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ZS. Iahrg Nummer 24 Sstchklet I mal ,»ck,«nM4. Vkonatlichrr v«pig<pr«I» auch Irilgn elnlchl >0 PIg bzm. «o Psg. r«sg«lohn 1.10: »UN» dl« Poll 1.70 «Inichli-olich V°stllbkill>«llung»g«bll»r. »«jllgUch »» VI» P»lI-«klIcNg«id. klnjeinunmr« lv PI«, dl« Sonnod,nd. Eaenlag- and gestlaznumm« «0 Pj». v«rlas,«rt vr«««x». In»«lgenl>re<s«! dl« Ispaltl-« N mm drall» Z«tt» t Vk« k lllr g-mUlananjilg«» d Pt». All, Platzwlliq»« U««» »U Kln« »<->»», »dlstm. SachMe üolkssettuna LchrllNellang: Dr«»d«ii->., PoU«rftr. N. F«r»r»I «V71l «. tlVU Lelchiljtisteli«, Druck und vrrlag: Tinnanla vachdruck«r«t and Vila« I«. and ». wlnk«l. PoN«istrab« 17. girarus »llur. Poftlchrck: »lr. l«L, «an«: Eladtb-uU vr««d<» Rr. «7«, Mittwoch» 2». Januar 1S3S Im Fall« von -»h«rrr Lewa«, «<rbo«, elatritrnd« ««lrt«d» jtörungrn hat d«l Brjlrhu »der Werbung«,«lbend« kein« A» jprllch«, soll, dl« Zeitung ln belchrilnklem Umlang«, o«r1-ilt«t »der nicht erscheint. — TrMungoor« Dr««de». — — — «« Sie letze Fahrt König Georgs v. Mehrere Biülonen Menschen umsäumten die Straßen, durch die der Trauerzug führte London am Tage der Beisetzung des Königs Mitternächtliche Totenwacht König Eduards und seiner Brüder L o nd o n, 2». Ian. Nm heutigen Tage waren die Aussen der ganzen Mell nach London gerichtet, wo dem verstorbenen König Georg das letzte Geleit zur Ruhestätte seiner Väter im Schloss Windsor gegeben wurde. Die Bevölkerung der englischen Hauptstadt und Tausende und Abertausend« aus allen Teilen Englands strömten bereits in den frühen Morgenstunden zu den Strassen und Plätzen, durch die sich der grossartige Trauerzug bewegte. Die Londoner waren heute nacht Überhaupt nicht zur Ruhe gegangen. Schon mehrere Stunden vor Mitternacht sah man viel« Menschen, die in den Strassen Ausstellung nahmen, um sich einen guten Platz zu sichern. Bei nächtlicher Fahrt durch London sah man Tausende, die ain Rande der Mirgersteige sagen und sich durch milgebrachte Beiten oder auch nur mit Zeitungsblättern vor Kält« und Näsle zu schlitzen versuchten. König Eduard und seine drei Brüder hielten von Mitternacht ad eine Haide Stunde lang dir Totenwacht am Sarge des verstorbenen Königs in der Westminsterhalle. Als der König und seine Brüder unerwartet die Riesen halle betraten, schlug das berühmte Glockenspiel im Turm des Parlaments gerade die zwölfte Stunde, fortwährend schritten Tausende von Menschen langsam und ehrfürchtig an dem Kata falk vorbei. Kanin einer von ihnen erkannte zunächst den Mo narchen. Ter König und seine Brüder traten zum Katafalk. Nach leise geflüsterten Kommandoworten lösten sie die Wache der berittenen Leibgarde ab und stellten sich an die Ecken des Katafalks. Es war ein eindrucksvolles und ergreifendes Bild, wie der junge König und seine Brüder im Tämmerschein der Kandelaber unbeweglich ain Sarge ihres Balers standen. Erst nach einiger Zeit erkannte man in der trauernden Mensck>en- menge, die ununterbrochen weiterströmte, den König. Eine halbe Stunde nach Mitternacht wurden der König und seine Brüder wieder abgelöst. In den frühen Morgenstunden wurde das Gebäude endgültig für die Oesscntlichkeit geschlossen, nach dem in den letzten Tagen insgesamt über 800 000 Menschen dem toten Monarchen die letzte Ehrung erwiesen hatten. Die Stratzen und Plätze selbst bieten heute ein feier liches Bild, in dem die färben schwarz und violett vorherrschen. An den Strassenrändern sind flaggenbäuine eingerammt, die mit violetten Bändern umwunden sind und an denen Trauer fahnen in violetten färben mit weihen Rändern hängen. Die Schaufenster mancher grohen Warenhäuser sind vollkommen aus geräumt und in Sitztribünen umgemandelt morden. Die billig sten Plätze auf diesen Tribünen Kasten drei Guineas s«>0 Markt und die teuersten IO Guineas s200 Mark) und noch mehr. Selbst die Fuftgängerlnseln und Verkehrsampeln in der Mitte der Strahe sind noch in letzter Stunde in fieberhafter Eile be- seitigt morden, da der Trauerzug die ganze Breite der Strahe einnehmen mird. Das Bild der trauernden Hauptstadt steht in seltsamem Gegensatz zu dem fröhlichen und bunten Schauspiel des vergan genen Juni, als König Georg anlählich seines 25jährigen Re gierungsjubiläums unter festlichem Getümmel und fröhilchen Feiern von seinen Untertanen begrübst morden mar. In den frühen Morgenstunden sah man erstaunliche Sze nen in den Strassen. Der Tag war bereits angebrochen, da lagen noch Hunderte von Männern, Frauen und Kindern schla fend auf den Bürgersteigen, in den Eingängen der Geschäfte oder auf den. Wiesen des Hyde-Parks. Sie alle warteten seit Stunden auf den Beginn der Trauerprozession, die auf 10,15 Uhr MEZ angesetzt war. Trotz des spater einsetzenden Regens schliefen viele unbekümmert weiter. An einer Stelle sah man weibliche Büroangcstellte, die sich nicht gescheut hatten, Ma tratzen mitzubringen. Sie halten sich in Zuckersäcke eingehiillt und schliefen friedlich ins Tagosgrauen hinein. Mehrere ältere Frauen, die stundenlang in der Kälte gewartet halten, brachen zusammen und muhten ins Krankenhaus gebracht werden. Daneben konnte man wieder besser gekleidete Leute beobachten, die vergebens einen freien Tribünenulatz suchten. Es gelang ihnen selbst mit einem Angebot von MO RM. nicht mehr, einen Platz zu erhalten, da alles ausverkaust mar. Um 8 Uhr mor gens rieselte erneut leichter Regen nieder, aber keiner der War- lenden lieh sich dadurch einschüchtern. Gegen 8 Uhr marschierte das Militär in den Straften aus, um zum Spalier an der sechs Kilometer langen Strecke Auf stellung zu nehmen. Oer Weg -es königlichen Trauerzuges London, 28. Ian. Bei trübem, wolkenverhangenem Himmel fand am Diens tag die feierliche 'Beisetzung König Georgs V. unter riesiger Beteiligung der engliscl>en Bevölkerung und des Auslandes statt. Hunderttausende waren schon in den frühen Margen stunden unterwegs, um sich einen chinstiien Platz zu sichern. Gegen 8 Uhr hätten sich bereits an 2 bis ! Millionen Menschen längs der Strahenziige angesammelt, durch die Ser Trauerzug zwei Stunden später schritt. Sämtliche Verkehrsmittel der Stadt Landon waren seit den frühesten Morgenstunden überfüllt und brachten Tausende und Abertausende in das Stadtinnere, wo sich in den Straften die Mcnschcnmassen Kopf an Kopf drängten. Von 8 Uhr ab wurden die Straftenzüge. durch die sich später der Leichenzug Kemegen sollte, für den Durchgangsverkehr gesperrt. Von !> Uhr ib war es nicht mehr möglich, sich überhaupt noch vorwärts zu bewegen. Kein lautes Gerede, kein Schimpfen mar zu hören. In sichtlicher Ergriffenheit harrte die Meng« hinter dem Spalier der Garden auf das Erscheinen des königlichen Leichenzuges. Ungewöhnlich für das Auge des Ausländers waren die zahl reichen Zylinderhüte, die >n der Menge getragen wurden, und das tief« Schwarz, in das die Mehrzahl der Frauen gekleidet mar. Die zahlreichen in der Menge vertretenen Angehörigen auftcrcuropäischer Volker bewiesen, in wie hohem Mafte die ge samte vielgestaltige Bevölkerung des britischen Weltreiches an dem Schicksal ihres Monarchen Anteil nahm. Unter Glockengeläut und unter dem Donner der Geschütze der Salutbatterien setzte sich der riesige Trauerzug von der Westminster Abtei aus zur festgesetzten Stunde in Bewegung. Zwei Stunden lang, während der ganzen Dauer des Trauer zuges, wird Trauersalut gefeuert. Feierliche Stille trat überall ein, sobald der Zug herannahle. Das Spalier bildende Militär stand den Kopf gesenkt in der althergebrachten „Hab acht-Hal- lung- der englischen Trauerparade. Sobald der Trauerzug nahte, wurde das Gewehr präsentiert. Die Menge entblühte das Haupt und viele Frauen knieten nieder. Der Trauerzug führte von der Westminster Hall, in der der Katafalk des Königs aufgebahrt war. durch die Paria« menlsstrnhe, in der das wellderühmle, uralte engl. Unterhaus steht, vorbei an White Hall, wo sich sämtliche Regierungsgebäude befinden, zunächst zum Paradeplatz der berittenen Garde. Auf diesem Platz hat bekanntlich der König 25 Jahre hindurch in jedem Frühjahr und Herbst die Parade über die Leibgarde ab gehalten. Der Zug führte dann weiter an der deutschen Bot schaft vorbei zum St. James Palast, von dort durch den Hnde- Park nach Norden bis zur Bahnstation Paddington. Den lFortsetzunq auf Seite 2.) Dr. Goebbels spricht am 30. Zanuar zur deutschen Schuljugend Berlin, 28. Ian. Am 20. Januar dieses Jahres finden in allen Schulen des Deutschen Reiches Schulfeiern zum Gedenken des Tages der Machtübernahme und des Kampfes um das Dritte Reich statt. Rcirtisminister Dr. Goebbels wird in der 2l6. und 222. Volksschule Berlin, Rostocker Strafte, im alten .Kampsbezirk Beuhelkietz, vormittags 10.05 bis 10.20 Uhr zu den Jungen und Mädeln sprecl^n. Die Veranstaltung wird aus sämtlich« deutschen Sender übertragen, so daft es möglich ist, in den Schul feiern der einzelnen Schulen die Rede des Ministers mitzuhören. Gedenkfeiern bei den öffentlichen Verwaltungen Berlin, 28. Jan. Der Reichs- und preuftisch« Minister des Innern Dr. Frick hat folgendes Rundschreiben an die Reichs- und Landesbe Hörden gerichtet: Ich halte es für angezeigt, daft die Beamtem Angestellten und Arbeiter der öffentlichen Verwaltungen am 20. Januar au» Anlaft der .1. Wiederkehr des Tages der naUonaleu Erhebung vor den Behördenäxss versammelt und aus die 'Bedeutung de» Tages hingewiefei, iverden, und bitte, für Ihren 01« sä»ä stöbere ich da» Erforderlich« zu veranlass«n. Die Landesregierungen, in Preuhen die Regierungspräsidenten, erjuch« ich» auch den Ge meinden hiervon Kenntnis zu gebt». Handelspolitische Aktivität im Oonauraum Seit einiger Zeit ist im Donauraum eine erhöht« Aktivität auf handelspolitischem Gebiete zu beobach ten, die wieder einmal deutlich erkennen lägt, wie weit die in diesom Gebiet liegenden Staaten nach von einer auch nur einigermaften befriedigenden Konsolidierung aus wirt schaftlichem Gebiet entfernt sind. Erst vor wenigen Tagen hat der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg seinen schon lange vorbereiteten Besuch in Prag absolviert, der in erster Linie die Voraussetzungen sür eine Verringerung des österreichischen Handelspassivums gegenüber der Tschecho slowakei schaffen sollte. In Bukarest trat der Wirtschafts ausschuft der Balkanstaaten zusammen, während gleichzeitig die Vorbereitungen für eine neue Tagung des Wirtschafts rates der Kleinen Entente begannen. Zur selben Zeit wurden in Budapest Verhandlungen einer englischen Wirt schaftsabordnung mit Ungarn angekündigt, in denen der ungarischen Negierung vor Augen geführt werden soll, wie nachteilig für sie das Festhalten am römischen Dreierab kommen ist. Zn diesem Zusammenhangs sei auch noch ein mal an den kürzlich stattgesundenen Besuch des ungarischen Handelsministers Dr. von Winchkler in Berlin erinnert, der der Vorbereitung der bevorstehenden Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Negierungsausschüssen, die eine Intensivierung des deutsch-ungarischen Handelsverkehr» zum Ziele haben, galt. Der unmittelbare Anlaft dieser so plötzlich einsetzenden Aktivität ist, wie das wachsende In teresse Englands am Donauraum zeigt, zu einem wesent lichen Teile aus die mit der Durchführung und den Folgen der Sanktionen in Zusammenhang stehenden Fragen zurückzusühren. Die sich hier anbahnende Entwicklung und das an manchen Stellen bemerkbare Streben zur Neu orientierung der handelspolitiichen Beziehungen ist auch sür Deutschland, das trotz des Auslchluües von allen wirtschaftlichen Donauraumplänen immer noch der wich tigste Handelspartner dieses Gebietes ist, von groftem Interesse. Das Oe st erreich-Ungarn der Vorkriegszeit mar infolge seiner besonderen Wirtjchaüsnrukiur fast ein Musterbeispiel für ein im wesentlichen auf sich selbst ge stelltes Wirtschaftsgebiet Zwischen den agrarischen Gebieten des testens, Böhmens und Mährens und der vornehmlich im Westen des Landes auf aus reichender Nohstosfunlerlage ansässigen Industrie balle uch eine weitgehende Arbeitsteilung entwickel!, während die Kreditinstitute und die Handelsbäuier ihren Silz vornehm lich in Wien hatten. Nach dem 'Weilkriege wgrde dieser in Jahrhunderten entwickelte Wirlichairskorver in Gebieie er schlagen, deren politische Lebensfähigkeit von den in teressierten Groftmäcbtcn sickeraestelll wurde, ohne daft jedoch gleichzeilig auch die Voraussetzungen nir eine ge sunde Wirlichan gegeben waren 'Senerreich verlor ine bedeutendsten Agrar- und Industriegebiele: lediglich ie Kredit- und Hanüelseinrichlunaen. owie einige Spezial- industriell blieben dem Numpfgcbiet erhalten. Ungarn, das vorwiegend agrarischen Ebarakrer tragt, oar nach dem Kriege versucht. Industrien im eigenen Lande auszubauen. Die Tschechoslowakei hat unter der schützenden Hand der Siegerstaalen sich eine gute Mischung von LandwirLchait, Bergbau und Industrie sichern können. Mit der Zerstückelung des früher in sich ausgeglichenen Wirtschaftsgebietes erfolgte auch eine Zerreiftung der bisherigen Wirtschaftsbeziehungen, die eine aufterordentiich ungesunde Entwicklung des Auftennandels dieser Sraaien zur Folge batte. Es kommt hinzu, daft sie tganolungsirel- heit dieser Länder nicht nur aus politischem, sondern auch auf lvirtschasklickn.'m Gebiete '.vengeheno wn denjenigen Mächten bestimmt wird, die den gröftten Einsiuft aus das betreffende Land haben. Das, was die Donauiänder aber zur wirtschaftlichen Gesundung am ailernolivendigiien brauchten, nämlich guie Kunden, konnlen ihnen ie cinsluftnehmenden Mächte nicht geben. Die Veriustre Dester- reichs und Ungarns, die Ausfuhr nach West- und Sud« curopa zu verstärken, haben keinen Erfolg gehabt. Auch die Ausfuhr nach den östlichen Nachbarstaaten, die eibit eine ausgedehnte Landwirljckmst besitzen, ist immer veiler curuck- gegangen. Infolge dieser Bestrebungen und vielfach 'ehlge- schlagenen Versuäie. mir den südlichen und östlichen Naä>- barn zu erfolgreichen wirljckmftlichrn Beziehungen zu ge langen, ist der frühere Zus a in mcnhalt der einzelnen DonauIändcr untereinander immer weiter gelockert worden, eine Entwicklung, die zum Teil auch durch ein gespannres Nivalilaisverliälrn!» in starkem Mafte gesordrrl worden ist. SeUvtvcriiändl.ch haben die Donauländer auch die Folgen der Agrarkr « aufterordentiich stark zu spüren bekommen. Die ge ring« Kapitalkrajt der Bevölkerung uns ein aa-