden Siege der l i n k s r a d i k a l e n Parteien, zum Rücktritt des Königs und zur Aus rufung der spanischen Republik. Damit konnte natürlich keine endgültige Beruhi gung geschaffen werden, weil die einslutzreichen kon servativen Kreise, die Militärs und nicht zuletzt — in dem katholischen Spanien — die agrarischen Gruppen sich mit der Tatsache einer stark marxistisch mitbestimmten und kirchenfeindlichen Republik niemals abzufinden ver mögen. Drei Jahre später schlug das Pendel wieder einmal nach der Rechten hin aus. Die Sozialisten und Radikalen wurden in den Wahlen des Jahres 1933 vernichtend geschlagen. Die Anarchosundiknlisten ver suchten in einem blutigen, das ganze Land erfassenden Ausstand, den von der Mehrheit des Volkes bekundeten Willen zu brechen. Jetzt ist seit einiger Zeit, nachdem wieder einmal eine beispiellose Welle des marxisti sch e nZ e r st ö r u n g s w a h n e s das geplagte Land über flutet hat, eine Negierung am Ruder, deren Grundlage der französischen Volksfront ähnlich ist. Die Sorge, datz Spanien zu einer Filiale der Moskowiter gemacht werden könnte, hat jetzt die Verbände der Rechten und die Kreise der konservativen Militärs auf den Plan gerufen. Alle Nachrichten zeigen, das; der militärisch Auf stand diesmal sich in ganz groben Ausmaßen bewegt,