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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190118017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-01
- Tag 1919-01-18
-
Monat
1919-01
-
Jahr
1919
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Seile 2. Nr. 3V. Morgen-Ausgabe. Nicht vergessen, daß hinter dem deutschen Katholizismus «in ge schlossenes GtaubenS- und WettanschauungSsystem steht, das seine Glieder btnbet und zu gelegener Zett immer di« Grundsätzlichkeit Und Unbedingtheit seiner Lehrmeinung zur Anerkennong dringen wird, daß neben den Laten der KlervS immer seine große und zu letzt entscheidende Rolle spielen wird. Organ« wie die Petnit- blätker in Trier, die weder auf die weltliche Haltung der Laien kreise noch auf die taktischen Erfordernisse der Wahlperiode Rück- stcht nehmen, bringen das denn auch unumwunden zum Ausdruck. In einer Besprechung deS Programms der Bayrischen Bolkspartei (des bayrischen Zentrums) am 31. Dezember 1918 lehnen diese geistlichen Zentrumsmänncr rundweg alles versöhnliche Eingehen auf das Daseinsrecht der evangelischen Kirche ob. .Es gibt nur «ine christliche Kirche und Eckle. Bon .christlichen Kirchen' darf ein Katholik nicht sprechen, ohne sich eines schweren Irrtums schuldig zu machen.' DaS entspricht durchaus dem kirchlichen Ge- hot, und kein Katholik kann und will daran etwas ändern. Aus diesem Grunde gefährden die idealistischen Hoffnungen auf eine Annäherung der beiden Konfessionen, die die Kundgebung des Bundes christlicher Demokraten zum Ausdruck bringt, mehr die Stestung des Protestantismus, alS daß sie ihm nützen. Aber cs könnten dabei Irenische Bestrebungen, die eine Versöhnung der christlichen Kirchen im Sinne einer höheren Einheit zum Ziele haben, mitsprecixn, und zumal der dogmatisch freiere Protestant Kann dafür ein hohes Beistöndnis aufkringen. Aber, wie man auch von evangelischer Seite zu diesem Problem Stellung nimmt, das must doch unerschütterliche Vorbedingung sein: daß del dem Bereinheitiichungsprozcst von dem Glaubens- und Weltanscbau- «ngssystem des Prolestan'.Hmus nichts Wertvolles und Wesent liches verloren acht. So wie die Dinge heule liegen. Ist das aber nun und nimmermehr zu erwarten. Zu der erwähnten Erörterung greisen die Pctrusblättcr den im Programm der bayrischen VoikS- rartei stehenden Saiz aus, dasz der Katholik und der Protestant ein Tiefstes und Bestes aus seiner Konfession schöpfe, und sie er- ilären dagegen: .Das ist ein Irrtum. Wir kennen die Lehre von »er alleinseligmachenden Kirche. Diese Ki> >e schlicht keinen chuldlos Irrenden vom Heile aus, aber sic lehrt, daß dieser schuld- os Irrende sein Tiefstes und Bestes, das Heil, nicht aus seinem Irrtum, sondern aus seiner geistigen Zugehörigkeit zur katholischen Kirche schöpft.' So und nicht anders nimmt Aom Stellung, und darauf kommt es zuletzt an. Solange der deutsche Katholizismus lein kirchliches System nicht geändert hat, bleibt das alte Wort bestehen: Oul mange <iu pape, eu meurt, und die Protestanten, die es In diesen Tagen vergessen, tun ihrem Glauben, für den sie eintreten wollen, damit den allerschlechlestcn Dienst. Die Erklärung der unabhängigen Minister über ihren Rücktritt Dresden, Ist. Januar. (Drahtbericht.) Erklärung d«r zurück getretenen drei sächsischen Minister der U. S. P.: Am Fre'tag, den 10. Januar, fand im Anschluß an «in« Versamm lung lm Zirkus Sarasani ln Dresden eine Demonstration statt, die zu «lnem Zusammenstoß aus dem Wettlner Platz vor dem Gebäude der .Dresdner Volkszeitung' führte. In der Befürchtung, eS solle, wie ln Berlin und anderen Orlen, von den Kommunisten der ZeilungSdetrieb gestürmt werden, wurde von der Militärwach« auf di« Meng« ge schossen; außerdem wurden aus den oberen Stockwerken Streugranalen auf die Menge gervorsen. Insgesamt wurden zwölf Demonstranten ge lötet und 52 Personen, zum Te l Unbeteiligte, selbst Kinder, verletzt. ,Wer die Schuld an diesem Blutbade trägt, soll di« Untersuchung durch die Behörden feststeüen. Einem Anträge deS Volksbeauftragten Fleißner, eine freie Kommission mit d«r Feststellung des Tat bestandes zu betrauen, die dem Gesamtmlnlsterlum Bericht erstatten soll, wurde von den Mitgliedern der Regierung der Mehr hel» S s o zl a ll st «v als etu Eingreifen ia behördlich« Maßnahmen abgelebnt. Am Nachmittag demselben Tage« erfuhr der früher« ReichStags- rchgeordnet« Otto Aühle, der nicht an der Demonstration beteiligt war, von dem Blutbad und wandte sich bcschwerdestthrend an d«n Vorsitzen den deS BollzugsralcS deS Arbeiter- und SoldalenrateS in Dresden, Neurtng. Bei dieser Gelegenheit legte Neoring dem Rühle « l n Flugblatt des KommnnistenbundeS vor, ln dem erklärt worden war, daß die Wahlen zur Nationalversammlung mit allen Mt- teln verhindert werden sollen, und fragt« Rühle, wie er diesen Sah ver stehe. Darauf soll Rühle nach Anaaben von Neuring erklärt haben: .Wenn wir di« Wahlen nicht verhindern können, bann werden wir die Nationalversammlung mit Gewalt verhindern!' Daraufhin wurde Rühle auf Anordnung von Neuring durch Matrosen verhaftet. Dem Bolksbeanflragtcn Lipinski, der bald darauf mit Neuring und Krüger wegen der Dresdner Vorgänge verhandelte, wurde die Ver haftung Rühles verschwiegen, und auf ein« am Montagnachmittag er folgte telephonisch« Anfrage erklärte Neuring dem Volksbeauftragtcir Lipinski, es gehe ihm gar nichts an. wo Rühle weile, er solle sich um Leipziger VerlMtnisse kümmern, und brach das Gespräch durch An hängen des HörerS ab. Inzwischen wurde sestgestellt, daß zehn Zivil personen und vier Milikärpersonen verlostet worden seien. Den An gehörigen der Verhafteten wurde sed« Auskunft darüber von Neuring und Mitgliedern deS VollzugSrateS rerweigert, wo sich die Inhaftierten befanden. Deshalb ordnet« der DoikSbcauftragle deS Innern Lipinski an, daß die Inhaftierten d«m ordentlichen zuständigen Richter zugeführt werden mußten. Erst am Donnerstag konnte festgestellt werden, daß sie am 11. Januar dem Landgericht Dresden am Münchner Platz zugeführt worden waren. Irgendein Beweis, daß Rühle die Demonstration ver anlaßt oder ihr beigewohnt hat, ergibt sich aus den Ltkten des Unter suchungsrichters nicht; es ist vielmehr im alten Polizeistil versucht wor den, einen Landfriedensbruchprozeß gegen Rühle und die anderen Der- hafteten zu konstruieren. Nach diesem Vorgang hob der ExekuNvauSschuh deS Arbeiter- und datenrats Dresden kür die Kommunisten das Versammlungs recht auf und erließ gegen die von der Unabhängigen Partei für Sonnabend veranstaltete Demonstration einen Ausruf: Bei Lebens gefahr! Keiner heule auf dem Theaterplatz! Keiner beteilige sich an der Demonstration! Der revolutionäre Arbeiter- und Soldatenrat! ES wurde also ein doppelter Eingriff in daS Recht der Versamm lungsfreiheit versucht, einmal daS Verbot der Versammlungen, zweitens die Einschüchterung friedlicher Demonstranten durch Inaussichtstellung der Anwendung von Gewalt. Diese Anordnungen wurden getroffen, ohne daß dieses Mitglied der Unadh. Partei deS EzekutivauS- schusseS davon Kenntnis erhielt oder zur Beschlußfassung hinzu gezogen wurde. Diesen Eingriff in die Rechte der Regierung korri giert« der VolkSbeauslragte Lipinski durch Aufhebung deS Versammlungsverbotes. Inzwischen demonstrierten Pirnaer Arbeiter gegen die Vorgänge in Dresden und verlangten die Frei gabe Bühle«. DaS Gesamlministerium nahm am Dienstag, dem 14. Januar, hierzu mit der Behauptung Stellung, die Kommunisten wollten mit Gewalt die Wahlen zur Nationalver sammlung verhindern. Nach eingehender Aussprache wurde einstimmig beschlossen, die VolkSbeauslragte« Lipinski und Schwarz zu einer Vollversammlung deS Arbeiter- und Soldaten rat» in Pirna zu delegieren, um mit ihr wegen den obigen rwel Fragen zu verhandeln. Sie erhielten Vollmacht, zu erklären, baß, wenn die Behinderung der Wahlen nicht statlfinden sollte, st« sich mit ihrer Person für die Freilassung Rühlet einsetzen sollten, soweit ihm nicht strafbare Handlungen nachgewiesen werden. Von vielem Vor gehen erhielt Neuring durch den BotkSbeaustragten Schwarz Kenntnis. Trotzdem wurde aus Anordnung de< Ezekulivkomiter» der Vorsitzende de» Arbeit««- und Solda«enra«4 in Pirna, der GewerkschaftSongestellte Michael Kl mm ich, am Morgen det 15. Januar, früh 4 Uhr. in feiner Wohnung in Mügeln bei Pion« ver haste», weil t« seine» Hanse Wossen gesunden wurden. In der Versammlung de< A.- und S.-RateS in Pirna wurde fest gestellt, selbst von Anhängern der MehrheiiSpartei, daß in keiner Versammlung d«S ?l.- und 6-Rate« »va Pirna db> Verhin derung der Nationalwahirn besprochen worden sei; im Gegenteil, bereits am 15. Januar ISIS, vor der Versammlung, hatte der A- und S^Rat folgend« Erklärung tu» Pirnaer Amtsblatt ver- »kleMUcht: Leipziger Tageblatt Sonnabend, 18. Januar 1V19 - .» Um den unsinnigen Gerüchten im Bürgertum ein End« zu machen, erklärt der hiesig« A.- und S.-Rat, daß anläßlich der am kommen den Sonntag stattkindenden NationalratSwahten kein« Gewalt tätigkeiten geduldet unüetwa vorkommend« Unruhen von Slcher- heitStruppen sofort unterdrückt würden. Bon der Bewohnerschaft wird erwartet, daß st, keinerlei Anlaß zum Einschreiten gibt. Pirna, den 14. Januar ISIS. Der Arbeiter- und Soldatenrat. Vie Versammlung des A.- und S.-RateS machte sich dies« Erklä rung vollständig zu eigen. Gegenüber der Verhaftung KimmichS wurde festgestellt, baß der Arbeiter- und Soldatenrat die Waffen öffentlich in daS Gebäude des Fabrikarbeiteroerbandes in Mügeln übergeführl hat. in dem Kimmlch wohnt und dieses Gebäude als ein öfientlicheS bezeichnet. Die Ver haftung KimmichS erfolgte, weil er unberechtigt «in Waffen lager gehalten und keinen Waffenschein habe. Nun geben die beiden Voiksbeaustragten Lipinski und Schwarz die in Dresden vereinbarte Erklärung ab, daß sie sich mit Ihrer Person für die Freilassung RühleS und KimmichS elnsehen würden, auch für di« anderen Verhafteten injowcii, al» ihnen nicht strafbare Handlungen zur Last gelegt würden. Unmittelbar daraus sand nachmittags 8 Uhr in Dresden eine Ge samt fltzung des Ministeriums statt, ln der nach dem erstat teten Bericht der BoikSbeauftragle Dr. Gr ad nauer sich hinter for melle Bedenken versteckte und erst nach langem Drängen sich bereit erklärte, KimmichS Freilassung zuzusbmmsn, die noch am selben Tage' verfügt wurde. Ueber Rühle wurde Auskunft vom Untersuchungsrichter «lngehoti und am Donnerstag früh zur Sitzung die Akten herbeigezogen. Obgleich auch aus diesen Akten Rühle keine strafbare Handlung bzw. der Demonstranten am Freitag, dem lO.Ianuar, nachgewicteii wurde, ist über Rühle der Haftbefehl wegen ein fachen La n d srlede n sbr o ch S und K olii s s io nS ges ah r verfügt worden. Trotz dieser Feststellung konnte der Vs lksbcauftragte Drandnauer sich zu keiner Handlung entfchlicßen. An» Abend zuvor hatte das Gesamtministcrium die Hinzuziehung deS Landcsrates der Ard.- und Soiö.-Räie Sach cnS beschlossen. Die er erschien aber nicht, sondern bcoröerie die Vo kSbcaufiraglenV uck, Grandnauer und Schwarz nach dem Siänüchause zu einer So n 0 e r a us s p ra ch e. Da die Eingriffe des Dresdner Arbeiter- und SoldatenrateS ln die R chte deS Ministeriums durch daS Gesamimcntsterium nicht korrigiert und weiter die am Dienstag den beiden Uoiksbeauftragten gegebene Zusage für die Freilassung RühteS nicht ersütll worden ist, halten die unterzeichneten Votksbcaufiraglen «S mit ihrer poiitifchen Ueberzcugnng nicht vereinbar, im Ministerium zu verbleiben. Sie haben alles getan, un» den biultgen Bruderkrieg i» Sachsen zu hindern. Die schuld daran tragen jene Volksbeaus- tragten, die nicht den Blut und die Krast fanden, aus eigener Verant wortung Entfchlü fe dazu zu fasten. Sie legen deshalb ihre Aemler als Bolksbeaustragle nieder. Ftelßner. Geyer. Lipinski. * * * Dresden, 17. Januar. (Drahtdericht unserer Dresd ner Lchristleitung.) Der Vorstand der MehrheilSsozlo- tisten Hai zu dem Rücktritt der drei unabhängigen Minister Fleißner, Geyer und Lipinski noch keine Stellung genommen. Er wist der Entscheidung deS ZeatrairateS des Ä- und S.-LandeSroteS, der am 27. Dezember gewählt wurde, nicht vorgreisen. D.eser wird am Montag, dem 2U. Januar, zu einer Beratung zulommentreien, um sich mit der durch den Rücktritt geschaffenen Situation zu belasten. Ja welcher Wels« die Enijcheidung fallen wird, läßt sich natürlich nicht voraussagen. Ob dl« drei Ministerien neu besetzt werden ober ob mau bis zu den Wahlen zur sächfl chen Volkskammer die Stellen unbesetzl lasten wird, ist ungewiß. Sollten aber bis dahin neu« Minister ernannt werden, so werden p« deslimml nnr au« den Mehrheitt- soziallst « n «nlaomme» Die Aufgaben und Ziele der deutschen Friedensdelegation Berk la, 17. Januar. (Drahlderichl.) Di« RelchSregiernag be schäftigt« sich in ihren letzte« KobinetiSsitzungeo mtter Zuzi«hang d«S Staatssekretärs d«S Aeußern damit, di« Delegation z«r Frie- benSkouferenz zusammeazLsielle«. Z» Letter« der Abordnung bestimmt« sie den Staatssekretär deS Aeußcra Gras Vroeckdorfs- Rantzau and d«n Doiksdeauft ragte« Scheide»»««; ihn«« »lrb ein Stob dlplomoilscher, wirtschaftlicher und rechl»poliiisch«r Rasrrenlea beigeordaet werde»». Di« Abordnung wirb ia ihrer Zusammensetzung das «eae Deutschland zur Darstellung bringen. Auch über di« Richtlinie«, an di« sich bi« deutsche« Vertreter ans der FriedenS- koaserrnz za hatte« haben, ist Klarheit «nd Uedereinflimmung erzielt worden; vor allem ist sich di« Reichsreglerung der Veraniworttmg be wußt, die ihr durch di« Annahme deSWilfoaschen Programms aufertegt ist. Wie sie alle« zu dessen Durchfäheung Erforderlich« nach drücklich betreibe« «nd sed« damit übernommen« Verpflichtung streng «Inhalten wird, so nurtz p« anderseits die Forderungen unserer bis herigen Gegner adlehuen, die über seneS Programm hinauSgehen, aad sie darf di« Grenzen «icht überschreiien taffen, di« der Dehoupiaag der jungen deutsche« Republik als StaatSvolk and WirlschoftSkörper ge- zogen sind. Sie muß sich der Weilerführung deS Wirt schaftskrieges nach dem FriedenSschluh widersetze«. Unser« Vertreter Haden sich dafür eingesetzt, daß alle wirtschaftliche« Kampfmaßnahmen sofort eingestellt und dadurch die geschDlgtea Privatrecht« soweit wie möglich widerhergeflellt werden. ES wird unverzüglich eine aus Billigkeit und Gerechtigkeit beruhende Vereinbarung über die gegenseitige Einfuhr von Roh stoffen «nd LebeaSmittela za treffe« aad für di« Zukunft eine wirtschaftlich« Annäherung der Völker anler möglichst gleichmäßige« Bedingungen onzustrebe« sei». Dazu gehört namentliche daß di« Fragen de« Arbeiterschaft«« and der Ar - beileroersicherang ans der Grundlage der von den letzten inter nationalen Kongreffen darüber gefaßten Beschlüsse von alle« beteiligten Staaten tunlichst gleichmäßig geregelt werde«. Weiterhin werden unsere Vertreter zu erklären haben, daß Deutschland bereit ist. gemeinsam mit den anderen Staaten zu Lande, zur See und in der Luft abzorüstea und die zur Ausführung diese« schwierigen Problem« erforderlichen Verpflichtungen unter Voraussetzung der Gegenseitigkeit einzugehea. Tatsächlich hat sich in Deutschland durch di« Ausführung der WasfensiillsiandSdedingungen seine Abrüstung tm wesentlichen schon vollzogen, um so weniger ist e« gerechtfertigt, daß ansere Gegner dl« Kriegsgefangenen Deutschen immer noch hinter Stacheldraht schmachten lasten, während wir unsere Gefangene« sreigeben mußten. Die Delegierten sind angewiesen, auf der Heims« ad nag «ller gefangenen Deutschen schon bet Beginn der Verhandlungen nachdrücklich zu bestehe»». St« werden ferner für di« Wiedereinsetzung Deutschland« in seine koloniale« Recht« im Rahmen de« Wilson- schen Programm« einzutrete« Haden und dabei die Sorge für da« Wohl der eingeborene« Bevölkerung al« gemeinsam« Pflicht aller Völker und europäische« Knltnrkreis« zu betonen. Bel BehanKnng der terri toriale» Fragen in Europa and Vorderasiea werden ansere Unterhändler da« große Prinzip d«< SeibfibestimmangS- rechteSderVölber «bensowohi zugunsten anderer anerkennea, wie sie e« zugunsten d«S deutsche« Volke« in Anspruch nehmen mästen. Die« gilt tntdesoader« für di« polnische and eisah-loihringisch« Frag«. Unsere Vertreter sind schließlich angewiesen, nach allen ihren Kräften die Errichtung eine« Völkerbünde« im Geist« der Wiisonschen Vorschläge «mb in Verbindang mit der internationalen SchtrlXg»richt«partei zu fürder«, weil hierdorch alleU» der Instand dauernden Frieden« verbSrgt wird. Pari«, 15. Januar. (Drahtdericht. — Amtlich.) Der Präsident der Vereinigten Staaten und dle Premierminister und Minister deS Aeußern der alliierten und assoziierten Mächte hielten lm Beisein der japan schen Gesandten !« London und Pari« vormittags von 10)4 bt« 12)4 Uhr eine Sitzung tm Ministerium des Aeußern ab. Sie sprachen über di, Beziehungen zwischen Konferenz und Press« und beschlossen, sich heute 5 Uhr unter Zuziehung der fremden Presse und der alliiert«» Pressevertreter zu einem Meinungsaustausch über die beste Arbeitsmethode zn versammeln. Diese Versammlung beschäftigte sich hierauf mit der Prüfung dar Lag« in Rußland und beschloß, daß sich di« Regiermigen dl« letzten «ingegangenen Nachrichten mitteilrn sollten, n» sie geme'nsam zu prüfe». Vie nächst, Sitzung wird Freitag, 10^0 Uhr vormittags, stattftnd«. Noch etwas von den Deutschnationalen Don Fabrikbesitzer Hugo Graf, Hinter ber Deulschnattonalen Volkspartei flehen die atten Konservativen, die Antisemiten, der Bund der Landwirte, di« All deutschen rnd alle die Gruppen, die bisher de» KonservalivLU Gefolgschaft geleistet haben. Gewiß mancher, der dem politischen Leben biSyer ferngestanden hat, mancher wohlmeinende Patriot mag sich dieser Partei in den letzten Wochen angefchlossen haben, irregesührt von dem prunkenden Parlelnamen .Deuttchnatlonol« Voikspartei'. Daß unS heute die Deutschnatlonale Voikspartei die konservative Politik tm Wahlkampfe vergessen machen will, ist begreiflich. Darum klingt cs auS den deulschnattonalen Kund gebungen auch ganz anders heraus. Um so notwendiger ist «t daher, die Worte der Deutschnatlonalen kritisch nachzuprüfen. In einem Wahlaufrufe der Deutschnatlonalen Voikspartei tu Leipzig steht zu lesen: .Die Revolution hat stakt eines Friedens der Verständigung unsere völlige Unterwerfung gebracht.' DaS könnte den Anschein eriveckcn, als seien die Konservativen Ab hänger eines VersländigungsfricdcnS gewesen. Von keiner Seite aber sind diejenigen, die eine Verständigung und einen Ausgleich mit unseren Feinden erstrebten, schärscr und gehässiger bekämpft worden, als von den Konservativen. Die Konservativen wollten einen sogenannten .starken deutschen Frieden' mit wcUgestecklea Krlcgsziclen. Sie haben aus dem Verteidigungskriege, in den das deutsche Volk 1914 einmütig eingeirclen war, unter Führung von TIrpitz, Ludendorss, Herrn v. Heydcbranü und dem Grasen Westarp ein:n Eroberungskrieg gemacht und uns dadurch an den Rand des Abgrundes geführt. Die konservative Macht- uub -Kricgspolitik Hal den Nährboden für die Revolution vorbereitet. Der errvähnie deulschnalionaie Wahlaufruf spricht weiterhin von der Monarchie. Die Deutschnalionale Voikspartei .erkennt in der Monarchie die für das deutsche Volk gcergnelsle Slauts- sorin'. D»e 22 früheren deutschen Bundcsfürslen zurücirrusen, heißt das öeulsche Volk in einen furchtbaren Bürgerkrieg hlnctn- treiben. Das wissen auch die Deuischnationalcn. Niemand, der sein deutsches Vaterland lieb hat, wird den Bürgerkrieg wollen. Deshalb ist es heute unangebracht, sich für den nionarchischen Ge danken einzusctzcn, bloß um auf die Gefühle gewisser Bolkskrcise Eindruck zu machen. Wie war es denn in Wahrheit um die monarchische Gesinnung und Treue der Konservativen In der Vergangenheit bestellt? Nur solange stellten sich die Konser vativen in den Dienst der Monarchie, als die Interessen der Monarchie und der Konservativen zusammengingen. Darüber hinaus machten sie Opposition, sobald ihre unmittelbaren Interessen verletzt wurden. Dafür gibt es viele Beispiele in unserer Ge- chichle. '-Roch im Jahre 1902 bei den Kämpfen um den Zolltarif chrieb das .Vaterland', die Zeitschrift des Konservativen Lan- »eSverelns In Sachsen: wenn die vom Bund der Landwirte ge orderten Zollsätze nicht bewilligt würden, .dann würden die Throne zusainmcnkrachen'. Also einen Patriotismus nach Mark und Pfennig betätigten die Herren Konservativen. Als ter König von Preußen für eine freiheitliche Wahlrechtsreform sein Wort verpfändet Halle, hinderten ihn die Konservativen daran, sein Wort einzulösen. Und den allerschlcchtesten Dienst haben die Konservativen der Monarchie während des Krieges dadurch er wiesen. daß sie einzelne Dynastien aufinunterten, ihre Hausmacht >urch Thronansprüche in Polen, Litauen, Kurland, Finnland und Clsaß-Lolhrtngen zu vergrößern. Wären dle Konservativen die wahren Freunde der Monarchie gewesen, dann hätten sie sich 1917 einmütig hinter die Osterbotschast des Königs von Preußen ge stellt und hätten Deutschland durch ein großes Reformwerk zu einem Vvlksstaake gemacht. Die preußische Wahlrechtsreform war Ke entscheidend« Frage für dle gesamte deutsche innere Politik, >enn sie war eine Lebensnotwendigkeit nicht nur für Preußen, andern für unser gesamtes Vaterland. Hätten wir noch 1917 ein freies Wahlrecht ln Preußen und anderwärts erhalten, dann >ätte auch der Krieg einen anderen Ausgang genommen, und wir befänden uns heute nicht inmitten der Revolution. Aehnlich legen dle Dinge für Sachsen, wo sich die Konservativen aus ihre ^önigstreue etivaS Besonderes zugute tun. Die sächsischen Kon- ervativen verhinderten eine gemäßigte Schulreform. Eie waren regen dle Reform der Ersten Kammer und gegen elne Reform deS öandtagswahlrechtes. Sie wollten von einer großzügigen Uniqc- taltung der gesamten sächsischen Verfassung und Verwaltung nichts wißen. Unter allerlei Ausflüchten wurden dle Reformen «zurückgefteltt". .Die Konservativen haben nur ihre Klaffen- nteressen gekannt und die Staatsgewalt ln deren Dienst gestellt,' ras hat selbst ein Mann wie Adolf Magner ausgesprochen, der einstmals zu 'den Konservativen gehört hatte. Die Konservativen haben nunmehr ihre Rolle als .Triarier )es Thrones' ausgespielt. Jetzt fühlen sich die Deutschnationalen als die Schirmherren des Allares. Die Revolution hat unS vor Ke Aufgabe der Trennung von Staat und Kircl-e gestellt. Sofort erheben die Deuischnationalcn die Losung: .Kirche und Religion in Gefahr!' zu ihrer Wahlparole. Auch die Deutsche demokratische Partei soll der Kirche Gefahr bringen. Schlechter als anker kon servativer Zwangsherrschaft kam» sich die Kirche kaum befinden. Die Deutsche demokratische Partei will niemanden seine Re ligion und seine Kirche rauben. Die Deutsche demokratische Par tei verwahrt sich aber dagegen, daß Kirche und Religion von einer bestimmten Klasse zu Herrschaftszwecken mißbraucht werden. Soll die Kirche ihre Aufgabe erfüllen, eine wahrhafte Gemeinschaft der Gläubigen zu bilden, so muß sie von staatlichem Zwange be freit werden. Dabei Ist die selbstverständliche Voraussetzung für die Deutsch« demokratische Partei, daß die Kirche der wirtschaft lichen Sicherstellung bedarf. Wenn die Deutschnatlonalen offen und noch mehr versteckt in engem Kreise bebaupten, die Demo kratie sei glaubenSfelndlich, sie wolle den Kindern den Religions unterricht nehmen usw., so sagen sie eine Unwahrheit. Und diese Art der Agitation leisten sich dle Deulschnattonalen ln demselben Augenblicke, wo sie der Deutschen demokratischen Partei elne Ge meinsamkeit der Listen antragen wollten. Die Deutsch« demo kratische Partei darf aus die Zustimmung jedes deutschen Mannes und jeder deutschen Frau rechnen, roenn sie sagt: Unwahrhafkigkeit galt von jeher als undeulsch. Seine we^entttcke Besserung der Waffenstillstandsbedinsiunaen X Berlin, 17. Iannar. fDrahtbertcht unserer Berliner Schrlftleltung.) Der Meldung von der Unterzeichnung deS neuen WasfenstillsiandSverkrageS glaubt« ein Berliner Blatt hinzufügen z» können, daß erhebliche Verbesserungen der ursprünglichen Bedingungen erzielt worden seien. E'ne Bestätigung dieser Nach- richt siegt bl« jetzt noch nicht vor. Tatsache Ist, daß da» ReichSwiri sch a f l S a m t sich entschieden gegen dl« Forderung der Massen- ablieferung landwirtschaftlicher Maschinen ausgesprochen und e« ab- gelehnt Hal, die Verantwortung für di« Annahme dieser unerhörten Be engungen zu übernehmen. Es würden un» all« Mittel fehlen, um dl» vo-n un« geforderten landwirtschaftlichen Maschinen, die wir selbst lnl Interefle unserer Volksernährung notwendig brauchen, wlederherffellen M können. Aos demselben Standpunkt steht auch der Staatssekretär de« RetchSernährungSamteS. Sämtliche maßgebenden wirtschaftlichen Steffen erblichen ln drr neuen Ententeforderung die organisierte Vorbereitung der Hungersnot in Deutschland. Gegen d'esen VergewaltigungSvers'ich mit allen denkbaren Mitteln vorzngehen. Ist aber schon durch die Kürze der Frist, die Marschall Foch für bi« Uebernahm« ber Bedingungen gestellt hatl», außerordenlllch «rkchiysrt gewesen,
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