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Kugull. M. 38S 1914. An die Bevölkerung des IS. Korpsbezirks. Seine Majestät der Kaiser hat das Reichsgebiet in Kriegszustand erklärt. Für diese Maßregel sind lediglich Gründe der raschen und gleichmäßigen Durchführung militärischer Anordnungen maßgebend und nicht etwa die Besorgnis, daß die Bevölkerung die vaterländische Haltung werde vermissen lassen. Die Schnelligkeit und Sicherheit unserer Vorbereitungen erfordert einheitliche und zielbewußte Leitung der gesamten vollziehenden Gewalt. Wenn durch die Erklärung des Kriegszustandes die Gesetze verschärft werden, so wird dadurch niemand, der das Gesetz beachtet und den Anordnungen der Behörde Folge leistet, in seinem Tun und Wirken beschränkt. Ich vertraue, daß die gesamte Bevölkerung alle Militär- und Zivilbehörden freudig und rückhaltlos unterstützen und uns damit die Erfüllung unserer hohen vaterländischen Pflichten erleichtern wird. Dann wird auch der alte Waffenruhm des Heeres aufrechterhalten und es vor den Augen unseres Kaisers und den Blicken der Nation in Ehren bestehen. Leipzig, den 31. Juli 1914. »ooo >i Der kommandierende General v. Laffert. Die Verschärfung. Der Depeschenwechsel zwischen dem Zaren und Kaiser Wilhelm. — Der Kaiser sagte den gewünschten Vermittlungs versuch zu. — Der toyalitätsbruch in Petersburg. — Die deutsche Antwort. — Die Verhängung des Kriegszustandes. — Die allgemeine österreichische Mobilmachung. — An Rußland hat die deutsche Regierung angeblich eine befristete Note gerichtet. — Die Einberufung des Reichstages ist auf den H. August in Aussicht genommen. — Die englische Bank erhöht den Diskont von vier auf acht Prozent. — Der Kaiser und die kaiserliche Familie sind in Berlin ein Entweder ein böses Verhängnis oder eine schwere Verschuldung. Der Zar steht unter dem Vorwurf, die gestern erfolgte gefährliche Wendung verschuldet zu haben. Zum mindesten hat er einem verhängnisvollen Zusammentref fen nicht rechtzeitig voxgebeugt. Die Art, wie der „Bert. Lok.-Anz." den in Frage kommenden Vorgang berichtet, läßt diese mildernde An nahme allerdings kaum noch zu. Hiernach hat der Zar Kaiser Wilhelm um eine Vermittlung durch eine Depesche ersucht und der Kaiser hat zustimmend geantwortet. Es soll sich, wie wir schon gestern mittcilten, dabei um einen Vor schlag gehandelt haben, der dem ersten, von Sir Edward Grey in Aussicht genommenen Schritte, also dem Plane zu einer Botschafterkonfcrenz, nähergekommen sei. Wie erinnerlich, hatte Grey seine Absichten im Unterhause am letzten Mon tag offen mitgeteilt und selbstverständlich den Mächten unterbreitet. Die deutsche Regierung lehnte jedoch ab mit der Begründung, daß sie das Verfahren einer Botschafterkonferenz zur zeit nicht für zweckmäßig Halte und ein Ver handeln von Hauptstadt zu Hauptstadt vorziehe. Nun muß gestern schier Unbegreifliches geschehen sein. Während der Kaiser mit dem Reichskanz ler den etwa vorzuschlagenden Weg beriet, wurde die allgemeine Mobilmachung Ruß lands gemeldet. Der Kaiser mußte das nicht nur als eine Aufsage des Vertrauens zu seinem Vorhaben, sondern als einen Gcgenschlag, als «ine persönlich verletzende Zurücknahme des Er suchens um eine Vermittlung empfinden. Wenn man nicht das Allerschlimmste, eine gewollte Her ausforderung annehmen will, so steht man vor einem jener rätselhaften Zwischenfälle, wie sie in der Vorgeschichte von Kriegen häufig waren. Das genannte Berliner Blatt, zu dem, wie be kannt, di« Regierung Beziehungen unterhält, nimmt bemerkenswcrterweise keinerlei Bezug auf di« Möglichkeit einer Aufklärung, sondern spricht rückhaltlos von einer Herausforderung schärfster Art. Und zum Schluß heißt es: „Dieses Bertrauenunseres Kaisers ist von Rußland schmählich getäuscht worden und die ganze Wucht der Ver antwortung dieses jeder Loyalität in- Gesicht schlagenden Verhaltens Rußlands fällt aus diese Seite zu rück." Das ist nicht mehr die Sprache, die irgendwelche Hoffnung nähren könnte. Das ist «ine furchtbare Anklage vor aller Welt. Auf diese von Rußland verschuldete uner hörte Wendung ist sofort die Antwort er folgt: die Anordnung des Kaisers zu den Maß nahme« des drohenden Kriegszustand d«O. ES ist dies nichts anderes als die Ein getroffen und wurden begeistert begrüßt. leitung zurMobilmachung, die, nachdem di« allgemeine russische Mobilmachung anbe fahlen wurde, ganz selbstverständlich geworden war. Die allgemeine Mobilmachung Oesterreichs folgte auf dem Fuße, und die Frankreichs wird kaum auf sich warten lassen. Was nun aus dem vorbereiteten neuen Fr ie d e n s v o r s ch la g an die Mächte wird, ist höchst zweifelhaft. Das Wahrscheinlichste ist, daß ihn der Kaiser im Einverständnis mit dem Reichskanzler auf die Seite legte, da es jetzt anderes zu tun gibt. Vielleicht greift man von London aus den zerrissenen Faden wieder auf, und es ist dann möglich, daß noch einmal der grüne Tisch zu Worte, vielleicht in letzter Stunde zu Ehren kommt; aber es ist verwünscht schlecht beraten, wenn schon der Kriegslärm Europa er füllt. Wahrscheinlicher ist die Meldung, daß Deutschland in Petersburg eine Frist von 24 Stunden zur Erteilung einer befriedigenden Ant wort gestellt hat. Dieser Umstand würde die Verzögerung des eigentlichen Mobil machungsbefehls erklären. Zu philosophischen Betrachtungen mit Wenn und Aber ist jetzt nicht die Zeit. Das Verhängnis ist im Zuge. Das deutsche Volk wird morgen wissen, woran es ist. Zunächst hat es die Gewiß heit, daß nicht von deutscher Seite die Kriegs gefahr, die mit ihren Folgen im Augenblick nicht zu überdenken ist, herausbcschworen tvurde, und es darf rechnen auf die Umsicht und die Tat kraft seiner Regierung wie auf das Gewicht der deutschen Waffen. * * * vor -er Entscheidung. (Von unserer Berliner Redaktion.) D Berlin, 31. Juli. Die Dinge haben sich im Laufe des heutigen Tages noch mehr zugespitzt: Wir stehen nach gerade vor der letzten und endgültigen Entscheidung. Unsere Mobilisierung, so er klärt man uns, ist nur noch dadurch aufzuhalten, daß Rußland seine Mobilisierung einstellt und darüber zuverlässige Mitteilungen macht. Sonst erfolgt unsere Mobilmachung auf der ganzen Linie, und was das zu bedeuten hat, darüber sind wir uns in dieser schicksalsschweren Stunde wohl alle klar. Die von uns mitgeteilte Erklärung des „Lokal-Anzeigers" über den Telegramm wechsel zwischen unserm Kaiser und dem Zaren ist überaus scharf gehalten, und diese formelle Schärfe wird auch an amtlichen Stellen bedauert. Wer so im Recht wohnt, wie wir, bedarf der scharfen Worte nicht mehr, «r ist in der gün- stisfen Lage, die Dinge für sich selbst sprechen zu lassen. . . . Nach dem Petersburger Loyalitätsbruch kann Graf Pourtalös selbstverständlich des Ver mittleramtes nicht mehr walten, und wenn noch Vermittlungsversuche gemacht werden sollten, so müßten sich schon andere Hände bemühen. Das ist der unbestreitbar wahre Kern in der Darstellung des „L.-A ", und er beleuchtet die Lage haarscharf. Die Enlfcheidung, wir wieder holen es, ist in die nächste Nähe gerückt. Späte stens innerhalb 24 Stunden, so nimmt man hier an, müssen die Würfel gefallen sein. Heute abeud soll noch eine Extraausgabe der „N ord - deutschen Allgem. Zeitung" erscl)«inen, die, wie wir hören, u. a. die Schilderung der Entwicklung des russisch-deutschen Konfliktes und die Bestimmungen über den Kriegszustand ent halten soll. Die Stimmung der Berliner Bevölkerung ist, wie es der Stunde entspricht, ernst, aber von einer schier selbstverständlichen Entschlossen heit. Durch die alte historische Triumphstraßc der Linden strömt die Bevölkerung in der Er wartung, den Kaiser noch einmal zu scheu. Im Generalstabsgebäudc herrschte bis in die späten Nachmittagsstunden reges Leben. Man sieht die Generalstäbler zum Teil schon in ihren grauen Felduniformen der Stätte ihrer bis herigen Wirksamkeit zueilen. Vielfach wurden sie von ihren Gattinnen oder Töchtern begleitet. Auch der Kronprinz fuhr im Laufe des Nach mittags vor dem Generalstabsgebäudc vor und verweilte einige Zeit in ihm. Bei der Auffahrt und Abfahrt war er der Gegenstand stürmischer Huldigungen. *- Ueber -en VepejHenwechfel zwischen Kaiser un- Aar schreibt der »Verl. Lok^Anz." offenbar halbamtlich inspiriert: von eine« Depeschenwechsel zwischen de« beiden -ei/schern ist in den letzten lagen mehrfach die Rede gewesen. Wie wir jetzt «itteile» könne«, hat der Zar sich an Kaiser Wilhelm mit einem Tele gramm gewendet, da» die «»«drückliche Bitte enthielt. Seine Majestät möge «ine vermitt» lnngraktion übernehme«. Kaiser Wilhelm hat diesem Wnnsch« de» russische« Herrscher» ent» sprachen «nd seine Schritte auch »eiter fort-,jetzt trotz der hier eingelanfenen Meldung »ou einer ruh fischen leilmobilisation ,nd obwohl man schon da mal» unter dem Eindrücke stand, daß di« »es in- «nngenRntzlandrdnrchan» nicht fried lich waren. Dank den Bemühungen Sir Edward Gr«n» hatte diese »»« unsere« Kaiser in die Wege geleitete Vermittlung»«ktion »och in der letzten Rächt ein« neu« Formel ^finden, die stch dem gewünschten Ziel« zu nähern schien »ud die »iel- leicht trotz der anfsallenden russischen Haltung Aneficht auf Erfolg bot. Unter diesen Umständen mutz die totale Mobilisation von Heer und Flotte Rußland» als eine Herausforderung schärf st er Form angesehen werden. Es muß hervorgehoben werden, daß schon in den letzten Tagen Gerüchte von einer drohenden Haltung Rußlands an den deutschen Grenzen zur Kenntnis Kaiser Wil helms gelangt waren, und es war ein ganz be sonderer Vertrauensbeweis in die Loyalität de» Kaisers Nikolaus, daß Kaiser Wilhelm das von ihm erbetene Vermittlungsamt nicht sofort niederlegte und vorläufig noch von militärischen Gegenmaßregeln absah. Dieses vertraue« unseres Kaisers ist von russischer Seite in schmählichster Weise betrogen worden, und die ganze Wucht der Verantwortung flle dieses jeder Loyalität ins Gesicht schlagende Verhalten der russischen Krone fällt auf diese selbst zurück. Kaiser Wilhelm hat bisher gezeigt, daß er ein Friedensfürst ist. Nun soll Rußland auch erfahren, daß dieser Abkomme Friedrichs des Große« ein Kriegsfiirst sein wird. Ankunft -es kakferpaares kn Berlin. Berlin, 31. Juli. Der K a i s e r und die K a i s« - e i n trafen heute nachmittag 2->t Uhr inBerlinein und nahmen im Kgl. Schlöße Wohnung. Als das Kaiserpaar im offenen Automobil, der Kaiser in der Uniform der Gardedukorps, die Linden entlang fuhr, gefolgt vom Kronprinzen, dem Prinzen Heinrich und den anderen Prinzen, wurden ihnen stürmische Huldigungen zuteil. Nachmittags um 3 Uhr fuhr, von der Bevölkerung lebhaft begrüßt, der Reichskanzler in» Schloß. Verlin, 31. Juli. Im Kgl. Schloße find zur^it — gegen 4 Uhr nachmittags — alle Prinz e» und Prinzessinnen der Kgl. Familie versammelt. Auf der Fahrt zum Schloß wurden auch der Kron prinz und die Kronprinzessin, die in ihrem Auto ihren ältesten Sohn zwischen sich sitzen hatten, besonder» herzlich begrüßt. Im Lustgarten hat sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt, die patriotisch« Lieder singt. Berlin, 31. Juli. Der Reichskanzler fuhr etwa um ^4 Uhr vom Schloße wieder «ach dem Reichokanzlerpalai», auch die»mal »o« der Bevölkerung mit begeisterten Zurnfr« be grüßt. Dann folgten der Reih- nach die Prinz,, und Prinzessinnen, wobei sich di, Kund- gebnngen immer stürmisch erneuerten. Da» krön- prinzlich« Automobil wnrde »o« einer ungeheuren Menschenmenge umringt, so daß e» geraum« Zeit die Fahrt nicht fortsetzen konnte. Beratungen beim Reichskanzler. Berlin, 31. Juli. (Eigen. Drahtberich t.s An den Beratungen beim Reichskanzler nahmen teil: Staatssekretär o. Itrpitz, Admiral Pohl, Generalstabschef o. Moltke, Kriegs minister v. Falkenhayn und Unterftaatssekretär