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Nummer 81. Sächsische Volkszeitung 4. April 1936. Erinnerungen eine» einfachen Manne» Richard Wagner und sein Buchbinder Wir bringen nachstehend einige Episoden aus dein Leben Richard Wagners zum Abdruck, die sei» Buch binder C b r i st i a n Se n f f t in ein unscheinbares Schlichest uiedcrgeschrieben hat. Aus dieser biederen treuherzigen Dar stellung erkennt inan wohl am besten das Verhältnis des Menschen Richard Wagner zu seinen Mitmenschen, zum cin- fact)en, schlichten Mann aus dem Volke. Line Serenade vermittelt die Bekanntschaft Es war im Sommer des Jahres 1872 im „Hotel Fanlaisie" als ich den Meister das erstemal sah, und zwar gelegentlich einer Serenade, die ihm der Bayreuther Licderkranz als Will kommen brachte Wagner bewohnte die Zimmer nach dem Echlohgartcn und hörte sich mit seiner Gemahlin die Lieder von dem kleinen Balkon ans an. Unsere beiden damaligen Solisten Sammclsohn und Winterling sangen herrliche Soli, worüber Wagner sehr erfreut war. Er trat unter die Sänger und drückte ihnen sichtlich gerührt die Hand. Ein Gesangslehrer namens Maukisch, der zu dieser Zelt In der Heilanstalt St. Gilgeuberg sReroenheilaustalt bei Bay reuth) Gesangsunterricht erteilte, besorgte für die Familie Falka (Direktor der Anstalt) diverse Aufträge. Er war dazu gut zu gebrauchen, denn er war ein intelligenter und mit guten Manieren ausgestattetcr Mensch, ein ehemaliger Opernsänger, der aber seine Stimme durch einen nicht allzu soliden Lebens wandel vollständig eingebüht hatte. Er dirigierte auch In unserem Verein „Eintracht", dessen Mitvorstand ich war. Daher rührte auch unsere Bekanntschaft. Maukisch pirschte sich auch an Wagner heran und der Meister war froh, jemand gesunden zu haben, der ihm seine vielen, manchmal sehr komplizierten Aufträge sehr gewissenhaft besorgte. Eines Tages nun kam Maukisch zu mir mit dem Bemer ken. dah er von Wagner die Weisung erhalten hätte, einen tüchtigen Buchbinder zu engagieren, der auch etwas höheren Ansprüchen genügen könne. Und so trat Ick) denn an einem schönen Sonnlagmorgen meine Wanderung nach dem Hotel Fantaisic an, um dem grohen Meister persönlich vargestcllt zu werden. Sein überaus liebenswürdiges und vertrauenerwecken des Wesen nahm sofort meine begreifliche Befangenheit und ehe ich mich versah, hatte Ich den ersten Auftrag in der Tasche und die Aussicht auf weitere reiche Tätigkeit. Wagner übergab mir damals vier Bände wissenschaftlichen Inhalts, die In hell gelbes Kalbsleber gebunden werden sollten, und sechs Abschnitte des fünften Bandes seiner gesammelten Schriften, die damals neu erschienen waren, wovon vier Bände ganz in raiem Saffian mit reichen Goldverzierungen und in Goldschnitt gebunden werden sollten. Sie waren als Dedikationsexemplare für König Ludwig nnd die Gräfin Schleinit; bestimmt. Ich muh gestehen, das; mich dieser erste Auftrag doch etwas befangen machte, denn zur damaligen Zeit fiel cs sonst niemanden ein, einen derartigen Luxus mit Büchereinbänden zu treiben, und ich war auch gar nicht auf solche Arbeiten eingerichtet, zu denen es mir nicht nur an Material, sondern auch an den nötigen Maschinen und Stanzen fehlte. Ich ging aber mit frohem Mut ans Werk, reiste nach München und verschaffte mir das Feh lende. Gelernt hatte ich in meinen Wanderjahren auch etwas und so siel denn auch die erste Arbeit nach meinen Begriffen ganz gui ans. Frau Lessina lamentiert Ich machte mich auf den Weg, um die Bücher abzuliefern nnd wurde van Frau Wagner sehr freundlich emvsaugen und ob meines grohen Talents gebührend gelobt, bis sic an einem der Sassianbände einen kleinen dunklen Schein entdeckte, der von einem Fehler im Leder herriihrte. Obwohl er ganz un scheinbar war, schlug sie ein schreckliches Lamento an, das mich vollkommen verwirrte. „Das wird meinem Mann aber sehr unangenehm sein, so etwas muhten Sic doch verhüten, die Bücher sind für die höchsten Herrschaften bestimmt", und noch anderes mehr bekam ich zu hören. Mit dem kam aber auch der hohe Herr und Gebieter In seiner gemütlichen Weise zur Türe herein. Ich glaubte, er mühte mein Herz poche» hören. Vollständig eingeschüchtert, eine grohe Strafpredigt, vielleicht den Laufpah erwartend, stand ich da. Aber der Stiel drehte sich um: Nachdem Frau Cosima auf den Fehler aufmerksam gemacht hatte, wurde nicht ich, sondern die Gnädigste gerüffelt Wagner sagte: „Aber, mein Weibchen, wie magst du denn Herrn Sensst mit solchen Kleinigkeiten beunruhigen! Nein, nein, mein Freund, Sie haben Ihre Auf gabe prächtig gelöst, ich hätte nicht gedacht, dah Ich In Bayreuth einen Meister finde, der diese immerhin schwierige Arbeit so ganz zu meiner Zufriedenheit macht! Sie werden staunen, was wir noch alles miteinander fertigbringcn. Ich selbst werde van seht ab immer zu Ihnen in die Werkstätte kommen, denn ich will noch sehr viele Bücher binden lasse», die sämtlich künstlerisch ausgestattet werden müssen!" Und so kam cs auch. Freilich hat es anfangs viele Mühe und Geduld gekostet, mich in den abnormen Geschmack und In die Launen des Meisters zu finden. Mancher nach meinem Ermessen schön gelungener Einband muhte wieder verschwin den, wenn die verwendeten Farben nicht vollständig nach seinem Geschmack wirkten. Er stellte sehr grohe Anforderun gen, aber ich habe auch etwas Tüchtiges dabei gelernt. Wenn ich heute die grohe, herrlich ausgestattete Bibliothek in Wahn- fried sehe, die in ihrer bunten und reich mit Gold verzierten Ausstattung einen eigenartigen nnd noblen Eindruck macht, so bin ich stolz darauf, der Schöpfer dieser Arbeit gewesen zu sein, die ich im Auftrag und unter steter Mitwirkung des unvergeh- lichen Meisters ausgeführt habe, der mir sein ungeteiltes Wohlwollen bis ins Grab bewahrte. Der Meister und der Lehrling Beatus Iixfel Ich beschäftigte einen Lehrling, ein kleines, drolliges und aufgewecktes Kerlchen. Er kam eines schönen 'Morgens zur Tür herein und fragte ganz naiv, ob ich ihn nicht brauch» könne. Auf meine Frage, wer er sei und wie er dazukäme, sich so ganz allein »ach Besck-äfligung umzusehcn, sagte er. er beihe Beatus Zipfel, sei der Sohn eines Winkeladvokaten in Nordkalben und hätte noch sieben Geschwister, lind da sein Vater die starke Fa milie nicht ernähren könne, wär« er einfach durckigebrannt, und ich möge mich nur bei seinem Onkel, dem Hafncrmcister Gareisen über ihn erkundigen. Die aufrichtige, treuherzige Sprache des Schlingels gefiel mir. und ich nahm ihn in meinem Hause auf. Dieser neue Lehrling mit seinem Lockcnkopf und wackligen Gang muhte fortan sämllick)« Bückxer -u Meister Wagner brin gen und erregte bald dessen Ausmerksamkeit. Wagner inter essierte sich lebhaft für den Buben und machte stets seine Spähchcn mit ihm. auf die der kleine Kerl in drolliger Weise einging. Eines Tages nnn wurde mein kleiner Beatus krank, es befiel ihn ein bedenklickxes Fieber, und ich lieh ihn ins Städtisck)« Krankenhaus bringen wo er meines Erachtens am besten untergebracht war. Schon nach wenigen Tagen ver misste ihn Wagner, er fragte mich, „Ja. wo ist denn mein kleiner Zivsel, ich sehe ihn schon einige Tage nicht mehr!" Ich sagte ihm. dah er an einem l>edenklick>en Fieber erkrankt sei und im Krankenhaus lieg«. Da bemächtigte sich des Mei- Dcr spanische Kulturphilosoph Ortega y Gasset erblickt das Hauptproblem unserer Zeil in der Frage nach der Brauch barkeit der auf der Vernunft beruhenden Kultur in einer Epoche, die geistig von der Vernunft nicht mehr viel wissen will, materiell aber durchaus aus ihr beruht. In seinen beiden, auch in Deutschland viel gelesenen Hauptwerken „Der A u s st a n d der Masse n" und „Die Aufgabe unserer Zeit" iveist er daraus hin, dah im modernen Massenmenschen ein Typns heraufgckommen ist, den die Prinzipien der Knilur kalt lassen, der aber in der Hemmungslosigkeit seiner Wünsche von der tech nischen Auswirkung dieser Kultur alles verlangt. Er besitzt die primitive Psychologie des verwöhnten Kindes, ohne Verant wortungsgefühl, ohne Lebensernst und ohne Zweifel an seinem Recht, sich alles leisten z» können. Er ist überzeugt, dah die Zivilisation und mit ihr die Technik standhält, selbst wenn man nicht das geringste dazu tut, sic zu stützen, sondern im Gegenteil diejenigen, die sich täglich um ihre Förderung abmühen, die Gelehrten, verachtet und vernachlässigt. Der Gelehrte ist in den Nachkricgsjahren förmlich zum Paria der Gesell schaft geworden, man hat sich daran gewöhnt, die Gelehrten als eine Spezies komischer Spätlinge eines anachronistisch ge wordenen Menschheitslur.us anzusehen. Abstrakte Beschäftigun gen in staubigen Studierstuben passen in unsere talensreudige Gegenwart nicht mehr hinein, sie gelten höchstens als harmlose Privatbcschäftigungen für Greise, die zur Tat nicht taugen. Die Folge wird sein, dah in wenige» Jahrzehnten die For schungsergebnisse nachlassen werden, und dah cs dann zu einem katastrophalen Zusammenbruch unserer gesamten technischen Kultur kommen wird. Denn unsere technische Wirtschaft beruht nicht auf der Erhaltung eines Gleichgewichtes, sondern auf der Notwendigkeit ständiger Expansion, ständigen Fortschrittes. Fehlt dieser Fortschritt — und er Kan» nur von der Wissenschaft Herkommen — so kommt es nicht zur Erstarrung, sondern zur Krise, zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Die augenblick liche Krise, unter der mit uns die ganze Welt leidet, ist nicht so einmalig, wie wir sie zu sehen gewohnt sind. Sie hat ihre Parallelen In den schweren Jahren der Nestaurationscpoche, als sich Europa von den Verheerungen der Napoleonischen Kriege nicht erholen konnte und in der schweren Krise der siebziger und achtziger Jahre, die der Gründerzeit folgte. Beide Male ging die Ueberivindung der Depression von den Fortschritten derTechnik aus, in den vierziger Jahren vom Bau der Eisenbahnen, in den neunziger Jahren van der Ausbreitung der Elektrizität. Ortega y Gassct gibt der Be fürchtung Ausdruck, dah dieses Mal infolge der Herrschaft des Massenmenschen die Befreiung durch die Wissenschaft und durch die Technik ausblciben könnte und dah damit ein neues Zeit alter der Barbarei gleich dem der Völkerwanderung cinbrcchen könnte. sters die grösste Aufregung: „Krank ist der kleine Kerl, und Sie geben ihn ins Krankenhaus? Das ist hartherzig von Ihnen! Sie müssen ihn unbedingt in Ihren, Hause unter bringen! Das dulde ich nicht, dah er so verlalsen unter frem den Leuten liegt! Ich zahle alles, was cs kostet!" Aus meine Entgegnung, dah er dort doch die beste Pflege habe, und dah er in der Bodenkammer, in der er bisher geschlafen habe, krank nicht liegen könne, ich aber in, ganzen Hause kein Piätz- ck>en mehr hätte, wo er untergebracht werden könne, da ich das einzige von meiner Familie unbenütste Zimmer an einen ledigen Herrn vermietet hält«, den ich doch nickst Knall und Fall hinausmerfen könnte, schrie er: „Ter ledige Herr muh raus! Ich selbst will mit ihn, svrechen Es ist unverantwort lich. den pingen Mensckx.'» hilflos im Krankenhaus liegen zu lassen!" Und so muhte mein Zimmerherr noch am selben Tage sein Zimmer räumen, und der Herr Lehrbub hielt darin seinen Einzug. Als sich di« Krankheit immer mehr ver schlimmerte. zeigte sich erst so reckst das edle, warmsühlende Herz des Meisters. Er veranlasste seine Frau, des öfteren nach den, Junge,, zu sehen und schickste sofort seinen Haus arzt. den alten Herrn Medizinalrat Landaras, der den Jungen in Behandlung nehmen musste. Und nickst zuletzt kümmerte er sich selbst dauernd um ihn nnd besuchte ihn des öfteren. Noch nachdem der Junge wieder hergestelli war. schickste Frau Wagner kräftige Kost, und der Meister kleidete ihn von Kopf bis Fuh neu ein. lind hätte der Junge nickst später eine Riescndummheit gemacht, so hätte er ihn, bestimmt ei» sicheres Plätzchen verschafft. Was aber tat unser Zipfel? Als ich eines Tages in der Frühe in die Werkslälte kam. eröffnete mir mein seliger Vater, dah der Junge aleich nach dem Auf stehen ein Kistchen zusammcngenagelt hätte und samt den neuen Kleidern des Meisters vor ciniaen Stunden verschwun den sei. Als ich diesen davon unterrichtete, tröstete er sich und mich mit den Worten: „Lassen Sie ihn laufen es ist nickst das erste Mal, dah von mir erwiesene Wohltaten mit schnödem Undank belohnt wurden! Sie und ich glaubten, aus dein Schlingel einen brauchbaren Menschen machen zu können, aber unsere Menschenkenntnis hat uns eben in diesem Faste im Stich gelassen. Er wird es schon noch lrereuen!" Und er hat es tief bereut. Ein paar Jahre später sah ick, unter der Haustüre der Nuckriegelschen Wirtschaft einen aain verkomme nen Menschen stehen, mit einem schäbigen Zylinder auk dem Kaps. Mit sehnsüchtigem Blick, schaute er immer zu weinen, Fenster herüber, und nun erkannte ick, erst meinen früheren Lehrling Beatus Zipfel. Die Heimat -er Aulturkritik Der von Ortega y Gasset gerügten Gedankenlosigkeit de» modernen Massenmenschen, der die Technik hiunimnst, aber ihre geistigen Grundlagen leugnet, steht gegenüber die bange Frage des modernen Intellektuellen, der nach dem Sinn und dem Nutzen der Technik fragt, der in der Maschine etwas Dämonisches, eine Gefährdung des Menschlichen und seines Heiles zu erblicken geneigt ist. Diese Frage beschäftigt die ge samte Menschheit, zum besonderen Heimatland der Kul turkritik ist aber nickst erst seit heute, sondern bereits seit der Romantik Deutschland geworden Ihren äuheren Sicgeszug hat die Technik im ist. Jahr hundert über den ganzen Erdball gehalten, ihrer geistigen Her kunft aber ist sie ein Kind des 18. Jahrhunderts, des Jahr hunderts der Aufklärung. Tas; die Welt durch Bernunst lenk bar und leitbar ist, das; man durch Anwendung rationaler Methoden aus ihr den grössten sich immer steigernden 'Nutzen zum Wohl des gesamten Menschengeschlechtes herausziehen kann, ist die gemeinsame Grundidee der Ausklärung und der Technik. Aber während die Technik sich erst anschickst, ihren Siegeszug an zutreten, ist man in der Romantik bereits an ihrer geistigen Grundlage, der Aufklärung, irre geworden. Tarin beruht die tiefe Zwiespältigkeit des Ist. Jahrhunderts, in dem die materielle und die geistige Entwicklung vollständig auseinander gehe», in dem es keine Harmonie und keinen Ausgleich gibt. Wer heute zur Technik als Schicksal und Problem Stellung nehmen will, muh daher zuerst das Ist. Jahrhundert mit seinem Wechsel spiel von Mensch und Maschine richtig verstehen. Diese Ausgabe setzt sich das Buch von Otto Veit: „Tie Tragik des technischen Zeitalter s. 'N! e n s ch u n d M a schine im Ist. Jahrhundert'. (S. Fischer 'Verlag, Berlin, Ist:)',) Tie Hauptstärke des Buches liegt nickst in der philosoohi» scheu Begründung des Problems. Hierin bezieht sich der Ver fasser nur auf die landläufige Literatur kulturkrstischer Art, die er mehr wiedergibt als kritisch verarbeitet. Besser gelungen, weil origineller, ist die Analyse der speziellen Wirkungen der Technik aus das wirtschaftliche und seelische Schicksal des Men schen. Aus ihr verstehen wir erst die geistigen und sozialen Spannungen, in denen sich die Tragik des Jahrhunderts kund gibt. Gerade der deutsche Mensch ist diesen Spannungen stärker ausgesetzt als die Angehörigen anderer Nationen. Tenn aus der einen Seite ist sein religiös-metavhysisches Bedürfnis tiefer, auf der anderen Seite ist er in der Welt der Technik noch nickst so zu Hause wie die andern. England und die Vereinigten Staa ten kennen die Problematik der Technik nickst in gleicher Weise wie wir, weil ihr philosophisches und gesellschaftliches Tenken im vergangenen Jahrhundert sich im wesentlichsten in den Bah nen der gemässtgten, d. h. nicht antichristlichen Aufklärung wei ter bewegte. Deutschland hingegen schwankte zwischen der Ro mantik. dem Positioimnus. dem Materialismus, dem Historis mus. dem extremen Marxismus, dem vitalistischen Nihilismus Nietzsches hiu und her. Als cs in Nietzsche sein Sprachrohr für ein kommendes Jahrhundert gesunden hatte, schien die Kluft zwischen der materiellen und der geistigen Welt am weitesten ausgerissen zu sein. Ter Protest gegen die Ausklärung sand sein endgültiges Wort, während der Segen der Technik am reichsten aus uns niederströnste. Tas; im Weltkrieg sich dieser Segen als ein Fluch ernstes, das; wir aus dem Paradies gesicherter Bürgerlichkeit herausgetrieben wurden, das hat für die meisten von uns Nietzsches Anklage und Prophetie bestätigt und seitdem stehl die Weil des technischen Kapitalismus vor uns als frag würdig da. Ist öle Maschine vsnr Teufel? Es sind auch heute noch gerade die Nachdenklichen, die hin ter der Technik und dem allgemeinen Fortschritistaumel den Pserdefus; wittern, die sogar den KuIIuruntergang an der Tech nik prophezeie». Nur einer ihrer Propheten, aber gewis; der wirksamste, Ist Oswald Spengler in seinem cschatolo- gischen Werk „Untergang des Abendlandes". „Man hat die Maschine als teuslich empsundcn und mit Recht, sie bedeutet i» den Augen des Gläubigen die Absetzung Gottes". Aber Spengler begnügt sich nicht damit, die Maschine in ihrer Dämonie und Entseclthcit auszuzcigcn, er führt auch wirtschaft liche exakte Argumente an, nach denen die Maschine den Men schen erst versklaven und dann vernichten muh. Durch die Technik ist cs mit dem Primat der weihen Rassen vorbei. So bald die Ucbcrsccländer dieselbe technische Ausrüstung erlangt haben, werden sie durch die geringeren Kulturansprüche und die dementsprechend geringeren Löhne der Vormachtstellung der eu- ropäisch-ainerlkanischen Welt ein sicheres Ende bereiten. schwerwiegendst« Symptom de» beginnenden Zu- Die deutsche London- Delestgtion Am 1. April hat bekanntlich die deutsche Delegation in London den umfassenden Friedensplan des Führers iil>erreicht, der schon jetzt einen gewaltigen Widerhall gefunden hat. Wir sel-en sie hier bei einer Besprechung im Carlton-Hotel. Von links nach rechts: Dr. Kordt, Dr. Schmidt, Woermann, Dr. Boetttger, Gras Dürckhcim, Botschafter von Ribkntrop, Ministerialdirektor Dr. Dieck- Hoff, stehend links: Dr. von Raumer und Thorner. (Scherl Bilderdienst, M.) Mensch und Maschine Die Tragik des technischen Zeitalters