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Deutsch und katholisch Eine bedeulsame Ansprache von Erzbischos Dr. Gröber^ Freiburg In einer Versammlung in Freiburg — nnlählich des Goldenen Pricstcrjubiläuma des Freiburger Dompfarrcra Brettle —. hielt Erzbischof Dr Gröber eine be deutsame 'Ansprache iiber das alituelle Thema „Der deutsche katholische Priester und das deutsche katholische Voll,". Erzbischos Dr. Grö ber siihrte u. a. folgendes aus: Die Alihverständniss« iiber dieses Thema in der Gegenwart kunmen daher, weil wir nicht jene begriffliclie Klarheit ixsitvm, d e notwendig ist. „Volk" sind vor allem die Mensclgm mit dem gleichen Blute. Der Blutcharakter des Balkes wird heute in den Vordergrund gedrängt, und nicht mit Unrecht, weil man m. E. das lange Zeit hindurch vergessen hat. und iveil so viel vom Blut abhängt, nicht bloss nach der kör;»erlicl>en Seite, son dern für die seelisch Artung. Nur darf man nicht den Blut charakter übertreiben. Wir katholisä-en Priester wir stammen aus dem Volk unserem Blute nach. Wir im Süden wissen, dass wir alle entstammen jenen altgermanisel-en Stämmen der Aleman nen. Schwaben, Franken. Wir missen auch, das; wir das Blut unserer Ahnen ziemlich unvermischt in unfern Adern tragen. Unser süddeutsches Blut scl-eint ungemischter zu sein als das an derer deulscl;er Völkerschaften. In der Gegenwart haben wir uns wiederum zu einer grossen Volksfamili« zusammengesun den. Wir Priester stammen auch meist aus dem eigentlichen Volke, aus den Kreisen des einfachen, vor allem des l»ttuerliä>en Volkes. Und wir sind stolz darauf. Die Kirclx.' hat immer diese Stände, vor allem den Bauernstand, geschäht und ihre Priester nie nur aus den herrsck>enden und führenden Schichten genommen. Wir katholischen Priester geben den gleichen Bil dungsgang init den übrigen Volksgenossen. Wir spielten mit den Kindern, sangen und rangen mit ihnen, sahen zusam men mit den übrigen Gliedern des Volkes auf den Schulbänken, aus dem Gipnnasiuin. Zusammen mit den übrigen jungen Deut- scl»en aus den Universitäten, um uns die Kulturgüter des deut schen Volkes anzueignen. Und können darum sagen, dah wir die glcicl-en Kulturgüter lxgihen wie die andern Es gab eine Zeit, in der man das zu bestreiten wagte. Eie ist heute lange schon vorlrei. Wir deutschen kalholisäx'n Priester fühlen wie das Volk. Ich appelliere an das deutsche Gemüt meiner Priester selbst. Gerade wir kalholisä-en Priester sind durch das Ge fühl verbunden mit dem Volk. Ich weih, dah namentlich dann, wenn wir jenseits der Grenzen uns länger auihaltcn muhten, etwas in unserer Seele wach wurde, jenes Heimweh nach Deutschland nach den deutschen Mensche», nach den deutschen Flüssen und Bächen, nach den deulsclnm Wäldern und Bergen, nach dem Bodensee. Die Liebe zur Heimat und zum Volk ent springt nicht nur der Stimme des Blutes, sondern ist auch eine Aeuherung des christlichen Gewissens. In der Liesse zum eige nen Volk lvar der Heiland selbst dem Priester Vorbild in all den mahnenden, klagenden und nnklagenden Worten die er an sein Volk richtete. Wir lieben unsere Heimat und unser Volk, gerade well wir Ehristen, weil ivir Katholiken sind Wir deutschen kalholisel>en Priester sind bestimmt für das deutsche Volk. Der dentsclx'. kalholisclie Prie ster empfängt bei seiner Weihe nicht die allgemeine Sendung, in allen Völkern zu wirken, es wird vielmehr die lx?sondere A iioalx.' ihm gestellt, in seinem Lande, in seiner Diözese zu wirken. Der Visclwf fragt bei der Priesterweihe, ob der zu Weihende ihm. dem Bischof der Diözese. Gehorsam gelobe: bei ihm seinem Bischof soll er bleiben und unter seiner Obhut wirken Wir üeutsänn kaihoiisä>en Priester wirken mitten i m V o l k. Der Priester steht mitten unter dem Volke, in dem und für das er arlxület. Das kommt dadurch zum Ausdruck, dah der Pfarrer verpflichtet ist. innerhalb seiner Gemeinde zu b'eiben, die er ohne die besondere Erlaubnis des Bischofs nicht verlassen darf Wohl ist das Arbeitsfeld des Priesters ei» ewi- aes. die unsterbliche Seele, die Seele des Mannes und der Iran, des Greises und des Kindes. An der Seele des Volkes soll der Priester arbeiten: und nicht etwa bloh in der Kirclie. Wer den katholischen Priester in die Kirche ver bannt, entzieht Ihm Gebiete, die ihm naturel len sind, die er beackern muh nach seiner Sendung und der Sehnsucht seiner Priesterseele. In die Seele des Volkes wallen wir nicht hineintragen Dinge die den Staat so berühren, dah er erklären muh, das sei ein Gebiet, in das sich die Kirclx' nicht «finnischen darf. Wir haben der Arbeit iU>ergenug. dah nur nicht das Arbeitsgebiet eines anderen zu streifen brauchen Wir müssen in die Seele des Menschen hineintragen die Wahrheit. Das Volk hat ein feines Gefühl für die Arbeit des Priesters nach der Weisung des Heilandes, die Wahrheit hineinzulrngen in die Welt und lehnt alles ab, was den Priester von dieser seiner Aufgalie entfernen würde. Wir geben dem Mensäien nicht bloh Gesetze, wir teilen ihm auch die Kraft mit. um nach den ewigen Zielen ausschauen und wandern zu können. Wir katholiscl>en Priester beten fUr dasVolk. Wir deulscizen katholischen Priester gehen nicht bloh in die glänzen den Strahen der Stadt, wir gehen hinein auch iu jene Gassen, wo die Armut, das Laster wohnt, um Seelen zu suchen. Der Redner fand hier beglückende Worte über die Arbeit des Deut- sä-cm Caritasverbandes. Caritas sei die herzbeglückendc Ausgabe des deuts<i>en katholisclzen Priesters. Aller nicht bloh U e b e r n a t ü r l i ch e s teilt der deut sche Priester dem deutschen Volke mit. Auch die deutsche Kultur verdankt dem katholischen Priester- t u m ungemein viel, in der Gegenwart, in der Vergangen heit, in allen Jahrhunderten deutscher Geschichte, in der Wissen schaft, der Kunst in allen ihren Gattungen. Nehmen Sie weg, was Sie dem katholischen Priester verdanken: welch entsch liche Lücke wird dann im Kulturgebäude des deutschen Volkes entstehen! Was bietet rein kulturell betrachtet der katholische Priester auf der Kanzel, in den Vereinen! Nicht bloh religiöse, auch kulturelle, deutsche Arbeit leisten wir dort! Wir waren und sind Kulturträger. Dann behandelte der Erzbischof zwei Einwände den ersten: der katholische Priester widerspreche durch d a s C h r i st e n I u in der deutschen A r t. Iu Büchern ist davon gesprochen morden, das; der katholische Priester durch das von ihm vertretene Christentum die deutsche Volksseele ver giftet und verdorben habe. Da appellierte der Erzbischos zunächst lebhaft an die eigene innere Erfahrung seiner Zuhörer, die das Gegenteil bezeugt. Und fuhr dann fort: Es ist historisch falsch, das; das Christentum für die Germanen eine Verderbnis ihrer Art gebracht hat. Als die Missionare die germanischen Völkerstämme missionierten, war die alte germanische Religion schon im Absterbcn begrif fen. Auherdem sind die germanischen Stämme nicht etwa ge waltsam zum Christentum gebracht worden, sondern sic haben das Christentum, wie cs deutscher 'Art entspricht, mit der gan- Die Vischofsweihe in Hildesheim Die Konsekration und Inthronisation des Bischoss Dr. Joseph Machens wird am Mittwoch, dem 25. Juli d. I„ dem Feste des heiligen Jakobus des 'Aeltercn, im hohen Tome zu Hildesheim statlsinden. Als Konsckrator wird der Kardi nal-Erzbischof von Breslau, Dr. Bertram, fungieren, während der Bischof von Berlin. Dr. Nikolaus Bares, assistiert. So wohl Kardinal Berlram wie auch Bischof Bares haben bekannt lich früher den Hildesheimer Bischossstuhl innegehabt. zen Freiwilligkeit ihrer Seele angenommen. Es gibt noch eine ganze Reihe von Katechesen, die berichten, wie die Missionare an die Germanen herantraten, um sie für das Evangelium zu gewinnen, lind die 45VÜ Sachsen haben nicht ihr Leben ver loren, weil sie keine Christen sein wollten. Das ist falsch. 'Nicht deshalb sind sie verblutet, sondern weil sie politische Geg ner Karlo des Groszen gewesen sind, wobei wir keines wegs sene Tat des groszen Kaisers billigen. Wir wissen auszcr- dem, das; die Vermählung des deutschen Geistes mit dem christ lichen Geist im Mittelalter eine Kultur gebracht hat, so groh- artig, das; cs geradezu Wahnsinn wäre, zu behaupten, das; Christentum und Germanentum sich nicht miteinander vertra gen. Und da sprudelt cs nur so heraus an Beispielen: Walter von der Bogelwcide, die Dome in Freiburg in Köln usw. Und wenn man Sie fragte, ob denn In der Gegenwart ein Gegensatz bestünde zwischen Christentum und deutschem Empfinden, dann werden Sie sicher antworten, dah Sie davon bisher nichts ver spürten! Der katholische Priester ist kein Kulturseind, son ¬ dern ein Kulturträger. Die deutsche Kultur verdank« ihm un gemein viel In allen Jahrhunderten deutscher Geschichte. Ein zweiter Einwand lautet: der katholische Prie ster vermöge es nicht, in entsprechender We.se dem deutschen Volk zu dienen, weil er ., u l t r a m o n t a n" sei: das; wir ein Misstrauen deshalb verdienen als Deutsche, weil wir in Rom im Heiligen Vater denjenigen verehren, den wir nennen den Nach saiger des göttlichen Hei landes; es sei wahrscheinlich, das; sich das mit dem deutschen Wesen nicht vertrage. Wiederum appellierte der Erzbischof an das eigene Emp finden der Zuhörer. Wir alle sagen: nein, vielmehr ge rade aus dem Katholischsein heraus sind uns neue nationale Kräfte erwachsen. Van der deutschen Volkskirche reden wir inso fern, als eben die Kirche Jesu Christi, die katholische Kirche, auch das Volk erfasst. Falsch aber ist cs zu verlangen, dah das deutsche katholische Volk sich religiös und kirchlich von Rom. von der Einheit des Christentums, loslösen sollte. Das ist schon der Traum mancher gewesen. Wir wissen aber, das; wir die ewige Wahrheit nicht zerteilen und trennen können, dah der Heiland rein sittlich die Menschheit zusammengeschweisst hat zu einer grohen Gottesfamilie: und wir missen, das;, wenn wir uns loslösen vom Zentrum der Christenheit, das; wir damit auch den Weg des religiösen und sittlichen Zerfalls beschreiten. Darum: So deutsch wir sind, so entschlossen sind wir, dem Heiligen Valer die Hände zu reichen und seine Vaterhand zu halten mit der Zärtlichkeit eines Kindes bis zum Sterben. Wir katholischen deutschen Priester sind nicht Beauf tragte des Volkes oder des Staates, sondern der kirchlichen Behörde. Darum kann kein Geistlicher, der recht- mässtg von seiner Behörde eingesetzt ist, vom Volk entsernt werden, ohne das; das Volk sich Rechte anmasst, die es in der Tat nicht besitzt. Alan sagt in der Gegenwart, die katholischen Geistlichen arbeiten da und dort gegen das Volk und miisst n deshalb ihre Stelle verlassen. Wäre das der Fall, dann wäre ich der erste, der den Geistlichen zurückziehl. Zuerst müssen aber Beweise dafür erbracht werden Es muh nachgewiesen werden, Vas; da nicht etwa lange gehegte Leidenschaften zum Ausbruch kamen. Ich gebe zu, das; wir Menschen Priester sind, und Fehler haben und Fehler, vielleicht grohe, begehen können Das Volk hat bis- her auch mit den sehlendcn Priestern Nachsicht getragen, und ich ersiehe und erwarte es, dah das auch in der Zukunft der Fall sein wird. Ich weih, dah die führenden Männer des Staates glauben, das; der deutsche katholische Priester der beste Helfer siir die Ausgaben und Zwecke ist. die der Staat erfüllen muh. Der Priester lagt dem Volk, welche Würde die Frau besitzt, der deutsche katholische Priester sagt dem Volke, welche Bedeu tung das Kind besitzt; der katholische Priester ist es. der dein Volke sagt, welche Bedeutung volksaufbauernder Art die Ehe besilst; was die Autorität bedeutet; das; die Slaalsautorilät nichts anderes ist als eine Teilnahme an jener göttlichen Auto rität, die Gott selbst dann wieder iu seiner Weisheit Menschen verleiht, damit sie den Staat regieren und die Menschen ihrem zeitlichen Ziel entgegenführen. So ist der katholische P r i e st e r st aats b e g r ii n dcnd und st aals s ö rder n d. Darum wünsche ick. das; man meinen Priestern mich jene Ach tung und jenen Schul; angedeihen lasse, den sie als Förderer der staatlichen Interessen auch in der Gegenwart verdienen Ich weis; mich hier im Einklang mit den Führern un seres Volkes. Tas eine darf ich von den Verhandlungen, die kürzlich zwischen den Vertretern des Staates und der Kirche geführt worden sind, verraten, das; von feiten des höchsten Führers unseres Volkes kein Kulturkampf gewünscht wird, sondern das; er will den Frieden mit den Konfessionen, damit auch die deutsche katholische Kirche arbeiten könne für das Volk. Wir deutschen katholischen Priester leiden für d a s V o l k. Wenn ich hineinschaue iu die Seele meiner Priester, kann ich sagen, das; wir alle ohne Ausnahme hinter dem Volk und dem deutschen Staat stehen, deshalb, weil wir wissen, dah, wenn dieser Staat zusammenbricht, etwas Nachfolgen würde, was furchtbar wäre. Hier schilderte der Herr Erzbischof in war men Worten was der katholische deutsche Klerus in abgelrcnn- ten deutschen Gebieten mit dem deutschen Volk und kür da» deutsche Volk leidet, wobei er insbesondere aus Südtirol hin wies. Wir besitzen die Liebe des Volkes. Aber wie das Volk die Priester, so lieben diese auch das Volk und sind zu allen Opfern bereit siir diesesVolk Mit dem Volk denken wir und kühlen nur. und kür das Volk handeln ivir, iveil wir katholisch sind. Nehmen Sie das als Bekennt nis: O wie lieben wir das deutsche Volk, wie lieben wir cs dann namentlich, wenn wir sehen, wie Wolken gewitterschwcr über das Volk dahinzichen. Wie wäre ich bereit, mein Blut siir dieses Volk dahinzugeben, wenn ich damit erreichen könnte die grohe Befriedung des deutschen Volkes. So denke ich. so denken meine Priester. Ihr Männer, deutschen Volkes So den ken meine Priester. Ihr Männer. Frauen. Jünglinge, weil wir Deutsche sind. lLebhastes Bravo.) So denken nur, so fühlen wir, so handeln wir, weil wir katholisch sind. Der Heilige Vater empfängt den Kapellmeister der päpstlichen Kapelle Der Heilige 'Naler empiiua den Kapellmeister der Päpst lichen Kavelle, Lorenzo Pe ros i.der ihm die Man iikriute sei ner neuesten mnsika!isel>eu Merke überreichte: eine Fubiläums- Messe, ein Te dem», und den Pfingsthymnus „Beni saiie'e spirilus". Der Heilige Vater drückte seine Hobe Belriedi znng über die Kunst Perosis aus die er von asien Aniänaen an kenne und verlieh dem Kamülmeilter die Goldene Jub läumsmedaille vo n .Heiligen Jahr und seinen besonderen Segen für sein künstle- risäx's Schaffen und Mollen. Salesianer zum Apostolischen Präfekten von Siam ernannt Msstr. Gaetano Pasotti, ein Salesianer, ist zum Apostolischen Präfekten von Najaburi ernannt, eine neue Präsektnr, die fast das ganze Königreich Siam i mäht. Oie Beisetzung -es Prinzgemahls -er Nie-erlande Die Abfahrt des Leichenwa gens, der die sterblichen Reste des Prinzgemahls Heinrich zu der in Delst gelegenen Fa miliengruft des Königlichen Hauses brachte, vom Köuigs- lalast im Haag. Dem Man che des Verstorbenen ent- prechend, mar der von acht Rappen gezogene Wagen völ lig in Weis; und Silber de koriert. Auch die Königin Wilhelmine sunter dem Por tal, links) und die Kron prinzessin Juliana (rechts folgten weis; gekleidet dem Sarge.