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US. Jahrgang Morgen-Ausgabe bee Stacht Leipzig «"Zeigenpreis. ,oo«l»ll. co Pf. o. au,^>. ü> Pf.: Anjelze« ». S«d»rd«n Im am!l. T«II »I« Koloneljiile 8U Pf., ». au»». SS Pf- Leirringczulchlaa: »!«In« Lnzetg«» die Noloneljitl« AI Pf. «»«wLil« ! > p,. Vaplerioljnlchla«: Urder 2V0 Zeilen Ums«»« 301», Uder !K!>i Zellen: 501«. SrlchLilsanfelgen mll p,nl vs Griffe» im prell« eebiikl. Platz und Daleavarlchrlft »du« Verbind Ichkett. -LeNaAen: Deiamiauslage Li. 7.—»al Laalen» oalichi. ^-> :,:»>>!r. geralprech-Lnichlu-i Är. U l'«. NWt und >4 ^i. —-poftlcheckkvnlo 7ÄL Lchrillleitung und VelchSfitstell« a»haini««aN« 7ir. 8. Verlag: Dr. Reinhold <L Co.. Leipzig. ktzb^— «» >»r P'«l»jl, in» Varort« jwelmul «Stzllch Vezugspreis. IN. Hai« ,.,»-»1 mona,»» M. 'M, ulerlellddiil» Li. t>M >tr «dholer u>»nalltch >7N. 2M dirch »nl«r« aulivarltaen glllolen In» Hau« -idrichl m»nall><d -N. vleriel- I«drU<d ÄI.7M durch die V»s> lnnerdald Deullchland« Selami-Avlgab« „nat ich VI. ^.7 > vlerlellddrll« Li. Mornen-Vulgobe M. 1.7L Lbead-Autaade M. IM Sonnlaal-Ausgad« M. UM moaaiiich iaullchUeklllch VostdefteU-ebSbri. Ilizir immer: Morg^n-Dusgad« > > p.. Aden! -Anlgad« iS Pf. Hauptschrlstletter: Dr. Erlch Everth, Leipzig. Nr 30 WS Sonnabend, den 18 Januar Generalstreik in Leipzig Wachsende Tschschengefahr für Sachsen Dresden. 17. Januar. (Drahtbericht «nserer Dresdner Schriftlcitung.) Sri dem auf unseren A.armrus vom 23. Dezember der sächsische Grenzschutz gegen Tsch chowicn ver stärkt worden war, befleißigten sich die Tschechen gcg a Sachsen cin<r größeren Zurückhaltung und richteten den Kernpunkt ihrer Taliglre.t hauptsächlich noch der bayrischen Grenze, wie auch aus Zeitungs- meldongen zu ersehen ist. Seit dr i T".gen aber, so erfahre ich auS durchaus zuverlässiger Quelle aus ÜXuIsch-Bühmen. wird die böh misch« Grenz« auch nach Sachsen hin von Postenketten beseht. DaS würde an sich kein Grund zur Beunruhigung sein, aber hinter d esen Postenketten werden, das ist einwandfr l frstzrstrllt, größere Truppcnoerdände angesammelt. Da die Ver hältnisse in Deutsch-Böhmen zu dieser Maßregel keinen Anlaß geben, so muß hier eine andere Absicht zugrunde liegen, die sich unschwer er »al n läßt. Wenn auch die Tschechen die Friedenskonferenz vor r^l- endele Tatsachen stellen wollen, so müss n sie sich beeilen, und all« An zeichen weisen darauf hin, baß st« nicht mehr zögern wollen. ES sind zwar, wie uns m «gelei t wurde, unsere Gr nzlruppen etwas verstärk« worden, und unsere Nachr chlen bestärken uns darin, daß dl« getroffenen Eine Erklärung des A.- und S -Rates Der Leipziger A.- und S.-Ral erläßt folgende Bekannlmachung: Parteigenossen, Arbeiter, Soldaten und Arbeitslos«! Der Enger« Ausschuß des Arbeiter und Soldakenroles von Leipzig hat Euch zu einer Kundgebung aufgerufen, damit Ihr gegen dl« Er mordung von Liebknecht und Rosa Luxemburg ei en Demonstration-streik beginnen sollt. In ganz Deutsch and werden die Arbeiter dasselbe tun. Auch die ZeitungSuetr'.eb« nehmen an diesem DeinonjlrationSjtreik teil. ES ist aber notwendig, daß in dieser hochpolitischen Zeit — und einen Sag vor der Wahl — di« Sonntags-Arühzeitung, wenn auch in verringertem Umfange, unbedingt erscheinen muß. Allen ZeitangSdrurkereiea maß «S deShal» ermöglicht werden, diese SonntagS-Frühzeitang in der Sonnadendnacht von ll Uhr abends an hcrzustellen. ES ist dringende Pflicht eines leben einzelnen, hier jeden Eingriff zu unterlassen und den Wei sungen de« Engeren R leS unbedingt Folge zu leisten. Es liegt im onteresse der gesamten Bewegung, w.e auch der ZeilungSleserschast, daß sie über die wichtigsten politischen Vorgänge des In- und Auslandes und über die Ausdehnung des Streikes etwas erfährt. Der A.- und S.-Ral: Seger, Schöning. O Gestern »nachmittag sind wir von Demonstranten verhindert worden, den größten Teil unserer Abendausgabe zu drucken. Heute kann nach obiger Bekannlmachung die Mittag und Abend ausgabe nicht erscheinen. Kie Schrifkleitung. Sympathiebewegung zum Tode Liebknechts Leipzig, 17. Januar. Im Laufe des heutigen Vormittags traten die Arbeiter zahl- re'cher Leipziger Fabriken in den AuSstand, der sich mehr und mehr ausbreilele. Der Zweck war, anläßlich des Todes Lieb knechts und der Frau Luxemburg gegen die Retchsregierung zu protestieren. Der Streik begann in der Dux-Automobilsabrik und in den Poliphon- und Pitt.er-Werken. Umzüge und Versammlungen von Scharen Arbeitsloser gingen gleichzeitig nebenher. Bei hnen handelte es sich um «ine Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung. Die Demon strationen führten stellenweise zu erregten Szenen, so namentlich vor den Gebäuden der bürgerlichen Presse. Die Betriebe wurden still gelegt, obwohl der Generalstreik, der inzwischen auf dem Augustusplatze verkündet worden war, erst für den morgigen Tag angesagt war. D e Menge zog hieraus in «ine Reihe anderer Betriebe, um die Durchfüh rung des Streiks zu erzwingen, der am Nachmittag ziemlich allgemein wurde. Am Nachmittag stellte auch das Wasserwerk den Betrieb ein, so daß die Stadt ohne Master war und die Bevölkerung, be meistenteils von den Ereignissen völlig überrasch! wurde, auf den dunk en Straßen sich an allerlei Brunnen anstell!«, um Master zu holen. An zahlreichen Stellen der Stadt wurden Flugblätter der bürger lichen Parteien verbrannt, und auf dem Bureau der Demokratischen Partei wurde nicht nur Werbemalerial, son dern auch Stimmzettel vernichtet. Auf dem AugustuSplahe loder ten stundenlang Sche terhansen. Die Meng« war erregter als in den ersten Tagen der Revolution. Zahlreichen Soldaten wurden di« Ko- Karden abgerissen, Offizieren die Achselstücke abgenom men. Wogen angehallen und nach den Infasten durchsucht. Eine starke Strömung geht aus Bewaffnung deS Proletariats, die einer gegenrevolu tionären Militärdiktatur entgegentreten solle. Daß dl« Straßen- bahnen seit früh an nicht verkehrten, log an e'ner Lohn bewegung, also an unpolitischen Gründen. Auch in der Universität ereignete sich, wie uns aus ihren Kreisen geschrieben wird, «in Zwischenfall. Zwischen 12 und 1 Uhr drang ein« Schar von Ziv listen und Soldaten ohne Armbinden in di« Mandel- hall«, besetzte di« Ausgänge und wollte die Studenten und Pro fessoren aus Waffen untersuchen. Wer sich weigert«, wurde mit Verhaftung oder auch mit Tätlichkeiten bedroht. Das Verlangen nach einer Legitimation wurde obgewiesen. Dem herbeigerufenen Rektor ge lang «S jedoch, dl« Unbefugten za entfernen und vom A - u. S.-Rot eine Schuhvache zu erhalten. Wir wir zu misten glauben, werden dergleichen Dinge vom A.- u. S.-Rat entschieden gern ßbilUgt. Di« .Leipziger Volkszeitung' schrieb gestern abend: .Je näher der VorsichlSmaßr gr!n in keiner Weise genügen, zumal unser« E chrrheitt- lruppcn aus Landfturmlcotcn b stehen, die wohl zuverlässig, a^cr im i cr- htn keiea-nrM« sind. In dce letzte« Zett tcmchen, s» lsi «tneverndsrci festgefieltt, tn Böhmen auch slowakisch« Truppen tu wachsen der Zahl auf, die sich augenscheinlich als Quart er mache r für größere Trnppenvcrbar.de betätigen, und der Slowake ist. dos hat der Welt krieg ois zur Evidenz erwiesen, ein weil besserer Soldat als der Tschcch.. Unl r diesen Umständcn genügt nach unserer Auffassung der sächsische Grenzschutz in keinrr Weise. Dahcr solllen Freiw llig« nicht bloß nach dem Osten, sondern vor allem an de s S ch s i s ch - d ö h m i s ch e Grenze zur Verstärkung geschickt werden, wo uns di« unmittelbarste Gefahr droht. ES ist, wir möchten dos nochmals betonen, die höchste Gefahr im Verzage. Daher sollten unsere verantwortlichen Stellen «wgenkstck ich MstznMtnen treffen, damit wir n'cht plötzlich vor Ver hältnissen stehen, wie sie in der Provinz Posen durch di« Sorgloflgkell der ReichSrcgi ruug entstanden sind. * Eeftlaffmrg das Jahrganges 1Vl8. Das .Sächsisch« Milftär-Ver- ordnungSbtakl' enthält einen auch für Sachs:» gültigen Erlaß deS pr u- ßischen KiiogSministeriumS, wonach der Jahrgang 1918 unter g wissen Einschränkungen in der Zeit vom 15. Januar bis 28. Februar 1919 zu entlasten ist. Wahltag rückt, desto mehr unternehmen et unlautere Ele mente, die Revolutionserrungenschasten in Leipzig zu gefährden. Sie gebärden sich vor allem in den Arbeilerversammlungen besonders radikal und erwecken damit den Eindruck, als ob sie besonders scharfe Revolu tionär« wären und berufen, die Arbeiterschaft zu führen. In Wirklich- kett aber wollen sie sie verwirren und von der erfolgreichen Bahn der Revolution abbringen. Leider satten die sozialistisch noch nicht geschulten Arbeiter auf solche Provokationen hinein. Auch bei der gestrigen De monstration der Arbeitslosen haben unsaubere Elemente ihre Hände im Spiele gehabt. Wir rufen nunmehr di« Leipziger Parkeigenosten auf, diese Element« rücksichtslos auszuscheiden auS unseren Reihen und wo sie «äs Provokateur« ouftrelen, sie den Wacht- mannschaslen zu übergeben.' ES lst mcht nötig, anzunehmen, daß sich die augenblickliche Unruhe, die in Leipziger radikalen Kreisen herrscht, gegen die bevorstehenden Wahlen lichtet. Es wird vielmehr von guten Kennern der Berhäit- nisse versichert, daß lediglich der Tod Liebknechts und der Frau Luxem- bürg schürend gewirkt hat. Auch tn ganz wett UnkS stehenden Kreisen besteht durchaus die Absicht, sich rege an der Mahl zu beteiligen. In den Kreisen der Leipziger Machthaber herrscht, so viel wir w.ssen, keine Besorgnis, daß die Wahlen verhindert oder gestört werden könnten. Die Untersuchung des Talles Lie. knecht—Luxemburg X Berlin, 17. Januar. (Drahtberlchl »nserer Ber liner Schvlfiletlung.f Znm Full» Liebknecht-Luxem burg erklärt die Garde-Kavallerie-Schützenbio.flou: Die ärztliche Untersuchung hat crgeben. baß Liebknecht von drei Schüssen im Rücke« getroffen worden ist. Dcr Fall Ist juristisch einwand frei geklärt und di« Erschießung auf dem Fluchtversuch als z u Recht bestehend anzuschen. Um eia übriges zu tun, hat bis Garde- Kavallerie-Schühendlvlsion bi« VolkSbcauf!ragten ersucht, zur Unter suchung einen Vertreter der U. S. P. D. hinzuznziehen, um jebcm Ver dacht zn begegnen. Dcr einzig« Vorwurf, der gegen di« Division er höbe» werden kann, ist der mangelnde Schuh im Falle Rosa Luxemburg. Diese Angelegenheit wrd vom Kriegsgerlchtsral der Division auf das strengste untersucht, and dcr betreffend« Offizier ist, wie bereits grmeldel, vom Dienst suspendiert wordea. * X Berlin, 17. Januar. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r t ft t e i k u n g.) Der Aufforderung der unabhängigen Partei- leitung zum Proteststreik gegen die .Ermordung' von Lieb knecht und Rosa Luxemburg sind die Arb iter und Ang,stellten der Deutschen Massen- und Munlt onssabrik Ber in-Bocftgwalde (Kugel lagerwerk) gefolgt, indem sie heute morgen nach einer Versammlung in den AuSstond traten. Sie haben einheitlich eine Entschließung gefaßt, in der es heißt: .Als Zeichen ber tiefsten Entrüstung und Empörung treten bi« gesamten Arbeiter und Angestellten der Werkt l heut« in einen Proteststreik ein. Von einem Demonstralionszug nimn t ' die Arbeiterschaft jedoch Abstand.' Sonst scheint der Aufruf der Un abhängigen wenig Gogenlieibe gefunden zu haben. Die .Freiheit' kann außer den obengenannten nur noch bi« Arbeiter der Maximal-Apparale- fadrik anführen Berlin. 17. Januar. (Drahtbericht.) Um la Sache« des Todes Karl Liebknechts d « Schuldsrag« za kläre», ist vom Gerlchisherrn der Kriegsgericht«?«» Korhig bestimmt worden. Der Fall d r Fraa Rosa Luxemburg soll im Interest« d r Beschleunigung von einem cmb r.n KriegSgerichiSrot behandel» werben. Die ReichSreglerung hat angeregt, daß in beiden Fällen der B »ll, ag « ral » e der Z « » tralral je eia Mitglied damil b.traa:« sollen, an der Unterfuchang mftzuwirken, and zwar Hal sie dem Vollzugsral empfohlen, für dies« Aufgabe nach MLgllchkcit ein Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratie zu bestimmen. Daraufhin ha« der Zentral»«» für bi« Unterfuchang im Falle des Dr Karl Liebknecht da« Mitglied Hermann Müller, der Vollzugs»»« sein Mitglied Wegmonn delegier». Für di« Untersuchung im Falle der Frau Luxemburg sollen die Vertrauensleute noch bestimm» werden. * Der Sih der Oberste« Heeresleitung dürfte, wie versaulek. gegen Ende dieses Monats tn «tn« Stadt tm östlichen Teile Deutschlands I verlegt werden. » Zentrum und evangelische Wählerschaft Don Professor Dr. Paul Herre. In der letzten Zentrums-Wahlversammlung lst von der Tat sache Mitteilung gemacht worden, daß eine größere Zahl evan gelischer Männer und Frauen in Leipzig und Umgegend der Zea- lcuiuspartei beigelreten sei. So wenig damit der politische Charak^ ter des Zentrums bewiesen ist (was man in jener Versammlung gefolgert hat), so geht allerdings daraus hervor, daß das Zentrum nicht nur init gewohntem Geschick verstanden hat, in dieser ver worrenen Zeit wieder sein eigentliches Wesen zu verhüllen, son dern unter Ausnutzung gewisser sozialistischer Maßlosigkeiten so gar im protestantischen Laaer Fuß zu fassen. Eine andere Tat sache zeigt das noch deutlicher: Lie Begründung eines Bundes cl-r>nlicher Demokraten, die sich ausdrücklich als .Evangelischer Zweigverein der Zcnlrnmspartei' bezeichnet und dem neben einer Anzahl von Laienpersönlichkeiten beiderlei Geschlechts ein theo logischer llnivcrsitätsprofessor und ein Pfarrer ängehoreu. Dieser Bund, der selbst in unserer, an ungewöhnlichen Erscheinungen gewiß reichen Zeit den abgestumpften Blick auf sich lenkt, ist in den letzten Tagen mit einem Wahlaufruf hervvrgelreken, in dem die Unterzeichner den Anschluß an das Zentrum begründen. Sie erstreben einerseits die wirkliche Demokratie, räumen jedoch an derseits dem christlichen Glauben die Zentralslellnng auch in ihrem politischen Wollen ein. Das von ihnen erstrebte Ziel sehen sie vom kat>)ol!schcn Standpunkte her durch daS Zentrum verwirk licht, und da die alte Partei nun als neue.Christliche Dolksparkei* auf den Plan getreten ist, und daS evangelische Deutschland zck gemeinsamer Arbeit aufgerusen hat, und da sie der Meinung sind, daß das neue Zentrum den von ihm grundsätzlich stets be tonten interkonfessionellen Charakter forlan viel stärker zur Geltung bringen könne, so halten sie die Stunde für das Zu sammengehen und Zusammenwirken der Evangelischen und Katho liken innerhalb der gesetzgebenden Körperschaft für gekommen. Za mehr. Sie glauben, daß die Erfolge, die die eine Konfession erzielt, auch der anderen zugute kommen, und erwarten, daß durch den Zusammenschluß dem religiösen Bruderkampfe ein Ende ge setzt und der NelchSgcdanke gestärkt, gleichzeitig aber auch Achtung und Ehrfurcht vor der beiderseitigen Ueberzeugung erweckt werde. Man wundert sich beinahe, daß nicht auch noch Zukunftsperspek- tiven in bezug auf die Besserung und Vervollkommnung der ganzen Menschheit gezogen werden. Fürwahr, ein Dokument! Der ganze Zammer unserer Tag« tritt einem darin entgegen, und gleichsam wie in einem Spiegel schauen wir die Verwirrung, die sich unseres armen Volkes be mächtigt Hal. Welche Gefahren dieser Unterschlupf gläubiger Protestanten bei der ZenirumSparkei für den Protestantismus selbst herauf führt, das lieg! für einen unvoreingenommenen Be urteiler klar zutage. Die für den Entschluß Verantwortlichen glauben offenbar, daß ihnen die ganze Masse der Protestanten folgt und daß an Steile drückender politischer Heimatlosigkeit dcr Zdealzustand harmonischer Gemeinschaft mit der übrigen Christen heit tritt. Hier die gläubigen Christen, die wie in einem Para diese die .Christliche VolkSparlei' bevölkern — da die ungläubigen Christen, die Zuden und die NellgionSverneiner, die sich auf die bösen liberal demokratischen und sozialistischen Parkeien verteilen — und dort schließlich die unechten Christen, die die Interessen der evangelischen Kirche in den Dienst reaktionärer, alldeutscher und feudaler Bestrebungen stellen. Welche Täuschung über den Charakter deS Proleskankismus. für den diese Kurzsichtigen ein treten wollen und gegen besten Geist sie verstoßen, als wären sie mit Blindheit geschlagen. Es kann gar k n Zweifel darüber be stehen, daß die FörderungStendenzcn, die zum Wesen des Pro testantismus gehören, im Sinne der Stärke wie der Schwäche eine unmittelbar als Zersetzung wirkende Steigerung erfahren würden, wenn die von dem .Evangelischen Zweigverein der ZentrumS- -artei' eingeleilele Aktion zu größerer und bleibender Bedeutung elangle. Schon in diesem Zusammenhang erscheint ein Programm, wie es der Bund christlicher Demokraten entwickelt, gerade für den Protestantismus in hohem Gerade gefährlich und verhängnisvoll. Und diese Gefahr erscheint in einem sehr viel grelleren Licht, wenn wir uns vor Augen stellen, bei welchem Partner Anschluß gesucht wlid. Es liegt mir fern, die subjektive Eyrlichkeil der katholischen Laienkreise änzuzweiseln, die heute Träger der ZenlrumSpolitik sind, und man kann es als eine interessante Tatsache hinnchmen, daß die Geistlichkeit, sicherlich mit starker Absicht, in diesen Tagen in den Hintergrund geschoben worden ist. Aber hat man deswegen irgendwelche Gewähr, daß der Katholizismus, der dem Zentrum bisher das Gepräge gegeben hat, künftig anders zur Geltung aclongt? Wer die Dinge sicht, wie sie sind, und nicht wie sie von Partei wegen ehrlich oufgesaßt oder taktisch hingestellt werden, kann unmöglich in den naiven Optimismus einstimmcn. den diejenigen Protestanten sprechen lassen, die sich dem Zentrum anschließen. Die katholische und protestantische Kirche sind ihrem Wesen noch völlig ungleiche Größen- und solange das Machtinstitut des Papsttums die Stellung besitzt, die es heute Innchat, kann auch die unfern beiden Konfessionen gemeinsame Grundlage der deut schen Frömmigkeit nicht den Ausgleich schaffen. Man darf doch As Gebot der Stunde: Wählt ^W -deMratiflh!