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Sächsische Volkszeitung : 16.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193602168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-02
- Tag 1936-02-16
-
Monat
1936-02
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.02.1936
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Nummer 4V. Siichsifche Volkszeitung 16. Februar 1938. Der Tote vorn Mount Everest Er wollte allein -en Berg -ev Gotter bezwingen — Elender To- iin ewigen Eissturin — Da» Grab in -er Gletscherspalte Während In Europa und Nordindien die kehlen Vorberei tungen zum diesjährigen, vermutlich entscheidenden und siegrei chen englisclzen Sturm auf den Mount Everest getroffen wer- den, erstatten die Vorvosten dieser Expedition ihre ausführlickzen Berichte über die Feststellungen, die sie im Laufe des Spätherb stes im vergangenen Jahr bei der Befestigung und Ausrüstung der Mount-Evcrest-Lager in den verschiedenen Höhen machten. Unter diesen Berichten befindet sich auch eine Schilde rung der Auffindung des toten Maurice Wil son, der belianntlich auch ein Opfer des britischen Kampfes um den höchsten Berg der Erde wurde. Man bannte zwar schon an Hand der Nachrichten, die durch seine Träger nach Nordindien gelangten, sein Schicksal. Aber das Wo und das Wie dieser Tragödie wird in den wirklicknm Einzelheiten erst jetzt bekannt. Maurice Wilson, von Natur aus ein Sonderling, ein lehr geschickter Pilot und guter M'rgsteiger, halte sich in den Kopf gesetzt, auf irgendeine Art und Weise den Mount Everest allein zu erobern. Für die Uebcrfliegung und Landung auf dem Mount Everest laekam er weder von der Regierung von Nepal noch von de» Lamas von TilnU die angefordcrte Erlaubnis. Das veranlasste ihn nun zu einem verivegenen Entschluh. Er durchguerte einen Teil von Tilx't und gelangte so 193l ohne jede europäische Begleitung an den Fnsz des Mount Everest, ivo er eines Tages seine Träger zurückliess und ihnen sagte, dass er erst wieder heimkehren iverde, wenn er den gro ssen Berg bezwungen hätte. Er kam nicht mehr zurück. Unter den Vorbereitungsgruppen für die diesjährig« Mount-Evcrcst-Expedition befand sich nun zufällig einer der Träger, die seinerzeit mit Wilson ausgezogen waren. Es han delte sich um den Tibetaner Rinzing. Von ihm erfuhr man, dah Wilson vom Lager 3 allein ausgebrochen war. Er hall« sich vorher noch reichlich mit Vorräten versetzen, die er aus einem Lager mitnehmen konnte, das l»33 durch die Ruttledge (gruppe ausgerüstet worden war. Als man seht Uber das Lager 3 hinaus in das Eis vorstieh, sand man halb im Schnee verstecht den er starrten Leichnams Wilsons. Rechts und links von ihm sah man ferner ziviscl-en Slcincn eingeklemmt die Reste der Halteschnüre, mit denen sein Zelt aufgebaut worden war. Das Zelt selbst war durch den Sturm fortgerissen worden Anscheinend starb Maurice Wilson im Schlaf durch die Kälte und di« Erschöpfung in der dünnen Luft Seine letzten Aufzeichnungen hat man geborgen. Seinen Leichnam aber fehle man in einer benachbarten Eisspalte bei. Wenn auch das Unterfairgen des Maurice Wilson für all« Ein sichtigen von vornl-erein als ein l>eller Wahnsinn galt, so wird man dennoch den Namen dieses mntigen, übermütigen Maurice Wilson mit in der Liste der Todesopfer führen müssen, die den Weg bereiteten lreim Stur», aus den höchsten Kipfel der Erde. Diese Opfer sind es. die alle anderen Nationen davon ab halten, lreim Kampf um den Mount Everest England den Rang streitig zu machen. Diesen Berg hat Krohbritannien sich vor- lrehnllen. Es wird ihn eines Tages erobern. Ob es schon 19.30 der zoll sein wird — das mögen die Kötter missen, die nach tilre- tanischer Auffassung auf jenem Berg wohnen und ihn gegen seden Eindringling schiiszen. Nrönungsgedächtnisfe'ler in der Sixtina Der 14. Ickyreslag der Krönung verlief in der Hauptstadt des katholiscl-en Erdkreises mit groher Anteilnahme und Be- gcisterung. Nicht blasz die gewähnten Käste, die Kardinale und anderen kirchlichen Würdenträger, die Diplomaten, der römische Adel, die Verwandten des Papstes füllten an diesem Tage die historische Papstkapelle, die Sixtina. sondern auch viel Volk war herbeigeströmt, um dem Papst seine Dankbarkeit uno Liebe zu lx>zeugcn für sein Wirken für den Frieden und die Ruhe in der Treppensteigen Abstand nehmen muh. Es beschwert ihn zu sehr, und die im Vätikan vorhandenen Fahrstühle bringen den Pon tifex von seinen Gemncl)«rn zu den Audicnzsölen oder aus den Tamasushof. non wo aus er bei schönem Welter Fahrten in die Vatikanischen Körten unternimmt, bei Abkürzung der srii- hcr längeren Spaziergänge. Diese kleinen Symptome von Al- tersbeschwcrnls sind nun wirklich nicht alarmierend. Man kaeriick. sichtig«, dah die Augen, die den Papst beobachten, besonders geschärft sind und Anzeichen zu registrieren pilegen, die beim gewöhnlichen Sterblichen dieser Altersstufe zumeist übersehen werden. Das gehört gleichsam zum Schicksal der Päpste. Der aufmerksame Leser von Lebensl>elchreibungcn der letzten Päpste, von Memoirenwerken der l>eim Hl. Stuhl be glaubigten Botschafter und (gesandten, stöht hier und dort aus eine Stelle, bei der es heiszt, dah man in diesem oder jenem Fahre sogar bestimmt mit dem Ableben Leos XlII. gerechnet habe, der schliehlich mehr als 93 Jahre erreichte. Dariilxw. d h. über die Lelxmskrast Leos XIII., täuschte sich sogar der spätere russiscl)« Auhenminister Iswolski, der ausangs der neunziger Jahre zunächst als inassizieller diplomatischer Bevollmächtigter des Zaren Alexander III. an den Vatikan entsandt wurde, um 1891 dort als Vertreter Nuhlauds beglaubigt zu werde» In seinen von den Bolschewisten verösi.utlichte» Kchciml>erichlen silier sei»« Sendung a» der Kurie kehrt die Berechuuug aus einen früheren Tod Leos XIII. wieder, und die Sorge um den greisen Pontifex klingt ebenfalls — wenn auch in völlig an derer Art — bei einem so durchaus kirchlichen und dem HI. Stuhl ergebenen Manne wie dem verewigten italienischen Se nator Kraf Soderini, dem Biographen Leos Xlll., an. Als der Weltkrieg ausbrach, sorgte man sich nicht ohne Krund um die durch diese Tatsacl)« allein schwererschiitterle Kesundbeil des damals im 80. Lebensjahr stehenden Pius X. W-mige Wochen nach Ausbruch des Krieges starb der Papst — wie seine Um gebung bezeugte — an gebrochenem Herzen. Die Beispiele beweisen, dah das Gerede und Keraun« iilcer den Kesundheitszustand alter Päpste unvermeidlich ist. Co kann es auch in der Folge aus irgendwelchen Anlässen neue Nahrung gewinnen. Wir erinnern uns. dah es namentlich in den deutschsprachlichen Kreisen Roms einige Bestür zung hervorrief, als der damals vierundachlzigjäbrige Kardinal Ehrle bei der ersten feierlichen Prozession, die Pius XI nach der Lösung der Römischen Frage aus dem tzletersplalz abhielt, infolge seiner vorgerückten Jahre beim Tragen der brennenden Kerze schwankte und den Zug der Kardinäle wegen plötzlichen Unwohlseins verlassen muhte. Der hervorragende Kircheulürst hat diesen kleinen Unfall noch um mehr als drei Jahre über lebt. Als sein Augenlicht später nachlieh, war der Keift noch immer frisch. Ein Beweis für die naturwissenschaftliche Tat- sncl>«, die ein in Rom lebender Altersgenosse des Heiligen Vaters, ein weltl»ekanntcr deutscher Kehiruchirurge. noch kürz lich feststellte, dah das menschliche Kehirn sich in der Regel gegen Altersschwäche am meisten gefeit erweist Pius Xl , der nicht mehr mit einem rüstigen Fussgänger Schritt hält, ist bei der Er teilung von Privataudienzen, in denen er Fragen der Religion, des öffentlichen und sozialen Lebens oder wissenschasiliäx- Pro bleme behandelt, noch immer von unerschütterlicher Ausdauer. Welt. Um 10.30 Uhr kam Pius XI. Nus seinen Privatgemachern hernieder, non seiner Edelgarde und seinen treuen Schweizern begleitet. Im Paramentensnal wurde er von dem Kollegium der Kardinäle begrüht und mit der Tiara geschmückt. Aus dem hier bercitstehenden Tragscssel, der sedia gestatoria, den er hier bestieg, wurde er umgelxm von den Kardinäle» nach der Six tina, wo der festlicl)« Kedächtnisakt dner Papstkrönung statt« finden sollte, hingclcitet. Unter den Kardinäle» sah man diesmal die neuen Ge- sichler der Kardinäle Caccia Dominioni. Canali Iorio, la Puma, Cottoni, Massimi. Mariani, Voclto. Unter den auswärtigen Kirchensürstcn wären vertreten der Stuhl von Konstantinopel durch den katholiscl-en Palrinrcl-en Rossi, der Stuhl von Antio chien durch den Patriarchen Bincentini. Schon auf dem Wege zur Sixtina staute sich das Volk, das bcim Erscl-einen des Papstes diesem begeistert zujubeUs. Vcim Einzug in die Sixtina wurde der Papst empfangen durch die Antiphon Tu es Petrus des Meisters Lorenzo Perosi. Der Papst nahm zunächst aus seinem Betsck-emel Platz, wo er einige Augenblicke in Anbetung versunken wär, um dann zu seinem Throne geführt zu werden. Die scierlicl-e Messe hielt Kardinal I B. Noselli-Rocca di Cornelia»». Erzbischof non 'Bologna, ab. Nach dem Slulengebet ersolgte die üblich)« Obocdienzleistung sHuldigungi durch die Kardinäle. Die Messe nahm darauf ihre Fortsetzung, der Papst ver lieh den Thron nur von dem Sanktus bis nach der hl. Wandlung, wo er aus seinem Vetsch-emel niederkniete. Nach Schluh des Kottesdienstes erteilte der Papst in feierlicher Form den Seaen, während der Zelebrant die Indulgenzen sAblässe) sür die Teil nahme nm Mottesdienst verlas. Während die päpstliche Kapelle die Motette „Tu es Petrus" (Du bist Petrus der Felss noch; einmal wiederholte, bestieg der Hl. Vater seinen Tragsessel, lieh sich zum Paramentensaal durch das Gedränge des Volkes zurücktragen, wo er die Ge- wänder wieder ablcgle. Jetzt trat als Sprecher des hl. Kollegs der Kardinal-Dekan, Kranito Pignatelli di Belmont«, hervor, um dem Hl. Vater die Glückwünsche des ganzen Koll«, giums auszudriicken. Der Papst dankte dafür auf das herz lichste und zog sich dann in seine Privatgemächer zurück. Auherordentlich zahlreich waren die Glückwünsche, di« von den Staatsoberhäupten des ganzen Erdkreises beim Hl. Vater einliefen. Ebenso haben das ganze Diplomatische Korps, der Weltcpiskopat, die religiösen Orden und Genossenschaften ihre Wünsci-c für die Erhaltung der Person Pius XI. zum Ausdruck gebracht. In diesen Glückwünschen kam besonders der Dank zum Ausdruck für di« unausgesetzten Bemühungen des Papstes zur Erhaltung des Friedens und der heihe Dank für die letzte Gabe Pius XI. an den christlichen Erdkreis, für seine Enzyklika Uber die Würde des Priestertums. In Rom laufen, so schreibt der „Osservatore Romano", fortwährend Nachrichten über Papstfeiern «in, die in der gan zen Welt veranstaltet werden und in denen die Treue und Anhänglichkeit des katholischen Erdkreises an di« erhaben« Person Pius XI. und an d«n Stuhl Petri ihren rührenden Aus druck finden. * Die Gesundheit j)ius XI Ohne erkennbar«» Grund haben sich in der letzten Woche nicht in Italien, aber an verschiedenen Stellen des Auslandes erneute Gerüchte über ein ungünstiges Befinden Pius XI. bemerkbar gemacht. Ein« in vatikaniscl)«n Kreisen «ingeholte Auskunft konnte in den großen Linien vollauf befriedigend lauten, aber bei dem hok^n Alter des Papstes von bald 79 Jah ren unter einem doppelten Vorbehalt. Wir glauben nicht zu irren darin, dah Pius XI. selbst einmal zustimmend den latei nischen Klassikern mit seinem Spruch „Senectus ipse morbus" sDas Alter allein schon ist eine Krankheit) zitiert hat. Daraus ergibt sich die weitere Folgerung, dah in so fortgeschrittenem Alter die Lebenssrist jedes Menschen schwer bemehbar ist, und dah unerwartete Wendungen sowie Katastropl-en «intreten kön nen. Nichts Wesentliches deutet indessen auf ein« so trübe Voraussage sür Pius XI. hin. Andererseits können unmöglich stark retouchierle und daher verjugendlichte Aufnahmen des Papstes, ivie sie teilweise gern gemacht iverden, zum Gradmesser eines Eindrucks erhoben werden. Der Papst spricht selbst in so seiner und geistvoller Art in mancl)en Reden von dem Alter als natürlichem Auszzana des Lebens. Körperliche Alterserschei- nungen sind ihm nicht fremd, ivenn auch sein Haupthaar nur ganz wenig ergraut ist, und sein Schritt elastisch geblieben ist. Nicht ohne Mitz^sühl muhte man aber vernehmen, dah Pius Xl., der einst so unermüdlicl)« Bergsteiger, seit «lniger Zeit von dem Märchenwelt in der Werkstatt Schuhe, -ie ihren Träger ernähren müssen — Autogramme am lausen-en Ban- Vesueh bei einem berühmten Theaterschuhmacher Man braucht nicht immer erst hinter di« Kulissen oder In die bxirderoben bekannter Schauspieler zu gehen, um einen Ein blick in jene Welt des Scheins zu gewinnen, deren Romantik auch den nüchtern denkenden Menschen des 20. Jahrhunderts noch gefangennimmt. Es genügt hierzu manchmal schon ein Besuch in einem Ausstattungsatelicr oder bei einem Theaterschuhmacher, von denen es einzelne zu großem Ruf gebracht haben. An ihrer Spitze steht in Deutschland un- zweiselhaft seit Jahrzehnten Otto Schulze, der in einem Rückgebäude an der Wilhelmstrahe zu Berlin seine Werkstatt hat. Am Eingang findet man ein kleines Schild „Histori sches Schuhwerk", das in seiner Unaussiilligkeit nichts von dem verrät, was Otto Schulze für die gesamte Theaterwelt be deutet. Man erhält davon erst einen Begriff, wenn man den kleinen Empfangsraum betritt, dessen Wände vom Boden bis zur Decke mit Bildern berühmter Film- und Bühnenkünstler sowie Artisten aus dem letzten halben Jahrhundert förmlich tapeziert sind. Sie tragen die schmeichelhaftesten Widmungen, wie „Dem geschickten Meister", „Dem hervorragenden Theater schubmacher in Dankbarkeit zugeeignet", „Dem klugen Mann, der mich als Loheugrin beschuhte"! Oft hängt das Leben vom Schuh ab. Hinter d«r Türe zur Werkstatt aber klopft und hämmert er ohne Unterlaß. Der Meister, sein Schwiegersohn und ein Geselle sind dort Tag für Tag damit beschäftigt, das merk würdigste Schuhwert der Welt herzustellen. Da findet man ganze Stellagen voll von mittelalterlichen Reiterstiefeln, langschäftigen Russenstiefeln von „butterweichem" Leder, Schuhe aus weißem und rotem Saffian, Landsknechtschuhe, antike Sandalen, chinesische Pantoffeln, kostbare perl«nb«setzte Brokat schuhe sowie vergoldete und versilberte Halbschuhe aus der Biedermeier-, Rokoko- und Neuzeit m t teilweise unvorstell bar hohen Absätzen. Ts fehlen nicht einfache Holzpantinen und Pantoffeln, di« in di«ser Umgebung allerdings wie die Faust aufs Auge wirken, Ballett- und Seiltänzerschuhe und Spezialschuhwerk verschiedenster Art, das sür Artisten eigens nach Maß angefertigt wurde. Biele dieser Schuhe müssen ihre Träger buchstäblich er nähren. Berühmte Tänzerinnen haben in Schuhen Meister Schulzes schon Hunderttausend« ertrippelt, nicht minder bekannte Artisten sind durch die ihren zu Klück und Weltruhm gelangt. Oft hängt sogar das Leben des Schuhträgers von der Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit des berühmten Kunst schuhmachers ab. Es sei hier nur an die Seiltänzerschuhe er innert, di« z. B. nur Sohlen aus Hirschleder haben dürfen, da man damit weniger ausrutscht als auf gewöhnlichem Leder. Auch die „Drei Rivells" und andere berühmte Akrobaten ließen sich ihr Schuhwerk b«i Meister Schulze anfertigen. Das Kugellager im Absatz. Mer denkt ». B. daran, daß blitzschnelle Wendungen auf der Bühne vor allem den Kugellagern zu verdanken sind, die der Theaterschuhmacher unauffällig in die Absätze van Spezialschuhen eingebaut hat? Auch io mancher Komiker be trachtet von Meister Schulz« angefcrtigte unförmige Tharlie- Chaplin-Schuhe mit defekten Kappen und zollang herausstehen den Nägeln als erste Borbedingung für den Erfolg. Selbst zwischen Jockeystiefcln für den Zirkus und solchen für die Rennbahn ist ein großer Unterschied. Letzter« müssen besonders leicht sein, damit der Jockey mit ihnen an den Füßen nicht etwa die vorgeschricbene niedrige Kewichlsgreine überschreitet. Hohe Ansprüche stellen an Meister Schulze auch Riesen und Zwerge, deren Schuhwerk von der Größe «iner Kindersaust bl» zu Uber einem halben Meter Länge schwankt. Dach so verschieden auch dl« Wünsch« der Kundschast sind, Meister Schulz» weiß für jeden Rat und Hilfe. Allerdings sind manche Maßschuh«, b«i denen besonder» kostbare, Material verarbeitet wtrh od«r di» unaewijhnlich lang« Arbeit,zcft «»fordern, nicht unter hundert Mark herzustellen. Dach gibt es auch schon Kunstschuhe für den zehnten Teil dieser Summe. Der Schuhmacher als Kulturhistoriker. In früheren Zelten wurden dem rührigen Theaterlchuh« macher nicht selten beachtenswerte Majjcnaufträge erteilt. S« mußte Schulze einmal im Jahre 1912 gleich tausend Sandalen auf einmal für eine Ausführung des „Oedipu s" liefern, wozu später noch weitere 1900 Paar dieser antiken Fußbekleidung zu „Mirakel" kamen. Dagegen mußte der Meister einmal einen Auftrag auf gleichfalls tausend Sandalen für einen ägyptischen Film ablehnen, da er hiermit einen kulturhistori schen Fehler begangen hätte. Den Sklaven war nämlich da mals das Tragen von Sandalen bei Todesstrafe verboten. Ein Theaterschuhmacher muß somit nicht nur ein tüchtiger Handwerker, sondern dazu noch ein gewiegter Kultur historiker sein, der in Altertum, Mittelalter und Neuzeit hinreichend Bescheid weiß. Meister Schulze schöpft jein Wissen um die verschiedenen geschichtlichen Stilarten außer aus hand werklicher lleberlieferung vor allem aus anerkannten kultur historischen Werken, von denen er eines mit zahlreichen bunten Abbildungen aus Jahrtausenden stets griffbereit neben dem Schusterschemel liegen hat. Der berühmte Kunstichubmacher, der aus allen Erdteilen fortlaufend Spezialaufträg« erhält, ist somit Kopf- und Handarbeiter zugleich. Selbst Götter und Dämonen werden „beschuht". Gegenwärtig arbeitet er an Schuhen für neue Filme und Theaterstücke, die dann auf der Leinwand oder Bühne vor Millionen in aller Welt ericheinen werden. Sie sind Hand- merkliches Unterpfand für die Elastizität und Beweglichkeit der berühmtesten Schauspieler. So sind unter anderem Emil Jannings. Hilde Hildebrandt und Heinrich George ständige Kunden Meister Schulzes. Auch für die Feftauisührung der „Meistersinger" anläßlich des letzten Parteitages in Nürn berg und di« „Nibelungen" im Deutichen Opernhaus zu Berlin hat er das Schuhwerk geliefert. Als Deut'chlands berühmtester Kunstschuhmacher ist er der Mann, der Götter, Helden, Heren und Dämon« ebenso gern beschuht wie Meister des Roll chubs, des Trapezes oder der Manege, ganz abgesehen von den Ab normitäten, denen wirklich fußgerechtes Schuhwerk eine groiz« Erleichterung ihrer oft sehr erheblichen körperlichen Be'chwerden bedeutet. Vie „Pompa-sur" Abessinien» gestorben In der alxlsiniscken Hauptstadt starb vor einigen Tagen di« Prinzessin Aster Mangascka. die von europäischen Kreisen des Landes die „aixssiniscke Pompadour" genannt wurde. In dies« Frau hatte sich der jetzige Kaiser verliebt, als er noch der Gouverneur von Horror war; er lieble sie noch, als er bereits zum Kaiser gekrönt war. Als er jedoch die Alnicht äußerte, sich von der Kaiserin Menen scheiden zu lassen, wandt« sich dies« an das höchst« öle richt des Landes, das ihre Klage in vollem Umsang anerkannte, so daß der Negus aus seine Plan« verzichten mußt«. Ader wenn sich Kaiser Halle Selalü nach außen hin auch dein Sprach seines höchsten Gerichtshofes sägte, io konnte an dennoch nichts veranlassen, di« Prinzessin, der nach nue vor seine Neigung gehörte, vow Hoi« Addis Abeba zu enneiinn. Alter Mangankas Ein "uß nt tanäch.ch n den cizicn Ja.» a eher noch gestiegen, als geringer geworden. Ter Na nr trachtet« sie als seine Vertraute, nnd es soll äußerst 'elien oor- gekonunen sei», daß er eine Entscheidung trat ahn« vorher den Rat der Prinzessin elngeholt zu haben. So übte diese Frau in Hintergrund der politischen, diplomatischen nnd militärischen Vorgänge eine ungeheure Macht aus. die '«doch nie Niß« braucht worden ls«. denn anch sür Aster Mangascka. dies« Pom padour Aelhiopiens. gab es nur bas eine große Ziel: ein freies, unabhängiges und unczeteilkes Aliessinien. Der Negus hat ledensalls mit Ser Prinzessin M inna ch» «in« f«in«r klügsten und treuesten Anhängerinnen verloren.
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