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K »etlaae Wi Af,n<abenb,dev t Zull Arvetlerstimmc orr. is« 7. Jahrgang — Tageszeitung der SPD SSiSSSSMSWMMWSSUMAWWN, Zahlen des Elends r Von denen, die keine Bleibe haben — Ungeheure Zunahme der Heraussetzungen in Deutschland Die Wirtschaftskrise laste! mit ungeheurer schwere aus der ! !? rkiaügen Bevollernng. Ihre Lebenshaltung nerscküeck'lcrt sich I kaiastrophal Tausende und aber Tausende non .'lrbeitsloicn I eile: Lchichieu und aller Allersftufcn bevölkern die Landstlasten. I u- rinlersiiiünng, ohne ein festes Oldach, ivandcru ne Tag jür l 7<ig Ak'ckic sür 2siock>c non einem Ori zum andern Immer von I vergeblichen Hosfnung vorwäilsgeiriebcn endlich einmal l !i>''dwa wenn auch nur vorübergehend. Arbeit-inöglichteit zu I p-xn. Sie reisieu dabei Kleidung und Lchnbwcrl bernnter und I lmd leinen Endes froh, irgendwo einige al'gelragene klcidungs- -mle »Vr Schnhwerl zu erhallen. In äcn Grojsitädten konzcn- I N eri iich oieic Elcndsarmee und verschmilz! mit der immer gröster W meixnden Zahl der obdachlosen Familien n> einer rsiienbasten W 7, no-inralion gegen den Kapitalismus und die kavüalislijche ! Wnichafis- und Gescllfchastsordunng. wie deren glichen von den I > bi-.. zur SPD und den jozialsaichislischen Gcwcllichastsfüh- I ieru Welch granenlmjtes Elend sich hinter den von Zeit zu Zeit r.nnien,lichten Wahlen der einzelnen Städte verbirg!, ist kaum M in Worte zu lassen. Nehmen wir Dresden. Hier allein ergeben sich folgende Zah- W len: 'Ui.innerobdach Bodclichmingslraste wurden in der Zeit i, : i 19:G bis zum :i> 9. >9: ',1 ausgenommen- . U.",l2 Pcrivucn November . «>bl2 Personen . . . N8.'>2 - Dczembcr . UtO.'> - . , Ulli » Januar . . U5t9 - . u.',<M - Februar . <'>8.'».'> » i-.l . . U1K9 - Mär; . . Niti - U22I - Ü71.2 - zusammen: :7i:lt Perioncn T - ein- unc> derselben Person wurde das Obdach im Laufe Z > wie folgt benutzt: . van 5159 Pcrfoucn ll—29inal non 999 Personen -al . von 1929 - 21—:i9,nal von 297 « ial . von 199,i - Ul —täinol von 1.29 - mil . von 97! - ial . vvn 721 - 11—,'Mmal von 192 - 21-99ma1 non 92 - mal . vvn Kä2 » 91—79m al von 2^ » mal . von 9-iO - 71- 89ina> von 20 - mal . vvu 2l1 - — mal . von 172 « zusammen 12881 Personen mal vvn >99 » ll ner den Obdachlosen befanden sich alle Altcrsgatiungen. c vi über Jahre alte Grciie bleiben non der Obdachlajigleit ckwciichvnl Bon ihnen, denen „die freieste aller Nepnbliken" ich einen sorgensreien Lebensabend gewahren wollte, be eil ne.ch ui das Asch. Insgesamt gliedern sich die Besucher Uersllasicn wie folgt: 11 — 19 Jahre 3a Personen 19—1.8 s 1 M 112 18—20 < 2821 20—20 2919 » 20—10 s 8270 - 10—50 1783 - 50—90 O 1195. - 90—70 2 919 - 70—80 359 « über 80 31 . 7 e Obdachlosigkeit hat aber nicht nur die verschiedenen Al- t, vasten ersaht. Tie vcrtveill sich auch aus alle Berufsgrnp- fee Die ungelernicn Arbeiter stellen das groszte Kontingent. Twin solgen die Hnndwerler und di« landwirtschasilichien Arbc- n-.r .'lach die Angestellten stellen eine immer wachsende Zahl. 7 Statistik verät darüber solgendcs. Es benutzten nach Bc- r iirn ^as Nkäncrobdach Bodelfchwingstrastc vom l. l 1930 bis ?I. 3 >93l: 5.158 ungelernte Arbeler, 10 807 Handwerker und gewerbliche Arbeiter, 2 013 landwirischastlichc Arbeiter, 180 hauswirtschastltthc Arbeiter, 19 Händler. 117 Kaufleute. Ti- sind die Zahlen über die männlichen Obdachlosen. lieber wf Tauienpe von weiblichen Obdachlosen wird keine Statistik ge- srirt, weil - ja weil — Dresden wegen seiner ,,grasten Finanz- "dt" kem Asyl für weibliche Obdachlose besitzt. Da-, grenzenlose Elend, das schon in den vorgenannten Zoh- 'n zum Ausdruck kommt, zeigt sich auch in den Zahlen des Fo- m l'fnolsachs. Altpieschen 9. Aus den! Jahre Z92g wurden dort übernommen-157 Forni- ?sh mit 713-kopsen, ausgenommen im Lause oer> Jahres 3b Fa ¬ milien mir 2«>2 Kopsen. Sonach wurde das Obdach benutzt von 213 Familien mit 100p Kopsen. Entlassen wurden 18 Familien mit Wb Kopsei. mithin am Jahresschlnsz: l9ä Familien mit 799 Kopsen. Die unlergebrachlen Fainilieu sehen sich zusammen aus: 191 Ehemännern mit 191 Ehesrauen, 20 alleinstehenden Frauen, 2 alleinstehenden Nkännern (als Haushallungssührcr), 519 Kin dern unter 11 Jahren, ^2 Kindern über 11 Jahren, I! anderen Familien: zusammen MD', Personen Die Kopszahl der einzelnen Parteien betrug: bei 1 Parteien . 1 Kops bei 8 Paneien . . 7 Köpfe - 12 - 2 Köpfe . u - . . 8 - 29 - 3 - 1 . . 9 - 59 1 - 2 r . . 10 - 50 - » - 1 2 . . 12 - 37 - 6 - Welch grenzenloses Elend spricht auch aus diesen Zahlen! llngcheurc Verbitterung herrscht bei den Obdachlosen. Die Not verordnungen Priinings verschlechtern die Lage noch ungeheuer licher Der Wohnungsbau ruht. Die Bauarbeiter sind ohne Be, schästjgung, Neubauwohnungen sür Arbeiter nicht erschwinglich. Die Bolkssruchcu breiten sich ungeheuerlich aus. Sittliche Ver- wghrlosung, so brüllt die herrschende Klasse, wenn durch das Woh- nttngselcnd Kinder mit Erwachsenen zusammen schlafen müssen und Geschlechtskrankheiten sich auch bei Kindern ausbreiten. To wächst das Elend bei den Millionen der Werktätigen, denn selbst verständlich hat von den Kapitalisten, die sich Billen mit 111—All Zimmern leisten können, keiner ein Interesse an der Behebung der Wohnungsnot Nur der Kamps der Werktätigen unter Führung der KPD kann hier Aenderung schassen. Deshalb hinein in die Kwmmuni« stischc Partei! Lest die Arbeitcrstimme! Keine Meinungsverschiedenheiten... Die GVD für Todesstrafe Die Dresdner Volkszeitung bringt am Donnerstag die Mel dung non der Hinrichtung kiirtens. I" dieser Meldung ist fol gender Absatz jür die SPD Arbeiter lesenswert: „Das Gnadengesuch Kurten» ist aus Antrag des preussi schen Justizministeriums vom preussischen Ttnatsmiuisterinm abqelchut worden. Nach der Vollstreckung des Todesurteils wird das preussische Justizministerium eine Verlautbarung Herausgeber!. Die Nechlsprrjie tut so. als ob die Erörterung des Falles Kürten im preussischen Ttaatsministerium zu grasten Mei nungsverschiedenheiten gesührt hätte. Das ist falsch." Es gab also keine Mcinungsverichicdcnheit im preussischen kabinet! Die SPD'Minister Scvering und Braun, sic waren mit der Anwendung der Todesstrafe genau so einverstanden wie ihre Kollegen vom Zentrum und die Vertreter der Schwerindu- stric. Selbstverständlich wird das die SPD nicht abhalten, vom Kampf gegen die Todesstrafe, den nur sie führe, vor den Ar- beitcrn zu schwätzen. Mit diesem Manöver kann aber die SPD ihre Verantwortung für die Beibehaltung der Todesstrafe nicht mehr wcgleugneii. Tie ist und bleibt voll verantwortlich für den jetzigen Strafvollzug in Deutschland. Holizeikrleg gegen rote Sportler Gestern bringt das Präsidium eine Meldung Uber die Ver haftung der tschechischen Genossen und spricht dann von irrefüh renden Meldungen der Arbeiterstimme. Wir stellen demgegen über fest, dajz unsere Meldung stimmt. Angeblich sollte ein Mann in das JAH-Büro geflüchtet sein, der die Polizei mit Steinen beworfen hätte. Dann aber galt, wie di« Verhaftung der tbe- nosfen zeigt, diefcr Angriff den tschechischen Genossen. An dieser Tatsache kann nicht gerüttelt werden. strvkc nassen NimaAbunö «IM vonnerzlarr, y Juli. 2« lMr, tm Ku«8tellunü8piriia8i, Zllwei /Uiee k-.- spricht ckor 5K 5t»r>ckai!c>iikülire>r kl ä i r I cr ans llü.-rolckorl über: Ml krnsl INÄimann oster kststii Nllter Mr krlrelr. vrin unst krelNett? llvknNcwbc-nrag .za ?l. lur Vollarbeitar, 2e> l'k. sür Kr^vorbrloro Orast-Ororckon Personalien srstgcstellt. 'Am 2. Juli wurden, wie bereits berichtet, aus der verlängerten Ufcrstrastc ein Mann und eine Frau mit Lchnstverletzungen tot aufgefundcn. Zn den Taten, deren Personalien zunächst unbekannt waren, wurden nunmehr eine verheiratete Frau und ein lediger Fleischcrgesell« aus Wun siedel in Bayern sestgestellt. Beide hatten mit einander ein Liebesverhältnis. Nacksichlüsseldicb. In Striesen trat jetzt ein Bettler auf, der auch davor nicht znriickschrcckte, mit Nachschlüsseln in Wohnungen einzudringen, wenn er merkte, dast niemand in der Wohnung anwesend war. Zn einem Falle erlangte er aus einer keller- geschostwahnung in der Schlüterstrastc einen dunkelblauen Anzug, einen Lodenmantel, eine Aktentasche und eine kleine Weckeruhr. Auch in der Schnccbcrgstrastc versuchte er in eine Wohnung ein zudringen. Hunger »ft IUund unr bte «SrostniarkthaNe — 'Bon Hanatapps in allen Gassen Nicht nur in den Dörfern, nein auch in kleinen Städ ten ist es heute nach so: Meist zweimal in der Woche jindet auf einem freien Platz der Wochenmarkt statt. Ost non weit her kommen die Händler um ihre Lebensmittel anzu- bicicn. Manchmal im Auto, meist aber aus einem kleinen Wägelchen, ja, nicht selten im Tragkorb, sind die Estwaren verstaut. Aus dem Markt herrscht Leben und Treiben, Ge kreische und Gefeilsche. Der Dresdner kennt den Neiz dieser freien Wochen märkte nicht mehr. 'Auch sic musztcn, wie so vieles andere, der Entwicklung weichen! Schon seit Anfang der Wer Fahre des vorigen Jahrhunderts hat Dresden seine Markt hallen. Die Grosz- oder HauptmarUhallc zum Beispiel wurde am ö. Dezember I59ö eröffnet. Und jetzt nach knapp 36 Jahren steht sie gcwiffermaszen schon wieder aus — Abbruch Zn wenigen Jahren wird Dresden eine neue Groszmarkt- halle besitzen. Auch sic wird zwar, wer konnte auch etwas anderes erwarten? in erster Linie nach dem Prinzip: wie ist mit Hilfe der neuen Markthalle an den Produkten noch höherer Profit als früher zu erzielen? — und nicht, wie ist am praktischsten der Bedarf der Hundcrttausende 'zu befriedigen gebaut. Vorläufig aber must noch der alte Bau genügen. Früh morgens, wenn die Hähne krähen ... Wenn der Diesdner sich noch im tiefen'Schlaf befindet, da herrscht bereits auf der Wcistcritzstraste'ein toller Be trieb. Die ganze lange, breite Strastcnsrant ist ei>t groszcr Wagenpark. Bon Ordnung keine Spur. - Auch die anlie genden Straften werden von unzähligen Wagen aller Art besetzt. Neben dem kleinen Handwagen hält der <Ford „no der Gaul eines Händlers jchiclt neugierig nach dem Opel. - - In wenigen Stunden „kommen und gehen" etwa 'M bis IM Wagen. Der Grosthändlcr hat das Wort. Die ersten Stunden nach Erössnung dürfen nur Grost- handler - Verkäufer und Käufer die Grostmorkthalle betreten Erst nachdem sie ihr „SchäfchenB^Mren" darf der Heine Hättdlcr^und das" übrige-Publiiunr die heiNge in» Land r HKIeiteseter Uverrn Hunserturn» Halle betreten. Zn den riesigen Hallen steht Verkaufs stand an Stand. Weit über 'M sind es an der Zahl. Neber dem ganzen liegt ein wirres Durcheinander. Man ist erstaunt, dast in diesem Hexenkessel — die Stadt be schäftigt selbst nur rund ölt Angestellte und Arbeiter - alles noch jo glatt verläuft. Was hier täglich an ver- ichiedcnsten Waren reinkommt, ijt nicht zu kontrollieren. Von der Eisenbahn allein werden öl) bis Ist) Waggons pro Tag her befördert. Nur eins ist offensichtlich: Die Einfuhr, d. h. der Verbrauch ist beträchtlich zurückgegangen! Darin drückt sich die allgemeine 'Not aufs deutlichste aus! Das spüren die kleinen Händler stark. Viele von ihnen haben Pleite gemacht und gar manchen umlauert dieses „Schicksal" wie ciu Gespenst auf Schritt und Tritt. Dafür geht es dem Grosshändler gut. Damit sie ihre Geldge- schästc slott abwickeln können, wurde extra eine Bank, silialc in die Markthalle eingebaut: wa Tauben sind, sliegen welche zu — so heistt ein altes Sprichwort. Hungrige wühlen im Absall Das ist die andere Seite der Medaille! Jeden Tag ist es zu beobachten, wie alte Mütterchen und Männer, ja selbst Kinder im 'Absall nach irgend etwas Estbarem wüh len. So grast ist ihr Hunger, dast sie selbst im Atüll noch etwas für ihren Magen-suchen, den die anderen kaum den Tieren anzubieten wagen und deswegen wegwersen! So ist denn auch der !st) Nieter hohe Turm Ncr Grostmarkthrlle alles andere als ein Symbol des Wohlstandes. D'r Volksmund hat ihm den einzig passenden und treffenden Namen zugelcgt, den er verdient. Dresdner Hnngerturm! Jetzt noch triumphiert auch aus dem Gebiet der Le- z bensmittelnerforgung kapitalistische Anarchie und Prosit- wirtschaft. Doch bereits beginnen auch die kleinen Händ. ler zu erkennen, dast sie gemeinsam mit den Arbeitern für ein sozialistisches Deutschland kämpfen müssen. Dann aber, auch nur dann, wird auch ihre Existenz unabhängig von der Prositsucht einiger Grosthändler sein. Denn: Brot sür alle örrgt die Erde — - -