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Sächsische Volkszeitung : 29.01.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193601290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19360129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19360129
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-01
- Tag 1936-01-29
-
Monat
1936-01
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.01.1936
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wieder einmal: Der Mann rin Dunkeln / A w-LN'.°^ Achtung! Beinahe märe es. in der Erschütterung, die der Thromvechsel in England mit sich brachte, den Zeitgenossen ent- gangen, dah sich soeben gleichsam indirebt wieder einmal der geheimnisvollste Mann Europas ein wenig in den Vorder grund schob: vor dem englischen Untersuchungsausschuh siir die Nüstuugsindusirie haben gerade die Vickers-Werke bestritten, dah sie einem internationalen Riistungsring angehören . . und Leiter des Vickers-Konzerns ist vor allem Sir Basil Zahaross, der Mann, der seit Jahrzehnten seine Hände in allen kriegeri schen Welthändcln gehabt hat und gerade dank dieser Skrupel losigkeit seiner Hetze und Geschäftspraktik es zu einem der mächtigsten und . . . gel>eiinnisvollsten Menschen der Welt brachte. Dies Leben, so weit man es überhaupt kennt, kommt dem spannendsten Abenteuerroman gleich — versuchen wir, es zu packen alldorl, ivo es „interessant" ist. Visier herauf! Nach diesem Kommando ergäbe sich folgende „Entlarvung": Am ll. Oktober 1849 wurde in einem griechischen Nest a>s Sohn ärmster Ettern ein gewisser Mughla Zacharias Basileos Zahaross geboren. Er wuchs dann aus im Gricclrenviertel Konstantinopels, wohin die Eltern übersiedelt wären. Ein kluger Junge, dem ein wohlhalrender Freund der Familie englisch Schulbildung ver mittelte. Mit achtzehn Jahren ernährt der Jüngling als Schuh putzer. als Fremdenführer, als Feuerwehrmann die Seinen. — Und dann kommt das „Glück". Onkel Scwastopulas, reicl>er Tuchhändler in Galata. nimmt den Nessen ins Geschält. Schade, dah der Nesse eines Tages etwas zu tief in des Onkels Kasse greift und nach England auskratzt. Anzeige, Steckbries, Ver haftung, Untersuchungshaft und — Freispruch: dauach aber doch Abreise aus England und Rückkehr in die griechische Heimat. Der Start In Athen gewinnt Zahaross die Gunst des schwerreichen Industriellen Skuludis. Der besorgt ihm den Posten eines griechisckien Vertreters der Rüstungssirma Nordenseld. Damit hat Zahaross sein ureigenstes Betätigungsfeld gesunden. Er be zieht Provisionen aus seinen Verkäufen und legt damit den Grundstock zu seinem riesenhaften Vermögen. Er verknust das erste Nordenfcldschc Unterseeboot an seine Heimat Griectuni- land. Er ist aus steter Suche nach neuen Waffen, neuen Paten ten. Er erkennt die gewaltige Bedeutung des neuen Maschinen gewehrs, das der Amerikaner Maxim erfand. Jetzt schon Ak tienbesitzer, bewegt er Nordenfeld, sich mit Maxim zu vereinigen. Während die neue Firma zur Weltmacht emporwächst, tritt Vickers Armstrong an Maxim heran und kauft die Firma aus: Zahaross wird mit übernommen — und nun wird er in Wahr heit der „Mann im Dunkeln". So wie er heule noch insgeheim seine Hände in der gesamten Rüstungsindustrie der Welt hat, so hat er seil jener Zeit schon immer aus seiner Position lies Im Schatten heraus gearbeitet. Der Oger Zahllose Male hat er es im Verlauf seines Daseins ver standen, grohe und kleine Nationen der fünf Kontinente gegen einander zu Hetzen: es gibt in der Geschichte der letzten vierzig Jahre mehr als einen Krieg, der zum guten Teil sein Werk gewesen ist — und bei allen blutigen Zusammenstöhen hat es eigentlich immer nur einen Sieger gegeben: Zahaross. den ge- sk'imnisvollsten Mann Europas! — Millionen hat er im Russisch- Japanischen Krieg verdient, Millionen in den Balkankriegen — er verkaufte Schiffe, Panzerplatten, Flugzeuge, Kanonen, Ge wehre. Munition . . . immer unheimlicher wuchs seine verderb- lickie Mächt und niemand wusste etwas in der Oefsentlichkeit von diesem Oger, der im Verborgenen satz und vom Blut ganzer Völker lebte. Aus diese Weise hat ihn auch der Weltkrieg als den wahren und gröhten Triumphator gesellen. Er hat sich unermetzlich an ihm bereichert. In allen Ländern der alten und neuen Welt spielten Telegraphendrähte, die ihm gehörten, gaben seine Nach richtenagenturen die Kriegsmeldungen k)eraus, die seinen In teresse» entsprachen, produzierten Munitionssirmen mörderische Geschosse, um ihm Profit einzubringcn. Es gab keine einzige grohe Fabrik der Rüstungsindustrie, keine Werft — die deutschen Werke ausgenommen — wo er nicht di« Majorität besessen hätte, die er zumeist durch Hintermänner hielt, währens er selbst „der Männ im Dunkeln" blieb: das haben nicht zuletzt die ameri- kaniscken Rüstungsskandale der letzten Jahre endlich enthüllt! Neben den zahllosen gemünzten Millionen, die dem Grie chen auf diese Weise in den Schah glitten, heimste er auch äuhere Ehren ein: während des Weltkriegs erhielt er von Frankreich das Grahkreuz der Ehrenlegion: der englische König adelte ihn — aus dem ehemaligen Schuhputzer und Fremden führer würbe der Sir Basil Zahaross Romantik und Fehlrechnung Stets ging siir den Skrupellosen die Divideirdenrechnung auf, restlos . . . Nur einmal in seinem Leben unterlag der Mann der Kriegshetze, der Bestechungen, der grausamsten Skrupellosig- A)ie und wann -er Name Tirol entstand Da« Land Tirol hat einen Namen, der In aller Welt guten Klang hat, sei es, dah man an die grohartigen Natur schönheiten der Alpenwelt, die dieses Land erfüllt, denkt, sei cs, dah man In den Blättern der Geschichte die Kunde von den ruhmvollen Taten seiner Bewohner liest, die mehr als einmal beispielgebend für die ganze Welt waren. Nicht immer haben die Landstriche, an denen heute der Name Tirol haftet, diesen Namen getragen. Die Entstehung dieses Landesnamens ging so vor sich: In der Römerzeit gab es für das Land noch keinen einheitlichen Namen, sondern es ge hörte zu ziemlich gleichen Teilen zu den römischen Provinzen Rätien. Norikum und Italien. In den Stürmen der Völker wanderung änderten sich die Verhältnisse gründlich: da ver schwand die Einheitlichkeit d. Beherrschung und es teilten sich die Herzöge des bäurischen, langobardischcn und alemannischen Stammes In den Besitz des nachmaligen Landes Tirol. Um das Jahr 809 n. Ehr. herrschte Kaiser Karl der Grohe über alle Striche Tirols: denn er halte sich alle deutschen Stämme, auch die Langobarden und Bajuwaren, botmähig gemacht: aber auch damals fehlte noch eine einheitliche Bezeichnung. Infolge der Reichsteilungen nach dem Tod des grohen Kaisers s814) hörte die Zugehörigkeit zu einem einzigen Reich zum zweitenmal auf. Die deutschen Könige strebten frühzeitig danach, an der strategisch-politischen Vrennerstraste Männer zu Inhabern der örtlichen Gewalt eünusetzen, die vollständig zuverlässig waren. Das waren die Bischöfe von Brixen und Trient, deren Bistümer schon damals Uber eine vieihundertjährige Geschichte zurück- blicken konnten. Die Bischöfe wurden in jener Zeit von den deutschen Königen In Amt und Würde eingesetzt und da sie nicht heiraten durften, hatten sie auch keine Erben: deswegen konnte der deutsche König nach dem Tode eines Bischofs immer wieder einen tauglichen Bewerber, einen ihm unbedingt ergebenen Mann In die Würde einsehrn. Den Bischöfen von Brixen und Trient verliehen nun die deutschen Kaiser Heinrich II. im Jahr« keit einer romantischen Neigung — und hier hat er bitter Kämpfen müssen fast ein halbes Jahrhundert lang: nämlich in seiner Liebe zur Prinzessin Maria von Bourbon, die er als junger Mensch in Zürich traf, lieben lernte, hcih umwarb und endlich, vierundsiebzig Jahr« alt, als Milliardär und Weltgc- wnitiger heiraten durfte . . . um dann nach drei Monaten der Ehe die gleichaltrige Lebensgeliebte durch den Tod zu ver lieren . . . Neben seinen Rüstungen betrieb und betreibt der Mann im Dunkeln noch ein anderes abenteuerliches Geschäft: er hat noch dem Krieg, als die Bank von Monte Earlo schwer zu Kämpfen hatte, hier zwanzig Millionen Mark investiert und damit die Mehrheit der Bankaktien erworben. Das aber ist die eiste falsche Kalkulation, das erste Verlustgeschäft Zaharosss g-uvorden: die Bank von Monte Carlo steht, in einer gewandelten Welt, vor dem Ende, zahlt bereits keine Dividende mehr nun, Sir Basil Znhgrofs kann sich dies Verlustgeschäft schon leisten ohne Wimperzucken . . . falls er nicht, was anzunehmen, längst schon seine Aktien an diesem Unternehmen wieder ab- gestotzen hat . . .! Millionär in Lumpen Durch einen Zufall wurde dieser Tage in Florenz das Testament eines Sonderlings aufgefunden, der im vorigen Jahr, scheinbar völlig verarmt, gestorl«en ist. Unter groher Anteilnahme der Oefsentlichkeit ist soeben in Rio de Janeiro ein Erbschastsprozch zu Ende gegangen, bei dem es sich um eine kostbare G u a r u e r i - G e i g e handelte, die einzige Hinterlassenschaft eines im bittersten Elend gestor benen ehemals berühmten und hoffnungsvollen Geigcnkünst- lers. Die Vorgeschichte des Prozesses ist lies tragisch und ro mantisch zugleich. Ein Farmerehcpaar, das viele hundert Meilen von der Hauptstadt entfernt lebte, war nach Rio de Janeiro gekommen, um eine in Leder gehüllte Geige zu verkaufen. Es machte grohe Augen, als der Händler erklärte, die Geige sei ein äuherst kost bares Instrument und er «volle sie für eine Riesensumme er werben. Ehe aber der Kaufvertrag abgeschlossen werden konnte, muhte das Ehepaar angeben, aus welche Weise es in den Besitz der Geige gekommen war. Der Farmer erklärte: Vor längerer Zeit sei eines Tages mit völlig verstörtem Gesicht ein junger Mensch in sein Haus getreten und habe ihn um Obdach gebeten. Diesem Wunsch sei er nachgekommen. Ter junge Mann, der offenbar aus wohlhabendsten Verhältnissen stammte, sei stets sehr niedergeschlagen gewesen, denn er war, wie er erzählte, ein Geigenkünstlcr, der aber seinen Beruf aufaeben muhte, weil er eine Hand verloren hatte. Seine Verzweiflung habe an seiner Gesundheit gezehrt und ihn schliesslich ins Grab gebracht. Tie Geige sei das einzige Gepäck des armen Menschen gewesen, der immer wieder gesagt Hobe, die Geige sei so wertvoll, dah alle dein Farmer entstehenden Kosten einmal durch ihren Ver kauf gedeckt werden könnten. Man fragte das Ehepaar nach dem Namen des unglück lichen Fremden. Es war der Name eines der grössten Geigen virtuosen Südamerikas, dessen Schicksal erst auf diese Weise bekannt wurde Es meldeten sich nunmehr augenblicklich An gehörige des Künstlers, die Ansprüche guf den Besitz der Geige mgchlen und Klage einlegten, als der Farmer die Geige ihnen nicht aushändigen wollte. Der Prozeh endete mit der Nieder lage der klagenden Partei. Das Farmerehepaar erhielt die wertvolle Guarneri Geiae als rechtmässiges Erbe für die auf opfernde und selbstlose Pflege des Künstlers zugesprochen. Dl« Geige Paganinls. Das Schicksal hat mit der hier geschilderten Tragödie ein weiteres Kapitel in der Geschichte berühmter und wertvoller Geigen geschrieben Kaum ein Musikinstrument ist so von Le genden umwoben wie die Geige, die „Königin der Musik". Nicht alles, was über Geigenschicksale und Schicksale um Geigen überliefert wird, ist unbedingt wahrheitsgetreu. Unzweifelhaft jedoch ist, dah Geigen wie Gemälde ost hohen Licbhaberwert besitzen, von Hand zu Hand gehen und dabei berühmt werden. Die berühmteste von allen ist sicherlich die des Paganini, deren Schicksal ein ganzes Buch füllen könnte. Auch bei ihr handelte es sich um eine Guarneri, um ein ganz herrliches Instrument. Paganini nahm sie auf allen seinen Konzertreisen mit und verpachte sie später testamentarisch sei ner Vaterstadt Neapel, wo sie noch heute aufbewahrt wird. 1094 und Kaiser Konrad ll. im Jahre 1027 Grafschaften an der Brcnnerstrahe. Diesen Schenkungen folgten im selben und im folgenden Jahrhundert noch andere nach, so erhielt Brixen 109t das westliche Pusterial. Trotz aller dieser Verleihungen, die den Bischöfen die erste Macht zusicherten, erhielt das Land seinen Namen und die ein heitliche Zusammenfassung nicht von ihnen. In dieser früh««« Zeit taucht aber doch der erste Versuch einer einheitlichen Na mengebung auf, indem des öftere» der Name „Land im Gebirge" verwendet wird Den Namen bekam aber das Land nach den Grafen, die auf dem Schloh Tirol ihren Stammsitz hatten. Die Bischöfe behielten die Ausübung der ihnen von den deutschen Kaisern verliehenen weltlichen Rechte nicht in der Hand, namentlich durften sie die Blutgerichtsbarkeit nicht aus üben. Sie übertrugen vielmehr diese ihre Rechte an weltliche Herren, unter denen die Grasen von Tirol, die von Epvan und die Grafen von Andechs den ersten Rang einnahmen. Es wäre nun im Sinn der Bischöfe aelegen gewesen, wenn diese welt lichen Herren, die ihnen übertragene Schutzherrschaft. nach Vogtei genannt, Immer zugunsten der Bischöfe ausgeübt hätten. Dem war nun durchaus nicht la. Namentlich Graf Albert lll. von Tirol, der In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebte, war ein harter Bedrücker des Bistums Trient, obwohl seine Vorfahren schon seit längerer Zeit dessen Vögte gewesen waren. Graf Albert lll. brachte es wirklich so weit, dah sich das Ver hältnis zwischen Bischof und Vogt umkehrte, das; fchliehlich der Vogt mächtiger war als der Bischof, von dem er ursprünglich die Macht zum Schutz des Bistums erhalten hatte Das Glück begünstigte den genannten Tiroler Grafen auch in der Weise, dah er im Jahre 12-18 seinen Schwiegersohn Otto ll. aus dem Hause Andechs beerben konnte, der der letzte männliche Ver treter seines mächtigen Geschlechtes war: diese Erbsckast schlaf; in sich die Vogtei über Brixen und ausgedehnte Besitzungen im Inn- und Wipptal. So war die Entwicklung an dem Punkt angelangt, wo Graf Albert von Tirol als der weitaus mächtigste Herr Im „Land im Gebirge" erschien und darum wurde nun der Name Grafschaft Tirol üblich, der dem Land im Gebirge auch nach dem Aussterben der Tiroler Grafe» im Jahre 1253 ge- blieben ist. Schon seit vielen, vielen Jahren lebte dieser Mann in sehr dürftigen Verhältnissen und gönnte sich nicht einmal ein warmes Mittagessen. Man hatte jedoch kein Mitleid mit dem alten Mann, denn man wühle, das; er mindestens ül«er so viele Mittel verfügte, um ein auskömn«liä)es Dasein führen zu können. Es war also scheinbar nur der Geiz, der den Mann dazu trieb, auf alle Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten und sich kümmerlich als Untermieter in einem armseligen Zimmer auszuhalten. Er ging sogar in Lumpen durch die Etrnhen. Aus dein nun entdeckten Testament geht klar und deut lich hervor, das; es sich bei diesen« Sonderling sogar um einen steinreichen Mann gehandelt hat. Vor vielen Jahren Halle der alle Mann den« berühmten Hospital Santa Maria Nuova eine Summe voi« über vier Millionen vermacht. Auher zwei Nessen ha! dieser Sonderling von Florenz im übrige«« keine weiteren Angehörigen. Seine Fran war schon früh gestorben, und seit dem hat sich der Millionär von allen seine«« Geschäften und auch von seine«« gescllschaslliä)ei« Verbindungen zurückgezogen. In seinem Testament sind die beiden Nessen bedacht wor den. jedoch nur unter einer bestimmte«« «Ltedingung, die sie erst er'iillen müssen. Den beiden Leute«« sind je 500 000 Lire in Aussicht gestellt, ivenn sie bis zu einer vorgeschriebenen Zeit Kinder haben. „Kinder sind ein Segen", so heiht es ii« dem Testament des Sonderlings, „und ohne sie ist das Leben schal und ohne Freude". Heute sind die Neffen allerdings »och nicht verheiratet und hatten bisher auch noch keine Ahnung voi« der testnmentarischen Bestimmung ihres reiche«« Onkels. Um in den Besitz der 500 000 Lire zu gelangen, müssen sich die beiden Man ner beeilen, denn der festgesetzte Termin soll bald abgelausen sein. Schon bevor Paganini diese («Zeige zum G schcnk erhielt, soll sir zahlreiche Abenteuer durchgcmacht haben. Ter nicht minder berühmte Geigerkönig Sarasate war im Besitz von zwei kostbaren Geigen, Meisterwerken aus der «Werk stätte des grohen Geigenbauers Stradivari. Er vererbte sie den Musikkonservatorien von Paris und Madrid, «vo sie ausbeivahrt werden. Die Summen, die von Liebbabern für sie ousgegeben werden würden, ivenn mau sich entschliehen könnte, sie zu ver kaufen, wären nicht auszudenken. Mehrere hunderttausend Mark werden kaum ausreichen. Es gibt merkwürdigerweise sogar eine ganze Reihe non Geigen, die einen Wert von fünfzig bis hunderUausend Mark repräsentieren Immer wieder liest man von neu ausgesun- deuen alten Tiroler u. ital. Geigen. Wenn dabei auch oft Fälschungen varliegen, so ist doch zu sagen, das; derartige Entdeckungen durchaus nicht in das Reich der Fabel gehören: denn selbstverständlich werde,« viele Geigen vergessen und ver loren. Ein „Geheimnis" der Geigenbaukunst früherer Jahr hunderte gibt es allerdings nicht, oder weniastens nicht mehr, so das; die Meisterwerke der heute lebenden Geigenbauer durch- aus nicht denen der alten nachstehen. Ob der Liebhaberwert einer («Zeige wirklich allein nur durch ihren Ton bestimmt wird oder vielleicht doch hauptsächlich durch ihr Alter, und die mehr oder minder romantischen Geschichten, die sich an das Instru ment knüpfen, läht sich nur schwer entscheiden. Der falsche Schularzt Köpenickiad« «Ines Siebzehnjährigen. — „Sofort ins Bett". —« Wie die Sache herauskam. Paris, 28. Ian. «Mit merkwürdigen Streichen hat dieser Tage ein I7jähri- ger «Bengel, der allerdings einen ganz bedeutend älteren E«n- druck mache«« soll, wenn man ihn so sieht, die Stadt. Lgon in Aufregung verseht Es handelt sich um einen gewissen Henri «Bort, der sich ii« den Kopf gesetzt zu haben schien, seine Mit bürger an der «Nase herumzusuhren. «Was ihm sann tatsächlich auch eine Zeitlang gelungen ist. «Mitten während des Unterrichts lieh sich «Bor: bei dem Direktor einer der Volksschulen von L«;ou meiden und behaup tete. den Auftrag zu haben, die Kinder aus ihren Gesunühetts- zustano zu untersuchen. In der Tat wies er auch em diesbe zügliches, von dein zuständigen Ministerium unlerjertigies Schreiben vor. Der Herr Direktor war über den hohen «Besuch sehr erfreut. Ter Unterricht in säinitichen Klassen wurde so fort unterbrochen, und der Herr Direktor lies; es sich nickt nehmen, den Herrn Inspektor auf seinem Rundgang persönlich zu begleiten. Der „Schularzt«' erwies sich nicht nur als ein junger, son dern auch als besonders pflichteifriger «Beamter Er ;og dir Kinder persönlich ins Vertrauen, unkersuckte sie gründlich, scherzte mit ihnen und schickte den gröhlen Teil von ihnen — sofort ins «Bett. Angeblich wegen ansteckender uraunheuen. Die Kleinen kriegten zwar ;uuäckit einen Sckreck. aber dann liehen sie es sich doch nicht zweimal sagen, packten ihre Ranzen und verschwanden. Ter „Herr Doktor" persönlich... Nach der Inspektion in den Klassen wünschte Herr Doktor Bort ven dem Direktor auch nock eine Ausstellung «her die hilfsbedürftigen Kinder seiner Anstalt. «Wie er angaa. ivolUe er den Eltern noch persönlich einen «Besuch machen, nm nach dem Rechten zu sehen und gegebenenfalls Gesnäie in« Unter stützung zu besürworten. «Mit einein «Wort: ein :o amoier Inspektor und Schularzt war in L«wn schon seil undenklichen Zeiten nicht mehr eingetrossen. Ter „Herr Doktor" machte seine Ankündigung wahr und besuchte mehrere Familien. Die Leuie itaunien nur so. was ihre Kinder plötzlich alles für Krankheilen haben sollten. Das eine «var angeblich tuberkulös, das andere balle Krebs, hier war die Niere nicht in Ordnung, dort das Her; und die Nerven, und so ging das «veiler. Aber kein Mensch balle s ueivagl, zu widersprechen, vergas; Herr Dr. Von doch »ich«, daraus hin zuweisen, dah er einer der vorzüglichsten Inlermsten von ninz Paris sei... Eine unangenehme Aussprache. Eine der «Müller, deren sechs Kinser nach Angaben des Herrn Dr. «Bort durch die «Bank schwer krank sein soillen. wurde fchliehlich mihtrauisch. Sie ries insgeheim ihren Hausar;i an und bal diesen, er möge doch rasch einmal heruberkommen. Dies geschah denn auch. Zwischen den beiden „Kollegen" «and nun eine recht unangenehme Aussprache Kalt. Der wirkliche Arzt prüfte den vermeintlichen Herrn Schularzt aus Herz «und Nieren. Aber das hätte er gar nicht notig gehabt, denn schon auf ganz einfache Fragen blieb Herr Dr. «Bort die Antwort schuldig. In die Enge getrieben, legte der junge «Mann endlich ein umfassendes Geständnis ab. „Ich bin Henri «Bort, 17 Jahre alt, und «vollte mir einmal einen Spas; erlauben." Dieser Späh wird den jungen «'Nanu allerdings etwas teuer zu stehen kommen, denn inzwischen ist von Ser Lnoner Slaats- anivailschast gegen ihn bereit» eine Klage wegen Amlsanmu- hung angestrengl worden. Lrbschaftszwozesz wegen einer Gnarneri Schick'ale uw Geigen — Gelgenschicksale
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