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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.08.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140806023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914080602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914080602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-06
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Vas stille Leuchten. 101 Roman von Paul Trabein. l,x u>sldl»i>i < o. 0. w. I. N., i.eii>rix.> Sie saften am einen Ende der langen Toset, an der wohl an drciftig Personen beisammen mären: so waren sie wenigstens doch etivas nnler fick, nnd konnten gclegentlick wohl mal ein ernste res Wort sprechen, als sie znmeist in dieser ausgelassenen Runde uml-erschwirrten. Das Fremdenbuch, das ain Tisch lnrumging und in das ein jeder ein ImmvristischeS Berschen eintragen sollte, das alsbald vorgelcsen nnd beiter glossiert wurde, kam jetzt auch zu Holten. Aber er nahm es nur, um cs gleich wieder Fränzl zuzuschieben, die rechts neben ihm saft. „O, das gilt nicht! — Auch dichten!" pro- testierten mehrere Damen in der Nachbarschaft. „Wir haben nns auch mit dem Pegasus guälen müssen." „Ich scheue nicht diese Qual, meine Damen," erwiderte Holten, leicht ironisch. „Sie würde nicht so groß sein. Aber ich schreibe mich grund sätzlich nicht in Fremdenbücher em. Sie wer den ineine Prinzipien schon gelten lassen müssen." Es trafen ihn wohl erstaunte und pikierte Blicke, aber man lieft den Sonderling gewähren. Auch Fränzl und Ruth trugen nur ihre Namen in das Buch ein, auch ihnen stand der Sinn nicht nach solchen Scherben. Man kümmerte sich schliesslich am Tisch nicht mehr viel um die wenig umgängliche kleine Gesellschaft da unten au der Ecke. Der war aber das nur lieb. Holten sprach noch über die landläufig, gedankenlose Gewohnheit der Reisenden, sich an allen möglichen Orten zu „verewigen", ohne das; sie doch meist noch einmal an dieselbe Stelle kommen, ebensowenig, wie man schließlich aus den dickleibigen Arcmdenbuchfolianten aus aber tausend Namen den von lieben freunden her- auSfindc, da zog Fränzl aus ihrer Tasche eine Photographie und sah ihn unsicher au. „Wer weift, ob eS Ihnen da sympathisch »st, mir hierauf ein paar Worte zu schreiben -- ich hätte gern ein Andenken an unsere Watzmcum- Tour gehabt. Ruth hat mir schon vorhin etwas dranfgeschrieben." Holten nahm das Bild aus ihrer Hand. Es ivar eine Ausnahme des „Hocheck", auf der Rück- jeiie fanden sicl, einige Zeilen mit Ruihs klaren, graften Schriftzügen. „Aber das ist doch ganz etwas anderes, Fräulein Fränzl," sagte er freundlich, nnd löste den Bleistift von der Uhrkette. „Herzlich gern natürlich!" Einige Augenblicke sann Hollen nach, die Stirn in die Hand gestüm, während die Mäd chen zuiammen sprachen. Ann sollte er ihr ein Erinnerungszeichen geben alles, was ibr blei ben würde von diesem slüchiigen, schönen Som- niertraum! Unwillkürlich kamen ihm da ernste, schwermutsvvlle Worte in die schreibende Hand. Dann reichte er Fränzl das Bild wieder hin, und sie las: „Verlorne Jugend ist ein Schmerz Und einer ew'gen Sehnsucht Hort, Nach feinem Lenze sucht das Herz, In einem fort, iu einem fort." Das Ergebnis der so fröhlich erwarteten Watzmannfahrt! K. H. Hotten sah, wie beim Lesen ihr liebes Ge sicht ein trüber Schulten überflog: nun heftete sie die verschleierten Blicke auf ihn, in stummer banger Frage. „Es gefällt Ihnen nicht, ivaS ich geschrieben habe?" Mit leisem Lächeln fragte er es. „O, die Verse sind wunderbar schön, aber so traurig. 'Ihr Liebliugsdichter hat doch auch Heiteres gedichtet — warum wählen Sic gerade das?" In seinem herben Schmerz erleuchtete doch einen Augenblick die Freude sein Gefickt, das; sie den Gedichtband Konrad Ferdinand Meyers, ven er Rnth damals geliehen, so mit Inter esse studiert hatte — sicherlich ihm zuliebe! Er dankte es ihr mit warmem Blick, dann er- lvidcrlc er ernst: „Ich dachte, es hätte vielleicht Wert für .Sie, Fräulein Fränzl, auf diesem Erinnerungs ¬ blatt mich so zu sehen, wie ich in dieser Stunde war." Sie nickte still. „Sie haben recht! Ich danke Ihnen." Und sie verbarg das Bild wieder in der Tasche ihres Jäckchens. „Wie schade nur, das; Sic heut grade in solcher Stimmung sind!" „Nun, das geht schon wieder vorüber!" Mit gewaltsamem Anlauf zur Heiterkeit ergriff er die Sclislasche und füllte ihre Gläser. „Stossen wir an — auf die sagend, auf Ihre Jugend, Fräulein Fräuzl! Das; Sie sic nie verlieren mögen — die Jugend Ihres Her zens! llnd wenn auch der erste rauhe Sturm über Sic hinsegcn wird. Sie werden sich wieder anfrichten, in ungebrochener Kraft nnd Freude am Dasein. Ihr Wohl, Fräulein Fränzl!" Seine Blicke tauchten mit einem so seltsamen Ausdruck lief in die ihren, und er leerte seit! Glas auf einen Illg. Immer rätselhafter wurde Fränzl jein Benehmen. Sie dankte ihm und trank ihrerseits, aber ganz mechanisch — ihre Gedanken waren weitab; sie zermarterte sich insgeheim den klopf, was denn nur in ihm vor ging- Immer ausgelassener war inzwischen die Stimmung am Tische geworden. Man hatte einen der Führer drüben aus der Führcrstubc gcholc mit seiner Zither, und einige Herren ans der Gesellschaft gaben Schnadahüpfeln zum besten, so gut sie'S verstanden. Sie machten schnell Sckule, bald versuchte sich so ziemlich ein jeder in der Runde inil einem Verschcn, und Heitertcitsansbrüche belohnten besonders ge lungene oder verunglückte Sumreisdichtungen. Da schlich sich Fränzl leise vom Tisch weg nnd trat in die Ecke ans Fenster; die albernen, plumpen Späße taten ihrer wunden Seele weh. Dtit brennenden Augen starrte sie in die dunkle Nacht hinaus. Kein milder Nkondenschein — kein ein ziges Zternlcin — schwarze, hoffnungslose Fin- sternis ringsum! Ihr war so todestraurig zu mute, daft sic kaum noch die Tränen zuruck- halten konnte. Was hatte das alles mit Holten nur heute zu bedeuten? Da fuhr sie plötzlich zusammen. Sie hörte Leipzig« Tageblatt. seltt 2. Nr. 396. Nvenü-Niwgsve. Donnerstag, 6. Suguv 1914 Ein Sti«m«»-s-it- aus -em russischen Hreazsrte Wtrrdallen. Der preußische Kammersänger Jadlowker, der nach vielen Schwierigkeiten am Mittwoch nach Berlin zurückgekehrt ist, erzählte einem Mit arbeiter des „B. T." folgendes: „Ich fuhr nach den Festspielen nach Riga, um dort meine alten Eltern zu besuchen. Ich hatte keine Ahnung von dem, was in der Politik vorging. Kurz nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin fing es an, un ruhig zu werden, doch habe ich eine auffallende Er regung nicht bemerkt. Ich beabsichtigte, wie all jährlich, nach Lido zu fahren, und hatte daher meine Abreise vorbereitet. In den baltischen Pro vinzen war von einer Mobilisierung nichts zu merken, oder sie war derartig ge he im durchgeführt worden, daß ich am Rigaischen Strande nichts davon merken konnte. In der Nacht vom :;i. Juli zum 1. August fuhr ich mit dem Eilzug, der noch fahrplanmäßig vcr- tehrte, im Schlasivagen nach Wirballen. In Wir tz a l l e n stellte sich die Situation ganz anders dar. Man bemerkte eine panikartige Flucht der russischen Frauen und Kinder nach dem Innern des Landes. Die Beamten sagten, daft sie nichts mitteilen dürften: sie mußten auf ihren Posten ausharrrn, aber sie schickten ihre Frauen und Kinder fort. Ich selbst versuchte, sofort nach Deutsch land weiterzufahren, wurde aber nicht durchgelassen, weil angeblich der Paft unseres deutschen Dienstmädchens nicht in Ordnung rvar. Man vermutete anscheinend in dem Mädchen eine Spionin und wollte uns nicht fortreisen lassen. Erst durch Vermittlung eines hohen russischen Beamten aus dem Ministerium gelang es mir, die Abreise abends zu bewirken. Auf deutschem Gebiet waren die Züge furchtbar überfüllt, auf den Bahnsteigen standen unterwegs die Passagiere in vier und fünf Reihen. Hier in Berlin angekommen, hatte ich natürlich Gepäckschwierigkeiten, doch gelang es mir schließlich, zu meinem Gepäck zu gelangen. Ich meldete mich sofort bei der Generalintendanttir und fragte, was mit mir geschel)en solle, da ich nicht deutscher, sondern russischer Untertan sei. Graf Hülsen erklärte mir, ich sei preußischer Kammer sänger und gehöre somit zum deutschen Hofstaat. Ich solle ganz beruhigt in Berlin bleiben und alles Weitere abwartcn. Er wisse überhaupt noch iicht, was geschehen solle, und cs sei noch vollkommen un bestimmt, ob die Königlichen Theater zur vorge schriebenen Zeit eröffnet würden. Ich bleibe somit vorläufig in Berlin, bin mit allen Legitimationen ausgerüstet und werde das Weitere abwarten. Im übrigen freue ich mich, wieder in Berlin sein zu können." * Weitere Mel-ungen. Alle bayrischen Ministericn, mit Aus nahme des Kriegsministeriums, haben die Verfügung erlassen, wonach während der Dauer des Krieges die staatlichen Ausgaben in den verschiedenen staatlichen Verwaltungen soviel wie möglich cinzu schränken sind. Der König von B a y e r n hat die S ch l i c ß u n g sämtlicher Theater inMünchen angeordnet, sweisellos wird dieses Beispiel auch anderwärts Nachfolge finden. O Außer dem Deutschen Katholikentag haben sich auch der für die nächste Zeit geplante sozial demokratische Parteitag und der auf Oktober nach Köln cinberufene n a t i o n a lli de r a l c Parteitag vertagt. Auch der für Mitte August in Straßburg i. E. geplante N. D c u t s ch e M a l e r t a q und die Hauptversammlung des Hauptvcrbandes Deutscher Arbeitgeberverbände im Malergewerbe sind abgesagt worden. * Die Stuttgarter Ausstellung für Ge sundheitspflege wird auf Befehl des General kommandos des wiirttembergischen Armeekorps dem nächst geschlossen, da die Ausstcllungsgebäude zu Kriegszwecken benötigt werden. Der Aufjichtsrat und Vorstand der Waggon sabrik Bautzen haben beschlossen, hundert tausend Mark zur Unterstützung von Familien zu gewähren, deren Ernährer zum Heere cinbcrufen sind und Angestellte der Waggon sabrik waren. helft -em Vaterland»! Wir erhielten folgende Zuschrift: „Es gibt Verbrechen, die in die friedliche Stille des bürgerlichen Lebens wie ein greller Blitzstrahl schlagen, die mit ihrer entsetzens vollen Scheußlichkeit das Innerste im Volke aufwühlen. Es gibt solche Verbrechen aber nicht nur in der Volks-, sondern auch in der Weltgeschichte, mit dem Unterschiede, daß im letzteren Falle mit der Vergrößerung aller Maßstäbe und der Erweiterung aller Folgen auch die verbrecherische Entsetzlichkeit ins un ermeßlich Riesenhafte sich steigert. Ein solches Verbrechen inundandet Weltgeschichte erleben wir jetzt. Rußland, Frankreich und das perfide Albion haben in der Vereinigung ihrer fürsten- und volksmörderischen Instinkte einen Verbrecherplan gefaßt, wie er gemeiner und ruch loser nie jemals in der niedrigsten Kaschemme er sonnen worden ist; und unser deutsches Vater land soll das Opfer sein. Deutschland, dessen fleckenlose Unschuld, dessen reines Gewissen, dessen unübertreffliche Friedensliebe unantastbar vor dem Spiegel der Weltgeschichte steht, soll hinge mordet werden; und zwar hinterrücks sollte dieser Mord geschehen. Nur einem Zufall, einem Fürstenmord ist es zu verdanken, daß der ver brecherische Plan eher zur Entdeckung und zur Ausführung kam, als beabsichtigt war. Deutsch land morden, heißt aber die Kultur morden. Späteren Geschichtsschreibern wird ein Grausen überkommen, wenn sie die Geschichte dieser Tage, die Geschichte der Entstehung dieses entsetzlichen Weltbrandes schreiben. Diese Ge schichtsschreibung wird ein Stück internationaler Kriminalgejchichte sein müssen. Für uns ent steht schon jetzt die Pflicht, fremder Geschichts fälschung entgegenzutreten. Mit ehernem Meisel müssen wir es unablaßlich in die Tafeln der Geschichte tragen, wie unschuldig unser deutsches Volk, unsere friedliebende, ehrenhafte deutsche Reichsleitung an diesem Kriege ist, wie hinterhältig wir überfallen, wie gemein wir hintergangc n worden sind, mit welchen unerhörten Mitteln des Betrugs man versucht hat, die Friedensliebe unseres Kaisers und unserer Regierungen zu benutzen, nur um schneller fertig zu werden zu einem überraschenden Einfall ins Deutsche Reich, der gelungen wäre, wenn nicht auch die Friedens organisation unseres Heeres so hervorragend funktionierte. Tief erschütternd ist der Eindruck gewesen, den die Denkschrift und die Aktenstücke der Reichsleitung über die teuflische Verlogenheit unsrer Gegner auf den gesamten Reichstag ge macht haben. Ein einziger Schrei entrüsteter tiefster Erregung hat sich losgerungen von der äußersten Rechten bis zur äußersten Üinken. Und der tiefe Abscheu vor der Verworfenheit gegne rischer Absichten hat sich dann umgesetzt in diese nie dagewesene herrliche Einheit unserer deutschen Volksvertreter, diese Einheit, die für uns schon eine gewonneneSchlacht darstellt. Und so möge denn alles Schänd liche, was uns der verbrecherische Wahn witz unserer Feinde bereiten will, ins Gegen teil ausschlagen. Bisher sind alle ihre Speku lationen zunichte geworden: sie hatten gehofft auf den slawischen Zerfall Oesterreichs, auf Generalstreik und innere Unruhen in Deutsch land, auf offenen Abfall von Elsaß-Lothringen —, und nun müssen sie sehen, wie sehr sie sich jeden neuen Tag von neuem verspekuliert haben. Möge cs weiter so gehen! Dazu ist aber außer Gottes Hilfe vor allem eines nötig.daß jeder Mann und jede deutsche Frau ihre Pflicht tun. Das kann auf alle mögliche Weise geschehen. Aber auch eines darf unter allen Umstünden nicht vergessen werden: der furchtbare Existenzkampf, den uns der Frevelmut unserer Gegner aufge zwungen hat, verlangt vor allem zu seiner glücklichen und siegreichen Hinausführung Geld, Geld und wieder Geld. Wer seine Heimstätte, sein Weib und seine Kinder lieb hat, der vergesse das nicht, ehe es für ihn zu spät ist. Heute handelt es sich für uns um Sein oder Nichtsein. Jeder muß opfern, was er nur kann. Darum richten wir hier einen doppelten Appell an alle, die rin deutsche» Herz im Leibe haben: Zahlt euer« Wehrbeitrag, und zwar alle Raten sofort ein! Und dann weiter: Beteiligt euch Mann für Mann an der Zeich nung nnfcrer bevorstehenden Kriegsanleihe! Wie diese Zeichnung, die übrigens in jedem Falle eine unbedingt sichere Kapital anlage darstellt, geschehen kann, so, daß auch kleine Leute sich daran beteiligen können, etwa durch gemeinsamen Erwerb eines Abschnitts, darüber werden hoffentlich die amtlichen Be kanntmachungen Aufschluß geben. Wir stehen in einem heiligen Kriege wie unsere Urväter vor 100 Jahren. Auch wir kämpfen einen Be freiungskampf. Laßt uns nicht zurückstehen im Opfermut hinter unseren Vätern, auf daß die Geschichte nicht über Deutschlands Grab schreibe: Gewogen und zu leicht befunden. Vie vom Reichstage beschloßenen Notgesetze. I. kls Es ist sein Zweifel, daft unsere Geduld in den nächsten Tagen auf eine harte Probe gestellt werden wird. Vor Ablauf von ein bis zwei Wochen wird von entscheidenden Vor gängen nichts verlauten. Bis dahin wird un- dnrckdringliches Geheimnis gelten. Es gibt Väter und Mütter, die seit der Mobilmachung ohne jede Verbindung mit ihren bei der Armee befindlichen Söhnen sind und nicht einmal wis sen, ob sie an der Ost- oder an der Westgrenze kämpfen. Also Geduld! Inzwischen hat man Zeit, Rückschau zu halten auf die Bcsclflüssc des Reichstages, die er in seiner denkwürdigen Sitzung vom 4. August gefaßt hat Man denke übrigens nicht, daft die EZesctze nickst gründlich beraten worden wären. Am Tage vorher hatte im Bnndesratssaale des Reichslagsgebäudes eine Besprechung stattgefnndcn, in der die Entwürfe sehr eingehend, wenn auch allerseits mit größter Enlschluftbereitschast, beraten wurden. Der Ver treter des Kanzlers Dr. Delbrück, der durch seine ganze, Helles Vertrauen ansstrahlende Persön lichkeit so manchem in diesen schlveren Tagen unendlich wohlgetan hat, führte den Vorsitz. Er saß aus dem Stuhle Bismarcks und zeigte sich des großen Meisters würdig. Gerade diese Stun den angestrengtester Arbeit ini Dienste des Vater landes werden allen Teilnehmern unvergeßlich sein. An der Spitze steht natürlich der Kriegs schatz, dessen Bezifferung nns an die berühmten französischen fünf Milliarden von 1871 erinnert. „Der Reichskanzler wird ermächtigt, zur Be streitung einmaliger außerordentlicher Ausgaben die Summe 5 000 000 000 im Wege des Kredits flüssig zu machen." In diesen wenigen wuchtigen Worten spiegelt sich der furchtbare wirtschaft liche Ernst der Zeit. lieber die Form der Flüssigmachung dieser ungeheuren Summen — man schätzt die Aus gaben der ersten 30 Tage auf über zwei Mil liarden! — ist absolure Freiheit gelassen. Auch Wechsel find zulässig. Die Reichskasscnsckxnnc — also nicht nur die ReickManknolen — erhalten Zwangsknrs. Sie sind gesetzliches Zahlungs mittel und dürfen von niemand im Verkehr zu- rnckgewicsen werden. Bis auf weiteres — denn über den Goldbestand ist eifersüchtig zu wachen — ist weder die Neichshanptlasse zur metallischen Einlösung ihrer Kassenscheine, noch die Reichs bank zur Einlösung ihrer Banknoten verpflichtet und die Privatnotcnbankeil — also unsere Säch sische Bank! — können zur Einlösung ihrer Roten auch ReiclManknoten verwenden. Bei allen diesen Maßnahmen ist es der Kredit des Reiches selbst, der in kraftvoller nnd zuverlässiger Weise angespannt wird in der Rot des Vaterlandes. Aufgabe unserer Armee ist cs, dafür zu sorgen, daß das, was das Reich jetzt opfert, mit Zins und Zinseszins wieder eingehc! Der dem Reichstage vorgelegtc „Nach trag zum Reichshanhaltsctät 1914" — schließlich sind das historische Dokumente — besteht au- folgenden lapidaren Posten des „außerordent lichen Etats": 1. Einnahmen: Aus den Gold- uitd Silberbeständen des Reiches 300000 0002 Aus der Anleihe . . . . . . . 8 000 000 000 Summa .">300 000 000 2 2. Ausgaben: Aus Anlaß des Krieges . . 5 300 000 000 2 Das sind Zahlen und Worte, die in ihrer Wucht für sich selbst sprechen. Oroßfürsi Nicolai Nicolajewitjch, -er Oberbefehlshaber -es russischen Heere» Großfürst Nicolai Nieolajewitsch, der nach einer telegraphischen Zeitungsmeldung zum Oberbefehlshaber des gesamten russischen Heeres ernannt worden ist, ist der vertrauteste Freund und Berater des Zaren und seit dem Jahre 1905 der Führer der russischen Kriegs- partet. Er ist am 0. November 1856 alten Stils in Petersburg geboren. Seine militä rische Ausbildung erhielt er auf der Nievlai-In- genieurschule. Er besuchte im Jahre 1876 die „Nicolai-Akademie" des Gencralstabes. Er nahm teil am russisch-türkischen Kriege 1877/78, bekam den St. Georgenorden 1. Klasse und für den Uebergang über den Balkan als Auszeichnung das goldene Seitengewehr mit der Aufschrift „für Tapferkeit". Er führte hintereinander das Leibgardehusarenregiment, die 3. Brigade der 2. Kavalleviedivision und wurde hierauf zum Kommandeur der 2. Kavalleriedivision ernannt. 1894 wurde er Generaladjntant nnd General inspekteur der Kavallerie. Er ist Chef des Leib garde-Litauischen Infanterieregiments nnd des 56. Shitomitschen Linienrnsanterieregiments, Ehrenmitglied der Nicolaiscl)-en Militäringenieur- Akademie und Ehrenpräsident der Gesellschaften für Rassenkunde. Politisch trat Großfürst Nicolai Nicolajc- witsch erst seit dem Jahre 1905 hervor, und zwar unmittelbar nach dein Abflauen der rus sischen Revolutionsbewegung. Er wurde einer der intimsten Ratgeber des Kaisers Nicolaus und beeinflußte ihn stark im Sinne der Not wendigkeit einer energischen Niederwerfung der Revolution mit Waffengewalt, wodurch er sich den besonderen Haß der Terroristen erwarb, die auf ihn auch einen Anschlag vorbereiteten, der aber vereitelt wurde. Am 26. Oktober 1903 wurde der Großfürst zum Komnurndeur der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks ernannt unter Beförderung zum General der Kavallerie. In demselben Jahre erfolgte seine Ernennung gum Vorsitzenden des neugeschaffenen Landes Verteidigungsrates. Während der Balkan krise 1912/13 soll der Großfürst ein energischer Befürworter deSKriegesmitOe ster- reich-Ungarn getvesen sein, und man sprach allgemein davon, daß er zum Hauptkomman dierenden der russischen Operattonsarmec in einem solchen Kriege auserschen sei. Jetzt hat er nun diese Stellung erhalten. Verheiratet ist Großfürst Nicolai mit eurer Tochter des Kö nigs Nicolaus von Montenegro, Prinzessin Mi- liza, der ein großer politischer Einfluß auf ihren Gatten und den Petersburger Hof nachgesagl wird. Vie groß sin- -le Entfernungen auf -em ruPsihen un- französischen Kriegsschauplatz l Die Entfernungen von den hauptsächlichsten deutschen festen Plätzen nach den russischen Fcstun gen nnd Hauptstädten werden a n st r engend e M ärsche unserer Soldaten erforderlich machen, zumal da die Heeresstraßen in Ruß land schlecht, ungepflegt und unregelmäßig sind. Von Posen nach Warschau z. B- beträgt die Entfernung in der Luftlinie rund 375 Kilo^ Meter, von der Festung Bol-en dagegen ist die Festung.Warschau nur 280 Kilometer entfernt, in Wirtlichkeit aber muß man bei der schlechten Lodrsibwasodlaou ,°L' l'ardbiioSer u. X»blvp»i>1«ro, Vrkmmnteodo Str. 24. einen Tritt hinter sich, und sie wußte: Das war er! Nun stand er wirklich neben ihr, ganz dicht, und leise tönten ihr seine Worte im Ohr. „Warum fliehen Sie die Gesellschaft, Fräu lein Fränzl?" Daß er so fragen konnte! Wollte er denn auch noch den Aufschrei ihres gequälten Herzens hören ? Sie antwortete nicht; fest preßte sic die Lippen zusammen und blickte weiter starr hin aus. „Ick glaube, Fräulein Fränzl — Sic tun mir in Gedanken unrecht." Aus seiner Stimme klang ein verhaltenes Weh. „Sie glauben, ich hätte etivas gegen Sie — ich wäre kalt und unfreundlich. — Aber Sie irren — bei Gott, Sic irren! — Noch nie habe ich so wie heute Ihre Güte und Freundlichkeit geschätzt und ver ehrt. Glauben Sie es mir doch, Fräulein Fränzl!" Er streckte ihr die Hand hin, von den an deren da hinten in ihrer lärmenden Lustigkeit unbemerkt. Zaghaft ergriff sie Fränzl, sic ivar feucht und kalt, wie die eines Kranken. „Warum sind Sic dann aber heute so anders?" Da ivar cs heraus, uud der fiebernde Druck ihrer Finger verriet ihm, ivie lange schon diese Frage auf ihrer Seele gebrannt l-atte. „Ich kann es ja nicht glauben, daß das nur Ihr Unwohlsein sein soll. Bitte, bitte, sagen -Lie mir doch die Wahrheit." Ihr leises Flehen, aus angstgeschnürtcr Brust, schnitt ihm ins Herz. Er hätte ihren Kops an seine Brust betten, ihr Blondhaar voll innigster Zärtlichkeit streicheln mögen, aber er durfte es ihr ja jetzt nicht mehr zeigen, was er für sie empfand. Es wäre grausam gewesen in dieser Stunde, wo er sie verlassen wvllte. So sah er sie denn nur mit einem Blick voll unendlicher Trauer an. „Ich habe gestern abend noch — spät — Nachrichten empfangen, die mich sehr nieder geschlagen gemacht haben." * (Fortsetzung in der Morgemamatzbe^ VLMU Geftaltung .NarschstrecI Pater-b sich um n> dagegen m denn die Si sind schon , neuneu. T zu fuckxm, oft zu W< jetzige Zar darauf ver folgert der Kowno u russischen H der schlesist Entfernung Anders sch en Krie ringere eS z. B. v fahr 50 Ki führ 60 un Der Krieg; konzentriert Ersenbahnw der Alufmar Die Sch -tu Unmittelt „Augsburg" sprucy genreli schneller ist möglich, den kämpfenden Stellen oder erhalten. 4 fchehen ist, v mittlung an Druck nötig i Stadt im Be ganz anders wurde am L beim Ueberg es dauerte t ersten Meldui der großen hielt, war e > Grund für d Mangel jegl Rußland und dienst vorges hundert Zahl gende Gegen schüttelten u das kaiserlich Rom oerkünl mittelte die Richtungen. Lyon, in Lill bereits davon sci;aft in Tur um 2 Uhr ii durch reitend, sie viel länge zunächst bena Königs von Pariser sie e> von Straftbm Depesche um Augsburg, ar In Berlin w bereits zwei optischen Te graphcn gan; von wichtig«! sck-aften durcl die sich in kür Diese Boten Wetter, von der Ablösunx oder wenige Ofen (IKStt) kam z. B. dui nicht abgelöst al» auherord venezianischer Venedig nach und zwei Näc der Bartholo sam nach den in Paris vo am 27.. am 2 gleicht man t mit den Leis Dienstes in a daß erst die eine bedeute dahin hatte Nachrichtendi Angaren des den Angaben Kraniche unl > Sicherheit, d -
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