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SächMAe Bvlkszeilunq Kummer 15S. 1«. Juli 1934. Das öffentliche Zelenntms der sooo Katholische Glaubenskundgebung im Klosterhos zu S1. Mrienstern - Höhepunkt der Firmungsreise Vischos Legges im Kamenzer Sprengel Der Bekennertag von Gt. Manensiern St. Marienstern, 9. Juli. Die Firmungsreise des Bischofs von Meisten, Exzcl. Petrus Legge im Kamenzer Erzpriestersprengel sand in der mächtigen Glaubenskundgebung am Sonntag im Klosterhos von St. Marienstern ihre Krönung. Aus allen Teilen des grasten Archipresbyterats und weit darüber hinaus waren die Katholiken herbeigeeilt, um Zeugen einer gewaltigen Kundgebung zu werden, wie sie das alt ehrwürdige Klosterstift kaum jemals gesehen. Die näch sten Kirchgemeinden kamen in langen Prozessionen mit wehenden Fahnen und die entfernteren aus Kamenz und Bansten mit mehreren Autobussen. Ehe der Bischof von der am Sonntag vollzogenen Fi rmung in Ka in enz gegen 3 Uhr eintraf, war der geräumige Kloster hof von dichtgedrängten Scharen besetzt, und die 30 Vereinsfahnen, die vielen Wimpel und die Kluften der Iungmädel und -Knaben gaben dem Ganzen ein geschlos senes Aussehen. In Begleitung des hohen Gastes befan den sich 20 geistlich Herren, die auf der mit frischem Grün geschmückten Tribüne Platz nahmen. Aach einem allgemeinen Kirchenlieds entbot der K l ost e r p r o p st dem Bischof, der Geistlichkeit, den Ka tholiken der näheren und weiteren Umgebung herzlichsten Willkommensgrust. Sie alte standen auf einem Boden, der während der fast 700 Jahre der Klostergeschichte schwere und opfervolle Prüfungen durclMmacht hat. Das Kloster selbst ist eine einzigartige und immerwährende Kundgebung des katholischen Glaulrens. Darauf sang der wendische gemischte Chor „Lipa Serbska" ein fünf stimmiges Maricnlicd und späterhin noch ein vierstimmi ges von Heimat und Vaterland. sind! Die Liebe zu Gott zeigt sich aber auch in Opfern, in dem Halten seiner Gebote, in der Sonntagsheiligung, im öfteren Empfang der Sakramente. Ein Ausdruck der Gottesliebe und unseres Glücks ist die Zusici)erung der Gottesmutter als unsere Mutter. Glücklich werden wir nur sein im Besitz der ewigen Liebe, müssen fest im Glau ben stehn. Wie ein Schwur soll heut zum Himmel stei gen: „Credo, Domine! — Herr, ich glaube!" Nach einem Marienliede der ehrwürdigen Kloster jungfrauen trat Vischos Petrus Legge ans Rednerpult. Während seiner 27jährigen Tätigkeit als Priester, so führte der Bischof aus, habe er niemals das Glück gehabt, in einer geschlossenen katholischen Ge gend zu arbeiten, sondern immer in der Diaspora, wo die Katholiken nur wenige Prozente der Bevölkerung aus machten. In diesen Gemeinden >var keine Gelegenheit zu einer solchen Glaubenskundgebung wie hier. Sie blieben nur auf das Gotteshaus beschränkt. Deswegen würden die hiesigen Katholiken ihm nachfühlen, wie cs ihm in seinem Herzen sei, dast er hier in der Lausitz zum ersten Male geschlossene katholische Gemeinden gefunden habe. Es war ihm deshalb eine ganz besondere Freude, schon an den Grenzen der Gemeinden begrüstt und emp fangen zu werden und nicht wie sonst üblich, erst vor dem Gottcshause. Besonderen Dank sprach der Bischof aus für all die Liebe, die er in vergangenen Tagen er fahren habe. Er gab seiner Freude Ausdruck, dast er in Sprache, Kirchenlied und Melodie eine so innige Gemein schaft gefunden habe, auch in Sitte und Brauch, in dem Besuch des Gottesdienstes und im Empfang der Sakra- mente, dast er eine so innige Verbindung mit den Toten auf den Friedhöfen gesunden habe, wo er vielfach zuerst hingeführt worden sei. Dem Sprechchor und dem Dannerlicd der Iungmäd- chenabteilung, dem Kolpingslicd der Gesellen und den Dankesworten von Erzpricster Sauer (Nalbitz) für die allseitige Mitwirkung folgte die Sakramentsprozession im Klosterhos, an der sich die Jugend lind die Vereine beteiligten, wäh rend die Ewachsenen Spalier bildeten. Mit sakramen talem Segen an einem drallsten aufgebauten Altar und dem Ambrosianischen Lobgcsang in beiden Sprachen fand die eindrucksvolle Feier ihr Ende, die eine Glaubens kundgebung und -erneuerung von grössten Ausmasten und gewiss hundertfältige Früchte bringen wird. Diese schöne und erhebende Kundgebung wird noch lange in den Herzen der »OOO Gläubigen nachklingen, die an ihr teilgenommen haben. —er. * Firmung in Mo Ain Firmtage in O st r a. am 7. Juli, wurde der Bischof außerhalb des Ortes, am Dorskreuz. rwu der ganzen Gemeinde empfangen und ins schmucke Gotteshaus geleitet. Aach kurzem Gebet begab sich die Prozession auf den unmittelbar angren zenden Kirchhof zur Ehrung der lieben Toten Darauf zele brierte der Bischof eine stille hl. Meise. Pfarrer Just hielt die Festpredigt. Darauf spendete der Bischof 9 t Firmlingen dos Sakrament. In seiner anschlieszenden Ansprache gab er seiner ungeteilten Freude Ausdruck, mit welcher Liebe uud Treue er in der kalh. Wende! überall empiangen worden ist. was ihm unoergestlich bleiben wird. Er warnte die Gläubigen vor dem Neuheidentum, das sich allenthalbeu breit macht. Nach dem bischöflichen Segen strömten die Gläubigen hinaus, wo dem hohen Gast verschiedene Parochianen vorgestelit wurden. Haltlose Gerüchte um Kardinal Faulhaber Als erster Redner sprach Pfarrer Nowak (Radi bor) in der Muttersprache der katholischen Wenden über äustere und innere Religiosität. Unsere Religion und der Glaube sind vielfach äusterlich. Manchem Christen ist der Sonntag nur ein Ruhetag, nicht aber der Tag, den der Herr gemacht. Andere ergehen sich nur in äusteren Formen. Wir müssen ans mehr dem Geiste, der Idee zuivcnden. In den Sakramenten haben wir durch Christus die Kraft erhalten, alle Widerwär tigkeiten zu überstehen. Ohne ihn ist unser Lelwn leer. Die Firmung, die so viele junge Christen in vergangenen Togen durch die Hand des Bischoss erhalten hal>en, macht sie zu Kämpfern Gottes, zu Führern im Heere des Aller höchsten, wie es einst der heilige Stephanus und Seba stian waren. Aber ein solcher must erst Herr über sich und seine Schwächen sein. In Gottesfurcht und Selbst verleugnung soll vor allem die Jugend schreiten. Als Ueberleitung zu der deutschen Festrede von Prälat Müller (Tchirgiswalde) sangen die geistlichen Jungfrauen in dem turmartigen Ausbau der Abtei ein mehrstimmiges Christstöniglied, verstärkt durch Lautspre cher, wie es alle Reden waren. Redner setzte an die Spitze seiner Ansprache das Bekenntnis: Der heilige Glaube, unser Glück für Zeit und Ewigkeit. Zunächst berührte Prälat Müller die Frage: Wo ist das wahre Glück zu suchen? Es besteht in der Liebe, die der Magnet der Seele ist. Dieses Bewusttsein lästt einen für den anderen einstehen. Gott ist unser liebender Vater, auch wenn er uns Heimsuchungen schickt. Sie läutern den Menschen. Wieviele Wohltaten spendet er uns lag- täglich! Damit ist aber seine Liebe nicht erschöpft. Seine größte Liebe offenbart sich im Verzeihen. Wir haben oftmals Gottes Güte mißbraucht und sie mit Undank ver golten. Welches Glück kehrt ein ins Menschcnherz in der Gewißheit, daß ihm seine Missetaten nachgelassen Dos Deutsche Nachrichtenbüro meldet: lieber Kardinal Faulhaber schwirrten in den letzten Tagen alle möglich» Gerüchte durch die Lust. Der Generalvikar der Erz diözese München-Freising bevollmächtigt uns, alle diese Gerüchte als haltlos zu erklären, wo von er sich bei einer unmittelbar varausgegangcnen Bespre chung mit dem Kardinal persönlich überzeugen konnte. Insbesondere war durch eine Peulermeldung in der Aus landspresse verbreitet worden, das Palais des Kardinals würde sorgfältig und streng bewacht. Detektive unterzögen jeden Ein oder Ausgehenden einer scharfen Kontrolle. Alan möchte nur wünschen, dasz die Auslandspresse, die in diesen Tagen so un sinnigen Meldungen Ausnahme schenkte, nun auch von dem Dementi ihren Lesern Kenntnis gibt. lleberhaupt werden die Borgänge des 30. Juni und des 1. Juli in Deutschland von einem gewissen Teil der Aus landspreise noch immer zu Sensationen ausgcbauscht. Dabei wideripreclien sich die einzelnen Blätter gegenseitig. Angebliche T o t e n l i st e n werde» verbreitet, die eine Fülle von Namen von Männern enthalten, die gesund nnd munter sind und wie immer ihrer Arbeit nachgehen. So meldet z. B. ein großer Teil der Anslandspresse, das; der ehemalige Minister Tre vi r a n u s erschossen worden sei. Nachträglich mutzte der „Daily Erpreß" Mitteilen, das; Treviranus in Dorsel lEnglandj zur Erholung weilt. Beliebt sind augenblicklich guch Auszeichnungen angeblicher Augenzeugen der Aktion in Wiessee nnd der Er- schietznngen. Dabei ist sestzustellen, das; sich diese Augenzeugen berichte unterscheiden wie Feuer und Wasser. Schon daraus allein ergibt sich, das; sie nicht aus Deutschland stammen, son dern in den Auslandsredaktionen fabriziert worden sind. In diesen Augenzeugenbcrichten werden auch Teilnehmer an den Aktionen genannt, bie vollkommen unbekannt sind. Wenn in gewissen Zeitungen des Auslandes dann noch behauptet wird, daß die große Begeisterung für Hitler, die in Deutschland ge herrscht habe, geschwunden sei. so kann demgegenüber nur die Tatsache scstgestellt werden, das; der Reichskanzler, der augen blicklich in Bayern weilt, aus seiner Fahrt durch Bayern in diesen Tagen von der Bevölkerung mit einer außerordent lichen Begeisterung begrüßt worden ist. 1 Soziale Woche der Katholiken in Frankreich Schreiben Pius XI. Vom 22. bis 29. Juli findet in diesem Jahre die soziale Woche der Katholiken Frankreichs zu Nizza statt Die Tagung steht unter dem Vorsitz des Bischofs Remond von Nizza und behandelt in diesem Jahre nach 2ö vorangegangenen Kongressen die Frage der Erziehung und ihre Stellung zur sozialen Frage. In Anbetracht der Wichtigkeit dieser Verhandlungen hat auch schon der HI. Vater ein Handschreiben an den Präsiden ten der sozialen Woche. Pros. Dutboil. durch seinen Staats sekretär richten lassen, in dem er aus die Wichtigkeit de- Erzie hung sür die Gesellschaft und den Star! Hinweis!, deren oberstes Ziel es sei. den Menschen zu einem lebendigen Bilde Ehriüi zu erziehen, „bis Ehristus in ihm gebildet sei", wie dies auch der Papst in seiner Enzyklika .Divini illius Magislri«' ausge- sührt habe. Der Hl. Vater, der in dem neuen Kongreß eine weitere Entwicklung der Linie der früheren Kongresse sieht, erteilt dem Beginn der 26. sozialen Woche von ganzem Herzen seinen Segen. Der Führer der spanischen Katholiken feiert Hochzeit Am 8. Juli wurde in der Hauskapelle des Bischofs von Madrid Alcala. Msgr. Eijo Garray. der Führer der spanischen Katholiken und der Ceda Gil Nobles unter großer Anteil nahme der spanischen Gesellschaft und des katholischen Volkes mit Frl. Maria del Carmen Gil Delgado getraut. Französisches Konsulat in Saarbrülken? Paris, 9. Juli. Der Kammerausschus; für Auswärtige Angelegenheiten nahm am Freitag einen Bericht des Außenministers Barlhou über die internationale Lage entgegen. Auch die Saarsrage wurde bei der Aussprache angeschnitten. Abg. Fribourg rich tete an den Minister die Aussorderung, in Saarbrücken ein französisches Generalkonsulat zu schassen. Barthou erwiderte, das; er mit diesem Vorschlag einverstanden sei. Buttmann über den Abschluß der Konkordatsbesprechungen Berlin, 9. Juli. Zu dem erfolgreichen Abschluß der in den letzten Juni wochen zwischen den Beauftragten der deutschen Reichsregiernng und den Vertretern des deutschen Episkopats geführten Ver handlungen gewährte Ministerialdirektor Dr. Buttmann vom Rcichsministerium des Innern Vertretern der Presse eine Un terredung. Ministerialdirektor Dr. Vuttmann hatte schon im ver flossenen Jahr als Beauftragter des Reichsministers des Innern, Dr. Frick, in hervorragender Weise am Abschluß des Konkor dats-Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und dem Vati kan mitgewirkt; Dr. Buttmann hat auch an den soeben glück lich abgeschlossenen Verhandlungen einen führenden Anteil ge habt. Ministerialdirektor Dr. Buttmann erklärte: Schon der Empfang der drei vom deutschen Episkopat bevollmächtigten Bischöfe durch den Reichskanzler habe in den letzten Iunitagen vor dem Abschluß der Verhandlungen gezeigt, das; beide Seiten, Staat und Kirche, von dem festen Willen erfüllt sind, zusammen zu arbeiten. Es ist bemerkenswert, das; gleich vom Beginn der Verhandlungen an aus beiden Seiten der feste Entschluß zum Ausdruck gekommen ist, die noch vorhandenen Mißhclligkcften tn dem Verhältnis von Staat und katholischer Kirche zu über winden und zu einem fundierten Frieden miteinander zu kommen. Ich habe bei den letzten Besprechungen mit dem Kardinal staatssekretär Pacelli in Rom die Anregung von ihm entgegen- genommen, daß wir, die Beauftragten des deutschen Staates, uns in Zukunst mit den deutschen Bischöfen direkt ouscin- andersehen sollten. Das ist jetzt in den glücklich abgeschlossenen Verhandlungen geschehen. Konkordatsparlner mit dem Vatikan ist das Deutsche Reich, und da Klagen, wie zum ^Beispiel über das Verbot der D o p p e l m i t g l i e d s ch a s t in nationalsozialistischen Orga- nisationen und zugleich in katholischen Organisationen besinn- den, hielt ich als Beauftragter des Staates die Hinzuziehung von führenden Vertretern der nationalsozialistischen Organisa tionen für erwünscht. Es stellte sich bei diesen Besprechungen alsdann heraus, daß bei offener Aussprache mit führenden Per sönlichkeiten dieser nationalsozialistischen Organisationen die bis dahin bestandenen Schwierigkeiten ausgeräumt werden konn ten. Das ist gewiß sehr zu begrüßen, da die bisher bestandenen Schwierigkeiten als besonders empfindlich zu beklagen waren. Es ist jetzt zu erwarten, daß ein wahrer Frieden in den Beziehungen zwischen Staat und katholischer Kirche aus der Grundlage des Reichskonkordals nunmehr erzielt worden ist. Der Gedanke der Volksgemeinschaft hat sich auch hier durch gesetzt. Der gleiche Abgeordnete verlangte vom Minister eine Er klärung darüber, daß die Festsetzung des Abstimmungszeit punktes im Saargebiet im Januar 193', dadurch bedingt bleibe, daß Deutschland die in Genf eingegangene Verpflichtnng. die Freiheit und Sicherheit der Saarländer zu achten, einhalte. Bar thou versicherte, das; dieses auch seine Auffassung sei. Mangel an Geistlichen in Spanien Bischof Emaiitiele Iruria y Almandez schreibt im Kircheiibloll seiner Diözese folgendes: „Der große Mangel nn Priestern nnd die Notwen digkeit der Errichtung neuer Pfarreien zwingen uns, Maßregeln zu ergreifen, damit in Zukunft nicht wieder ein so drückender Mangel an Seelsorgern entstehen kann. Denn das ist ein dculliches Zeichen des göttlichen Un willens und die schwerste Strafe, die er uns auferlegen kann." Der Kirchenfiirst teilt dann mit, daß eine wohl tätige Stiftung zur Förderung des theolo gischen Studiums eingerichtet ist nach Maßgabe der Vereinigung, die der Kardinalvikar des Heiligen Vaters im Jahre 1921 für das Vistuin Rom gegründet hat Vorerst ist ein Sekretariat eingerichtet, das die Pro paganda einleiten und Almosen sowie Gescheitste für die Priesterseminare annchmen soll.