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Sächsische Volkszeitung : 10.07.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193407101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19340710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19340710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-07
- Tag 1934-07-10
-
Monat
1934-07
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.07.1934
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Nr. 156. Eächsisck-e Volkszeitung Seite 6 <Isr I.ousitr Grundsteinlegung zur Antoniuskirche in Alt-Chemnitz Am 12 Oktober 1828 wurde in Chemnitz dos 1. liatholiscl-e Gotteshaus am Roßmarkte. das umgebaute Tlzea'er, als St. Johan» Nepomuk-Kirche eingeweiht. Fast 75 Jahre war es das einzige in der mächtig aufblülzenden Großstadt. Am 13. Oklober 1907 wurde der Grundstein zu St. Joseph aui dem Sonneberge, der östlici-en Vorstadt, gelegt. die Kirche selbst am 10. Mai 1909 konsekriert. Diesen wichturen histo- risclien Toten reihl sich nun iviuVig der 8. Füll 1934 an. der Tau der Grundsleinleoung zur St. A n t o n i u s k i r che in Altä^mnitz, der süütiä-eii Vorstadt. Nach 27 Jahre» wieder ein Kirchbau in Chemnitz! Das war Grund aenuo daß sich weit über 300 Chemniszer Katholiken aus allen Pfarreien zur fa miliären Milsreuüe im strahlenden Sonnenscheine auf dem Grundslüche Erfenschlaaer Straf',« 27 zusammenfanden. Auster ihnen konnte Pfarrer Todüenroth nach vorangegangener An dacht noch Glaulx'iisbriider beariisten aus Krankendera. die dem jetzigen Allck>emnitzer Pfarrer für ihre scköne St. Anloniuskirche zum große» Danke verbunden sind, aus Hainichen. Tlmlheim, selbst aus Zwickau. deren Kuratie in iveniqen Wock>en das gl«icl>e Freudenfest bc'gehen kann Mit aroster Freude wurde auch die Anivesenheit des evaiigelisckieii Pfarrers Schuiievl von der Nachbargemeinüe St. Michaelis vernommen, der auch sei nen Amlsbruder von Harthau vertrat. Dann verlas Pfarrer Toddenroth ein kurzes Hir- tenmort Se. Erz. des Vischofs Leaae. der voller Freude kund tat, daß ihm mit dem Bau einer Kirckie in Altchemnitz eine der größten Sorgen j,n ganzen Bistum genommen ist. Allen, die irgendwie am Kirchbau beteiligt sind, spendet er seinen bischöf lichen Segen. Unter Assistenz von 5 geistlicl-en Herren aus C'reinnist voll zog dann Erzpriestcr Neugebauer die Weil»! d-es Grund steins. in den eine Urkunde mit etlichen Migabsn versenkt wurde. Nach einem feierliclien Umzüge zur Stelle des künftigen Hockmltars. die ein hohes weistes Kreuz kennzeichnete, erfolgte die Weihe zweier gestifteter Glocken auf die Namen der Got ¬ tesmutter und des hl. Geistes. — Fm Anschluss daran hielt Erzpriester Neugebauer eine kurze Anspraclze an alle Anwe senden und pries die-Altck-emnitzer Gemeind« glücklich, nach dem sie sich solange mit einem dürftigen Gottesdienstraume hat begnügen müssen. Dem geistigen Eckstein der Kirche Christus, soll der Bau dienen, tagtäglich wird in ihm das Kreuzesvpfer erneuert wenden. Feder Beter im neuen Gotteshaus soll das Wort des heutigen Evangeliums beherzigen: Nicht jeder, der zu mir sagt. Herr, Herr... Ein echter Katholik wird sein Glau bensbekenntnis jederzeit im öffentlichen Leben abl-gen. Dazu gehört auch die geistige und materielle Unterstützung des Kircl>- baues, dessen Vollendung für den Herbst in Aussicht steht. Zum Schlust erklang iveiihin in die angrenzenden Strassen das Te deum. Umrahmt wurde die Feier durch zivei Gesänge des Kir<l>enchores von Allchemnist. der unter der Leitung des Kantors Walter wirklich Vorzügliäies bot. l,.Veni sancte spi- ritus" von Frey und „Herr, mein Gott" von Lützel f Zur fin steren Gestaltung trugen di« vielen Fahnen und Banner der Chemniszer katholisclien Vereine und der Fugendgruppen bei, und das farbenprächtige Bild bot viele günstige Moment« für die ,zahlreich» Photographen. Die ganze Nachbarschaft der an liegenden Häuser folgte aus allen Fenstern interessiert der hl. Handlungen. Di« Altä-emnister Katholiken sind nun nach 20jährigem Hoffen bald am Ziel ihrer Wiinfckie angelang!. Die üblen Nach- erscl-einungen sVervollständigung der Fnneneinrichtung. Tilgung der Schulden) werden auch sie mit Gottvertrauen iilierstehen. Nun soll aber im Lande nicht der Gedanke aufkommen, in Chemnitz wäre seht in der Kirckzenraumsrage alles vollkom men. Für die ganze Pfarrfamili« winkt schon wieder ein neues Projekt: «in Gotteshaus in Bernsdorf, der südöstlicl)«» Vorstadt. Auch den rührigen Bernsdorfern gilt die Liebe aller Clzemnitzer Katholiken. Mögen auch sie bald zu einem Gottes haus« kommen! 8üclzves»-8c>cks«n tz. Plauen. Der Deutsche Marien-Ritter-Orden hielt unlängst ein Thing ab. in dem über die Artikel der Frie densstadl referiert wurde. Die Gelu-lszettelverieilung hat viel Anklang gefunden. Man wurde sich einig eine Fahrt nach Bamberg, der deutschen, der katholischen Stadt, zu unterneh men. Das nächste Thing findet am 13 7. statt. — Die k a I h. Männerfront hält am 11 7 ihre Versammlung im Ver- cinshause ab. .Herr Fngenieur Schmitz Hal einen Vortrag zu gesagt. — Die städtiscl)« Bühne plant mit Unterstützung der Stadtgemeinde im idyllisckien Syratale eine Freilichtbühne zu erbauen. Ter ausgesuch'e Plast ist günstig gelegen, hat eine hervorragende Szenerie und prächtige Akkustik. Am Mittwoch und Donnerstag wird dort vor der Schuljugend Schillers Teil aufgeführl. Wenn sich die Aufführung usw. bewährt sollen im nächsten Fahre auch Verführungen für Erwachsene dort statt finden. Ein sehr begrüßenswerter Gedanke! Ter Plast ist grost genug: er bietet ca. 2500 Schulkindern Raum, einer ein zigen Vorstellung beizuwohnen: außerdem läszt er sich leicht ab- schliesteu und ist vor aller Zugluft geschützt. — Der christlich Miittervercin hält am 10 7. seine Mrsammlung ab tz. Zwickau. Einbrecher und S t r ast e n r ä u b e r. Am 20. Funi nachts waren aus der Staatsstrasze Waldenburg- Wickersdorf zwei Frauen von einem Mann mit vorgehaltencr Schußwaffe angehalten und gezwungen worden, von ihren Fahr räder» abzusteigen. Während die eine Frau die Flucht er greifen konnte, wurde die andere am Halse gewürgt, nieder geschlagen und ihrer Handtasche beraubt. Fn dem Täter wurde jetzt durch die Kriminalpolizei Zwickau der wegen Raubes schon mit zehn Fohren Zuchthaus vorbestrafte 39 Fahre alte Richard Heinig von hier ermittelt und sestgenommen. Fhm konnte auch ein nächtlicher Wohnungseinbruch in Zwickau nachgewiesen werden. Heinig ist geständig: er wurde der Staatsanwaltschaft zugcführt Das Urteil im Plauener SonderaerlchtSprozeß Die Anklageschrift gegen die 42 kommunistischen Ange klagten im Plauener Sondergerichtsprozeß bestand aus drei Tateinheiten: Die Angeklagten hatten gegen das Gesetz der Verbreitung staatsfeindlicher Druckschriften aus dem Aus land sowie Neubildung einer verbotenen organisatorischen Partei verstoszen. Bei Wirkung und Umfang des Verbotes musste man das Gesetz soweit als möglich anwenden. Wie es die Umstände erkenne» ließen, waren die Angeklagten nicht nur im bloßen Besitz der kommunistischen Zeitungen, sondern sie hatten die Absicht, die Zeitungen weiterzugebcn oder deren Inhalt meiterzuerzählen- Das Sondergericht ver- urteilte den Hauplangeklagten Vater zu vier Jahren, Frie demann zu drei Jahren, Hergesell zu zwei Jahren drei Mo naten Zuchthaus und die übrigen Angeklagten zu Gefäng nisstrafen van zwei Monaten bis zu zwei Jahren. Vater werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre aber kannt. Freigesprochen wurde wegen Mangels an Beweisen Frau Hartmann. Die Angeklagten haben im Umfang ihrer Verurteilung die Kosten des Verfahrens zu tragen. > Vauernkundaebulig des Erzgebirges Am Sonnabend fand im Naturtheater auf den Greifen steinen bei Ehrenfriedersdorf eine große Bauernkundgebung statt, die von den Kreisbauernschaften Chemnitz, Annaberg, Marienberg, Slollbera und Flöha veranstaltet worden tvar. Etwa 3000 Bauern, Landarbeiter und sonstige Angehörige des Reichsnährstandes nahmen daran teil. Nach Eröffnung der Kundgebung durch Hauptstabsleiter Dr. Mentzel von der Landesbauernschast Sachsen und Be grüßungsworten des Bürgermeisters von Ehrensrieders oors, Dr. Löffler, hielt Landesobmann Bauer Erdmann- Etreumen eine Ansprache, in der er die Bedeutung des Reichserbhofgesetzes unterstrich und die dem deutschen Bauer daraus erwachsenden Recht« und Pflichten erläuterte. Chemnitz. Poller wieder f e st g e n o m m e n. Der aus dein Amtsgerichtsgcsängnis Oelsnitz vor einigen Tagen mit zwei Schwerverbrechern entwichene Einbrecher Poller konnte am Sonnabend wieder ergriffen werden. Ein Haupt wachtmeister und ein Dachdecker aus Großrückerswalde konnten ihn zwischen Marienberg und Großrückerswalde festnehmen. Chemnitz. Jugendliche Betrüger. Zwei Kna ben im Alter von etwa zwölf Jahren verschafften sich auf betrügerische Weise vier Signalhörner im Werte von 50 RM mit Hoheitsabzeichen. Dem Inhaber eines Instrumenten geschäftes legten sie einen fälschlich angefertigten Ausweis vor mit der Angabe, die Signalhörner für eine Formation abzuholen. Der mit der Schreibmaschine angesertigte Aus weis war gefälscht. I.siprig Der Höhepunkt des deutschen VundeSschießeuS Mehr als tausend Fahnen waren am Sonnabend aus Anlaß der Uebergabe des Bundesbanners von Köln an die Feststadt des 20. Deutschen Bundesschießens, Leipzig, am Völkerschlachtdenkmal ausgestellt. Ueber den Fahnen der Leipziger Studenten stand auf der Plattform vor dem Denk- mal das Bundesbanner mit der Inschrift: „Deutscher Schüt zenbund, gegründet zu Gotha 11- Juli) 1861". Hier hatten auch die Ehrengäste Aufstellung genommen. Es war ein unvergeßlich schöner Augenblick, als nach Ausstellung der Fahnen am Rand des Denkmalbeckens und auf den Stufen zum Denkmal durch dieses farbenprächtige Bild die Ehrenkompanie der Reichswehr mit aufgepflanztem Seitengewehr und mit klingendem Spiel auf die Plattform marschierte, mit weithin hallender Begeisterung von den vielen Tausenden Anwesenden empfangen. „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" bildete die Einleitung zu dem feierlichen Akt der Uebergabe des Bundesbanners durch Oberbürgermeister Dr. Riesen-Köln in die Hände des Oberbürgermeisters der Fcststadt Leipzig, Dr. Goerde- l e r. Dr. Niesen heftete dem Bundcsbanner überlieferungs gemäß eine Bannerschleife als Geschenk der letzten Feststadt Köln an. Bundessührer Lorenz brachte dann nach einer kurzen Ansprache das Hoheitszeichen des neuen Deutschen Reiches am Bundesbanner an. Am Sonntagvormittag 10 Uhr stellten sich sämtliche Schützen an der Kronprinzenstraßc zum Festzug durch die Innenstadt zum Gelände der Technischen Messe, dem Festplatz. In dem Festzug sah man u. a. die Dekoration der Hildesheimer Schützengesellschaft, die Bischof Bernhard von Hildesheim vor etwa 600 Jahren stiftete; die Reichsbahn war ebenfalls beteiligt, und zwar zeigte sie eine Gruppe „Die Verkehrsmittel im Wandel der Zeiten", nämlich den ersten deutschen Ferneisenbahnzug aus der Strecke Leipzig—Dres den. Dieser Zug wurde nach den fast hundert Jahre alten Vorlagen im Ausbesserungswerk Leipzig erbaut und mit eigener Anlriebskrast versehen. An diesen Zug schloß sich eine große Nachbildung des „Fliegenden Hamburger" an. Der Nachmittag war mit Schießwettbewerben ausgesüllt, om Abend fanden landsmannschaftliche Abende und die Festauf führung „Der Freischütz" statt. ) Kreishauptmann und Krelslelter Walter Tönlcke ver öffentlicht eine Bekanntmachung, in der es u. a. heißt: „In der vergangenen Woche haben sich die verschiedensten Gerüchte in Leipzig förmlich überstürz!. Ich glaube, es gibt kaum eine bekanntere Persönlichkeit in Leipzig, die nach den Aussagen der Gcrüchleverbreiter nicht verhaftet oder gar erschossen wor den märe. Zur Beruhigung derjenigen, die es absolut nicht be greifen können, daß in diesen Tagen in Leipzig tatsächlich nichts passiert ist, erkläre ich hiermit ausdrücklich, daß im Gebiet der gesamten Krcishauptmannschast nur zwei Verhaftungen vorge- nonimen wurden. Wie inzwischen nachgcwiescn worden ist. ha ben die davon Betroffenen aber auch keinerlei Verbindung zu den Kreisen der Vaterlandsverräter unterhalten. Ihre Ver haftung war lediglich als Vorbeugungsmaßnahme durchgeführt worden. Der Kreis Leipzig und darüber hinaus die Kreis hauptmannschaft Leipzig haben damit wieder einmal bewiesen, daß sie in unerschütterlicher Treue zum Führer und seinem Werke stehen. Wie der Führer bckannlgegcbcn hat, ist die Ak tion gegen die Verräter abgeschlossen. Für uns folgt daraus, daß wir nun wichtigere Dinge zu tun haben, als nach Klatsch- bascnmanicr irgendwelche unsinnigen Gerüchte zu verbreiten. Die Polizei wird gegen Gcrüchtcverbreiter nunmehr unnach sichtig vorgchen." Aus dem Leipziger Kunstleben ) Geistliche Abendmusik In der Universitätskirche zu St. Pauli. Der sehr rührige Kantor an der Unioersitätskircl^, zu gleich Dirigent des Madrigalchores Leipziger Studenten. Fritz Ra bensch lag, läßt sich die Pjlege der Werke des echt deutschen Musikers, Heinrich Schulz <1585 -1672) seit längerer Zeit recht angelegen sein. Die Abendmusik vom vergangenen Sonntag in der Universitätskirclie — der Besuch der Veran staltung wunde durch das Bundesschießen stark beeinträchtigt — deren Aussührenüc die Universilätskanlorei und der Madrigal kreis Leipziger Studenten, Solisten für di« Solopartien, das verstärkte Kammerorelzester der Univ.-Kantorei waren und deutsche Chormusik des Frühbarock zu ltzehör brachte, enthielt u. a. von Heinrich Schütz „Drei Motetten zu 4 Stimmen" aus den „Cantones sacrae" und „Zwei deutsckze Konzerte", die zum ersten Mal« aufgeführt wurden! (Titel: „Saget den Gästen" und „Siel)«, wie fein und lieblich ist's".) Neben den Merken von Schütz wurde von F S. Bach dessen „Fantasie in G-dur" für Orgel vargelragen. Von Dietrich Buxtehude <16.37—1707) Große WaldbrSn-e ln -er Lausitz vautzen. S. Juli. Nm Sonnabend und Sonntag wütet« an der Holten Dubrau bei K le i n s a u bc r n i tz ein Wald brand, der infolge des starken Windes ein« große Ausdehnung annahm. Zu seiner Bekännstung wurden außer Landjägern und Polizeibeamlen auch die SA, «ttva 200 Mann Arbeitsdienst, so wie Abteilungen vom Roten Kreuz eingesetzt. Der Umfang des Sclzadens läßt sich noch nicht übersetzen. Mehrere Fcuer- ivehnnänner erlitten leichte Rauchvergiftungen. Fn der Näl)e von Sandsörstgen brannte dicht an der sächsisch-preußisclien Grenze eine 30jährige Fichtenschonung in einer Ausdehnung von fünf Morgen nieder. Das Feuer konnte eingeüämmt ivcrden, setzte sich aber unterirdisch im Torf und in der dort lagernden Braunkohle fort. In dem gemeldeten Waldbrand zwischen Döbern und Groß-Kölzig im Kreis Sorau (Niederlausitz) wird noch er gänzend gemeldet, daß der Brand wahrscheinlich auf Fahr lässigkeit zurückzusühren ist. Bergarbeiter bemerkten das dicht an der Braunkohlengrube „Konrad" aufgekommene Feuer, und die gesamte Grubenbelegfck-aft machte sich daran, den im Entstehen begriffenen Brand zu löschen. Das Feuer wurde jedoch durch den starken Wind in die Baumwipsel getragen und sprang von Baum zu Baum. Auf dem Boden fand es in dem trockenen Heidekraut und verdorrten Gras reiche Nahrung. Von dem Ort Groß-Kölzig wurde es nach dem etwa drei Kilometer entfernten Ort Döbern getragen und dann weiter bis nach der nächst Döbern gelegenen Bahn station Friedrichshain. Hier gelang es endlich nach dreistün diger angestrengter Tätigkeit, das Feuer zum Stehen zu bringen. Obwohl Arbeitsdienst aus den Kreisen Sorau und Spremberg, Hunderte von freiwilligen Helfern und die ge- samtenAeuerwehren der Umgegend ausgeboten waren, mußte man machtlos zusehen, wie eine wertvolle üiescrnfchonung nach der anderen den Flammen zum Opser siel. Der Brand halte eine Ausdehnung von sechs Kilometer und eine Tiefe von einem Kilometer. Insgesamt find über hundert Mor gen zum Teil wertvollen Waldes vernichtet worden. l. Ostritz. Das große Fischsterlien in unserer Neiße gab zu großen Besorgnissen Anlaß. Oberhalb des Blumberizer Wehres wurden durch Arbeitslose und den Freiwilligen Arbeitsdienst viele Zentner verwesender Fischleiclien aller Größen herausge- fischt. Eine Untersuchung durch Herrn Rudolf Noltmann-Dres- den von der Landesbauernschast hat ergelien, daß die Neiße auf weit« Strecken ein einziger stinkender Schmutzgraben ist. Als Ursache wurde eine kolossale Verunreinigung des Flusses fest gestellt. Vor allen Dingen eulhiellen die untersuchten Abwässer noch große Mengen freier Schwefelsäure und Laugen. Es wurde betont, daß durch die Säure nicht nur dem Filchbestanü, sondern bei Ueberschwemmung auch den Wiesen ungelieurer Sel>aden zugefügt wird. Es sei mit verhältnismäßig geringen Kosten die ätzende Säure vor Abgalx' in die Abfallwässer zu neutralisieren, dies muß den betreffenden Firmen zur Pflicht ge macht werden. Um Gefährdung der Meuscluw zu vermeide», ist zur Zeit das Baden in der Neiße verboten. —r— l. Ostritz. Die Ereignisse der Hciinatse st woche setzten sich am Donnerstag gegen Abend mit Vorführungen der Tur- ner und Turnerinnen fort. Die zum Teil sehr schwierigen Uebungen an Reck. Barren und Sprungtisch zeigten, daß in der Turucrschaft eifrig gearbeitet wird. Die Darbietungen wurden von den zahlreichen Zuschauern mit großem Beisall aus genommen. Ain Freitag fand ein Wochcnmarkt statt, zu dem Händler und Käufer in ihren bunten Trachten erschienen waren und fleißig kauften. Aus dem Schützenplatzc und in der Turn- Halle wurde durch Krcisbauernsührer Held-Niedcroderwih eine umfangreiche Ausstellung landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte eröffnet, die nicht nur für den Fachmann, sondern auch Laien interessant ist. Die sür nachmittag angesctzten Schwimm- wcttkümpse und Wasserbalispiele mußten aussallcn, da das Ba den in der Neiße infolge des Fischsterbens noch verboten ist. Es erfolgte die Sicgcrverkündung aus der Reichsschwimm woche. Der Abend brachte den Dialektvortrügen wieder ein voll besetztes Haus. l. Nebelschütz. Am Sonnabend trug man einen Jüngling zu Grabe, den ein jähes, unerwartetes Geschick ereilte. Der Sakristan der Dorskirche, Georg Dornik, der schon längere Jahre daselbst seinen Dienst zur größten Zusriedenheit der gan zen Parochie verrichtet«, war am Dienstagabend mit Vor arbeiten sür die tags daraus stattsindende Firmung mit einigen Helfern bis in die späte Nachtstunde beschäftigt. Diesen gegen über klagte er über Unwohlsein. Einige Zeit vor dem hatte er eine starke Lungenentzündung überstanden. Unverzüglich begab er sich nach Hause. Als ihn der Vater früh weckte, sand er ihn tot im Bette. Ein Herzschlag hatte dem erst 24jährigen Sohne ei» plötzliches Ende bereitet. Mit den Eltern trauert die ganze Gemeinde um diesen vorbildlichen Arbeiter im Dienste des Herrn. Wer weiß, ivie nah mein Ende! —er. l. Dürrwicknitz. Vergangene Woche starb der älteste Ein wohner unseres Dorfes, der Gutsauszüglcr Michael Delckn, im 83. Lebensjahre. l. Bautzen. Fn der Sandgrube verschüttet. Fn der Sandgrube des Gutsbesitzers Jeremias bei Rodewitz ver unglückte ein 65 Fahre alter Gutsauszügler schwer. Er wollt« Sand abfahre», als plötzlich eine Wand einstürzte und ihn verschüttete. Der Verunglückte trug Rippenbrüche davon und mußte in bcdenklickzem Zustand dem Bautzner Krankenhaus zugeführt werden. l. Neukirch. Der vor einigen Tagen in der Nähe von Brüssel bei einem schweren Krastwagenunfall tödlich verun glückte Gesandtschaftssekretär Karl Werner stammt aus dem Lausitzer Dorf Neukirch. Er besuchte die Schule in Niedcrneukirch und lernte in einer hiesigen Eisengießerei das Schlosserhandwcrk. Werner begab sich nach der Lehre aus Wan derschaft, die ihn durch die Schweiz führte und in Nizzi endete. Hier wurde er an der deutschen Kirche als Kirchendiener an gestellt. Aus Empfehlung des deutschen Geistlichen erhielt er eine Anstellung am deutschen Konsulat. Bei Kriegsausbruch kam er nach Deutschland zurück und arbeitete dann im Aus wärtigen Amt in Berlin. Hier zeichnete er sich so aus, daß er als Gesandlschaslssckrctär nach Brüssel berufen wurde. hörte man auf der Orgel sein „Präludium und Fuge in D-moll" und „Ciacone E-moll". ferner zum ersten Male die Choral-Kan tate: „Jesus meine Freude" und von Fol>ann Nosenmiiller <1620—1681): „Der 138. Psalm". Die Voriragswahl, die uns die sehr verkannt« Barockzeit näherbringnt, war ein« glück liche. Aus siäzerem Stilgefühl heraus mußte der Dirigent Fritz Ral»enschlag den Vortrag durch Tempv- und Dquamikwechsel zu l>eleben und fand in den Ausführenden, dem gutgeschulten, in den einzelnen Stimmen gut ausgeglickzenen Singchor, den So listen, dem Orgcniisten und dem Orchester, di« alle mit weit gehendstem Einsühlunzwvermögen uiid liesgläubiger Hingabe die Werke vortruzzen, Verständnis und Unterstützung. H. R.
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