Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.12.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19161212017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916121201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916121201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-12
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
allen außer jeder organischen Verbindung stehen und. lo-gerissen von den geschichtlichen Grundlagen seines Bestandes, auch die Quellen versiegen fühlen wird, aus denen es durch drei Jahr hunderte seine Kraft geschöpft hak. Das ist s, was Lloyd George als britischer Diktator uns be deutet. Ein Mann voll Tatkraft und Willensstärke macht die letzten Mittel seines Lande- mobil, um den Zusammenbruch von ihm abzuwcnden. Wir unterschätzen darum die Tatsache, daß Lloyd George die Zügel der Reaierung in die Hand genommen bat, nicht, aber wir überschätzen sie auch nicht im Vertrauen auf Hindenburg und das innige Zusammenarbeiten zwischen ihm und der Reichsleitung. An diesem Fels und an dem unerschütterlichen Siegeswillen des deutschen Volkes werden auch Lloyd Georges Pläne zerschellen, lind vielleicht erfüllt sich sein Schicksal rascher, als er selber glaubt. Zur rechten Zeit, wenn seinen stolzen Plänen der Erfolg versagt bleibt, wird sich das englische Volk dann auch daran erinnern, wie oft der Waliser Demokrat es mit seinen Prophezeiungen bereits lrregesührt hat. Ende Januar dieses Jahres, als Lloyd George die britische Gcschotzcrzeugung in die Hand genommen hatte, meinte er. der Krieg beginne sür England jetzt erst, und er höre bereits das Krachen, da der ErdrosselungS- prozeß gegen die Mittelmächte mächtig sortschrcite. Im Juli, als er an Lord Kitcheners Stelle Kricgsminisler geworden war. er klärte er, die Wasserscheide sei bereits überschritten, wo der Sieg sich England zn.nmeigcn beginne, und wenige Wochen später sah er in deutlicher Ferne bereits daS Ende herannahen. Lloyd George war in allen diesen Fällen ein falscher Prophet, und er wird eS hoffentlich auch setzt bleiben, da er mit seiner Diktatur seinem Lande den Glauben suggerieren möchte, ihm. dem bisher alles nach Willen ging, müsse auch das Letzte und Größte gelingen: die Nie derwerfung Deutschlands. Der Glaube an eines Mannes Kraft und Millen warbt viel, aber in unserem Hindenburg l ' nicht nur der Wille und die Kraft, hinter ihm fleht auch der Erfolg. Mir sehen darum der Entwicklung der Dinge mit Zuversicht entgegen. Beginnende Kritik am Kabinet Lloyd Geyrae rvtd. London, 11. Dezember. (Drahtdcricht.) .Sunday TimeS" ! schreiben, es herrsche eine gewisse Enttäuschung über die Zusammen- sehung des neuen Kabinetts. Lloyd George habe eine schöne Ge legenheit versäumt. Das Land brauche eine Regierung der Tat. Märe der Premierminister kühn genug gewesen, bei Besetzung alter Stellen nur auf die Tüchtigkeit der Person zu achten, so hätte er aus die aufrichtige Unterstützung des Unterhauses und des Landes rechnen können. Aber die Politik Hobe wieder einmal den Ausschlag gegeben. An dle Spihe der Ministerien, die sür den Krieg dl« wichtigsten seien seien gegenüber den Fachmännern Deutschlands Ama teure berufen worden. «tb. London, 11. Dezember. (Drahtberlcht.) Das Reuicrsche Bureau meldet, das Kabinett werde nur auS sünfMitgliedern des KriegSrats bcstrhen, die anderen Minister würden sich ausschließlich Ihren Ministerien widmen. Großes Gewicht werde daraus gelegt, dah sieben bekannte Geschäftsleute dem M.nisterium angchören. Die Mehrzahl der neuen Männer um Lloyd George sind bekannte Persönlichkeiten, die der konservativen und der Arbeiterpartei ange hören. Neu ist der HandclSmlnislcr Stanley. Er ist einer der ersten Eisenbahnfachmänner Englands, der zwölf Jahre lang amerikanische Bahnen leitete und jetzt die Londoner Untergrundbahnen und die größte Omnibusgesellschaft Londons leitet. Gemäßigt liberal, erscheint aber in den Nachschlagewerken nicht als UnterhauSmitglied angeführt. Die neugeschasfene Stelle eines «LcbenSmittelkontrolleurS' erhält Lord Devonport, ein Millionär gewordener Tee- und Kolonial- warenhändler» der als Mr. Kearlcy von 1892 bis l9l0 im Unterhausr saß. Liberal. Er war zuletzt Präsident der Londoner Hafenverwaltung. Der Unter richtSmtnIster Dr. Fisher, ein namhafter Historiker, ist Vizekanzler der Universität Sheffield. Er ist Mitglied deS Komitees über die «deutschen Greuel'. Lord-Kanzler Rodert Finlay ist schottischer konservativer RechlS- anwalt, -er seit 1895 mit Unterbrechungen UnterhauSmitglied ist. 1595 bis 1900 Soliritorgenrrol. Lord Rhondda ist «in Kohlenmagnat aus Walrj. der dem Munl- tion-ministerium große Dienste geleistet hak. Er hat zu Beginn des Kriege- in den Vereinigten Staaten und in Kanada die MunltionSliefe- rung eingerichtet. Eine der interessantesten Überraschungen deS neuen Kabinetts ist, wie Reuter meldet, die Ernennung des SchiffahrtSkontrolleurS Mac- lay. Ueber die ädrigen, bisher unbekannten Mitglieder des Kabinett-, läßt sich auch im Augenblick ihrer Ernennung nicht- sagen. fr.) Do» der holländischen Grenze, 11. Dezember. (Draht- bericht unseres Sonderbertchterstatters.» Nach Meldungen der «Evening News' wird Milte Dezember die erste Versammlung der in London gegründeten Anti - frtedenSltga abgehalten werden. Man glaubt, daß auch Der Journalismus und die politische Seele Von Herman» Kester II. Da- politische Gesicht der neueren deutschen Literatur und ihr Ver- bältnIS zum politischen Journalismus sind in der Gedankenverbindung, di« ich hier versuch«, ein und dasselbe Thema. Kein Zweifel: Ein wirk same- Schrifttum wirft, ohne daß eS unmittelbar zur Tagespolitik und z»r Propaganda, zum Parieiwesen und zum Parteigrscdäst wird, durch- dringend« und darum auch journalistisch sichtbare Strahlen. Umgekehrt: Ein produktiver Journalismus ohne eine politisch fruchtbare Literatur ist unmöglich. Durch tausend Leitungen find die beiden verbunden. War da- Netz bet un- in Verwirrung geraten? — Nein, et war nicht vorhanden. — Jen« Zeit, auf die dies« Gegenwart folgte, besaß weder da- ein« noch da- ander«; um der Gerechtigkeit willen: Sie konnte e« nicht, noch nicht besitzen. In den letzten Jahren vor dem Kriege hat sich einiges Licht gezeigt und wäre auch ohne die Katastrophe nicht verloschen. Ein neues Dichter-Geschlecht bub an sich zu sammeln; ohne Anschluß an die Na turalisten von ehedem, die den Sozialismus liebten und innerhalb meh rerer Dezennien das einzig größere Beispiel für einen politisch-literari schen Vorgang hinterließen; erst umdämmert von der Absicht, an der politischen Architektur von Volk und Staat mltdauen zu müssen; immer hin entschlossene Positivisten, bereit, da- Ganze und nicht nur sich selbst zu betasten. Der Unterschied zwilchen dem Privatdichter und dem ver antwortlichen Dichter, di« beide Künstler sind, wollt« Erscheinung wer- den. Die obenauf Drängenden fanden, daß di, deutsch« Literatur stumm geworden sei. Sie wollten nicht blindlings einreißen; «S »ar ja nicht- elnzureißen. Sie wollten im tiefsten Glauben an unerschöpft« and vnge- boben« geistige Volk-Kräfte einen Wlllen-inhall; wetl nicht zu genägen schien — trotzdem da- Gebiet und die Mittel der Kunst erweitert und ver feinert wurden—weder da- Entdecken neuer Individualzustände noch der Imprefflonistlsche Kommentar zum Leben, weder lyrische noch psycho- oraphisch« Bekenntnisse über persönlich, Angelegenheiten, weder die brutal« und unveraetstigt« Admaleret noch das naiv, oder verlogen« Verherrlichen der Zustände. Von den verzweifelten und unbeherrschten RelaSvtskn der vor- letzten Dlchkeraeneratton war nur dürr« politische Frucht z» erwarten. Sir waren froh, sich selber zu retten; der ein« «griff di« Flucht, lebte sich aus und gab der Mell sein« Biographie; d« and«« froh in alt« Hinter gebäude unserer Zeit und beruhigt« sich an der romantisch verklärten Beigangenbeil; der dritte begab sich in eine selten« Gegend, aus- Land, in di« Kleinstadtwinkel; der vierte ließ sein Dasein für ein formalistisches Prinzip verrinnen; einig« starben kämpfend und namenlo- dahin. Auf ging eine Sehnsucht, «ine Vorbereitung. Lin schmerzlicher Ausruf war: .So ist e-!" Mancher wollte «inen vorwärlstreibenden Willen erfühl«». Lloyd George aus der Rednertribüne erscheinen wird, um gegen einen «verfrühten Frieden' zu sprechen. (r.) Köl», 11. Dezember. (E i g. Drahtberlcht.) Die .Köln. Zig.' meldet von der Schweizer Grenze: Die HavaS-Agentur berichtet: Infolge der Annahme der VertrauenSiageSordnung durch die Kammer hat der Ministerpräsident eine Reih« von Maß nahmen erwogen zur Verwirklichung der in dieser Tagesordnung ent- halienen Fingerzeige. Voraussichtlich wird die endgültige Entscheidung biS Dienstag fallen. Ein« solche Entscheidung wird einerseits eine ciuS der Verminderung der Mttgliederzahl des Kabt- n «ttS herrührende Aenderung der Regierung mit sich bringen, ander seits di« Bildung des der Zahl nach beschränkten nationalen Vertetdi- gungSauSschusseS ln England. Nach .Matin' sollen nach Schluß d«S MlnisterralS vom Sonnabend tn unerwarteter Welse dle fünf Mi nister ohne Portefeuille dem Ministerpräsidenten ihr Ent- lassungSgesuch eingereicht haben. "ib. London» 11. Dezember. (Drahtbericht.) Reuter meldet amtlich: Lloyd George hat sich eine starke Erkältung Zugezogen und darf das Haus nicht verlassen. "tb. London, 11. Dezember. (Drahtberlcht.) Admiral Sir Cecal Burney wurde zum zweiten Seclord ernannt. Andere Krieqsa^Lschaft E) Berlin, 11. Dezember. unserer Berliner S ch r i s t l e i t u n g.) Es läßt sich nichi leMnen, dah in weiten Kreisen eine starke Unzufriedenheit mit unseren Ernährungs verhältnissen besteht. Man hört immer wieder den Einwand, die Getreideernte sei Heuer doch so gut ausgefallen, und nun müsse man sich noch mehr c »schränken als bisher. Die so urteilen, übersehen zweierlei. Zum ersten, dah die diesjährige Ernte noch nicht die Rekordernte geworden ist, wie dies anfangs schien. Zum andern aber ist, wie männiglich bekannt, die Karlos sslernte sei» schlecht ausgefallen. Im vorigen Jahre haben wir rund 50 M'll''on:n Tonnen Kartoffeln ein- gebracht, in d escm Jahre werden es nur einige 2l> Millionen Tonnen sein. DaS hat natürlich unsere ' o <)'/ rlscka tsplan vielfach geradezu umgestrhen. und daS muhte naturgemäß auch aus die Bewirtschaftung unserer Gelre debcstände zurückmUken. So ist cs schlechter!) ngä un möglich geworden, die Brotration herauszusetzen. Bom Januar ab werden auch Trvckcnkartofseln nicht mehr als Zusatz zum Brot geliefert werden können, und man wird sich mit Gerste be helfen müssen. Dle Gerste hofft man dadurch zu gewinnen, daß daS Braukontingenk in der Norddeutschen Brausteucrgememschast stark h rabgcsetzt wird, nämlich auf etwa 24 Prozent deS Fr edcnSoerbrauches. Nur in Bayern, wo die Gewerkschaften sich in diesem Sinne ausgesprochen Haden, wird ein um ein Geringes höherer Prozentsatz sür die Zwecke der Brauerei zur Verfügung stehen. Bon einer Radikal,mr, wie sie von vielen Seiten empfohlen worden ist, nämlich einem völligen Verbot der Bierbrauerei, hat das Kriegscrnährungsamt aus guten Gründen Abstand nehmen zu müssen ge glaubt. Man sollte den Menschen nicht alle Gcnußmittel nehmen, und das Durchhallen w rd durch solche drakonische Maßregeln nicht gerade erleichtert. Immerhin ist trotzdem nicht zu besorgen, daß wir mit unseren fünf Hauptnahrungsmtttcln Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Fett und Milch in wirkliche Rot geraten werden. Einschränken werden wir unS natürlich müssen, wle wir uns bisher eingeschränkt haben. Ader bei sparsamer Wirtschaft ist die Gewähr dafür gegeben, daß wir ausreichen. Die gegenwärtige Kartofselknappheit ist zum großen Teil auch durch den bestehenden Wagenmangel verursacht worden. Vielfach sind große Kartosfclmengen verfügbar gewesen, die dann infolge Mangels an rollendem Material nichl fort- geschasst werden konnten. Dennoch stehen wir, alles in allem ge nommen. auch iu bezug aus die Kartoffeln nicht schlechter, vlelleicht noch etwas bester da al- im Vorjahre, und «S sind Vorkehrungen gerlrofsen, daß wir mit unseren Vorräten bis Ende Isknl auskommen, bis zu dem Zeitpunkte also, wo wlr w eder über Frühkartoffeln verfügen könnitt. Die schlechte Kartoffelernte hat natürlich -^WÜMM nölig, das zu sagen — auch aus die Fleischversorgung zurückgewiWvj^Die Hoffnungen, dle man ursprünglich aus eine große Schwetneprodüntton setzte, hatte man ein sargen müssen. Dennoch glaubt man tn den Kreisen deS Kriegs- ernährungSamtes, von Februar ab reichlich«« Mengen Fleisch aus den Markt bringen zu können. Später wird man sich auch mit andern Nahrungsmitteln zu behelfen wissen, also mit Haferflocken, Graupen, Grütze, Grieß usw. Sie sollen aber erst aus den Markt ge bracht werden, wenn es unbedingt nölig ist, und selbstverständuch werden sie dann auch öffentlich bewirtschaftet werden. Ihre Ver teilung soll systematisch erfolgen, nicht mehr willkürlich wie im vergangenen Jahre. Bel den sogenannten Nebennahrungsmitteln, also Obst, Gemüse, Fisch usw., ist in diesem Jahre kaum mehr viel zu machen. Auch hier wird man wird« Vorkehrungen tressen, daß daS nächste Jabr unS tn dieser Hinsicht besser gerüstet findet. Alles in allem also: Schmalhans muß auch fernerhin bei unS Küchenmeister bleiben. Aber dle Situation irgendwie verzweifelt anzusehen, dazu liegt nicht der ge- ringste Anlaß vor. Auch aus Rumänien wird über kurz oder lang unserer heimischen Wirtschaft Hilfe kommen, wenn schon diese aus Gründen, wie wir sie erst neulich hier dargelegt haben, nicht über schwenglich auSsallen wird. Dazu sind, von anderen Schwierigkeiten ab gesehen, allein die deS Transports schon zu groß. Der wert- ES gelang nicht. So spiegelte sich eine zerrissene und leidende Zett in einer Literatur. Und spiegelte sich ungefähr treu dem Gesetz, verlangend und zwielichtig wie sie war. * AuS dem Zusammenhang mit der Wissenschaft war der Dichter der einst ausgeschieden, nachdem sich die Dichter, die um den Naturalismus gruppiert waren, rechtmäßig gegen die abhängigen Akademiker erklärt hatten, die dem RetchS-MaterialiämuS und dem NützlichkcltS-Prinzip verfallen waren. Ihre Achtung vor einer Bildung, die auf ein unfreies wirtschaftlich-politisches Denksystem hinauslies, sank. Aus Protest wurde der Dichter — unglaublich zu sagen! — bildungäfeindlich. Viele gingen noch weiter. Sle entschlossen sich instinktiv sür die freiwillige Unwissen heit. ES war ein richtige literarische Strömung. Der verdrossene Dichter entsernte sich folgerichtig von der Politik, die genaue Kenntnisse von Menschen und geseiifchait.lchen Veryältnisfen voraussctzt. Politik ist doch: Hauptzwecke, Hauptziele des allgemeinen Denkens und Han deln- erzeugen, erkennen, bekämpfen, unterstützen, verwirklichen; je nachdem; zum Nutzen von Völkern, Staaten, eines Volkes, eines Staate-, einer Klasse, einer Dynastie, einer Partei einer Person. Diese Dichter und die politische Pres» hatten einander nichts zu sagen. Die Zeitung war ihnen einzig ein LMaa für Reklame und Absatz. Dabei seufzten st« öd« di« aber ohne den allerwesentllchsten, den politischen im Auge zu Haden. Und stehe: 2m Werk der politischen BlickWWrtaucht auch, wenn Presse requisiten z« erwähnen sind, die träge reproduzierte Figur det Reporter ais (die dem anpolillschen Volksgenossen so geläufig ist!), wird ine Z«it»ng und Zugehörige« ohne da« Gefühl, da« mit aller Kraft wellerzu- helfen «är«, billig verzerrt. Eine von innen gesehene Journalisten- gestalt — öderdie« daneben durch den typischen erwerbenden Privatdichter — gab d« letzten Epoche einzig Arthur Schnitzler. Vorher haben sich Fontane, Areytag und Gottfried Keller, noch mit einem politischen Börgerbewußtsein au-g«stattet, da- später unterging, zur Sache der Journalisten und de- JournaliSmu« gestellt. Die künftigen Dichter werden sich besinnen. D« verzeichnete Journalist wird verschwin-en, wie der Karlkatarsoldat, den Lessing von den Eigenschaften befreit«, mrl denrn er in d« Literatur aufirat, RenomuUst. Schürzenjäger und Trunkenbold. Arrnst und Wissenschaft Der 8. Abend deutscher Meistersprecher im Schiller verein findet morgen 8 Uhr in der Alberihalle als Tonrad-Ferdi- nand-Meyer- und Gottfried-Kell er-Abend statt. Bor- tragender ist Prof. Dr. Emil Milan. — Die KartenauSgade erfolgt sür Mitglieder und andere Besucher in -er Linckeschen Buchhandlung, Burgstr. 1—b vollsteBundeSgenosseim Kampf gegen dle Knappheit der Rah rungsmlttel wird freilich die El»slcht l» den Ernst der Lag« bei Erzeugern und Verbraucher» bleiben, und di« Stärke der Selbstzucht bei beiden. Heut« liegen die Dinge vielfach so, daß dl« mit der Ernährung betrauten Behörden einen schier aussichtslosen Kampf gegen Erzeuger und Verbraucher, namentlich den zahlungsfähigeren unter ihnen, zu führen Haden. Hier gilt e«, selbst mit Hand anzulegen und sich klarzumachen, daß jedes Pfund But, t e r und jedes Kilo Fleisch, daS man sich auf Schleichwegen ver- schafft, dazu dient, dem schlechter gestellten Nebenmenschen das Durch- halten zu erschweren. Gin militärischer Oberbefehlshaber in der Heimat (^Berlin, 11. Dezember. (Drahtberlcht unfererBer llner Schrlftleitung.) Der preußische Krieg-mialster General der Artillerie von Stein ist durch Kaiserlich« Kabinett-order zum Militciroberbesehl-hader in der Heimat ernannt wor den, um in dieser Eigenschaft die Durchführung der neuen Gesetz« über die Schuühaft und den Belagerungszustand und bl« Leitung der neugeschaffencn Zentralbeschwerdeftelle gegen Maßnahmen der Nachgeordneten Zensurbehörden zu übernehme». 3rriqe 'Angaben S Berlin, 11. Dezember. (Drahtberlcht unserer Berliner Schrlftleitung.) Eine hiesige Zeitung hat gestern Bruchstücke aus einem Artikel der New Parker «World' veröffentlicht, der angebliche Aeußerungen des Staatssekretärs Zimmermann über den künftigen Gang auch der inneren Politik in Preußen-Deutschland wiedergab. Die «Nordd. Allg. Zig." schreibt dazu: Nach den vorUegen.en Auszügen der Presse hatte der Korrespon- dent dcS New Hork.'r B aiies den Inhalt eines's l ü ch t i g e n Ge spräches mit dem SlaatSsekretär unzutreffend wiedergegeben. Die Unterredung bezog sich lediglich auf die Kriegslage, die Friedens aussichten und die Haltung deS Präsidenten Wilson und der Vereinigten Staaten zu Deutschland. Zu den Fragen der Inneren Politik Hal der Staatssekretär nicht Stellung genommen. Zur Laqe in Griechenland Protest Griechenlands gegen die Bloaraoe >vtv. Bern, 1 l. Dezember. (Drahtberlcht.) Agenzja Stefan! meldet: Die griechische Regierung erhob gegen die Ver- l-angunq der Blockade Widerspruch. (r.) Stockholm, 11. Dezember. (Drahtberlcht unseres Sonderberichterstatters.) «Nationaltidende" meldet aus London: Hier liegen nur wenige Nachrichten auS Griechenland vor. Dle Korrcsyondenlen melden, daß das Königsschloß von einer starken Abteilung griechischer Soldaten besetzt und mit zahlreichen Maschinen gewehren armiert ist. (r.) Gens. 11. Dezember. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Der frühere griechische G:- sandtschaftssckretär Cara manos erklärte Pariser Pressevrr- lretern, Griechenland besitze Lebensmittel für 20 Tage und Muni tion für einen Monat. Vor allem fehle es der Artillerie an Gra naten. Der Lyoner .Progres' bestätigt, daß sich dieGesandt - schäften der Entente in Athen im Piräus heute ein- schifften. Die Blockade habe die Lage bedrohlich gestaltet. (r.) Von der Schweizer Grenz«, 11. Dezember. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Rach Schweizer Blättern meldet di« Schweizer Tetegraphen-Agcntur auS Rom, daß in Griechenland die Mobilisation des ge- samten Heeres angeordnet worden sei. Der ^rieyszu and über Athen verhängt? vt,h. London, 11. Dezember. (Drahtberlcht.) «Daily Telegraph' meldet aus Rom, daß nach Privatnachrichten aus Athen in ganz Griechenland ausgedehnte militärische Vor bereitungen getroffen und Pferde und Wagen requiriert werden. Ueber Athen ist der Kriegszustand verhängt worden. SS werden keine Venlzclisken mehr gesehen. Die Gefängnisse sind voll. «Times' melden auS Syra vom 8. Dezember: Nach Berichten aus Athen ist die Stadt ruhig. Die militärischen Vorbereitungen dauern fort. Die Gesandten der Alliierten ersuchten wegen dieser Truppenkonzenkraklonen um Aufklärung, worauf LambroS antwortete, daß sie vorgcnommen werden, um die Ordnung aufrechtzuerhalken. Man erwartet eine Not« der Alliierten, in der u. a. die Freilassung der gefangenen Venizcllsten verlangt werden soll. Die Regierungsblätter schreiben, daß in der Note auch die Entfernung der jetzigen Regle- rung verlangt werden soll. Man glaubt allgemein, dah der König uie Forderungen zurückweisen und nach dem Iynern des Landes gehen wird. General PalonlaS (?), der auf Ersuchen der Alliierten von Pauma abberufcn worden ist, ist am Donnerstag dorthin zurückgekehrt, offenbar um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Die Regierungspresse gibt zu, daß tausend Venizelisten verhaftet worden sind. Der Bürgermeister von Athen und 188 andere Personen sind des Hochverrats angeklagk. Die Generale der Allilerlen ver lassen Athen. Die Franzosen haben sich nach Kreta begeben. Das Leipziger Gewandhausquartett hatte (unter Mi». Wirkung von Fr. Heintz sch und E. Robert-Hansen) jüngst in Köln einen geradezu stürmischen Erfolg zu verzeichnen. Die aus gezeichnete Vereinigung wird in kommender Zett noch in Frankfurt a. M., Aachen, Bonn, Remscheid, Erfurt, Weimar, Eisenach, Prag und Chemnitz konzertieren. Der Verein für Völkerkunde hält seine Dezember- Sitzung am Mittwoch, den 13. Dezember, 7-- Uhr abends, im VortragS- saale des Grassimuseums ab; sie bildet zugleich dle Hauptversammlung. Auf der Lagcsordnung steht zunächst die Wahl des Vorstandes und des Beirats, sodann ein Vortrag des bekannten Anthropologen und Ethno graphen Geh. Negier ungsr als Professor Dr. Feliz von Luschan aus Berlin über .DaS alteBenin und seine Kunst'. Benin ist daS sagenberühmte alte Königreich in Westafrika, bet besten Erobe rung im Jahre 1897 die Engländer In der Residenz der alten Könige prachtvolle Altertümer tn Gestalt von Bronzekunstwerken, geschnitzten Elephantenzähnen und Holzschnitzereien fanden. Der Vortrag wird von Demonstrationen solcher Altertümer und von Lichtbildern begleitet sein. Im Verlag Seeman»Leipzig ist ein von Prof.Georg Wil- kowskt herauügegebener und mit wertvollem Bildschmuck versehener Almanach, betitelt .Buch und Bild' erschienen, der eine treffliche Auslese aus den Besprechungen der «Zeitschrift für Bücher freunde' enthält. DaS Buch bietet somit einen interessanten Uedcr- blick über dle bedeutsamsten literarischen Erscheinungen der letzten Zeit und kann auch al- Ratgeber hervorragende Dienste leisten. Dom 12. bis 14. Dezember findet bei O-wald Weigel eine große Versteigerung von Büchern, Handschriften. Bildnissen u. a. au- den Gebieten der Musik und de- Theater- statt. Darunter befinden sich ungedruckke Hand schriften Heinrich MarschnerS, wie Muflkmanuskripte, ein Relsc- lageduch auS den Jahren 1856 bis 1859, neunzehn Briefe an seinen Sohn August, Briefe au- Dresden über dortige Muflkzustände; ferner Briefe an Marschner von Franz Abt, Eduard Deortent, Franz Lachner, Karl Löwe, Meyerbeer, LoutS Spohr. Für Ltszkfreunde von hohem Intereste ist eine Sammlung von Werken Franz Liszts ln SrstauS- gaben, etwa 158 Stück auS den Jahren 1824 bis 1870. Die Wagner- Literatur enthält u. o. Manuskriptdrucke der Opem, Erstausgaben der Schriften, di« FürstenauSgabe d«S Wagner-IahrbucheS. Von Ehe- rubint ist «ine Spohr gewidmete Musikhandschrist vorhanden. In der Abteilung Theater finden sich Sammlungen alter Theater zettel auS Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Hamburg, Magde burg, Nürnberg, Stuttgart, Königsberg. Diele» Seltenheiten schließen sich umfangreiche Sammlungen von Bildnissen berühmter Bühnen dichter und Schauspieler, Dichter und Schriftsteller, Musiker »nd Maler an.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)