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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.04.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140430017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914043001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914043001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-04
- Tag 1914-04-30
-
Monat
1914-04
-
Jahr
1914
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Oünnerstas. 30. LlprU !Sl< Leipzjgt:: Llagebiatt. Nr. 2l6. Morgen-Nusgave. Seue 3. Mittwoch bat der frühere griechische Minister präsident Theotokis eine Einladung erhalten. * Dee Seniorenkonvent de« Reichstag» beriet am Mittwoch in der Plenarsitzung über die Geschäfts lage. Es wurde in Aussicht genommen, ent» sprechend der ursprünglichen Absicht, die Tagung vor dem Himmelfahrtstage (21. Mat) zum Abschluß zu bringen. Eine Mitteilung oer Regierung, ob der Reichstag diesmal ge flossen oder wieder vertagt werden soll, ist dem weniorenkonvent ebensowenig zugegnngen, wie eine Lenachrichtigung über die Vorlagen, die die verbündeten Regierungen noch fertiggestellt sehen mochten. Auf die Tagesordnung der Donnerstags- siyung lallen die erste Le,ung kleinerer Vorlagen wie der Postdampferverbinoung, des internationalen Verlragcs zum Schutze des menschlichen Lebens, oer gemeinsamen Rechte von Besitzern von Schuld verschreibungen, der Getreidestatistit und sodann die zweite Lesung des Etats des auswärtigen Amts gestellt werden, die man bis Ende dieser Woche sertigzustellen hofft. In der nächsten Woche »all dann die zweite Lesung des Militäretats durchgeführt werden. Fcrtiggcstellt »ollen womöglich die Vorlage über die Konkurrenzklausel, die Ge bührenordnung für Zeugen und Sachverständige und die Novelle zum Militärstraige.etzvuch werden sowie oas Aupensionär- und Rennweltgesetz, sobald diese Vorlagen an den Reichstag gelangt sind. * Die mecklenburgische Berfassungsfrage und der Reichstag. Im Reichstage wurde eine Inter pellation der Sozialdemokraten auf Vor legung einer Verfassung für Mecklenburg mit Ein führung des gleichen, geheimen und direkten Wahl rechts eingebracht. " Die Fortschrittliche Bolkspartei wollte am Sonnavend und Sonntag eine Sitzung ihres Zenrratausichujies abhalten. Um den fort schrittlichen Abgeordneten die Teilnahme an der Be- sichtigungsfahri oes Dampiers „Vaterland" zu er möglichen, ist die Sitzung um 14 Tage verschoben worden. * Ein aufqedanschter Zwischenfall. Der „Courrier de Metz" brachte um Dienstag einen Artikel, nach dem sich in einem Metzer Restaurant ein Zwischen« lall zwischen dem Ftiegerleutnant Weitzet vom 98. Infanterie-Regiment und drei Lothrin gern zugetragen haben soll. Der Leutnant »all über Lothringen und seine Bewohner be schimpfende Aeußerungen getan haben. Schließlich soll er, als einer der Lothringer ihm entgegen getreten sei, versucht haben, seinen Säbel zu ziehen. Er sei daraus von dem Wirt izi ein anderes Zimmer gebracht worden. — Demgegenüber erklärt der Wirt, oay der ganze Vorfall ziemlich harmlos ge wesen und die Darstellung maßlos übertrieben worden sei. Insbesondere treffe den Leutnant nicht die geringste Schuld. Es handle sich nach seiner Ansicht lediglich um einen gegen den Wirt gerichteten Racheakt. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Das Befinden des Kaisers. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Budapest: Beim Empfange der österreichischen Delegation erklärte der Erzherzog- Thronfolger Franz Ferdinand gegenüber dem Präsidenten der Delegation, daß das Befinden des Kaisers durchaus befriedigend sei. Der Katarrh sei bereits vollständig in Lösuny be griffen. Man könne mit voller Beruhigung sagen, daß das Unwohlsein beseitigt sei. Frankreich. " * Streit i« radikalen Lager. Aus Paris wird berichtet: Zu starken Zwistigkeiten kam es am Diens tag »in lertenden Ausschuß der radikalen und radikal-sozialistischen Partei des Seine departements. Es handeltestch darum, den zweiten Wahlgang durch den Rücktritt der von den Wählern weniger begünstigten Bewerber der Partei vorzubereiten. Der Schriftwart des Parteiaus- Ichuffes Dominiqui, der im 15. Pariser Stadt bezirk Bewerber ist und den das Los des Rücktritts treffen sollte, da er hinter einem Partei genossen. der Mitbewerber ist, zurückblieb, weigerte sich mit großer Entschiedenheit, sich der Parteizucht zu unterwerfen, erklärte, seine Bewerbung um jeden Preis aufrecht zu erhalten, ohne sich im geringsten an das Parteiprogramm von Pau und an die Beschlüsse des Parteiausschusses zu kehren, und hielt allen Schmähungen, Beschimpfungen und Drohungen stand. Er weiaerte sich auch, von der Stelle eines Schriftwarts des Aus schusses freiwillig zurückzutreten. Unter diesen Um ständen wird dem Ausschuß nichts übrig bleiben, als sich aufzulösen und sich dann, nachdem er auf diese Weise Dominiqui hinausgeworfen hat, von neuem zu konstituieren. Schweüea. * Das Befinden des König». Aus Stockholm wird gedrahtet: Es dürfte noch einige Wochen dauern» bis der Kräftezustand des Königs gestattet, Laß die von den Aerzten empfohlene Erholungs reise nach dem Süden angetreten werden kann Eine Entscheidung über den Aufenthaltsort ist noch nicht getroffen. Die Aerzte haben festgestellt, daß der Aufenthalt in Drottningholm und die Automodilausflüge, die der König täglich in Gesellschaft der Königin in die Umgebung unter nommen hat, ihm gut getan haben. Die Mittei lung in dem letzten Bulletin, daß der König einen g rotzen Teil des Tages im Bette zubringe, ist nicht w zu verstehen, als ob er völlig entkleidet im Bette liege. Der König geht voll nngekleidet in seinen Zimmern umher, kann aber naturgemäß sich nicht lange bewegen, sondern muß einen großen Teil des Tages im Ruhestuhl zubringen. Der Appetit ist aut, freilich muß der König Diät halten: doch ver sucht man, den Speisezettel so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Großbritannien. * Die Ulsterkrisis. Wie aus Belfast gemeldet wird, hat ein aus elf Schissen bestehendes Panzergeschwader heute früh bei Bangor Anker geworfen. Italien. * Die Räumung Südalbaniens durch die griechischen Truppen beendet. Wie aus Rom, 21). April, ge- meloet wno. teilte der griechische Gesandte Koro- milos dem italienischen Minifier des Aeugern San Giuliano in einer Verbalnote mit, datz die Räumung des Albanien zugeteilten Teiles von Epirus durch die griechischen Truppen gestern, am 28. April, b » noet worden sei. Der Gesandte teilte ferner die Aufhebung der Blockade von Santi Quaranta mit. «ML—e Tarket. ' Die Verhandlungen mit Deutschland. Aus Konstantinopel, 2!). April wird mitgeteilt. Von unterrichteter türkischer Seite verlautet, daß, da der Finanzmini st er mit Geschäften seines Ressorts stark in Anspruch genommen ist, der frühere Großwesir Hakki Pascha in Berlin die Ver handlungen über das deutsch-türkische wirt- ,ch»ftttch» Utko«»«« fortsetz« wird. Atzte Depeschen und Fernsprechmeldnngcn Ms -em Landtage. (Eigener D r a h t b e r i ch t unserer Dresdner Redaktion.) ?. Dressen, 21). April. Im Landtage ist heute abend mit Dekret .38 der Vertrag ausgegebcu worden, der zwismen dem Staatssiskus und der Stadt gemeinde Leipzig über den Erwerb des Polizeigrundstttcks in der Wachte r- strafic in Leipzig abgeschlossen worden ist. AuS dem Vertrag ist folgendes yervvrzuheben: Die Stadtgcmeinde Leipzig vertäust das Grund stück, Blatt 677 und 6,9 des Grundbuchs für Alt-Leipzig, Nr. 769 und 770 dcS Flurbuchs für Leipzig, Nr. 11 der BraiidversicheruugSortSliste für Alt-Leipzig, Abteilung 8, au den K'vuig. lich-Sächsischen StaatosistuS. Das Grundstück ist mit dem Polizeigcbäude bebaut, in der Wäch- terstraße belegen und wird von dem justizfiskali- scheu Grundstück umschlossen. Der Kaufpreis beträgt 1200 000 Mark, Uebergabe und Auf lassung des Grundstücks erfolgen am 2. Januar 1918. Sollte das neu zu erbauende Polizei- gebäude früher in Benutzung genommen werden können, so bleibt eine frühere Uebergabe und Auflassung weiteren Vereinbarungen der Ver tragschließenden Vorbehalten. Der Kaufpreis wird am Tage der Auflassung bar bezahlt. AuS der Begründung ist folgendes hervorzu heben: Der Stadtrat zu Leipzig steht vor der Notwendigkeit, für die städtische Polizei erwei terte Geschäftsräume beschaffen zu müssen, da sich das Polizeigcbäude au der Wächterstraßc als unzureichend hcrauSgestellt hat. Der Stadtrat hat das Polizcigrundstück dem Staatsfiskus für den Geschäftsbereich des Justizministeriums zum Kauf angcbotcn, und am 2V./28. April dieses Jahres ist unter Zustimmung der Stadtverord neten der erwähnte Vertrag über den Erwerb des Grundstückes vorbehaltlich der Genehmigung des Landtags abgeschlossen worden. Die Ein stellung der zur Erfüllung der Verpflichtungen nötigen Mittel bleibt einem späteren Etat Vor behalten. Die Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer hat die Beschwerde der Perückenmacher-Zwangsi n iiung zu Leip zig gegen verwaltungsbehördliche Maßregeln als unzulässig erklärt. Damit ist die Eingabe der Barbier- und Friseurinnung zu Leipzig gegenstands los geworden. Die zweite Deputation der Ersten Kammer beantragte in Uebcreinslimmung mit der Zweiten Kammer zu beschließen, die Petition des Gemeinde rats zu Gautzsch und des Stadtrats zu Zwenkau um Errichtung einer staatlichen Motorwagen linie Le i pz i g—Zw e n k a u «der Regierung als Material zu überweisen. Die vierte Deputation der Ersten Kammer l>at durch den Geheimvat Steiger-Leutewitz Be richt erstattet über die Petitionen der Bezirksschul inspektion Dresden I, des Rates und der Stadtver ordneten zu Dresden, des Rates und der Stadtver ordneten zu Leipzig und des Vorstandes des säch sischen Gerneindetages wegen Festlegung des Osterfestes bzw. Festlegung des Schuljahres auf die Zeit vom l. April bis 31. Mürz. Sie beantragt, die Petitionen der Regierung zur Erwägung zu überweisen, und zwar in dem Sinne, ob nicht der Be ginn des Schuljahres auf den Herbst verlegt werden könne. NationaUiberale unö Zentrum. (Eigener Drahtbericht unserer Dresdner Redaktion.) L. Dresden, 29. April. Die Versammlung, die der National- liberale Reichsoerei n auf heute abend nach Sem „Tivoli" einbcrufcn hatte und die von Liberalen und vor Zentrumsleuten sehr stark besucht war, nahm von Anfang an «inen recht bewegten Verlaus. Gleich zu Beginn, als Landtagsabge- ordncter Dr. Kaiser betonte, es gelte nicht einen Vorstoß der Liberalen gegen das Zentrum, sondern eine Abwehr gegen Angriffe des Zen trums, kam es zu stürmischen Unterbrechungen, so daß der Vorsitzende Dr. Kaiser, ein Vetter des Land- tagsatgeordneten, hcroocheben mußte, es seien in der Regel nicht die guten Element« einer Partei, die in gegnerischen Versammlungen demonstrierten. Dem besonnenen Teile der katholischen Versammlungsteil nehmer schien das Verhalten ihrer Freunde auch sehr gegen den Strich zu gehen, denn Pfarrer Rentschka versuchte unter lebhaftem Beifall seiner Freunde Ruhe zu halten. Man sei doch gekommen, eine Ver ständigung zu suchen. Anknüpfend hieran meinte der Redner des Abends, Dr. Kaiser, daß Versammlungen wie die vor acht Tagen nicht dazu beitragen könnten, Verständigung zu suchen und zu finden. Wer schimpf«, habe immer unrecht, rrnd vor acht Tagen sei hier weidlich geschimpft worden vom Pfarrer Lederer. Aber jeder nehme die Vergleiche aus dem Milieu, das ihm liege. Mit Entgleisungen habe man nichts zu schaffen, sondern man müsse sich mit politischen Tatsachen beschäftigen. Drei Be hauptungen, die in der vorigen Versammlung ausgestellt worden seien, habe man heute zurückzuweifen: 1. daß die Liberalen den konfessionellen Frieden gebrochen hätten, 2. daß si« die katholischen Mitbürger beschimpft hätten und 3. daß sie Angriff« auf die Gleichberechtigung der katholischen Mitbürger unternommen hätten. Zweifellos seien sächsische Gesetze, das heißt die Verfassung und das Konaregationsgesetz von 1876, verletzt worden, das habe der Kultusminister und in der Erstem Kammer auch Graf Schönburg zugebcn müssen. Daraus einen Angriff auf die Eleichberech. tigung der Katholiken yerzuleiten, sei Pfarrer Lederer nur unter Entstellung der TatsaAen möglich gewesen. Er habe nicht allein aus dem Stenogramm o«r Rede Dr. Kaisers in der Zweiten Kammer ent stellend vorgelesen, sondern auch historische Tatsachen unrichtig dargestellt. Der religiöse Katholizismus in Sachsen nehme ab. der p o l i t i s ch e Katholi zismus sei imWachsen. Richt die katholische Religion solle bekämpft werden, sondern der Ultra montantsmus und der^csuitis- mus. Ultramontantsmus sei Mißbrauch der Religion zu politische« Zwecken. Er verbünde sich nett de» Resthofrinden, wie Pole», Däne» «d ft«. zösischgesinnicn Elsässern, und deshalb sei es eine große Irreführung der öffentlichen Meinung, wenn Pfarrer Lederer den Ultramontanismus und Icsuitismus als Katholizismus bezeichnet habe. Wo seien sonst Vorstöße gegen den Katholizismus vor- gctommen? Gerade das Zentrum suche die Gesetze, die sich mit konfessionellen Verhältnissen beschäftigten, auszuheben, unter stürmischem Beifall bezeichnete Redner dic Jesuiten als Todfeinde des deutschen Volkes, uni» erinnerte weiter an die Affäre des Kaiserbriefcs, an dic Landgrüfin von Hessen. Redner wirst weiter die Frage auf, was wohl geschehen würde, wenn, genau so wie der Kaiser auf gefordert worden sei, katholisch zu werden, der König von Sachsen von protestantischer Seite aufgefordert würde, protestantisch zu werden. (Zuruf: Ist ge schehen!) Redner weist sodann schlagend nach, daß die angeblich beleidigte katholische K irche sich gelegentlich aucb Uber Gesetze hin wegsetze, wenn cs ihr passe. Auch Graf Schön burg habe in der Ersten Kammer gesagt: es gebe wohl Gesetze, aber man könne sie auch einmal über treten. Da wolle man doch einmal die Verfassung übertreten, di« dem Grafen Schönburg seinen Sitz in der Erst«,. Kammer sichere und den Herrii^ Grafen aus der Ersten Kammer eliminieren. Das Jesuiten gesetz sei keineswegs ein Ausnahmegesetz. Der Staat müsse sich gegen Kräfte wehren tonnen, die seinen Grundstein aushöhlen wollten. Das Gesetz richte sich nicht gegen den Katholizismus: denn die Orden als solche seien kein Bestandteil der katholischen Kirche. Dieselben seien sehr wohl mit Ausnahmegesetzen zufrieden, wenn sie zu ihren Gunsten sprechen. Das beweise die Befreiung der katholischen Geistlichen von der Wehrpflicht. Nicht die Liberalen unternehmen Angriffe auf die religiöse Gleichberechtigung, sondern Nom. Wie stehe es mit d«m Syllabus und Motu- proprio von 1911? Sei es nicht eine Degradierung der katholischen Bürger zu solchen zweiter Klaffe und sei die Borromäus-Enzyklika nicht eine Beschimpfung des protestantischen Teils unserer Bevölkerung ge wesen? Gegen diese Enzyklika habe wohl König Friedrich August protestiert, aber wo sei das Zentrum geblieben? Das sächsische Dolksschulgesetz sei ge scheitert an dem Widerstand» der Kreise, die jetzt be haupten, daß sie von den Liberalen angegriffen würden. Stürmischer Beifall erhob sich, als Dr. Kaiser daran erinnerte, wie Pfarrer Lederer von den Mönchen als Kulturträger gesprochen habe, aber einen nicht erwähnt habe, nämlich Luther, den der Kaiser als größten deutschen Mann bezeichnet habe; ferner, cs sei diesen Dominikanern Vorbehalten ge wesen, dieses Kaiscrwort als eine hohle Phrase zu bezeichnen. Er meine, der Orden sei kein Kulturweg gewesen. (Minutenlanger Beifall.) In der Debatte sprach zunächst der Katholiken führer Nenschka, den sein« Anhänger mit leb haftem Beifall empfingen. Er sprach ruhig und sach lich, verschob aber die Sachlage insofern, als er den gar nicht angegriffenen Katholizismus verteidigte. Erst im späteren Verlauf seiner Rode verteidigte er die Orden. Das Wort ultramontan werde von den Katholiken als Schimpfwort aufgefaßt. Die Aufforderung an den Kaiser, katholisch zu werden, sei von Quertreibern ausgegangen. lieber den wirk lich schwierigen Punkt, die Aufhebung des Jesuiten gesetzes, ging der Redner hinweg, da man doch zu keiner Verständigung kommen würde. Nach ihm sprach Superintendent Gröber, der Vorsitzende des evangelischen Bundes in Sachsen. Er dankte der nationalliberalen Fraktion für ihr mannhaftes Ein treten gegenüber den Uebergrifien des Zentrums. Di« Versammlung dauerte nach Mitternacht fort- , Zur Debatte sind noch weitere acht Redner gemeldet. Der bevorstehend« Aufenthalt des Kaisers in Bad Homburg. (Eigener D r a h t d e r i ch t.) Frankfurt a. M., 29. April. Wie der „Kleinen Presse" aus Bad Homburg gemeldet wirs, steht es fest, daß während der Kastermanöver das kai,er- lichc Hauptquartier sich im Homburger Schloß befinden wird. Amtlicherseits wird die Mel dung nunmehr bestätigt. Die Vorbereitungen für den kaiserlichen Aufenthalt werden mit großem Eifer betrieben. Staatssekretär Kühn über das Ergebnis des Wehrbeitrages. (Eigener Drahtbericht unserer Berliner Redaktion.) L Berlin, 29. April, lieber das Ergebnis des W e h r b e i t r a g e s hat sich der Staatssekrc tär Kühn einem Mitarbeiter der „National-Ztg." geäußert: Die Mitteilungen über die Ergebnisse des Wehrbeitrages sind irrig. Es ist notwendig, daß die Arbeiten in einzelnen kleineren Bundesstaaten bald zum Abschluß, gelangen werden. Leider sind aber dem Reichsschatzantt Mitteilungen über teilweise Ergeb nisse nicht zugegangen. Eine G e s a m t ü b e r s i ch t kann also noch nicht hergestellt werden. Es ist aus diesem Grunde vorläufig kein Anlaß vorhanden, da von zu sprechen, daß die Ergebnisse des Wehrbeitrages die Scksiitzungen übertreffen. Sollte dies der Fall sein, so sind dafür Bestimmungen im §69 des Wehrbeitragsgesetzes vorgesehen. Wenn also nach dem Vorschlag für das Jahr 191'» die Einnahmen aus dem Wehrbeitrag die Ausgabe», zu deren Deckung sie bestimmt sind, überschreiten, so ist der Mehrbetrag zur Kürzung des letzten Drittels des Wehrbeitrages »ach Maßnahme des Reichshaushalt gesetzes bereitzustellen. Es ist dann nicht ausge schlossen, daß die dritte Nate gekürzt wird. Was end lich dic B e i t r a g s l e i it u n g von Auslän dern betrifft, stellt die Regierung auf dem Stand punkt, daß »ich das Gesetz nicht für die vertrag- l i cbe Leistung auswärtiger Staaten versteht. Zusammenstoß zwischen Zivil unö Militär in Zabern? Eigener Drahtbertcht unseres <r..Mit arbeiters.» Straßburg, 29. April. Die nationalistische „Bür gerzeitung" meldet aus Zabern: Heute fand der erste Zusammenstoß zwischen den heimgekehrten Ostern und den Zaberner Einwohnern statt. Dabei soll ein SergeantbRe v o l v e rsch ü s s e abgegeben und sodann seinemEegner, einen zwanzigjährigenZaberner Einwohner, durch Säbelstiche schwer verletzt Haden. (Eine Bestätigung dieser Nachricht war bis Redaktionsschluß nicht zu erhalten. Die Red,) Zur verschärf««- -er Ulsterkrise. Belfast, 29. April. Ein aus elf Schiffen be- stehcntdes Pangergefthwader hat heute früh bei Bangor Anker geworfen. London, 29. April. Nach einem weiteren Tele gramm aus Belfast besteht das Geschwader, das bei Bangor vor Anter gegangen ist, aus dem Kreuzer „Swift" und zehn Torpedodootszer- st ü r c r n. Sudon, 28 April. Unterhaus. Rodert Loei>l. Umimcht, frqgte, ob der MarmemiM« den gestrigen Vorschlag nrtt Ermächtigung der Re gierung gemacht hab«. Premierminister Asquith erwiderte: Marineminister Churchill inachte den Vorschlag auf eigene Verantwortung. (Bei fall bei den Ministeriellen.) Joynsen Hicks (Unionist) fragte den Premierminister, oh es sich empfehle, daß ein Minister in Angelegenheiten von so vitaler Bedeutung einen Vorschlag auf eigene Verantwortung mache. Asquith antwortete, die Umstände seien höchst außergewöhnlich und der, der zu einer sri«vlichen Lösung beitragen könne, sei be rechtigt, sein Bestes zu tun. Als Cecil daraus fragt«, ob der Vorschlag, wenn auch das Kabinett nicht dazu ermächtigt hab«, wenigstens die Billigung des Kabinetts besitze, entgegnete Premierminister Asquith. Meines Wissens wollte Churchill Car son auffordern, in dem von ihm angedeutc- ten Sinne ihm ein Anerbieten zu machen. So weit dies in Betracht kommt, hat Churchill meine herzliche Sympathie. Carson erklärte, er fei wie nur einer bestrebt, «ine Lösung der Schwierigkeiten der Ulsterfrage zu finden uns wenn die Homerule angenommen würde, so würde, so lehr «r auch Homerule verabscheu«, seine aufrichtigst« Hoffnung darin bestehen, daß die R« gierung des nationalistischen Irlands zukünftig einen solchen Erfolg haben werd«, daß es selbst im Interesse Irlands liege ein« Ein heit mit dem übrigen Irland in einem F ö d e r a t i v s y st e m zu bilden. Alles hinge jedoch vom guten Willen ab und könnte niemals g« ivaltsam ins Werk gesetzt werden. Sein einziger Wunsch sei, loyal seine Versprechungen denen gegen über zu erfüllen, die ihm vertrauten und für sie solche Bedingungen zu erlangen, die ihnen die Wah rung ihrer Würde und ihrer bürgerlichen und reli giös«» Freiheit sichern würden. Zum Erubenarbeiterstreik in Colorado. Denver, 29. April. (K a b c l g r a m m.) Dic Lage im Streikaebiet ist trotz der Vermittelung des Gouverneurs sehr e r n st. Im Lause des heutigen Tages kam es zu einem heftigen Kampf zwischen den streikenden »Arbeitern und der Miliz, der den Charakter einer förmlichen Schlacht trug. Die Miliz fuhr Artillerie gegen die Streikenden auf, von denen 4 getötet und li verwundet wurden. Zu einem weiteren Kampfe kam es, als die Streikenden einen Zug, in dem sich Miliz befand, zur Entgleisung zu bringen versuchten. Hierbei wurde ebenfalls ein Arbeiter getötet und 6 verwundet. Die Union un- Mexiko. Dic Nebelten als Zuschauer. El Paso, 29. April. Wie ans Chihuahua berichtet wird, sind Villa und Carranza Uber- eingckominen, daß die Rebellen mehr Zuschauer der mexikanisch-amerikanischen Wir ren bleiben sollen, außer wenn das Gebiet der Re bellen angegriffen wird. Sitzung der Friedensoermittler. Washington, 29. April. Die Friedensver- mittler waren gestern zusammen und vertagten sich erst heute früh. Ueber das Ergebnis äußerten sie sich nicht, doch schienen sie optimistisch. Bevorstehender Waffenstillstand. Washington, 28. April. Der brasilianische Botschaft«, teilte Staatssekretär Bryan mit, daß der nächste Schritt der vermittelnde» Mächte darauf ab ziele, einen W a f f e n st i l l st a n d zu erwirken. Washington, 29. April. Aus authentischer Quelle wirv mitgeteilt, daß die Vereinigten Staa ten mit dem Waffenstillstand einverstanden sind, falls ihnen zugesichert wird, daß keine Aus schreitungen gegen Amerikaner vorkommen. Zum Grubenunglück bei Beckley. Beckley-West (Virginica), 29. April. Infolge der Explosion im Schacht der Newriver Eompann wurden 203 Bergleute verschüttet. Es bestehl keine Hoffnung, sie zu retten. Vier Tote und 50 Lebende wurden ans Tageslicht ge bracht: letztere batten sämtlich schwere Brand w nndc n. New Port, 29. April. Nach einem Telegramm aus Bluefield sind bei der Schlagwctterkata strophe 12 Bergleute getötet worden. 196 sind noch eingeschlossen und es besteht wenig Hoffnung, diese zu retten. 120 i» ll»>er XX. tplil E0- ' 1.0»- mele: i lemp«- il»»o! k»wr mm ^Veieie- c«N- leiiok- lieivil uoi>- ^iiio- ,lt:t» 28. 8 Ulu lSö.Ls-i-1-,0 SI 8 I ! t,it»r. Uoclv: >8. uiNi k llkr /bö.8 4. !> I Si 8 r deile: tro^iei 29 »eoiim. 2 Ölu -s-22« 38 U 1 Iroeli«^ ismoefslussxvemc ,m 28. Zjuil gdskui» h udr: 8-otmie lempersuir: -I- lmlil» -s- 6,8 llsMmenzs m lil-rn pro Oppckrslmolor: 0.0. ZNl«meio«r »ml ttnükeni diliesoox. IVNtvruax in Bnvlisen »m 29. iprtl IVitternvxsverlaak vom 28.—29. -lpril 1914. > Illi»« l»mi>,r»ii>r klaisl- sekl-zr WM l>03» em o-nm-m Ninkmm: Or«rS»l> «io -c- 12.0 -i- kS >0 1 — l.-upUK . >19 -i- >°.k ch S.g 8 1 — lt^nr«s! 202 -i- Ik.U -s- 8L « r — - 220 -s- 1S.L -s- 3.k 8 r — liUie. . li.l -t- r.s 8 1 —— LiemeN! 3Z2 16> e 0.1 Nili p »»»!> I/.S ch e.k L L — t.'iudes? -i- I8.b ch S.I »V 1 — 8clu>svdef< li.l -j- t..v »tOI — !Sll i- ,8.0 1- 2.i! 80 2 — —— S2I -s- I:.lt -i- i.s SU I —— — /8l ch 13.0 ch § I — — D2 ch 13.0 -s- 2.8 83 3 fi«INeIdef> 1213 — — — — — Dor 28. Kpril verliel beiter iivü völlig lrocicoo. Dio zViv io rvebon beuto krlik ans 8 unä 80 unü baden ein« ^enckorunq «los V.ottcr« aioat. godraebt. Dio Tempe ratur isc ge-Niogen. Im Oebirgo ist «ti« Temperatur v.sliaek böuer aD im I'ivIIavä. Der Dukröruek ist im /.urüo»gobeu bcxristoo. 24 Leiten Unsere gestrige Abendaasoabe mnsaßl 8 Seiten, die vorliegende Morgennnmmer 18 Leiten, zusammen vauptschrisüeiter: Dr. Vern» tvciicnberger. Verantwortliche Schriftleiter: für Politik Dr. «rn» Müntber; silr die Handel-rritunl, VSaltder Schindler: Üir riripnqcr und sächsische AniiclcgcuhclU'n Arnot» z«nkr: sür »tunst ui-> 2SMen schult Dr. -rietzria, Srvrech,: itnnrn Seanid: Sport und Spiet Nlsrr» Pcrl»: oieiichl A. paarscl»: sur di« Reise-, Pilder- »nu BeOcdr ,ei:nug Ludwig McHer. — zür den Ln»eiaenteil Hcinr. Voller. Berta«: Detbdiaer rasedlat«. Sc>ek»chast mit detchaucbervastu««. Drmk: Ps-ber » «rbo». . «I,«» b» LöbM
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