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ZS.Iahrg Volkszeitung Freilag, 17. Juli 1S3K LchrgNeltung: Dr««den>L., PoNeiftr. 17, lkennus 70711 ».71017 Telchüftestelle, Druck und Verlag: Eennanl, Buchdruck««! und Verlag DH. und L. Winkel, PoNerstrab« 17, gernrul 71017, Postscheck! Nr. 107S, Van7: Ltadtbank Dreien Nr. »7S7 Erschein! S mal wüchentlich. Monatlicher Bezugsprei, durch Irtiger einschl. M Psg. »zw. 10 Psg. Trtigerlohn 1.70; durch di« Post 1.70 «Inschlieblich Postüberweisungsgeblihr, zuzüglich SS Psg. Post-Bestellgeld. Einzelnummer 10 Psg. di« Sonnnk-end., Sonntag. und gesttagnummer 70 Psg. verlagsort Dresden. «nzeigenpreise: die Isp-ltig« 22 mm breit« Zeil« I Psl st für Familtenan,eigen b Psg Für Platzwünsche können wir kein« Dewöhr leiste». Im Fall« °°n höherer Eewalt, verbot, etnlretender Betrieb» PSrungen hat der Bezieher oder Werbunglreibend« kein« a» sprüche, fall» di« Zeitung In beschrönkiem Umsang«, uerspötet oder nicht erscheint r-rjüllungsort ist Dresden. . .. NummerlSS ÄächMe Schweres ilnwetter über Sollani» Zwei deutsche und zwei holländische Schiffe im Sturm untergegangen Oie Bejahungen in Sicherheit gebracht Allenthalben großer Sturmschaden - Außerdem mehrere Todesopfer Amsterda in, 16. Juli. Der starke Sturm, der am Mittwoch Uber Holland tobte und gegen abend orkanartigen Charakter an nahm, verursachte großen Schaden. In Hilversum wurden auf der Strafze eine Frau und ein Kind von einem um stürzenden Baum erschlagen. Ein Mann wurde so schwer verletzt, das; er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus starb. 'Auch aus anderen Teilen des Landes kommen zahlreiche Meldungen, wo nach Personen durch niederstUrzende Bäume und Beste verletzt wurden. Besonders schwer wurde von dem Unwetter die B innen» schiffahrt betroffen. 4 Schiffe s i n d g e s u n k e n, so das große deutsche Rheinschifs „Matthias Stinnes 63" Nie ersten Todesurteile des Kriegsgerichts Addis Abeba, 16. Juli. Nm Mittwoch fand zum ersten Male auseinem ässen t» lichen Platz eine Sitzung des italienischen Son derkriegsgerichts statt, durch dasdreiEingeborene zum Tode verurteilt wurden. Ein weiterer Angeklagter wurde freigesprochen. Die Hinrichtung der zum Tode Ber- urteilten wurde s o f o r t v o l l z o g e n. Die Angeklagten waren geständig, nach Addis Abeba gekommen zu sein, um unter der Hand Massen und Munition zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Italiener aufzukaufen. Die Anklage wurde durch einen General vertreten, der bereits mit Graziani den libyschen Feld zug mitgemacht hatte. Er betonte, daß die Italiener bisher hät ten Milde walten lassen, aber auch anders vorgehen könnten, wenn die Gegner dies durcl-aus wollten. Die dreistündige Gerichtsverhandlung machte aus die tau sendköpfige Menge, die ihr beiwohnte, sichtbaren Eindruck«. In Zukunft sollen täglich öffentliche Gerichts verhandlungen stattfinden. Besonderes Interesse wird dabei voraussichtlich das Verfahren gegen die Teilnehmer des Paris, 16. Juli. Die außenpolitische Mitarbeiterin des Oeuvre will erfah ren haben, das; die französische Regierung ihren Botschaf ter in London nach dem wenig erfolgreichen Schritt vom Mittwoch beauftragt habe, bei seiner heutigen Unterre dung mit dem britischen Außenminister darauf hiuzuweisen, daß, wenn sich die britische Regierung nicht dem nächst zur Beteiligung an der Briisseler Konferenz entschließen könne, man doch zum mindesten eine Dreierbesprechung abhalten möge, die in einer französischen Kiistenstadt, möglicher weise in Voulogne sur Mer, stattfinden könne. Das Ziel und die Bedeutung einer solchen Besprechung würden sehr viel ge ringer sein, da cs sich lediglich darum handeln würde, die Lage zu prüfen, und sich über ein Programm für eine spätere Kon ferenz der Locarnomächte auszusprechen Die britische Regierung scheint gegenüber den fran zösischen Gegenvorstellungen an dem Standpunkt fcstzul,alten, daß die geplante L o c a r n o k o n fe r c n z in Brüssel vorläufig aufgcschobcn werden solle. Der britische Botschafter In Paris ist In diesem Sinne am Mittwoch erneut an den französischen Ministerpräsiden ten Blum h c ra n g e t re t e n. Die Frage der Locarnokonferenz wurde am Mittwochabend von dem Kabinettsausschuß für auswärtige Fragen, dem unter anderem der Ministerpräsident und der Außenminister angehö ren, erwogen. Das Kabinett tritt am Donnerstagvormit tag zu einer Sondersitzung zusammen, in der möglicher- weise ein- endgültige Entscheidung über die Zukunft der Konferenz gefaßt werden wird, Reuter betont, daß Groß- britannicn eine spätere Konferenz, an der auch Deutschland und Italien teilnehmcn würden, vor- zi ehe. Eine solche würde übrigens im Einklang mit der kürzlichen Erklärung Baldwins stehen, daß Bemühungen ge» aus Mühlheim-Ruhr bei Nieuwaal und das 656 Tonnen fassende deutsche Rheinschisl „Berna" bei Brakel. Ferner gingen die holländischen Vinncnschisfe „Maria" und „Ian van Gooqcn" unter. Die Besatzungen sämtlicher Schisse konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Sehr groß Ist auch der Schaden in den hollän dischen Badeorten. Die Obsternte hat gleichfalls stark gelitten. Kritisch ist die Lage auch an der Zuider See und auf der Insel U r k, wo ein Schleppschiff und Bag- germaschinen, die dort trocken lagen, so stark in Bedrängnis gerieten, daß sie Notsignale setzen mußten. Auch hier ging ein Schiff unter. Die Besatzung konnte gerettet werden. kürzlich erfolgten Angriffs auf die Bahnlinie Addis Abeba —Dschibuti finden. Zum abschreckenden Beispiel sollen auch die Hinrichtungen in Zukunft äffen t. lich erfolgen. Falsche Gerüchte über einen Anschlag aus Marschall Graziani London, 16. Juli. Englische Nachrichtenagenturen hatten ans Dschibuti und Kairo Berichte veröffentlicht, in denen gerüchtweise van einer schweren Verletzung des Marschalls Graziani durch einen Abessinier gesprochen wurde. Dem römi schen Vertreter des Daily Telegraph, der hieraus in Rom Er kundigungen einzog, wurde mitgeteilt, daß diese Gerüchte unbegründet seien. Das italienische Kolouialamt stehe in ständiger Fühlung mit Ostasrika und Nachrichten über unge wöhnliche Ereignisse lägen nicht vor. Wie Reuter aus Kairo meldet, ist dort ebenfalls keine Bestätigung der Berichte erhältlich, die von einer Verletzung des Marschalls Graziani wissen wollen. macht werden sollen, Deutschland und Frankreich zusammenzu bringen. Der diplomatische Korrespondent der Times schreibt, daß nach der gestrigen Unterredung des französischen Botschafters Corbin und Sir Robert Vansitlart immer noch gegenteilige An- sichlen Frankreichs und Großbritanniens über die Erwünschtheit einer Dreimächtekonserenz vorhanden seien. Die belgische Re gierung teile die britische Ansicht, und unter den gegebenen Umständen sei es wahrscheinlich, daß die Brüsseler Konferenz aufgcschobcn werde. Der diplomatische Korrespondent der Morningpost betont ebenfalls, daß die britische Regierung eine weitere Dreimächte- konferenz für überflüssig halte. Alarmzustand in Spanien verlängert Madrid, 1«. Juli. Die ständige Kommission des Spanischen Parlamentes hat mit 13 Stimmen der Vertreter der Volksfront gegen K Stimmen der Vertreter der Rechtsparteien und bei Stimmenthaltung des früheren Ministerpräsidenten Portela Valladares (Zentrum) den Alarmzustand im Lande um «inen weiteren Monat verlängert. Die Sitzung wurde mit einer Erklärung des Innenmini sters eröffnet, in der die Regierung die Gründe darlegte, die sie dazu veranlaßten, eine islerlängerung des Ausnahmezustandes zu beantragen. Der Führer der Katholisci>cn Bolksaktiou, G i l Rubles, erklärte die Regierung in einer heftigen Rede für schuldig an den unhaltbaren inncrpolitischen Zuständen, die in Spanien l-errschten, und machte die von der Volksfront betrie bene Politik verantwortlich für den Mord an Calvo Sotelo. Die Aussprache, die zwischen den Abgeordneten über die innerpoli- tisck-e Lage stattsand, soll sich in außerordentlich listigen Formen abgespielt haben. Revisionen Alle europäischen Fronten sind in voller Bewegung. Man muß weit zurückgehen, um eine Lage zu finden, in der so viele Durchgänge und Engpässe sich össneten, so viele Kraftlinien sich überschnitten, die herkömmlichen Denkfor men und Znteressengruppierungen fo wenig stichhaltig waren. Ueberall trennt man oder trennen sich Nähte, versucht man neue zu schaffen, prüft man die Haltbarkeit der noch bestehenden, entwirft man neue Muster und zeitge mäßere Formen. Die Revision ist im Marsch, anders, als sich dies manche geträumt haben, und ehe ein neues Ord nungsbild Europas herrschend geworden ist. Das ist die Bedeutung und zugleich die Gefahr der Stunde, deren Fruchtbarkeit auch der verbohrteste Nückwärtsler nicht über sehen kann. Diese Nerwirrungcn und Möglichkeiten der Stunde kulminieren gegenwärtig teils in dem Mittelme-r- und Meerengenproblem, teils in den Rückwirkungen, die von dem Gedanken der Locarnokonserenz und dem deutsch österreichischen Freundschaftspakt ausgehen. Deutschland und Italien sind die motorischen Kräfte dieser Entwicklung. Mit einem Nationalfeiertag hat Italien den Tag der Aufhebung der Sanktionen begangen. Italiens Volk und Presse haben allen Anlaß, den 15. Juli als Festtag zu feiern. Selten ist in der Geschichte ein größeres Unterneh men schneller und mit relativ geringeren Opfern glücklich vollendet worden, und nie seit Versailles hat die Nationen gemeinschaft einem neu geschasfene» Zustand geringere Hemmungen in den Weg gelegt. Die Sanktionen sind ge fallen, deren wirtschaftliche Opfer siir Italien ausgewogen wurden durch den Zwang zur Selbsthilfe und durch die moralische und politische Krastäußerung einer unter alten Minderwertigkeitskomplexen leidenden Nation. Die eng lische Demobilmachung im Mittelmcer und die Aushebung der klnterstiitzungsansprüche der Mittclmeeranlicger haben ebenso wie das Ausbleiben einer moralischen Verurteilung Italiens in Kens die Meinung widerlegt, als. ob die Sanktionsländer wenigstens vrinziviell Italien gegenüber die Kewehr-bei-Fnß-Politik a.isrechterhalten würden. Mussolinis konsequente Ablehnung jedes Kompromisses und Kuhhandels, die vom ersten Tage des abessinischen Unter nehmens bis heute das Merkmal der römischen Politik war, hat diese Kapitulation ebenso beschleunigt wie die Unent behrlichkeit der italienischen Mitarbeit an den Problemen um die Meerengen und um Locarno, die wiederum mit dem italienischen Kolonialunternehmen in ursächlichem Zusam menhang stehen. Italien hat sich den Londoner Flotten verhandlungen, den Genfer Locarnobesprechungen und der Meerengcnckonserenz in Montreux mit der Begründung entzogen, daß erst nach der Aushebung aller Diskriminie rungen und Sondermaßnahmen die römische Politik wie der zur internationalen Zusammenarbeit bereit sei. Musso lini hat diesen Standpunkt auch gegenüber dem Brüsseler Konserenzplan ausrccht erhalten und ihn dahin erweitert, daß ohne eine Zuziehung Deutschlands nützliche Verhand lungen über die westeuropäische Neuordnung nicht geführt werden könnten. Die Sonderbehandlung, die Italien für seinen Teil ablehnt, muß auch das Reich von sich weisen und sei es nur, um den Gestrigen klar zu machen, daß deutsche Angelegenheiten niemals wieder das Objekt frem der Kollcktivverhandlungen bilden können. Eine Brüsseler Locarnokonserenz ohne Italien ist ein Torso, sie würde ohne Deutschland einen Rückfall in die Politik von Stresa bedeuten, und man ist in Nom, aber auch in London durch aus abgeneigt, von neuem diesen gefährlichen Weg einzu schlagen. In einer viel beachteten Rede hat der französische Außenminister Delbos betont, Verträge und Patte sollten kein llnterdrückungsinstrument, sondern Versöhnungssor- meln sein. Es sei nicht verboten, sie zu verbessern, aber sie müßten mittlerweile respektiert werden, damit die lebendige Dynamik der einen nicht das Lebcnsrecht der anderen in Frage stelle. Delbos hat also die Nevisionsbedllrstigkeil ge wisser Pakte und Verträge, die nicht als „Versöhnungsfor- mcln" gelten können, grundsätzlich anerkannt, und die französische Negierung hat dieser Erkenntnis Italien gegen über Taten folgen lassen. Frankreich war das erste Land, welches im Zusammenhang mit der Aushebung der Sanktio nen die englische llnterstützungspflicht im Mittelmeer als gegenstandslos bezeichnet und dadurch das Signal zur Auf lösung des gegen Italien gerichteten Unterstützungssystems der Mittelmeerländcr gegeben hat. Um so mehr sind wir erstaunt, daß Frankreich dem Reich gegenüber nicht die gleiche Logik ivalten läßt und in London mit stärkstem Nachdruck dafür eintritt, daß die verjährten und von ihm selbst zerstörten Voraussetzungen des alten Locarnopakte» Geltung behalten und die April-Abreden zwischen London, Paris und Brüssel formelgerecht in eine Locarno konferenz zu Dreien übersetzt werden sollen. Das ist ein Formalismus, der mebr den Keilt Italienische Abschreckungsmaßnahmen Zn Zukunft täglich öffentliche Sitzungen des ltal. SonderkrlegSgerichts — Auch die Hinrichtungen öffentlich Frankreich schlägt 3-Mächtebesprechung vor England nach wle vor für Vertagung der Brüsseler Locarnokonferenz