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Nr. 160. Sächsische Volkszeitung Seit» b ^lotirsn Kommt em KonkorÄst mit vsnrig? Zwischen dem in Danzig noch bestehenden Zentrum und der Danziger Negierung besteht bekanntlich seit län gerer Zeit eine Spannung, die naturgemäß auch aus das Verhältnis zwischen dem Staat und der katholischen Kirche Einfluß hat. Neuerdings war, wie mir vor kurzem be richteten, die Spannung dadurch verschalst worden, daß der katholische Earitasverband eine Sammlung von Ver einsbeiträgen eingeleitct hatte, die nach Ansicht der Dan ziger Negierung nicht zulässig war, da die Negierung sämtliche öffentlichen Sammlungen verboten und lediglich den vom Staat genehmigten Wallsahrtsorganisa- tionen Vorbehalten hatte. Gegen die von der Regierung angeordnete Einstellung der katholischen Sammlung legte der Bischof in einer Unterredung bei dem Senats präsidenten Beschwerde ein. Ter Präsident des Senats, Dr. Rauschning, veröffentlicht nun ein Schreiben, in dem er an den Bischof seinerseits sein Befremden zum Ausdruck bringt, daß von der in dieser Unterredung er zielten Einigung in einem Hirtenbriefe nicht die Rede geivesen ist, der am vergangenen Sonntag von allen katho lischen Kanzeln der Freien Stadt verlesen wurde. Nach Ansicht des Präsidenten des Senats war nämlich eindeu tig vereinbart worden, daß der Earitasverband das Recht erhalten würde, lediglich von seinen eigenen Mitgliedern Beiträge einzuziehen, aber keine öffentliche Sammlungs tätigkeit auszuiiben. Die Danziger Negierung, so betont der Präsident des Senats in seinem Schreiben weiter, wiederholt nun mehr schriftlich die mündlich gegebene Erklärung, daß der Senat der Freien Stadt Danzig wie bisher, so auch in Zukunft Eingriffe in die elementaren Rechte der katholischen Kirche weder s c l b st veranlassen noch dulden wird. Der Senat habe vielmehr durch seine wiederholt kundgegebcne A b- sicht, mit der katholischen Kirche ein Kon kordat a bz u s ch l i e ß e n , seinen eindeutigen Willen zum Ausdruck gebracht, der Kiräze weitgehende Rechte in einem Staatsvcrtrag zuzusichern. Der Danziger Se nat legt aber Wert auf die Feststellung, daß er den kon fessionellen Frieden mit allen Mitteln aufrecht,',«erhalten suche und daß er daher erivartet, daß auch von der katho lischen Kirche die Grenzen zwischen religiöser Betätigung einerseits und einer parteipolitischen Kritik an Regie- rungsmaßnahmcn anderseits sorgfältig beachtet würden. Nur dann werde die Negierung in der Lage sein, auch ihrerseits mit voller Autorität jede unerwünschte Aeuße- rung des Unwillens der Bevölkerung über parteipoliti sche Bestrebungen katholischer Kreise mit Nachdruck ,gi- rückzuhalten. Am wichtigsten an diesem Schreiben ist die erneut in aller Form kundgegebene Absicht der Danziger Re gierung. mit der Kurie ein Konkordat abzuschließen. Die Antwort daraus dürfte jetzt aus Rom erfolgen. pnliliscken Usllunq rlev en«i>. KrilkoUken Angesichts der immer zahlreicheren Stimmen, die in England von demnächst vorzunehmcnden Neuwahlen sprechen, fordert der „Tablet" die Katholiken zu erhöhter Wachsamkeit und Wahrnehmung ihrer Interessen auf „Vis jetzt — schreibt das angesehene englische Organ — ging die katholische Politik dahin, von der Bildung einer katholischen Partei in der englischen Politik abzusehen und es unseren Leuten freizustellen, sich mit irgendeiner Partei zu verbinden, die nicht ein autichristlicl)es Pro gramm angenommen hat. Borbehältlich befriedigender Erlsinrungen seitens der Schwarzhemden und unter Aus schluß der atheistischen Noten, werden unsere Führer wahrscheinlich diese alte Politik bcibehalten. Dagegen bedürfen wir immer eines starken Kernes katholischer Mitglieder im Parlament zwecks gemeinsamer Aktion, wenn katholisch Grundsätze und Rechte bedroht sind. Im Verhältnis zu unserer Zahl und unserer Bedeutung müßten wir mindestens 5,0 Mitglieder im Hause der Ge meinen haben; unsere heutige Stärke beträgt aber nicht einmal die Hälfte. Beharrliche Gerüchte besagen, daß verschiedene Parteiführer, die vollständig gefügige Mit glieder vorziehen, uns im nächsten Parlament »och schivä- chr vertreten haben wollen. Wo immer ein Katholik als Sans Albers gegen Ufa Prozeß um 68 000 Mark. Berlin, 13. Juli. Vor dem Landesarbeitsgericht Berlin wurde am Donnerstag ein Prozeß verchandelt, den der Filmsclzau- spielcr Hans Albers gegen die Ufa auf Zahlung von 68 000 Mark angestrengt hatte. Hans Albers war von der Ufa am 8. April 1033 für drei Filme verpflichtet wor den. Für jeden dieser Filme erhielt er 17 000 Mark zu gesichert. Neber die Zeitdauer der Filmaufnahmen war im Vertrag nichts vereinbart worden. Die Herstellung des Films „Ein gewisser Herr Gran" dauerte zwei und die des Films „Flüchtlinge" zweiein halb Monate, während die Fertigstellung des Films „Gold" fünf Monate in Anspruch nahm. Hans Albers stellte sich auf den Standpunkt, daß die Fertigstellung eines Großfilms in der Regel höchstens drei Monate dauere. Er hätte Anfang 1934 für andere künstlerische Zwecke zur Verfügung stehen können, wenn er nicht so lange Zeit für den Film „Gold" hätte arbeiten müssen. Aus diesem Grunde verlangte er die Zahlung von 68 000 Mark. Der Vertreter der Ufa erklärte dagegen, man müsse beim Film immer mit Zwisci-enfällen rechnen, und gerade hi dem Film „Gold" hätten sich eine Reih von örtlicher Kandidat seiner Partei aufgestellt wird, müssen wir sofort die antikathvlischen Intrigen zerstören, die jetzt schon gesponnen werden." freut euck «les Qrüdckens! Welcher Mann freut sich nicht, wenn an Kinn oder Wange seiner Herzallerliebsten Grübchen austauchen! Daran ändert auch die Ansicht mancher Wundärzte nichts, die jene Erscheinung als einen anatomischen Mangel, also eine Verkürzung der Sehnen, oder aus eine ähnliche Weise erklären. Solche tiefschürfenden medi'mischen Un tersuchungen werden kaum allgemeiner Wertschätzung teilhaftig werden. Aber in einer ganz anderen Richtung sollen die Grüvchen Bedeutung besitzen. Jedenfalls ist dies die Ansicht des ungarisch» Oberpolizeirates Max Tisza. Dieser Beamte hat eine» höchst ausschlußreichen Beitrag zur Kriminal-Anthropologie versaßt, der die Ueberschrift trügt „Die Bedeutung der Kinn- und Wangengrübchen". In dieser Schrift hat sich der Verfasser des Nachweises be fleißigt. daß alle mit solchen Verzierungen behafteten Menschen harmlose Leute seien. Tisza sucht diese Er kenntnis durch eine Anzahl statistischer Daten zu begrün den. Danach ist es überaus selten, daß die mit Grübchen Versehenen eine strafbare Handlung begehen, die inan als schweres Verbrechen bezeichnen könnte. Angeblich sei etwa ein Drittel der Zeitgenossen mit Schönheitsgrüb chen behaftet. Ahr in den Strafanstalten weisen nicht mehr als zwei bis drei vom Hundert diese Eigentümlich keit auf. In sachverständigen Kreisen ist man der An sicht, daß diese Beobachtungen noch orr Nachprüfung be dürfen. die auch wir zunächst erst einmal abwarten möchten. Die Vollmachten für Key Wien, 13. Juli. Amtlich wird mitgeteilt: Am Donnerstag sand unter Vorsitz des Bundeskanzlers Dollfuß ein mehrstün diger Ministerrat statt. Ter Ministerrat beschloß das be reits angckündigte Gesetz zur Abwehr politischer Gewalttätigkeiten. 'Nach diesem Gesetz wird für die Dauer der Aufrechterhaltung des Standrechtlichen Verfahrens bzw. bis zum 31. Januar 193.1 für alle S p r e n g st o f f v e r b r e ch e n, einschließlich des bloßen unbefugten Sprengstofsbesißes, sowie für eine Reihe wei terer besonders schwerer Verbrechen gegen die Sicher heit der V e r k e h r s u n t e r n e h m u n g e n und -an- staltcn sowie der lebenswichtigen Betriebe im standrecht lichen wie auch im ordentlichen Verfahren ausschließlich nur die Todesstrafe verhängt werden können. In diesem Zusammenhang wird ferner ein Minister ausschuß mit der Frage weiter erfordcrlichr außerordent licher Maßnahmen betreffend die zu verbrecherischen Zwecken mißbrauchten Wohnungen und Geschäftslokale besaßt. (Es wird die Aufhebung des Mieterschutzes für solch Wohnungen beschlossen werden.) Ein weiteres Bundesgesetz, das zur Verabschiedung gelangte, betrifft die einheitliche Regelung des Wassen- gebrauchsrechts der Iustizwachbeamten. In einer ein gehenden Aussprache beschäftigte sich dann der Minister rat mit dem Entwurf des Vundesgerichtshofgesetzes und der Rechnungshofgesetznovelle, die genehmigt wurde. Weiter beschloß der Ministerrat ein Gesetz, betressend die Fortsührung der Maßnahmen der produktiven Arbeils- losenfürsorge und ein Gesetz über die Errichtung von Werkgemeinschaft"». Durch dieses Gesetz wird die Ein richtung der Betriebsräte abg,e schafft und an deren Stelle eine b e r u s s st ä n d i s ch ausgebaute Vertretung innerhalb der Betriebe geschaffen. Ein weiteres Gesetz beschäftigt sich mit der Möglichkeit, aus gediente Soldaten im Bundesdienst, Länder- und Ge meindedienst anzustcllen. Dollfuß nächste Woche in Melone Wie», 13. Juli. Der Besuch Dollfuß' bei Mussolini in Riccione fin det, wie nunmehr von unterrichteter Seile verlautet, be reits Mitte n ä ch st e r W oche statt. Die Selbstverwaltung der Wirtschaft Gras von der Goltz über Ziele und Aufgaben des WirlschafiSstandeS Vor Pressevertretern äußerte sich gestern der an Stelle des ' abbernfenen Führers der Wirtzä-ast, Keßler, mit der Wahr- , nehmung der Geschäft bcaujiragic flelluertretende Führer der Wirtsclmft, G ruf von der Goltz, über Organisation und Aufgaben der Selbstverwaltung der Wirtschaft. Er führte u. a aus: Die in der Führung der Wirtschaft tätigen Personen sind alles Männer des praktischen Lebens, welche Besse res zu tun haben, als etwa eine Organisation als Selbstzweck auszubauen und zu beschäftigen. Immerhin sind ohne die Wirt schaftsorganisation entscheidende Ausgaben der Wirtschaft nicht zu lösen. Und es hat sich bereits gezeigt, daß in sehr vielen Fällen durch die neue Organisation viele bisherige Verbände infolge Zusammenlegung überslüssig werden konnten. Die Wirtschaft ist bekanntlich in 13 Hauptgruppen mit sach lichen Untergliederungen ausgcteilt. Regional wird in den Treuhänderbezirken und später in den Neichsgauen eine ent sprechende Zusammenjassung von 13 Bczirtshanptgrnppcufüh-' rern einschließlich der Präsidenten der Industrie- und Handels kammern und Handwerkskammern erfolgen. Der Ncichsstand der Industrie ist in diesem Zu sammenhänge zn einer N e i ch s a r b e i t s g e m e i n f cha s t und Ausgleichsstetle der sieben industriellen Hauptgruppensührer in allen für diese Hauptgruppen gemeinsamen Angelegenheiten geworden. Die Pe r s o n e na u s w a h l, die zugleich auf die notwen dige sachlickw Eignung wie aus das notwendige Vertrauen der nationalsozialistischen Bewegung Rücksicht zn nehmen hatte, war nicht einfach und verzögerte den Ausbau. Immerhin ist zu rech nen, daß Ende Juli die grundsätzlichen organisatorischen Ar beiten im wesentlichen beendet sind. Für eine nationalsozialistische Fiihrerorganisation der Wirt schaft ergibt sich von selbst die Aufgabe, im Wege der Selbst verwaltung den nationalsozialistischen Grundsatz zur Tat wer den zu lassen, daß die Wirtschaft dem Volke dient. technischen Schwierigkeiten ergel>en, die die Herstellung verlängert Huben. Dus Arbeitsgericht wies die Kluge ub. Steuersteübries aeaen Generalmusikdirektor Klemperer Das Finanzamt Tiergarten in Berlin erläßt gegen den 1885 zu Breslau geborenen Generalmusikdirektor a. D. Otto Klem perer, zuletzt wohnlmft i» 2ierlin. zur Zeil in Wien. Schloß Schönbrunn, einen Sleuersteckbrief. Klemperer schuldet dem Reich eine restlici-e Reichsfluchtsteuer von rund 4500 Mark, die am 30. September 1933 nebst einem Zuschlag von 5 Prozent für jeden auf den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden angesan- genen halben Monat fällig gewesen ist. Das inländischze Ver mögen wind zur Sickerung der Anspriickzc beschlagnahmt. Bestrafter Saboteur Wilhelm Ehmha rdt aus der Paracelsusstraße 1 in Pan kow wurde durch den Schnell richte r zu fünf Monaten Gefäng nis verurteilt. Aus dem Betriebe ist er fristlos entlassen wor den. Der Verurteilung lag folgender Tatbestand zugrunde: Seit mehreren Woclzen provozierte Ehmlmrdt trotz mehcfaclzer 'Ver mahnungen im Betriebe. Er beleidigte de» Führer und die Reichsregierung in sci>amlosester Weise. Einem Arbeitskamcra- den, der seit 1982 der HF. angehört, hatte Ehmhacdt versucht, «ne Bottichstange an den Kopf zu werfen. Er wurde darauf hin der Polizei übergeben. s Es handelt sich dcmgemttsi um keinen Jnteressenvcrband, g«. schweige denn einen Arbeitgeberverband, sondern um eine ge setzliche Zusammenfassung aller deutschen Betriebssichrer für ihre bei der Führung der Betriebe an sic herantretenden wirt schaftspolitischen Aufgaben. Eine Ehrcngerichtsordnung wird die völlige Ausmerzung aller volkswirtschaftlichen Schädlinge ermög lichen, die als Betrüger, Wucherer, Preistreiber oder dergleichen schuldig werde», allerdings auch solcher Leute, die durch unbe gründete Denunziationen um eigenen Vorteils willen Konkur renten vor ein Ehrengericht zu schleppen suchen. Eine solche Ehrengcrichtsordnung soll ein Leistungsprinzip unter Ausschal tung unanständiger Arbeitsmethoden ermöglichen. Demgemäß sind die wirtschaftspolitischen Verbände mit der sür sie geltende» Zwangsmitgliedschast auch keine Kartelle mit marttrkgelnden Funktionen, sondern haben in dieser Beziehung nur Ausgaben der Beobachtung. Im übrigen ist die Organisation der C c l b st Verwal tungsapparat für eine nationalsozialistische Wirüchasls- politik. Der politische Führer der Wirtschaft ist der sür die Wirtschaft politisch verantwortliche R s : ch s w i r t s ch a f t s- m inister. Aber von ihm ist die Organisation für eine natio nalsozialistische und wirtschaftlich vernünftige unbürokratische Durchführung des Willens der politischen Wirtschaftsführung geschaffen. Demgemäß ist anzunchmen, daß beupielswcise bei allen Anordnungen für die Exportförderung, Rohstofsveneilung und Nohstosc'üswcchselung die Selbstverwaltung der Wirtschaft eine wesentliche Rolle spielen wird. Darüber hinaus wird die Selbstverwaltung der Wirtschaft in ihren eigenen Reihen die Fragen durcharbeiten und klären, die sie bedrücken, oder die zur Förderung nationalsozia listischer Volksgemeinschaft und Volksversorgung zn lösen sind. Gewiß ist sür die Förderung des Exports in jeder Richtung zu arbeiten, und wie bei jeder anderen Gelegenheit so euch hier zn betonen, daß die deutsche Volkswirtschaft willens ist, mit dem Auslände T a u s ch b e z i e h u n g e n aufrechtzu erhalten und zu fördern. Ebenso sicher aber iß, daß ein natio nalsozialistisches Deutschland sich in dieser Richtung nicht von dem mangelnden Willen, deutsche Gegenwerte für den erwünsch ten Import anzunehmen, abhängig machen kann ilnd so wird neben der Frage der A r b e i t s b e s ch a s f u n g die Frage einer Sicherung der wirtschaftlichen Unabhängig keit Deutschlands unter entsprechender Lenkung des Außen handels und Stärkung der innerdeutschen Rohstosfgrundlage Gegenstand eingehender lleberlegungcn auch der wirtschaft lichen Selbstverwaltung sein. Gewiß und selbstverständlich lie gen auch hier wie überall die letzten Entscheidungen bei dem Führer und seinem Reichswirtsll-aftsminister; aber fachlich voll endete und von nationalsozialistischem Geiste getragene Vorar beiten der Wirtschaft in engstem Einvernehmen mit den maß gebenden Stellen erscheinen sür eine nationalsozialistische Wirt schaft, die sich für ihr Schicksal mitverantwortlich fühlt, uncr- läßlich. So tritt die technische Frage der Organisation bereits weit zurück hinter den großen Aufgaben, die sich mehr und mehr abzcichnen. Und so wird die Organisation der Wirtschaft keine überflüssige Organisation äußeren Schein^ sondern eine Organisation der Arbeit sein. Ausländische Diplomaten bei Varthou Paris, 13 Juli. Außenminister Barthou hatte am Donnerstag Unterredungen mit dem englischen Bot schafter sowie mit dem griechischen und dem südslawischen Gesandten.