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Parade der Karneval88eker26 Von 6er psppnsse b!8 rum ttanonensekIsZ — Zllte unä neue ^ederrasckunZen Eine einzige Nacht nur, zu Silvester, ist in Norddeutschland Hochkonjunktur in Scherzartikeln. Dafür sind es jedoch in Süd» und Westdeutschland gleich mehrer^ Wochen, in denen Zauber- und Ueberraschungstricks das Feld beherrschen. Jedes Jahr nach Dreikönig werden in Bayern und dem Rheinland selbst die ver- staubtesten Pappnasen und Eesichtslarven wieder hervorgeholt um dem Fasching damit in gänzlich veränderter Gestalt entgegen, treten zu können. Auf dem Lande findet man im deutschen Süden oft noch Jahrhundert« alt«, greulich bemalte Masken Hexen«, Dämonen- oder Tierköpfe darstellend, die Erzeugnisse Niedliche Scherze st>st> auch der künstliche Tintenfleck aus Stoss, der plötzlich der Tante bestes Tischtuch ziert, und das bet jeder Berührung zerbrechende „Geschirr", das natürlich in Wirk lichkeit schon aus Einzelteilen besteht. Auch die „brennende" Zigarette, die man dem East auf das Kleid fallen lässt, spielt als Ueberraschungsmoment ein« große Nolle. Ebenso gibt es Zigarren, die beim Anzünden explodieren und kleine Frösche, dir dem Beschauer ins Gesicht springen. Vervollständigt wird das Arsenal der Faschiirgsfreuden durch Knallbonbon» aller Corteir. Tausend« leben von der Narretei. Auch gibt es all«rl«t nette Vermummungsscherz«. Haupt» requisiten hierzu sind die künstlichen Bärte und wenn sie auch nur aus Watte bestehen. Dazu kann man ein« Jaschingsbrill, mit wildrollenden Glasaugen anlegen und seinen eigenen Esels ohren iiberstülpen. Airdere wieder bevorzugen riesige, innen hohle Pappköpfe aus dem Tierreich und treten als Ochsen, Giras. fen, Löwen oder Störche vor die Oesfentlichkeit. Nur wird «, deren Trägern meist bald zu heiß, so daß sie froh sind, sich wieder in einen Menschen zurllckverwandeln zu können. All« diese Einfäll« werden jedoch weit übertroffen durch di« bet den berühmten Faschingsziigen in Köln und München jeweils verwirklichten Ideen. Jedes Jahr gibt es in dieser Hinsicht etwas Neues. Meist werden noch im selben Fasching viele dieser Neuerungen vom Publikum übernommen und fiirden auf dies« Weise den Weg von der Straße in die Häufer und auf die großen einer wahren Volkskunst sind. Die Vauernburschen tollen damit durch Straßen und Wirtshäuser, sich selbst zum Ergötzen und den Mädchen zum Schrecken. In den Städten dagegen tragen die Faschingsmasken heute rein industrielles Gepräge. Meist sind es einfach«, buntbemalte Papier« oder Papplarven mit oder ohne Schnurrbart, deren Träger sich darin als sein eigener Vater oder Großvater vorkommt. Zu den traditionellen Faschingsartikcln zählen weiterhin die beliebten Luftschlangen, die Konsettt und nicht zuletzt die Blasrohr« aus Pappe, mit denen man „sinnige" Aufschriften tragende Papierpfeile auf sein reizendes Gegenüber schießt. Allerdings können diese auch manchmal ins Auge gehen »eshalb Vorsicht im Umgang mit diesen „Waffen" geboten ist Herz mit Reißverschluß. Wer sich als ein zweiter Bcllachini fühlt, kann außerdem auch mit Karlen-, Münzen- und Streichhölzertricks seinen Mit« Menschen manche frohe Stunde bereiten. Auch der sogenannt« „cartesianische Ta-ucher", eine Glassigur, di« in einer mit Waller gefüllten Fiasche in die Tiefe taucht und daraus immer wledei von selbst hochkommt, ist zu diesem Zweck sehr begehrt. Oer verLokIsgene Karnevalsbälle. Auf diese Weise regiert die Narrheit wochen lang die Menschheit, nicht zuletzt zum Nutzen Tausender von Werktätigen, di« von der Herstellung und dem Vertrieb von Haschingsartikeln leben. So zählt die Neichslmuptstadt allein Hunderte von Fabriken und Großhandlungen, deren Haupt« zeschüst in di« Karnevalszeit fällt UnnisdÄlI / v."nüZüm-n° Natürlich gibt es jedoch auch auf dem Gebiet der Scherz- Artikel jedes Jahr etwas Neues. Schon viele Monate vor Kar nevalsbeginn denken ihre „Konstrukteure" darüber nach, welcher Zauber« oder Ueberraschungstrick wohl zum Schlager der nächsten Saison werden könnte. Das Wohl und Wehe einer ganzen In. duftrie ist abhängig von diesen Erzeugnissen des menschlichen Er- findungsgcistcs. Vieles ist schon einmal dagewescn, andere« wieder erscheint unausführbar mit Rücksicht auf die Sicherheit der Mitmenschen. Scherzartikel, di« Menschen oder Tiere ver letzen oder sonstigen Schaden anrichten, haben kein« Daseins berechtigung. Um so höher ist es einzuschätzen, daß im kommenden Fasching «in« ganze Reihe neuer Scherzartikel auf den Markt gebracht wird. Ltebessymbole spielen darunter die Hauptrolle. So gibt es z. B. das Herz als Tischkuvert. Natürlich handelt es sich um ein Herz mit Reißverschluß, das, alles in allem, gleich eine Liebeserklärung mit entsprechender Antwort und zwei Ringe au, Blei snthiilt. »Jeder sein eigener Zulukasserl" Neu herausgebracht wurde» ferner ein „Bandmaß der Lieb«" sowie »in „Liebesthermometer", an dem man den Grad der jeweilig«» Zuneigung genau ablesen kann. Schließlich sind auch spritzende Mäuse nicht zu verachten, sowie Sicherheits nadeln, di« man durch di« Nase ziehen kann. „Jeder sein eigener Zulukaffer" ist di« Devise ihrer Träger. Schon von vierzig Pfennig an erhält man Sitzkissen, die bei Benutzung peinliche Geräusch« von sich geben. Dieser Scherz Ist allerdings wohl nicht nach jedermanns Geschmack. An Lärmtnstrumenten gibt es neben Klnderklappern für große Leute Knallkorken, Trompeten und Quietschvorrichtungen, die meist dann gerade in Tätigkeit treten, wenn man dies am wenigsten vermutet. Natürlich zählen auch Feuerwerkskörper und in mehreren Abständen hintereinander abknallend« Kanonenschläge zum Handwerkszeug des Prinzen Karneval. Dies« dürfen jedoch nach polizeilicher Vorschrift nur dort abgebrannt werden, wo kein« Feuersgefahr besteht und Menschen nicht zu Schaden kommen können. Was Eddi Bauer, der In Wirklichkeit mit Vornamen Eduard hieß und einen gutbezahlten Posten in der Damenkonfektion innchatte, an Tennistalent abging, ersetzte er durch Spiel freudigkeit. Eddi, ein gutgewachsener junger Mann von drei undzwanzig Jahren, mit überaus liebenswürdigen Manieren, war aus den Tennisplätzen seines Vereins der eifrigste. Aber trotz allen Hebens und der Unterweisungen des Trainers ge lang es Eddi nicht, sich in diejenige Region hinauszuspielen, wo die „Klubstcrne" glänzten, so der lange Waltari mit seinem Vombenausschlagball, gegen de» kein Kraut gewachsen war, oder Ruthart, der eine „Rückhand" spielte mit der er alles gewann. „Ein eifriger Bursch san's, Herr Eddi", sagte der Trainer, der ein Bayer war, „aber Talent zum Tennisspiilcn haben's nur wenig." Was Eddi übrigens nicht im geringsten abschreckte! Er schlug unverdrossen seine Aus- und Netzbälle weiter und war immer zur Stelle, wenn in der glühendsten Sonnenhitze, wo die meisten Mitglieder in der kühlen Halle lagen und Eis getränke schlürfen, ein Spieler einen Partner suchte. Es ist zu sagen, daß die Tennisplätze an eine» Komplex Laubengärten grenzten, und es blieb natürlich Eddi Vor behalten, oft solche gewaltsamen Bälle in die Lust zu befördern, die in weiter Kurve in irgendeinem der kleinen Gärten lan deten. Dann wurde ein Balljunge ausgcsandt, den Ausreißer zurückzuholen, und da es siir jeden wiedergebrachlcn Flüchtling einen Groschen von Eddi gab, konnte man es verstehen, daß sich die Jungens zu dem Suchen drängten. Mitunter gab es wegen der Störungen mit den Gartenbesitzern kleine, allerdings stets harmlos bleibende Reibereien, dis schnell wieder und ohne Groll zu hinterlaßen verebbten. Die Gartenbesitzer, pensionierte Be amte, Angestellte und Handwerker, die namentlich am späten Nachmittag und abends sich ans ihren kleinen Besitztümern dem Naturgenuß Hingaben, hatten ihrerseits auch wieder Vor teile von dem Tennisklub. Dieser besaß nämlich eine geradezu unerhört schöne Nadioanlage, deren Lautsprecher in wunder voller Klarheit die Musik über die Gärten hinwchte. Nur mit einem der Besitzer, einem grämlichen älteren Herrn, gab es wegen der verschlagenen Bälle ost ernsthaft« Dissonanzen, und man konnte es durchaus verstehen, daß der ausgesandte Balljunge, wenn er das Vorhandensein des Valle» im Garten des pensionierten Bürovorstehers Bullerjahn sest- yelltc. resultatlos zu Eddi zuriickkehrte. „Der grobe Kerl kriegt es fertig und haut mir eine runter", meinte der Junge entschuldigend. Unter den vier Balljungen sand sich tatsächlich kein mutiger, der zum zweiten Male zum pensionierten Bürovorsteher Buller- jahn in den Garten gegangen wäre, um einen Tennisball zu- rückzuholen. Eddi Bauer spielte an einem schönen Sommerabend gerad« ein Einzel. Und da die Lust so warm über den Platz wogt« — die Radiomusik zärtlich tönte und vor allem Eddis Partner keine „Kanone" war, konnte es nicht ausbleiben, daß der jung« Mann, der schon durch seinen Beruf zu romantischen An schauungen neigte, ins Träumen kam. Mas wiederum zur Folg« hatte, daß Eddi einen etwas scharfen Vorhandball seines Gegners mit solcher Vehemenz zurückgab, daß der Ball wie eine Rakete hoch in die Lüfte stieg und von den Balljungens, die in dieser Hinsicht geschultes Orientierungsvermögen besaßen, mit Lande platz im Garten von Herrn Vullerjahr festgestellt wurde. „Wer will den Ball holen, Jungens?" fragte Eddi. Die beiden Bengels grinsten verlegen und zuckten mit den Schultern. »Feige Bande", sagte Eddi verächtlich. „Dann werde ich gehen." Er rief seinem Partner den kurzen Abbruch des Spiels zu und machte sich aus den Weg. An der Pforte des dritten Gartens las er den vertrauten Name» „Emil Bullerjahn". „Endlich einmal ein Name, der zu seinem Besitzer paßt", dachte Eddi und klinkte in heroischer Mutanwandlung die klein« Tür auf. de8 Oeben8 Plauderei sm ^Vockenen6e Von /ttarsbu. „So müßte man immer wünschen lrönnen!" sagte Klabautermann begeistert und anerkennend. „Kinder, am Sonntag nachmittag müßt Ihr zu mir kommen, da hören wir uns die Fortsetzung des Wunschkonzerts im Rund funk an." „Was für ein Wunschkonzert?" fragte Chrysostomus zerstreut. „Verstell' Dich nicht", wies ihn Klabautermann zu recht. „Wenn Du das erste Wunschkonzert des Deutsclz- landsenders für die Winterhilfe nicht gehört hast, so hast Du doch sicher davon gehört. So gelungen war es." „Wirklich", stimmte ich zu, „das muß jeder zugeben. Das war wirklich ein sehr glücklicher Gedanke, für die Winterhilfe Gaben herbeizuschaffen: Der Deutschlandsen der svielt entsprechend den Wünschen seiner Hörer, die Spenoen für das Winterhilfswerk aus diesem Anlaß ge geben haben, ein Wunschprogramm. Das war nicht nur eine soziale Tat! Das war auch höchst lehrreich und ver gnüglich. Lehrreich, weil man sah, welche Weisen denn in den Kreisen der begeisterten Nundfunkhörer die be liebtesten sind. Vergnüglich, weil die einzelnen Wünsche manchmal sehr ulkig herauskamen." „Es wird sicher wieder so nett wie vor vierzehn Tagen!" rief Klabautermann vertrauensvoll. „Erinnert Ihr Euch noch, welche Begeisterung bei den Hörern, die in Berlin dem Konzert unmittelbar folgten, das „Rhein land-Potpourri" auslöste? Wie der alte Schlager „Immer an der Wand lang", den die Faclzgelehrten wohl schon für tot und gestorben erklärt hätten, Stürme der Be geisterung auslöste?" „Und die Märsche!" mischte sich nun Kilian ein. „Boran der Badenweiler, mit dem das Konzert eröffnet wurde. „Märkische Heide", und vor allem der Großen hainer Husaren-Marsch, für dessen Aufnahme in das Pro gramm eigen» in Großenhain gesammelt worden war..." „War nicht ungeschickt von der Stadt Großenhain", meinte Chrysostomus mit leichtem Augenzwinkern. „Den Vogel aber hat die Lehrlingsabteilung der Deutschen Werkstätten AG. in Hellerau abgeschossen", behauptete ich, „die hatte eine ganze deutsche Reichsmark für das Winterhilfswerk gespendet, für die sie sich einen Paukenschlag von Carl Woitschach erbat. Und der ein zelne Paukenschlag kam prompt auf das Programm." „Und aus vielen kleinen Spenden wurde eine sehr ansehnliche Summe", ergänzte Klabautermann. „Und das zweite Konzert unter dem Motto „Sie wünschen — wir pielen: geholfen wird vielen" wird gewiß mindestens die gleiche Anteilnahme und den gleichen Erfolg anfzuweiscn zaben wie das erste. Jeder Spender und jeder Hörer rann gewiß sein, daß er aus seine Rechnung kommt!" „Ja, so müßte man wirklich immer wünsclzen kön nen!" nahm nun Chrysostomus den Gedanken auf. „Das Leben müßte auch einmal zu einem solchen Wunschkonzert aufspielen!" „Und rvas würdest Du Dir denn wünschen?" fragte Kilian spöttisch. „Wohl recht viel Geld?" „Wäre auch nicht schlecht", gab Chrysostomus zu. „Doch daran lzabe ich jetzt gewiß nicht gedacht. Mer so mitfliegen möchte ich einmal mit unseren Flugzeugen der Luftwaffe, wie sie am letzten Dienstag über Dresden ge flogen sind — das wäre eine pfundige Sache!" „Na, na, wünsch' Dir nur nicht zuviel", warnte ich. „Hast Du noch nichts von der Luftkrankheit gehört? Wenn die den gewöhnlichen Sterblichen schon manchmal in den behäbigen Flugzeugen der Lufthansa anpackt, die wie ein Brett in der Luft liegen, um wie viel ärger ist die Gefahr, dem Gott der Lüfte zu opfern, in den leichter beschwingten und zum Teil offenen Kisten der Luftnmfse!" „Aber schön wäre es doch", beharrte Chryfostomus. „Einmal diese miese Erde, an die man so unlöslich an gehängt ist, ganz von oben betrachten zu dürfen, so, als brauchte man sich um sie garnicht mehr zu kümmern! Ich glaube, das Fliegen gibt ein ganz anderes Lebens gefühl. Ein Gefühl größerer innerer Leichtigkeit und Freiheit. Wenigstens sind alle Flieger, die ich kenne, frohe, zielbewußte Menschen." „Es ist schon etwas Großartiges um die Fliegerei", stimmte Klabautermann zu. Wenn man bedenkt, daß es erst reichlich zwei Jahrzehnte her ist, seit die Gebrüder Wright sich zum ersten Riale mit einem Motor-Flugzeug für eine längere Strecke über den Boden erhoben! Da mals hat kein Mensch die geradezu zauberhafte Entwicke lung geahnt, die im Zeitraum einer Generation diese herrliche Kunst nehmen sollte. Freilich eine Kunst, eine schwierige und große Kunst ist das Fliegen geblieben, ja mehr und mehr geworden." „Und es ist schön und gut", fuhr ich fort, „daß vor diese Kunst wie vor jede große Leistung der Schweiß der Arbeit gesetzt ist. Daß Mut und Fleiß die Brücken bleiben, die über Schwierigkeit und Gefahr hinwegsühren, nicht leichte Wünsche ..." * „Du hast wohl gar keine Wünsche?" lächeUe Kilian. „Nein", sagte ich. „Wünsche sind wie Blüten am Baum, die sich nur zu einer bestimmten Zeit entfalten. Jugend und Alter haben ihre Wünsche, jedes in seiner Art. Aber ich bin im finsteren Mittelalter des Lebens, und ein Wunschkonzert des Lebens würde mich ein wenig in Berlegenheit setzen . . ." „Ein zufriedener Mensch!" wunderte sich Kilian. „Im Gegenteil!" wehrte ich ab. „Aber wer Wünsche ausspricht, muß auch an die Möglichkeit der Erfüllung glauben. Immerhin wüßte ich schon einen Wunsch, den man bei einem Wunschkonzert des Schicksals jetzt für viele stellen könnte: Schnee!" „Wahrhaftig", gab Klabautermann zu, „das ist ein weit verbreiteter Wunsch! Die Kinder haben ihn. die sich wundern, warum man in diesem Winter nicht schlittern und rodeln kann. Die Sportler haben ihn, die ihre Schlittschuhe und Skier gern in Bewegung setzen möchten. Die Damen, die zu Weihnachten ein neues Winterkoslüm oder gar einen Pelzmantel bekommen haben, möchten dieses gute Stück gern auf einem passenden Hintergründe